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J
„Satan w j # Radierung von Goya
©euffdjfanbf (Sdjufb un b ba3 beuffdje Od^ulbbefennfnt^
5>om (Sjnaföprdfib.enfcn o. £>. Robert <5 mol ber, Gaffel
vcrltftn, ®f, U "’ rf,Cn r". cinc Me, augemefftit
l llm r ,l "" nt " Minnen t0iu , „„ « C --
luyl für Difornl öcr Iclt uorf) ucrblicben
SRorcl > „Foreign affairs", ^untfjcit 1923.)
lalyccnb • bes Kriegcslat fid) 4»ci ben Sjegerftaatcn auf
b T ®?? c ©iebcrholungc n ber Sab feft-
d u^t „Deutjchlanb bat len Krieg feinen, ©eanern auf=
gelungen ©cutfcfjlnnö tefct bie 9lUcinfd,ulb- Ä ©corgc
bat ton fogar nod) am 4. Sluguft 1918 bt.fiin ucrfdmrft-
!?,VW*" 9m> ;
ft n ?f. Ute . bc * 0 ' ri, net ein mpgebeubcr Vertreter r Sicaer»
6ah ai« & eL lt0 ff C " ifd,C 4 nif,crpräfiöent ben obigen
R* n! Z ” Hru ' 9stD0, T »”b betfelbe 52.„ob © eore , c l,ot
3? m AVJTV « ® e *’ l920 ' Hi" »««Klaffen:
über hip ffr.r an n b ' e ® runu ’ ru "fl fn unb l'üdjer lieft, bie
ubec bte Creigmffe not bem l.xiuguft 11914 in ben ein-
jclnen ßänbern erfdjienen finb, um fo mehr wirb man
gewahr, baß bie Scanner an Ieitenbcr Stelle ben Krieg
nid)t gewollt h°k en > baß fic hineingeglitten, hinein»
getaumelt, bineingeftolpert finb, wie mit ^ 3 linbf)cit ge*
fdjlagcn."
^Irdiioe hoben ftrf) nucfi geöffnet unb Diaterial zutage ge*
föröert, bas gegen 3 tr>ci anberc Staaten, gegen jrantreid)
unb 'Diußlanb, ein ooügcrütteltes 3Jiaß an Srijulb feftftcHt.
©ic ftarf in biefen bcibeit Staaten ber ©rang gum Kriege
gewefen ift, beleuchtet hell ein Bericht, ben ber gewiß 3 U»
uerläffige ruffifche <Botfd)after in Sonbon, ©raf ^enfenborff,
feiner Regierung unter bem 25. Jyebruar 1913 erftattet hot.
3 n ihm heißt es:
„©entt id) mir bie ©orte bes fran 3 öfifd)cn ^Botfcfjaftcrs
tüieberhole unb bas ganje Benehmen ^oincares nor Gingen
halte, fo fommt mir ber (öebanfe, ber einer ©ewißheit
gleicht: Srantrcid) ift r-on allen ©iid)ten bie einzige, bie,
um nid)t 31 t fagen, baß fic ben Krieg miinfeht, ihn bodj
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H57403 PRINCETON UNIVERSITY
Seite 634
S) ( e qg 0 tfr t
Kummer 27
ohne Bebauern fegen toürbc.^ das ift fegr beutlid).
©s folgt bic für Buglanb d)arafteriftifd)e ©teile:
„diefe Stimmung in grantreich bietet uns eine ©arantie.
Aber cs barf nid)t baf)in tommen, bag bet Krieg aus
3ntereffcn ausbridp, bie mehr frangöfifd)e als rufpfege pnb,
unb unter llmftänben, bic günftiger fmb für grantreid)
als für Buglanb."
Unter ber ©liegt bes gutage geförberten Btaterials gaben
auch grangofen aus ben oerfd)iebenften Sägern Auflagen
erhoben gegen ifjreit Jperrn unb ©ebieter ^oincare. So
haben ertlärt ber Sogialift Seon Blum im Sßopulaire nom
17. Sanuar 1922:
„©enn mir bic SBänner fuegen, bie aus bem (Europa non
1900 ohne jebe Kriegsgefahr bas (Europa non 1912 bis
1914 gemacht haben, in bem ber geringftc Einlaß geeignet
mar, bie ©cltfataftrophe gu cntfeffeln, menn mir über
biefe Btänner Abrechnung halten, bann barf ber Barne
^oincare nicht fehlen, bas ift bie Bebeutung bes Portes:
,Poincare - la guerre*."
llnb ber Bopalift (Erncft Benaulb (nach ber Canterne nom
8. Ottober 1921);
„Sic, £>err ^oincarö, haben auf ben Krieg mit Ungebulb
gemartet. Sie finb ber erfte Totengräber (Europas."
demgegenüber erfegeint ein geftgalten an bem Safe non
ber AUeinfcgulb deutfchlanbs heute gerabegu als ein ding
ber Unmöglichteit. 3nbes auf ber Sonboner Konferenz am
3. SBärg 1921 hat fid) Slotjb ©eorge bahin ausgelaffcn:
„die AUeinfcgulb dcutfd)Ianbs ift bie Baps, auf ber
bas ©ebäube bes Vertrages non Berfaines errichtet ift.
ffäflt bie Aüeinfcgulb dcutfd)lanbs, fo ift aud) ber gange
Vertrag hinfällig."
Unb nom Vertrag non Berfaides miü man pd) nicht
trennen. (Er gemährt ben Siegerftaaten materieüe Vorteile
non unermeglidjcr §öge. (Er pliinbert deutfcglanb gu ihren
©unften ooüfommen aus, unb er mälgt bann nod) bie Koften
bes langen Bölferringens ab auf deutfchlanbs Schultern,
deshalb macht man bas Unmögliche möglid). 3n biefern
Schüfe bebient man fid) bes beutfehen Sd)ulbbefcnntniffes
unb fagt: Btögcn bie Tatfachen liegen mie pe moÜen,
deutfcglanb hat peg felbft ä^r AUeinfcgulb betannt.
*
SÖtit biefern beutfehen Schulbbetenntnis
nerhält es fid) nun folgenber«tagen:
3m Artifel 231 bes griebensnertrages finben fid), neben
ber aud) hier mieberholten Behauptung: deutfd)lanb hat ben
Krieg feinen ©egnern aufgegmttngen, dcutfd)lanb trägt bie
Aüeinfcgulb, bie ‘©orte: „unb deutfd)lanb erfennt an". Aber
ber ©ortlaut bes Vertrages ift, ungeachtet feines gemaltigcn
Umfangs, nicht, mie es fonft allgemein ber Brauch ift, auf
ber ©runblage non Berhanblungen gmifcheit ben ben Bertrag
abfd)liegenbcn Parteien, er ift ohne jebe $mtgugiehung
deutfchlanbs fertiggefteüt unb bann aud) nod), am 7. Btai
1919, einer beutfehen Aborbnung mit bem Bemcrfen: „§ier
ift meber ber Ort noch bie 3?it für überflitfpge ©orte", gur
Unterfchrift norgelegt morben.
Auf biefe Borlage hat pd) folgenbes gugetragen: der Bor»
pgenbe ber beutfehen Aborbnung, ©raf Brocfborff-Bangau,
hat fid) erhoben unb laut unb feierlich erflärt:
„Btan «erlangt non uns, bag mir uns als bie Allein»
fcgulbigen befennen, ein folches Bcfenntnis märe in meinem
Biunbe e i n c £ ü g e." '
Unb meiter: ©rünbe für bie behauptete Aüeinfcgulb maren
im griebensoertrag nicht angegeben. (Es oerlautete aber,
©riinbe bringe ein Bericht, ben eine non ben geinben ein»
gefegte Sd)ulbfragenfommiffion erftattet habe, darauf hat
bic beutfehe Aborbnung bie Borlage biefes Berichts geforbert.
Sie mürbe nermeigert, meil ber Bericht „eine Urtunbe *
interner Batur" fei. Als ber Bericht bann aber bod) burd)
bie treffe befanntgegeben mar, ift dcutfd)lanb aud) ihm,
mit einer Bote nom 28. SBai 1919, iiberaü beftreitenb unb
mit ber frorberung einer neuen, unparteiifchcn Kommifpon
entgegengetreten.
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die Antwort war bas Imatum nom 16. 3uni 1919.
3n ihm ift deutfd)lanb aufglbcrt morben, bie Urtunbe fo,
mie pc be? erften Aborbnunprgelcgt mar, innerhalb einer
ffrift non fünf Tagen bei Bieibung ber ©ieberaufnahme
bes Kriegt gu untergcid)nen
darauf eine neue beutfehe te nom 21.3uni 1919, in ber
gefagt ift:
„©ir wollen bem unfagl leibenben Bolt einen neuen
Krieg unb eine entfeglichc-ungersnot für grauen unb
Kinber erfparen. ©ir mn untergebnen, aber ohne
ben Artitd 231."
diefc neue Bote ift unbean rtet geblieben. Als bann mit
ber ©ieberaufnahme bes Kjs unb ber gortfegung fcer
ipungerbloc^abe feft gerechnet rben mugfe, hat deutfcglanb
um eine Stfacgfrift non 48 (Eiben gebeten, ift aber unter
bem 23 .3i*ni 1919 bahin beeben:
„die Seit ber ©rörterua. ift norüber."
Unter bewfelben 23.3uni V h Q t deutfchlanb feine legte
Bote gugcftcllt, in ber es ge*
„Blan iwiö non uns mit fjerfter ©emalt bie Annahme
auch ber Bebingungeu ergmen, bie ben 3wed oerfolgen,
bem beutfd)en Bolt feine tc gu nehmen, durch einen
©cmalta^t mirb bie (Ehre . beutfehen Boltes nicht be¬
rührt. (£>ie gu oerteibigen jlt uns jebes BUttel. ©ir
untergridjnen, in e i cgi b ber übermächtigen
© e m alt."
die legt? Bote ift ohne t»erfprucg entgegengenommen
morben, urfh jegt hat deutfcfcib bie Unterfchrift, mie ge¬
forbert, an 1 bem non feinen vnben beftimmten Tage, am
28. 3uni 1&19, gclciftct.
Alfo deutfchlanb h ben 3nhalt feines
BefenntRiffes als eie „Cüge" begeid)net,
unb es ift bei biefer Zeichnung geblieben.
deutfd)li Q nb hat meit nor ber Untergeich-
nung bo^uwentarifche ft gelegt, es unter*
geid)nc,|//Weid)cnb bi übermächtigen ©e-
m a 11", b.j h- in U n f r e ie i t bes © i 11 e n s, es
untergebene, meil e teinen anbern ©eg
nor fid)M c 5c jur (Egaltung bes ßebens
gahlreic((cr grauen ib Kinber, bie burd)
bie aud) 1 währe nb b, ©affenftillftanbes
fortgefe^te Bloctabeiusgehungert maren
unb bah in f^ c eten. dutfeianb h Q t unter-
ferieben/ wie ber uochrlofe ©anberer
unterfe^ ci bt, menn h m bie Bäuber im
©albe e«ne U n t e r f d) r H mit norgehaltenem
Beoolner abncrlange
das beutfehe Schulbetenntnis ift erpregt
unb unterliegt nach :ncm bas öffentlich®
mie bas prioate Bet in allen Staaten
unb non alters hrr bjerrfdjenben Sag ber
Anfechtu*i0, bem ©itrruf.
Beuerbing^ h Q t in ©nglanbtie „©efeüfd)aft ber greunbe"
(Quäfer) in einem Aufruf arhie gange ©eit ben auf ber
Bafis non deutfchlanbs Allc»fchulb aufgebauten Bertrag
als unmoralifd) begeichnet, m( er non §ag unb Bad)fud)t
biftiert fei, »weil er ben Btilkrismus in ©uropa feft ner»
untere unb flegen bie 3»fagc nerftoge, bie man deutfch¬
lanb nor btfm Strecfen feine ©affen gemacht habe.
Unmoralifch ift aud) bas (Spreffen eines 6d)ulbbetennt*
niffes, unmojealifd) im höchfti ©rabe ift es, menn man
fid), materiellen Borteils halb», auf ein erpregtes Sdjulb-
betenntnis gi[t einer 3 c it ftüg» in ber man ertannt hat:
ber anbere upar berechtigt, ba* non ihm ©rpregte als eine
ßiige gu begijebnen. »
(Einer 1)er ebiegerftaaten, unjjgmar gerabe berjenige, gegen
ben heute eiik noügcrütteltes jjag non Schulb ermiefen ift,
gibt pd) aud!) mit ber Aus^iberung unb mit ber Ber-
urteilung ©ciitfd)lanbs gur baftnben 6chulblnechtfcf|aft nicht
gufrieben. gj:antreid) miü deifdpanb politifd), mirtfd>aftlich
unb moralifd) 1 nollftänbig nernhten. ©s arbeitet anbauernb
(
‘ Original from
1 PRINCETON UNIVERSITY
Kummer 27
t» OB e 6 ) e
Seite 635
mir mit aßen Rräften an bcr 3erftörung her bcutfdjen Gin»
heit. Gs ocrmirft grunbfätjlid) jebmeben Vorfd)lag ^nr ©e»
funbung ber beutfdjcn Jinangen unb gur fiöfung bes 9ic»
parationsproblcms. 3m requiriert unb plünbert
jjrantreid) in ©eutfrfjlanb, fcfjmingt jrantreidj in ©eutfd)«
lanb bie 9teitpeitfd)e, nimmt ftranfreid) in S)eutfd)lanb
Vlaffenausmei Jungen unb Verurteilungen gum Sobc unb 31t
Iangaeitigen Sreihcitsftrafen im triegsgerichtlichen Verfahren
oor. 9tod) im 3af)re 1913 Ijat ©uftaoe tpero£, ber heraus»
geber bes Sßarifcr „Victoirc", einer ber literarifeben (Schilfen
Sßoincares, in einem Vud; „Alsace - Lorraine" ertlärt:
,,©eutfd)lanb marfdjiert neben ftranfreid) an bcr Cpißc ber
menfd)lichen ßioilifation." £eute b Q t man in ftranfreich
für alles, mas beutfd) ift, nur bie häßlichftcn Schimpfmorte.
§eute beftcllt Jranfreid) 311m 9lufpaffcr unb Vorgefefcten in
©eutfd)lanö feine gelben unb fdjmarsen Bilben aus 9lfrita
mit ißren h cniimin gsIofcn Vcgicrben unb mibernatürlid)en
£aftern.
„© i e ©eutfd)en h ° b c n eine Vechtslagc, bie,
angemeffen nertreten, alles 311m 6d)toingcn
bringen mu§, mas an © e f ii b l für VI 0 r a l b e $
Belt nod) nerblicben ift/
©er ©i'ffafor * 33 o n Sri'ebri'd? $ u f f o n g
OfTlns ift ©ittatur? Gin
ftaatsrecbtlicbcr
3entralbcgriff, ein politi»
fd)es 6d)lagmort. Öfters
biefes als jenes. £eute
gan3 unb gar 6cblagmort.
6d)on ber ftaatsrecbtlicbe
3entralbegriff ©iftatur ift
umftritten. Gs ifteinmeiter,
naget Beg non jenem
S.Eartius, bem erftenGÜU
tator ber alten Vömer,
non jenem banb* unb ber3-
feften Vauern Gincinnatus,
ben fie ficb ootn Sßflug
holten, bisher 3um ©it-
tator ber neuen Vömer,bem
gemefeneu „Vormärts"»
SRebatteur Vtuffolini.
Beld)e ftöpfe, meld)e
Sdjidfale, meld)e Slben--
teuer, melcbe Seiftungeu,
melcbe Verbrechen. Unmög¬
lich faft, ein fid)eres©emein=
fames feft3uftellen in beit
Grfchcinungen eines römi»
fchenGincinnaius unb eines
nene3olanifchen Gaftro,
eines Napoleon I. unb
Der bulgarische Bauerndiktator A. Stamboliiski, der nach
seinem Sturz auf der Flucht getötet wurde
eines GrommeO, eines
Gulla unb eines Vismarcf,
eines ©ömbetta unb eines
SPorftrio ©ia3, eines 2)is»
raeli unb eines i*enin.
Unb hoch trägt bas Birten
all biefer beutlid)e Viert»
male ber ©ittatur, unb
hoch maren all biefe
G)ittatoren.
©ie Staatsrechtler bre»
chen ihren Veftimmungen
bes Befens einer ©ittatur
unb eines ©ittators leicht
bie Spitje ab burch all»
3ugro&e SpißfinbigtelL
Schließlich ift bas fmtpclfte
unb ficherfte^ matt hält fich
an ben gans einfältigen
Sinn bes Bortes. ©ann
ift ein ©ittator ein Vlattn,
ber feiner Ummelt, einem
iianb, einem Volt, einer
3eit ober einem Grbteil
Beg unb Billen biltiert.
©ies 3mcifelIos ift ihnen
allen gemeinfam. ©ie
ftaatsred)tliche Befens»
befdjreibung „perfönlid)e
Wladimir Iljitsch Lenin (Uljanow), Präsident der Russischen
Räterepublik
Der „südafrikanische Napoleon“ Cecil
Rhodes. der Schöpfer des großafrika-
nischen britischen Kolonialreiches
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Seite 636
3) I e gß o 6 g
Kummer 27
Porfirio Diaz, der Schöpfer des
mexikanischen Staates
<perrfdjaft auf be--
motratifdier
©runblage bei
ftrafffter 3entrali=
fation" ift eine
biibfcbe Bid)ts«
tagenbeit, bie mit
jebern 5öort in bie
3rre locft. Die
Diftatur Sülius
Säfars unb beiber
Bapoleone trat
bröfjnenb auf ihre
bcmofratifdje
©runblage. Die
Dittatur bes ‘Pro.
Ictariats, unb bas
beißt in ber^rajis
bisher nur bie
Diftatur Cenins
üer*id)tet auf bie
bemofratifebe
©runblage. 3öas
ift 'ffiabrbeit?
Die Dittatur ift in allen gäüen eine Durchbrechung ber
Dorgefebeuen gornteit ber Staatslenfung burch ben Söillen
eines (Einzelnen. Bur infofern barf man in foldjcm 3«=
fammenbang Barnen mie Disraeli ober Bismarcf überhaupt
nennen. 3*oifd)en ber normalen gtibrung eines Staates
unb ber Dittatur flieht nicht eine feine £inie; es liegt
bafltoifeben ein mcites gelb bes Überganges.
Die Dittatur ift, toie alles, an fid) toeber gut noch böfe.
Der £>aß, bie gurd)t, bie Bciounberung ober bie ßiebe erft
legen if)t filtlidjc <£igenfd)aften *u. 9ht fid) ift bet ®ittator Das Ende eines Blutdiktators: Die Hinrichtung Robespierres
nichts als beroegenber 2öille. 9lber er fann flum (buten
beroegen unb flum Böfeit; ob er $>eilanb fei ober Ber* fennt bie ©efcbid)te fein Becßt ober Unrecht. Darum, finb unter
bredjer, fagt nichts bariiber, ob er Diktator fei ober nid)t. bem Barnen Dittator fo ungeheure Unterfd)icbe möglich roie ber
Die Bot treibt ben Dittator beroor, ob er fie bänbige. flmifchen einem ocneflolanifchen Saftro, bei bem man nicht roeifj.
Das Chaos gebiert ihn, ob er es gcftalte. Sr ift ber 2BilIe, rno ber Bäuberbauphnann aufbört unb ber Staatsmann anfängt,
ber ficb unterfängt, eine aus ben gugen gegangene 3*it unb bem englifchen Cromtoeü, ber bent SEBefen eines 2öeltreid)s ©runb-
roieber einflurenfen. 9ln feinem ©elingen ober Scheitern er. elemente lieb/ bie in ihm nod) nach 3abtl)unberten roirtfam ftnb.
y
i
f
t
i
Oliver Cromwell, Protektor der vereinigten Republik England, Schottland,
Irland, einer der hervorragendsten Staatsmänner aller Zeiten und Begründer
von Englands Größe
Der Diktator a. D.: Expräsident Castro,
der lange Jahre unumschränkt in
Venezuela herrschte, im Exil
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PRINCETON UNIVERSITY
9htmmer 27
0 1 e Qö o d) e
Seite 637
3)ct 3)ittator foü SUot^elfcr feiner
Station fein, (Geburtshelfer ber
©eltgefcgidjte. Sr ift ein Stein
in ben Sumpf ftocticjcr Seit. 3)a
guafett natürlich ringsum bie
ffröfche.
Mussolini triumphiert: Begeisterte Begrüßung des „scnwarzen
Herzogs“ und Diktators von Italien durch die Faschisten in Rom.
Im Kreis: Mussolini wird eingesperrt: Eine Erinnerung aus dem
Frühjahr 1915. Mussolinis Verhaftung wegen Volksaufwiegelung in Rom
Sr ift ein ©urf nach bem ber (Gefehlte, ob er fehle macht; bag SOtänner bie Sntmirflung oormärtstreiben, fei’s
ober treffe. 3)as §eroortreten eines <Dittators ift noch immer gum (Guten, fei’s $um Vöfen; bag nur ein SJtann 3^1
ein Verneis bafür, bag oor allem ber 30t a n n (Gefchichte fegen unb ©iilen roirten tarnt.
©i'e ^Oeuffdjc
© 1 o <f e om CR f? e f n
SB*
M i t
£ir hüben roieber eine
„3)eutfd)e (Glorie am
3theiu". binnen hirgem toirb
ihr metallener ©unb ootn Surrn
bes Kölner 3)oms nun 51 t ben
Vemohnern bes 9thetnlanbs
fprechen.
3 ahrelattg roar fte oerftummt.
3Us mir in Äriegsbebrängitis
maren, manberte bas SJteiaU
ber alten Kölner CDomglotfe,
mie bas oieler, oieler ihrer
Schmeftern in bieSOtctallfchmel^e
gur Srjeugung oon ©affen.
3tun ift fte mieber neu er»
ftanben in ber alten (Glorien»
giegerei oon Ulrich in 3lpolba.
Unb fte ift ein ©eiftermerf
gemorbett, auf bas mir $>eutfd)e
P 0 I 3 fein tonnen, ©eutfehe
Äuitft unb beutfdjer gleig
hoben fich oereinigt, um fie mie
einen ^hönij aus ber 3lfd)e
neu erfteben au Iaffett. Sie ift
bie grögte (Glorie, bie 3)eutfd)*
Iattb beftgt. Vei einem (Ge=
micht oon etma 500 3entnertt
hat fie einen 3>urd)meffer oon
3,23 ©etern unb eine §öl)c
oon 3,22 ©etern. Sin fol»
d)es ftunftmerf gu fegaffen,
hat ©eifter Ulrich oicl £iebe
vier ohotographischen Aufnahmen
Die neue „Deutsche Glocke am Rhein“ lür den KölnerDom.
Die Glocke trägt die Inschriit: „St. Peter bin ich genannt /
Schütze das deutsche Land / Geboren aus deutschem
Leid / Ruf ich zur Einigkeit“ Atlantic-Phot.
uttb Sorgfalt aufgemenbet. —
3hm ift ber (Gug gelungen*
3htr 8 V 2 Minuten hot er ge«
bauert. Von ben Vorbereitun«
gen ju einem folchen ©ert
tann ftd) ber 2 aie nur fdjmer
einen ^Begriff machen, obmohl
unfer Schiller in feinem Sieb
oon ber (Glorie uns ein fo
treffliches Vilb feines Verlaufs
gegeben hat 3m "Silbe führen
mir unfern Cefern heute ben
(Gloriengug oor klugen. 3teg»
fame Jpänbc bauen in ber (Gug=
grübe aus 3 ie 9 elfteineu ben
Stent. 3n fehter ©itte fehen
mir einen Sßfahb unb in beffen
Verlängerung befinbet fiel)
eine 9ld)fe, um bie geh bie
aus £>olfl gefd)nittene Sd)cbIone
brel)t, bttrrf) meldje bie klugen»
teile bes fterns in ihre gorm
gebracht merbett. 3 ft bieferftertt
aufgemauert, fo gleicht er einem
Ofen. Unb er ift auch ein
folcher. ©enigftens im ©tfattgs«
ftabium. Seine 9lugenfeite mirb
mit einem fd)leintigen (Gemifch
oon ©affer unb ^oljafdje
überzogen, bamit bas aus
Üehm geformte ©obell ber
(Glorie nid)t an ben Steinen
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PRINCETON UNIVERS1TY
Seite 638
S) \ e o <b c
Kummer 27
baf) biefe fid) nid)t mit bcr gorm oer-
binbeu tonn. 3ft bcr Vrennprozefc
becitbet, fo wirb bie gönn gehoben
unb bas Vlobell burd) 3etdegett ent*
fernt. S)antt roirb ber ^crtt mit Srbe
ausgefiiUt unb bie SntBbaube micber
bnriiber gefentt unb am unteren
Vanbe mit £cl)m abgebid)tet. Vkiter
toirb für bcn oberen Seil ber Slotfc,
bie ftrotte, bie gorm aufgefe^t. Sie
näd)fte Arbeit ift bas Vusfüllen ber
Cbicftgrubc mit Srbe, bie runb um bie
gorm feftgeftampft wirb. Sie gering»
ften Verfebett bei allen biefcn Vor¬
arbeiten tönneu bas (Gelingen bcs
Viertes fcbott gcfcibrbett. Sorgfalt,
Sorgfalt unb ttodpnals Sorgfalt unter
bcn forgcnbeu Vtigett bcs Vteifters ift
alfo unbebingtesSrforbcrnis. Sd)Iic§»
lid) toirb bie (Shtfjrinne bergcftellt.
Hub ttad) einigen Sagen ift es bann
foiueit. „9luf (öefelleu, frifd) . .
3m Schmelzofen glüht bas Sm&gentifd),
Die Formen in der Gießgrube. (Links:
Gießkappen.) Die Grube wird vor dem
Außgießen mit Sand gefüllt
bas bes Vleifters Sinne burd)bad)t unb
crnft itberwad)t unb geprüft babetu
3cugen unb Sacboerftänbige barren
bes Moments zum Slbgttft. Vrobelttb
unb atfdjenb ergibt fid) bie Vtaffe in
bie Sittflu&öffnung ber gorm. Saufenb
unb Ieid)t flammettb euiwcid)t bie oer-
brättgte 2 uft aus ben pfeifen. 3 tt
8 l /2 Vtinuten toar ber S>u& ber „Seut*
fd)ctt Oolode am Vbeitt" beenbet. Unb
als mau fte fpciter aus ber engen §iillc
ibres ©u&mantcls befreite, zeigte fie fid)
in ihrer ftral)Ienbeti Sd)önbcit als
Vteifterroert beutfd)erArbeit. Unb halb:
Cbeboren aus beutfd)ent 2 eib
Vuft fie jur Sinigteit.
Der mit Lehm überslrichene Kern wird
mit Inschriften und Verzierungen aus
Wachs versehen
Vor dem Glockenguß: Der Kern wird
aus Steinen aufgemauert
bes Berits feftbaftet. Sas Cebntmo*
bell bat in Starte unb ciu&ercr 2Ius-
bilbung alle Slusmafze, bie bie Cölode
babett foU. Ss ift au bcm Sd)Iag-
rittg, beut Seil, an ben fpciter bcr
Stlöppel anfd)lügt, am ftärtfteu. VMrb
bütttter ttad) oben unb ttad) beut un¬
teren Vanbe. SDtit einer gormntaffe
aus VJacbs unb Saig tocrbcn bie Ver¬
zierungen unb bie Sd)riftzeid)cn auf
bie Vu&entoanb bes Vtobells gefegt, toie
es uns bas eine Vilb zeigt. Über biefes
Vtobell toirb batttt eine weitere £cbm=
fd)id)t gelegt, bie eigentliche gorm, bie
Ghi&baube. Sin geuer im Ofen bes
Berits trodnet Vtobell unb gorm zur
erforberlid)ett geftigteit aus. Vrennt fie.
Sic Salgtoad)sfd)id)t fcbntilzt unb bringt
in bie 2 el)mmaffe bes VtobcUs ein, fo
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Die haushohe
glühende Lava¬
masse begräbt
ein Haus in der
Nähe Lingua-
glossas.
f Die Zer-
I Störungen
i durch den
letzten
Ausbruch J
des Aetna m
Unten. Vorrük-
kende Lava¬
massen auf dem
Wege durch
einen Garten.
Phot. Wide World.
□ igitized b
^Gougle
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PRINCETON UN1VERSITY
Gelte 640
Stimmet 27
3) t * SEg 6 C&
Das Grab in Schönau:
Die mit Blumen und Kränzen geschmückte letzte Ruhestätte Schlageters
in seiner Heimatstadt Phot. Bugmann
*
Links: Vom Johannitertag in Potsdam. General¬
feldmarschall von Hindenburg und Freiherr von Marzan
auf dem Wege zur Feier Phot. A B. C.
*
L/nten: Rathenau-Gedenktag in Berlin; Die Mutter
Rathenaus begibt sich an das Grab Phot. A. B. C,
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Gougle
PRINC
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ETON UNIVERSUM
srx •-
9?ummet 27
® i e gg o 6 c
Seite 641
i
BILDER VOM SPORT
Unten : Das Deutsche Derby in Hamburg-
Horn: Herrn A. und C. v. Weinbergs
„Augias“ geht durch's Ziel Phot. Otto Reich
7 rau Erika Sellschop
iie in Gothenburg die internat. Amateur-
Golf-Mcistcrschaft f ’r Damen gewann
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Werbefest des Schüler-Rudervereins
Wannsee
Auf dem Gelände des Schüler-Ruder
Heims in Wannsee veranstaltete der
Verein ein Werbefest m;t wasserspor 1
liehen Veranstaltungen
Oben: Moment aus dem Fischerstcchcn
Links: Der Schüler-RudcrvcrcinWaun-
sec vor seinem Heim Phot, Cierke
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PR1NCET0N UNIVERSITY
Links: Motorradrennen auf der „Avus”
bei Berlin: Moment aus dem Rennen
Phot. Gicrke
6eite 642
® i e TO o c& c
Kummer 27
DIE SCHÖNHEITEN ANGEWANDTER KUNST
Phot. Rüge
„Potsdamer Kunstsommer": Internationale Ausstellung von Mosaikarbeiten und Glasgemälden
in der Orangerie in Sanssouci
Phot. Enrclkc
Münchner Kunstgewerbe: Der Speisesaal I. Klasse im neuen Lloyd-Dampfer „München“
Entwurf von Prob Paul Ludwig Troost
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PRINCETON UNIVERSITY
Kummer 27
3) i e o <b e
Seite 643
Oben links: Szcnenhild zum illustrierten Volkslied „Kapitän und
Leutenant.“ Entwurf Ernst Stern. Fhot. Zander dt Labisch
Eröffnung des Berliner Exzentrischen Theaters
„Die Gondel“
❖
Oben rechts: Theo Strack, Heldentenor am Weimarer National¬
theater, wmrde für das Deutsche Landestheater in Prag verpflichtet.
Fhol. Vältl
*
Im Oval: Franz von Hocsslin wurde zum Generalmusikdirektor
in Dessau berufen. Am Flügel die bekannte Sängerin Erna
von Hoesslin.
*
Unten. Einzug der Götter in Walhall im „Rhcingold“. Entwurf
von Emil Pirchan. Regie: Prof. Franz Ludwig Hörth.
Fhol. Schlosser- Wenidi
Die Neuinszenierung von Wagners Nibelungenring
im Deutschen Landestheater in Prag.
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PRINCETON UN1VERSITY
6ctte 644
(Die 90 o (6 c
Kummer 27
Rollschuhlauf auf dem Tisch: Der
Rollschuhläufer Planck, der im Berliner „Win¬
tergarten“ mit verbundenen Augen auf einem
gedeckten Tisch zwischen Vasen und Wein¬
flaschen Rollschuh läuft Atlantic-Phoi.
Links-. Ein neuer Kursport in Amerika: Dac
Familicn-Schlammbad in Kali¬
fornien. — Links oben : Die Dusche
nach dem Bade
Berliner Kohlennot: Anstehen nach Kohlen, Vor der Verdreifachung des Eisenbahntanis: Anstellen nach
Phot. Graudenz . Fahrkarten vor einem Berliner Reisebureau Phot Groß
Leid und Freud der Grossstadt.
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Kammer 27
© i e ^ o c6 e
Seite 64
6?m* bt& &fdßt« $if ^ban
Aoman oon Dians Do mini fo
5. Fortsetzung. — Nachdruck verboten. — Amerikanisches Copyright by August Scherl G. m. b. H., Berlin 1923.
Wäßrcnb klugen an bem intcrcffantcn Sdjaufpiel
gingen, naßni bet Sdjmelgmcifter feine Srflärungen
mieber auf.
„Seßen Sic, §err, mic ber Strom bcs erfdjmolgencn
Gaffers etma fingetßodj über ber Slctfdjcrflädje gu Sal
läuft. Vieilcnmeit über bas (£is läuft uni) babei immer
ßeißer roirb."
Wellington fyo£ ließ fein Sias ftnf'cn.
. . Unb toie lange Ijält ber Sletfdjer aus?"
„3a. . . etgentlidj foüte ber Sletfdjer längft ocrbraudjt
fein, wenn nidjt . . . menn nießt . . *?"
„Wenn toas nidjt?"
„3a . . . bic Scleßrtcn bel)auptcn, baf 3 I)ier überhaupt
oiel meßr Regelt unb Sdjnec fällt, feitbem bie Sdjmelgerci
im Sange ift. £roßbem tonnten bie Sletfdjer ßier halb
gu (£nbe geßen, roenn mir nid)t fparfam fcßmelgen
müßten ... 3a, roenn mir ba oben im Qucligebiet bcs
31t fdjnielgen formten . . . aber bas gehört ja nun ein*
mal ben Selben . . . unb bie taffen uns nidjt ran, ob*
glcidj fie audj Vorteil babei hätten, kleine Söosfjeit oon
ber Scfcllfdjaft!
Unb babei formten mir nodj fo oiel Waffer gebrauten,
ba bodj ber Valfafcßfee mit bem pulocr nädjftens gurrt
©ampfen gebradjt merben foH. Sie miffen, $err, barnit
bic Wolfcnbilbung unb bie Vicbcrfcßlä-ge reicßltdjer
merben. Sic rnadjen ba unten fdjon große Vorbereitungen
für alle bic Jyetcrlidjfciten, bic bei ber Sclegenßeit oort
Stapel gelaffen merben. 9ta, baoon l)abe idj nidjts. Vbcr
id) rnerbe bann ßier oben abgclöft unb fommc runter
an ben Sec. ©as ift mir audj oiel lieber.
. . . ©ic alten Hnodjcn mollen rtidjt rrtcljr fo rcdjt.
Warme Vuben l)abcn mir ja ... aber bic feudjtc £uft...
ber emige 9?ebel . . . mic in einem Wafcßßaufe . . . ©as
§erg mill nidjt meßr.
9ftir ift’s lieber unten am See. ©a bin idj unter lauter
alten fieunaern. ©a unten auf bem ficunacr Stirdjßof
mill idj audj mal begraben merben, menn’s audj nießt
bas alte Seitna meiner $cimat ift . .
©er Surtge tnifeßte fidj ein: „9ta, Sroßoater, erft mollteft
bit gar nidjts fagert, unb jc^t fannft bu fein (£nbe finben.
©er §err muß jeßt fort!"
(fine ßalbe Stunbe fpäter faßen bie betben ftreunbe
mieber im Jluggeug, bas fie rtadj Wiermj gurüefbringen
folltc.
„9la! ^itcc 5o&. §at unferc Arbeit beinen Veifall
gefunben? "
„9lber gemiß, (5>corg! Sntereffant mar mir audj bie
Srgäßlung bes alten Sdjmelgmcifters: ,9lls ber Steffel
fodjtc'. Sebt eigcntlidj groroein nodj?"
„9lber ja! ©er alte öerr ftßt bodj eßrcnßalber im
Sluffidjtsrat unterer Sefcllfdjaft."
„Sage mal, Seorg! Wie ift beim ber bamals barauf
gefommen?"
„Vlter go£, bu fragft oerfeljrt! 3dj bin ja mit ftro*
mein befannt unb über bie (fntfteljung ber (frfinbung
orientiert. 9lber um bir bas gu cj;pligicren, müßte idj
bir tagelangc Vorträge galten, bie bu . . . beinen ßellcit
Hopf in (ffjrctt ♦ v . bodj nidjt begreifen mürbeft."
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„9la, bann oerfudj mal, in ber 3^it, bis mir in Wicrntj
Ianbcn, mir bic Sadje in iljren Srunbgiigen gu er flöten.
3dj meiß nur, baß euer ©ijnotljcrm ein fiinftlicß Ijergc=
ftclltcr rabioaftioer Stoff ift, ber, mit Waffer gufammen*
gebradjt, unbänbige Wärme entmicfelt."
' „©amit fjaft bu ben Hern ber Sadje getroffen, ©ic
(frfinbung entftanb ungefäßt in folgenber Weife: ftro=
mein Ijattc jaßrelang mit natiirlidjen rabioaftioen Sub=
ftangen gearbeitet. 3tjm als erftem mar es cnblidj ge¬
lungen, ben 3erfaü biefer Stoffe, ber bis baßin un*
manbelbar an beftimmte 3 e ^ cn gebunben ä u f e * n fajten,
gu beetnfluffen, nadj Velieben gu oergögern ober gu bc=
fdjleunigcn. Von ba mar es nur nodj ein Sdjritt, bas
Verfahren audj an Stoffen gu oerfudjen, bie man bis
baljin als nidjt mcljr rabioaftio fanntc. ^romein
Ijat btefen Sdjritt getan, unb feine folgen fießft bu Ijier
oiergig 3nßre fpäter."
„Seljr fdjön! Sefjr gut! ©er 9)iann Ijat meine oollc
Jpodjadjtung! ©ie Hoßlengeit bamals muß fcfjauberßaft
gemefen fein. 3cß erinnere midj nodj an Vilber, mo
Stäbtc, in benen Vlenfdjcn moljnten, mit Sdjornftcinen
befteeft rnaren, mic ber 3gel mit Stadjcln. Vber bu! Was
Ijaft bu nun jeßt baran oerbeffert?"
3fenbranbt fniff bic Sippen gufammen. Über feine
eigenen Seiftungen fpradj er menig unb ungern. 9lus
feiner $afdjc gog er gmei fleinc 3inntuben.
,,©a fmb je geljn Sramm bcs neuen, nadj meinem Ver*-
faljren Ijergeftellten ©ijnotljerms. Sic mirfen mic gmei
3cntner bcs älteren Präparates . .
Vegierig griff Wellington ftoj nadj ben mingigen
Völjrdjen.
„VUe Vdjtung, Scorg! Sooiel mein bummer Sdjäbcl
im SUugenblitf überfdjlagen fann, muß bas ja foloffalc
Vebeutung Ijaben. 3dj fann mir jeßt fdjon ftälle benfen,
mo man bas piilocrdjcn gut oermenben fann, oljnc ge*
rabe Sdjnce gu fdjmelgcn."
Sfenbranbt faß iljn naeßbenflidj an.
,,©u fönnteft rcdjt Ijaben, Veßalte fie, menn bu
millft. Vber oergiß nidjt, baß in biefer mingigen 9löljtc
ein Vulfan fdjlummert, ber, oon menigen tropfen Waffer
gemeeft, feinem Präger Scbensgefaßr bebcutet. Vcmaljrc
ftc moljl. Wer meiß . . . mann bu fie braudjen mirft?"
Sorgfam barg Wellington bie 5uben in feiner
Vrieftafdje.
„^erglidjen ©anf, Cbeorg! ßeiber muß idj bas meifte,
mas idj bei bir faß, ben ßefern ber dßieago Preß oorent*
ßalten. Um fte gu entfdjäbigcn, merbc idj einen ßtn=
reißenben Vcridjt über bas internationale $igßlifc im
auatifdjcn ©aoos im Hogartßaus bringen, ©a oben
am paß ift ja ber Sdjnccfport nodj in oollem Sange." —
Um bie fedjfte Vbenbftunbe ftanb Wellington So£
allein auf ber Weftocranba bes Hogartljaufes. 9htr ge*
bämpft brang bie Viufif aus ben Coefellfdjaftsräumen
bes großen Sujusßotels bis ßierßer. Ungeftört fonntc
er Vusfdjau Ijalten. Seine Vugen umfaßten ein £anb*
fcßaftsbilb oon majeftätifeßer Sdjönßeit.
3meitaufenb Vteter unter ißm ftrömten im Silben bie
JJluten bcs Sirfluffcs burdj bas parabies ber
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PRIINCETON UNIVERSITY
Seite 646
SRummer 27
© 1 e o cf> e
ebene. 3n allen Sönen fpielten bie Strahlen ber ftn»
tenben Sonne mit ben ©ampfroolfen ber beißen Quellen
oon Snbibfdjan. ©od) biefen Schönheiten mibmete
Wellington go£ nur geringes Sntereffe. Sein SBlicf I)af*
tetc auf ben Sbhängen ber Slogartberge, bie bas ^ßano*
rama nadj Sorben zu begrenzten, ^rüfenb unb mitternö
fog er bie Suft mit leicht oibrierenben Safenflügeln ein,
mährenb bie gälte QU f feiner Stirn ftd) oertieftc. Wit
einem guten Sias burd)forfd)te er bie Scßneehänge ber
Slogartberge, bie jeßt in ben Strafften ber feßeibenben
Sonne roftg aufzuglül>en begannen. Wit einem Sucf
ließ er bas Sias mieber in bie Kiemen fallen. Seine
Wiencn oerrieten Srger unb Seforgnis.
„Serflud)ter Seicßtfinn! Sei folcßem girnminb eine
Sfitour gu unternehmen. Sid)t einmal einen oernünfti*
gen güßrer hüben fte mitgenommen . . . Suf bie Se=
nommierereien biefes WacGornicf finb fte reingefallett.
2lus purem Sroß mit bem alten Trottel losgegangen.
Wöd)te er nur bas Senicf bred)cn . . . unb bie eble
Sräfin Sorefani mcinetmegen aud). Selber $elen Saroin!"
©aß fte mit bei ber $our mar, bas oentrfad)te feine
Unrui)e. Wäre er öod) fo oernitnftig gemefen unb aud)
mitgegangen. 3eßt toaren fie irgenbmo auf ben un*
ftd)crcn Sd)neefelbern, unb er ftanb hier unb machte fid)
Sormürfe.
Stelen Saroin, biefer fleine Sroßtopf! Sor ber £our
unb oor ber Homteffe bi Üorcfani hotte er fie gemarnt...
Sr ließ ftd) in einen Scffcl fallen. Sein Suge haftete
auf ben Abhängen ber Slogartberge. 3bm felbft !autn
merflid) oerfd)mamntcn bie fdjnceigen Konturen allmäh 3
Iid) unb nahmen bie Seftalt ber Sierra Seoaba bet
grisfo an. Saroins ^arf auf San Watteo taudjte oor
ihm auf.
Wie er bantals Stelen Saroin zum erftenmal fab • • •
Wißmutig mar er burd) ben'prächtigen "Ikrf gefdjlen*
bert, in bem bie Saunen bes Sefißcrs neben ben ßerr*
Iidjen Sartenanlagcn aud) allerlei Werfmürbigtciten gc=
feßaffen batten, ©as Sabprintß molltc er fef)en, jenes
mitnberlid)c Baumert, bas ber Williarbär bort in bie
gelfcn oon San Watteo fprengen ließ.
Sin junges Wäbel, bas er um ben Weg fragte, hatte
ihn bortl)in geführt. *2115 er ißr, biugeriffen oon ihrer
jugenblid)en Schönheit unb ihrem natürlichen Klaubern,
allzu lebhaft feinen ©anf ausbritefen molltc, ba hatte bas
SCRäbcl iibcrrafd)cnb plößlid) bie Sllitren einer großen
©ame angenommen, bie ihn mit gefpieltcr Steßeit barauf
aufmerffant mad)te, baß er fid) im Surte ihres Saters
befänbe . . . Unb fie mürbe gleid) bie ©iener rufen...
unb ihn btnausfpebteren laffen.
©er Sd)alf, ber babei aus ihren Sugen Mißte, oerriet
ihm zmar, baß bas nid)t bitterer Srnft mar, aber . . .
Scitbem tannte er Stelen Saroin.
Sitein mar et bamals in bas Sabprintl) gegangen,
©urd) 5!reuz= unb Quergänge, bis er ben Wittelbau er*
reichte. Sin mäd)tigcs, elliptifches S>cmölbe. Sine reid)c
Sammlung aztefifeßer Sliertümer mar hter aufgeftcllt.
Sntcreffiert hatte er bie Sad>en betrautet, ohne auf
anberc Sefucßer zu ad)ten.
©a hatten auf einer Sanf zwei Wänner gefeffen unb
leifc miteinanber gefprodjen. SIs er meit oon ihnen cnt=
fernt oor einerWaste bes Wcjcifi ftanb unb oergnügt bie
fd)cußlid)cn 3üge bes alten Soßen mufterte, maren plöß--
iid) gut oerftänblidje Worte an fein Qßr gebrungen.
Worte, bie ißn lange unb gefpannt Iaufcßen ließen.
,,©as Ql)r bes ©ionpfos!" . . . Sine halboergeffcnc
Scßulcrinnerung tarn ihm mieber. ©as clliptifcße Se=
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mölbe, bas bie Saune bes Williarbärs hter in ben gels
getrieben hatte, ließ ihn in einem Srennpunfte oer=
bliiffenb beutlich hären, mas in ber Säße bes anberen
oiele Weter oon ihm entfernt gefliiftcrt mürbe. So hatte
er hier burd) ben 3ufall mit Seid)tigfeit altes bas gehört,
mas er fd)on feit Wochen in grisfo fu<hte.
©ort ftanb er. Wit bem ^yleiß eines gorfdjungs*
reifenben zeid)nete er bie greuliche Waste bes Wc^ifi in
fein Notizbuch unb hörte . . . oon Plänen . . . Serfd)mö*
rungen . . . Qrganifationen . . .
Sterte, bis bas giüftern erftarb . . . faß bann . . . unb
faß zwei Geftd)ter.
Seitbem tannte er Sollin Sameron.
©as ferne ©onnern einer zu $al gehenben Samine
riß ihn aus feinen träumen.
Wit einem Saß ftanb er auf beiben Seinen.
„Serbammt! Sagt id)’s nicht? . . . Saminenmetter •. /'
Sr fd)icftc fid) an, bie Seranba zu oerlaffen. 2ln ber
großen Flügeltür fließ er auf Wilhelm Hnöpfle, ben
Seiler bes ftogarthaufes. ©er hatte bie Schneeberge oor
©aoos mit benen oon fterghana uertaufd)!, als ber Win*
terfport hier oben in Wittelafien Wöbe mürbe, ©ie Sc*
gegnung gab Wellington 5c>S Seranlaffung, feinem §er*
Zen Suft zu machen.
„Sd)led)tes Wetter, $err! ©ic Suft gefällt mir nicht.
3d) fürchte, es mirb nad) Sonnenuntergang nod) rneßr
Saminenfd)lägc geben. Sinigc Seute hier hätten ihre
Unternehmungsluft züöeln unb beffer zu §aufe bleiben
follen."
©er ©ireftor zuefte faum mertlid) mit ben 2ld)feln.
„©rinnen ift bie Suft aud) nicht befonbers. Semittcr*
fpannung. Sine 2ltmofpl)äre, gelaben mit allerlei Wiß*
trauen unb oerborgencr 5 c iubfd)aft . .
Wellington Jyo^ marf ihm einen fragenben Slicf zu.
„Sinb neue Sad)rid)ten aus ^teting ba?"
„3mmer nod) bas alte Sieb, ©ie oerhüllte Weisheit
befinbet fid) auf bem Wege zur oollen (Senefung . . ."
3cßt mar es an Wellington mit ben 2ld)fcln jU
Zucfen. „©er Steg fd)eint fid) in bie Sänge zu ziehen . ..
3d) mache mir meinen Sers auf bie Sache . . ."
„Sehen Sie in ben Sefellfdjaftsfaal, Wr. £>te
merben einen intereffanten giinfuhrtee finbenl"
Stellington Jos betrat ben großen, pruntooll ausgc*
ftatteten Saal, in bem eine fau!afifd)e Stapelte ihre
Weifen ertönen ließ. Wan mar hier im aftatifd)en
©aoos. 3n frmeitaufenb Weter §öhe an ben öängen ber
Ategartbcrge gelegen, bot bas Saus feinen Säften bis
tief in ben grüfjling hinein Gelegenheit zu allem alpinen
Sport. Währenb unten bei Snbibfdjan fd)on bie Wiefen
gefeßnitten mürben unb bie Qbftbäume abgeblüht hätten,
lag hier oben nod) bie bidjte meiße ©eefe über ben
Rängen unb bot ben Sfiläufern gute Wege.
2lus allen Snben ber Welt tarnen bie Ooäfte hier zu=
famnten. 2lus Suropa unb Smerifa maren fte ba.
Sebcn Wongolen unb Tataren, Surfmenen unb Ser fern
faßen 3nber unb 3apaner. ©ie 5:age maren bent Sport
gemibmet, bie Sbenbe bem gefellfd)aftlid)en Sergnitgen.
Sängft mar ber Sdpteefport international in meiteft*
gehenbem Sinne bes Wortes, ©ic 2lngel)örigcn ber gelben
unb braunen Saffe pflegten ißn ebettfo leibcnfchaftlid)
unb mit gleid>er SoIlfommenl>eit mic bie Steißen.
2Ule garbett maren hier oertreten, aber auf ben erften
Slicf mar es faum zu bemerfen. ©er Gletfdjerbranb
hatte alte biefe Geftd)tcr nod) einmal gefärbt, hatte ihnen
bie befonbere rötlid)bräunlid>e Tönung gegeben, unter
ber bie nrfpritnglidjc Hautfarbe faft oerfchmanb.
Original from
PRIiNCETON UNIVERSITY
Kummer 27
$ t e ‘TOocie
(Sette 647/
An f leinen Sifdjett faßen bie (Säfte iit bem großen
Saal. (Erfrifeßungen aller Art witrben gereicht, unb bie
Kapelle übertönte bie Unterhaltung ber eina’elnen
Gruppen.
Wellington {fo£ fanb einen leeren Sifd) in einer (Bcfe.
(Br begann feine Btufterung unb fanb bie Bcnterfung
bes £>otclbireftors beftätigt. S)ie Soitbcrung ber {färben
war beute ftärfer ausgeprägt als an anöercn Sagen. (Bs
fehlten bie Gruppen, in benen weiße, gelbe unb braune
Blitgliebcr ber großen Sportsgemcinbc früher woßl au*
fammenfaßen.
Wellington {fo % witterte hier, wie er braußen auf ber
Baluftrabe gewittert hotte. Bon SSifd) au Sifd) wanber*
ten bic fd>arf blitfenben klugen, unb mit ber cßarafterifti*
fd)cn 'Bewegung fog er bie Suft ein. (Br hätte barauf
wetten mögen, baß bie (Selben hier allerlei mehr wußten
als er.
S>ie Snftinfte bes 3ägers unb 'bes Bcrid)terftatters
würben in ihm wad).
3 um Teufel . . . weg
mit biefen (Scban=
ten . ♦. S>ie Sorge um
£>elen (Saroin nahm
ihn wieber gefangen.
Wellington {fo£ er=
hob fid) unb fdjritt
bureß ben Saal. 3r»
genbwie mußte er fid)
(Sewißheit ocrfdjaf*
fen. telephonieren ...
Bunbfragen ... (Br
trat in bie Slan^Ici
unb ftarrte auf bic
ftummen Apparate...
S)a ... ein Buf eines
ber hier aufgeftelltcn
Iautfprcd)enbcn Se*
Jepßone.
BiacGornicf fprad):
. . großes Ungliicf
* . . fofort oom §otel
Bcttungs = (B^pcbition
fd)icten . . . Sawinen*
fcßlag . . . Begleite*
rinnen (Sräfin Sorefani unb ipclcu (Saroin oerfd)üttct."
Beoor nod) ber Bortier eingreifen tonnte, hatte
Wellington {fo£ ben Schalthebel gcbrcl)t unb bic Geber*
ftation bes Sotels eingej(haltet. Scharf unb fnapp tarnen
feine Bücfftagen ... wo ber Unfall gefd)ehen fei . . .
am Sletmanfteg . . . genau unterhalb bes ^ogartpaffes.
3m nächften Bioment warf Wellington {fo£ bas Blifro*
phon bem Bortier gegen bie Bruft unb ftürmtc aus ber
kanalei. 3m Borraum ftanb allerlei Sportgerät. Ohne
Beftnnen griff er bie erften beften Stier unb eilte weiter.
3n oollem GefeUfcßüftsanaug war er für eine Stitour
nicht eben fehr glüeflich gefleibet. An einem £>afen fal)
er ben biefen wolligen B^l3 eines ber eingeborenen
i'irgififcßcn {füßrer hängen unb riß ihn mit einem Bucf
an ftd).
So ftürmtc er ins {freie. Skr aufgehenbe Blonb bc=
leuchtete unfid)er bk fd)neebebecften öängc unb {fläd)en.
Biit geübten §änben 30 g er bie Binbungen ber Stier
über feine £acffd)uße. Sdjon im (Sleitcn warf er ben
Sßela über.
(Bine Biinute nad) bem (Bmpfang oon BiacGornicfs
Slotruf fch-oß Wcllin cito n {Joe olmc Biicffidjt auf bie Ge*
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fahr in faufenber Talfahrt auf ben breihunbert Bieter
tiefer gelegenen Slctmanfteg gu.
3eßt nod) über eine fteile £>albe ßunbert Bieter
hinab . . . jeßt fah er eine einzelne Geftalt auf ber
weiten weißen {flädje . . . war im Augenblicf heran . . .
oerfudjte im leßten Bioment burd) Abbreßen ber winben*
ben {fahrt £ctr 3U werben . . . unb merfte, baß cs nießt
mehr ging. (Semaltige, wilb unb wirr burdjeinanberge*
worfene Scßneemaffen oerfperrten ihm ben Weg. Biit
Aufbietung aller feiner .^raft fd)nellte er fid) in bie £>ößc,
ftreiftc in gewaltigem Sprung Biac(Sornicfs (Seftait
bort, baß fte ber Sänge nad) in bie weißen {flocfen hin*
fd)lug, unb lanbete bann felbft inmitten ber wilb auf*
getürmten Gdpieemaffen.
Stas Bionblicßt reichte eben aus, um bic S)inge in ber
nächften Umgebung 3U erfennen. (Bine gewaltige Sawinc
war ßalfo feßräg oon ber Baßhöße her 3U Sal gegangen.
(Br tonnte ißre Spur bie §ängc hinauf bis weit nach
Borben erblictcn. ipier
in ber Sd)lud)t bes
Jlctmanfteges waren
bic ftiir^enbcn Blaffen
3 um größten Seil 3 ut
Buße gefommen. Bur
ein Seil hotte fid)
nod) über bie §ößc
besfüblid)eniGd)lucßt*
ranbes hinauf geftaut
unb war über ihn
weiter hinab in bas
Sal geftürat.
Beoor noch 3Nac
(Sornicf ftd) burd) bie
Scßneetnaffen lang*
fant gu ihm ßitiau*
arbeiten begann,
ftrebte er, fo fcßncll
es ber 3 U wirren
Blöcfcn aufammen*
gepreßte Schnee ge*
ftattete, ber Stelle au,
wo bie Brud)ftiicfe
eines Scßncefdjuhes
aus ben eifigen
Blaffen ragten. 0as Ießte 3cid)en ber Berfoncn, bie ßier
oom weißen Sob iiberrafcht worben waren.
Seine Bed)te fußr aur Brufttafcße. 3eßt hielt er eine
ber winaigen Subcn in ber $anb, bie ißm (Seorg 3fen=
branbt in Wiernt) gegeben hotte. Unbenfbar erfeßien
es ißm, baß bic geringfügige Blenge bes unfd)einbaren
Buloers gegen bie ungeheure, hier in ber Sd)lud)t geftautc
Scßnecmaffe etwas ausrießten fönnte. Aber nod)wäßrenb
er ben (Sebanfen bad>te, ßatte er fd)on ben Berfcßluß
geöffnet. Biit ben {fingerfpißen griff er bas B u ^er
unb ftreutc bic Stäubd)cn wie foftbarc Santenförner in
bie Sd)neewiifte, wäßreitb er ben gebrochenen Sti in
immer weiter weröenben Spiralen umtreifte.
„(Seorg, ßilf!" . . .
Wie ein Stoßgebet tarn cs ißm oon ben Sippen,
wäßreitb er ftd) burd) bie Scßnecmaffen feinen Weg
bahnte unb 5lörnd)cn auf ^örndjen ftxeute. 3 eßt war
bie Sube leer, unb jeßt ftieß er auf Blac(Sornicf.
Skr Schotte wollte fpredjen . . . wollte fragen, ob bie
$iIfse$pebition feßon unterwegs wäre.
Biit einem fcßledjt unterbriieften {flucß rnanbtc Welling^
ton {foj ißm ben Bitcfen . . . unb faß über beo ganaenl
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Seite 64R
S) i e
Kummer 27
^Iäcf)c, bie er eben nodj im S07onblicf)t begangen unb
heftreut hatte, bießtje Bebel mallen.
(Eben nod) ftanben fie taum fußßod). 3 eßt mogten fie
fd)on in Bugenßöhc unb fliegen in jeber Sefunbe hößcr.
Blit einem Sd)rei ftiir^te er in ber Bidjtung baoon, in
ber er eben nod) bie Sfitriimmer erblidt f>atte. Warme,
bunftige Treibhausluft umfing ihn. Bber eiftg umflutete
ihn Sdjmelgmaffer bis gu ben flnien.
Scßon mar ber eben nod) fo harte froftftarrenbe 6 d)nee
über bie gange ftläche hin eine fcßmelgenbe, auscinanber*
fließenbe SDlaffe gemorben. 3eßt fließ fein linier Sfi auf
Wiberftanb. 0 as mußte ber gerbrod)enc Sfi fein.
Blecßcnifd) faßten feine Jpcinbe in bie Taf d)en bes
fremben Bdges... unb griffen eine ber taufenbfergigen
eleftrifcßen ^acfeln, mic fie Bergführer bei fid) gu tragen
pflegen.
3m näd)ftcn Bioment flammte bie mädjtigc ßcudjte auf.
Wie gliißenbcs (Eifcn ließen ihre Strahlen btc Bebel*
maffen felbft leucßtenb roerben. Bbcr auch in bie Klüfte
unb ©palten ber feßmdgenben ßamine brang bas 2 id)t.
SOlit einem Bud entlebigte fid) Wellington ffo£ ber ftören*
ben ©d)neefd)uhe unb marf fid) auf bie ftnic in ben eifigen
Schlamm, um einer buntlen Stelle in ben fd)melgenben
Blaffen nähergufommen. Sd)ob mit ben öänben ben er*
meießenben Sd)nec guriid, befam ein Stiicf Stoff ju faffen
unb 50 g mit einer furzen leßten Bnftrengung eine menfd)*
liehe (Geftalt gu fid) t^ran.
italt unb leblos lag bie (Gerettete in feinen Firmen.
0er immer ftärfer fcßmelgenbe Schnee hatte ihre flleibung
ootllommen bureßnäßt. Blit Sd)rec!en crfannle Helling*
ton 5oj, baß bas uon ihm angemanbte Blittel nid)t un=
gefährlich mar. 3mar bie Schnecmaffen felbft fcßmolg
biefes munberbarc 0 i)notherm in fabelhaft turger 3 dt
gufammen. Bber bas abgießenbe Sd)neemaffcr burd)*
tränfte bie tieferen Sd)id)ten unb bebroßte alles, mas
bort noch ein * 1 oerfeßüttet lag, mit bem Tobe bes (Er*
trintens.
Beim Scheine ber ftarfen £eud)tc betrad)tete er bie
3 ügc ber (Geretteten. 0 ie, bie er oor allem fuchte, an bie
er am meiften bad)tc, mar es nicht. 0ic Blarchefa bie
Torefani hielt er hier in ben Firmen. *31 ber Selen (Garoin
lag nod) irgcnbmo oerfd)iittet, oon ben fcßmelgenben
Blaffen immer ftärfer bebroßt.
(Er ließ bie regungslofe (Gcftalt gu Boben gleiten. Sal)
babei, baß ber Bicmen ihrer !lmhängetafcf)c geriffen mar,
unb ließ bie Tafd)c meeßanifd) in feinen Bdg Qldten.
0 ann begann er mit ber Slraft ber Bergmeiflung non
neuem gu fud)cn. Bur oon ber Soffnung aufred)t ge*
halten, baß bie Stataftropße bie beiben 5 raueu hießt bei*
einanber betroffen habe.
(Er fueßte unb fanb. (Gerabc eben jeßt gaben bie fd)mel=
genben unb bampfenben Blaffen ben 3*Pfd eines (Ge*
raanbes frei. 3nt Bioment ftürgte fid) Wellington fyoj^
barauf unb hielt £>clen (Garoin in feinen Brmen. (Ebenfo
bleich unb regungslos mie ihre (Gefährtin.
3 cßt fd)neU heraus aus ben bampfenben unb fdpnel*
genben Blaffen. Bur menige Blinutcn maren ocrffrid)en,
aber mie hatte fid) bas Bilb in turger Seit oeränbert.
Schon ftanb er in einer tiefen Blulbe, unb oon allen
Seiten her fd)oß bas Sdjmelgmaffer in Sturgbäcßen bie
Bbßängc hinab, um gurgelnb unb braufenb feinen Weg
gu Tale unter ben Sd)necmaffen fortgufeßen.
Blit ben 3äßnen faßte Wellington ftoj; bie Jyadel. Bn
feiner linfen Bruft rul)te Seien. Blit bem redjten Brm
umflammerte er ben Körper ber Torefani. Blit ber bop*
pelten ßaft mußte er fid) an bem fdpudgenben unb mei*
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d)enben Bbßang in bie Säße arbeiten. Bis an ben £cib
fanf er babei in bie roäfferigen Blaffen. Schritt um Sd)ritt
tämpftc er fid) empor, alle Blusfeln unb Sehnen bis
gum äußerften gefpannt. Sinirfdjenb gruben fid) feine
fräftigen 3ähne bei ber gcmaltfamen Bnftrengung tief
in ben hölzernen (Griff ber Jyadd.
Bis cnblich bie Steigung geringer, ber Sdjnec unter
feinen JJüßen fefter mürbe. Bis bas £id)t einer anberen
ftadel in feine Bugen fiel.
Blac(Gornid hatte fid) enblich gur Tat aufgerafft, hatte
fid) ber eigenen 5 Q dd erinnert. Blit ihr mar er jeßt
in bas Bebclmecr eingebrungen unb auf Wellington ftog
geftoßen. Blit einer leßten Bnftrengung legte ihm
Wellington $05 & cn regungslofen Körper ber Blard)efa
bi Torefani in bie Brnie.
„3uriid, Sir . . . auf trodnen Sd)nee . . ."
Blit pfeifenben ßungen ftieß er bie menigen Worte
heroor.
3mci Blinutcn fpätcr traten fie aus bem maUenbcn
Bebelmcer in bie tlare £uft unb faßen bas Blonblid)t
mieber. 0f)nc ein Wort gu oerliercn, oßue einen Blid
auf feinen Begleiter gu rnerfen, bettete Wellington
Selen (Garoin auf ben Schnee unb ocrfud)te burd)
Beiben unb Blaffieren bas ßcben in ben regungslofen
Körper gurüdgugmingen. 0 ie $adel, bie er neben fich
in ben Sdjnee geftoßen hatte, überflutete bie bleichen
3iige bes jungen Bläbd)ens mit blcnbcnbem £icßt, ließ
fie nod) blaffet unb leblofer erfdjeinen.
£angc feßien Wellington Jyoj; fid) um eine (Geftorbenc
gu müßen. Bis enblich eine Spur oon ßeben guriid*
feßrte, bis ein Icid)ter Btemgug bie Bruft crfd)üttcrtc.
(Ein turger $reubenfd)rei tarn oon feinen Sippen. 3cßt
galt cs, bas Wert gu oollenben, bie (Geretteten in bie
Wärme unb Trodenßcit bes ftogartßaufcs gu fd)affen.
0as mar nod) ein langer unb ftciler Weg über Schnee
unb 5dje n breißunbert Bieter in bie Säße. Buch für
einen Blann, ber ißn unbelaftet ging, feine geringe Bn*
ftrengung. Wellington Sd°n (Garoin mit
ftarfen Brmcn empor unb begann ben Weg gu feßreiten,
als ob fie febcrleid)t möge. Unb märe gern fo mit ißr
meiter gegangen bis in alle (Emigfeit.
0er 2id)tfcßein oon fyadcln erreichte fein Buge.
Stimmen brangen an fein Oßr. (Eine Bettungsfolonnc
fam ißm entgegen. Träger unb giißrer umringten ißn.
3n allen Sprachen brangen 5 rö gen auf ißn ein. 0od)
nur noch unbeutlicß ocrnaßni er bie Stimmen. Bur
nod) ein bumpfes (Gemirr fcßlug an fein Dßr. 3eßt, ba
er Sdcn (Garoin gerettet mußte, oerließ ißn bie Spann*
traft. Blit einer leßten Bnftrengung ßalf er Sdcn auf
eine Baßre betten. 0ann fiel er bcmußtlos neben ißr
nie ber.-
3m ©üben oon San ftnmgisto auf ber Socßebcnc oon
San Blattco liegen, oon munberooüen Badanlagen um»
geben, bie Sommerfiße ber meftlidjen Sinang* unb 3n*
buftriemagnaten. Bod) oor einem halben Blenfd)enalter
ftredten fid) hier biirre (Einöben. 3eßt hatten bie Bien*
fd>en mit Silfc bes 0 i)nothcrms ein Barabics aus ben
milben (Gebirgsgegcnbcn gemad)t.
Scßattige Beitmegc unb traulidjc Jynßpfabe. 3 ro Mcßcn
Jyelfenhiigeln Bliniaturfeen, Bäume, Blumenbeete unb
allerlei blüßcnbe Sträudjer, oon berufenen Zünftlern 31 t
einem bilbl>aften (Gangen oerfdpnolgcn.
0 er fd)önfte unter ben feßönen ßanbfißen ber oon
Jrancis (Garoin. Unter ben reidjen Blännern ber Union
moßl ber reießfte ^ancis (Garoin.
(Fortsetzung folgt.)
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Gelte 650
0 t e 00 o (fr e
Htummec 27
S o n i ö 6 d) n ö t o n (n (£ l * 31 m a r n a
33ort 253alfl)er 2Bo(f, Stffiffenf an ber $gi?pfifcben (Sammlung ber (Staafl. 3flujeen, Berlin*)
® eit ber Öffnung bes ©rabes
bes ^arao Sutancbamon
bureb £orb ©arnaroou ift bas
Sntereffe ber Öffentlichkeit ein»
mal mieber in erböfjteni Viaße
auf bas alte Sigtjpten gelenkt
rnorben, insbefonbere auf bic
3 eitfpaniie, ber $utancbamon
fclbft entflammt, ber fogenannten
Olmarnapit. Sutancbamon mar
nidjt königlichen Blutes; nur bie
$anb einer Tochter bes Königs
9lmenf)otep ober Vmenopbis IV.
Ijattc itjm bie $lnmartfd)aft auf
beu Stjron nerfebafft. $>iefer
•) ©ie bem Sluffafc beigegebenen Silber
t>on Clara Giemeno finb mit (Erlaubnis ber
3. C. $>inrid)s’fd)eu 33ud)f)anblung in ^dp*
jig bem eben crfdjienenen SDtappamucrtc
entnommen „Stönig (fdjnaton in CI--
9lmarna, 10 Silber oon Clara öie«
nt ens, Sejt ooft ©reibe -iluet"
Vmenopbismarbie feltfamfte£>err*
feberfigur bes alten Orients über*
baupt. Von fd)mäd)lid)er körper*
lieber Veranlagung, bic offenbar
mit ftarfen geiftigen fyäbigkeiten
gepaart mar, unternabm er ben
Vcrfud), an ©teile ber ^ablreicben
in Vggpten ocrebrten ©ötter
bie Gönne allein pm ©egen*
ftanb göttlicher Verehrung p
machen. Oas führte naturgemäß
pr Verfeiubung mit ber SJ3ricftcr^*
fd)aft ber anberen ©ötter, oor
allem ber bes Veid)sgottes Vmon,
fo baß er feine bem Vmon ge*
meibte öauptftabt £b e b en ocr=
ließ unb ftd) beim heutigen Vmama
eine neue £>auptftabt grünbete.
£>ier lebte er fortan im Greife
feiner ftamilie ber Öäutcrung unb
Clara Siemens: „Beim Bildhauer“
üben. „König Amenoph.s IV., seine Gattin küssend“. 14. Jahrhundert v. Chr. Museum in Cairo Phot. Crantz
Die Plastik tritt io der Siemensschen Zeichnung als Motiv aut
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Kummer 27
Seite 651
0 i e o $ e
„Kopf einer Tochter Amenophis' IV.“
Ägyptisches Museum. Berlin Phot. Grants
Clara Siemens:
„Gottesdienst bei Sonnenaufgang.“
giöfen Sdjmärnterei beit äußeren ftetnb non
ben ©renjen feritauhalten.
Um fo lieber oerfeitlen mir heutigen uns
in Die SUinftmerfe Vmarnas, Die Die ©eutfd)e
Orient'©efeüfd)aft unter Seitung non ^rof.
©r. Vord)arbt in beit Jahren oor beut Kriege
bent ägt)ptifd)en Sanbe eittriffeit bat, uitb
oon beneit mir eine ftattlid)e Vngahl int 3igt)p*
tifchen VUtfeum 51 t Berlin oorfinbeit. ©er
feine Cbeift, ber aus beit köpfen uitb aus
jeber £inie ber S^^nung fpridjt unb bie
ftarte, ber ganzen ^marna-Stunft iitnemol)*
tteitbe Vtahrhcitsliebc haben C£lara Siemens
Clara Siemens:
üFamilienszene in der Gartenlaube“
Rechts: „Amenophis IV. mit Familie“
Kalkstein. 14. Jahrhundert v. Chr.
Ägyptisches Museum, Berlin
Nach dem Relief wurde die Szene auf obigem
Bilde rekonstruiert
Verbreitung feiner £ehre, ber Ver=
ehruitg feines ©ottes unb ber
fünftlcrifd)eit Vusfchntüduitg feiner
öauptftabt. Seine £ebre im öer=
3 en feines Voltes «$u oeranfern, ift
ihm nicht gelungen, ©ie 9Jtenfd)=
heit mar für feine hohen Jbeeit
noch nicht reif, and) f)W 9 ber
Sttggpter au fehr an beit alten ©e=
bräuchen. Unb fd)Iießlid) oergaß
^Imeithotep ober ©dptaton, mie er
fuh jeßt, um ben in bem Vtortc
^Imonhotep enthaltenen Manien 31 t
jneibett, nannte, über feiner reli=
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Go», gle
‘Original from
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Getto C52
0ic 38 0 d) ?
Stummer 27
angeregt, ficf) mit liebenollcr Gorgfctlt beut ©tiibium bes ©eiftes itnb
ber {yonitcmoiit ber 91marnageit gn unbmeit. £)ie $rnrf)t it)rer gituer-
läffigcn Arbeiten Iiccjt jeftt in einer fyolge oon groangig ßidfjtbrutfen uor.
$icr !ann nud) ein meilercr Jtreis, bem bie unperfpeftimfcfyc 3eidjen*
mcifc ber ägt)ptifrf)en 5\nnft nicf)t geläufig ift, bas feinfühlige SH^efen
F hot. Grants
Links : Clara Siemens: „Boot*
fahrt“. — tm Oval: „Porträt-
Kopf des Königs Amcnoohis IV“.
Ägyptisches Museum, Berlin.
V
SU
ber ftnltnr Gdpmtons auf
ftef) vorlcr Mffrn. — 0ic
6d)riftftcllerin ©vetfje Witter
f)at eine reigenbe Heine s Jto=
uelle bngn getrieben.
Schluß des redaktionellen Teils
TRJ'PHONOLA
/dl& Occtncy ocloh, (IGJugQQ, >f c (nJ)62n - Lffi.cjn o&l- q£q£öl.
G^/L60e^„Q77i772e<3^'ar6C^ 7000 CLnclßhxi (J&iQzn jcLq)l
'uyebdszri /oLOißßo ‘lyicpflorüoßoL (Jfbh rtaLte&nc£e?oQ>(2£cfeO'.
LUDWIG HUPFELD A*G- BERLIN W- LEIPZIGERSTR- 1 lO
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Origin&l frörri
PRINCETON UNIVERSITY
Hammer 28
Berlin
25. 3aljraancj
historische Turnstätte: „Der Turnplatz in der Hasenheide", Lithographie aus dem Jahre 1860
Der Berliner Turnplatz — der erste in Deutschland — wurde im Jahre 1811 durch Jahn begründet
3um 13. ©eufftften Surnfeflf ünd?en 1923
23oti profeffor öeinrid) 25red)tel, TSorfi&enbem betf Ortöturnaueffcbuffeö
us ben Sagen tieffter (Erniebrigung imirbc bas beutfebe
Surnen geboren. SIls Vettungsanter ßöt cs 3ößn
feinem Volte gugetooefen in bie roilbe See nationaler
Slot unb Vcrgroeiflung, prächtig ift bie Saat aufgegangen
unb bcrrlicfje 5rüd)tc aus if>r finb auf ben Vtarft gefommen.
3m SBanbel ber ©efd)id)te febren bie 3citcn roicbcr. Sic
Sturmflut, bie beute bas geborftene beutfebe Schiff umtobt,
ift roeit furdbtbarer als bantals. £ungcrtrieg unb Schieber-
tum b^en bas beutfd)e Volt germürbt, roiifter Vörteißaber
bat cs gerrüttet. Ser bößerfüUtc frangöftfef^e (Erbfeinb bielt
ben Slugenblicf für getoinmcn, feine 3abrbunbcrte alten Siaub«
gelüfte gu oermirtlicbcn. Slber noeb lebt ber beutfebe ©eift.
Sie £elbenmütigteit, mit meiner bie trüber am Vbcin unb
an ber Stußr ben feinblicßen V3iberroärtigfciten einen ent»
fcbloffenen bentfdjen Sroß gegcnübcrftellcn, geigt ber V3elt,
baß Vaterlandsliebe lein leerer ©aßn ift. Sie höben ein
Sted)t bagu, oon ihren Voltsgenoffen im unbefeßten ©ebict
gu forbern: „Slns Vaterlanb, ans teure, fdjließ Md) an!"
3n biefen Sagen fd)roerftcn oaterlänbifd)cn CElenbs ift cs
Pflicht, an bie ftttlicf)e (Erneuerung bes Voltes, bie fittlid)e
(Erneuerung oor allen Singen ber 3ugenb gu benten. Sie
flogen über 3ucßtlofigteit, über roaebfenbe Versilberung unb
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Verberbnis unferer 3ugcnb finb nur gu gerecht. Sdjcirferc
polizeiliche unb ftrafrcd)tlid)c Vcftimmungcn tonnen mohl
üorübergebcnö bemntenb einroirten, einen baucritbcn (Erfolg
bringen fie nicht. Sas Übel muh an ber Söurgcl gefaßt toer*
ben: bas bcutfd)c Volt muß guriietgeführt roerben gu fitt*
liebem ©cborfam, gu 3 lic bt unb Orbnung, gur Slrbeitfamfeit,
gur (Einfachheit unb Vcfcbeibenheit, gu ©baraftertiicbtigEcit
unb Starte, gu fittlidjer Jrcibeit, cs muß ergogen toerben
gu nationalem Vcroußtfein unb nationalem Stolg. ftüßrcnbc
Viänner erinnern fid) beute meßr benn je bes 3öbnfcßen Vcr*
mäd)tniffes. Sas beutfebe Surncn muß feine Söiebcrgeburt
feiern unb 3öbnfd)er ©eift muß neu erfteben.
Arbeit ift unfer ßos, beutfebe Arbeiter gu ergießen unferc
heiligfte Spflicßt. Ser ßcbensfampf, ber bem beutfdjen Volte
beoorfteßt, rnirb grimmig. Stur ein törperlid) tüchtiges ©c»
fd)led)t mit ftarten Sternen toirb biefen Stampf befteben ton¬
nen. Vor einigen 3öbrcn umrbe im Sieid)stag ber ©ebante
erroogen, jeben Seutfcßen burd) Steicßsgcfeß gu Ceibesübungcn
gu nerpflid)tcn bis gur VoUjäbrigtcit. Sin ber rnirtfd)aftlid)en
Slot bes Staates, an unferer Slrmut ift bas ©efeß gefeßeitert.
^rioate Organifationen finb am SBcrf, fo gut rnie möglich
ausguglcidicn, ums ber Staat gu feßaffen Hießt imftanbc ift*
Original ftom
PRINCETON UNIVERSITY
Seite 6ö*z
0 i c o cft e
Kummer 2&
0antbar mug bie Tätigteit ber Vereine anertannt merben,
bte bemügt ftnb, bie 3itgenb gu faffen. 0cn ©Item unb ©r-
giepern ober follte cs als nationale ^fliegt erfegeinen, tgre
Stinber ben SBogltatcn ber Leibesübungen gugufügren unb
bureg eigene Vlitgliebfcgaft bie Vereine in igrem feineren
©Siftengtampf gu unterftiigen. ^luf! tretet in bie Vagn!
3n ben Sagen oom 14. bis 18. 3uli f)ält ber älteftc unb
größte Verbanb für Leibesübungen, bie 0eutfcgc Turnerfcgaft,
eine §cerfcgau. 0as legte Turnfeft tourbe 1913 in Lcipgig
begangen. 0er VMttrieg mit feinen folgen gatte es ben
beutfegen Turnern ingmifegen niegt mieber ermöglicht, gufarn*
mengufommen. Als ber norbereitenbe Ausfcgug mit bert
erften Arbeiten für Vttincgen einfegte, magte nicmanb baran
gu benfen, bag eine nur anttägernb fo ftarte ^Beteiligung git
erroarten fei mie in Lcipgig. Vlan gat ftd) getäufegt. 0eutfeger
6inn unb turnerifege Vegeifterung, ber beutfege ©ebante, ber
bas Turnen befeclt, oerftegen aueg bie mirtfcgaftlicgcn Scgrnie*
rigfeiten unferer 3cit gu meiftern. (Ein jeft „für beutfege
©ingeit, Vccgt unb Jrcigeit" mill bic 0cutfcgc Turnerfcgaft in
Vlür.cgen begegen. 0ie Reibungen giergu übertreffen alles
bisger 0agemefene. Vagegu 200 000 5 e ftf Q rien ftnb oertauft,
groei fteftgiige mit je über 60 000 Teilnehmern unb 1200 gag*
nen geben ben 3ufcgrtuern Shtnbe oon ber SOtacgt, bie ber faft
gmei Millionen Vtitglieber gäglcnben 0eutfegcn Turnerfcgaft
inneroognt. s Bic bei frügeren geften, fo eröffnet aueg in
Vlüncgen bas fcffclnbe patfenbe Vilb ber greiiibungen bie
allgemeine Arbeit ber aus allen ©auen bes Vaterlanbcs gu*
fammengeftrömten Vlaffen. 3n rouegtiger, übermältigenber
^unbgebung mill ein Jpecr oon 34 000 Turnern unb 10 000
Turnerinnen geigen, mclcger ©eift ber 0eutfcgcn Turnerfcgaft
eigen ift, ftc motlen bartun, bag ©inigteit, 3ucgt, llntcrorbnung
unb ©emeinfinn fie befeclt unb ben igrer Vemcgung noeg ferne
ftegenben ©äften ^oegaegtung unb Vemunberung abringen oor
bem Vollsergiegungsmcr! igres grogen Verbanbes.
0urcg Ausbau ber bem Turnen oermanbten Leibesübungen
innerhalb ber 0eutfegen Turnerfcgaft, bureg Ausbau bes $öctt*
tampfgebanfens auf allen ©ebieten ift jung unb alt ©elcgen*
geit geboten, im SBetttampf bic Straft mit feincsglcicgen gu
meffen. sieben turnerifegen ©ettlämpfen ftnb Leicgtatglctif,
geegten, Vingen, Sd)mimtnen unb Spiel in ben Arbeitsplan
aufgenommen. Vunb 15 000 SBettlämpfer treten in bie Vagn;
bureg 1200 Stampfricgtcr toerben fie beurteilt. 0er Sieg gängt
goeg, bie SBIütc ber 0eutfcgen Turnerfcgaft nur mirb mit (Er*
folg um ben fcglicgten ©icgcntraitg ringen. 0as Turnen ift
befcgmcrlicge Arbeit. 0er Turnftcg ift bie gruegt unentmegten,
begarrlicgcn glciges. So erfegeint bas Turnen als eine Scgule
ber 3ögigfcit unb bamit als Scgule ber Arbeit, bureg bie
geutgutage jeber junge 0eutfcge gefiigrt merben mügte. ©s
ift bie ©runbfcgulc jeglicgen Slörpcrfports. 3» ber gorberung
oon ©enauigfeit bei turnerifegen Übungen ift es eine treffliege
Vorbereitung für bas Leben; bie auf bem Turnplag anergogenc
©enauigfeit mirtt ftrf) aus im Veruf.
groben ftaunensmertcr ©emanbtgeit unb fügnen Wagemuts
mirb ber Vefucger bes 0eutfegen Turnfeftcs bemunbern bürfen.
0as 3ogufcgc Turnen mill bem Vlenfcgen ©emanbtgeit geben,
bic fteg gunäd)ft äugert in flinfem, anteiligem 2Befen. A3cr
aber [einen Körper gu begerrfegen oerftegt, ber mirb aud)
feinen ©eift gu meiftern miffen. 0as Vemugtfcin, Eräftig unb
gemanbt gu fein, oerlcigt bem Vlcttfcgen 3 UÜCr Brf)t unb Selbft»
ocrtraucn, es förbert 3Jlut, VMUeitsftärle unb (Entfcgloffengeit,
ergiegt gugleicg aud) gur Vefonnengeit. V3as braud)t bas
beutfdje Vol! geute notmenbiger als biefc Tugenben? ©in
freies 0cutfd)lanb rnollen mir micbcr aufbauen. 3 uü ^rfid)t
unb Selbftocrtrauen, Vlut unb VMllensftärie, ©ntfcgloffcngeit
unb Vefonnengeit finb bie V3crfgeuge bagu. 0eutfd)es 3uttg»
oolf, tritt in bic Vagn gur Übung biefer Tugenben!
SDlit ber allgemeinen 0ienftpfliegt ift uns eine treffliege
Scgule bes ©egorfams unb ber llntcrorbnung oerlorcngegan*
gen. Stein Volt far.n aber ogne llntcrorbnung bes eingelnen
unter bas ©ange, ogne Veacgtung ber ©efetje, ogne Vänbigung
bes eingelnen Aöillens beftegen. llnferc gefamte ©rgiegung
gat ftraffen ©egorfam unb mittige llntcrorbnung gerbeigu»
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Gougle
fügren. 0ie gefellfd)aftlid)e Arbeit, gu ber bas Turnen bc*
fonbers anreigt, erforbert llntcrorbnung bes eingelnen unter
bie 3mecfe &er ©efamtgeit. Auf ©efegmägigteit aufgebaut
unb bureg ©efegmägigteit geleitet, ftnb beftimmte Vorfcgriftcn
auf bem Surnplag unerläSlicg. 0as mirb halb ertannt, unb
bann laffen fteg bie jungen 0urner fpielenb ©efegmägigteit
anergiegen unb gu orbnungsliebenben ©liebem ber ©emein»
fegaft im Staat oorberciten. 0ie gefegloffcnen SDlaffenoorfüg*
rungen ber Greife, bic Vlufteroorfügrungen ber ©auc unb
Vereine beim 0cutfcgen Surnfcft merben oon bem ©emcinfinn
geugen, ber in Turnern unb Turnerinnen fteeft, fo mie fie
aud) bic ©igenart unb bas Vefonbcre bes geimatlicgcn Ve-
tricbes bartun rnollen.
0er Turnplag ift ber neutrale Voben, auf bem fieg alle
Streife ber ©efeüfcgaft gufammenfinben tönnen. 3u bem Vor*
fag, ber Allgemeinheit gu btenen, niegt inbioibuelle, fonbern
fogiale Veftrebungcn gu unterftiigen, fiegt jeber im anberen
ben gleicgmertigen, ooümertigen Vtcnfdjen. Als Turnbrüber
arbeiten alle am gleicgen Siel in gegerffeitiger §ocgad)tung,
Stamcrabfcgaft unb greunbfegaft. 0iefcs alte 3agnfcge 3bcal
mirb geute noeg unoerminbert gocggegalten.
0as ift ber ©eift ber 0eutfcgen Turnerfcgaft, unb oon biefem
©eift maren aueg bic Vorbereitungen für bas 13. 0eutfcge
Turnfeft getragen.
Vlüncgen ift in ber gliictlicgcn Lage, einen Jeftplag gur Vcr*
fiigung gu gaben, mie er taum in einer anberen beutfegen Stabt
gröger unb fegöner gefunben merben tann. 0ie Tgereften*
miefc ift mit ben Ausstellungsräumen, bie mäegtige praegtoolle
fallen in fieg bergen, gu einem riefigen Übungsfelb für Turner
unb Turnerinnen gufammengegogen. Auf ber Tgercftenmicfe
follen bie 5eftbefud)er geg an ben gefegloffcnen Jreiübungs*
bilbern ber Turner unb Turnerinnen erfreuen. Auf bem
gleicgen gelb gegen an oicr §albtagen bie Vorfügrungen ber
Streife oor fieg, fo bag ben Tribünengäften ununterbrochen bie
umfangreid)e Viaffenergiegungsarbeit ber 0cutfd)en Turner»
fdjaft in bas Vcmugtfein eingegämmert mirb. 0er meite Vafcn
mirb belebt bureg bic oerfd)iebencn Spielcrgruppen. 0ct
DoItstümlicge ,, 3rgntampf unb bie ©ingclfämpfc follen gier bie
oorgüglidjeit Leitungen ber Veften auf biefem ©ebiete geigen.
0aneben mirb ber Sd)lcuberbat!murf ber Jünffämpfcr 3 cll 9 s
nis oblegen oon bcutfd)cr Straft unb ©emanbtgeit, mägrenb
auf ber unmeit baoon gelegenen Afcgenbagn in flüchtigem
Lauf bie Scgnclligfrit ber Turner unb Turnerinnen bargeton
mirb. 0ie mciften ber turnerifegen Vlctttämpfe ftnb in ben
AusfteHungsanlagcn untergebradjt. ©s fonnten gier Turn*
gaUen cingeiicgtet merben, an benen ber Ansübenbe mie ber
3ufcgauer feine Srcube gaben mug. 0en 5 oc gt crn un ^
gern ftegt eine meite §allc gur Verfügung, in ber aueg eine
grogc 30 g 1 Scgauluftiger ben 0arbietungen folgen tann.
Scgmimmer unb Sd)mimmerinncn finben im 0antcbab eine
oortrefflicgc muftergiiltige Anlage. 3 ltr 0uregfügrung ber
Läufe ift eine 500*Vleter*Vunbbagn gefegaffen für fcd)s Läufer.
0urd) Anbau an ben beiben Längsfeiten mürben gmei 100*
SOtetcr*Vagnen für je gmölf Läufer gemonnen, [0 bag bamit
gereegnet merben barf, bag bic Viegrfämpfe gier teine Ver*
gögerung erfagren. 0ie Laufmeffung erfolgt burd) gmei eiet»
trifege llgren.
3u ben V3etttämpfcn tritt nur bie Auslcfc ber 0eutfd)en
Turnerfcgaft an. 3n allen Streifen mürben im Laufe bes
Vionat Vtai %(robcturnen burcggefiigrt. Vtüncgen Ünb
nur bie gugelaffen, bie bei ben Vorfämpfen bic oorgefegriebene
Sßunttgagl erreiegen tonnten, ©s ift bas, mie eingangs er»
mägnt, nod) eine fp grogc Segar, bag bie Organijation niegt
leiegt mar.
0ie Vorbereitungsarbeiten gegen igrem Abfeglug entgegen.
Turner unb Turnerinnen aus nag unb fern ftnb mogl gcriiftet,
bas bisger grögte beutfege geft mit ber entfpreegenben A?ürbe
gu begegen. 0en beutfd)en Vriibern aus ben abgetrennten
©cbieteit tHngt ein gcrglicges VMUtommen entgegen, getragen
oon geller ftreube, bag fie in bem Streben naeg ©ingeit, Vecgt
nttb Srcigeit mit uns benten unb füglen. „Turner, auf gum
Streite! Tretet in bie Vagn!"
Original fro-m
PRIiNCETON UNIVERSITY
Stummer 28
© I e SB o t& e
Geitc 653
©er Umfturg tn ©ulgarten
Mit sieben photographischen Aufnahmen von Preß-Photo-News-Service
(rXie bulgarifcbc 9te»
oolution bat einer
SETU&tDirtfd^aft obneglei»
eben ein ©ttbe gemadjt.
©er fogialiftifdje "Bauer
Stambolijsti batte ftd)
bureb ein ÜBablgefetj, bas
einer SRinberfjeit im San»
be bie 9ttebrbeit im ^ar»
Iarnent fieberte, in ber
6obranje ein blinberge--
benes3Bertgeug einer jebe
Bteinungsfreibeit unter»
brüefenben, bas Bürger»
tum unb bie 3nteHigeng
bes Sanbes entreebtenben
Sßolitit gefebaffen* ©leid)»
geitig batte er bie nationali*
ftif eben ©lernen e im ßan»
be — unb ihnen oerbanft
Bulgarien fein ftaatlicbes
©afein — babureb oer»
le^t, ba& er mit ber gröfc»
ten ©raufamteit bie ma»
gebonifcbeti Banben oer--
folgte, bie fid) gegen bie
ferbifebe <perrfd)aft auf»
lehnten unb auf bie 9tiicf--
gabe ber groeimal blutig
eroberten unb groeimal
oerlorcncn, oon einer bul»
Alexander Zankoff, der neue
bulgarische Ministerpräsident.
Links\ General Lazaroff, der
militärische Leiter der Revo¬
lution, spricht vor dem Par¬
lamentsgebäude in Sofia zum
Volk. Nach alter bulgarischer
Sitte wirft er der siegreichen
Nation eine Rose zu
General Lazaroff auf dem Wege zum Parlament, um den Sieg über die Starabolijski-Partei zu verkünden
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Original frorn
PRINCETON UNIVERSITY
6cite 654
® t e C 2B o cb e
Kummer 28
In den eroberten Stellungen der Bauernarmee in Slavovitza. Vorn die erbeuteten Kriegskassen
Stambolijskis, in denen 25 Millionen Levas gefunden wurden.
gariftfjen 9ftef)tf)eit be*
mofpiten (öcbiete nidjt
neraidjten mollien, bie
'Bulgarien auf Cbrunb bcs
Vertrages non SReuilli) an
Serbien abtreten mufjte.
9lüc biefe (Elemente taten
fid) aufammen, gemannen
bie $lrmee für fief) unb
ftiiraten, obmofjl bie 9te«
gicrung non ber Ber»
fdjmörung Kenntnis batte,
bas Btinifterium Stam»
bolijsti an einem Sage,
©er Btinifterpriifibent
entrann, mürbe aber auf
ber gluckt in einem Söalbc
non beu ©ruppen ber
neuen Regierung ein»
gcfcbloffen unb erfdjoffeit.
©ao §aupt ber neuen Be»
gierung ift ber Unioerfi»
tätsprofeffor 3anfoff.
©en Oberbefehl über bie
aur Regierung iiberge«
gangenen ©nippen über»
nahm ber Oberft Cajaroff.
©ic aum Scf)iitj Stam*
bolijslis in feinem §ei»
matsborfnerfammeltebe»
roaffnete bäuerltdje £eib»
garbe mürbe nad) turnen
Kämpfen iibermunben*
3n ber 3Öof)nung bes
foaialiftifeben Btinifter»
preifibenten fanb man
Die Standarte und der Leibdiener Stambolijskis nach seiner Gefangennahme in Slavovitza
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NCETON UNIVERS
9?umtner 28 © i e ® o * c Seite 655
Verhaftung des Neffen Stambolijskis (X), Leiters der Orangegarde, der versuchte, verkleidet in Lastautos Munition nach
Slavovitza, dem Hauptquartier der Bauern, zu schaffen
mebrereBtilliotien ba»
res (Selb, beffen £cr=
funft — es marett
frunzöfifche ftranfen
unb rumamjcfje Veis
barunter — zut (Er*
hebung ber Auflage
megett $od)oerrats
berechtigen mürbe,
menn er noch lebte.
3)ie neue Regierung
oerftcher*, ba& biente*
nolution ausfchlicfj--
Iid) innerpolitifche
(örünbe gehabt habe,
befj bie freunbfehafi*
liehen Beziehungen zu
beit (£>rofj nt ächten unb
Nachbarn auch fürber*
hin gepflegt mürben,
unb ba& matt
nicht beabfichtige, am
Bertrag non 9feuillt)
ZU rütteln, Bber bie
£atfad)e,ba6bie5iih 3
rer ber ntazebonifchen
Banbeti bie Beoo=
lution unterftüfct ha»
ben, bemeift, bafj bie
Regierung biefe Ber--
ftcherung nur abgibt,
meil(teilt ihrer jetzigen
Vage — bie bulgari»
(che Brtnee ift auf
30 000 Btatin be--
fchräntt morben — an
eine Berichtigung ber
(Grenzen gegen 6er=
bien uttb (Griechen*
Iattb nicht beuten tarnt.
3ntterlich mirb ber
Bertrag non üteuiUi)
nott feinem Bulgaren
atterfattnt. Mg.
Das Hauptquartier
der Orangegarde kurz
nach der Eroberung
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NCETON UNIVERSI
Seite 65o
•*) x e Q cp
mumnter 'xs
„Schlafendes Mädchen“ (1896)
6&iir beit Stunftfreunb ift biefe ‘Slusftellung non 170 Sil*
O bern (Soriitthö aus Sprinatbefi^ eine itac^ljallenbe Scitt-
miirbigteit. (Ss ftaut ftd) bas Sßublitum itt beit beiben
Stocfmerfen bes Stronprinzenpalais, in beiten bie "Berte
mit großem (Scfchicf für (ölieberuitg untergebracht ftttb.
3ebcr t)at bas Cöcfiiljl: £>ier ift einer, bettt bas fd)öitc "Dtaler--
hanbmerf zur großen ßetbenfe^aft gemorbcit ift. (Sin Star¬
ter, eilt (Sicf)»fcibft=(£)ctreucr, ber alles, rnas er tmtrbc, bttrd)
eigene Straft tmtrbc. ‘üJlatt fagt, er befeifte bie fdjmcrc,
aber bod) elaftifd)e Biberfpenftigtcit bes echten Dftpreufjcn.
(Sutt. ^ber ebeitfo micfjtig ift, mic einer fchliehlid) mit beut
ihm anoertrauteit ^fuitb umgeht. $rot$bcm ber Balcr
(Sorintf) zeitlebens ein beherzter Berfchmcitber mar, blieb
„Frühstück“ (1892)
iStilleben und Mädchen“ (1911)
er bod) ftets im
guten Sinne f)uus=
hcilterifd) — ein
Beiger ooit "Mitteln
unb Birtlingen. (Sr
tarn als blutjunger
"Mettfd) nach Siöttigs-
berg, bann mürbe
er in "München Sd)ii--
ler bei Söfft), fpciter
malte er itt Baris
iit ber Bouguereau-
Schule, iiberficbclte
bann als fertiger
nach SMündicit uttb
um bie 3ahrhuit=
bertmettbe eitblid)
itad) "Berlin, mo er
nun bie Srijmiitgen
frei entfalten tonn¬
te. Bas "Merfroiir-
bigr ift, bafi er nie
mobifch malte. Bas
fchertc ihn bas laut
gcpriefeite5mlid)t!
Sein 3öeal mar nur
immer, gut zu nta*
len, fein Sempera*
ntent in ^urbe unb
Jortit frei hüiftrö--
nteit zu laffen. Beim
er zumeileit ftrau-
dielte unb ins (Sj-
trem fiel, itts 9lfa-
bentifchc ober gar
ins Uutlarc, fo mar
bas immer mehr ein
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PRfNCETON UNIVERS1TY
Kummer 28
t c QP o & c
vr>ettc Ö57
(Erproben uitb Saften als ein
<Berfagen ber ^raft. (Er pfiff
auf ben ganzen 3mpreffioitis--
rnus, tote ifjnt aud) fpäter ber
(Esprefftonismus nur ein blut--
lofes Sd)lagrDortu)ar,ntitbem
er in feiner SUinft nichts an^u--
faitgett umbte. ,,3d) male, toie
irf) cs febe unb fühle", ftetjt
über feinem Tempel. (Ein
Sütebrer ift er in feiner fd)mcl--
gerifdjen fltutfichen güüe.Seine
ftarbc burdjeilt alle Stalen
bcr(Entpfinbuttg: u)ie ftrofccnb
fönnen Stauen bei ihm lachen,
unb meld)e ^erflüftete Sd)toer--
mut liegt über feinen 'Jöaldjcn--
feclanb'fdjaften, in benen es
coie in eruptioen SBulfanen
arbeitet! 3)ie gan^e Iebenbe
unb tote "Jtatur ift il)nt s IRobeU;
unter ben fübrcitbett beutfdjen
SDtalem ift er ftdjcr ber oiel*
feitigfte, toie craud) als fötaler
unter allen bie reid)fte Palette,
alfo ben reidjften $varbeitfd)ab
bat 9lbcr in biefem roeiteit
Nahmen gibt es für ibn teilte
Spezialität (Er gehört flu ben
toettigen ^usertoäblten, beiten
es uergöititt ift, ftd) bas Schief=
fal bieitftbar flu machen.
fpeftooll grübt il)it bie 3*it
A. G. Hartmann.
„Selbstbildnis mit Gerippe“ (1896}
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PRINCETON UNIVERSITY
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PRINCETON UNIVERS1TY
mm/zm/m
#pm
Apostolischer Nuntius M s g r. Dr. Eugenio Pacelli
Ueber die Fragen des passiven Widerstandes, insbesondere über die Fälle von Sabotagehandlungen im von den Franzosen widerrechtlich
besetzten Ruhrgebiet fand auf Wunsch des Papstes eine Aussprache zwischen Reichskanzler Dr. Cuno und Nuntius Pacelli statt
ZU DEN BESPRECHUNGEN DES REICHSKANZLERS MIT NUNTIUS PACELLI
Radierung von Ernst Schaffer
■fiiÄiSEfSIÜ
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PRINCETQ mJN t VERS r TY -
6eite 660
0 \ t OB o dj> e
Kummer
Abstimmungs-Erinnerungs-Festspiele in
Marienburg
Die Marienburg,die in den Abstimmungskämpfen 1920 deutsch er¬
haltene Ordensburg des deutschen Ritterordens in Westpreullen,
wurde von dem Marienburger-Bund zum Schauplatz festlicher
Veranstaltungen gemacht. Unter anderem fand ein Volksfest
mit Vorlührungen in alten Trachten statt. Phot. Rug e
❖
Rechts: Vom schwedischen Besuch in Stralsund:
Deutsche Matrosen bei Kameraden auf einem der
schwedischen Kriegsschiffe. Phot. Girckc
Phot. Graudy nz
Von der „Niederdeutschen Woche" in Stralsund: Besuch einer schwedischen Torpedobootsflottille, Einfahrt in den Hafen
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Kummer 28
©feJJöod) c
6citc mi
Kap.-Leutnant a. D Tillessen
gegen den wegen versuchter Befreiung des
Leutnants zur See Dithmar vor dem Leipziger
Schöffengericht verhandelt wird
Dr.-ing. h.c. Karl Friedrich von Siemens
wurde zum Vorsitzenden des Reichswirtschafts¬
rates ernannt Phot. Dührkoon
Kap.-Leutnant a. D. Hans Rose
der berühmte U-Boots-Kommandant, der von den
Franzosen im Ruhrgebiet unter schweren Mißhand¬
lungen wochenlang gefangen gehalten wurde
Hermann Bahr
der bekannte oesterreichische Schrift¬
steller, Verfasser zahlreicher Romane
Bühnenstücke und Essaybüchcr, wird
sechzig Jahre alt Phot. Ellin^er
Professor Dr. Oskar Berger
Erster Vorsitzender der Deutschen Turnerschaft
Zum 13. Deutschen Turnfest in München
(Siehe den Leitartikel in dieser Nummer)
Xaver Richert
französischer Oberst,
Stabschef General Degouttes, der im
Hochverratsprozeß Fuchs und Konsorten
als Drahtzieher gebrandmarkt wurde
Die Mitwirkenden in Bielefeld. Sitzend von links.' Konzertsänger Alfred Wilde, Sopranistin Lillan von Granfeit,
Dirigent Prof. Rüdel, Altistin Pauline Dobert, Domorganist Prof. Walter Fischer, Bassist Hermann Nissen Phot. Lohhö/encr
KONZERTREISE DES BERLINER DOM CHORS
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Original frorn
PRINCETON UNIVERSITY
(Seite 662
© { eQBocfce
Kummer 28
Abschiedsstunde vor dem Tierasyl: Alte und kranke
Tiere werden zum Vergiften gebracht
Links : Die wiedergefundene Ausreißerin
Phot. Aufnahmen von Rüge
Qfin für Obtuicfdofe
Cyntgernb unb fremb uor oerfdiloffencu Tiircn ftehen, fdjeu
*Uunb bittcub in teilnahmslofe klugen fehcit, bas ift bitteres
(frlebeit, uiebcrbnlcfenb itnb roefenänbernb. Unb mie bas
Üeib bcs SJienfd)en, ber nad) Sattioerbeu nnb Obbad) fucht,
uuucrhüübar an nns ooriibertaftet, fo gibt es aud) jenen
Tieren feinen ^litsbrucf, bie gewöhnt finb, 'Dtenfchengefährten
Au fein. ©ent 9)tenfchen reid)t '•Bohltäti i, teit, prinate unb amt»
lid)e, l)ilfsu)illig unb gebenb bie §>anb. ©as heimatlos ge«
morbene Tier finbet feiten Scfjut) unb Hilfe. Hub l)at ftd) nach
tagelangcm Umi)erirren
ein Srfju&ntann ober ein
gangbeamtcr bcs nicr»
beintgen 'öagabunben
erbarmt, fo öffnet 64
ihm bie Tür au einem
SHfrjI, au einem oom Tier»
fd)it^oerein gefdjaffe»
nen £eim für l)errenlofe
Tiere, nur, um il)n
als einen Toten gu ent=
laffen: burd) eine ntilb»
tätige Sprite Coift erlöft
Töenn ftd) nid)t jemanb
finbet, ber ihn als feinen
Cd ef ährten haben will.
9lber bas ift heute fel=
ten, bie 9flenf<heu haben
felbft foniel Sorgen, ba&
fie oft fogar gearoungen
finb> ftd) oon ihren (ieb=
gcroorbeiten Haustieren
gu trennen. T)as finb
traurige Minuten, roenn
bie Hanb gum lebten
9Jlalc wehmütig über ben
toarmeu Slörpet bes
treuen Coefährten fchmer
getragener3ahreftreid)elt
itttb *i}lbfd)iebsfchmerj
Tränen fließen läßt*
©rinnen fputer ber Tür
harrt ber Tob. ©as ift
bas (fttbe bemusteren, ber
Der Hundefriedhof im Garten des Tierasyls (Tierschutzverein, Berlin) Eliten nnb ber ftvanfen.
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Original frörri
PRINCETON UNIVERSITY
(Hummer 28
MM
—
hhot. Ernst Schneider. Bcrlii
Eine Lieblingsroile der Karsawina: die Tänzerin in Chopins
Sylphiden
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PRINCETON UNIVERSITY
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Kummer S8
Abendschuhe aus Schlangenhaut
mit Applikationen und Spangen
aus verschiedenfarbigem Wildleder
Modell Rcifi Phot. Becker & Maciß
'JHoöcrne^ ©cfyufytuerf
0cr Gd)ul)mad)cr ift Iöngft flum
5 ^unftl)nnbu)erter geworben, ber im»
ablöffig bariiber nad)bentt, wie er fein
'Xtjcuta oielfiiltig abroanbclit tarnt. 0a^ii
toinmt eine ilobe, bie faft für jcbes$\leib eilte
befottbere Su&betleibiiitg norfdjreibt. 0üg--
lid) wirb matt itt biefer'Begebung ait=
fprud)5üollcr, obtool)! bie Sd)ttl)citii--
ntcr teurer ttttb bie 3?iten immer
fd)Ied)tev werben. ‘üitd) bemiil)t
matt fid) fteinbig, ber Gd)itbfabri=
faliott neues iDtateria 1 ^u^iifiit)rett.
9Jlatt bereitet Stoffe ttttb lieber itt
oerfilbcrt ttttb
Rotbrauner Damenschuh, Boxcalf,
PuntDs
Modell Chastdla
fiiiiftocÖer ftornt,
uergolbct es, ja matt oerwenbet fogar
netterbings Sd)langettl)aitt bei ber
Verarbeitung. VMd)tig für bie
SUlgemeinbeit ift ber fd)öttc, gttb
gearbeitete, praftifd)cSd)itb ttttb
i Stiefel, bie ja beibe Urform ttttb
Jarbe bie mannigfadifteit Va
rialiottett aulaffen.
Brauner Chcvreaux-
Stralienschniirschuh
P.lodcll Salamander
Halbschuhe mit grauem
Wildledereinsatz
Modell Leiser
Schwarzer Dr. Diehl-Stiefel
Modell Cer/ <S Bielschozosky
Milte reefits: Damenschuhe aus wein¬
rotem Wildleder unter Verwendung von
braunroten Glacelederstreifen
Modell fortschrittsstic/el
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Original frorn
PRINCETON UMIVERSITY
Bummer 28
© I e ©odx
(Seite 665
(Spu* bt& Äliitn
Aoman oon DCans I>ominilo
6. Fortsetzung. — Nachdruck verboten. — Amerikanisches Copyright by August Scherl G. m. b. H., Berlin 1923.
©ie Srunblagen gu feinem riefenßaften Vermögen I)atte
Sarüin in jener benfroiirbigcn ßanbfpefulation gelegt,
als er oor einem l)albcn Bienfcßenalter bic großen roiiften
2anbftrid)c groifdjen brr Sierra Beoaba unb bem Solo*
rabo*5luß für einen Spottpreis an fid) bradjte unb bann
burd) bic Ortungen bes ©gnotßenus fntd)tbar machte
unb befiebcltc. ©ie Bfticn ber American Settlements
Sompang mären gum großen ©eil nod) in feinen Sünbcn.
Bn ber europäifdjen Sieblungsgefcllfcßaft mar er ftarf
beteiligt.
Buf ber großen ©erraffe, bic über Wölber unb liefen
ßinroeg einen SBlicf auf bic 5M en bes Stillen Ozeans
gcroäßrtc, faßen fyrancis Sarüin unb Selen, feine einzige
©od)tcr.
Unruhig maß ber Blilliarbär bic ©erraffe in il)rcr
ganzen ßängc. Balb fuhren feine Sänbc in bic ©afeßen,
balb geftifulierten fie in ber ßuft. Blit merfbatem 3n=
grimm hafteten feine feßarfen klugen balb auf biefem,
balb auf jenem Segenftanb. Balb ful)r er fid) burd) bas
bid)tc roeiße Saar, baß es fid) gu bergen fträubte.
3n einen Äorbfeffel oergraben faß Selen unb fal) bent
Bater f)alb bcluftigt, F>alb ängftlid) gu. Scroiß I>atte fic
nid)t erroartet, feinen ungeteilten Beifall gu finben, als
fie il)m oor einer Bicrtelftunbe in oorfießtigen Bnbeu*
iungen ißre Siebe gu Wellington geftanb. Bber auf
einen fo heftigen Wiberftanb mar fie aud) nid)t gefaßt
gemefen. SJluf fold) fd)roffes Bein oon feiten ißres Baters,
ber fic immer oermöl)nte, ftets jeben ißtet Wünfcße er=
füllte.
„Sabe id) ein ßcben ooll enblofer Sorgen unb Bliißen
gcfiißrt, l)abc id) gearbeitet mie ein 3 u Q*ier, um alles,
mas id) befißc, fd)ließlid) einen elenben 3eitungsfcßreibcr
in bie ©afeße fteefen gu feßen?! . .
Qrancis Sarüin fanb feine Worte mel)r für feine Stirn»
inung. SO^it feinen ftarffnod)igen Sänbcn ergriff er ein
unfcßulbiges ©aburett unb ftieß es gu Boben, baß ißm
bic bünnen d)ineftfcßen Borgcllanfäd)eld)cn mie eine 5°n*
täne um ben Stopf flogen unb im näcßften Bugenblidf in
taufenb Scßerben am '©oben lagen.
„Sd)äm bieß, ^a! . . . Biein feßönes Borgellan, bas
id) felbft auf meiner Beife in Stafcßgar getauft ßabe . . .
Sine liebe (Erinnerung . . ."
„©er Teufel ßolc beine Steife . . . unb bie liebe (Er*
innerung . . . unb oor allen biefen ftoj;! • • •"
„Baß!" flang es ftrafenb aus bem Storbfcffel ,/JOir. ftoj;
ift ein Sentlcman, ber mit eigener Sefaßr beine
©od)tcr gerettet ßat unb bem bu baßer ßöd)ften ©anf
fißulbcft."
„Dilles ßat feine Stengen! . . . Bud) bie ©anfbarfeit.
3d) roill ben Blann empfangen unb beloßnen . . . mie
fein anberer Btann in ben Staaten ißn beffer beloßnen
tonnte . . . Bbet bid) ißm geben?! . . Wäre biefer ftos
ein Sentlcman, ßätte er es niemals gemagt, bein Sefiißl
einer übertriebenen ©anfbarfeit fo gu feinen Sunften
ausgubeuten."
„Bcß, Spa! . . . ©as tut er ja gar nid)t. . . Seiber . . ."
Selen fagte es in einem ©on, ber fd)ergßaft Hingen
folltc unb bod) oiel Bcftgnation entßiclt.
„Was?"
Jrancis Sarüin blieb mit einem Bucf oor feiner ©od)ter
fteßen. Sein offener Blunb gab einen ©on oon fid), bet
an bic abblafenben Sid)erßeitsoentilc einer 5 rac *)tlofo*
motioe erinnerte.
„Was . . . roiüft bu mid) gang unb gar oerriieft
maeßen? ... (Er roiU bid) gar nid)t . . . Seiber?!"
„Seiber", niefte Selen betrübt. ,,©as ßeißt, er ßat nod)
gar nid)t gefagt, baß er mieß roill . .
„Braoo! . . . Bit. ffo& ift mein Btann. (Ein Scntlc»
man, ber meine ©od)ter oom ©obe gerettet ßat unb feinen
Bnfprud) auf ißre S^anb mad)t ... bic fid) tßtn ent*
gegenftreeft . . ."
„Ba! ©as ift gu arg. Srft beleibigft bu Bit. fto£ U11 ^
jeßt mid)."
Sie erßob pd) unb trat, ißm ben dürfen feßrenb, gut
Brüftung ber ©erraffe. Sie breßte ftd) aud) nid)t um,
als Jfruncis Sarüin gu ißr trat unb in einem Sone ooller
Bcfriebigung fortfußr:
„3<ß roerbe mid) reoand)ieren, mein Äinbdjen. Biorgen
taufe id) bie (Eßicago=Breß unb feßenfe fie biefem $ 05 .
©u roirft feßen, ber Blann . . ."
„©er Biann roirb bas Sefcßenf nid)t anneßmen . . /'
Selen ßatte fid) umgebreßt unb faß ißren Batcr mit
blißenben klugen an.
„‘iHbroarten, mein kleines! . . . ©ic groölf Blillionen
©ollar, bie bie 3 citung foften roirb, nimmt jeber, bem
Francis Saroin fie fd>enfen roill. ©u ßältft biefen
für einen fd)ledßten (E>efd)äftsmann."
,, 3 d) ßalte ißn für einen Coentleman, ber bir bein Sc*
feßenf oor bic Süße roerfen roirb."
„Wetten, baß nid)t!"
„©as gilt, Sßa! Berlicrft bu, mußt bu mid) gu bcc
(Einroeißung bes Balfafcßfees mit nad) Alflen neßmen!
^lbgemad)t! ..."
(Ein ©iener bradjte eine Rarte unb iiberreidjtc fie Selen
0 >aroin. (Ein freubiges Seucßten ging über ißr Sefidjt,
bas aber fcßnell einem Scßein ber Trauer roid).
„Slorence ©eroep! Sut. 3 d) geße gleicß mit. 9luf
Wieberfeßen, Ba. ©ie Wette gilt . . . ftlorence!"
Sie flog auf bie S rcun *üu gu unb faßte fie an beiben
Sd)ultern.
,,©u bift es roirflid) . . . (Ein unerroarteter Bcfud). y<
,,3d) bente rooßl, liebe Selen."
(Ein größerer Ooegenfaß als groifdien biefen beiben
Sreunbinnen roar faum benfbar. Selen Saroin . . . bas
.(töpfeßen oon golbig feßimmernben Socfen umgeben, große
blaue klugen, ein Stumpfnäsd>en mit rofigen Slügcln ...
©as Sange eine Bippesfigur aus Bteißner Borgellan.
©aneben Slorence ©eroei), fd)lant unb ftolg. Sd)roarges
Saar um ein bleid)es Bntliß, beffen Blabafter burd) einen
freolenartigen Saud) gefärbt rourbe. ©roß ißrer 3ugcnb
lag Srnft, ja ©rauer in ben fd)önen ebenmäßigen 3 ügen
bes Biäbd)en$.
Bon 3ugenb an roaren Selen Saroin unb Sl°^ncc
©eroep, bic ©öd)tcr ber beiben reießften Seute oon Si'isfo,
eng befreunbet.
Selen Saroin fragte.
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Go^ 'gle
Original fro-m
PRINCETON UNIVERS1TY
\
Geite R6Ö
© i t <29 o A e
„5)u bift nod) hier? 3d) glaubte, bu ßätteft bie ge*
plante große Steife längft angetreten?"
„(£s mar meßr ber Blan meines Katers als meiner.
3d) habe ißn moßl erroogen . . . aber oermorfen. Ss
hätte ausgefel}en mie eine ftlucßt • • •"
(fine glüßenbc Böte bebeefte ißr Sepdjt, unb ißre
Stimme nal)m einen leibenfd)aftlicßen Hlang an.
„3cß fließen? . . . Unb mooor? . . . Bor hößlid)cnt
Silatfd)?! Bein . . . niemals."
„Unb bod) mären es pcßerlidj fernere Sage, bic bu
bamals burd)lebt l)aft."
Helen legte ben Brm teilnaßmooll um bie Schulter
ber ftreunbin. ^krencc bulbetc bic Umarmung mel)r
als pe pe ermiberte.
„Sas meißt bu, kleines, non ben Kämpfen, bie mir
bas Het aerriffen. 0anfe bem Himmel, baß bu nicht
ben taufcnbften STeil baoon !ennengelernt f)aft.
Säre es nur bas eine gemefen ... baß ber feßmarge
Blutstropfen, ber ooit Baters Seiten in meinen Bbcrtt
„0u irrft, Helen... Sin 3ug oon Beradpung unb
feit prägte fid) um bie Bhtnbminfcl ber Spredjerin a
„. . . Ss ift mal)r . . . leiber ift cs maßr. Sirft bu
mid) aud) ocradjten, meil ein paar feßmate tropfen in
meinen Bbern rollen?"
„ftlorence! . . . 0ie Unbill, bie bir miberfaßren ifi,
mad)t bid) graufam. 3d) l)offe es nid)t . . ."
„0u mirft es oielleid)t beffer üerfteßen, §elen, menn
id) bir bie Borgefd)id)te er^äßlc. Bis ber Borgänger bes
jeßigen £orbs £ombale ftarb, trat fein Beffe als näcßftce
Srbbered)tigter auf. Seine Bnfpriicße, an fid) unanfedjt*
bar, mürben il)m oon bem jetzigen £ori) ftreitig gemacht,
meil er Halbblut fei. Seine Bhitter mar eine Selbe.
Sin jahrelanger B*o$cß entfpann ftd) um bie Srbfcßaft
Sine befonbere Borlamentsbitl entfeßieb fcßließlicß auun®
gunften bes Halbblutes. Seit jener 3^tt ift £oob £om=
bale ein eifriger Bcrfed)ter ber Beftrebungeit für Bein®
ßaltung ber meißen Baffe."
„Unb barum . . ?"
rollt, mir in einer rein meißen Sefellfd)aft Sdjmierigfeitcn
mad)t . . . geladjt hätte id) bariiber. Bber baß id) bes®
halb auch meine Siebe laffen mußte . . . baß ich • • •"
0ie Hcßle feßien ihr ^ugcfd)niirt. 0ie Stimme oer®
fagte. Sie ridjtete bas Sefidit empor, um bie tränen
mit ben langen Simpern aurüc^ußalten.
„Quäle bid) nid)t, ftlorence . . . oerfud)€ Boeril £om®
bale au oergeffen! Sin Blann, ber bid) um fold) Bor®
urteil laffen tonnte, ift beiner nid)t miirbig, ßot bid) nie
mahrhaft geliebt."
„Boeril? . . . Boeril mid) ocrlaffen?! . . . Bein. So
tat es nicht! . . ."
„Sic . . . bu fagft? . . . 3dj oerfteßc bid) meßt.
Gd)icfteft bu ihn oon bir?"
ftlorcnce hatte bie §änbe oor bas Sefidjt gcfdjlagcn.
3ßrc Sdjultern durften frampfhaft. Sin £ad)cn, bas mic
ein Sd)lud)äen tlang, tarn aus ihrem Bhmbe. 3eßt ließ
pc bic Haube pnten. 3ßre großen, unnatürlich meit
geöffneten Bugen blieften ftarr in bie Jy crne - (Eine ftei*
nernc Buhe lag auf ben blaffen 3ügen. Sie eine blutrote
Sunbe gricfte ber Btunb in bem fehneemeißen S>cpd)t.
„^lorcnce! . . giorence . . ."
3meimal . . . breimal rief Helen bic ftreunbin an.
Sangfam löften pd) beren oertrampftc Hönbe. Blit einer
inüben Honbbemegung ftrich pe über bic Stirn, als mollc
fie bic quälenben Sebanfen I)inmcgmifd)en. 0 ann bc®
gann pe mit ruhiger tonlofer Stimme flu erzählen . . :
„0u meißt, Hckn, mie ich Bocril £ombak fennen® unb
Iiebenlcrnte. Sr hielt bei meinem Bater um meine
Hanb an, ber pc ihm nicht oermeigerte. Bud) ber alte
£orb ßombale mar mit unferem Bunb einoerftanben . . .
Sarum aud) nicht? . . . 0as Bcrmögen ber £ombaIe
mar nie groß gemefen. Sin langjähriger Bro^eß um bic
£orbfd)aft hatte ben größten £eil ber Beocnuen oer®
fd)lungen. 0ie Biillionen meines Baters tarnen fci)t
ermiinfd)t. 0aß er ein Selfmabeman mar, mürbe mit in
ben Häuf genommen.
0a erhielt mein Berlobter plößlid) ein Telegramm,
umgehenb nad) Snglanb aurücfyufeßren. Seuigc ^agc
fpätcr l>attc mein Bater einen Brief bes alten £orbs in
ben Hänbcn: ,Seine £orbfcßaft ^ief)t il)r Sinocrftänbnis
mit bent Shebunbc oon 0cmci)s $od)ter mit feinem
Sol)n ^urücf. Seil . . . meil id) nid)t reinmeißer Bb®
ftammung fei. 0er Bater meines Baters l^bc eine
Hrcolin aur fixem gehabt . .
„Unmöglid), ftkrcnce . . 4 unb märe bic Behauptung
roal)r, fo märe es bod) nur ein oorgefdjobencr Srunb!"
„0arum burfte Boeril feine He^tn in bie Hülle oon
£ombalehoufe bringen, unter beren Bhnfraucn eine ift,
beren Siege einmal in einem Begerborf geftanben hotte."
„Unb Boeril? ftiigte er pd) miberfprucßslos bem Beo®
bot bes alten £orbs?"
Jlorence bliefte traumoertoren ins Seite. 0er ab®
meifenbe 3 og auf ihren Btienen mid) einem meidjen glüi®
oerlorenen £äd)eln.
„Bein, H^kn . . . Boeril trat mutig an meine Seite.
Sr mar bereit, bas Baterl)aus gu oerlaPen, mit feinem
Bater flu bred)cn. Sr liinbigte mir feine Bbreifc oon
£onbon an. 0a . . . ba gab id) ihm fein Sort gurücf."
„ 0 u . . . ^lorencc . . . bu tateft bas?"
„ 3 ch tat es . . . nad) langem, fd)merem Hampf."
„Sarum, {Jlorence? . . . S^tfeltcft bu hoch tm
Bocril ... an feiner ^rcue?"
5:ief atmenb lehnte pd) ftkrence guriief unb bebeefte
mit ber Honb ihre Bugen.
„Sarum? . . . Seil id) ihn liebte . . . mehr liebte
als mein Ooliicf. Boerils Sntfdpuß mar eine $at, bic
mid) befeligte . . . mich begliitfte. Ser Snglanb unb
feine 3 nftitutionen fennt, meiß, mas er mcinctmegen auf®
geben molltc. Sein Opfer mar groß. So groß, baß .ich
cs nid)t annehmen burfte . ♦ .
£aß bie Bergangenheit. Ss ift nußlos, baoon
fpreeßen. Seg mit ben Srinnerungen an jene £age uiU)
Bäd)te ber Ber^roeiflung . . ."
Sie erhob pef) unb ging ein paarmal mit parfen
Sd)rittcn burd) bas Semacß.
„0cine Stählungen oon ben munberbaren Brbcitcn
in Bpcn reifen meine 9teugier, H^kn. 0u fpracßft ba®
oon, baß bu oielIeid)t mit beinern Bater aur Sinmeißung
bes Balfafd)fecs bortßin ^urüdgeßen miirbeft. Säre bir
meine Begleitung angenehm?"
„ 0 u fragft, ftkrence?! 4 # # SD^it taufenb Jreuben
begrüße id) beinc Begleitung. Bber ... es ift noeß
gmeifelßaft, ob id) felbft geße. 3 cß muß . . ."
Sin £äd)cln ftanb in ißrem Cbepcßt. „3d) muß erft npcß
eine Sktte gegen Bo geminnen."
„Sine Sette? . . . Unb marum . . . moritber?" " J
„Bid)t jeßt fragen, ftlorence. Später roerbe id) bir
ben Sd)et eteißkn. 3 d) glaube beftimmt, bic Skttc ^u
geminnen. Sonft mürbe beinc Hckn feßr traurig fein . . .
Bber nießt ber oerlorenen Sette ßolber."
* * *
3 oßn 0 emei), ber reid )0 3 oßn 0 emcp faß in feinem
Bolaft in Bob $\ll 51 t {Jriolo in feinem Brbcitgimmer.
Original from
PRINCETON UNfVERSITY
Stummer 28
0 i e o cfr e
Seite 66T
3 ßm gegenüber 93ielan Song, einer ber reießften cßinefU
<fcßen Sroßfaufleute JJrisfos.
Seit 3aßrcn maren fte befannt. 3n lebtet 3 C ^
feßienen bie locferen Skrbinbungen enger gemorben 3 U
fein. Snorme Summen mären non 0emei)s Konten auf
bas cf)ineftfc^e §anbelsßaus übermiefen morben. Ss
uerlautetc, baß 3oßn 0emep, ber bie meiften Silbergruben
bes amerifanifdjen Kontinents in feiner §anb ner*
einigte, große Kongeffionen im fiiblirijen Slltai erhalten
habe. SDian fprad) aud) baoon, baß er fic gufammen mit
6 er d)incftfd)cn ^yirma ausbeuten molle.
3 mifcßen ben beiben gärtnern lag ein mit oielen
3 ot)len bebedtes Sßa*
pier.
„9Bcnn 3 oßIen allein
bemeifen tonnten, märe
id) überzeugt, SDtelan
gang . . ."
0 emci) lernte fid)
m ben Seffel ^urücf
unb faß feinen Saft
prüfenb an.
„ . . . 3n ber 93i*
Ian 3 fehlen einige 3m*
ponberabilien, beren
Vebeutung nid)t ju
unterfd)äßen ift!"
0er Sßinefc fd)icn
folcßen Sinmatib er*
märtet ju haben.
„Sie meinen bie
überlegene 3 ntclligcn 3
ber meißen Stoffe, 3Jlr.
0 emci)‘?"
,,3meifellosf"
„ 0 er Scbante, baß
bie meiße Stoffe ber
gelben unb feßma^en
an 3 ntclligcn 3 meit
überlegen fei, muß als
erlebigt angefeßen mer*
beit. 0ie meiße Stoffe
feilt bas Scßicffal nie*
ijer anberer Waffen, bie
par ißr maren unb
iö)r Snbc fanben. Sie
tft an ber gefährlichen
Stelle ber 3ioilifation
ongefommen, bie ein
Bßolf nicht erreicht, ohne non unmiberfteßlicßcm 0 rang
jerfdßt 3 U merben, fidj in ben Slbgrunb 3 U ftür^en.
0ic ausgefud)teftc Klugheit ift nicht imftanbe, ben
nnmanbetbaren (öefeßen bes (öefdjeßens cntgegen 3 u=
mieten . . . 3 ft ber Soll ber meißen Piaffe 3 U bebauern?
Kaum ... Sin ihren Stiftungen gemeffen. SBo maren
bie großen Kulturen ber Vergangenheit? . . . Ski ben
SBöIfcrn bes Orients!
3 nt Skreicß ber praftifd)cn SBiffcnfd)aften unb ber
Secßnif mögen bie fommenben Sahrßunbcrtc noch uon
ben SBeißen 3 U lernen hoben. Sonft I>ot . . . biefe
'Stoffe . . . faum etmas geleiftet . . . mas ben Seiftungen
bes Orients aud) nur oerglid)en merben fönntc . . .
Sin paar SJtenfdjenalter, unb bie Säkltßerrfdjaft ber
SBeißen ift nur nod) eine Spifobe ber SBcltgefcßidjte. Stod)
t)or ßunbert 3aßren betrod)tcten fic Sßina als eine
Stiefcnfarm, bie 3 um Stußen ber meißen Sfi 3 elt ausgebeutet
„Kinderbildnis“ Gemälde von M. Peter-Reininghaus
Ausstellung im Grazer Landesmuseum
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^Gougle
mürbe. Unb heute? Sßina fteht feft auf eigenen Süßen,
geftüßt burch d)inefifcße 3 ntelligen 3 unb d)inefifd)C
$ücßtigfeit! . . .
Stod) nor 3 mei Saßrßunberten befiniertc granflin ben
Sieger als ein Sicr, bas fooiel mie möglich frißt unb fo
menig mie möglich arbeitet.
Unb heute. Slls oollfommen gleichberechtigte Vertreter
menfd)licher Kultur unb SBiffenfcßaft fteßen bie Scßmar*
3 en hier in ber Union ben SBcißen gegenüber. 0enfen
Sie nur an bie fdjmaqen Unioerfitäten unb Spulen, an
bie großen S3anf= unb (&cfd)äfisßäufer, bie ausfeßließlid)
oon Scßmarsen geleitet merben . . ."
Sohn 0 emet) ^atte
mährenb biefer langen
Sluseinanberfeßung
feines (Gegenübers ge*
banfenooH auf ben
bunten Seppid) geblicft.
„Unb Sie holten jeßt
fd)on ben 3 eitpun!t für
gefomnten, ber $err*
fdjaft ber meißen Stoffe
für immer ein Snbc 3 U
mad>en? 0 er (Gcbanfc
ift füßnl"
„0er Kampf beginnt
jeßt! 9)iehr mill id)
nicht fagen. Söir roiir*
ben fcßneller 3 ur Snt*
feßeibung fommen,
menn ber große Sd)i*
tfu am ßeben geblieben
märe. SJtan raunt in
feinem Steid), baß meiße
£anb bie Kugel bes
Attentäters lenfte.
Slber unfer ßanb ift
nicht arm an großen
SJtännern. Sin anberer
mirb erfteßen . . . bas
SBerf 3 U oollenben."
„SBcr mirb für ben
unmünbigen Sßroner*
ben bie Stegentfd>aft
übernehmen? V$irb . . •
er es fein?"
0er Sßinefc niefte.
„Skftimmt?"
9iod)mals ein 9tidfen.
„Sr übernimmt eine fd)mere Sürbe. So feßmer, baß
fic oielleicßt aud) ber lebenbe Kaifer ni(ßt hätte tragen
fönnen. 0ie Arbeiten ber europäifd)cn SiebelungsgefclU
feßaft brängen 3 U einer Sntfd)cibung. 3ft 9tculanb im
^>er 3 en SHfiens mit ßunbert Millionen europäifd)er Sieb*
Icr befeßt, biirftc es fd)mer fein, ben 33orftoß nach heften
3 U magen. 0ic (Gcbirgs 3 iige, bie Sßina uom 'iBeftlanb
trennen, merben bann, gehörig befeftigt, eine d)inefifcße
flauer fein . . . gegen Sßina."
„Sr ift ein SOlann ber %at Sr mirb feinen Sag ocr*
Iieren. 0 er biplomatifd)e ober militärifd)e Sieg in ber
93eftßfrage bes Kulbfd)agebietcs mirb bie große Ummäl*
3 ung cinleiten . . ."
„Sic red)nen mit bem Sieg, SDtclan Song!"
„Unbebingt! 0ie größeren Vtadjtmittel finb auf unferet
Seite . . . nid)t 3 U reben pon Dunferem unerfd)öpflid;en
OJtenfd^nrefcrooir."
Original fram
PRiNCETON UNIVERSUM .
C^ite G58
® i e *2B o cb o
„Unb bod) . .
(Ein neroöfes 3»rfcn lief über bas ODefießt bcs (Eßincfen,
als btefc gragc füllen Pcdjners Stemci) fein Ol)t
traf.
. . unb boef) toiU er ben entfeßeibenben Sd)ritt niefjt
magen, oI)nc ber Hilfe ber fd)ioarzcn SHaffc fidjer z u
fein . . . mollten 6 ie fagen."
Stemei) niefte fd)meigenb.
,,3d) fann 3ßre Pebenfen nid)t teilen, Haben Sic bei
Sßrcn großen gefd)äftlicßcn Unternehmungen nid)t aud)
Zumeilcn mit ber Hilfe anberer gered)net?"
lieber fdrittelte Stemci) ben Hopf.
„Stiel"
Plclan gang riiefte unruhig auf feinem Stuhl.
„(Es ift midjtig, ben fommenben Hricg fd)nell unb fidjet
311 beenben. (Es ift ein (E>cbot ber Plenfd)lid)fcit, ba^u
alle Ptittel, bie fid) bieten, zu benußen."
(Ein ironifd)er 3ug legte fid) um Stemeps Ptunb.
„Sd)lagmortc roic Plenfd)lid)feit haben fcf)lecf)tcn Hurs
in fold)cn göllcn. Sprechen mir offen, Ptelan gang.
(El)ina allein fühlt fid) nicht ftarf genug. (Es null bie
Hräftc Slmerifas binben, bamit (Europa in biefer blutigen
Sluseinanberfeßung auf feine amerifanifd)c öilfe fühlen
fann. Ster Pürgerfrieg zu>ifd)en Pteißen unb Sdjmarzcit
in ber Union fd)eint bas befte Ptittel. Ster plan ift gut.
Slber ..."
„Slber?"
„3cß bezmcifle feinen (Erfolg!"
3oßn Stemep mar aufgeftanben unb ging mit großen
Schritten burd) ben Siaum. Ptelan gang hatte fid) tief in
feinen Seffel zurücfgeleßnt. Seine zufammengefniffenen
Singen ruhten argmöhnifch auf bem unberoegten (£>efid)t
Sterocps. SBat bas Spiel oerloren 4 ?
„Sie fpred)en in Pätfeln, Ptr. S)cmei)l"
„(Es mag gßnen rätfclßaft oorfommen, baß idj meine
-Hänbc in ein (ftefcßäft fteefe, 311 beffen Verlauf ich fein
Vertrauen habe. Sßre Sntcrcffen unb bie ber amerifant-
feßen Stegerbeoölferung finb grunboerfd)icben.
SBir . . ein ingrimmiger Humor fprach aus feinen
SBortcn. . . gef) fage mir . . . mid) einbegriffen . . .
obgleich fein Satan mid) jemals im Heben als black man
tariert hat . . . bis auf biefen englifchen Horb . . . SBir
fämpfen um bie 05leid)bcred)tigung mit anberen Staffen.
Unfer Hampf I>at ein ibeales 3iel, ift eine interne Sin*
gelegcnheit ber bereinigten Staaten. 3ßr Streit mirb
bie Söeißcn ber ganzen SBelt unter einer gähne ocreini»
gen, benn es geht um bie meiße CEjiften^. Ster Untergang
bes europäifd)cn Slbenblanbes mürbe bas (Enbe ber
meißen Hultur überhaupt bebeuten. Sehen Sic fid) uor.
Schrauben Sie 3ßre Hoffnungen nicht allzu hod), baß
nicht ... ein unermartet ftarfer groft ben Pliitcntraum
auf oielc Ptenfd)enaltcr ocrnid)tet . . ."
Ptelan gang mollte fpred)en, aber goßn Stemci) ließ
fich nicht unterbrechen.
„S)ic meißc intelligent mirb in biefem Hampf neue
unerhörte ungeahnte Seiftungen oollbringen unb bie
Oberßanb behalten. 3ß rc Prophezeiung mirb einmal
eiiltreten, aber mann . . .*?"
S)er (Eßincfe mar aufgeftanben. Cöcfrfjmeibig läcßclnb
trat er an Stemei) heran.
„Sic miiffcn geftcl>en, baß ein Hampf zmifeßen (Eßina
unb ben Söeftlänbern eine gute Untcrftüßung 3 ßres Streik
tes um bie Sleid)bered)tigung ber fd)toarzen amerifant«
fd)cn Bürger ift. Unfer 3ufammengeßen bringt beiben
Vorteil . . ."
(Er ftreefte Stemep bie §anb hin, bie biefer ergriff.
„Slbgemacßt!"
„SBann . . .*?
„Stad) ber S9aßl um ben Ooouüerneurpoftcn non fiout-
fiana. Söirb Sofua korben, ber feßmarze Hanbibat, ge*
mahlt unb nid)t beftätigt, beginnt ber Hampf!"
,,3d) befam heute ein Sclegramm aus pefing. (Er mitt
ben genauen Sermin miffen. Pci Sßncn unb bei uns
muß ber Sd)lag gleichzeitig fallen."
„Sten Sag anzugeben, ift unmöglid)."
„Ster Sag ber SBaßl ift beftimmt unb mirb ntd)t oer*
fchoben?"
„ich müßte feinen (E>runb . . ."
„Sinb Sie bes unoerbrüd)lid)cn Sd)meigcns aller Ptit*
miffenben fid)cr, Ptr. Stemci) 4 ?"
„Unbebingt! . . . SBarum fragen Sie ? 4
„Plan hat mid) auf einen Pcrid)terftattcr ber (Eßicago-
Preß aufmerffam gemad)t. (Es I)at ben Slnfdjein, als fei
er . . . 3nfall ober . . . Perrat ... ber Organifation
auf bie Spur gefomnien."
„So muß alles gefdjeßen, mas geeignet ift . . . Unheil
ZU oerhüten. Sic haben . . . moI)l Ptittel unb SBcgc ba-
ZU . . . Ptelan gang . . ."
* * *
®cr Hraftmagcn, ber glorence Stemci) oon San EDtat*
teo zurücf nad) ber Stabt brad)te, mußte fdjoit in ber
SOtarfet Street feinen Sauf oerlangfamcn. Sin ber Hrcu*
Zung mit ber SJtafon Street mürbe bas bSebränge auch auf
bem gahrbamm fo arg, baß ber Sl)auffeur bis zur Stoc*
ton Street meiterfuhr.
S)ie ganze Stcgcrbeoölfcrung grisfos fd)icn auf beit
Peinen z u fein. Pon allen Seiten ftrömten fdjmarzc
Sd)arcn h^ ra n unb mälzten fid) in ber Stiftung auf
(Ehinatomn burd) bie Straßen.
Ster (Ehauffeur oerfuchtc es, burd) -bie Stocton Street
feinem 3^te näher zn fommen. S)od) oergeblid) unter¬
nahm er es mehrere Pialc, nad) 9?obI)ilt abzubiegen. (Es
ließ fid) nid)t mehr burd)fül)rcn. Slud) aus allen Sciten-
ftraßen quollen fortmährenb neue Piaffen immer bießter
heran, je mehr fid) ber Söagcn (Ehinatomn näherte. Sin ber
(Ecfc ber Sacramento Street mürbe bas (E>cbrängc fo bießt,
baß bas Sluto cingefeilt fteßenbleiben mußte. Slud) ber
freie plaß oor ber Piarfthallc mar bereits oon Saufcnbeit
befeßt, unb immer neue Saufenbc brängten nadj.
glorence hatte bie Porl)änge ihres SBagcns gefd)loffciL
®urd) einen fdjmalen Spalt beobachtete fie bie unge*
möhnlid>e Szene. (Erft neugierig, bann beforgt.
Slus ber tofenben milben Piengc brangen zerriffene
Stufe an ihr Ohr.
„Hängt bas meiße Picf)! . . . fd)lagt ißn tot, beit
§unb! ... an ben Pfaßl mit bem Ptäbd)enfd)änber! ..."
Sieues ftärferes (E>ejol)l oerfd)lang bie einzelnen
Stimmen, glorence fal) mit fteigenbem (Entfeßen, mie
ein Srupp Sd)marzer einen Steißen nad) bem Ptarft*
plaß z crr ^* 5>ic Hieiber hiagen ißm in geßen 00 m
Seibc. (Ein riefenhafter Slrbciter fri)toang eine feßmere
(Eifcnftangc gegen ben Cocfangcnen. Pcoor er ißn ba¬
mit errcid)te, marf ißn fclbft ein Sd)lag zuriief. Schnell
unb fid)er fd)ob fid) eine Hettc fd)mer bemaffneter Scßmar-
Zer zrotfd)cn ben (befangenen unb bie tobenbe Pteugc.
geßt erfannte glorence bie Pcbcutung ber Porgängs
ba braußen. Piit einem Sd)rci fanf fie in bas polftcr
Zuriief unb barg bas (beficßt in ben Hdnben.
(Ein ßpnd)morb an einem SBcißcn! . . . Hier mitten
in ber (broßftabt unb in aüer Oeffentlid)feit ... 60
meit maren bie ®inge gebießen.
(Fortsetzung folgt.)
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Original fro-m
PRINCETON UNIVERSITY
Stummer 28
© I e 3B o 4 e
ecitc 669
DAS LEBENSWERK LOVIS CORINTHS
Ausstellung im Kronprinzen-Palais ( N a t i o n a 1 ga 1 e r i e) Berlin
Selbstbildnis in Rüstung", Gemälde von Lovis Corinth (19141
Neuerwerbung der Hamburger Kunsl balle
S i • h * Ura Artikel & u I S#it* 45t»
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Original fram
PRINCETON UNiVERSITY
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Nummer 28
© i c 30 o 4 e
Seite 671
Der Teppichklopfer in luftiger Höhe
feheit. (Srfinberifdjc Slöpfe brachen aucf) bas fteitfter aus
baß es flur ©iire marb, benagelten bie fo entftanbeue SJMatt*
form mit Bled) nnb sogen hier in ber Nad)barfd)aft rußiger
Sd)ontfteine uub morfcf)er 3^gel Tomaten nnb Kürbis. Unb
ma3 anbers als „ßängenbe (hätten" finb überall in Berlin
im Sommer ftraßauf, ftraßab bie ''Baitons mit Bohnen unb
roilbein '©ein? ©ie Blumenliebe bes tleinen Ntannes feiert
hier Triumphe. Nicht su oergeften ben ©aubenfreuub, ber
ja notgebrungener fficife hod) oben auf bem ©ad) fein ©o=
mijtl haben muß, bamit feine gefieberten Lieblinge freien
Ausflug haben.
©amt aber roar eines ©ages ber ocritablc ©achgarteit ba,
uoit ^laßmangel unb ßufthungcr in 3bealtonturrens ge=
febaften. Ober bem fortfchrittlid)eren Nmcrita eben nad)gemad)t.
ber midj täglich minbeftens stoeimal burd) bie
(HjaHottenftraße führte, baß id) mit immer ber
gleichen bemunbernben Neugier su jenem oielftödigen
Gcthaus am ©enbarmenmartt Iftuaufftarrte, über
befteu ©adjfirft gattsc Bäume in ben ooit ©eie*
graphenbrähten unb 6d)ornfteineit serriffenen £>im*
mel ragten . . . unb ich glaube, es gibt biefen, rnie
Der Dachgarten eines gro¬
ßen Berliner Hotels
uns 3ungen einmal ein
fiehrer fagte: erften Berliner
©achgarten noch heute.
Sr hat — gefefct ben
5aU, er märe mirtlid) ber
erfte gemefeu — bann oieler*
lei Nachfolger gefuitben.
Noch ehe Nmerifa mit ben
©achgarten feiner 3Bolfen*
trafter hier Schule machte,
fchuf ftch bie Sehnfucht bes
in grauen Blauem ein*
gesmängten (hroßftabtbemoh--
tters nach frifdjer 2uft unb
bem fprichmörtlichen „biß*
d)en (hriin" ©achgärteit en
miniature. Ntandjcs Nlait*
farbenfenfter in „fcßminbeln--
ber §öhe" manbclte Nr*
inut mit ein paar Blumen*
töpfen su einem tleinen
(hartenmunber um, mau
braucht nur burd) bie engen
(haften NIt*Berlins su mau*
bem, um berlei Spißmeg*
Bilbdieu huubertfad) su
In Berlin W: Der blühende Laubengarten auf dem Dach
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PRINCETON UNIVERSUM
Seite 072
® \ c OB o e
Kummet 28
Baifon unö Foggia — feßr feßöu! Lber es ftnb bod) Surrogate.
Ober fanit man I)ier aut beut mct)r ober weniger befchräntten
Laum etwa ©arten feßaffen mit Cauben unb Bostetts unb ©egen
unb Lafenfläd)en unb einem Springbrunnen, etwa §üß-
ner galten unb ftoßl bauen
(gelüftet’s ben einen Öauach),
italienifdje Läcf)te feiern (ge-
Iiiftcts ben anbem banad)) ?
Lein. Unb fo baulen beim
im meftlidjen Berlin bie
LrdiUetten jene lujuriöfen
Öäufer mit Lrtabcu unb
Äuppeln unb Säulentem¬
peln, bie I)od) oben ftatt ber
Dädjer terraffenartig uorge«
lagerte Dachgärten tragen —
Dachgärten mit allen Sd)ita-
nen, als ba ftnb: Bosfetts
unb iiaubcngäitge, Blumen,
rabatten unb Springbrun¬
nen, bieBermirtlidjung pßan-
taftifefjer Sräume, bie nur ju
träumen nod) oor tur^er 3 eit
Bcrmeffenheitgewefeit märe.
Unb ba oben tut fiel) beim
auch, um eine Berliner Le¬
bensart 511 gebrauchen, allcr-
fjanb, unb nicht immer roirb
bort nur, wie man jeßt leibet Erholungsstätte für Lehrer auf c
fo oft fiel)t, ©üfeße &um
Drocfnen aufgel)ängt, obgleich ja ein ©arten ficßerlid) aud) bagu
ba ift. Ln heißen Somnterabenben fdjaufelit ba bie bunten
Siampions, über bie Brliftung lehnen fid) hell gefleibete 9Lenfd)en,
©Iäfertlirren Hingt in bie bunfle Straßenftille, unb mancher
arme £eufei, ber unten uorübergeßt, feßieft neiberfüUte Blicfe
Erholungsstätte für Lehrer auf der Plattform einer Berliner Schule
in bie tpößc, ido (fo bentt er) bas ©liicf roohnt. Unb fo bau¬
erte es aud) nicht lange, ba hatte Berlin fein Dachgartenreftau«
rant. §>od) über bem Soologifchcn ©arten gelegen, beffen
Baummaffcn töftlid) frifeße Siuft ausftrömen, ift er mit feinen
_ \ bunten Blumen, feinen Hal¬
men, feinen erleuchteten ©is-
gebilben, bie ftiißle nerbrei»
ten, ein wahrer ©arten
©ben, wo fid) ber Leich tum
Lbcnb für Lbenb ein Stell¬
bichein gibt unb ©elb feine
LoUe mehr fpielt. Das
ift in ber Dat ameritaniich.
Lod) amerifanifdjer ber be»
fdjeibenerc Dachgarten in
ber©iti), ber bciiLngeftellten
großer aufhäufet tmb’Sei » 5
tungspaläfte aur ©rholung
bient. . . mit feinen Oie-
emberbäumen unb uer-
ftellbaren ©feumänbeit mit¬
ten im Dädjcrgewirr ein
Stütfcßen B«rabics. Dort
wirb gegeffen, geturnt, ja:
getankt, ©iner ber ueueften
Dachgärten biefer Lrt foll
fogar für Dennisfpiel einge¬
richtet fein, unb fo ift niel*
Plattform einer Berliner Schule ieid)t bie fteit nicht mel)r fern,
wo »mit,wie fchon in Lmerifa,
hoch oben awifchcn Sd)ornftcinen unb Delefunfcnmafteu eilt
Scßmimmbaffm fiubet, mit fünftlicßem Sanb, mnb mau fid) ait
ben Straub irgenbeiucs fafhionablen Scebabes ntrfeßt fühlen
mag. 3ft bas aud) fd)on einmal bagewefen, oielberufener Ben Ltiba ?
Schluß des redaktionellen t ! e i 1 $
©ine SKilliott Sftarf zahlen mir
für bie t>effe Kaomalt‘Kodworfd)rift, bie jeber £>aug*
frau bie 3ubereitung oon Kaomalt auf bie einfache
unb babei frf)inaeft)aftefte < 2Beife ermöglicht. ©ie
Kod)t>orfd)rift tarnt aud) in fnappeit, launigen Q3erfen
»erfaßt werben, ‘Jür bie nädjftbeften gehn ©infen--
bungen fetjen wir 'Sroftpreife non je 3 Pfuttb Staomalt
ober Piomalg aug.
llnfere ©ntfd)eibung, ber fid) jeber ©infenber
unterwirft, ift auf alle 'Jäüe enbgültig.
©infenbungen a.uf Poftfarten, augreid)enb fran*
fiert, big gunt 15. Wiguft 1923
mit ber 2luffd)rift: „Kaomalt*
Wettbewerb" erbeten an bie
unterjeid>nete 'Jirma.
Kaomalt ift überall gu hüben.
Wo nod) nid)t oorrätig, tann
eg burch ben ©efchäftginbaber
fcbnellfteng beforgt werben.
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Wag ift ff a o nt alt? (Sin ftd) rafd> «iw
bürgerttbeg neueg, töftlicheg ‘Jrübftürfggetränf. ©bei*
fteg ©CTtalj unb Kafao jinb feine < 23eftanbteile. feiner
©uft unb feltener Wohlgefd)macf.
*23 o r j ü g e: E’ekbte Q3eroaulichfeit, geringer
3ucfergufat), lur 3 e Kod^cit, mäßiger °Preig
Wer fid) für ben gangen ©ag eine folibe unb
behagliche 9?al)rungguntcrlage id)affen will, lehme
gunt vVrüfiftücf Kaomalt.
■5f
Wer aber ber Kräftigung unb '21uffrifdtung be-
barf, burch Uberanftrengung lteroög unb hemnterge*
tommen ift, w c f f c it *21 u g f e b e n f d) l e d) t i ft,
ber nehme bag Kräftigunggmittel Wontalg. ‘Jür eine
Womalg-Kräftigungg* unb , 21uffrifd)ungg!ur braucht
man 8—10 ©ofen. ^lud) für Wöd)nerinnen unb
altcrnbc perfonett geeignet. Wutarme unb Weidv
füchtige nehmen Womalg mit ©ijen.
©ehr. ‘patermann, ©eltow-^3eriin 1
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PRINCETON UNtVERSITY
Kummet 29
, fe
8«flin. Öen 2{. 3ult 1925
25. 3«!>*artita
£ u f f, <5 o n n e, 3Ö a f f e r
ßine Serienbefradhtung t>on Dr. med. 25runo Xange, Slfjiffenf am 3nffitut Robert f?od), Berlin
ach Monaten falten, regnerifd)en SBetters h<rt bie
Sonne tüicber 3Jfac^t gemonnen. Sag für Sag
fenbet fte non imbemölftem §immcl ihre Strahlen auf
bie (Erbe, gur Qua! benen, bie ben dauern ber Sroß=
ftabt nidjt entrinnen fönnen, gur $reube ber oielen,
bte in ber Sage pub, jetjt ihre Serienreife angutreten.
Sßer f)ätte bie
£eilfräfte ber Sta*
tur nicht fdjon tau*
fenbfacf) am eige*
nen Seibe erprobt?
S3ebarf es nod)
einer Slufforbetung,
biefe §eilfräfte in
Suft, 6onne unb
Gaffer aufgufudjen,
»iner S3egriinbung
il)rer mol)ltätigen
SBirfungcn auf ben
menfd)lid>en Körper
aus bem SJtunbe
bes Birgtes unb $p=
gienifers? SJtan
fönnte meinen, oer=
niinftige Überlegung
gen über SBirfungs*
metfe unb Söert
ber Kräfte ber Sta*
tur feien überflüf*
pg. S)ent ift aber
nicht fo. SBieoiele
9Jtenfd)en tjaben
fdjon gu ihrem eige®
nen 6d)aben erfaf)=
k ren, baß beim Se=
nießett ber Statur,
fei es in ben SBel*
len bes SJtecres, fei
es im £uft= ober
6 onnenbabe, neben
bem (5efiif)l auch bie
Vernunft gu “©orte
fomnten muß, baß
ber Snftinft nid)t
immer unb in allen
Süllen ein unbe=
bingt guoerläfpger unb untrüglicher Ratgeber ift.
3 n unferem Verhalten ber Statur gegenüber h^ctt
Söol)nung unb Reibung eine entfdjeibenbe 33ebeutung
gemonnen. $>iefe Skrteibigungsmittel gegen bie rned)*
felnbe Witterung ftnb uns uncntbel)rlid)e S3unbesgc=
noffen getoorben, fte hoben aber anbererfeits gur S*er=
rocichlichung bes giuilipertcn SJtenfchen erheblid) beige*
tragen, §auptfä$yd) ein Organ ift babei gu Sd)aben
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gefommen, bas für bie SBärmeregulation unferes Äör*
pers oon größter SBichtigfeit ift — bie §aut. S>ie in
jebetn 3ahr unter bejtimmten SBitterungsoerhältniffen
ftd) höufenben (Erfältungsfranfheiten geigen fdjon gur
©enüge, mie mentg ber Stegulationsmedjanismus ber
£aut imftanbe ift, ftd) allgu jähen Sdjmanfungen ber Slb=
füf)lungsmerte an»
gupaffen, menn bie
alten S3unbesgenof*
fen, Söohnuttg unb
Reibung, eine un=
guoerläfftgc §ilfe
leiften.
(Es ift flar: eine
jal)rtaufenbalte (5c»
mohnheit fann nicht
ungeftraft eines Sa*
ges einfach über
Sßorb gemorfen mer*
ben. (Eine (Eifen*
bahnfahrt macht aus
bem SJtenfchen ber
3 ioili[ation feinen
% Staturmenfchen.
5)as biirfen mir
nid)t oergeffen.
SIber nod) ein
anberes mirb oft
genug außer ad)t
gelaffen: bie Sften*
fchcn ftnb nad) il)=
rer 5lonftitution in
fchr oerfchicbenem
Srabc befähigt, bem
6 piel ber Statur*
fräfte gu troijen
unb für ftd) aus
biefen Kräften Stut*
gen gu gemimten.
3 u einer Kenntnis
ber allgemeinen
pht)ftologifd)en Söir*
fungen ber Statur
auf ben SJtenfdjen
muß alfo bie $3eob=
achtung bes Skrl)al=
tens bes eigenen Körpers biefen Söirfungen gegenüber
ergängettb h^ n 8 u ^ re ten.
SBer aus ber ftaubigen Sroßftabt aufs Sanb fontmt,
empfiitbet mol)ltuenb bte Steinzeit biefer Sanbluft. 3)ie
oon SBiefett unb Söälbern in bie ßuft übergehenben
aromatifd)en Stoffe regen bte SUntung an unb beförbern
fo ben Sasmed)fel in ben ßungett. S)em Ogon ber SQßeeres*
unb Sebirgsluft fontmt nur infofern eine ^^gienifd^e
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PRIINCETON UNIVERSITY
Seite 674
SRummer 29
® i e o efc e
33ebeutung gu, als es bie cf)emifcf)c 9teinl)cit, bas gret=
fein bcr Luft non Staub, Aaud) nnb Jabrtfgafen an*
geigt, eine birefte Wirfung bes Ogons auf bas Wohlbe*
finben bes SORenfdjen ift bagegen nicht nadjgemiefen.
Temperatur unb Feud)tigfeit ber Luft Ijabeu einen
nid)t unerheblid)eit (Einflug auf unfere Wärmeregulation,
inbem fte bie l)ßuptfäd)lid) burd) Leitung unb Wafferocr*
bunftung erfolgcnbe Wärmeabgabe bes Körpers beför*
bern ober ^emmen. Äälte fteigert, Wärme be^inbert bie
Wärmeabgabe. Hoher Feuchtigkeitsgehalt ber Luft ocr*
ftärft bei nieberer Temperatur bie Abfüllung, bei hoher
Temperatur oermetjrt er bie Hemmung bes Wärnteab*
fluffes.
3ft bie Luft fel)r marnt, hodjgrabig feud)t unb minb*
ftiü, fo broljt „Wärmeftauung".
©ie beginnenbe Wärmeftauung mad)t ftd) burd) eine
SHeil^e oon Symptomen bemerfbar, mie ^opffdjmerg^n,
Schminbel, Sitmmern, O^renfaufen, Hergflopfen, troefene
unb brennenbe §aut. H°he Corabe Der Wärmeftauung
führen gum §iöfd)lag.
Wichtiger in l)t)gicnifd)er 33egiel)uitg als bie djemifdje
Kleinheit unb oon minbeftens bcr gleid)en 33ebeutung
roic Temperatur unb fteudjtigfeit ift nun bie Luft*
üemegung. ©a ber Winb ftänbig groge Luftmaffen mit
bcr §aut bes 3Jtenfd)en in "-Berührung bringt, erieid)tcrt
er bie Wärmeabgabe burd) Leitung trog rclatio h°h ß r
Lufttemperatur reri)t l>eträd)tlid). ©ie (Erfrifd)ung, bie
mir oft, befonbers im 6onimer, oon ber Luft im Freien
empfinben, menn mir unjere Wohnung oerlaffen, beruht
im mefentlidjen barauf, bag biefe Luft in ftänbiger 33c*
megung ift, mäl)renb bie Luft im 3iuitner ftagniert. ©er
Aeig, ben ber Winb auf bie §out ausiibt, ift aber nid)t
nur ein einfad)er Abfitl)lungsreig, mic er g. 33. burd)
niebere Lufttemperatur l)croorgcrufen mirb, oiclmeljr ein
gang eigenartiger,, ber SOlaffage oergleichbar, eine
6 untme oon an^ unb abfdjmcllcnben (Eingelreigen in
oöllig regeliofer Anorbnung. ©iefc Aeige treffen bie
Sefägneroen ber §aut, rneldje nun geübt roerben, auf
jeben Luftgug unb jebe Winbpaufe prompt unb aus*
giebig gu reagieren, blutleere unb SBIutfiiUe ergeugenb.
Atit bcr befferen ©urdjblutung bcr £aut beffert fid) in
geroiffem Srabe aud) bie 3irfulation in ber Atusfulatur
unb in ben inneren Organen. Am oollfommenften
mirft bie Luftbemcgung auf ben naeften Atenfd)cn.
Luftbäber ftnb alfo ein gutes Abhärtungsmittel
gegen (Erfältungen, bie ja im mcfentlid)en burd) bie un=
gureid)etibe Aeaftion ber öautgefägnerpcn auf Abfüh*
Iungsreige ausgelöft merben. (Eine allmähliche (E>cmöf)=
nung ber fonft belief beten Störpergcgenben an bie Wir*
fungen ber Luft ift aber unbebingt notmenbig.
Sel)r empfel)lensmcrt ftnb leichte Slörperbemegungen,
g. 33. Freiübungen mäl)renb bes Luftbabes; unerläßlich
fiitb fold)e, menn bie Cbefunbf)eit nid)t 6d)aben leiben
foll, in fiihler Luft. 3lud) bie ftörperbemegung beförbert
ja bie 33lutgirfulation in ben (E>emebeit. ©agu fommt,
bag erfal)rungsgentäg eine gut burd)blutete §aut
prompter unb ausgiebiger auf Abfiif)lungsreige reagiert
als eine fd)led)t burd)blutete.
©ie Wirfung ber Sonnenftraf)lcn, beren Heilmert
übrigens fd)on ben alten Snedyen unb Römern betannt
mar, ntug natürlich im $od)gcbirge megen bcr tüebercn
6 d)id)t ber 3ltmofpl)äre, ihrer Klarheit unb grogen 3lr=
ntut an Wafferbampf mehr gur (Geltung fommen als in
bcr Tiefebene, ©ag aber and) in ber (Ebene oon ben
Sonnenftral)len iel)r fräfttge §cilmir!ungcn ausgehen,
e
bemeifen unter anberem bie guten (Erfolge bcr Sonnen*
beljanblung bei $nod>en= unb Cöelenftuberfulofe in ber
Heilanftalt in §ol)enlt)d)en.
33on ben Sonnenftraljlen finb bie langmelligen Wärme*
ftraljlen bie mirffamften — nicht bie furgmelligen d)emifd)
mirfenben, mic man früher annal)m. Sie erzeugen träf*
tige Aeaftionserfdjeinungen am Orte ihrer (Einmirfung,
ber unbetleibeten Haut. ©ie £>auttemperatur fteigt
unter ber 33cftraf)lung um mehrere Srabe an, ihre Farbe
mirb rot, fpäter braun, ihre Blutgefäße füllen fid) prall
mit 33lut. Aber nidjt nur bie Haut, fonbern inbireft
aud) bte Atusfulatur mirb unter ber Strahlung aus*
giebtger burdfjblutet. 3m Sonnenbabe befinbet fid) bcr
Körper gmeefmägig in oölltger Aul)e, ber tfopf ift oor
ber 33eftral)lung gu fd)ügen.
3n nod) höherem Srabe als oont Luftbab gilt oom
Sonncnbab bcr Srunbfag: „Atit 9)tag geniegen." 9iid)ts
ift törichter, als menn jetttanb, ber an bie intenfioe
Sonnenmirtung nicht gemöfptt ift, ben unbetleibeten
Körper unoermittclt einer längeren 33efonnung aus*
fetjt. ©ie F 0 ^9 cn foldjer Übertreibung ftnb Tkrbrennun*
gen ber §aut, aber aud) Sdjäbigungett bes Heroen*
fpftems unb bes 3i r ^ uIa üonsapparates, roäljrenb „gut
bofierte" 33eftral)lungen fubjeftioes Wol)lbefinben, er*
höhte Wibcrftanbsfätjigfeit ber ipaut unb ittusfulatur
bemirfen.
6 d)ncüer unb intenftoer als im Luftbab mirb nun
burd) ein $ab in ber Sec bte (Entmärmung bes Körpers
beförbert unb bamtt eine töftlidje (Erfrifd)ung erreicht.
3m 33abe mirb gmar bie §aut aud) oon Staub unb an*
f)aftenben Sefreten gereinigt, bie moI)ltuenbe Wirfung
bes falten 33abes bei mariner Witterung beruht aber
l)auptfäd)lid) auf ber Stetgerung ber Wärmeabgabe bes
Körpers infolge ber mefentlid)en Temperaturbiffereng
gmifdjen ^örperl)aut unb Waffer.
©er bie treffenbe Stältereig oerurfad)t gunäd)ft
eine Äontraftion ber §autgefäge unb (Erblaffen ber
§aut; allntä^lid) ermcitern fid) bie Sefäge mieber, nad)
^3eenbigung bes 33abes reagiert bie §aut mit gefteigerter
TMutfiilie. ©iefe ^autreaftion nad) bent 33abe ift oon
gefunbl>eitlid)em Stanbpunft fef)r bead)tensroert. 3ß
fd)ncller unb fräftiger bie Hautrötung unb Wieberermär*
mung nad) bem 33abe in (Erfd)einung tritt, befto giin*
ftiger ift ber (Erfolg bes falten 33abes. (Einer guten
^eaftion entfprid)t fubjeftioes Wof)Ibefinben, erhöhte
förperlid)e unb geiftige Spannfraft, mäl)renb eine oer*
gögerte ober mangelhaft auftretenbe 3teaftion oft oon
Fröfteln, Unbehagen, neroöfen Sefdjmerbcn, aud) oon
Störungen ber Hergtätigfeit gefolgt ift.
©ie Wirfung bes Slältereiges auf bie 33lutgirfulation
mirb mefcntlid) unterftügt burd) hingufommenbe med)a=
nifche Steige (Wellenbab!), burd) Äörperberoegungen unb
fräftigesReiben ber Haut mäl)renb bes^Babes unb nad)her.
©ie ©auer bes Sabes foüte nur ausnahmsmeife mehr
als 15 Minuten betragen, ©as gilt befonbers für ma=
gcre unb neroöfe 33tenfchen, bie im allgemeinen gegen
3lbfiil)lung meniger miberftanbsfähig ftnb.
iöieiite F cr ^ en ^ c ^ a rf)tung über bie Wirfungctt oon
Luft, Sonne itnb Waffer ift in Fonn einer Sfigge ge*
halten. Trogbent finben bie Ausführungen hoffentlich
einiges 3ntcreffe unb tragen gu ber (Erfcnntnis bei,
bag nur berjenige oon feiner Urlaubsgcit ben rcd)tcn
(E>eminn für Leib unb Seele baoontragen mirb, ber im
Aaturgcnug nicht bem (E>efül)l allein folgt, fonbern auch
bie Vernunft gu Worte fonimen lägt.
Original from
PRINCETON UN1VERSITY
Kummer 29 _ 0 i e ^ o 6 e _ Seite 675
0 t e r e t cfy ft e n SÖeltbürger
SJlait l)at fdjon fcf)t frf)Icd)t oom ©elb gcfptocfjcn, unb trojv oerftclicn. 9lls bcfonbcrc QBunbctläiibcc nannte man früher
Kar*«
* *AL m
Original from
PRiNCETON UNIVERS1TY
Digitized b
lm Oval : Der Gaekwar
von Baroda, der 125
Millionen Dollar besitzen
und einer der reichsten
indischen Fürsten sein soll
bem betounbcrt man ftets toieber jene, bie es angufjäitfen 3nbien unb Qtmerita. §atte man fdjon bei ber Sdjilberuttg
ber (Eorte*'fd)eu Wesifoeroberung ge*
ftaunt, fo noch ntef)r bei (Erfcbließung
bcs 3Jtcircbenlaubes 3nbicrt, hoffen
ungeijeure 9teid)tömer befottbers aus
Sütacaulatjs SMitffa^ über SBarreit
Raftings gemürbigt tocrben tönnen.
3)ie 9)tafjatabfd)as, bie ben englifdjcn
(Eroberern SBiberftanb entgegenfefcten,
mußten (Sntfcbcibigungcn zahlen, bereit
£>öbe bas gaßbare beinahe iiberfteigt.
9tber felbft europäifdjc Habgier lonnte
bie unocrrtegbaren OoelbqueUen nidjt
oöQig erfdjöpfen. SOlan nennt als
einen ber reidjften inbifdjcn giirften
ben (Smetroar oott 33aroba.
Zeitiger (öliicf batten bie (Eng*
iättber mit Shnerita, bettn nad)bcnt
bas £anb einmal bie Unabbängigteit
oom s DtutterIanbc erüärt batte, bliibtc
Hugo Sfinnes, (X) der Organisator der größten deutschen Kon¬
zerne, die dasWirtschaftsleben Deutschlands maßgebend beeinflussen
Rechts: Dr. Gust. Krupp v. Bohlen u. Haibach, der als Mit¬
besitzer des großen Krupp¬
schen Vermögens als einer
der reichsten Männer
Deutschlands gilt
es rafdj aus eigenen
Streiften auf. $as Sta*
pital ton^entrierte fidj
um bie großen 3n*
buftricUen, bie ‘Ve*
troleum» unb (Eifeit*
babnfönige. Sie alle
toaren Selfntabe*
mcinner, mie bie beut*
fdjeu Strupps, toesbalb
fie gleiche Satfraft oott
ihren Söhnen oerlang*
ten. Stam es alfo gurn
Sterben, fo toanberte
bas Kapital meift in
gemeinnützige Stif*
tungett ab, unb ber
Sohn mußte flufeben,
toas er mit ben übrig*
bleibcnbeit SDiiUi-
oneit Dollars machte.
'JBobl ber intereffan*
tefte Sqp unb mit
einer halben 'ütiUiarbe
Der amerikanische Bankier Pierpont Morgan jr. f der
durch seinen Reichtum und seine Stellungnahme zu euro¬
päischen Wirtschattsproblemen bekannt gewordene Dollarkönig
Seite 676
© i e 2ß o $ t
Kummer 29
Der Herzog von Bedford
und
der Herzog von Westminster
(Bild unten)
die als Eigentümer riesigen Grund¬
besitzes in London und im übrigen
Grossbritannien zu den reichsten
Männern Englands gehören
flüffigen Kapitals nicht nur ber rcichftc Slmerifaner, fonbem bcr reid)ftc Weltbürger,
ift ohne 3roeifel §enrt) ftorb, bcr Sftotorioagenfönig, ber fein Vattb in bie £cge
Dcrfeßtc, jebcm neunten (Eintoohner fein eigenes Behifcl ju beforgen. 3)ies Behitcl
foü oor allein prattifcf) fein unb billig; roenn man es aus Berfehen au einer ©de
ftetjcn lägt, fo fällt es nid)t a« fdjroer, fid) im uäd)ften §aberbafl)erfhop ein neues
3 u taufen. Sämtliche ©roßtapitaliften eigener straft Aeidjneu fid) burd) eine nicht
überbietenbe Stcrocnftärfe aus. "Bei mand) einem grenzt fte an Brutalität. 3 U
große geiftigc Steigungen finb hierbei nur oon Stad)teil unb tommen bei biefen
Leuten erft in ^weiter Vittie.
911s eigentliche Bertörperung
besBtammous galt Sohn ^ier-
pontSJtorgan. ©s berührt bcn=
noch fonberbar, baß fein $ob
ihn in eine Steiße brachte mit
Wafhington unb ßincolu. $as
tarn baßer, baß er uid)t toie
Slodefeller bas ©>elb an fid)
liebte, fonbem bie Slmuen«
■
Der reichste Mann der Welt:
Henry Ford, der bekannte Auto-
mobilfabrikant, der nach seinen eigenen
Angaben über ein täglich flüssiges Ka¬
pital von 550 Millionen Dollar veriügt
John D. Rockefellcr, der
amerikanische Oelmagnat, dessen
Vermögen auf 500 Millionen
Dollar geschätzt wird. (100 Bil¬
lionen Mk. bei einem Dollarkurs
von 200000)
bung bcs ©clbes. Sein Sohn ift
uns ©eutfchcit in angenehmer ©r=
innenmg, mcil er auf ber ^arifer
Äonferena tategorifd) crtlärtc, baß
biefe infame Bchanblung bcs
mchrlofcn $eutfd)lanb enblid) auf--
hören muffe, toeun man je auf
normale Seiten au hoffen mage.
Sticht fo ftaunenorinecfenb fiub
bie reid)ftcn SJtänuer ©nglaubs.
©>ie beiben ©erlöge non Bebforb unb non Weftminfter haben in ber Vonboner
(£itn felbft große BcfitttompIcj;c unb pichen baraus Stiefeneinfommen.
Slbgcfeßeu non Strupp intercjfiert uns ©cutfdie heute ruoßl am meiften 6tinnes.
Sein „Beriitügen" ift bebeuteub größer als fein Bcrmögen, bas ungefähr bcr
§öhe bcr 6d)ulbenlaft bcs Stcidjcs non 14,5 Billionen ^apiermart entfprid)t,
beim 6tinnes hat bie 3ügcl aller möglid)en Unternehmungen in feiner £>aub,
unb man muß fid) nur unmbern, roie er fid) bie Stauten all ber ©efcllfcßaftcn
inerten feun, in beiien feine Berfon ber Mernpuntt ift. Unter bie reichfteit Öfter*
reidier aäßlt ber 3talietter ©aftiglioni, ferner Bofcl, beffen Bermögcti man auf
ruiib 5—Billionen Mionen cinfchä^t. Ür. Th. R Rumpf
Camillo Castiglioni, einer der Führer
der österreichischen Eisenindustrie
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Kummet 29
e 08 o 6 e
Seite 677
^Dte „‘Orabtlofc" für Den
Hau^gcBraud)
(T^ye 6adf)e flammt aus bctn itonbc ber intbc--
grenzen SJlögliditeiteu. ©ort, mo iein
^oftregal ihre CEnturictlung l)inbcrtc unb eine
retorbfrohe 3ugenb fid) ihr mit ©ntl)ufiasmus
hingab, foitntc fte fdjneü eine Slusbchnung er¬
reichen, bic felbft für ameritanifdje Berl)ältniffe
erftaunlid) ift. 3)as broad casting nämlid), ruas
man am beften mit „©rafjtlofc für ben Haus¬
gebrauch" iibcrfetjt. ©emt bie wörtliche Über¬
fettung „SUtsgiefjcn ins "Breite" erforbert eine
längere ©rtlärung. ©agu mu& gefagt werben,
ba§ eine Slnaahl non großen ©ebeftationen nor--
hanben ift, bie allerlei £)iuge non allgemeinem
Drahtlose Verbindung mit dem Heim während einer längeren Autoreise
Oben: Orgelmusik und Glockengeläut durch
drahtlose Station in einer amerikanischen Kirche
im Oval : Baby wird drahtlos unterhalten
und in den Schlaf gesungen
Links: Das drahtlose Morgensländchen
3ntereffe, toie Börfenturfe unb Sttelhobiftenprc«
bigten, Opernbarbietungen unb politifche Sieben,
Wetterberichte, Unglücfsfälle ufw. in ben Slether
hinausfunten. Weiter aber esifiiereu im ©ebiete
ber ameritanifchen Union nid)t Hunberttaufenbe,
fonbern uiele SDtiUionen ooit tleincn Empfangs«
ftationen, bic mit roenigeti ©tiffen auf bie Wel¬
lenlänge biefer ober jener ©ebeftation eingeftellt
roerben tonnen unb ihrem Befifcer banach bic
jeroeilige augenblidlidje ^robuttion ber betreffen«
ben ©ebeftation au ©ef)ör bringen.
Wie fel)r bas broad casting heute SlUgemein«
gut bes ameritanifchen Boltes ift, bafiir geben
uttferc Bilber ben beften Beroeis. ©ic ©rahtlofe
als Orgelerfatj, als BtärdjenerAählcrin für Babies,
al3 gettuertreib am ftranfetilager, im Sluto, ja
fogar auf bem Sßferbc unb uls ©efd)ent auf bem
©eburtstagstifdj. S)ie giillc ber ©rfdjcinungeit
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Seite 678
5) I c o cb e
Stummer 29
ganft hinten l)inter ben Uratenrocf, eine Stabmen¬
antenne, ftcllt ine Jad) feines Sdjreibtifcbcs bie
gau^e (Empfangsapparatnr uitb l)cit nad) belieben
alle Stationen her ©eit uou ftanaba bis 9)tos=
tau. 3)ie 3al)l biefer „©ebeimftationen" bürfte
in 3)eutfd)Ianb uid)t uubeträdjtlid) fein.
3mmecl)in fiitb aud) bei uns erfreulid)C Slnfcifce
für eine tommenbe Sntmicflung oorbanben.
SOtan ift befoubers an ber Slrbeit, eine aud) fünft»
Ierifd) befviebigeube ©icbergabc non SÜtufttbar»
bietungen aus^uarbeiten, unb eines Sages rnirb
bas S^oftrcgal ber ted)nifd)en (Entmicflung gum
Dpfer fallen. Vorläufig aber haben§ollanb unb
(Englanö auf bem Cbebietc ffübrung in (Europa.
Hans Dominik.
Drahtlos während des Spazierrittes mit
den Eltern verbunden
rnirb nur oerftcinblid) unb crtrciglid), menn
man bebentt, bafj fic fid) auf ein SBolt
uon 150 SJliUiouen unb einen leiben (£rb=
teil oerteilt. Unb felbft bann ift es ftu-
roeilen bes (öuteu noch etiuas oiel. Sluto»
mobilifl unb Leiter mit ber (Empfangftation
am Sattel muten uns febr ameritanifd) an.
Slber ber (Eiuörucf inirb ein anberer, fobalb
man an tagelaitgc Stitte burd) iutcrcffaute
©ilbnis bentt. Unter fold)en herbei Itniff eit,
toeun bie fleinen Stationen ciufterft mertooll,
ja unter Umftänben lebeuberl)ültenb mitten.
5)eutfd)lanb bat einen febr t)of)en ^rojentfab ber oiclen
Slmateurftationen geliefert. $)ie beutfehen Jabritate ftnb in ber
Union febr gefehlt unb rnerben rnillig böber befahlt als bie U.=S.=
Sl.--Sraeugniffe. ©it buben auch in Seutfdjlanb eine Steibe oon
©ebeftationen, bie 9tad)rid)tcn, SJtufitftiicte ufm. in brabtlofer
Selepbonie ausfenben.
©er aber bie Slbficbt bat, offiziell unb reell bte fd)önen 2)ingc
$u büren, ber mu& erft mit 3mpffd)ein, ßeumunb^eugnis unb
bergL bei ber Spoft um einen Apparat eintommen, ben er bann
auch nach oieletn ©arten unb nicht unerheblichem Semüben
befommt. ©er auf bie beiben SItjettioe ^offt^ieü" nnb „reell"
$u oeraiebten gelernt bat, ber fteeft fid) bti feinen Kleiberfebranf.
Das moderne Geburtstagsgeschenk: Die Radioempfang¬
station für den Salon
Radio-Musik zur Erheiterung der Leidenden in einem ameri¬
kanischen Krankenhaus
Das Neueste für die Amerikanerin:
Das drahtlose Strumpfband
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• 4»H«.
In diesen heissen Julitagen haben die Neuyorker nichts vor uns voraus, denn die Sonnenglut ist dort noch
grösser als bei uns. Aber die praktischen Amerikaner wissen sich zu hellen. Aus eigens zu diesem Zweck ge¬
schaffenen Leitungen, die an die Hydranten angeschlossen sind, geht andauernd ein kühlender Sprühregen
auf das Pflaster nieder, der von der Jugend fleissig als Brausebad benutzt wird
Ein nachahmenswertes Beispiel: Das Brausebad auf der Straße
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Kummer 29
© Vc <2B t> (fc e
Seite 681
/
X)te erfte ©tragenlanöung
tn Berlin
^iir^Iicf) tonnten bie berliner an einem Sonntag
<vv tn aller 2Rorgenfriihe ein feltenes Sdjaufpiel
erleben: ein giugzeug über ber Stragc „Unter
ben Stuben", bas offenbar einen SJtotorbefett
erlitten hatte unb einen möglic^ft günftigen San-
bungsplag fudjte. (£s fd)lug eine elegante Äuruc,
fc^te über bas 9taud)’fd)e S)enlmal griebrichs bcs
(örogen mit tnapper SJliitje unb 9tot ginmeg, ging
tiefer unb tiefer unb lieg fid) gegenüber ber Seiten
^IBadje, mitten auf bem granz«3ofeph^ßIag nieber. •
©ie erfte Sanbung eines fünftlicgen iüicfenoogels im
§äufermeer ber ©rogftabt. Ss mar ein §iiesler-
giugzeug oom Staljlmcrt 9Warf«33resIau, geführt
oon Antonio 9iaab, bas in Staaten geftartet mar
unb nad) Breslau fliegen mollte. $>a fid) trog ber
frühen ÜRorgenftunbe mehrere gilntopcrateure an>
gefunben hatten, mar fdjou bie 'Vermutung aufge-
Rechts: Der Füh¬
rer schafft sein
Flugzeug fort
Phot IP. Gircke
taucht, bag es fid)
um Aufnahmen für
einen gilm gan-
belte. 9lbcr bies--
mal maren bie
böfen Äinoleute, bie
überall baljinter-
fterfen follcn, oöUig
unfchulbig. $>enn
bie polizeiliche Uti-
terfuchung, bie fo=
fort eingeleitet mür¬
be, hot ergeben, bag
es fid) tatfäd)Iid)
um ein 91 usfetten
bes ^Rotors hon=
beite. ^Daraufhin
mürbe bas oon ber
Polizei befdjlag-
nahmtc giugzeug
fofort freigegeben.
Das Flugzeug über der Straße „Unter den Linden“ Photoaktuell
Links: Der Flieger geht vor der Universität nieder Phot. \V. Gircke
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Seite 68?
© 1 e OB o c& e
9?utnir.cr 29
Ober*Reg.-Rat Galle.
der neue Direktor beim
Deutschen Reichstag
Rechts' Zum 40jährigen Be¬
stehen des Wiener Klubs
bildenderKünstler „alteWelt“:
Gartenfest im Heim des Klubs
E. Canellopoulo„,
der neue griechische außcrordetiu#
Gesandte u. be volliu.Ministeri.Berlin
Unten: Vom 50jährigen
stehen desDeutschenKrieger
Bundes in Goslar a. Harz:
Gedächtnisfeier für die im Weltkrieg
gefallenen Kameraden Phot. Riebicke
Geheimer Baurat Dr.-Ing. h. c.
Heinrich Büssing, Braunschweig,
Gründer und Seniorchef der Büssingwerkc
feierte seinen 80. Geburtstag
Privatdozentin für klass. Philologie, wurde
zum außerordentlichen Professor ernannt
Geheimer Kommerzienrat
Dr.-Ing. h. c Adolf Kirdorf,
der bekannte Großindustrielle,
starb in seinem 79. Lebensjahr
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Kummer 20
0 I e OB o cf) c
(Beite 683
AMERIKANISCHES
Im Oval: Wenig Geschrei
und viel Wolle: Im New-
yorker Zentralpark werden
die Schafe mit einer neuen
Maschine schnell und
schmerzlos geschoren.
Untert? Ein Damespiel mit
wirklichen Damen: In den
Kalifornischen Seebädern
werden am Strande Brett¬
spiele gespielt, in denen
die jungen Damen selbst
die Figuren darstellen
Der neueste Damenhut: Der gehäkelte
Zylinder
Mt IQS
Hb
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«r" 1 ''
Gelegentlich eines Wohltätigkeitsfestes wurde jüngst aut einem freien Platz bei Newyork eine seltsame Bridgepartie gespielt;
Junge Damen und Herren aus der Gesellschaft stellten die Kartenblätter dar und gruppierten sich in Form eines Spiels
DAS LEBENDE KARTENSPIEL
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Seite 684
© I t ®j 4e
Kummer 29
Oben : Eine neue Tracht
für Kellnerinnen. In
London haben sich
die Servierdamen eine
eigene originelle Klei¬
dung ersonnen, die aus
Bluse und passendem
Beinkleid besteht. Un¬
sere Aufnahmegibteine
dieser neugekleideten
Kellnerinnen bei ihrer
Tätigkeit imDachgarten
eines großstädtischen
Hotels wieder
•J*
Links : Vom schweren
Hochbahnunglück in
Neuyork. InderHaupt-
stadt der Vereinigten
Staaten entgleiste kürz¬
lich ein Zug der elek¬
trischen Hochbahn.
BcimAbsturzdcrWagen
wurden 8Frauen getötet
und 83 Menschen
schwer verletzt
Links: Schiffshebung durch einen Riesenkran: Ein im
Stettiner Hafen untergegangener Schleppdampfer wird
durch einen gewaltigen Schwimmkran gehoben und
schwebend zur Werft gebracht Phot. Drvblow
*
Im Oval : Von der letzten Veranstaltung des Allg. Deutschen
Automobil-Clubs im Deutschen Stadion im Grunewald:
Ein zum Zwecke der besseren Überwindung des Luft¬
widerstandes seltsam geformter Konkurrent bei den
Rennen der kleinen Wagen Phot. Girdce
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PRINCETON UNIVERSITY
Kummer 20
0 i e 8!o4(
Seite 685
bt# ßf^ingh» JKhim
Äoman oon Diaris Do mini Jo
7. Fortsetzung. — Nachdruck verboten. — Amerikanisches Copyright by August Scherl G. m. b. H,, Berlin 1923.
2 Us her bewaffnete Srupp mit bem befangenen ben
SÖtarftplaß erreiri)te, brad) bie oieltaufenbföpfigc fd)war ( ^e
3)tcngc in ein infernalifdjes beJ)eul aus. (Einige ftief 3 en
mit ferneren Stangen tat'tmäßig unb triumphiercub
auf bas ^flafter. 2lnbere fntrfdjten oor 2But mit
ben 3 ä^nen. 3 ^te blutunterlaufenen klugen gingen
mit ben bliefen hungriger Raubtiere an bem befängc=
nen. 3 un) cilen 3 ucfte ein Reiferes beläd)ter auf.
bergeblich 3 errte ber befangene an ben ftarfen
Firmen, bie iF>n gepaeft gelten, bor bem (Eingang 3 ur
3Jtarftl)alIe mad)te ber Srupp ^alt.
Qluf bas Rommanbo eines JJührers brängten bie bc=
maffneten bie 9Jlenge 3 uriicf. (fin freier bäum cnt=
ftanb, in beffen SDiitte fid) ein Ranbelaber erl)ob. Sin
neues Rommanbo unb eine Schar [türmten in bie btarft*
halle unb fd)Ieppten Stiften unb Rörbc I>eraus, bie ftd)
fdjnell um ben SÜiaft türmten.
0er befangene fd)rie in feiner Sobesangft auf. (Er
warf ftd) auf bas ^flafter unb fd)lug ocr 3 weifelt um ftd).
(Einer ber bewaffneten fticf 3 if)in mit einer brennenben
JJacfel in bas befielt, baß er l)eulenb wieber auffprang.
btit geballten häuften ftürmte er auf feine Reiniger
ein. öoI)nlad>enb fließen ftc il)n suriief, baß er wie ein
ball hin unb I)er flog.
(Ein neuer tuqer bcfel)l. 3nt bugcnblitf Ratten ftc
ihn ergriffen, gum btaft l)ingefd)leppt unb mit einer
eifernen Rette angebunben. 3rgcnbwol)er tarn ein
(Eimer $eer unb würbe über if)n ausgegoffen. 0ic erften
Jarfeln flogen 3 wifd)en bie Rörbe unb Riften.
(Eine Jylammenfaulc umloberte ben Ranbelaber.
Schreien . . . wimmern ... . röcheln . . . bann büße in
bem biefen Seerqualm . . . gräßlid)er 3 ubel in ber brän=
genben SJtengc . . .
0 ie bewaffneten gaben ben spiaß frei, bon allen
Seiten ftürmten bie blaffen auf bie brennenben 0riim*
mer los. (Eine S^cne aus bem Snferno. 2Baf)nfmn
peitfd)te bie btenge. £ad)enb . . . fdjreicnb . . . ftngcnb
umtanflten fie ben Spfal^l.
0 a 3 wifd)en wilbe berwiinfdjungen auf bie Meißen.
„bieber mit ben Unterbrliefern! . . . Sd)lagt ftc alle
totl . . ."
bisher war ber Rraftwagen fautn bemerft worben.
0er (Eßauffeur unb ber 0iencr neben ißm waren felbft
Sdiwar^e. 3 eßt begann er bie bufnterffamfeit ber in
bewegung geratenen bfenge ju erregen.
0er Scßlag würbe aufgeriffen.
,,2U)! ... ein weißes Säuberen! . .
(Gierige £>änbc ftreeften ftd) nach fylorcnce 0 cwet) aus.
(Entfeßt fud)tc fte iti bie äußerfte (Ecfe bes Wagens 3 ttrücf=
3 uwcid)en . . .
0 a plößlid) ein §agcl oon Stocffd)lägen auf bie wotli=
gen Röpfe!
3 m bugettblicf ber I)öd)ften Sefaßr war ber fdjwar^e
0iener oont boef gefpruttgen. btit f)crfulifd)er Straft
hatte er fid) ben 28eg bis 31 t einem blattn gebahnt, ber
wenige Schritte oottt 2Bagen entfernt in ber btenge ftanb.
bur 3 wet 28orte waren es, bie er bem gurief . , ♦
„ 0 ewet)s Sodjter! ♦ ♦ •"
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3 m näd)ften bugenblid l)atte ber blann bem bctchft*
fteßenben einen fd)weren Rnüppel aus ber §anb geriffen
unb ließ il)n auf bie Röpfc ber bebränger nieberfaufen.
„ 3 uritcf! . . . 3 uriicf . . . ober . . ."
(Eine Schußwaffe unterftüßte bie 0rof>ung. 6 ie war
nidßt mehr nötig. Sobaib biefe fdjeinbar bod) bis 3 um
28ahnftnn erßißte banbe bie Stimme I)örte . . . bas (E>c*
fid)t fahr ließ fte oon bent Angriff auf ftlorcnce ab.
(Ein fur 3 es Rommanbo bes Cannes fcf>affte bem
2Bageit freie bal)n.
bon fern her würbe Semehrfeuer oernehntbar. bus
ber Sacramento=Street brad) ein $rupp berittener ^oli»
giften unb fd)lug auf bie feftgefeilte SCRenge ein. 28er
nid)t auswcidjeit fonute, würbe niebergefd)lagen ober
oon ben ^ferben 3 U hoben geworfen.
0a frad)te oon ber iUlarftfjaüe her eine Saloc unb riß
blutige ßiitfen in bie beiterfdjar.
3eßt brad)cn aud) aus ben anberen Straßen ^oli 3 Ct*
truppen oor unb brangen auf ben ^laß. bon ber §alle
her würben fte mit wütenbem (E>ewel)rfeuer empfangen.
0ie bewaffneten Sd)war 3 en hatten fid) in ber S>alle
oerbarrifabiert unb fehoffen oottt 0 ad) unb oon ben ften*
ftertt aus auf bie anriiefettben weißen ^olfyeitruppen.
fyeuerfdjein 3 udtc auf. brettnenbe Seile bes Scheiter*
haufens waren oottt 28inbc bis in bie §aüe getrieben
worbett unb I>atten ge 3 iinbet. 0ie (Eittgefdjloffenett oer»
fud)tett bas Jcuer 3 U löfd)cn. 0 ie Sd)iiffe ber Angreifer
trieben fte 3 uriicf ober töteten fte. Sierig fraß bas fteuer
weiter, balb war bie große £>alle ein einziger Jylam*
tttenherb.
(Ein wilbcs Cöcfd)rci brang aus bent Snttern. 0ie
^>oli 3 iften erwarteten, baß bie Sd)war 3 cn nad) irgettb*
einer Seite hin einen 0urd)brud) oerfud)cn würben. 0odj
nid)ts gefd>al).
Leiter fraß bas fteuer. fs)( e Jfeitfter 3 erfprattgen in
ber Slut. Sauter als bisher brangen burd) bie offenen
Söhlen ber wilbe (Sefaitg unb bas fanatifdjc (5efd)rei ber
(Eingefchloffetten.
3 eßt würbe es fd)wäd)er. 3 m baud) erftidten bie
Stimmen ber 2Ränner, bie lieber fterben, als pd) beit
2Beißett ergeben wollten.
* * * w
(E>corg Sfettbranbt ftanb in feinem Saboratoriunt in
2Biernt). (Er h«tte bie Siir bes Raumes forgfältig oer=
fd)loffcn. 9tiemanb follte il)n bei biefett berfud)en ftöreit,
bie ihm bie leßte Sidterßeit bringen mußten.
0as 0 i)itothertit wirtte wie eine rabioaftioe Subftatt 3 .
Seine Materie perfid, Iöfte fid) fdjctnbar in bas 2tid)ts
auf unb oerfeßwanb aus ber Sd)öpfung. 0afiir aber
trateti riefenhafte (Energiemengen auf, entftanben fdjeitt*
bar ebenfalls aus bettt 2 tid)ts unb bienten bei ben 2 lrbei=
ten ber Rotttpagttie baju, bie Sodjalpett 21fietts in einen
heißen, oielc Saufenbe oon SOletcrn in bie ööl)e reid)ett*
ben 0 antpfttebcl 311 hüllen.
2 Bar bas SJ3rin^ip umtchrbar, ließ ftd) eine Rombination
finben, bei ber neue 9)taterie aus bem Nichts entftaitb
unb als (Gegenwert (Energiemengen gebuitbcn würben,
fpttrlos aus ber Schöpfung oerfd)wanben. Seit 3 aßren
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PRIiNCETON UNIVERSITY
Seite 686
3) 1 e o cB e
SJhtinmet 29
bemegte biefc fyrage (Seorg Sfenbranbt. 3n raftlofer
Sorfd)erarbeit mar er bem Problem immer näßer gelom*
men. ©er heutige "Berfudj m. ßte ben lebten 93emeis er*
bringen.
(fr faß oor ber Apparatur unb fd)üttetc eine forg* .
faltig abgemogene SJkife feines neueften Präparates in
bas Waffer einer ßoßlen Quarzfugei, bie ißrerfeits bie
Kugel bes £>eliumtl)crmometers umgab.
(fr faß unb oerfolgtc bie Sfala bes Thermometers.
Was fid) hier etma an neuer Materie bübete, tonnte
rechnungsmäßig nur SBruc^teilc eines Milligramms aus*
machen. 9lber bie (fnergiemengen für bie Sdjaffung aud)
biefer (geringen Stoffmenge mußten gemaltig fein, ©as
Thermometer mußte ißm ^uerft unb unfehlbar $luffcßluß
geben, ob Praxis unb Theorie aud) mirflid) überein*
ftimmten.
So faß er unb oerfolgte ben fdjmalen roten Weingeift*
ftreifen, ber bas im Thermometer eingefdgloffene $elium*
gas oon ber Slußenmelt abüßloß.
©as Thermometer fiel. Schon hotte es ben (Sefricr*
punft erreicht, unb langfam, aber ftetig roanbertc ber
rote Jyabcn in bem Thermometerrohr meiter nad) unten.
3eßt begann fid) bie Quarzfugei, in ber bas Präparat
arbeitete, mit einer (fisfd)id)t $u überziehen. Sei ber
Serithrung mit ber 3tmmerluft fd)lug fid) ber in biefer
oorhanbenc Wafferbampf fofort als maffioes (fis an ber
Quarzmanb nieber.
Unb immer nod) fiel bas Thermometer. 3eßt hotte es
100 (Srab Kälte erreid)t, jeßt ftanb es fd)on auf 180 (Srab.
Cf in maffioer, mol)l einen holben {yuß ftarfer (fisblod
umgab bereits bie ganze Apparatur.
(fin eigenartiges praffeln unb Knattern ließen (Seorg
Sfenbranbt aüfßordßen. (fs flang, als ob jemanb Sd)rot=
förner auf ben ftußboben fallen ließ.
Sd)on zeigte bas öeliumtßermomctcr 250 (Srab Kälte.
Wo immer bie £uft mit ber Apparatur in SBerüßrung
!am, ging fic felbft fogleid) in ben flüfftgen 3uftanb über,
mürbe bann feft unb fiel zu Soben unb oerbampfte bort
mieber nebelnb unb brobelitb. 9lber es mürbe falt unb
immer fälter aud) im ßimmer bei biefem Vorgang. (Seorg
Sfenbranbt fpiirte bie Kälte nid)t. *3Bie gebannt hing
fein ^lugc am Thermometer.
. . . 260 (Srab . . . 270 (Srab . . . nur nod) brei (Stabe
trennten bie Apparatur oon bem abfoluten 9tuHpunft,
bei bem jebe Wärme crlifd)t, jeber Stoff in ben feften
3uftanb übergeht.
(fin Kältegefühl an ben Knien ließ il)n auffdjaubern.
(fr faßte mit ber £>anb nad) bem iHocfzipfcl unb brad) ein
Stiicf bes feinen flämifchcn Tudjcs glatt ab. ©ie fliiffigc
£uft hotte ben Stoff burd)tränft unb mar fd)ließlid) in
ihm gefroren.
S?ld)tlos marf er bas Stiicf zur Seite. 9iur nod) bas
Thermometer intcrcfficrte ihn ... 271 (Srab ... ber
rote $yabcn blieb plößlid) regungslos fteßen. ©er Wfoßol
mar oon ber Kälte erreidjt roorben unb zu einer maffioen
Stange gefroren. 3cßt aber faß er, mic bie $elium=
fiillung in Tropfen im Thermometer hinunterzufallen
begann, mie bas $eliumgas als fefte Krufte an ber
Snnenroanb haftete.
©er abfolute 91ullpunft mar crreid)t. 9lud) ber flücß*
tigfte aller befannten Stoffe, bas öeliumgas, erlag biefer
ejzeffiuen Kälte unb mürbe ftarr unb feft.
(Seotg Sfenbranbt ließ fid) auf einen Seffel ftnfen.
Minutenlang haftete fein Slicf auf bem erftarrten
Thermometer, (frft flar unb feft. ©amt mie träumenb.
Silber unb Szenen fommenber (freigniffe zogen an
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feinem geiftigen 9luge ooriiber. plaftifd) faß er,
mas er bis baßin nur in fitßnen Träumen z u h°ff eu
gemagt hotte.
(fin Bütteln an ber Tür riß ißn aus feinen (Scbanfen.
„Wer ift ba?"
,,3d)! Wellington ffoj;."
„(finen Slugenblicf, fyoj! . . . fofort . . ."
(Seorg 3fenbranbt fprang auf unb madjte mit größter
Scßnelligteit eine ©pnotßermlöfung zured)t. 3m näd)ften
9lugcnblicf goß er fie über ben Apparat aus unb riß bie
ftenfter auf. ©ann ging er, bie Tür zu öffnen.
Wellington $o£ ftanb oor ißm. Regennaß, triefenb
unb fleine Wafferbädje hinter fid) Iaffenb.
„(fin fdjanbbares Wetter, (Seorg . . . b. ß. für eure
Sicblungen moßl bas red)te. 9lber ßöd)ft unangenehm
für mid), ber ich oßne Schirm unb Slegenmantel losge*
flogen bin. 3d) ftöre bid) bei beinen 9frbeiten? ©u ßaft
bid) eingefcßloffen . . ."
„Min, bu ftörft tuid) nid)t. ©u farnft zu einer glücf*
liehen Stunbe . . ."
„(Sliicflidjc Stunbe!? . . . ©u meinft, meil es hier
enblid) fräftig gießt. Seit oier Wochen fein Tropfen
Stegen ßier. 3eßt ber Morbsguß. 91a! (fs mar moßl
ßöd)ftc 3eit . . . 3d) ßabe aüerlci geßört. £ier blieb es
bürr, unb mo anbers mar ber Segen zu reicßlid). Men*
fd)ettmerf bleibt Stiicfmerf. Nichtig mirb bie Sadje erft,
menn ißr eure Suppe aud) ben Mäulern oorfeßen fönnt,
bie. fie braud)en."
(Seorg 3fenbranbt blieb unbemegt. Sein (Sefid)t zeigte
gleichmäßige freunblid>e Mienen, ©ann fprad) er.
„3a . . . bas . . . fag mal, ftoj;, millft bu nicht ab*
legen? ©u triefft ja aus allen Mißten."
Wellington fcßüttelte fid).
„By Jove! 91aß bin icß, aber eine fibirifd)e Kälte ifi
ßier bei bir. ©oaußen ber feßönfte marine Mairegen,
unb ßier . . . mas ßaft bu benn ba auf bem Tifd)?"
Wellington ftoj; trat näßer ßeran unb betaftete ben tu
eine mogenbe Mbelmolfe geßiillten Apparat.
„©arnpf! . . . (fis? . , . ja ... . mas . . . pfui, Teufel!
. . . bas ift ja falt!"
„(fis ift meiftenteils falt, lieber ftos."
Wellington Joj ßaud)te auf feine meiß angelaufene
Singerfpiße.
„Weiß id), (Seorg ... ift mir nid)t neu. Wbet bas
(fis ßier . . . ift ja . . . na, id) tariere . . ." (fr be*
trad)tete feine ftingerfuppe, auf ber fid) eine feßmere Jyroft*
blafe zu bilben begann ... „. . . bas (fis ßier ift ja
menigftens 100 (Srab falt."
„Sage rußig 200 (Srab, fyoj. ©as (fis ift fein Waffer*
eis. (fs ift ßufteis. ßuft ift hier gefroren, ©u fießft,
mas bas ©pnotßcrm zu tun ßat, um bie ftroftmaffe auf*
Zutauen unb zu oerbampfen."
Wellington Jo;* betrad)tete bie bampfenbe unb nebelnbe
Apparatur, oon ber bie Wolfen jeßt bereits bis zur 3im-
merbeefe emporftiegen.
„3n ber Tat, (Seorg! ©as bauert lange. Wenn icß
bebenfe, mie fabelhaft fcfjncll eine ganz 9 r °^ Samine
auf eine fleine Tube oon beinern ©pnotßerm Waffer unb
©ampf mürbe. 3d) ßabe bir ja mein Abenteuer fd)on
tclepßonifd) erzählt."
3fenbranbt lad)te.
„3a, JJoS/ f° fopflos barauf loszupubern! §abe id) bid)
nicht gemarnt, oorfidjtig bamit umzugehen, ©ie fieute
im fyergßanatal haben nid)t fd)led)t über ben unoerßofften
Segen geflucht, ©u bift boeß fonft relatio oeenünftig.
Was lag benn ba oor?"
Original frorri
PRIiNCETON UNIVERSITY
Kummer 29
© i c <53 o d> c
(Beite 087
Wellington ftoj lächelte etmas ge^ioungcn.
„3mei jo I)iibfd>e junge ©amen, u)ie bort im Sd)ttce
begraben lagen, fonnten aud) einen alten $ud)s 3 U ©ot*
beiten oeranlaffen . . . Sta, {ebenfalls . . . id) habe ba
etmas gefunben, mas mid) oeranlaßte, bid) auf 3 ufud)en."
Wellington goj Griff * n Safdje unb brad)te ein
feines, in SJtaroquinleber gebunbenes Stoti 3 bud) 3 um SBor*
fd)ein.
,,©as ift ein Souoenir an bic eine ber beiben ©amen,
bie (Gräfin bi ©orefani."
,,©u bebältft bas? ©u gibft es nid)t suriief?"
„Steinl"
„SU)? SUfo ein Slnbenlen an bie §er 3 üllerliebfte. Sftit
(Gräfinnen b a ft & u e5
oor?"
,, 5 alfd) geraten,Seorg.
©ie fcfjöne ©orefani l)at
ganj anbere als
einen 3 ournaliften 3 U
beiraten. $k\z ... bie
fie in meinen Slugen 3 U
einer febr gefährlichen
Sperfon . . ."
„Obo . . . toiefo?"
„ 3 d) bin »bezeugt, fie
ift eine Slbenteuerin, bie
Spionenbienfte für bie
gelbe 6 eite Ieiftet."
„$aft bu ©teroeife ba*
für?"
„ 3 a — bas beißt, erft*
mal ftarfen S>erbad)t.
©en ftriften S3emeis boffe
id) in biefent S 3 üd)eld)en
3 U finben. (Bs geriet mir
in bie ipänbe, als id) bic
©orefani aus ber fd)tttel=
genben fiatoine beroor*
30 g. 6 ie trug es in einem
ßebertäfd)d)en uermabrt
unter il)rem Smeater.
Slls idb fie aus bem Bis*
fd)lamm riß, blieb es mir
in ben $änben."
Wellington öff¬
nete bas fleine S'ud).
„Unter biefen I)arm=
Iofen Stotzen hier ift
nidjts Sntereffantes. 3 dj
hätte es ihr oieUeid)t längft 3 uriiefgegeben. Slber ba fanb
id) hier nod) biefen . . ."
(Br blätterte meiter unb hielt Sfenbranbt bie Seite
I)in. Sie mar ooUtommen meiß. Stur am Staub, tuo
offenbar bie Stäffe gemirft hatte, traten ein 3 elne S3ud)=
ftaben beroor. ©ie äußerften ftärfer, bie innerften nur
jebmad).
b...r...a...n...b...t entzifferte Seorg 3 fen=
branbt nid)t ohne SJtütye.
„Unb bu meinft?"
(Br fab Wellington Jyo£ fragenb an.
„. . . ©aß oor bem ,branbt’ nod) , 3 fen’ fteben muß!"
„Sllfo ,3fenbranbt’ . . . meine Staute?"
„Süchtig, mein ftreunb! 3d) mette, baß bas Wort oott=
ftänbig Sfenbranbt I)eißt."
„Unb mas meiter?"
„©aß hier smeifellos nodj einige für bid) febr inter*
Digitfzed by Goosle
effante Stotzen ftcl>en, bie id) leiber nid)t lefen fann.
©er ©eufel mag roiffen, mit ioeld)er fi)mpatbetifd)en ©inte
bas gefd)riebett ift."
(öeorg 3fcnbranbt f)telt bas aufgcfd)lagene S3ud) 3 mi*
fd)ett ben ijättben.
„SJtag es gefd)rieben fein, montit es mill. Sluf ©gtto*
tberui reagiert es. ©as bgnotbermbaltige Scbmelgmaffer
ber 2amine b°t biefe menigen S3ud)ftaben ftd)tbar ge*
macht . . . Seh^a mir meiter . . ."
(Br maitbtc fid) nad) bem 2aboratoriumstifd) unb fuhr
mit bent S3ud) über ben bort ftebenben unb immer nod)
bampfenben (Bisblocf, bis bie beiben Seiten oödig burd)=
feud)tet mären, ©ann lehrte er mtbber 311 Wellington
So£ 3 uriief.
Sefpannt mären oier
Singen auf bas Rapier
gerid)tct. 33ud)ftabe auf
S3ud)ftabe trat f) croor -
©riumpl)ierenb fcf)lug
in bie öättbe.
,,©a ftel)t es , 3 fett=
branbt'!.. unb nun? —.
Was fonft nod)?"
Wellington ftog batte
bas S3ud) ergriffen unb
las bie Worte langfam
herunter. Slls er geenbet,
legte er es oorfid)tig auf
ben ©ifd) unb roanbte
fid) 3 U Sfenbranbt, ber
ftumm mitgelefen batte.
(Bitten Slugettblicf
fd)auten fie fid) roortlos
att.
„©er ftuitb bat fief) ge¬
lohnt, Seorg! Uber bic
Slbfid)t ber Qrettburger
Stäuber beftebt nun fein
3meifel mehr. (Bs ging
um bein Sebett... ©eine
fteinbe haben beine 33e*
beutung beffer erfaunt
als beine europäifd)en
^reuttbe."
,,©u baft red)t, fto£.
©er ftitttb mar gut. (Bine
beutlicbe Warnung füt;
bie 3 u tunft."
(Br nahm bas S3udj
an ftd) unb fd)loß es fofort in feinen ©refor.
„Sla . . . fiebft bu, Coeorg, id) batte bod) eine gliidlid)e
£>anb, als id) bie ftarfen 'ißrifen auf ben Sd)ttee aus-
ftreute. Slnbernfalls mären bie inl)altfd)meren S3ud>-
ftaben faunt fid)tbar gemorben."
„(Bs ift nod) einmal gut gegangen, alter froj;: ©roß*
bem muß id) bid) martten. S)tit bem ©yitotfjerm ift nicht
3 u fpaßett. (Bs finb ungeheure (Bnergiemengen, bie bu ba
auf bem Heilten Siauttt eines Saminenfelbes entfeffelt
I>aft. (Bs tonnte bir febr leid)t geben mie bem 3auber=
Iebrling, ber bie Seifter, bie er rief, nid)t mdp los mürbe.
Was mar bantals mit bir los . . . 3rgeitb etmas anbe*
res? fto£, meine 3 uttge, id) glaube faft, baß bein §er 3
aud) eine ©ofts ©gnotberm abbefotnmen bat."
„Unb mettn es mirflid) fo märe, bann mürbe ich fdjließ*
Iid) bod) aud) nur berühmten S3eifpieleit folgen."
(B>eorq 3fenbranbt bliefte ben Sprecher fragenb an. y
Original frorri
PRIiNCETON UNfVERSITY
Mit Genehmigung des Verlages der Galerie Flechtheim, Berlin
„Die Dame in der Loge“, Gemälde von Otto von Waetjen
Ausstellung in der Akademie der Künste, tierl n
Sette 688
© 1 1 <20 o * e
Kummer 29-
/,3a! ©idj meine leg, Georg . . . Gerabe bieg. Sollte
cs nur bie (Erinnerung an Sölaria Ortmin fein, bie bir
jene anbere SOtaria, unfere junge Aeifegcfägrtin, fo teuer
macht?"
Sfenbratibt fämpffce furze 3eit mit einer leisten $er*
mirrung.
,,©u oerfuegft oergcblicg naeg alter guegfenmeife beine
Spur zu oermifegen. Aber . • . bas mirb bir nicht ge*
lingen."
„©a es nic^t bie Gräfin Sorefant ift, fo mug es lo*
gifchermeife bie kleine Garoin fein, bie cs bir berart
angetan l)at . . . immerhin . ♦ . grancis Garoin ift
bir großen ©anf fcgulbig . . ."
. . Unb ba 9Jk. Gamin niemanb ctroas fdjulbig zu
fein münfd)t, fo hat er mir eine Skrtragsurfunbc zugegen
Iaffen, bie bis auf meine Unterfd)rift fertig mar . . •"
„Unb bie enthielt?"
„Wenn ich f te unterfdjrieb, mar ich alleinige Sefiger
jber Ggicago*S)keg."
„Oho . . !"
„O ja! grancis Garoin lägt fug nicht lumpen . • .
Stber Wellington goj auch nicht!"
„Unb?"
„3<h habe ihm feinen Vertrag fein fäuberlich ohne
Unterfcgrift zurütfgefdjiicft . . . mit bem Angeimgeben,
mit ber Ggicago^reg anbere Beute glitcflicg z u machen,"
„Gut gemadjt, gox! ©eine ^Beziehungen zu grancis
Garoin merben bamit nicht abgebrod)en fein . . . tariere
ich • • • bu Iad)ft? ... 3d) merbe bie meitere Gntmicf*
Iung mit Sntcreffc oerfolgen . . . Willft bu mid) jegt
auf einem giuge begleiten?"
„Gern, Georg! Aber erft mug idj mich bei bir um*
fleiben. ©er Siegen ift burd) unb burd) gegangen. 3d)
hätte meine Aäffe über unfere (Experimente hiar faft oer*
geffen. 3efet mad)t fie ftd) hoppelt fühlbar."
Sine S3iertelftunbe fpäter ftieg bie fd)nellfte giugma*
fdjine ber Station Sftidjtung Aorb zu Aorbmeft burd) beit
ftrömenben Aegen. Stur bie beiben greunbe mareit an
93orb, unb Georg 3fcnbranbt fteuerte felbft.
3e meiter fie oormärtsfamen, befto fd)mäd)cr mürbe ber
Siegen, bis er jenfeit bcs Söalfafchfces ganz aufhörte. Sogt
mar bie Suft gut ficgtig. Grüne gelber unb Sriften
Zogen unter ihnen hin, mägrcnb 3fenbranbt bie Atafcginc
auf bie göd)fte Gefd)minbigfeit fegte. SJlit etma taufenb
jStiuibenfilometer fchog fte jegt burd) ben Atger.
Grauer mürbe bas Grün unter ihnen, ©ie
her Srocfengeit, ja ber ©ürre mehrten fid).
Über einer unbcficbelten Steppe lieg 3fenbranbt bas
gtugfegiff tief giitabgegen. 3n einer $öge oon faunt
gunbert Bieter zag er an einem $ebel. Weüington go£
glaubte burd) bie Sd)eibcn ber Sabine eine gligernbe,
floefenbe SAaffe nad) unten fallen zu fegen. (Es mar igm, als
ob etmas auf bie giäd>c eines fleinen, beinahe ausgetroef*
ncten fianbfees auffd)lug. Aber er mar feiner Sad)e
niegt ficher. Sd)on gatte Sfenbranbt bie Steuerung ger*
umgemorfen unb lieg bas gagrzeug in fteilen Spiralen
[teigen. Schon gatte es mieber eine £>öge oon zrgn Sfilo*
meter erklommen unb gemägrte ben Snfaffen einen
meiten Aunbblicf . . . Sßormärts mcitgin in bie enblofe
fibirifcge Steppe . . . Aücfmärts bis zu ben Geftaben
bcs SBalfafcgfees unb ben dämmen ber $immelsbcrge.
Wellington go£ gatte ben jagen Abftieg unb bas fd)nellc
Söieberauffteigen ber Alafcginc mit Acrmunbcrung be»
obacgtet. Scgt ftcllte 3fenbranbt bie automatifd)e Steue*
yung ein unb trat frei in ben Aaum.
„Was mar bas? . . . Was bebeutete bas?"
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3n Grrcgung ftieg Wellington go£ bie gragc geroor.
3nftin!tio fpürte er, bag etmas Augergeroögnlicges im
Gange mar, ogne bas Was unb Wie zu miffen.
3fenbranbt trat an bie genfter unb mies mit ber $anb
nad) £>ftcn.
„Sieg bort gin! . . ."
Wellington go£ trat neben ign.
„Was foll icg benn fegen? ... 3cg fege bort niegts!"
„Schau!"
„3a, mas benn? . . . Aebel . . . 3d) fege bie Stämme
bcs Sian=Sd)an . . . 3m Aebel . . . ©ie Wolfen ftrömen
gierger ... Sie merben immer gröger ... fte fonmen-
gierger . . . 3utmer fcgnellcr . . . Unb jegt . . . Unb-
jegt ..."
Wellington go£ mar in gixgfter Grrcgung. gaft laüenb
fatnen bie legten Worte aus feinem Wunbe. 3egt roanbte
er ftd) zu Sfenbranbt. Gin SBIicf auf beffen Gefid)t . . .
©as Geflcgt bes fteggaften ^almenfigen.
^auntelnb trat er zurücf. Grauen malte fid) auf feinen
3ügen.
„Georg! ©u? . . . ©u! ©ein Wert ift bas?"
Scgmeigenb niefte 3fenbranbt.
Wellington goj lieg fteg auf einen Scffel fallen. ’Olud)
er fprad) niegt rnegr. Gr beefte bie klugen mit ber fiinfen.
9tur bas 3ucfcn feiner Geegten auf ber Scffcllegne oerriet
feine tiefe Grfcgiitterung.
Wie im 5:raum erinnerte er ftd) fpäter baran, mie bas
giugfd)iff nod) megrere SOfale in bie ^iefe fd)og. Wie
3fenbranbt feine ^Bomben marf. Wie Giebel, ©onner,
SBIig unb fegmere 9legengüffe bent Wege bes giugfd)iffcs
folgten.
* *
Waffenflirren . . . Slommanborufe . . . ©er Saft*
fdjritt fleiner, aber auserlefencr gormationen. ©ie gelle
SOtaifonne beftragltc bas Bager ber Slompagnietruppcn
am 9torbabgang bes Sllatau. 5>on einer Übung im
Gebirge fegrten bie Sruppen guriief.
Slielieid)t gatte WeUington goj bod) in einer ^Beziehung
reegt, als er einmal bie Guropcan=Settlements Gompani)
mit ber fitbafrifanifd)en Ggartereb Gompant) bes neun*
Zegnten Sagrgunberts oerglid). Wie biefe einft in ben
grogen afrifanifd)cn Gebieten, fo unterhielt bie G. S. G.
gier im $erzen ^ftens, in ben öftlicgen Seilen ber Sieb*
lungsgebiete, ein flciitcs, aber ausgefud)tes unb fd)lag*
fertiges §eer. 9tormalermeife nur für bie Aufrechter*
galtung ber Orbnung unb ben Scgug ber Siebler gegen
Zufällige Aäubercicn beftimmt. 3m Notfall aber aud)
ber erfte ‘ißrellbocf gegen einen offenen Angriff, bis bie
reguläre europäifdje Waffenmad)t zur Stelle mar.
©ie mirtfd)aftlid)e Autonomie ber Sieblungsgebiete
bebingte aud) ben Sclbftfcgug. 3m 3nnern ber Gebiete,
fomeit fie nid)t unter ruffifd)er $ogeit geblieben maren,
burd) eine Sieblermiliz. An ben Grenzen burd) jene
^Berufstruppe.
Aad)bem bie curopäifd)cn 33itrgerfriege, mie man jegt
bie friigeren Streitigfeiten ber europäifd)en Nationen iro*
nifeg nannte, aufgegört gatten, mar nur gier noeg eine ber
menigen 9ölöglid)feiten, gelegentlid) Sßuloer zu riechen.
So traf fid) unter ben gagnen ber Compagnie oiel oon
bem alten guten Solbatenblut Guropas. 5famerabfcgaft*
lid) bienten gier bie Urenfel berügmter europäifd)cr Becr=
fügrer, bie einft fd)mere Sd)lad)ten gegeneinanber ge*
fdjlagen gatten.
©as giugzeug 3fcnbranbts lanbete auf bem giugplag
bes Bagers, ©as Slompagniemappen, bas grog unb mcit*
gin fid)tbar feine gianfen erlaubte es igm, bie
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PRINCETON UNI VERSITZ
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Original from
PRINCETON UNIVERSITY
Seite 600
^ i e 003 o d) e
Kummer 2U
ßagcrgrengcn 3 U überfliegen unb I)ier nieber 3 ugel)en. S?luf
bie Reibung bes Wachtßabcnben dm iiagertor crfd)ieu
ein Bbjutantbcs (Generals (Effingßam, bes Oberfttomman»
bierenben ber Rompagnietruppcn. 3n feiner "Begleitung
gingen fic 311 t Woßnung bes (Generals.
Wellington $ 0 £ blieb mit bem Bbjutantcu auf beut
Borplaß not bem öaufe 3 uriirf. (Georg Sfcnbranbt trat
ein unb traf im Bor^immer ben Oberft oon Biilow, ber
bem Rommanbiercnbcn als (Gcncralftabsd)cf beigegeben
mar. BHt t)cr^lid)em Jpänbebrucf begrüßte 3fcnbranbt ben
if)m feit langen 3aßrcn befannten Offizier, (fr mußte,
baß ber lieber beute als morgen gegen bic (Selben oom
l':bet gezogen l)ättc.
Bbet bic (fntfcfjcibung bariiber lag nid)t in ben öänbcit
bes Obcrftcn.
„Sic roünfdjcn ben Jperrn (General 311 fprctfjcn, §err
Sfcnbranbt?"
Sfenbraiibt niefte.
0er Oberft fußt fort:
„Sd)led)t Wetter heute! 0 er hat ficf) auf feine alten
0agc nod) ein paar Stier angcfdinallt . . . 0cn $lnöd)el
oerrenft. Rönnen Sie 3ßrcn Befud) uicbt üetjeßieben?"
„Bern! 0ie Sache ift oon Wid)tigfett!"
„91a, bann tpals» unb Beinbrud)! Wollen Sic mir
bitte folgen."
Wellington unb ber Bbjutant Boeril £oiobalc
faßen in ber marinen ftrüßliugsfonne auf ein paar ftclb»
ftüßlen oor ber Baracfe bes (Generals. 0ie Unterhaltung
ber beiben fdjleppte ficf) nur muffelig meiter. Btodjtc
cs fein, baß ber Beridjterftatter ber Gßicago-'Bvcß allerlei
fragte, mas ber Bbjutant aus militärifd)en (Grünbeu
beffer unbeantmortet ließ . . . ober modjtc Bocril ßow»
balc felbft wenig fpredjluftig fein?
Sdjlicfjlid) tarn bas (Gefpräcß gan 3 ins Stocfen. Welling»
.ton ftos betrachtete oon ber Seite her bas oetfd)loffene
fCpcfid)t feines Partners, (fs oerriet ihm nod) mand)crlci
^ü bem, u>as er bereits mußte. 0 ic Bffärc £orobalc»
0emet) fjattc nicht allein für bic Upper ton ber Union
Wochen ßinburd) ben (Gefpräcßsftoff gebilbet. 0ic fd)mar 3 C
treffe hotte bas Borfommnis meiblid) ausgefd)lad)tet.
0 ic gelbe Br eff e hotte bie Bffärc mit ber älteren äßn»
liehen (Gefcßidjtc besfelben meißen Bbclsßaufcs gufammen
behanbelt.
So rnaren Wellington froj; alle Qm^elßeitcn biefer
Affäre natiirlid) genau befannt. Bbct jeßt erft hotte er
(Gelegenheit, ben §auptbcteiligten 31 t feßen . . . fetincn»
3 ulernen.
Boeril Eombalc faß immer nod) in tiefe (Gebauten oer»
funfen unb ftarrte in bic fterne, mährenb bie fcharfen
Ohren bes 3 onrnaliften bereits Brud)ftücfc ber Unter»
haltung aus bem (Generals^immcr auffingen. 0ort mar
ber Wortmed)fel inaroifdjen rcd)t lebl>aft gemorben.
„3um Teufel mit 3ßrer (Gefpenftcrfeherci! . . . 0 as
traurige Rirgifengefiubel l>altcn unfere (Genbarmen in
Orbnung . . ."
„Sic meigern firf) alfo, .^err (General, meinem (frfiidjcn
31 t willfahren?"
Bisher hatte Wellington 505 nur bas Boilern bes
(Generals gehört.
3eßt flangen aud) bic Worte 3fcnbranbts fd)arf unb
feßneibenb an fein Oßr.
(Einen furzen Bioment fd)icn and) Boeril ßombalc auf»
3 ußord)cn.
Bber er mar bas Bollern bes (Generals gcmol)nt unb
fanf roieber in fein Sinnen ^uriief.
„Selbftoerftänblid) rpetgere tdj inicT)! . . . 3cß benfe gar
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nid)t baran, bic Blühen aus ben Kolonien 3^ mobili»
ficren. Wol)in folltcn mir tommen, menn id) jebern Bb=
fd)nittsingenicur einen befonberen Schuß ftellen muß ...
Rirgifenaufftänbc . . . Jpumbug . . . Btadjt auf mid)
leinen (finbruct . . fc "
„ 0 anu bitte id) Sie, £>crr (General, bics hier 311
lefen . . . (fs mirb hoffentlid) (finbrud auf Sic machen."
„Was foll mir bas?! . . . Was? . . . Bollmad)tl? . . .
Bollmad)t?l . . . 0cn Wünfcßcn bes Ingenieurs 3 feu*
branbt ift unbedingt 0 C 3 U Iciften . . . ftolgc
leiften!? . .
0 ie Stimme bes (Generals mar im Begriff, fid) 311
iiberfd)lageu.
„ 3 d) . . . 0 er (General Cffingljaml . . . <Jolgc
leiften . .
0 as ftiermäßige (Gebrüll hatte aud) Bocrtl ßombalc aus
feiner Bpatßic aufgerüttelt, (fr f)telt es für geboten,
ben Bcriri)terftattcr ber (£ßtcago=Breß aus ber £>örmcitc
ber Unterhaltung fort^ubringen. Bbcr feine inbircttcu
Berfud)c ftießen auf außergewöhnliches Biditoerfteßcn.
Wellington Jyoj: hotte oiel, 3itoicl 311 tun, um nod) mit
gefpißten Ohren bic Antwort (Georg 3 fcnbanbts 311 er»
l)afcf)cn. „Wie Sic benfnt, $>crr (General! Wenn Sie es
nid)t tonnen ober wollen, mirb es ein anberer an 3h ccc
Stelle machen."
,denjenigen meiner Untergebenen möd)tc id) fef)en>
ber bas magt?!"
„öerr (General, id) erfueße Sie/ 3 h^ Äonunanbo au
§errn Oberft oon Biilom ab3ugeben!"
„Sinb Sie oerriieft, öerr?"
Blau hörte, wie 3ioci Räufle brößnenb auf bic 0 ifd)*
platte frari)ten.
,, 3 d) bente nießt! Bitte ßier! Scfen Sie aud) öicie
Bollmad)t!"
Boeril 0ombalc hielt cs jeßt für angcbrad)t, feinen
id)iocrl)örigcu (Gaft mit fünfter (Gemalt aus ber Beid)»
weite biefes 0ialogs 311 entfernen.
* * *
Bis (frftcr [prang CGeorg 3 fcnbranbt aus bent Rupec,
als ber 3ug in ben Baßnhof oon Rafcßgar cinfußr. Btit
größtmöglicher Sd)nclligfeit folgte ißm Wellington ffor.
0 urd) bas (Gemußt ber Bo ff agiere fud)tcn fic ben Weg
ins Jyreic.
„Bari) einmal, (Georg . . . 3mn xeßten Bialc. (fs ift
ein bobcnlofer ücid)tfinu, baß bu bid) hier gcrabesmeqs
in bic öößlc bes Sömen magft. Rann id) bas nid)t allein
c ben f ogut a uor id) ten? "
„Bein!" *
Wäßreub (Georg 3 fcnbranbt gleichmäßig mcitcrfdjritt,
traf ein cntfd)loffcner Blicf ben ^reunb.
„Bein! 3 d) ßabc cs ocrfprod)cn . . . 3 d) halte, was
id) oerfprad)."
Wellington ftoj; gab es auf, weiter in ißu 3U bringen.
Bbcr feine öanb taftete neroös nad) ber flciiten wirf»
famen Waffe in ber Bocftafcßc.
„Bllrigßt, (Georg! 0 tc Rüßnßeit ift 31t groß, um ,iu
mißlingen. (Georg 3 fcnbranbt am I>ellid)tcn ^age in beit
Straßen Rafd)gars, bem Sißc bes cßinefifdjcn (General»
tommanbos . . . 0 as Stiicfdicn ift nid)t übel."
Sie burd>maubcrten Straßen unb (Gaffen unb ftanbcit
oor bem (Gartentor bes Wittßufcnfd)cn öaufes. Bber fic
3ögertcn betbc betroffen, nod) eße fic bic (Glocfc 3ogen.
0 ie Borßängc ßcrabgelaffcn . . . Blle 5 cn f tc ^ ocr»
ßängt. Sd)on oon außen ein totes Büb ber Ber-
laffcnßeit.
(Fortsetzung folgt.)
Original from
PRIINCETON UNfVERSITY
Kummer 20
Originelle Tieraufnahmen aus Südwestafrika: ein StrauOenpaar
mitten in der Wüste. Der Strauß hat nicht allzu viel Arbeit
mit dem Brutgeschäft, denn der heiße Sand und die heiße Sonne
sind getreuliche Helferinnen. Lins nach dem anderen schlüpfen die
Kleinen aus den Eiern und blicken sich erstaunt in ihrer Kinderstube
um, in der sie noch monatelang von den Eltern betreut werden
Seite 692 _ S) i C <213 o et) e __ Kummer zä
Das Bild der Landstraße 1923
© a $ OTotorrab— t> t e neue ft e < 37lobe
Von Martin Proskauer. — Mit vier Zeichnungen von Fritz Koch-Gotha
b unb *u entfteljt ein (öercit, bas als Sportmerfacug
itiib ftortbemegungsmittel ber Sülcttfd) bcjttjen muß, toenit
er fid) glircflid) füllen foll. 3u oergangenen 3al)ren mar es
bas gaßrrab, bann rnicber einmal ber iRollfcßuf), biesmal ift
cs bas SÜlotorrab. 3rgenbcine gel)eimnisuoIle Seßufudjt fd)ciitt
in ber SÜlcnftfjßeit au fteefen, non bem Spuntt, an bem fic fid)
gerabc befinbet, mittels med)anifd)er £>ilfsmerfacttge möglidjft
fd)nell fortau-
tommen. CDic
rcid)cn Ceittc be=
iiiitjen baau bas
9luto, unb es
ift ameifellos ein
fdjönes Cöcfiit)!,
bas ben Sluto-
befifrer über bic
übrige SÖtenfdi-
ßeit ßiitausßebt,
in einem meid)-
gepoIfterten,üou
33enaingafeit ge¬
triebenen ftaßr-
3 cug fißen, laut
au tuten, baß
bie ftußgiinger
entfett aur Seite
fpriitgeit, unb
babei au beuten;
„3ßt tonnt lau¬
fen, ba l)abt it)r
menigftcus gc-
funbe 33eroc«
guttg". SBerfid)
nun teilt 9luto
Ieiften tarnt, ton«
aentriert feine
glüßeubenSBütt-
fcf)e auf ein $Jlo-
torrab. Saft in
jeber Straße ift
ßcitte ein Cbe-
|d)äft, in bem
es foldje Saßraettgc au taufen gibt, unb bic Reiben finb barmt
tenntlid), baß erftens um fic bcruitt ein bießtes (öebränge
jüngerer 3ufd)auer ntcinnlicßcti (öcfd)Icd)ts, ooitt $)ofettmaß bis
aum (£rmad)feiten, auffäUt, unb aroeitens aus biefem 3Rcnfd)en=
htättel ober aus bem üabeit bas rf)t)tl)inifd)e, aber für tteruöfc
Ceute unfgmpatßifdjeStlopfcn unb Gaffeln eines SOtotors ertönt,
uttterbrodjen oont ßeftigen knallen bes Auspuffs, mas befagte
ttcroöfefieuic au
jette fd)önen Sei¬
ten erinnert, als
bic&attbgranate
ttod) unt bie
näd)fte (£de ge¬
flogen fatn.
bleibt man einen
Slugettblicf fte-
ßeit, fo Iöft fid)
ber 9ttenfd)en»
tnäuel in eine
iüenge iittcr-
effierter tntb
tteibooller 3 u>
feßauer auf,
mäßrenb citt
rußiger SDlatttt
iimDlonteurfittcl
einem autünfti-
gett SDtotorrabs
befißer bic §anb»
griffe unb Ipcbel
aeigt unb \ßn au
eincr^Probefaßrt
glcid) ßier in ber
Straße auffor-
bert '©alb ba-
rauf fißt ber
Käufer auf bem
^Jlotorrab, bas
ttod) eine ©eile
toibermillig ßin=
tcit ßeraus faueßt,
pufft unb fpudt.
Mir wird von alledem so dumm, als ging mir ein Motorrad im Kopf herum . . .
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Kummer 29
S> <e Qfl o »c
©eite 693
Der rasende Willi. Die Eltern bei der zwanzigsten Runde, um das Häuserviertel: „Willichen, komm doch endlich
'runter!“ — „Bengel, das teure Benzin!“ — Willi: „Ich kann doch nicht, ich kann den Abstellhebel nicht finden —!“
bann ober non bem Sfton«
ter einen Scfjubs be--
!ommt unb mit bem
Confer banonraft. ©er
Unbeteiligte/ ber oom
SOtatorroefen nichts ner--
fiegt, bentt oieüeicht, baß
es fein Vergnügen ift,
auf biefer gtoeiräbrigen
Starre burcg bie ©tragen
gu fnattem, aber er irrt
fid), neungigmal in gun«
bert gällen fommt ber
Käufer gurilcf, mit ger«
gauften paaren, mand)--
mal of)ne §ut, ben er
untermegs nerioren f)at
— es ift if)ni auch ge¬
lungen, in ber ©ile feinen
Kragen mit öl unb SUtg
gu befegmieren — trog«
bem aber glüdftraglenb
unb feft entfcgloffen, bie«
jes munberbare SJtator«
rab gu taufen.
©as §auptoergntigeu
für ben SRotorrabfagrer
fommt erft ©onntag früi).
©a pugt er unb ölt er
fein 9iab nod; einmal \o
gut, bann fauft er los
unb ftopptoor bem §aufe
ber§ergallerliebften. ©ie
Seiten änbern fi<b eben,
in Senebig fdjmamm ber
3iingling in einer ©on=
bei oor bas §aus ber
Slngebeteten, in ber Slit-
tergeit tarn er als flirren-
ber ©emappneter gu
^ßferbe ober als ©rou-
babour mit ber Saute
— geute fommt er mit
tnallcnöem Sluspuff,
brüdt breimal auf bie
§upe, bag bie älteren
|>errf(baflen, bie in ben
Käufern ber Stacgbar-
fdgaft fdjlafen, entfegt
auffal)ren unballeJpunbe
gu geulen anfangen;
aber bas SJtäbcgen, bas
cs angegt, rocig fdjon
©efegeib, es l)ört auch
aus ben geHenben $u-
pentönen bie Siebe her¬
aus unb eilt herunter,
bie iBcine in Breeches,
biegügein bcrbenSeber-
ftiefeln unb bas übrige
Original frorn
PRINCETON UNIVERSITY
Hier endete die erste Fahrt!
Gßitc 604
® i e ® o d) e
Olummcr 20
ond) in üeber gc--
I)UUt. $ie Slbfabrt
bcs Haares ift mo*
bcrit unb liiert toic
ebcwals, ba er ber
©einigen galant bie
§anb untecbtelt, ba.
mit fte bas ©ofj be-
fteigen fonnte; tjeute
gibt er (Sas, ber
SJtoior fnattert, er
gibtnod) einmal Cbas,
ber SDtotor borniert,
er |d)ubft bic ^a=
fdjine ein btRcRen
unb bopft auf ben
©orberfifc, Re fdjubft
bie Ü}?afd)inc uod) ein
bifjcbeu unb Ijopfttjin«
ten brauf. Strablenb
legt fte itjin bie ‘Slrme
auf bie 6d)ultem,
ober lucnn Tic gan^
fefd) ift, Rjjt Re frei
ba, unb bc*mi fdRefjt
bas „©cautomobii*
ben am ©lege Reben»
ben, trofe allebem
neibifdjen 5 ll &Qän«
gern biefe Staubrool«
fen äuunrbclub —
hinein in bie Selig,
leit ooii beute.
(Schluß des redak¬
tionellen Teils)
Naturgewalt in Menschenhand: Ein künstlicher Blitz von zwei Millionen Volt
Die größte Stromstärke, die je von Menschenhand hervorgebracht worden ist, wurde kürzlich bei der Allgemeinen Elek rizitäts-
Gcscllschaft in Pittsfield (Amerika! erzeugt. Sie erreichte mit zwei Millionen Volt die Wirkung eines Blitzstrahls und wurde
an einem tür diesen Versuch aufgebauten Miniaturdorf erprobt, das durch die Entladung in Staub verwande t wurde. Der Er¬
finder der Apparate für diese hochgespannten Ströme ist der Italiener baccioli, der glaubt, auf diesem Wege Kohle und Diamant
ten künstlich hersteilen zu können. Unser Bild zeigt den Augenblick, wo der künstliche Blitz in das Miniaturdorf einschlägf
'KEMPt
OQUISI
<£ctjtcc alte:
^rhtirallfT ©rinbrraö
LLKrrrtpr SO JJj
fSAJFRAf
f/Mjjuk
ELKEMPE &C9
AKTIENGESELLSCHAFT
OPPACH VS,
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„Küchenstilleben mit Selbstbildnis“, Gemälde von Max Liebermann
Im Besitz von Prof. Dr. F. Liebermann, Berlin
©ic ßlrnoftrung b e $ g c \ ff i g c n 2( r 6 e t f e r $
Son ©eneraloberargf Sr. Jlcumann^ Naumburg
^f$T>ilfjelm Oftmalb, ber befannte (Energetifer, bcr bas
(Vv Sd)lagmort geprägt ^at, „nergeube feine (Energie", be¬
hauptet in feiner geiftoollcn 2 Beife, baß ein £enbcnbecffteaf,
alfo $u beittfd) ein 6 tiic! Senbenfleifd) imftanbc fei, fid)
umsufeßen in geiftige (Energie. (Es ift baran gans fid) er
etmas S ©at)res unb Nichtiges. SDtaterielle (Energie, Spann»
traft, bie id) meinem Organismus in ©cftalt non (Eimeiß-
probirften 3 ufül)re, muß als (Eiiüeig mirfen, muß Kräfte
auslöfen, bie aus ben 3 dlen flammen, meld)c ber geiftigen
Arbeit bienen. (Es müßte alfo möglich fein, bie ©efjirnfraft
unb Nernenfraft biteft burd) Stoffe 311 hebert unb 31 t be¬
leben, meid)? ißrem Aufbau bienlich finb. 60 leicht fich bas
theoretifch bertfen läßt, fo fd)mer ift bie praftifeße Durch¬
führung. 3ft bie Anficht bes geiftreidjen (Energeliters Oft¬
malb richtig, bann müßte es möglid) fein, burd) eine stoeef-
entfpreeßenbe (Ernährung auch aus einem 3bioten einen geift-
oollen SHenfdjen 31 t machen. Da ©eßim unb Ncroen Ce^ithin
haben, beffeit Jpauptbeftanbteil Phosphor ift, fo erfüllt fid) ba¬
rmt ber alte Saß: ohne Phosphor fein ©ebanfe, unb Cesi«
thinpräparate ftnb ja mit (Erfolg als Neroenmittel ange-
menbet toorben. 3 <L matt fann in ber Analogie nod) einen
Schritt tociter gehen. (Es ift eine alte Weisheit ber Nolfs*
mebi 3 in, baß Niiffc Ncrftanb geben. Nüffe enthalten Cc 3 ithin
unb ^Phosphor roic bas (Eigelb, es müßte alfo tßeoretifd) rrtög-
lieh fein, burd) entjjorecfjenbe (Ernährung mit Hüffen auf bie
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Stärfung ber geiftigen straft 31 t mirfen. Daß bie Art ber
(Ernährung mit ben ©eiftesfräften in einem 3 u f ö ^ m rnhang
fteht, unterliegt feinem 3tteifel; ja, Dr. 3Jlaj; Nircßer Kenner
in 3w r id) (3)ie ©runblagen unferer (Ernährung, Verlag oon
Otto Salle in Berlin) geht fo rocit, 31 t behaupten, baß (Er¬
nährung unb Seelenleben in untrennbarer 5öed)felmirfung
ftehert. ßiegt benri nicht aud) toirflid) in ber Abenbmaf)ls»
lehrc oon Nrot unb 9öein, bas fid) in Jlcifd) unb Nlut ncr-
manbclt, eine tieffinnige (Einheit? £ier mirb hoch bie Dräns»
fubftantiation 31 t einer cd)ten feelifdjen AMrtung geiftiger
$traft, Nad) fehr mannigfaltigen A3anblungen ber Anftd)ten
fteht bie 9Biffenfd)aft heilte auf bent Stanbpurtft, baß mir bie
SBerttgfeit eines Nahrungsmittels nicht mehr lebiglid) nad)
bem Simcißgehalt bemefjen. 3Bir halten hrute bie £of)Ie»
hpbratc unb Sette für ebenfo notmenbig mie bie Niineral-
fal^e, bie Vitamine, bie 9hitramine, bie af 3 efforifd)en 9täf)r»
ftoffe, bie Nal)rungsftoffc mit befonberen AMrhmgen. 9ßenn
es fid)cr ift, baß Nahrungsftoffe beftimmter Art notmenbig
finb, bamit beftimmte 3rUen, <V bie Neroei^eHen, Nlaterial
3 um Aufbau unb (Erfaß erhalten, fo mürbe ber geiftige Ar¬
beiter fid) gau 3 anbers ernähren müffen mie ber $anbarbeiter.
(Es gilt aber h^r 3 unäd)ft einmal bas Norurteil 31 t 3 er»
ftreuen, als brauche ber £>anbarbeitcr befonbere (Eimeißfoft
unb fflcifd)foft. Die Annahme, baß ber Jpanbarbeiter not»
miegenb Jleifch braucht, ift irrig. Nlusfelfraft mich grabe
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' PRIiNCETON UNIVERSITY
Seite 690
® i c o cb c
Kummer 30
bureß ©infußr oon Hoßleßijbraten, 3urfer, SJteßl u. a. m., er»
feßt. §ier ftnb bie Vegießungen beftimmter' Aaßrungsftoffc
gu beftimmten ßeiftungen ber 3eÜcn betannt. Unfere Vlus-
lelrt ooüfüßren im Aßefentlicßen unb oieUeicßt aucß gang ißre
Arbeitsteilungen mit 3urfcr, unb bie meßlßaltigen Stoffe
feßen fieß betanntlidj burd) bas Spttjalin bes Speidjels in
Surfer um. Abbcrßalben, ber belannte ©rnäßntngspßijfiologe,
fagt, baß bie 3^°u 3urfer in Sette umbilben, jo baß aud)
aus ©imeiß 3urfer gebilbet roirb. Jür ben geiftigen Arbeiter
roerben roir aüerbings ein gemiffes Sßliis an ©imeiß oerlangen
muffen. ©s ift eine gang alte Vollsiibergeugung, baß bas
Seit eine 9teroennaßrung ift. Aber bas Sett allein maeßt es
nießt. Oas Jett liefert groar meßr Verbrennungsmärme als
©imeiß unb äoßleßtjbrate, es ßat neun Kalorien, alfo faft
hoppelt fo oiel als ©imeiß unb 3urfer, aber bas Jett allein
tut es eben nteßt. ftür ben geiftigen Arbeiter finb bie Süll-
ncralfalge, bie Stäßrfalge oon 2öid)tigfeit als ba ftnb ©ifen,
Äalf, ^Ijospljor, Silicium, Jlitor, STali, Statrori, (St)Ior. 5Bir
fominen eben alle nid)t ohne bestimmte 9ieigftoffe aus. Oie
Steigftoffe, aud) ©straftioftoffe genannt, fielen ben ©enuß-
mitteln nal)e. 3d) ßaltc g. V. Jlcifdjbrüße lebiglid) für ein
©cnußmittel. 3ßre ^urine fteßen toieber mit ber Smrnfäitrc
in Verbinbung, unb es ift befannt, baß eine pMrinreid)e Hoft
mit ber eeßten unb maßreit ©ießt in Verbinbung fieß befinbet.
So fteßt eines mit bem anberen in 3ufammenßang.
0er geiftige 9lÄcitcr glaubt mit SHed)t, bei feiner ©rnäß-
rung oßne biefc *Scigftoffe nidjt ausgufommen. Oee, Scßofo»
labe, Kaffee, Äafao, Altoßol unb Oabat red)ncn gu biefen
9ieigftoffen, bie mandje für ßujusarttfel erHären. Stotmenbig
ftnb fie natürlidj nidjt. (Es gibt eine Steiße bebeutenber Vien«
feßen, geiftteießer Ccute aller Art, bie ofjne biefe 9teigmittel
ausfommen, unb Veifpiele fann jeber beibringen. Auf ber an¬
beren Seite aber formen aucß SBeifpicle beigebraeßt roerben,
baß fjcruorragcnbe SJtenfdjeit oon biefen 9teignutteln ben treff*
Iicf)ften ©ebraitcß madjtcn. (Es muß bodj in biefen ©enuß-
mittein etroas fein. roas ben (Seift anregt, bie Seele erljebt,
oßne bem Organismus gu fdjaben. ©s fann eben niemanb
bie anregenbe 3öirfung ber ©enußmittel leugnen, unb mir
merben für ben geiftigen Arbeiter f)ier gegen ben Sinn ber
rabifalen Abftinengler um milbernbe Umftänbe bitten, ofjne
uns ber Oatfacße gu oerfeßließen, baß es aucß oßne fie geßen
fann.
Sttan fann bie geiftigen Arbeiter ebenfomenig alle in
einen Oopf merfen mie bie £>anbarbcitcr. ©s gibt fjicr eben fein
Sdjema, unb baß bie Söiffenfcßaft fo lange am Sdjcma feft-
fjielt, bas ift eine oon ben großen ©rnäßrungstorßeiten. ftür
ben ipanbarbeiter feßeint bureß Jpintßebe ©ßittenben unb
ftletcßer ermiefen, baß ber „©imeißgöße" oom Oßron geftoßen
mürbe. Oie (Ernäfjntng bes SJtenfcßen umfaßt in ber Oat fefjr
ocrmirfelte Oinge, unb mir moilen rußig eingefteßen, baß
bie miffenfdjaftlidje ©runblage nodj teeßt befdjeiben ift.
3mar entfprießt es ber (Stfaßrung, baß bas Vcbiirfnis
naeß gett fteß als mäeßtig ermiefen ßat, unb biefe natür-
Xidjen 3nftinfte moilen mir nidjt oeraeßten, aber mir müffen
aucß mit gemiffen ©emoßnßeiten recßnen, bie fidj als Vor¬
urteil ermiefen ßaben. Oie fießre oon ber ftärfenben Sfraft
ber ^yieifcfjbrüße unb bes Alfoßols ift abgetan. Veibe finb
feine Stäßrmittel im ftrengen Sinne. Aber bie Anregung,
bie fte geben, moilen mir meber oermiffen nodj gering an«
fcßlagen, nidjt besßalb allein, meil es gut fdjmerft unb aitdj
angeneßm ift. Oie belebenbe SBirfung berußt nießt lebiglidj
auf einer Autofuggeftion. Oaß bas 9üfotin bes Oabafs audj
einen geiftigen (Einfluß ßat, unterliegt feinem S^eifel. (Sine
Bigarre fann eine Vlaßlgeit erfeßen; fie ßat fidjer audj fee»
lifdje SBirtungen, unb es ift gang ridjtig, mas ein geiftiger
Arbeiter oom Oabaf fagte: „3cß arbeite geiftig nur bann,
menn icß raudjen fann, unb bamit icß raudjen fann, muß icß
geiftig arbeiten unb mir ben Oabaf oerbienen." 2)tand)C
merben aüerbings aUe Vaufcßgifte in Vaufdj unb Vogen ra-
bital oerbamnten. 9lbcr mir bürfen nidjt oerfennen, baß fteß
in ben ©cnußmitteln körperliches unb Seclifcßcs beriißrt.
Sie ßaben eben einen nidjt gu oernadjlöffigcnben (Einfluß auf
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bie 9taßrung, unb bas ©cdjfelfpicl groifeßen ©efeßmarf unb
9täßrmert ift bauernb. 9)lan ift feinesmegs bereeßtigt, eine
aügu feßarfe ©renge gu gießen gmtfdjen bem geiftigen Ar¬
beiter unb bem Jpanbarbciter. Oie mannigfaeßen Vcrfucße,
mie fic im fieipgiger Jnjgienifrßen 3nftitut ber Unioerfität an-
gefteüt morben ftnb, ßaben nießt ermiefen, baß funbamentale
llnterfdjiebe befteßen, bie eine feßarfe ©renge bereeßtigen.
Oie Üntcrfucßungen ftnb gufammengefaßt in bem Vudje:
„Sparfame ©ritäßrung" oon £>inße unb Sprofcffor
^rufe (Oresben, Verlag bes ippgienemufeums). ©s liegt in
ber 9tatur ber Sacße, baß ber geiftige Arbeiter meßr An¬
regungsmittel für fieß braueßt als ber £anbarbeiter. Auf
eine Verbefferung ber ßebcnsßaltung ßaben beibe Aitfprucß,
jeber naeß feiner Art. Oie (Eingeierfaßrungen feßlen uns nodj.
Oaß es eben nießt bie Quantität, fonbern bie Qualität ber
9taßrung unb ber gu ißr geßörenben ©enußmittel maeßt,
ift eine gang alte (Erfaßrung. (Es ift g. V. nteßt gleich, ob icß
ein ©las 9taturmein ober ein ©las Sd)naps als 5 u fel gu
mir neßme. 3öie im Vtusfel bie ©rnäßrung bureß Vilbung
oon Viusfelfäure entfteßt, fo bflben fteß audj in ©eßirn unb
Sternen (Ernäßrungsftoffe. 9)tan braueßt nid)t aües gu unter-
fehreiben, mas ber Amerifaner VicCann in feinem Vucße
„Äulturfiecßtum unb Säuretob" barlegt, beffen bentfeße Ve-
arbeitung Or. oon Vorofini beforgt ßat, unb mirb miffen
müffen, baß 9)tc©ann oon grotesfen Übertreibungen nießt frei
ift, aber mas er oon ben „gut ausbalangierten Speifcfolgcn"
fagt, bas bürfte für ben geiftigen Arbeiter paffen. (Er ift
naeß feiner gangen Veranlagung leib-er nießt geneigt, fieß im
Stoffmecßfelgleicßgemidjt gu ßalten. Oie aufgefteüten koft-
fäße begogen fieß bislang immer nur auf bie Jpanbarbeiter.
V3crben mir für ben geiftigen Arbeiter gu einer $toftorbnung
gelangen, bie feine fieiftungsfäßigfeit gcroäßrleiftet unb ißn
oor geiftiger (Ermübung feßüßt? Oas finb fragen, melcße
ber ßöfung ßarren. Audj bem geiftigen Arbeiter broßt bas
©efpenft ber Unterernäßrung. Als es uns noeß gut ging, ba
naßm niemanb Anftoß an ber fiujusernäßrung, unb ßcute,
mo bie Staßrungsforge uns aüe ergreift, neigen mir naeß bem
anberen (Sstrem unb fiirdjten bie Unterernäßrung. Oie Angft
oor ber Unterernäßrung, fagt Or. Virdjer Venncr, ift gu
einem großen Ocil bie Spiegelung einer oiel tiefer gelegenen
Seelenangft. Sie ift eine Sdjmefter ber Vcrarmungsangft,
befanntlidj eine meit oerbreitete Vfüdjofe. 3u beftimmten
©efeßen für bie (Ernäßritng bes geiftigen Arbeiters merben
mir nießt fo halb gelangen etma in bem Sinne, bas mufK
bu effen, menn bu bir beine geiftige Spannfraft erßalten
miÜft. 9tun lebt aber ber geiftige Arbeiter nidjt bloß oon ber
Slaßrung, bie er gu fidj nimmt. Oie meiften ©eiftesarbeiter
foüten oom ^anbarbeiter etmas lernen, nämlicß förperlicße
Arbeit. Oer geiftige Arbeiter ift in ber Siegel ein Stuben»
ßorfer. körperliche Arbeit liebt er nidjt. Sic ift aber gerabe
ein moßltätiges ©egengemidjt gegen bie ©efaßren einfeitiger
geiftiger Arbeit. 3 u r Vlorgcntoilctte bes geiftigen Arbeiters
geßört unbebingt bie fieibesübung unb ber täglidje
Spagiergang. Oer ©ang gum Viiro, gur (Ermerbs*
ßößle genügt nießt. Stjftcmatifcße Äörpcriibungen, fei es
3immergijmnaftif ober ßuftbab ober Sport ober angemanbtes
Our neu finb abfolut notmenbig. SJlan muß bamit natürlid)
früß anfangen, unb bie ßcibesübttngen für bie ßeranmadj-
fenbe geiftige 3ugenb ftnb notmenbig mie bas täglidje
Vrot. Oer alte Saß mens sana in corpore sano t ber ge-
funbe ©eift im gefunben Körper, entßält mirtlidj bie Quint-
effeng aüer ipijgiene. ©erabc ber geiftige Arbeiter ift oon
ben ©efaßren ber ©efunbßcit bebroßt unb foüte in ber Sorge
für bie Harmonie ber förperließen Verridjtungen bas SJlittel
feßen, bem ©ciftc bie Oafcinsbebingungen gu fdjaffett, bie im
fdjönen Körper aucß bie fdjöne Seele finben laffen. V>ir
fpreeßen ßeute oon einer ©ugenif, einer ßtjgienifdjeit ffort-
pflangung. ipinauf foüt ißr eudj pflangen, ßat ftr. 9Ueßfcße
gejagt. §icr ßat ber geiftige Arbeiter eine 3ufunftsaufgabe,
burdj beren (Erfüümtg er feinem Volte unb bem ©angen
bient: er foü geiftiger f^üßrer fein in aüen ©efunbßeits-
fragen. ©r foü aüen ein Vcifpiel fein.
Original fro-m
PRIiNCETON UNIIVERSITY
Kummer 30
Oie *33 o <ft t
6citc 697
‘Das! neueröffnete
Äant * 3 i m m c r
tn Äontggbcrg
3 n bi’r irrigen SÜmigsberger 6tnbl-
bibliotbct, ber alten Hlberlus-Uni*
ueriität (Hilb in ber iDUttc), n)o ber
berühmte Hbilofopb fange Bett ge¬
lehrt bat, ift vom "JOlagifträt etn ilant;
3immer eingerichtet morben, in bem
alle erreichbaren Reliquien, öaitb*
fcfjriftcn, Hiicbcr, Hüften unb Hilber
bcs großen ©entera gefammelt mer-
beit follen. 'Jluf bem Hübe linto
oben fel)cn mir über ber Hitrine in
ber "ITCitte bas J\ant*Hortriit, bejs
Hecfer gemalt bot/ red)ts ein Kant»
Hilbnie, bas non einem nnbetannten
SDlaler etma aus bem 3abte 1785
ftammt. ©as Hilb rechts oben *eigt
ben Gdjreibtifd), an bem ber
fopty feine unfterblidjen "Berte ge«
febrieben bot; in bem ©laetaftcn
ftebt Äant’s ©otenmasfe unb bec
©ipsabgufj feines Sdjiibels.
3u gleirficr $eit I)ot bas Slaifcr»
$nebrid)*"JÖUifeum in "Berlin bie le*
bensoolle Slant*Hüfte ermorben, bie
Gmanuel Harbou 171)8 gefdj affen
bat (fipbe bie beiben Hbbiloitngcn
unten). Harbou, ein geborener Has«
ler, mar feit 1775 "Dtobelleur an ber
Herliner fgl. Horjellaumanufattur.
Cfr bat b»er ben 74iäbrigen Hhtlofo»
pben bargcftcllt, beffen Cöenius an bie
"ilbbanbliing „Hon ber "Dlad)t bes
©emüta, biird) ben blofcen Horfatj
feiner frantboften ©efiible üReifter
,ui fein" bie letzte öanb gelegt batte.
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Original frtfm
PRINCETON UNIVERSITY
Seite 698
3) t t QS o 6 e
Stummer 30
^ünefmer
£urnfeft
Mit fünf photographischen
Aufnahmen
® as 13. §eutfd)e Zivcn*
feft in 3JUtnd)cn man
fid)cr bic gewaltigfte unb
eigenartigftcjeierlidjtcit, bic
bic fdiöite, gaftlidje Stabt
au ber 3fcir mit ßeben unb
Colanj erfüllte. 2Ius allen
Clauen, aus ben l)eute be*
festen unb getnedjteten
^aubcsteilen, ja felbft aus
feruften llberfee = (£>egenben
waren bie foeerfcbarcu ber
beutfd)en Turner uad)
9)tiind)en gefommen unb
mit il)ncn ^Ibertaufcnbe t>on
Sdjauluftigen, bie Beuge
ber feltenen ftefilid)teit fein
wollten, um einmal ber
nagenbeu SRot ber &\t ent*
riidt ,ui fein. *31bcr bas
Auslanddcutschc
im Festzug
Phot Hoff mann
im Oz>al:
Dem Andenken der
Gefallenen
Um 12 Uhr gebot Ka¬
nonendonner dem Fest¬
zug Halt. Die Trommeln
wirbelten, die bahnen
senkten sich, und während
die Glocken der Münch¬
ner Kirchen läuteten,
sangen 300 000 Turner
„Ich halt' einen Kame¬
raden" Phot Hoff mann
Unten: Freiübung
von 36000 Turnern
Phot. Atlantic
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PRINCETON UNIVERSITY
Kummer 30
SieJB o d> e
6citc 6ö'
Der Fahnenwald: Aufmarsch der Turner auf der Thcresienwiese Phot. Atlantic
einenbe s Banb, bas alle,
bie ©ebenben toic bie
Otebmenben, umfd)lang,
mar bie begeifterte Ein¬
gabe an bas ©efcbid
S)cutfd)Ianb3,ber frei unb
madjtüoU fid) äu&ernbc
Cölaube, ba&©eutfd)lanb
roieber l)eraiisgefül)rt
toerben roiirbe aus beni
©untel ber Otacbt, bas
beute fo fdjtoer auf ben (Ge¬
mütern Iaftct. 3)ie beut*
fd)e Surnerfdj.ift rnirb
an ihren alten 3&ealcn
feftl)alten; Tie roirb ber
beutfeben 6ad)e beburd)
am beften bienen, bafo
fie in einem gefunben
Körper Selbftbif^iplin,
^öaterlanbsliebe, Breite,
Opferfinn unb Eingabe
an alles ©ute unb ©abre
als bie £>aupttugeuben
pflegt, bie beute allein bie
©ntuntflung jum Seffent
förbern tonnen. S,
Blick auf die Tribünen:
Bei sengender Sonnen¬
glut erwarten Zehn¬
tausende Schaulustiger
den Fesfzug Phot. Atl mtie
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Original frörri
PRINCETON UNIVERSITY
Seite 700
Kummer 30
3) \ e <20 o d) e
Ofe Sranäofcn at£ ,3J?ei'fferfaf>rer
3<)re Xelfhingen im ß 5\ufjrgcbict
Lokomotive eines Regie¬
zuges in der Treppenhalle
des Euskirchener Bahnhofs
Q^ye offiziellen franzöftfdjcn
Mitteilungen über öic
Srfolge bes im Ohthrgcbiet ein¬
gerichteten (Eifenbabnregimcs
fucf)en ben (Einbrucf z» er-
mecfen, 0 als fei bas auf beut
Rapier errid)tetc Regime ein
Mufter beroorragenber Orga-
nifationslunft, eine Bebörbe,
bie in fdjärffter Disziplin ltnb
mit oollcn (Erfolgen malte.
3u 2Birtlid)feit liegen bie
Links, rack- und Personen¬
wagen nach einem Unfall
•Dinge umgetebrt. (Eine offi»
Ziehe franzöfifd)e Agentur
ncrbreitetc eine Rechnung
über bie (Ergcbuiffc ber 9legie,
nad) ber bie 3 a bi ber SHeifen»
ben mit 3ügcn ber franzöp*
fdien Oiegie 55000 ^erfonen
„crreid)t" habe. dagegen
finb in ben meftlicbeu, beute
befehlen (Eifenbububczirten
im 3)urdjfd)uitt bes 9icd)--
nungsjabres 1921 runb
000 000 gubrlarten täglich
uertauft morbeit, mo=
- bei nod) alle &\U,
3Bod)eit* ufm. harten
nur einfad) geredmet
finb. Unb bie Bot»
arbeite bie bas fran»
zöfifd)c unb belgifdje
Militär für bie nad)=
folgcnben Sedptiler
gelciftet bat ! Sic
| mar fo griiublid),
I baß au eiueu ge»
orbneten mirtfrijaft»
lidjeit '‘Betrieb in ab«
febbarer 3eit über»
l.aupt nicht gcbad)t
m er ben ionnte. SMnf
einer großen Beiße
oon Bal)nl)öfen finb
rcd)t grobe unb oer»
1 ectcube (Eingriffe
n bie Stellmcrlc oor*
renommen unb babei
bie Selcgrapbcn»,
Jyerufprcd)-- unb Be-
Links: Hihrer der
französischen Regie
vor ihren Werken
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Personenzug gegen Güterzug (Block Königsbach)
leudjtungsanlngeu in
einer 9lrt ^erftört wor¬
ben, bie ju ber 91 h*
nannte nerleitet, ber
granaofe glaube in
6palen unb <5pit^^acfc
bie geeigneten 2Bert-
j^euge aur ‘©etjanblung
biefer feinmed)anifd)en
Slpparate gefunben au
fjaben. 3)af)er bie
aal)llofen unb meift
fef)r fegweren Unfälle
biefes „(Eifenbafyn-
3iöilbetriebeö". Äaunt
ein spreUbocf ift oor
franaöfifdjen 3 il 9 en
fidjer, ifnb bie 3<*bl
ber Unfälle — non beuen
auf beutfcfyer 6eite befannt
Sie beigefügten öraftifd)en
tönnte man in ber jafjrt
Französischer Aufräumungsdienst (Bahnhof Brühl)
naturgemäg bei weitem nid)t alle
werben — gel)t in bie ipunberte.
^Bilöer fpredjen für fid) felbft, faft
mit einem franaöfifdjen Sftegieaug
eine neue SRetfjobe bes
6cIbftmorbes erbliden*
$)as ^Regime weig
bas unb fd)ämt fid).
Staunt finb a^ei 3üge
aneinanbergepraüt, fo
wirb fofort bie Unfall»
[teile in weitem Um¬
fang burd) basSDtilitär
ber <£inbrud)smäd)te
abgefperrt SRadj rechts
ober littfs in bieSamm»
gräben wirb bas ae*®
borftene SJlaterial ge»
wälat, um bie Strecfe
freiaumadjeti, bie trog»
bem oft tagelang ge»
fperrt bleibt Söodjen»
lang erinnern bann nod) bie umfjerliegenben SrÜmmerfelber
an bie Stiftungen bes belgifd)=franaöfifd)en (Eifenbafjnregintes,
beffen Säten bie gaitae 53eoölferung bes SRfjein» unb 9tuf)r»
gebiets in bauernbem SUnbenten bemalten wirb. S.
Gesperrte Strecke!
Auffahrt eines Per¬
sonenzuges auf einen
Trümmerhaufen, der
durch einen Güter-
^ zug-Unfall ent-
standen ist
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Geil* 702
e
Kummer 30
© i c
© o d)
Ein freudiger Augen¬
blick: Briefe von Hause
*
iw Oval: Blick in
den Ausgabesaal einer
Wirtschaftsbaracke.
Die Frühstücksporti¬
onen für 3000 Kinder
Unten • Kinder, die
tuberkulös verdächtig
sind, beieinerLiegekur
£tcf)t unö £uft
für Die 3 u g e n E»
Qluei juDDeutfcfjcn Ätnberbctmen
3 n bem miirttembergifchenftlectcn
foeitberg bet Tuttlingen unb in
bem Ort ‘©egfeheibe bet 93ab Orb
tu §effen--9taffau fittb ftiubcrhcimc
eingerichtet roorben, bie fiir bie
erholungsbcbürftige 3ugenb be*
ftimmt fittb. Oie £>eimftätten befin*
bett fiel) auf bett früheren Trup-
pcnübungspläfceu itt ber ^ät)c ber
genannten Orte, Um bie teuren
Reitanlagen *u fparett, h at man
itt praftifd)er 2öeife bie '©ararfen,
bie einft Mtr Unterbringung ber
Truppen bienten, tttoberit ausgebaut
und mit allen nötigen gefunbheit«
liehen (Einrichtungen oerfehen. 6o
ift für bie SUnbcr in jeber Uöetfe
aufs befte geforgt.
Aufnahmen von
J. Graudenz
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%
ÜWIWlr vpm
ERÖFFNUNG
DES
*
Oben :0 Blick auf
den Hafen
Der Hafen hat einen
Flächeninhalt von 45ha,
eine Kailängc von
2800 Meter und eine
Mittelwasscrtiefc von
7 Meter Phot. Heplcc
FLENSBURGER
HAFENS
❖
Im Oval-. Reichs-
ininister Oeser (1),
Ob.«Bürgermeister
Todsen (2) und
Handels = Minister
Siering(3)besichti-
gen die neuen An¬
lagen Phot. Hcpke
wummmsA
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Gelt* 704 © t e ® 0 4 c 9luntim>t 80
Phot. Dührkoop thot. Andersen
Direktor James Birnholz
Mitglied des Vorstandes der A. E. G.,
wurde zum Dr.-Ing. h. c. der Technischen Hoch¬
schule in Darmstadt ernannt
Graf Robert Douglas
dem wegen seiner Verdienste um die badische
Landwirtschaft von der Heidelberger Universität
der Titel eines Ehrendoktors verliehen wurde
Daniel Schmakeit
wurde zum königlichen bulgarischen Konsul
in Königsberg ernannt
(Aufnahme während seines Berliner Aufenthalts
Links:
Geheimrat Prof. Dr.
Max von Gruber
der berühmte Münchener
Hygieniker feierte seinen
70. Geburtstag
*
Rechts :
Geheimrat
Bruno Wedding
ist als außerordentlicher
deutscher Gesandter und
bevollmächtigter Minister
zum Leiter der diploma¬
tischen Vertretung in
Reval ernannt worden
ä
Dr. Ernesto Fricke Lemoine
der neue bolivianische Geschäftsträger
in Berlin
Erzbischof Dr. Soederblom, Upsala
Ehrenbürger der Universität
Halle-Wittenberg
rrot. Dr K. W. Wagner
wurde zum Präsidenten des Telegrs
technischen Reichsamts ernannt
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Kummet 30
© { c TO o 6 e
6cite 705
Verlag helamann thol Loboda
Die Oberkommandierenden der roten Armee; Muralow und Trozki
NEUE BILDER VON DER PARADESTADT MOSKAU
Ansprache Trozkis an die rote Armee in Moskau anlässlich einer Parade
Verlag htldmann
thoL Loboda
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(Beite 706
0 t e OB o cft e
■«fW 1
Kummer 30
Die deutsche Flugindustrie hat in Brasilien einen grossen
Erfolg errungen. Von den Dessauer Junkers-Werken wurde
in Rio de Janeiro das erste Flugzeug vorgeführt, und zwar
an der wunderschön gelegenen Bucht Botafogo, vor dem
Gebäude des dortigen Kegattaklubs, das in liebenswürdiger
Weise zur Verfügung gestellt worden war. Vor den Probe¬
flügen des Wasserflugzeuges vereinigte ein zwangloses
Zusammensein die zahlreich erschienenen Vertreter der bra¬
silianischen Regierung und Wirtschaft und der deutschen
Kolonie. Es wurden neun Flüge ausgeführt Während der
Vorführungen konzertierte eine Militärkapelle,und mancher
Trinkspruch auf das Wohl der beiden Länder wurde ge¬
wechselt Die deutsche Flagge hatte sich zum ersten
Mal über Rio de Janeiro gezeigt Phot. Zentropa
Unten : Gruppen¬
aufnahme der Teilnehmer.
1. Verkehrsminister Dr. Francisco
de Sä, 2. Dr. Carlos Faria Sonto,
Vertreter des Justizministers
Das deutsche Wasser¬
flugzeug der Junkers-
Werke nimmt in Rio de
Janeiro Fahrgäste an Bord
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PRINCETON UNIVERS1TY
Kummer 30
© I e 3$ o 6 t
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Schlußbild Demetrius (Otto Blumenthal) und Zarin Maria (Else DalandsJ
Entwurf der Bühnendekoration Anton Oldenburger
URAUFFÜHRUNG VON ALBRECHT SCHAEFFERS DEMETRIUS-TRAGÖDIE !M AACHENER STADTTHEATER
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PRINCETON UNIVERSITY
Seite 708
i
Kummer 30
© I e <28 o 6) t
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PRINCETON UMIVERSITY
Generalprobe in der Hundstagshitze
(Schillers „Räuber“ im Berliner Central-Theater)
Oben Bei 34 Grad im Schatten. Die Darsteller vor Beginn der
Generalprobe. 1. Alexander Granach (Franz). 2. Heinrich George
(Karl), 3 Robert Taube (Vater Moor), 4. Marija Leiko (Amalie)
Rechts : Eine eigenartige Aufnahme. Keine Meisterringer, son¬
dern „Karl und Franz Moor oder das zärtliche Brüderpaar“
Unten Karl Moor (George) und sein Bruder Franz (Granach) auf
der Kostümprobe
Hervorragende Berliner Schauspieler haben sich zusammengetan, um den allerorts
völlig verkitschten Sommerspielplan künstlerisch aufzufrischen. Als erstes Stück
brachten sie eine befeuernde Aufführung der „Räuber“ heraus, mit der sie viel Bei¬
fall ernteten Bei den Proben machte sich allerdings die Hundstagshitze so stark
geltend, daß sich Räuberhauptmann Karl Moor und die Kanaille Franz nicht an¬
ders retten konnten, als ihre weltberühmten Rollen in Badehosen zu sp eien
I
\
Kummer 30
g) i t o cb t
Seite 709
(äfm# ta# ^fel^ingk^üban
Äoman oon 3£arts Dominikj
8. Fortsetzung. — Nachdruck verboten. — Amerikanisches Copyright by August Scherl G. m. b. H. f Berlin 1923.
9ftit einem cnergifdjen 9iutf rifj ° n bn Älingel.
Sange 3eit festen nietnanb gu Ijören. (Enbltcf) öffnete flcf)
ein 6 palt in bem maffioen $or. ©as ©efic^t bes alten
djineftfdjen SBoijs fam gum 5>orfdjein.
„£>err Wittljufen?!"
Wellington $05 [teilte bie ftragc, mäljrenb er gleidj*
zeitig ben Suß in &ie Sürfpaltc fdjob unb mit einem
fräftigen ©djulterbrutf ben fjlügel fo rneit gürüdbrängte,
bajj fte cintreten tonnten.
„$err Wittljufen ift nid)t gu §aus?"
3 um groeitenmal unb nod) bringlidjer fragte < 50 %.
©er ©fjinefe fdjüttelte oerneinenb ben £opf.
„Unb gräulein Sß 3 ittf)ufen?"
©as ©eftdjt bes C&elben fagte meljr als Worte,
„Wo ftnb fte f)in?"
Sfenbranbt mar auf ben ©eiben gugetreten. ©er fcf)iit*
telte nur ben Slopf unb machte ratlofe ©ebärben mit ben
£änbcn.
Wellington fdjob ftd) gmifdjen ©eorg Sfenbranbt
unb ben 93op. ©ine 9iote oon Ijofjcm ©epräge rafdjelte in
ber ^yauft bes ©eiben unb oerfdjroanb gauberfjaft fdjnell
in ber faltigen SUeibung.
„Wo ftnb fte f)in?" mieberljolte fyoj;. „$&ann ftnb fte
abgcrcift?"
©er ©elbe friimmte ftdj oerlegen, ©eine $änbe tafteten
naef) ber ©teile, mo ber ©djein tniftertc.
„Wofjin fte ftnb, fjofjer $err . . . §ui=gdng tDciß es
nidjt . . . ^orgeftern abenb in ber geljnten ©tunbe
tarn ein $luto oorgefaljren. Smti Offiziere fliegen aus
unb gingen gu bem öerrn . . . Unb bann . . . ©ann
tarnen fte toieber heraus . . . HJlit iljnen ber £err unb
fjräulein 9flaria fteoboromna unb . . . fliegen gu»
fammen in bas Sluto . . . unb fuljren fort."
„Woljin ftnb fte?"
©eorg Sfenbranbt Tratte ^05 beifeite gcfdjoben unb
ftanb oor bem ©fjinefen, ber ftd) unter feinem SBlicf gu»
fammen friimmte.
„Wofjin? . . . SBei ben ©eiftern beiner Wjnen!"
©as gelbe ©eftdjt nafjm einen grauen ©djein an. ©eine
klugen gingen an benen ©eorg Sfenbranöts unb tonnten
nidjt los baoon. ©ann fanf er in bie Änie unb Ijob
befcfjmörcnb bie §änbe.
„Sdj meifj es . . . nidjt . . . fjofjer §errl 3 d) roetß
es nidjt."
©eorg Sfenbranbt taumelte gurüdf. Siefaufatmenb be*
beefte er bie klugen mit ber 9ied)ten. Wellington 505
fragte: „§at ber §err ettoas Ijinterlaffen? ... 93efefjle?"
„9Iein! 9tid)ts . . ." 9tadj einer Weile fam es gögernb
non ben Sippen bes ©eiben..
„©eftern in ber fytiilje mar 9Jir. ©ameron Ijier. ©er
fagte, ber öerr ift oerreift unb fomrnt oorläufig nidjt
toieber. Seber 9lrtn, ber etroas aus betn $>aufe nimmt,
* toirb abgel>acft. SDtr. ©ameron Ijat alles oerfdjloffen . . .
I;at alle ©d)lüffcl mit ftd) genotitnten . . ."
9Us ber 9taine „©ameron" fiel, guefte Wellington 50.5
gufammen.
„Sft 9flr. ©ameron nod) in Slafdjgar?"
„ 3 d) meifc nicht . . . ©idjer ... 3 dj glaube . . ."
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©er ©elbe manb ftd) unter ber $rage, mäljrenb ifjm
Wellington ©ort für Wort abrang.
©eorg 3fenbranbt fufjr bagmifd)en. SDRit ber 9ted)ten
I>atte er bas ©emanb bes ©eiben an ber 93ruft gepadt
unb fdjüttelte i^n mie ein 93unb gliden.
„Wo ift 9)tr. ©ameron?"
„©er ©iener fagte, fein §err märe . . ♦"
„Wo ift Sötr. ©ameron?"
„ ... in ^efing."
SOtit jäl)em 9tud marf ©>corg Sfenbranbt bas taumelnd
©tmas in einen Winfel.
„Homm mir Ijaben f)ier nidjts mel)r gu tun!"
JJaft medjanifd) fdjlugen fte ben Weg gum ^Baljnljof
ein. iDUnuten ^inburd) gingen fte ftuntm nebenetnanber
Ijer. ©ann bracf) Wellington fjoj bas ©djmetgen.
„Was tun?"
©r erhielt feine Wttmort. ©0 fprad^ er felbft meiter.
„SJUfo nad) ^3efing!"
„Wer?"
'' 3 d)! . . . mt bem nädjften ^oftfdjiffl"
„©u mollteft?"
„©elbftocrftänblid), ©eorg! SMn ber Quelle ift am
meiften gu Ijolen. ©er felige Sßinferton foll fid) oor
SReib über meine ©rfolge nod) im ©uabe umbreljen!
©iefer ©ameron ift jetjt ein boppeltes Sagbobjeft für
ntic^. 3 ^ merbe iljn finben . . . unb if)m bas $anbmerf
legen . . . Was mirft bu tun?"
©eorg Sfenbranbt fdjmicg.
,, 3 d) mürbe bir raten, eine oertrautc ‘ißerfon auf bie
©puren ber 9 }ernüf 3 ten gu fe^en. §aft bu nähere SBc=«
fannte in ^afd)gar?"
Sfenbranbt fdjüttelte ben ^opf.
„%>in, 505 !"
„©Iaubft bu beinern ©iener $lljmeb trauen gu fönnen?
©r ift bodj ©fdjungane."
„^Ijincb? ©r ift treu. Sa! 3t)n merbe id) fd)iden.
©ut, ^ 05 ! Wann miüft bu fahren?"
„©ofort!"
„©ein ©epäd? . . . ©eine ©adjen?"
„®ie liegen gut im ftogart*§aus. 3Jiit bem näc^ften
^oftfdjiff."
„ 5 os . . . bu guter fyreunb . . . bu mcifjt immer
9tat . . . bu mirft mir 9iadjrid)t geben . . . aud) oon
ber fleinften ©pur."
©inen Sdtoment ftanben fte ftd) §anb in $anb gegen¬
über.
„ftrifdj auf, ©eorg!"
„£alt! 9to^ eins!"
©eorg Sfenbranbt griff in feine $afd)e unb fjolte eine
fleine ©lasröljre Ijeroor.
,,©u fontmft md) geling, ©u mirft morgen friilj
bort fein. Um bie SOfiittagsftunbe mirf bies Ijier oon
irgenbeitter 53riide ins Waffer!"
Weüington gog lieg bas ^töljrdjen in bie 5afd)e gleiten.
,,9tod) etmas?"
„Sa! Seoor bu es mirfft, mujjt bu ben Torfen öffnen.
9lber aud) feine ©efunbe früher. Vergiß bas nidjt.
©enfe an beine ©rfafyrungen an ber ßaminel"-
Original ftom
PRINCETON UNIVERSITY
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0 i e gB o (6 c
Kummer 30
„©er Simmel ßat feinem erlaubten SoI)n bie S>e--
funbßeit miebergegebeit. ©ie oollenbete Weisßeit ift
genefen* Sdjitfu, ber Su>angti, ber §erc unb .^aifer
fef)rt in feine Refibena ^uriief."
Seit 24 Stunben I;ieit biefe Racßricßt bie Remoßner
^efings in Eltern. Seit ben frühen Rlorgenftunbeit be=
gannen bie Rolfsntaffen aus bem Stabtinncren ßinaus*
auftrömen unb bie Straße au umlagern, bie non Sd)eßol
nad) ^ßefing füßrt. 3 U Sunberttaufenbcn umfäumten
fie bie breite fianbftraße, lagerten ßier unb bort in
Obruppen, begannen bie niitgebracßten fiebensmittel au
oeraeßren unb befeßmaßten bas beoorfteßenbe (Ereignis,
ben Sinaug bes miebergenefenen Stoifers auf ißre Rrt.
©ie Stunben oerftrid)en bariiber. Sößcr ftieg bie
Sonne unb näherte fid) ißrent l)öc^ften Staube, ©rüdenb
ßeiß raurbe ber Rtaitag, unb bie Sünbler, bie mit Sr*
frifd)ungcn erfeßienen, fanben reißenben Rbfaß für ißre
Ware.
Um «bie ^roölfte Stunbc marinierten oon ‘ißefing ßer
auf ber fianbftraße bie (Farben bes Sdjanti ßeran. Racß
Rusbilbuttg unb Rusrüftung Slitetruppen. ©ie an*
marfd)ierenben Regimenter fdjmenften mit «ber ^räaifion
eines Ußrmerfes nad) red)ts unb Iinfs gegen bie Straßen*
ranber aus, brängten bie Rlenge, forneit fie bie Straße
noeß befeßt ßielt, über bie Stäben au beiben Seiten &\u
riid unb bilbeten einen gufammcn^ängcn^cn, non
Rajonetten ftarrenben ftorbon.
©ie Straße mar jeßt ßermetifdj abgefperrt. ©ie
Rknge, aur Seite gebrängt, breitete fid) über bie gelber
aus unb fud)te erl)öl)te fünfte, oon benen aus über bie
Slöpfe ber abfperrenben Sarben ßinmeg möglid)ft oiel
oon bem fomntenben Sdjaufpiel au feßen fein mußte.
(Es maren nur feßt menige Weiße in ber Rlenge au
feßcit, unb aud) biefe Wenigen fjielten fid) ftarf ^ueiief.
(Es mar nid)t angebradjt, in biefer fanatifd) erregten
Riaffe Ruffeßen %u erregen, benn nur allau leidet
tonnten bie Rolfsleibenfdjaften esplobieren.
Ruf einer fleinen Srßößung in einer gelben Sruppe
ßatte Wellington fto£ feinen ^laß gefunben. ©ort ftanb
er, martete unb faß, mie plößlid) Remegung in bie Rlenge
tarn. Wie biefe ©aufenbe oon Stopfen fid) nadj einer
Rid)tung breßten, mie ein Rhtrmeln unb Raufdjen burd)
bie Rtaffen ging.
©er Wagen bes Staifers tarn. Sine ber alten, fd)toer*
ocrgolbeten Staatsfaroffen mit großen Cblasfdjeiben.
Ron aeßt Sßferben geaogen. 3m Sdjritt, bie ^ferbe oon
ben Rebientcn bes Rlarftalls an Slopfßalftern gefiißrt.
©er Staifer aufreeßt auf bem Rüdftß, allein im Wagen.
Wellington oerfeßlang bas Rilb mit ben Rügen.
Sr faß, faß oiel, boeß er mollte nod) meßr feßen.
Rls ber Wagen bie Straße gerabe oor ißm paffierte,
tonnte er feine Reugier nid)t länger meiftern unb brad)te
fein feßarfes Sßerfpeftio an bie Rügen. 3n greifbarer
Räße erblidtte er jeßt bie martanten 3üge bes Staifers.
©od) nur für einen furaen Rugenblid.
Sr fitßlte, mie feine 5ü&e plößlid) naeß ßinten gcriffen
mürben. Unfanft fd)lug er au Roben. Wiitenb bliefte
er um ftd) unb faß in eine Reiße oon Rügen, aus benen
broßenber Saß blißte.
Reim Raßen bes faiferlidien Wagens ßatte ftd) alles
Rolf bem alten Rraudje folgenb auf bie ftnie gemorfen.
Sr allein ßatte in feiner Srregung nidit barauf geaeßtet
unb mar fteßengcblieben. 3u fpät bereute er jeßt feinen
fteßler. ©er Wagen mar ooriiber, bie Rtöglicßfeit, oon
biefer Stelle nod) etrnas au feßen, nirfjt meßr oorßanben.
Woßl aber erfeßien es ißm feßr angebraeßt, ficß aus ber
Räße biefer Rlcnge a u entfernen, beren Ritenen unb
Rüde menig Snttes propßeaeiten.
Ss glüdte ißm, oon bem Raufen losaufomnten. Ruf
einem Rid)tmeg amifd)en bebauten Jyelbern unb Wieien
ftrebte er mieber ber Stabt au. Unb roäßrenb er baßin*
fdjritt, jagten fid) bie Cbebanfcn in feinem Seßirn.
Wie mar bas möglid) . . .? Wie fonnte bas fein . . .?
Satte ißm nid)t Sfenbranbt auf bas beftimmtefte oer*
fid)ert, baß bie ©age bes ftaifers geaäßlt feien . . .? £mUc
er ißm nid)t gefagt, baß ein Sterbenber ftd) auf ben fei*
benen Sliffcn in Sd)eßoi quäle ...?
Unb roas ßatte er eben gefeßen . . .? War bas Wirt*
lid)feit...?
Unmillfürlidj griff er nad) feiner ©afeße. ©as ^eßlen
feines ^erfpeftios bemies ißm nur au beutlid), baß bie
Saene, bie er foeben erlebt ßatte, in Wirflid)feit oor ficß
gegangen mar.
Was ßatte er gefeßen . . .? Sinen Rtonn in militä*
rifdjer Aleibung in ber großen Staatsfaroffe . • . ©er
Slaifer . . .? ©er Slaifer . . .!
War bas aueß ber ftaifer Sd)itfu . ♦ Oßne S^eifel.
©ie Rilbcr bes 51aifers, bie er in ber Srinnerung ßatte,
fonnten ißm bie ffrage nießt ficßer beantmortem
Unb bod) ... es märe ... er ... er mußte es fein.
Sicr einen anberen an bes Slaifers Stelle au ...
Wer ßätte ben ungeßeuerlid>en Retrug magen follen ...?
Rerfludßt bie Sanb, bie ißn im Eritifdßen Rioment au
Salle brad)te. Rod) eine Sehmbe länger, unb er ßätte
Semißßeit geßabt ...
Wie fdjauten bie Rügen bes Riannes .. .? So ftarr . ..
fo ernft ... fo tot ... tot ...?
Rber ßatte er ftd) nießt bemegt? §atte bas Rntliß nießt
teid)t genidt? Satte er bie Sriiße bes ißm ßulbigenben
Rolfes nießt beutlid) ermibert?
©ie Ooebanfen oon Wellington fprangen au 3fen*
branbt auriid. Wie mürbe bas alles auf beffen Rläne
mirfett? Wie auf biejenigen ber Sieblungsgefellfcßaft?
Rod) nie in feinem fiebert ßatte er oor folcßent Rätfef
geftanbeit. Rergebens fueßte er nad) einer fiöfung ...
Sr fanb fte nid)t ... Unb boeß, mas 3fcnbranbt gefagt
ßatte, mußte rid)tig fein. Sr flammerte fuß an bie
Worte bes 3*eunbes.
©er Weg füßrte ißn an einer ©elegrapßenftation oor^
bei. Sinen Rugenblid ärgerte er. Rerid)t an bie Sßi=
cago Rreß geben ...? ©aß ber ftaifer in ooller S>efunb*
ßeit in feine Reftbena eiitgeaogen fei . . . Rein . . .!
Ricßts ...! Rtögen fie biesmal ißre Rerißte aus einer
anberen Quelle feßöpfen.
fteft entfßioffen fßritt er meiter ber Stabt au. Seine
Sebanfen fonaentrierten ftß auf bie ^erfon, bereut-
megen er ßierßer getommen mar. Sollin Santeron!
Oßne große Sd)mierigteiten ßatte er bas Sotel aus-
finbig gemad)t, in bem ber S>efud)te moßnte. Ruf bem
Ummegc über bie Filiale oon llpßart Rrotßers ßatte er
bas feftgeftellt. Rber als er ßeute fritß in bies S^tel
tarn, ßatte er gerabe nocß bie Riidfeite oon Sollin Sa-
merons Ruto gefeßen. ©er Sinaug bes Slaifers ßatte
ißn oorübergeßenb oont meiteren Racßfpitren abgebraeßt.
Ricßaitifd) oerfolgte er jeßt bie Straße nad) ber Stabt.
Sin Rlißen in ber ft^ne cr i mw t^ jß n an 3fenbt*anbts
Ruftrag, ©a blinfte über bie gelber ßer in ben ßeHen
Straßlen ber Riatenfottne ber Spiegel eines fleinen
Weißers. Wellington fßlug einen Seitenpfab ein
unb fd)ritt barauf au. ©>ie Ooelegenßeit mar günftig.
Weit unb breit fein Rienfcß au feßen. Was Reine ßatte,
trieb ftd) an ber Straße nad) Scßeßol ßerum.
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PRIINCETON UNIIVERSITY
Kummer 30
0 i e OB o cb e
Seite 711
Sr rief ftdj bic borfeßrift 3fcnbrünbts ins Scbäcßtnis.
0ann griff er in bic brufttafeße. Sin furzer Auef, uni)
ber pfropfen mar entfernt. 3n meitem bogen flog bk
0ube in bas Waffer. Wellington $oj faß f ie öerfmfen
unb fpurlos oerfeßminben. (Einen Augenblick zögerte er.
0ann manbte er fid) um unb ging mit fcßnellen Sdjrittcn
ber 6tabt §u. 0er plößlidje ÄniefaU oor einer halben
Stunbe toirfte nod> nad) unb ließ ißm borfießt geboten
erfeßeinen. 9JM)te Seorg Sfenbranbt ba für bie bemoß*
ner ^efings zufammengebraut l>aben, mas er mollte,
es mar {ebenfalls nießt angebracht, baß irgenb jemanb
ßier Wellington ffo*; bei ber Ausführung biefes Auf*
träges beobad)tete unb in 3ufamme>nßang bamit brad)te.
(Er gelangte in -bie Stabt zurück. 3n einer 0eeftubc,
gegenüber bem §otcl, in bem (Eollin Sameron abgeftiegen
mar, naßm er an einem JJenffrer ^laß. 0er, auf beffen
kommen er ßier lauerte, faß inbeffen im ^alafte bes 91c*
genten bem Sd)anti gegenüber.
„0as Wunber,
bas an bem Soßn
bes Rimmels ge*
feßaß, mar unfaß*
bar groß ... fo
groß, baß es nie*
manb glauben
tarnt, ber es nießt
gefeßen ßat, mie
bie erleuchtete
Weisheit ,in bie
alte Äaiferftabt
einzog."
„Sic faßen ben
Äaifer?"
„Aein, Roheit.
3d) martete ßier
im ^palafte."
(Ein leidjtes,
faum merfbares
Sädjcln glitt mäß*
renb ber Antmort
über (Eollin Sa*
merons 3Ü9C
„0er Etaifer
Iebtl Weß bem,
ber ... feine
§anb mürbe ißn
gu erreid>en miffen unb mürbe ißn furchtbar treffen . . "
0ie Worte, jdjeinbar fo leießt unb beziehungslos ßtn*
gefprodjeit, ließen (Eollin (Eameron innerlich erbeben.
„0ie Welt mirb erzittern, menn bes fraifers Aame
mieber ertönt. (Europa . . . biefes altcrsfdjmadje fianb
mirb feinen ftlug nad) Often hemmen. Seläßmt merben
feine Slitgel herabhängen, menn ihm ber Aame ber er*
leuchteten Weisheit in bie Dßren bringt. Unfere ^einbe
merben erbeben. Unfere greunbe in ben bereinigten
Staaten merben frohlocfen . . . 3 u fammen mit ben
Söhnen bes ßimmlifdjen Aeidjes . .
(Eollin (Eameron hotte immer lauter unb fcßneller ge*
fprod)en, um ben Sinbrucf feiner unoorfießtigen Worte
gu übertönen unb zu oermifd)en. 0ie Stimme bes
Scßanti unterbrach ißn. „Sie merben nod) heute nad)
ben bereinigten Staaten faßrenl"
0ie 3üge (Eollin Samerons blieben unbemegt, troßbem
if)m ber Auftrag ßödjft unermiinfeßt fam.
„(Es ift ber Wille unferes öerrn, bem bie Sötter fo
raunberbar bic Sefunbßeit miebergefeßenft haben. 91m
6. 3uli, bas heißt an bem Sage nad) ber Waßl 3ofua
borbens, füllen bic ^länc ber ßöcßften Weisßeit zur
Ausführung kommen."
(Eollin (Eameron faß ben Regenten erftaunt an. Wagte
bann bic (Ermiberung: „Unb menn bic Waßl nid)t am
5. 3uli ftattfinbet?"
„Audß bann!"
Aiit einem Auck mar (Eollin (Eameron aufgeftanben.
„Aud) bann?"
0er Aegent nickte ftumm.
„3cß oerfteße nidjt, (Eure $oßeit . . . 0ic Waßl 3ofua
borbens . . ."
„ . . . braucht nidßt am 5. ftattzufinben. 0er feeßfte
3uli ift ber Sag . .
,,3d) oerfteße nicht, goßeit."
„0ie Waßl foll am fünften ftattfinben . . . Ss märe
gut, menn es gefcßäße. 0od) es könnte fein, baß bie
Waßl oerfeßoben mirb . . . 0as Cbeßeimnis fdjeint nid)t
gut gemaßrt rnor*
ben zu fein . . .
(Es märe möglid),
baß mau einen
Stricß bureß alle
$läne madjt, in*
oem man bie
Souoerneurs*
maßl oerfeßiebt.
Sin fold)er Auf*
fdjub . . . unb
ginge es nur um
menige Wodjeit
. . mürbe bie
Abfid)tcn bes gro*
ßen gerrn ftören.
3ßre Aufgabe ift
es, baßin zu mir*
ken, baß bic
feßmarze beme*
gung unter allen
Umftänben am
fedjften los*
bricht!"
„goßeit! 0ic
fdjmarzen ^iißrer
baßin zu bringen,
ift unntöglid)!"
„0ann ift es 3ßre Aufgabe, bie bemegung aud) oßite
bie ftiißrer zum Ausbrucß zu bringen. 0as „Wie" ift
3ßre Sadje. 3ßre bodmaeßten finb unbegrenzt, Alittel
aller Art fteßen in jeber Alcnge zur berfügung."
0er Aegent ßatte geenbet. Sollin Sameron ftarrtc
ftumm oor fid) ßin. 0er Sdjanti fpraeß meiter: „Sie
merben bie Aufgabe anneßmen . . . unb ooübringen!"
Aod) immer fdjmieg Sollin Sameron. Srft nad) einer
geraumen Weile erßob er fiel). Sein Sefidjt ocrrict bic
bemegung, bie in ißm arbeitete.,
„0er feßmerfte Auftrag, ben mir Sure goßeit je ge*
geben. 3cß itberneßme ißn."
„Sie fliegen mit bem ^oftfdjiff."
Soüin Sameron oerließ ben Aaum. 3m borzimmer
fiel ißm bas oerftörte Sefidjt eines Abjutanten auf, ber
fid) fofort bem 3uumer bes Aegenten näßerte. Als
Sollin Sameron ben boloft oerließ, faß er bie bliißenbcn
Särten unter einer leidjten Sdjneebecfe liegen unb unaitf*
ßörlid) fdjmere 5^ 0 ^n niebergeßen. Sincn Augenblick
Zögerte fein JJuß.
„Sommertag“, Radierung von Paul Schwertner
Aug. Scherl G. m. b. H. Kunstverlag, Berlin
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PRINCETON UNIVERS1TY
Seite 712
<D i e ^ o cb t
Stummer 80
Gcßncc ... 3n biefer 3aßresgeii ... 3n foldjer
Wenge?
©ie Gehanten an feine Steife ... an feine fcfjtoerc
Aufgabe ließen ißn bas Slußergemößnlicße nießt ooü
empfinben.
Stegungslos, fo tüte ißn Göttin Gameron oerlaffeit
ßätte, faf 3 ber Stegent. Geine §anb taftete naeß einem
Globus unb ließ if>n meeßanifdß rotieren.
„ ... Um bie gange Welt f pinnen fuß meine ffäbcn
gu einem Steß . . . ftart . . . ungerreißließ ... ber
6. 3uii . . I"
Geine öänbe legten ficß incinanber. ©ic fyinger ber
Sted)tcn griffen naeß bem Stinge bes ©fd)ingis*£lßan unb
gogen il)n oon ber hinten. Wie oon felbft glitt ber
Siing auf bie Slecßte. Wie im Gpiel mieberßolte ber
Gcßanti bas §in* unb $erfd)ieben bes Slingcs.
Gin Klopfen an ber Pür ließ ißn auffdjreden. §aftig
fefjob er ben Siiitg auf bie Sinte gurüd.
„Was ift?"
Gein perfönlidjer Slbjutant ftanb oor il)m. ©effeu Ge*
ficßt mar oerftört, feine Slugcn blieften irre.
Stocß einmal rief ber Gdjanti: „Was ift?l"
„(Es ift Winter gemorben, £oßcitl"
„(Es ift Winter gemorben? . . . Wittft bu rnieß
narren?"
©er Slbjutant beutete nad) ben burd) feßmere Gcibcn*
oorßänge oerßüüten fyenftern. Wtt einem Stud fprang
ber Stegent auf unb riß bie Borßänge auseinanber. Gin
fdjmeres, bießtes Gd)neetreiben oerbuntelte bie 2uft.
Gine Ginnestäufdjung? . . .
©ie Sted)te bes Gd>anti riß bie fycnfterfliiger auf, bie
Sinfe ftredte fieß hinaus. Wie menn fle in ffeuer ge*
faßt ßätte, fußr fie mieber guriid. ©ie Slugen bes Sie»
genten ruhten barauf . . faßen, mie bie fyloden unter
ber Wärme ber $anb tafd) baßinfdjmolgen, fal)en, mie
eine an bem golbenen Siing länger haftete unb nur
langfam fdjmanb. Gein Sluge glitt über bie Gärten,
bie unter ben Gdjneemaffen mie unter einem Sekßentud)
rußten.
War bas Statur? ... Wenfd)enmert? ... ©ann ...!.
3urücf! Goüin Gameron . . .1
Gr rooüte es feßreien, als fein Blid auf ben Slbjutan»
ten fiel, ber ftumm baftanb. 3nt Slugenbiid ßätte er fid)
mieber in ber Gemalt.
„Was millft bu? . . . Gs feßneit . . . Gs feßneit . . ♦
3a natiirlicß, es feßneit . . . $aft bu nod) teinen Gcßnee
gefeßen . . . güreßteft bu bid) oor Gdjneefloden? . . .
Geß!"
* * *
3n einer Baumlaubc bes Gxiroinparts in ftristo faß
Wellington $o£. SMc Gönne mar längft untergegangen.
Born Ogean ßer meßte eine fiißle Brife. ftröftelnb
fdjlug ftos ben fragen feines Sadetts in bie §öße. ©ie
$änbe in bie Pafdjen oergraben, legte er fuß bequem auf
ber "Bant gurüd unb fd)aute ftnnenb bem Slaud) feiner
3igarre naeß.
„ . . . ©aß id) ßier als Stitter Poggenburg feit einer
gcfeßlagencn Gtunbe fiße unb gebulbig auf bas kommen
eines tleinen Wäbcßens marte ... unb, menn es barauf
anfommt, bie gange Stad)t märten mürbe, ßätte id) mir
oor ein paar Wonaten nid)t träumen laffen . . . 3d),
Wellington ffos, ber mit feinen 35 Saßren bisßer ber
Slnfidjt mar, baß bie Stofe menfeßlidjer Siebe oor ißm aud)
nießt ein Blatt nteßr gu entfalten ßabe . . . deinen
©uft, ben er nid)t eingeatmet ßätte . .
Gin leifes Stnirfcßcn bes 5tiesmeges ließ ißn aus feinem
Präunicn auffdjreden. Gdjnett marf er bie Starre auf
ben Boben unb trat mit ber Gcßußfoßle barauf. 3nt
näcßften Slugenbiid ftanb §elen Garoin oor ber Saube.
Gie tat einen fd)neüen Blid rüdmärts unb beugte fieß
bann laufdjenb naeß oorn. Unb feßrie leife auf, als fie
fieß plößlkß an ber ^anb ergriffen füßlte unb mit fünfter
Gemalt in bas ©unfel ber Saube gezogen mürbe.
„Äontm, §elen. ©as bießte Blätterbacß feßüßt uns
oor allen Gpäßerbliden."
„Slß, Gie fmb es, $err fyoj? 3<ß ßätte boeß bie Banf
auf ber anberen Geite bes Weges als Preffpunft be»
geießnet. Beinaß märe icß umgefeßrt. ©a glaubte i d)
ßier bas Glüßen einer 3i0^rre gu feßen."
,,©as bid) an$og, mie bas ßid)t bie SJtotte."
„öerr 5ojl 3d) geße fofort, menn Gie 3ßrc Stehens»
arten nießt laffen. Stein, id) lonnte mir laum benfen,
baß Gie es maren, ber ßier raueßte."
„Warum, $clen?"
„Weil cs fnß nid)t geßört, baß ein $err raueßt, menn
er eine ©amc ermattet . .
„ . . . ©ie mieberum ermartet, oon biefem ^>errn ge=
tüßt flu merben", ooUenbete fjoj.
3m Stu ßatten ftarfe Sinne $elens Gcßulter umfaßt
unb eine fylut oon Stüffen oerfcßloß ißren SRunb . . .
„3cßt ift es aber genug." SUemlos (lang bie Gtimme
bießt an Wellingtons Oßr.
„Bitte l Bitte!"
Gie entmanb fid) Wellingtons Slrmen unb begann ißt
oermirrtes §aar in Orbnung flu bringen.
„Gd)ämen Gie pcß, Gie fd)cedlid)er SJtenftß. Gut, baß
es bas leßtemal mar."
„Wann mollen mir nun ßciraten?" mar Wellingtons
ganje Slntmort.
„heiraten? . . . Wir . . . ßeiraten?"
$elen trat entrüftet auf ^u, ber fuß auf ber Banf
niebergclaffen ßätte unb mit einer §>anbbemegung $elen
einlub, neben ißm Bluß gu neßmen.
„Grftens mill id) gar nid)t ßeiraten . . . unb jmeitens
nid)t einen Wann mie Gie, ben allerunßöflitßften SJten*
fd)en, ben icß je tennengelernt ßabe. SlUe anberen
SRänner fmb ßöfließ unb guoorfommenb ^u mir. Be»
fonbers bie, bie mir $ciratsanträge gemaeßt ßaben."
„Gie ßaben bicf) aber troßbem nießt mie icß oiermal
fiiffcn bürfen."
„Biermal? . . . ipunbertmal!" rief §elen unb geriet
bann in unbefdjreiblid)e Bermirrung.
„Wenn bu mieß nid)t ßeiraten millft, tleine ^elen,
marum ßaft bu bid) bann mit mir oerlobt?"
„Ber lobt?"
„G^emiß, $elenl Gine moßler^ogene junge ©ame füßt
teinen Wann, menn fie nießt mit ißm oerlobt ift. Unb
ift fie oerlobt, muß fie ißn boeß feßließließ ßeiraten . .
Ginen Slugenblid ftanb $elen mortlos.
„3a ... ja, bas mag feßon rießtig fein. Slber menn
nun mein Bater nid)t bamit einoerftanben ift, eine
Slbneigung gegen Gie ßat unb gar nid)t mit fuß reben
läßt? 3d) liebe meinen Bater feßr, aber id) tann fein
Borurteil gegen Seute, bie nid)t reid) ober oon ßoßem
Slang finb, nid)t teilen, aber... gegen feinen Willen..*
3cß bin besßalb ßeute gum leßtcnmal ßierßergetommen...
unb mill 3ßnen fagen . . ."
„©aß bu morgen um biefelbe 3^ü ßierßer . . ."
„öerr 3cß geße jeßt unb fomme nießt mieberl*
„Gnit!"
$clen raffte ißr SUeib gufammen unb fd)idte fieß an
gu geßen. (Fortsetzung folgt.)
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PRINCETON UNIVERSITY
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PRINCETON UNiVERSfTY
Phot. Hermann Boll
„Kleinbürger“, Gemälde von Hans Baluschek
ln der Großen Berliner Kunstausstellung werden gegenwärtig 33 Bilder von Hans Baluschek gezeigt
Sftumtnet 30 _ © i c <30 o c& c Seite 713
EIN MALER DES BERLINER VOLKSLEBENS
0 t *l 30* o di ö
‘Jhumn'i 30
SeUe m
aRegfJonffdje* Eotmeben
Von Max Vollmberg. — Mit 7 Abbildungen nach Gemälden des Verfassers*)
U m bas mepfanifdje Bolfslebcn fenncit 3« fernen, genügt es nid)t, oon Beta.
cru} aus bie fdjone 5af)tt über bic Bierftnbt Ori}aba, iibcc attaltrato
unb <£speran}n nad) fflfepto £>auptftabt }u machen, ftd) bort bie tjertlidje Satf)C»
btalc unb ben „3ocalo" an}itfel)cn unb br.s gro&ftabtifdjc Sltaficnlebeu unb
ben Sonntags»
torfo im rnär--
djenßaften
Bart oon (£f)(u
pultcpec au
genießen.
"1011101011 einen
and) nur ober*
flcid)Iid)en
©inbrud bie--
fes Gebens ge*
roinnen, fo
muß man auf
bie ©Rärfte ber tleinen Stäbte gehen. ©eioöhnlid) liegt ber
©Rarftplat) an ber 8ird)e, l)at in ber ©Ritte ben iiblid)en ©Rufif--
paoillon unb ift oon Käufern umgeben, an bie auf ber ©Rartu
feite oft 'Bogengänge nad) 9lrt unfercr mittelalterlichen ßauben
angebaut [mb. 3u biefeit fühlen, fdjattigen fiauben unb auf
Dem freien ^Platj unter großen aufgefpannten Schirmen unb
in 3 c lt eu ©erben bie ©Baren feilgeboten. ©ort fit$t eine alte
3nbianerin unter einem Sd)irm, ber aus einem über ein plumpes
©eftell gelegten „Betatc" (Binfenmattc) beftel)t. ©Itibere grauen
oertaufen ©Rais unb ftalt, ber bei ber 3ubereitung ber ©Raistor*
tillas. eines nod) oon ben steten ftammenben 3tationalge--
cid)ts, etne ©tolle fpielt. ©ort toerben „©inajGS" unb anbere
Jöpferccaren engeboten. ©aneben ftnb fdjneetoeiße Vaffos,
aus ©Rcguetjfafern hergefteüt, fcßöit auf ber Straße ausge=
breitet. Beim Sattler hängen rounberfdjöne Bodfättel mit
großer „©Ranaana" (Sattcltnopf), mächtigen Biigclricmcn unb
mit üeberfd)uh oerfehenen Bügeln, filbergefticfte ©teooloer-
tafd)en unb ©Urtel, aicrlidje Sßfcrbcgefchirre aus Bferbeßaai;
laffos, Staites (Sanbalen), ©Rad)ete*Sd)eiben, filbcrne ©iab*
Eine Seflora mit Kind
und Bedienung
fporen ufm. ©ort in
ber luftigen ©hiuarna,
einem ©erüft, bas mit
Banancnblättern geberft
ift, ift eine ©artüdje
eingerichtet. Sarreteros
unb ©Irrieros genießen
ihre „©amales" unb
heißen fchroaraen Kaffee,
eine ©ortiUera flatfd)t
unb bädt auf bem „<£o»
mal" bie ©ortiüas, unb
Die „©Rolinbcra" mahlt
ben baau nötigen ©Rais
in genau berfelben©Bcife
mie bie ©iggpter oor
4000 3af)i*n. Stroas
abfeits beßnbet fid) bie
Bulqueria, in ber bas
herauf eßenbe mej£tta-
uifcfje iRationa (getränt,
bie Bufque, (gegorener
*) :öcm Ucrtafier biefes
Auffaties ift em Etappen
wert „Amertfa Zentral" bei
Alfreb 6tettmer. Berlin A3,
ericfjienen, bas 40 Oteprobuf«
tionen »m fraffümlebritcf nad)
Aquarellen aon ibm enthalt
Mark* er- Iebuantepec
Der Verfasser. Selbstbildnis
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Original ftom
PRINCETON UNIVERSITY
—V
stummer SO
© i e <28 o cft c
Seite 715
Saft ber 9lgaue) oerfauft rotrb. 3)od) es. riecht t)ier unb ouf bent
gleifdjmarft nid)t befonbers gut 2)ie 3)acbränber ftnb mit gopüotes
(Aasgeiern) befefct dagegen ber föftlid)e grud)tmarft! ©et^ tjerrlic^e
Srbbeeren, 9lita--
uas, 9lnonas unb
(Sbinniotjas.
Tttand) 93aquero
legt bie 3 a POtes
unb SHronen, bie
et für feine grau
getauft bat, in bie
breite Krempe
feines §utes,benn
3)üten giebt es
nicht Sein fpentb
bat feine Safdjen,
in ber roten
Sd)ärpe ftedt fein
SLTCeffer, unb in
bie $afd)en feiner
eng roie eine
ätoeite §aut an«
Iiegenben (Ebarro--
bofeit gebt böd)-
ftens ein 3isIabon
(geuerfteinfeuer«
Ein amerikanischer Ritter fleug) unb einige
Sßefoftüde. Unbc-
fd)reiblicb farbenprächtig ift bas (öernübb bas einen me£ifanifd)en SCUartt
erfüllt: Ocbfenfarren mit plumpen SRäbero, 3nbianer, bie mic Stiere
am Stirntragriemen fdjtoere Saften fdjleppeu, blenbettb fd)öne toeifcc
SDtegifanerinnen im febtoaraen Siebojo, gefolgt oon einer Wienerin im
bunten Umfcblagtucb, bie in ebenfo majeftätifeber Haltung tote bie §crrin Indianerinnen in der Tür ihres „Rancho“. Unten:
eine Schale ober einen Storb auf bem Stopf trägt §ier fommt auf Vaquero mit dem Wurflasso
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(Seite 716
© i * 3Ö o cf> e
Kummer 30
fltnfem Meinen Faultiere eine Sonora geritten, fte ^ält ein
5linb im 5lrm, bas ber baneben reitenbe Wiener ober 53er»
loanbte mit bem aufgefpannten Sonnenfrfjirnt fcfjü^t. 9luf
SJUirtten besSlibens, befonbers bcs 0ef)itantepec,
fällt bet 9Raitgel
an StRännern
auf. 0erÄIetn»
fyanbel liegt bort
faft ausfd)lie&»
Iid) in ben §än»
ben bergrauen.
0ie 0el)uanas
fjaben aber nid)t
nur 5Ruf burtf)
iljre ©efd)äfts»
tücfjtigfeit, fie
(mb aud) be»
fannt toegen
if)ter 6d)önf)eit.
53iele oon if)neit
ftnb 53oüblut»
inbianerinnen,
bie meiften f)a»
ben inbiamfefjes
53lut, unb in
biefer ifjrer 9Irt
[mb es toirtlicf)
bie fd)önften
grauen, bie id)
lernte. 0te iRe-
probuttton eines
meiner ©cntälbe (*5lbb. Seite 715) [teilt filblid/e Snbiunertnneit
bar, bie in ber 0iir iljres „iRattdjos" fitjert unb SDtais ent.
ternen. (Einen SJlbfcfjnitt für ftd) bilbet aud) bas mesitanifdje
Mexikanisches Stadtbild
^acienbalcben. 0er berittene £irt „53aqucro" holt mit ber
„iRiata", bem SBurflaffo, einzelne 0icre, bie er braucht, aus
ber frehoeibenbeu §erbe heraus. (5Ibb. Seite 715). 53icl
Vergnügen giebt es nid)t auf ben §acienbas, aber oiel Arbeit.
©uitacre unb
Spijonograpt)
ftnb bie £>aupt*
mufÜinftru»
mente auf bem
Canbc. 9Rit ber
©uitarre reitet
ber Iänblidjc
©harraftunben»
roeit ftum §aufc
feiner „iRoota",
um biefer eilt
5icinbd)cn au
bringen, unb
hei allen fröh¬
lichen ©eiegen»
beiten, felbft bet
ben „Glorios",
2eid)enfeiern
anläglid) bes
Sobes eines
Meinen äinbes,
bie mit San$
ücrbitnben finb,
fpielt bie ©ui»
larre eine 91 olle.
3um Sd)Iu&
möchte ich bemerfen, baft trofc aller amertfanifefjen go£trotts
beutfdje SDhiflt neben ber nationalen überall in SRegito be¬
liebt unb gefd)(itjt ift. 5chlu ff des redaktionellen Teils
Kennen Sie schon die Bedeutung der Haarerweichung beim Rasieren?
Herren mit sprödem Bnrthaar und reizbarer Haut empfinden das Rasieren oft als Qual. Das Haar springt unter dem Messer aus und Hinterlist
empfindliche gerötete Hautstellen. Was ist die Ursache? Eine ungenügende Vorbereitung des Haares durch ungeeignete Rasierseife. Harte
Stangenseifen (Natronseifen) erweichen sprödes Haar Im allgemeinen weniger gut, als weiche salbenförmige Kaliseifen. Auf Grund dieser
Erfahrung hat das Laboratorium Leo in Dresden eine neue haarerweidtenöe überfettete Rasierseife „Leosira“ In öer Tube in den Handel
gebracht die Ärztlich als ideale Rasierseife empfohlen wird, 1. weil sie hygienisch verpackt ist und gegen Infektion schützt (Übertragung
der Bartflechte unmöglich). 2. In kleinen Mengen eine Fülle von dichtem Schaum gibt, 3. das Haar in kurzer Zeit erweicht und reizbare Haut
in keiner Weise angreift, kurz das Rasieren zum Vergnügen macht Sie erhalten Leosira dort, wo Sie Ihr Chlorodont kaufen.
Blendend weiße Zähne durch die erfrischende Zahnpaste
Chlorodont
gegen mißfarbigen Zahnbelag und üblen Mundgeruch.
Laboratorium Leo
Dresden u. Berlin
Was darf auf dem Toilettentisch der vornehmen Dame nicht fehlen?
Neben der Pflege der Zähne mit dem herrlich erfrischenden „Chlorodont“ ist die vornehme Dame bestrebt, ihrer Haut eine entsprechende'
Pflege angedeihen zu lassen und gleichzeitig sich mit jenem Parfüm zu umgeben, das von alters her als unaufdringlich, erfrischend und
andauernd bekannt ist Unter dem Namen Eau öe Cologne „Gold“ ist in allen Apotheken. Drogerien und Parfümerien ein Kosmetikum
vorrätig, das eine glückliche Vereinigung von Hautkrero und Parfüm insofern darstellt, als es sowohl für die Hautpflege als auch als Parfüm
benutzt wird. Es ist kremförmig weiß, fettet und klebt nicht, macht die Haut wundervoll weich und zart und kann andrerseits unbedenklich
für das Taschentuch verwendet werden. Personen mit empfindlicher Haut, die Spiritus, wie er in der käuflichen Eau de Cologne enthalten
ist, nicht vertragen, sollten dieses wundervolle Hautpflegemrttel und Parfüm in der praktischen Form dor Tube nicht missen«
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PRINCETON UNiVERSITY
Hummer ü|
iUmIU /% n««^..^ * -y ^
l*ct*Ktt, beit 4. 2liiauft 1925
25* 3abraana
,Michaels Kampf mit dem Drachen”, Ausschnitt aus dem Holzschnitt von Dürer (1498)
ffielfnerbanb ber freien 3Bi'ffenf<f)off
33on profeffor 2>r. 2Ba(bemarDel)lfc (pefing),
23orilfeenbcm be$ ©cutfcf)*ßf}incf()d)en ^ulturocrbanbeef.
er burd) $5 ran ^icb unb Belgien fortgefeßte Bogfott
ber bcutfrfjcri ©iffenfebaft mirb beute rool)l ein¬
mütig uon ber ganzen übrigen ©eit nerurteilt b^m. uer*
fpottqt. 0as (fingeftänbnis eigener ^Irmfcligfcit roirft
auf feinem (Gebiet grotesfer nie auf bem ber ©iffenfd)aft.
(Es finb burd)aus nid)t alle ftranaofen unb Belgier mit
biefem ftleinfrieg einoerftanben; aber feljr in ber
SRinbcrbeit, wagen fie nid)t, ftd) *u riibren, aus fturd)t,
als Verräter an ber großen Gad)c ucrfdjiccn *u werben.
<2lud) innere Grünbe liegen oor: ber Einfluß ber franaö*
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fiid)en Kultur gebt in ber ©eit merflid) auriitf, naef)
meinen Beobadjtungen etwa feit bem "Beginn * bes
20. 3ül)rbunbcrts — <&runb genug, ber germonifeben
ftultur l)agcrfüllt entgegen^utreten. ©eit fdjärfer nod)
urteilt ftriß ßienbarb in feinem „bleuen ©eift - ': ,,©as
bat biefe Berftanbes* unb fformennation ber Btenfd)*
beitsfeele tiefes unb (Großes gefagt auf unferem ©ege
burrijs ©eltall?"
0as fran^öfifd)c Beifpiel folltc uns aber abfdjretfen,
foldjc Bogfottroege ebenfaüs au betreten. 3u>ur l) ab cn
Original frorri
PRINCETON UNIVERSITY
Seite 718
5) i e <3B o cß e
Kummer 31
V
fid) aud) anbere SWtglieber bcs {Jciubbunbes baoon nicf)t
freigeßalten.*) ©ie Sctoegung begann -eigentlich feßon
1915 in Sftatießcfter mit bet* „British Association for the
Advaneement of Science“, bie fich im näeßften 3aßrc
fortfeßte mit bet „Royal Society of Literature“, unb
1917 mürbe bet SJMan, ©eutfd)Ianb not allem feine natur*
tüiffenfd)aftiicf)e Hegemonie z u entreißen, non bem
Stalienct Stignano in bet internationalen Sci^frhvift
„Scientia“ begrübt. Offiziell rourbe bet S3oi)fott bet
öeutfd)en SBiffcnfeßaft uerfiinbet auf bet „Conference
interallide des Acaddmies" 1918 in ßonbon
unter bem Sorftß Salfours, unb in Trüffel
mürbe 1919 bet Seßlußftein gelegt: ©eutfeßlanb
follte ausgefcßaltct bleiben oom internationalen
£ebcn bet ffiiffenfcßaft. Son ben S)titglieberu bet
bamals cingefeßten Kommiffion ift bet (Eitglänber ipale
inzmifeßen zurüefgetreten. Smmerßin mürbe eine „(En=
tente=3Biffcnfcßaft" begrünbet, bie fiefj für ootäufig gehn
Saßte oon bet 5Biffenfd)aft bet SDUttelmäeßte losfagte.
Kann es etmas £äd)erlid)crcs geben als ben Serfud),
bie SBiffenfeßaft politifd) zu umgrenzen? SBie benebelt
non £>aß ober ©ummßeit muß ein Kopf fein, in bem ein
foldjer Sebanfc überhaupt Seftalt geminnen fann! Unb
es märe nid)t meniget lächerlich, menn bie bcutfdjc
SBiffcnfcßaft nun ißrerfeits mic ein troßiges Kinb fagen
mollte: „So, jeßt mill id) nicht." Slnbererfeits muß fte
fuß hüten, ben {Jeinbbunb non fieß allein aus zu fid) ein»
Zulaben ober gar ßerüberzubitten. St mag bod) rußig
btaußeit bleiben, folangc et fid) in feiner (Entente*
SBiffenfcßaft mol)l fühlt unb folangc btefe non bet übrigen
SBelt als SlBiffenfchaft feßled)tßin anerfannt mitb.
©aß bie uninetfelle Slnerfennung einet politifd) be*
fdjtäntten SBijTenfcßaft nid)t nur begrifflid), fonbetn aud)
praftifd) unmöglid) ift, banon fonntc id) mieß nad) meinet
Slusteife 1920 halb überzeugen. Sftit bet bloßen {Jeft*
ftellung aber mar es nid)t getan. SJtan mußte ben
Gd)leier zerreißen, ben $aß U nb Sereeßnung, leßtere
butd)aus gcfcßäftlid)er SJrt, bet SBelt übet bie Slugen zu
metfen bemiißt mar. ©er ,,©cutfd)=(£ßinefifd)c Kultur*
oerbanb", beffen djinefifcße StRitglicber allen Serufs*
fteifen angeßöten, riiefte zunäd)ft bie ©atfaeße ins Sicht,
baß (Eßina {ebenfalls nid)t batan benft, jene ©orßeiten
mitzumaeßen, unb 3apan ßat ebenfalls burd) bie S3c=
tufung beutfd)er Selcßrter unb bie Griinbung einet
,,©cutfd)=3apanifd)en Gcfellfd)aft" bemiefen, baß cs alles
anbete tun mill, als bie bcutfdjc SBiffenfdjaft zu boi)*
fotticrcn. Oftafien allein genügt aber nid)t, bet großen
SBeltliige entgegenzutreten unb benen in bet feinb=
Iid)cn (Gruppe, bie anbets benfen, zum SBort zu oetßelfen.
SJiait mußte meßt tun, unb bas mar in ©eutfeßlanb nid)t
möglid). Sulius £>arts ßiibfd)et ©raum oon bet Ser*
fdjmelzung bet teils fiinftlcrifcß (Sellencn), teils ftaatlid)
(9löiner) lebensbejaßenben Kultur bet europäifd)cn
Slntife mit bet lebcnsoetneinenben bcs alten Elften (ein*
fdjließlid) bes Gßriftentums) zu einet britten (Einßeit
(„0et neue Sott", ßcipzig, ©ieberixßs) braud)t gar nießt
in biefet {Jorm 3Bir fließfeit zu metben: flehet ift, baß mit
bei allem, mas mit beginnen, oom Often auszugeßen
ßaben.
So cntftanb bet ^lan eines „SBeltoerbanbes bet freien
SBiffenfd)aft", ben id) mit bem Staturpßilofopßen bet
*) ©Öen tcoi fat Mc internationale Wffeflirfjaft für Gljirurflic
ifiren «oitftrcü in S o n ö o it a&öetjattcn, ofjtic önfc man auf Me
mirrunfl ber bcutföcn öclcfjrtcu SCcrt ßdcßt Oä»te.
2>ie Sdjriftleitunß.
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ßcipziget Unioerfität, ^rof. ©r. £>ans ©riefcß,nad) feiner
Slnhmft in geling befptad). Slnbere mürben zugezogen,
bie d)inefifd)en Kollegen bet ßieftgen Stational=llnioerfität
unb bes ©fmg §ua (Eollege, beffen ametifanifeße ©ozen*
ten fid) fogleid) zu uns gefeilten, ferner bet ametifanifeße
^räfibcnt bes Snternationalcn Snftituts für (Eßina,
©t. 'Iteib, bet ßollänbifdje 3urift ©t. oan (Es, bet baltifcße
9iuffe 33aton oon Stael*$olftein, Vertretet bes Sansfrit,
bet normegifd)e Senetal (Ejz- 93tunfe unb feine Sattin
^llesanbta als miffenfd)aftlüße Sd)tiftfteücrin, eine 9tad)=
fontniin unfercs Älaffifets gerbet. SOlit fünfzig Statuen
oerfeßiebener Nationalität mürbe zunäd)ft in meßteren
Sptad)en folgenbet Sluftuf oerfembt:
„©et SBeltfrieg unb bie Slcoolution ßaben Kräfte ge*
meeft, bie bet $öiffenfd)aft oetßängnisooll zu metben
btoßen, ba fie zu feinblicßer ©tennung bet hälfet einet*
feits, bet SBeltanfcßauungen innerßalb bcs einzelnen
Golfes anbererfeits zu fiißten geeignet fmb. SSon natio*
ttalem unb politifdjem §aß bie SBiffcnfdßaft freizußalten,
foll bet 3mecf bes SBcltoerbanbes bet freien SBiffenfcßaft
fein, ©utd) alljäßtlid)e ©>etfetibung bet SJiitglieberlifte
mill et bie Sterbinbung unb gegenfeitige ^örbetung aller
Sleicßgefmnten ctmöglid)cn. Sluf bem SBoben bes leiten*
ben SBerbanbsgcbanfcns mitb et febes nationale unb
politifd)C ^Bcfcnntnis ad)ten. SBct grunbfätjlid) geneigt
ift, einen fo!d)cn S5ctbanb mit ins ßebett zu rufen, möge
unoerbinblicß eine entfprcdjenbe Stflätung, bie nod)
feinen Seitritt bebcuten mürbe, ober aueß nur bie
Sifitcnfartc fenben an ^rof. ©t. Oeßlfe, geling, ©a
{Jang <£ßta §utung 27."
©et Sluftuf menbet fid) an alle Stationen oßne Slus*
naßme. Singelaben fmb alle, gebeten mitb niemanb. SIb*
fagen unb ^rotefte fmb bisßet nid)t erfolgt, fönnen aueß
fauni erfolgen: bet Sebanfe fteßt ja oon Statur übet
jebet ©isfuffion. Gobalb bie £ifte eine genügenbe Sin*
Zahl miffenfcßaftliißet Sertreter aus ben ßauptfäcßlid)ften
Kulturlänbetn oerzeid)net — ßeute fd)on fmb meßrete
Uniocrfitäten aud) bet Seteinigten Staaten felbft, fogat
Honolulu oertreten — metben bie S3titglieber bet ein*
Zeinen ßänbet biesfeits in Setbinbung miteinanber ge*
fetzt, unb bie {Jiißrer bet nationalen Stuppen fmb bann
bazu berufen, bie internationale Organifation zu fd)affen.
©ie SBelt ift ja bod) allmäßlid) fo flein gemorben. ©et
Slefpeft oot ben friißer allmäd)tigen Slegietungen,
Slemtent unb Stempeln fiiUt bas geiftige ßeben bet SBelt
nid)t meßt aus. (Es mag nod) immer ©iplomaten alter
Sd)ule geben, bie mit bem Segriff bes Staatsbürgers
nur ben bes alten Untertanen oetbinben fönnen. SBie
bie ©inge liegen, fann bet Staat als foId)er in geiftigen
Slngelegenßcitcn bet SBelt nid)t meßt bie {Jüßtung übet*
neßmen, oßne national ober politifd) irgenbmo anzu*
ftoßen.
SBit müffen mit rein perfönlidjcr Serantmortlid)*
feit an feine Stelle treten ba, mo et oerfagen müßte. Slucß
bet Sölferbunb unb feine intelleftuellen Slnßängfel
feßeiben bieo oöüig aus. ©ie norbifeßen ßänbet, ferner
Spanien unb Sübametifa ßaben fid) ja längft gegen ben
Sntentc=Segriff „Snternational" gemenbet.
Stießt eine Kampfanfage ift bet neue SBeltoerbanb,
fonbetn ein 3nftrument bes Jytiebens, zugleid) ein un=
triiglid)er ^>tiifftcin bet Seiftet, ©ie SBelt liegt in
Ketten, oot allem mirtfd)aftlicßet, bemnäcßft po!itifd)er
Slrt.
©ie SBiffenfcßaft aber ift frei unb mirb frei bleiben,
ober fie oerbient ißten Slamen nießt.
Original from
PRIiNCETON UNIVERSITY
Kummer 31
® i e ^ o d) e
Seite 719
^)amBltrger Jefttage * S3ort Äorücttenfapitän ®ai>oro
Der Kommandant
des argentinischen
Schulschiffes Fre-
gattenkapitänBra-
na (x) schrcitetmit
dem Kommandan¬
ten des deutschen
Kreuzers „Berlin“
v. Loewcnfeld die
Front der argenti¬
nischen Mann¬
schaft ab
fhoi. Atlantic
F hot.
Das argentinische
Schulschiff „Presi«
dente Sarmiento“
im Hamburger
Hafen
ImOval: Deutsfch-
argentinische Ver¬
brüderung: Die
Matrosen des„Pre-
sidenteSarmiento“
beim Tanz mit den
Kameraden vom
deutschen Kreuzer
er Vefud) bes argcntinifchen
Sd)ulfd)tffes „^refibente Sar«
miento" im Hamburger ipafcit uom
21.-24. 3uli ift eine cjlücflid)e 3Uu-
ftration ber 3 tr>ifchen ben beiber«
fertigen Nationen burd) alle Jäh ? 3
niffc bes ütricgeö binburd) aufrcd)t
erhaltenen freunbfd)aftlid)cn Ve«
Ziehungen. (fs bleibt in ®eutfd)=
lanb uuuergeffen, ba§ Argentinien
bie angeftrengten Bemühungen ber
(Entente, bas £anb in ben "Hing ber
feinblichen Bläd)te cinjubcaiehen,
ftanbhaftabwies. Obgleich beibe^ciu«
ber fid) materiell oiel 311 ocrbanlen
haben — es fei nur an beit Anteil
bcutfd)er Arbeit am Colonialen Auf¬
bau bes Raubes itnb bem ftctcu
regen &aubelsaustaufd) erinnert
— unb obgleid) gerabe Argen«
tinien mit feiner ftarlen Hohftoff«
probitttion heute ein Icbensroid)«
tiges 3 ntereffe am AMcbcraufbau
bes beutfdjen Hlarftcs bflt, fo be«
ftcht bod) aud) eine erfennbare
"Befensgemeinfchaft amifchen bcu
beiben Böllern. Oie fpanifdie
Haffe l)at im Stolonialgebict Siib«
amerifas, nor neue itnb gewaltige
ftulturaufgabcu geftellt, bie inert«
nollfteu Seiten ihrer reidien Ver¬
anlagung 311 entfalten gciuuf 3 t.
Links :Ehrensalut bcimEintrcffen
des Reichspräsidenten. Phot. Wolter
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Original from
PRINCETON UNIVERSITY
Sette 720
0 i c o cft e
Flimmer 31
Der Beiud) bes Schif¬
fes, Das fid) auf einer
Belebrungs* unb &rcu,v
fahrt in eutopciifdjen Cf>e-
toäffcrn befinbet, nerlicf
in ben t)eralid)ftcn gor-
men. 0er Sdjulfreuacr,
ber ben Flamen bcs
großen argcntinifd)cn
Staatsmannes trägt, lief
am 21. 3uli in fpamburg
ein, rooi)in bic beutfdje
Regierung ^um (Empfang
bas bentfdje Sd)ulfcf)iff.
ben Strenger „'Berlin"
nnb bie 1. Jorpebo-
boots-$>albflottiUe ent-
janbt butte. 0er örtliche
(Empfang nnb bie Be-
mirtung bei roiUtom-
tnenen (öäftc lag in ben
ipänben bes £>ambnrgei
6cnats nnb ber Blarine.
Beicbspräfibeut gr.
(Ebert naljm am Sonn¬
tag, 22. 3uli, (öclegcn--
beit, in Begleitung bes
(Ebefs ber'JÜiarineleitnng,
^Ibmirals Bebnde, foroie
Rechts: Begrüßung des
Reichspräsidenten
durch die argentini¬
schen Offiziere. Kom¬
mandant Brana stellt
die einzelnen Herren
VOr Fhoi Senncckc
bes Staatsfefrctärs oon
SDlaltjabn bas Sdjiff
befucben, oon beffen oor*
äiiglid)er Berfaffung
itnfereBilbcrScugnis ob¬
legen. 0ie Bcfafcung bes
„SJkefibentc Sarmiento"
ftanb in Burabe, & as
Scbiff batte über bic
Joppen geflaggt, unb
beim 9ln= unb Bon*
Borbgeben bes Beid)s=
präfibenten rourbe ber
äuftänbige Salut oon
21 Sdjub gefeuert. 9ln-
fd)licfrenb befidjtigte ber
Bräfibcnt ben ftreufter
„Berlin". 3nr toeüeren
Berlauf cntroicfelte ftd)
ber bcr^licbfte Berfebr
,Uoifd)en ben Schiffen
beiber Nationen, ber
boffentlid) in abfebbarer
3eit feine gortfefcung
finbeu roirb, rocun ein
beutfd)cs Kriegs) d)iff ben
freunbfcbaftlicben Befud)
in argentinifd)en £>äfcn
enoibert.
Unten : Die argentini-
schenMatrosen winken
bei der Ankunft ihren
deutschen Kameraden
zu. Links: Der deut¬
sche Kreuzer ,,Berlin“
hhot. Ruqc
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Original ftom
PRINCETON UNIVERSITY
iWlwf t>pm
PAof Dilles
Der Gastwirt Max Fladt in Kehl hat zwei französische Soldaten, die im Rhein bei einer Pon¬
tonübung ins Wasser gefallen waren, unter eigener Lebensgefahr vom Tode des Ertrinkens
errettet. Auf die Aufforderung des Delegierten der Rheinlandkommission, einen Wunsch zu
äußern, erbat Fladt die Begnadigung der im Ruhrgebiet zum Tode verurteilten sieben Deutschen.
EHRE EINEM WACKEREN DEUTSCHEN MANNE
Herr Fladt macht der Schriftleitung der „Woche“ folgende in-
verressantc Mitteilungen:
„Seit drei Tagen erhalte ich aus den verschiedensten Teilen
Deutschlands Schreiben mit anerkennenden Worten über die
Rettung der beiden französischen Pontoniere und über mein bei
der französischen Behörde eingereichtes Schreiben um Begnadi¬
gung der sieben zum Tode verurteilten Deutschen. Selbst aus
Böhmen und England habe ich heute Briefe bekommen, die das¬
selbe besagen Nur eine Karte, jedoch ohne Unterschrift, ist mit
der Rettung nicht einverstanden Der Betreffende hat eben eine
andere Ansiebt darüber wenn es gilt, Mitmenschen in Not bei-
zuspnogen
Von einem Breslauer Bankhaus und dessen Angestellten sind
mir zwei Millionen Mark zur Verfügung gestellt worden, die ich
dem hiesigen Bezirksamt für Tuberkulosenfürsorge und sonstige
mildtätige Zwecke habe überweisen lassen. Eine Frankfurter
Firma hat sich mit einem Heilmittel für hilfsbedürftige Kinder er
kenntlich gezeigt. So kann ich auch hier noch helfend eingreifen
was mir große Genugtuung und Freude verschafft hat.
Die Rettung ist mir als ehemaligem Her Pionier und späterem
Kriegsleutnant in der 1. Landw.-Pi.-Komp 14. A. K. nicht allzu
schwer gefallen, da ich sehr guter Schwimmer und Sportsmann
bin und die Wasserverhältnisse am Oberrhein genau kenne. Denn
an der gleichen Stelle haben wir in vergangenen Zeiten schon
unsere Brücken geschlagen."
m
WMM/I/MMMl
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Original frorn
PRINCETON UNIVERSITY
Seite 722
® i c TO o d> e
Kummer 31
Die Wirtschaftskrise und der dam.t verbundene grosse Geldbedarf haben in
Berlin einen ungeheuren Ansturm auf die Reichsbank in der Jäger¬
straße zur Folge gehabt. Die Boten mußten oft stundenlang warten, um die
Banknoten für ihre Firmen zu erhalten Phot. Graudem
Phot.
Fernstädt
Die jugendliche Pilotin Carola Drehmann beim
Start in einem Hängegleiter in der Fliegerschule
auf der Wasserkuppe im Rhön-Gebirge
MIT KÖRBEN UND SÄCKEN VOR DEN KASSEN DER REICHSBANK EINE 15JÄHRIGE ALS SEGELFLIEGERIN
1. Freiherr v. Bibra, Adjutant des Reichskanzlers, 2. Esteban Repeito, Korvetten-Kapitän der argentinischen Schul- Phot Mocsigag
schiff-Fregatte „Presidente Sarmiento“, 3. Kapitän zur See v. Loewenfeld, Kommandant des Kreuzers „Berlin“,
4. Frau Reichskanzler Cuno, 5. Exccllenz Molina, argentinischer Gesandter in Berlin, 6. Reichskanzler Dr. Cuno
DEUTSCH-ARGENTINISCHER MARINEBESUCH IM HAUSE DES REICHSKANZLERS CUNO IN AUMÜHLE
Siehe den Artikel „Hamburger Festtage“ auf Seite 719 und 720
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Original frorn
PRINCETON UN1VEF
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Original frorn
PR1NCET0N UNIVERSITY
s
Seite 724
<9 f *
Kummer 31
Der Dampfer, der die Ausgewiesenen aufnehmen soll
Die aus ihrer Heimat Ver¬
triebenen gehen an Bord
❖
Im Kreis: Das notdürftige Ge¬
päck der Ausgewiesenen, das
im Freien aufgeslellt ist.
❖
Links. Kinder der Ausge¬
wiesenen in Remagen, die so
plötzlich aufbrechen mußten,
daß sie nicht mehr reisefertig
gemacht werden konnten.
Daher sind die meisten ohne
Hut und Mantel
die leiden der
AUSGEWIESENEN
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PRINCETON UNIVERSITY
p
In Mexiko wurde bei
einer Veranstaltung des
dortigen Frauenvereins
Ernst Lissauers Drama
„York“ zum erstenmal
aufgeführt. Der Rein-
ertrag(rund 1000 mexik.
Pesos) floss in dankens¬
werter Weise der Deut¬
schen Ruhrspende zu
Von links: Friedrich
Wilhelm III (Dr. Trau¬
gott Boehme, Direktor
der Deutschen Schule
in Mexiko), Koekeritz
(Wilhelm Boerner, Leh¬
rer an der Deutschen
Schule), Ancillon (Univ.
Professor Kurt Doeh-
ner), York (Alex Sauter)
Eine deutsche
Uraufführung
in Mexiko
im Kreis. Kapellmeister
Maximilian Albrecht,
der Dirigent des Zwei¬
ten Oberbadischen
Musikfestes, das in Frei¬
burg i. Br. veranstaltet
wurde
Rechts : Elise von Ca-
tÖpol und Hans Batteux
im Turteltaubenduett in
Robert Winterbergs
„Günstling der Zarin“
Phot Becker & Maass
Sommer -Operette
im Charlotten¬
burger Deutschen
Opernhaus
AUS DEM
THEATER- UND
MUSIKLEBEN
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Unten: Start zum Grossen Preis von
Berlin im Stadion. Der Sieger
Thomas (X) PW. Gross
6eite 720
Kummer 31
hn Kreis: Major Carganico (X) der Sieger im Ersten
Flugzeugrennen im Stadion Fhot. Graudens
Unten. Weinspach-Reimann Sieger im Doppelkanadier-
Rennen bei der Regatta in Grünau Fhot. Riebickc
'VOao fid) an widrigen Gportereigniffen in bcn
letzten 3Bod}en barbot, ioirb hier imiilbe feftge*
halten. der9iennfportftehtbiefes3ahrganaim3eic&en
bes Stalles ber Herren 9t. u. ( i. u. ©einberg. Sie
befifcen in 9lugia$ nnb (£>anelon bie unftreitig heften
dreijährigen biefes an fid) glän^enb geratenen
G^hrgangs. 3”i Stabion brad)te allerbings bei un»
gilnftigem ©etter ber „Coroße "preis non Berlin"
lieben bent)d)e nnb fd)iuei*er danerfahrer an ben
Start. Sieger blieb nadi einigen 3un[d)enfällen ber
bcntfd)e TRcifter Thomas. OMcid^citig faitben hier
bie erften Fliegerrennen ber Sportscinbecfer ftatt,
an benen and) Antonius 0\aab teilnahm, ber erft
fürftlirf) bitrd) feine i/anbung Unter ben Siinbcn
'Inffehen erregte. 3nm Srfjlnß [ei nod) bie (örünauer
Maiiuregatta ermähnt, bie fiir ben mobernften, meil
billigten ©afferfport merbenb eintrat. st.
ü
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PRfNCETON UNIVERSITY
Stummer 31
S t e 30 o & e
Seite 727
SPIEL IM SPIELE
(Das lebende Schach)
Der Arbeiter-Schachverein Harburg an der Elbe ver¬
anstaltete ein Schachtunier im Freien mit lebenden
Figuren, das viele Zuschauer angelockt hatte
Oben: Das Königspaar erscheint mit seinen Trabanten
zum Spiel. Vor dem König ein Springer. Rechts die
beiden Türme
❖
im Kreis: „Matt!" Der König übergibt dem Läufer, der
ihn mattgesetzt hat, seine Krone
Unten: Ein Bauer schlägt einen feindlichen Springer
Aufnahmen von Frankl
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PRINCETON UNIVERSITY
Gttte 728
® 1 1 o (& e
SRummet 31
Die Krüppelanstalten „Johanna-
und Helenen*Hcim" in Volmarstein
in Westfalen haben vor kurzem
ein Haus gebaut und seiner Be¬
stimmung überleben, das in Deutsch¬
land einzig dasieht. Es handelt sich
um ein Heim für die Schwerstkriegs-
beschädigten, die dauernd Anslalts-
pflege nötig haben und im werk¬
tätigen Leben sich nicht mehr be¬
schäftigen können Die Ärmsten der
Armen unter den Kriegsbeschä¬
digten, die entweder infolge ihrer
schweren Verletzung ganz an das
Bett gefesselt oder auf den Fahrstuhl
angewiesen sind, sollten ein Heim
erhalten, das nicht im kalten An
staltstil gebaut ist, sondern ihnen
eine gemütliche Heimat bietet
Vom berühmten Domschatz in Münster i. W.: Die goldene
Gcilensche Sonnenmonstranz, die Milliardenwerte darstellt, wurde aus
dem Gotteshaus entwendet
Das Kriegsinvalidenheim in Volmarstein i, W.
Phot. Watzulik. Witten-Ruhr
Neuyorker Luftpolizei: Seit einiger Zeit besitzt Neuyork meh.ere
Patrouillenflugzeuge, deren Hauptaufgabe es ist, darüber zu wachen, dass
die Stadl nicht unter einer Mindesthöhe von 2000 Fuss überflogen wird.
Ein Verstoß gegen diese Vorschrift kostet 500 Dollar
Eine Meisterm im Sattel
Die Mexikanerin Ruth Roach eine der besten Reiterinnen ihres Landes.- ala
„Miss Texas" beim Cake-Walk zu Pferde
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Kummer 31
Geite 729
0 1 e 9B o cfr e
(Sptu* bt& ^fdßi«gk Äban
«Roman, oon CKaris Dominifo
9. Fortsetzung. .— Nachdruck verboten. — Amerikanisches Copyright by August Scherl G. m. b. H., Berlin 1923.
31m 9lusgang ber Soubc breßte Helen fiel) nochmals
um. „9lbieu, Gie Sßapagei • . . Gie Ungeheuer . . .
Gie, Gie . . ."
SÜlit brei Gd)rittpn ftanb fie oor Wellington F°£ unb
l)iclt il)m bic fleine geballte F au ft uors <S>cjid)t. 0a
füllte fic fid) plößließ neben fißen, unb ein anbereu
SDlunb oerfd)loß ben ißren. Grft nad) geraumeu Weile
Hang bie Glimme Wellingtons mieber.
„Glaubft bu mirflid), meine liebe fleine Helen, Welling»
ton Fos ließe fid) bas (ölitcf feines Bebens entgegen, rocil
ein alter ßarter 9Jlann ißn feines fd)malen SBeutels
falber nießt für miirbig ßält? 3ßn unb alle feine Gcßäße
mag ber Teufel . . ."
„Wellington! Gs ift mein SVater."
Reiber, $elen! 0od) Gebulb. Wir toollen feßen,
meffen Gkßäbel auf bie 0auer ber härtere ift."
„9ld), Wellington! 0u ßoffft ißn zu zwingen. Stenn
roerbe id) nie im Beben bie Steine merben. 9ld), toenn
bu müßieft, mie grenzenlos unglücflicß id) bin."
Sränen erftieften §elens Glimme. Weinenb barg fie
ißr Gcficßt an Wellingtons 33ruft.
„Gebulb, Gebulb, fleine Helen! ’3d) weiß, toie man
Beute oom Gcßlage beines Stoters auf feine Seite zwingt.
9ftan muß etmas tun, mas ißnen imponiert, u>as ißnen
9iefpeft beibringt. Unb marum follte bas nid)t aud)
beinern Wellington gelingen? 9lod) einige Wod)cn. 0ann
ift bie 6aat reif, bann . . .
S)ie mcitereit 'Worte gingen in einem unoerftänblidjen
Gemurmel unter.
„0u fpricßft fo geßeimnisooll, Wellington, mas meinft
bu?"
„9iid)ts, nid)ts, Meine §elen. 0o<ß nod) eins, ßicbfte.
Gs tonnte fein, baß bu mid) in ben nädjften Sagen oer=
geblicß ermarteft. iBielleicßt faitn id) fogar oor eurer
91breife nad) 9lficn iiberßaupt nid)t meßr ßierßerfommen."
„Warum nid)t, Wellington? Was follen biefe 3ln*
beutungen? Was l)aft bu oor?"
$elen brängte fid) ungeftiim an Wellingtons 93ruft.
„9iid)ts 53efonberes, liebe Helen. Sökin SBeruf zmingt
midj Ijäufig zu unoorßergefeßenen Reifen ... Gs
lönnte fein, baß id) morgen . . . roid)tige Gefcßäfte . . .
auf ein paar Sage uerreifen müßte. 0as ift alles.
Wünfcße mit mir, baß biefe 91eife guten Grfolg l)at.
Gie mirb uns aud) unferem Gliüf näßerbringen. 3lm
SBalfafcßfee treffen mir uns beftimmt mieber."
* * *
(Es mar eine Meine, gutbürgerlidje Seeftube, bie
Sfd)ung Fu in ber Gßina tomn oon ^yrisfo t)ielt. 5?eine
Hafenarbeiter, feine Wäfd)er, 5töd)e ober bergleicßcn
SBolf oerfe!)rte l)ier. 9lur bas beffere ^ublifum, Slauf»
Ieute, Hänbler unb jene gelben Mnftler, bie mit unenb»
licßem Gefcßicf unb nod) größerer 3lusbauer bie Erzeug»
niffe d)inefifd)en Gemerbefleißcs, bie munberbaren Bacf»
unb Filigranarbeiten ßerftellten, bie in ber Hauptftraße
oon Gßina tomn in ben SBafaren oerfauft mürben.
3lber biefe folibe Seeftube mar nur ber S^orßang oor
fd)limmercn 0ingen. S)ie gelben unb meißen (Säfte
Sfcßung F u $ fonfumierten nid)t nur ben buftigen Sranf
ber ^eccobliite. Gie ßulbigtcn aud) bem Genuffc beo
Opiums, liefern 3u)ecf bienten bie ßinteren Flaume
bes Seeßaufes.
(Eine faum fid)tbarc Siir an ber Wanb ber Seeftube...
Gin langer minfliger (Sang . . . Gin S^orßang . . .
9tod) einmal ein Gtiict Gang . . . Gin zweiter 'Horßang,
unb man mar in bem 9taum, in meld)em Sfcßung F u
feinen (Säften, aber nur moßleingefüßrtcn unb unbebingt
Ziioerläffigen Gäften, bas oerbotenc 9larfotifum oerab»
reid)te.
Gin großer, nur burd)' fünftlid)e 93elcud)tung erßellter
31aum. 3ln ben Wänben fleine, burd) 33orl)änge oer*
fd)ließbare 3Hfd)en. 3m 9iaume felbft nod) z a ßl re ^)
jene niebrigen, meicßgepolftertcn Bager, auf benen bie
Opiumraud)er ben Genuß ißres 9iaufd)es mit gelöfteit
Glicbern ausfoften tonnten.
3n ben 9>orl)ängen, im Holzmerf ber Wänbe, ja im
ganzen 9iaumc ßaftete unoertilgbar ber fiißlid)e, fiii
ben Ungemoßnten miberlid)e ®uft bes falten Opium»
raudjes.
Gs mar um bie britte 9fad)mittagsftunbe. Gdjon ßatte
bas ßofal Sfdjung Fus reicßlidjen 3ufprud) geßabt. 9111c
9fifcßen bes ßinteren Raumes maren belegt, alle ^0 Ift er
unb ftiffen im 9iaume felbft befeßt. Gelbe unb audj
einzelne Weiße lagen ßier. S)ie meiften bereits im tiefen
9taufdj. 9fur einige menige nod) fäßig, bie pfeife zum
SOiunb zu fiißren ... bie letzten 3 üge zu tun, bic fie
in bas ßanb gliicflid)er Sräume bringen füllten. Sfd)ung
Fu mar zufrieben. 3 cbe ßier geraueßte pfeife brad)te
ißm ein blanfes Golbftüd oon ben bemäßrten allen
Gäften . . . oiel größere Beträge oon benen, bic zum
erften 9flalc famen, bie erft eingefüßrt mürben ober jid)
felbft einfüßren mollten.
3eßt begleitete ber Wirt bienernb unb frieeßenb Gollin
Gameron unb beffen Begleiter, ein gelbfcßmarzes $alb»
blut, in ben 9iaum.
„Gs tut mir feßr leib, 93tr. Gameron . . . alle STojen
ftnb befeßt . . ."
Gollin Gameron blieb zögernb mitten im 9iaume
fteßen. Gin ßalbunterbriicfter Fludj fam über feine
Sippen. Gein 33licf glitt über bic Gäfte, bie ßier als bic
miüenlofen Gflaoen einer 3)roge unb einer Beibenfdjaft
auf ben Riffen lagen.
„ . . . Sterbammtes ^aef! . . . SBerfoffeitts flumpen»
gcfinbel . . ."
Gr maeßte eine 93emegung, als ob er ben näcßftcn mit
einem Fußtritt oon feinem Bager ßinabfcßleubern molle.
0er Wirt beutete einlabenb auf einen unbefeßten Sifd)
in ber 9Ritte bes Raumes. Gollin Gameron fragte:
„Wer ift ßier?"
„9hir alte 33efannte! Gidjerc Beute! . . . Gie
fdjlafen alle. Ginb im fiebenten ^arabiefe. 9)iau fönntc
fie ßinaustragen, oßne baß fie es merfen."
9iod) einmal ein furzes Überlegen. Stomt ließ fid)
Gollin Gameron an bem SUHtteltifd) nicber unb lub
feinen ^Begleiter burd) eine Hanbbcmegung ein, bas
gleid)e zu tun. 0er Wirt brad)tc ißnen felbft beit
frifd)en See. 0ann 30 g er fid) feßeu zuriief.
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© i C ®ocfec
Kummer 31
6eite 730
Golliit dameron fd)toicg. SDTit oerä<gtIid)cm £nrf)clrt
beobaegtete er einen ber SRaudjer, ber es nod) einmal
oerfud)te, bie pfeife an bie Sippen 3 U bringen, ©ie
Kräfte bes Cannes reichten niegt megr aus. Seine
klugen, grog unb glafig, ftarrten empfinbungslos in
ben Sftaum. 3 egt Heg er bie pfeife fallen unb fan! ber
Sänge nad) auf ben ©iman guriief. ©ie öligen fcgloffen
fid), unb ein gliidlicges ßäcgeln niftete fid) in ben aus=
gemergelten 3ügen bes SHaucgers ein.
(Eollin dameron martetc gebulbig, bis auef) biefer legte
SRaud)cr fteger in bent $afen ber SBerougtlofigfeit ge*
lanbet mar. ©ann eröffnet« er bie Untergattung.
„Was SNeues?"
„Sftein, SDtr. dameron. Sie gaben mogl bie legten
$lrtifel in meinem SBIatt gelefen. Waren fie nidjt gut?"
„Sie maren gut. Qlber non nun ab mug ein anberer
©on angefdjlagen merben."
„STCod) fegärfer? SBergeffen Sie nidjt, bag iliein SBlatt
fegon fegt in defagr ftanb, unterbrüeft gu merben."
,,©ic Wagl 3ofua SBorbens ift ocrfd)oben!"
„SBerfcgoben! Warum? . • . din böfes 3cicf)ea . . •
SBcrrat?"
„ds !ann niegt anbers fein."
din fd)merer ftlud) tarn aus bem Sttlunbe bes anberen.
©anad) feine groge.
„Was nun?"
,,©as frage icg Sie."
„©ann mug eben ätfe* anbere aud) uerfdgoben
merben."
„^lusgefdjloffen!"
©er anbere pfiff leife burd) bie 3 ögne unb tniff bie
fcgmalen Scgligaugen nod) enger gufammen. ^riifenb
bliefte er in bas deftd)t dollin damerons, in bem fid)
ftarfe drregung malte.
„3gre Worte fmb bunfel, SDtr. dameron. ©as eine
fällt mit bem anberen."
„Steinl ©as barf es niegt!"
„Wgl . . . Wegt ber Winb bager? • . . Silber unfere
gitgrer merben nid)t mitniacgen."
„©ann merben anbere bie gügrer fein! • ♦ • diner
baoon Sie!"
©er anbere fan! in feinen Seffel gurüd. ©ie fleine
gigur oerfegmanb faft in ben Sßolftcrn, mägrenb er bie
Hanb an bie Stirn legte.
„ds mirb nid)t gegen, SDk. dameron. ©ie Waffen
merben uns nid)t folgen."
„ 3 u 9 e 9 e ben! ©ie groge STRaffe ber Sdjmargen nid)t.. •
bas geigt, niegt fogleid) . . . Silber fmb Sie fug ber
Hafenarbeiter fieger? . . . SHuf alle gälle?"
din übles drinfen lieg bie üüqe fdjmarggelbcn
Halbblutes nod) abftogenber als gemögnlid) erfdgeinen.
JäJttt genügenb . . . fo etmao . . ." feine Hänbe
mad)ten bie SBemegung bes delbgäglcns . . . „unb bem
nötigen Wgisft) . . . 3a!"
„Wie ftegt’s mit ben SDTorton=Werfen?"
„©as !ann id) niegt fagen. Silber ... ber gitgrer . . .
ift empfänglid) für . . ." Wiebcr ooUfiigrten bie Singer
bes Spred)enben bie SBemegung bes delbgäglcns.
„ 3 d) merbe mit igm reben. Wie ftegt’s mit ber
fd)margen Unioerfität? 3 gre Organifation ift bie befte.
3gr SBeifpiel mürbe groge Wirfung gaben."
„©ie jungen Hiftföpfe mügten fteg bei gmetfmägiger
SBeganblung mogl gebrauegen laffen . . . din gefdgieft
infgenierter Streit mit ben meigen Stubenten . . . dut
ausgemalgt unb fräftig breitgetreten . . . Dilles im
ciegtigen Moment . . . ©as bürfte genügen."
„All right! ©ie Arbeit in Sri 5 * 0 lege id) in 3g?e
Hänbe."
©er anbere fd)mieg. Silber feine Sllugen blinzelten be=
gegrlid) nad)- ber Stelle, an ber fid) dollin damerons
SBrufttafcgc befanb, unb feine SDliencn fpraegen eine
berebte Spradjc. dollin dameron rig ein Sdjecömd)
geraus unb reichte es feinem degenüber.
„Wie goeg?"
„ 3 n jeber Höge!"
©as drinfen auf ben 3 ügcn bes anbere;:. lecbrefterte
fug. Seine ginger umflammerten bas SBucg, unb im Situ
mar es oerfdjmunben.
,, 3 d) fagre geute naegt nad) ßouifiana, um bort meiter
3 Ü arbeiten. SDleine ^Ibreffe fennen Sie."
din liefen bes anberen. 9tod) einmal lieg doüin da=
meron einen SBlicf auf ben. SRaum unb feine trunfenen
3 nfaffen gleiten, ©ann fegritt er mit feinem ^Partner
bem SHusgang 3 U. 3 gre <5d)ritte oerflangen auf bem
Slur.
Spiöglid) blieb dollin dameron ftegen unb fcgltdg leife
mieber bem eben oerlaffenen demad)e gu. SDlit unenib*
lieget* SBorfid)t fdjob er ben Vorgang um menige SDlilIi=
meter gur Seite, bag fein SJluge eben ben Süaum über=
bliefen tonnte. Dilles mar noeg genau fo, mic er es oer=
Taffen gatte. SHls er fid) umbregte, ftanb ber gelbe TOrfc
fagenbucfelnb oor igm.
„Sülles in Orbnung, Sülr. dameron. ©ie ©oten auf
bem $tird)gof gaben feine tauberen Ogren als meine
däfte."
^Bägrenb dollin dameron bem SHusgang ^ufdjritt,
fegrte ber SIBirt in bas demaeg guritef. Sein SHuge blieb
an einem ^Beigen gängen, ber in tiefem Sd)laf ber 'Banb
^ugefegrt balag.
,,©u Sogn eines Scgafals! . . . ©einctgalben gat
©fegung Su eine böfc Stunbe gegabt. ©u bift ja feiner
oon meinen Stammgäften . . . für bie id) mid) oerbürgt
gäbe ... ©u folift es mir besagten."
Ungörbar feglid) er auf feinen SHjfoglen auf ben
Sd)läfer gu. sprüfenb glitten feine Hänbe über bie
Äleibung bes ©aliegenben unb tafteten nad) ber degenb
ber SBrieftafd)e.
SBon einem Sauftfdjlage getroffen flog er bis in bie
SERittc bes Raumes ^uritef.
,,©u Sogn einer gelben H^nbin, begaglt bift bu ftgon
im ooraus!"
ds mar Wellington 505 , ber bei biefen Worten oon
bem ©iman auffprang. ©od) beoor ber SBerid)terftattcr
ber dgicago Sßreg ben Ausgang erreid)en fonnte, gatte
fid) ber Wirt fegon mieber aufgerafft, din ©ifeg flog
Wellington goj empfinblid) gegen bas Scgienbeiru
Scgon mar ber Wirt braugen unb lieg einen gellenben
spfiff ertönen.
Wellington fioic ftürmtc igm naeg. Silber es mar nidjt
ber dang nad) ber oorberen ©eeftube, fonbern ein
anberer, ein oiel längerer unb minfliger dang, in ben
er geriet unb bureg ben er bis auf ben H°f gelangte.
Hier fag er fid) plöglicg oon allen Seiten umringt.
Wellington ft°£ mar gut gebaut unb gut trainiert
SRad) red>ts unb Iinfs teilte er folibe fjauftfcgläge aus,
brad)te gier unb bort einen Söteiftergriff bes ©fcgiubfcgitfu
gur SHnmenbung unb bagnte fid) über taumelnbe unb
ftögnenbe gelbe Körper feinen Weg.
^ilber er mar in einer SDie ©ür gum SBorber^
gaus mar oerfd)loffen. dine Sölöglid)feit, fie aufgu^
bred)en, nid)t oorl)anbcn. SBon allen Seiten fcglojfen
[teile Wänbe ben Hof e * n - ^ ur ari e ^ ner Stelle fiigrte
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Kummer 31
0 i c gB o d) e
SetU 731
an ber Wanb bes STCebenßaufes eine fcßniale Stiege
empor. (Er ftürmtc fie f)inan unb lanbete atemlos auf
bem flauen ©aeß bes 9tod)barßaufes. (Eßinefifdje
Wäfcßer betrieben ßier ißr (bewerbe.
^usgefpannte ßeinen ... mit 3öäfd^eftliefen be=
ßängt . . . allerlei 3 u ^ r unb 93ottid)e . . .
(Einen Slugenblicf blieb er feßnaufenb fielen unb
blicfte fid) orientierenb um. ©er Wiblidf eines gelben
Kopfes, ber ftd) über bie ©aißfantc feßob, mahnte ißn
an feine Cbegner. 93or einem plößlicßen träftigen ftuß*
tritt widj biefer Stopf 3 urücf. *3lber ein SBltcf über ben
©aeßranb belehrte Wellington $o£, baß bie Stiege bis
hinauf gum ©ad) bereits bief^t mit (Selben befeßt mar.
Sudßenb faß er fidj naeß einer geeigneten Waffe um.
6 ein SBlidf fiel auf einen jur $älfte mit Waffer gefüllten
Wafdß 3 uber.
3n ber näcßften Sefunbe ßatte er jene 3 toeite ©gno*
tßermtube 3 fen-
branbts ßeraus»
geriffen unb in
ben 3 ubcr aus*
gefcßüttet. 6 o
fcßnell toie mög*
lief) 3 errte er ben
3 uber über bas
©ad) bis 3 ur
6 tiege ßin. Sdjon
ftiegen gewaltige
©ampfwolfen
aus bem SBotticß,
feßon trafen eini*
ge Sprißer bes
fiebenben Waf»
fers feine $änbe
unb oerurfaeßten
an ben ©reff*
fteHeit große
SBranbblafen.
©ann war es
geglücft . . . ©er
Snßalt bes SBot*
tießs über bie
6 tiege ßinabge*
goffen.
(Ein Scßrei bes
(Entfettens . . ein
tierifeßes brüllen
oermifeßt mit bem Zimmern Sterbenber . . . belehrte
ißn, wie bas ©gnotßerm gewirft l)atte. 6 d)on war ber
gan 3 e §ofraum in feiner ©iefe ein einiges wogenbes
©ampfmeer, in bem fid) nichts mel)r erfennen ließ. Sd>on
ftrömten bie ©ampfwolfen weiter empor 3 ur hoppelten
unb breifaeßen §öße bes Kaufes, wäßrenb bort unten
bas Ießte Wimmern erftarb. Scßon mifeßte fid) bren 3 =
Iid>er Qualm in ben Wafferbampf. Scßon ^uefte es
feurigrot aus ben wogenben weißgrauen SJiaffen.
©as Saus, auf beffen ©aeß Wellington ftoj ftanb, war
nießt aÜ 3 U ßod). Wit fcßneüen (Griffen ^attc er bie
Wäfcßeleine gelöft unb um einen Sßfoften an ber Korber*
feite bes Kaufes gefeßlungen. Seßnell glitt er an ißr
auf bie 6 traße ßinab.
(Er faß fid) um. (Ein Heines, ißm unbefanntes Seiten*
gäßdjen. ^lufs Seratewoßl lief er barin entlang unb
erreichte bie £auptftraße. 9facß einen ©lief rücfwärts.
Jyeuerloße feßlug 3 um Simmel, wo bas ©eeßaus ge*
ftanben batte-
ßangfam glitt bas Scßiff Sfcnbranbts flußabwärts
ber SJlünöung bes 3li &u. Scßon 3 ogen fid) bie mäeßtigen
Scßilfßorfte 3 U beiben Seiten bes Stromes weitausein*
anber, unb unmerfließ oermifd)ten fid) bie Wellen bes 3Ii
mit ben Waffern bes ©talfafcßfees.
Streifcßenb ftiegen gan 3 e Schwärme oon Wafferoögeln
empor, bie ber Sturs bes Scßiffes in ißrer ^Ibenbruße
ftörte. 9tofig flimmerte bas ßelle Sefieber ber taufenb
unb aber taufenb ©ögel in ben Strahlen ber finlenbcn
Sonne. Wie bießter grauer ©unft ftanben Wgriaben
oon Sflücfenfd)wärmen ba 3 wifcßen unb broßten bie
Sonne 3 U oerbunteln.
Cbeorg 3 fenbranbt ftreefte bie £anb naeß einem $ebel
aus. (Ein tuqer ©ruf barauf, unb automatifcß fcßloffen
feine Sa 3 efenfter bie Sabine.
(Er leßnte fid) rußig in feinen Seffel 3 urücf. 9toa)
trug er ben Sefellfd)aftsan 3 ug, in bem er ben gan 3 en
©ag bie offi»
3 ieHen (Empfänge
ber 3 aßllofen
(Säfte aus allen
Weltteilen mitge*
mad)t ßatte.
Seine dienen
oerrieten (Ermü*
bung unb 3 eig»
ten, baß bie 9In*
ftrengungen bie*
fer 5 «ierlid)feiten
felbft für feine
eifernen Heroen
reefjt reießlid) ge*
wefen waren, ©a
er außer ben
wid)tigften euro*
päifcßen aueß
meßrere afiatifeße
Spracßen be=
ßerrfdjte, war
feine ^erfon bei
biefen (Empfängen
gansbefonbersbe*
anfprueßt worben.
So war er gern
bem 93orfd)lage
oon Wellington
fto£ gefolgt, eine
Slbenbfaßrt oon Wicrnp 30 m ©alfafeßfee 3 U unter*
neßmen, um ßier in rußigen Stunben wieber
(Erßolung unb Stärfung für bie Strapa 3 en bes fommen*
ben ©ages 311 finben. ©enn bie ßeutigen (Empfänge
waren ja nur ber Qluftaft für bie großen fteierlicßfeiten
bes morgigen ©ages.
$on morgen ab foDte ber mädßtige, oierßunbert
Quabratmeter große ©alfaf<f)fec ein neues widriges
Colieb in ber ft'ette ber Unterneßmungcn ber (E. S. (E.
werben. 3 n feierli^em $Ifte, im ©cifcin oon fiißrenben
SDtännern aller Staaten ber Welt follte bem See bie
©pnotßermmenge einoerleibt werben, bie feine Waffer*
mengen in ©ampfform in bie ßiifte jagen mußte, ©er
^lan ging baßin, bie oielen ßunbert 9ftilliarben ^ubif*
meter Waffer, bie ßier bie Scßale bes Sees füllten, als
frueßtbaren liegen nad) 9torben unb 9iorboften 3 U
fenben. 3 n feiner gansen Sröße fonnte er ni(ßt aus*
gefüßrt werben, folange bem See bie oerftärften 3uftüffe
aus bem cßinefifdjen (Gebiete feßlten, bem Slibreiecf.
„Sommerglut“, Originalradierung von Max E. A. Richter
Mit Genehmigung des Kunstverlages B. Fröhlich
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«Seite 732
0 i e gs 0 cb e
„©eine Einrichtung mit bicfen Vtiicfennetten ift
3 wcifellos ohne ©abcl, Seorg. Vteine 3^ arrc ift macht¬
los gegen fold)e Vtosfitomcngen . . . Steh nllr / mie
bie Jenfter fd>on baoon bebeeft finb . . . Eine ganje
Sd)icht . . 3a . . . bas h^ßt • * • auf biefc Weife
fehe id> ja nichts mehr . . . unb um 311 fel)en bin ich
bod) hierhergetommen.
Öeute nad)t noch muß mein erfter Veridjt nad) Ehicago
gehen. W 03 U hätte id) benn ben Manager bes (langen
3 um ftreunb, wenn id) nid)t fd)on heute als gefd)ef)en
melbcn fönnte, was morgen erft gefebieht. ©ie Vtanu-
ffripte ber Sieben I>aft bu mir ja fd)on 3 ur Verfügung
gefteUt."
„Saft bu esfamotiert, mein ßieber", warf 3 fenbranbt
irotfen ein.
„ftehlt mir nur nod) bie Kenntnis ber Stätten, an
betten [ich olles abfpielett wirb . . . Vbct by Jove, cs ift
wirtlich toum nod) uxts 311 fel)cn. §ol ber Teufel bie
Vtiicfenbrutl"
Wieber griff 3 fenbranbt ttad) einem Sd)alter unb
fprad) non feinem ^laft aus leichthin ein paar Worte,
ftaft im gleid)en Vtomcnt hob fid) bas Schiff leidit oon
ben fluten ab. Währenb bas Waffer nod) oon feinem
Kiel tropfte, reefte es 3 toei meite Schwingen aus unb
ftrich uüc ein gewaltiger Vad)toogel über bie Sccfladje.
Sd)nell oerjagte ber frifd)e ftahrwinb bie umoillfom*
menen Säfte. 3n freiem Vusblicf tonnte Wellington $o£
ben See unb feine fiiblid)en Ufer Uberfchauen.
„Ein wunberbares Söilb, Seorg. Wir fehen es heute
bas leftte SCRal. 3 d) fattn begreifen, baß bu ben ftlug
hierher fd)on öfters 3 U beincr Erholung gentad)t l)aft. ©ie
bunfelnbcn $luten mit ben rofigen Sichtern ber Vbenb»
fonnc. 3m Often bie unabfehbarett Vohrl)orfte. Ein
Vilb, bas jebes Vtalerauge ent 3 ücfcn muß. ©aju bie
wohltätige Vul)e einer unberührten Vatur. Wie fdjabc,
baß bas alles uerfdjwinben muß! Sd)on morgen werben
es ewige 9tebel unb Kämpfe oerhüllen . . . ©od) eins,
Seorg. ©ie ftrage brennt mir fd)on feit langem auf beut
Se^eit. Was id) bei itnfcrer lebten Jyahrt in ber Steppe
erlebte . . . Was id) in geling fah . . . ift battad) bas
alles hier nod) notwenbig?"
,,3d) habe bid) einen tiefen Vlicf in meine harten tun
laffen, alter ftoj, roeil id) beitte Verfdjmiegenheit fettne ...
©eine ffrage ift att fid) bered)tigt. © 0 dj anbere Srüitbe
fpielen mit, bewegen ntid), bas gefd)ef)cn 31 t laffen, was
morgen gefd)iel)t."
Währenb Cncorg Sfenbranbt fprad), fd)ien alle Vbfpan=
nung oon ihm 3 U weichen. Er erhob fid) unb fdjritt in
ber Sabine hin unb her.
„©as Programm für ben morgigen ©ag würbe früher
erbadjt als bas, was bu gefehen. ©as Programm auf*
3 ugeben, wäre in boppefter öinfid)t oerfehrt. So gut
fommt bie (Gelegenheit nie wieber, bie klugen bes Vtutter*
lanbes Europa auf uns 31 t rid)teit, bie wir hier im fernen
Often als Pioniere ber weiften klaffe tämpfen. öter
werben feine Vertreter mit eigenen klugen feften, wie
groft bas Wert ift, weld)e Vebeutung es für Europa
hat. Serabe hier fallen bie öerren ©iplomaten fehen,
wie wichtig bie 3lifrage für uns ift. Unb bann ... bie
(Selben . . . mein lefttcr ©rümpf mufi bis 311 m Icftten in
meiner öanb bleiben. 3 ft ber einmal ausgefpielt, bann
mag auch ber See fein altes Vusfehen wieber gewinnen!"
Währenb E>eorg Sfenbranbt fprad), ging bas Sd)iff
wieber bis auf ben Seefpicgcl hinab, Sangfam näherte
es fid) einem gewaltigen, bojenartigen Körper, beffen
yiaffiger stumpf fief) filbergrau oon ben fluten abl)ob.
Unheimlich, frembartig unb brohenb wirftc ber iKJj^
Vtetallförpcr an biefer Stelle. Wellington <Joi;
3 werft.
„«Ifo hier fdhwimmt ber Vtorber bes Sees." Sdjon
hatte er ben photographifd)cn Apparat gerid)tet. Eine
Seud)tfugel entfd)webte feiner £xtnb, ftieg empor unb
babete bie Sanbfdjaft für ben taufenbften ©eil einer Se=
funbe in einer überfülle ultraoiolctten Siebtes.
„Slud) esfamotiert, mein lieber E>eorg! Vun weiter,
31t ber Stranbtan3cl hin, oon ber jte morgen bie Seichen»
reben holten werben."
Coeorg 3fenbranbt lad)te. „©eine ameritanifche treffe
wirb hier beffer oon bir bebient als bamals in geling.
Übrigens, unter ben amerifanifchen Säften ift aud; Wr.
JJrancis Saroin."
„Vebft ©oeftter!"
„W), bu weiftt fd)on, fflauer 5ud)S?"
„Verabrebetermaften."
„SÖiit ihm ober ber ©od)ter?"
„Wo benfft bu hin. ©er 9 Ute oerhält fidj bauernb ab»
Ichnenb. Vielleicht werbe id) hier einen Speed) mit ihm
haben, burd) ben bie Sache enblich eine anbere Wenbung
befommt."
„(Gehört er nid)t bem Weiften Orben an?"
„Seiber neinl Sonft würbe er jeftt fdjon anbets oon
mir benfen. Sein ali3u reger Sefchäftsfinn Iäftt ihm feine
3 cit für 3 bcale. Sonft wären feine Sieblungen an ber
Sierra Veoaba nid)t 3itm ©eil in fcftwar3e §änbe ge¬
raten."
„Vrnter gbj!"
/ „kleine Urfad)e ba3U. Keine Vange um mid), (Georg!
Vlit bem eilten werbe id) fertig. Vber bu? öaft bu
9 tad)rid)t oon Vf)meb über Viaria?"
©ie 3 üge Sfenbranbts oerfinfterten fleh* Schweigenb
fd)iittelte er ben Hopf.
„Vhtt, ö)eorg! Übermorgen fmb bie Sadjen hier 311
Enbe. ©ann gehe id) fclber für bid) fud)en."
* * *
9 lm fteilen, fd)ilffreicn Siibufer bes Sees erhob fidj*
oon nüid)tigcn, blumengefd)miicften ©ribiinen umflanft,
bie Hai^el für ben Jefttag. ©ie Roggen aüer europäi-
fd)en Staaten unb bie Embleme ber E. S. E. 3ierten ben
hochragenben Valfenbau.
Wie cinft um ben ©urm oon Vabel, fo wogten auch
hier alle Voller unb Sprachen ber Erbe burcheinanber.
Ein El)aos oon korben! Vunt waren bie ©rad)ten,
bunt bie E>efid)ter. Reiter ber Fimmel unb heiter bic
SOMenen.
©en gröftten ©eil ber Vefud)er ftellten bie Siebler
aus ben Holonicn ber E. S. E. 3 U ©aufenben umbran-
beten fie bie ©ribitne.
Weiter 3uriicf SDlaffcn ber alten öerren bes ßanbes,
ber Hirgifen. ©ie Veugicr trieb fie wol)l hi er ^, bod)
il)re finfteren Sefiri)tcr oerrieten, baft fie wenig 5 r€U ^e
an biefer 5 e i e ^‘ hotten.
Um bie elfte Stunbe beftieg ber Vräftbent ber E. S. E.
bie S?an3el. 3 c hwtaufenbe laufd)ten feiner Vebe.
3 n fur3en, fnappen 'Worten fd)ilberte er bic Arbeiten
ber Sefellfd)aft oon ihren Anfängen am Vralfee bis
3ur Vtauer bes ©hian Sd)an. Er fprad) and) oon ben
oiclen Sd)wierigfeiten, bie öimmel unb Erbe, Waffer
unb ßuft, 3 citen unb Winbe unb nid)t 3uleftt bie Vien«
fd)en felbft bem Werfe bereitet hätten. Er betonte ben
frieblirfjen 3 ai ccf ber Arbeiten. Wie fie beftimmt feien,
allen, aud) ben früheren Vewol)nern biefer ehemaligen
Wiiftcn nur Vu^en 31t bringen. (Fortsetzung folgt.)
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PRINCETON UNIVERSITY
Radierung von Ludwig Hesshaimer
Aus der Radierungs-Mappe von Ludwig Hesshaimer „Der Weltkrieg — ein Totentanz“. Wiener literarische Anstalt „Wila“
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Original frn-m
PRINCETON UNIVERSITY
cnr>an hat frfjon 9ttenfrf)en
mit einem SUffen ge«
fehen, an beffen Stelle fpäter
ein ^ater trat, aber ein
$unb mit einem Lffen,
menn es aud) nur ein a*
uian ift, ift fcltener. 3nt
allgemeinen galten fid) bie
Stere, bie im ©egenfafc zu
ben Lienfd)en gänzlicff un*
ncrbilbet finb, alfo ibr
bi§<f)en angeborene Klugheit
fief) reftlos bemahrt haben,
mciftens an ihre Lrtgenoffen,
aber nid)t immer. Unb bas
gibt, tDouon ftef) hier jeber«
mann überzeugen fann,
bübfdje SBilbcr. ©äfjrenb
man bas oon ben s Dtenfd)cn,
meun ungleiche Äameraben
mL MW&> ;
" * -- :!r
Gegensätze (Küken und
Frosch) fhot. Kate Hecht
bigcr£anbftra&e mit „Riffen"
unb ,.£narre" auf betn
dürfen in ber 3nfanterie»
tolonne marfdjiert ift, mirb
aud) feine 3n>eifel haben,
ob ber Lolfsmunb immer
bas Nichtige trifft
üttan mu§ bie Stere lie¬
ben. "IBcnn ftc fich unter»
einanber auffreffen moHeit
— unb etliche mollen es
beinahe fo häufig mie bie
SJlenfdjen — bann machen
ftc feine Lebensarten babei
oon Lölfcrocrföhnung unb
Humanität unb ziehen feine
^rofefforen za ber (5e-
fd)id)tc zu. 6ie mollen auch
fchliefclid) nicht mehr als
fatt toerben. brauche ich
erft zu fagen, ba§ cs bei
ben 9Jtenfd)en anbers ift?
3ch möchte mal fehen,
, r . c- .. menn unter uns ein ßebe»
fT kei ? F T u l terncid , toefen, bas einer ßömin oer»
(Junger Lowe und aIcid)faat mäte( unb ein
r oxtemer) £>„„& beim tfuttenmpf g«.
fantmenfommen mürben —
id) glaube, ber^unb mürbe nicht oielLrocfen erhalten,
felbft aber halb auf ber Speifefartc feines unglcU
cheu .^ameraben ftehen. (Es fann aud) ber Sräitfeimer
6nie. 735
stummer bi
tho Käte Hecht
Unerwartete Begegnung (Igel und Dohle)
fein. Cf Icfcml unb (fiel
leinten in größter $\anterab-
fd)aftlid)fcit. Bir tüiirbcn
bas oielleicht für buntm fjfll--
ten unb ben (Siefanten einen
„(ffel" nennen. 9lbcr id)
glaube, n)ir hätten unrecht,
bettn es fd)iuerft beiben unb
xnirb ihnen mol)l and) gut
befontmen. Unb mehr [oll
eine 3Ral)4eit unb ein
Druttf aud) nicht. Bir foll-
ten uns oiellcicht fogar ba--
ran ein 'Betfpiel nehmen, bie
Böller unb bie 3 ubioibucn.
Slber mir hüben es leiber
nod) nicht fo roeit gebracht
roie bie Dicrc. Unter ben
SDRenfchen barf ttod) immer
nicht bas junge ütel) mit
ben Jpunben jufammen fein
unb frieblid) fpicleu, es
lönnte fonft mas erleben —
ftehc iRuhrgebiet.
Bonn roir Benfdjen bod)
nicht fo fchrccUich cingebilbet
toären auf (Sifenbahn unb
Telegraph, auf SRabium unb
2 uftmafd)ine, auflanfs, gif¬
tige (f>afe unb roas fonft
grofjc (frfinber ge [.haften ha¬
ben. Benn mir lernen moU*
ten auch üon ben Vieren.
ber bas fällt uns nid)t ein,
baflu finb mir oiel au
bodjuäfig. Bas mögen tool)l
bie Diere oon ben iüenfehen
halten, bei benen fie fo aller*
Iiebfte Svenen, mic mir He
hier fehen, nur fel)r, [ehr
feiten beobadjteit? 'Das
heißt, id) bin nicht neugierig,
fd)ön mirb es bod) auf teilten
Jyall fein, (fs ift gut, Cafe
fte ihre (bebauten, meint fic
meld)e haben, für firi) bchal
ten, id) oermute beinahe, fie
tuu’s, meil fie oon altershcr
ben SOIenfchen fo tennen, mie
mir il)n erft in beit leßteit
fahren tentten gelernt haben.
'Bit Hab bod) 311 uttgleid)c
ftanterabeit.
Dr. Max Pollaczek
Links: Der Afte als
Kindcrfräulein
Herzliches Hinvernehmen (Eleiant und Esel)
Original frnm
PRINCETON UNIVERSITY
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(Seite 736
0 i c * 8 $ o cb c
Kummer 31
Prunkwagen König Ludwigs II. 1870/1871, nach dem Entwurf von Franz Seitz in München gebaut
AUS DEM NEUEN MARSTALL-MUSEUM IN MÜNCHEN
ln der früheren Holreitschule in München, dem. stattlichen Monumentalbau Klenzes, wurde ein neues Museum — die
Hofwagcnburß und Sattelkammer — eröffnet, das wegen seiner Reichhaltigkeit an historischen Wagen, Schlitten und
Geschirren nach der Ansicht der Kenner die umlangreichste Sammlung dieser Art in Europa ist.
Jagdschlitten mit Diana, aus der Zeit des Kurfürsten Karl Albert. Reitausrüstung, vermutlich zum persönlichen
Wahrscheinlich Arbeit des J. W. Straub um 1740 Gebrauch des Kurfürsten Maximilian I (1597-1651)
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Original frorn
-.ERINQETQN UNIVERSITY
wLi
Stummer 31
© { e <38 o ch e
Seite 73'
(Ein tnÖt'amfcf)e£ Safyretffeft
Mit liint ühotoqranhischcn Aufnahmen
Ein T rommelschlä=
ger der Tänzer
Rechts oben : Auf¬
marsch zum
Festtanz
Rechts: Der Flö¬
tentanz der Ind -
anerfrauen
C^rofc bes fteten
^ Vorbringens ber
Reiften, ber„Vleid)--
gefidjter", fjaben
ftd) einige 3nbiaiter=
ftämme im 3mtern
bes Qmcritanifcfjen
fteftlanbcs it)re al*-
ten Sitten unb ©e»
motjnfjciten be=
roafjrt. Sje tjängen
au ifjreu ©öttern,
an bcu Vräud)cit
ihrer Vorfahren
unb feiern bie üb--
Iidjen fteftc in
hertömmiiefjer 3öei=
fe. So begeht ber
Smoti--Stamm
aüjätjrlid) ein Som*
merfeft, bas aus
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Original frarri
PRINCETON UNIVERSITY
ceitc 738
W \ C <2)6 o CD e
Kummer £*
Bei der Verteilung des Kornbranntweins
Rechts: Der Priester eröffnet das Fest mit einem
Schlangentanz
mehreren ocrcmonicu beftebt ©en ipauptteil biIbenoerfd)icbeite
Scin^c. ©er eine foll ben Sraurn bcs meinen Cannes non ber
Eroberung bcs neuen Weltteils barftellen, ein weiterer ift ber
"Bitte um Siegen unb ftrud)tbartcit getuibmet uftu. (Ein ^riefter
eröffnet bie fteftlicf)teit mit einem Schlangentanz, unb ©rommcl--
fd)läget begleiten bie län^c ber nermummten Cöeftaltcn. Sind)
bie inbianifdjen grauen unb SDiäbdjen beteiligen fid) an biefen
©arfteUungeiu ©en jpöbepunt't bes Heftes bilbet bie Verteilung
bes „SeuertDaffcrs", eines ziemlich harmlofen ftornbrannt*
metns, mit öefien Cbenub bie allgemeine „ftibelitas" beginnt.
Schlup des redaktionellen Teils
ALS FLÜGEL oder PIANO
MIT 3 SPIELARTEN.*
TASTEN-PHONOLA"
ELEKTRISCH
BERLIN W. LEIPZIGERSTR.IIO
HAMBURG • LEIPZIG • DRESDEN-
CÖLN • WIEN - AMSTERDAM • HAAG
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Original ftorri
PRINCETON UNIVERSITY
Umttm«* 32
Berlin, ])« 2iuaufi 1923
2 5* 3<i br<um<i
, Im Sumpf“, Lithographie von Karl Sturtzkopf
öetn äfbarunb enfaeaeti
33on ©eh. :ftaf prof.
s toirö gemiinfd)t, ich möcf)te mich über bie Sage aus»
fprecfjen. 3d) glaube, biefem üBunfchc willfahren
gu fallen; hanbelt es ftd) bod) um bie Slot bes ükiter*
lanbes.
3ebermann fühlt biefe Ütot. S)ie greife ftetgen ins
Hngemeffene. S)ie Üteidjsrcgicrung forgt für bloten. (Es
fteht aber bie 3 e ^t uor ber Siir, wo man aud) mit ben
fdjönften ütoten, unb wenn fle nod) fo utel Ütullen auf=
weifen, uergebens bie Säben betreten wirb. S)ie 3nl)aber
werben erflären, baß fie nicht uerfaufen fönnen, weil
fie ÜBaren nicht mehr haben. S)enn wir fönnen uns aus
(Eigenem nicht ernähren unb nid)t fleiben, im ÜBinter
aud) nicht oor ber Stätte fd)iißen. Üttir fönnen uns aud)
nicht mit Ütußlanb tröffen; Üiußlanb uermag bas. Uns
fehlt es an $orn, an gleifd) unb ftett, an ÜJfild) unb
(Eiern, an Seber, Baumwolle unb Üöolle, feit ber Ütuljr=
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£>r. ©ietrid? <5d)äfer
befeßung unb bem oberfchlcftfd)en Ülberlaß aud) an tfohle
unb (Eifen. ilnfere Bahnen fahren mit englifcher 5tol)le.
üöomit fallen wir zahlen? 'iBor bem Kriege beefte unferc
3nbuftrie ben Sebarf an unentbehrlichen üluslanbs»
waren, beefte ihn reichlich- 6ie ift jeßt rcblich bemüht,
bie uerlorcnen ültärfte wicbcr zu gewinnen; aber außer*
orbentlich erfd)werter üiohftoff bezug, bie nad) aüen
Ütichtungen l)tn zerrütteten ^Irbeitsuerhältniffe, bie $ef*
felung ber Ü$ertragsfreil)eit burd) ben ^erfaiüer ^rieben,
bie unheimlich fid) fteigernbe $lol)lcnfnappheit unb fonft
Hemmungen aller Ülrt feffeln ihre Sätigfeit. Wxv führten
3ucfer aus; wir erzeugen jeßt mit üftiihc genug für ben
eigenen Ü3cbarf. $on unferen ^alifcf)äßen ha^en wir
einen wefpntlid)en Seil uerloren, wie non unferen (Erzen.
Slann man bas Unentbehrliche nont Ühtslanbc faufen mit
bem Sßapicr, bas man jeßt in 5>eutfd)lanb (Selb nennt?
Original from
PRIiNCETON UNIVERSITY
«Seite 740
© I e 38 o cb e
9? ummer 32
(Ein Riinifterfoüege verlangte in biefen ©agen ootn
Rcicßsfanzler, er möge ©eoifen begaffen, „kann id)
Armeen aus ber (Erbe ftampfen? SS>äd)ft mir ein Horn*
felb aiif ber fladfjen §>anb?"
©as alles ift fo flar, baß man benlen füllte, jeberntann
müßte cs begreifen unb ftd) banaeß ßalten. ©ir mären
unter ber Sofung: „Haifer unb Reidj" ein woßlßabenbes
Rolf geworben unb ßatten uns gcwößnt, entfprecßcnb zu
leben. ©ir finb jeßt Rettler unb oerßalten uns wie
oerarmte heieße, bic fieß in bie Rettberung ißrer Rerßält*
niffe nid)t zu feßiefen wiffen. Unferc Regierungen — im
Reid) wie in ben Sänbern — feßaffen Stellen über
Stcüen, feßen in Rußeftanb naeß Sd)ema F unb ergeßen
fid) in meßr ober minber foftfpieligen „Reformen", bie
bewäßrten (Einridjtungen ben daraus maeßen. 3n alles
foU ein „neuer (Seift" ein^ießen; wer non „Rergefell*
feßaftung", oon „Rrbeitsgemeinfd)aft" fprießt, feßießt ben
Rogel ab. Rls wenn nießt non jeßer jebe auszekßnenbe
Sciftung auf ber Rerfönlicßfeit berußt ßätte! ©er (Ein*
Zeine, ber burd) bic Umwälzung emporgeßoben würbe,
ftellt ftd) möglicßft breit an bie Strippe, wäßrenb ber
Rtaffe, als beren ftiißrer man emporgefomtnen ift, jebe
^orberung bewilligt wirb. Ron ber gcmößnlicßften
§anbarbeit ausgeßeitb feßt ftd) bie Soßnftcigerung bureß
alle Reamtenf laffen bis zur ßöcßften fort; baß biefes Rer«
faßren unoermeiblid) zur nölligen (Entwertung unferer
3aßlungsmittel fiißren muß, fießt man nid)t ein. Rtan
begegnet ben Röten bes Rugenblicfs. ©abei ftnfen Rtil*
lionen unb aber Rtillionen ber beften Rngeßörigen un*
feres Rolfcs unrettbar ins (Elenb ßinab unb mit ißnen
bic oorneßmften Präger beutfeßer Rilbung unb Seftttung.
©ie 3^ftreuungen unb Rergnügungen, bie feßt befon*
bers gangbar ftnb — jebermann fann fte aufjäßlen —
beweifen bie zuneßmenbe Rerroßung. Rtaßgebcnb ift ber
(Sefcßinacf breitefter Rtaffen. ©ie fönnen jeßt ja aueß am
eßeften be^aßlen. ©ent Rublifum wirb geboten, womit
(Selb oerbient wirb. (Es ßat immer (Elemente gegeben
unb wirb folcße immer geben, bie auf bas (Scmeine im
Rtenfcßen fpefulicren; fte ßaben ftd) nod) nie fo in ben
Rorbergrunb gebrängt wie nad) ber Reenbigung bes
Hrieges. ©ie Unfid)crßeit bes Rcftßes ßat eine Spefula*
tionsfudjt geweeft, bie oergiftenb wirft.
Unb bäs alles, wäßrenb bas ©cutfcße Reicß ausgefcßal*
tet ift aus ber Reiße ber felbftänbigen Staaten. Sein
Recßt wirb mit fyiißen getreten halb oon biefer, halb oon
jener großen ober fleinen Rtad)t; antworten fann es nur
mit Rrotcftcn. granfreießs Rrutalität feßreit zum £>iin*
mel; ©eutfd)lanb flagt es aller ©eit unb erhielt im beften
{yoüe ein teilneßmcnbes Rdjfelzudfen, für nietnanben
iiberrafrijcnb, ber oon (Sefd)id)te unb Rolitif etwas weiß.
(Es ift nießt bie Rufgabc einer gefunben Staatsleitung,
ben 3 en 1° r 3 U fptclen. ©ec Unred)t leibet, ntöge ftdt
felber ßelfen; ein dritter fann nur eingreifen, wenn ißm
jelbft Racßteil broßt. fyranfrcidß weift, nms es will, nid)t
nur fein Staats* unb fein Riinifterpräfibent, fonbern
fein Rolf. (Es ift betn beutfdjen unenblicß überlegen
an ftaatlid)er unb nationaler Reranlaguttg unb oater*
länbifd)em (Entpfinbcn. (Es weiß, baß es ißm nidjt ge*
wad)(en ift, wenn wir uns ungeßinbert entwicfcln fön*
neu. Rtit einer Stellung zweiten Ranges wiü es fid)
aber nid)t zufriebengeben. So muß ©eutfeßlanb ge*
fd)wäd)t, feine (Einßeit oernidjtet werben, Roincare er*
erflärt, baß er beutfeßes Coebiet räumen werbe, wenn
Sranfrcid) be^aßlt fei. ©as ßeißt: Riemais! ©enn er
weiß, baß ©eutfeßlanb ben gorberungen, bie ftranfreid)
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auf Srunb bes Rerfaillcr ftriebens ftellt, niemals wirb
genügen fönnen. Ob ber paffioe ©iberftanb uns rettet,
wirb woßl fdjon eine nießt allzuferne 3ufunft Icßren;
welcße £>inbcrniffe bem aftioen entgegenfteßen, weiß
jeber. ©em Teufel werben Rosßeit unb Sd)laußeü $u=
gefd)ricben; ber ftriebe oon Rerfailles ift ©eufelswerf.
©ir finb burd) feine Reftimmungen oon abgefagten
Seinbcn eingefreift; abgefeßen oon öfterreieß, ber Scßweiz
unb ben Riebcrlanben reeßnen aüe unfere Rad)barn mit
beln weiteren 3 G *full unferer Rlad)t. Heine ift mit bem
erlangten Rnteil am Raube jufrieben. ©er auf ein
wirffames (Eingreifen Rmerifas ßofft, ift ein ©or. (Eng*
lanb weiß, was es wagt, wenn es ernftlicß für uns ein*
tritt; aueß ßat es woßl ein Sntereffe baran, ftranfreieß
ßinabflubriiefen, aber nießt baran, ©eutfd)lanb bau*
ernb zu ßeben. ©as füllen fid) bie (Englanbfreunbe bei
uns gefagt fein laffen.
Sibt es einen Rusweg aus biefer fureßtbaren Sage?
©as weiß Sott allein. Rber zwei ©ingc tollte fid) jeber
©eutfdje, oom erften bis zum Ießten, einprägen. Unfcr
Rolf muß zunäcßft feine fittlicßen Hräfte zur ßöd)ften
(Entfaltung bringen. (Es ift üblid), barauf ßinzuweifen,
baß Rreuften nad) 1806 ftd) bemüßte, ben materiellen
Rerluft bureß geiftige ftörberung zu erfeßen. Unfere
fulturellen, unfere wirtfcßaftließen, unfere gefcllfd)aft*
lid)en Rcrßältniffe finb entfernt nießt fo refonnbebürftig,
wie es 1806 ber fyall war, bie fittlicßen Srunblagen un*
feres Sehens aber unenbließ oiel meßr. 3eber oon uns
ßat Rnlaß, fieß bas gegenwärtig au ßalten. (Ernftefte
Sebensauffaffung, ftrengfte Sebensfitßrung, gewiffen*
ßaftefte (Erfüllung aller Räeßftenpflidßten fmb Rnfor*
berungen ber 3^it an jeben ©eutfdßen, ber nießt ein un*
niißes Slieb am Hörper feines Rolfes fein will, ©aß
im Streben naeß folcßer §altung cßriftlicße Seßre feftefte
Stüße fein fann, ift eine ©aßrßeit, ber fieß feiner ocr*
feßließen follte. Sie ßinbern, ßeißt ftd) an unferent Rolfe
fd)wer oerfünbigen. 3 ur fittlicßen (Ertiicßtigung muß
aber in gleicßer Hraft ber oaterlänbifcße Sebanfe treten.
9®enn ber Sozialismus ftd) nod) ßeute unter bem fyelb*
gefcßrei„3nternationale unb Hlaffenfampf" betätigt, fo
arbeitet er offenfunbig am Ruin unferes Rolfes. (Es ift
fd)wer zu oerfteßen, wie troß aller entgegenfteßenben
(Erfaßrungen es immer noeß ©eutfeße geben fann, bie
eßrlicß an bic Snternationale glauben. Rictnals fann
bie Snternationale bie Scßranfcn, bie bureß bie ftaatlicße
Slieberung gefeßt ftnb, nieberlegen. Rllein in unferetn
Rolfe finb weite Streife oon folcßem R>aßn betört ober
laffen ftd) bureß gefeßiefte §eßer zu ißm oerfitßren. Rlle
gefunben Rolf er entpfinbcn zunäeßft national unb bann
foziar.
(Entmcber genefen wir oon biefer Hranfßeit ober
wir geßen an ißr zugrunbe. Unb erft noeß in Rerbttt*
bung mit ber Sofung „Hlaffenfantpf"! (Es ift rud)los,
inneren Hantpf z u prebigett, wo allein gefd)loffenfte
(Einigfeit uns nod) retten fann. So lange es noef) Rar*
teien gibt, bic bas nid)t anerfennen, ift bie Rusficßt auf
Rettung gleid) null. R3ir ftiirzen ßinab in beit Rb=
grunb, betn wir in ralenber Jaßrt entgegenfaufen. ©ann
ßat es einmal ein beutfd)es Rolf gegeben, wie einft ein
folcßes ber Hellenen. (Es ßat gebaut unb gebid)tet, aber
bie 3 G it b\e es oon ftriebrid) bem Sroßcn bis auf
Risntarcf burd)lebte, war eine (Epifobc. ©ie Sriedtcn
würben Sflaoen ber Römer.
©offen Hnecßtc wir zu werben beftimmt ftnb, fann
jeber feßen, ber feßen will.
Original fro-m
PRIiNCETON UN1VERSITY
9iummcr 32
^ I f <7^ o ch
ecitc 741
'Burg*
fptel t>on $u f*
ftein
Qf uf ber ftolaeit gcfte
v*’ ^(öerolbsecf, ber
ntalerifcßen über 700
3ol)re ölten Burg ober«
l)alb ber bat)rifcf)«öfter=
reidjifdjen (örenaftabt
uffteitt, toerbenin bie«
fern 3oI)te prächtige '
Burgfpielc aufgefüßrt,
beren Beittgetointt bem
Anlauf ber Burg burcf)
bie 6tabt unb beren
(Erhaltung getoibntet
toerben foll.
(Eine 5Un^aj)I fitnft«
begeiftertcr Bürger unb
BürgerinnenSlufftcins,
bie aucf) über eine rerf)t
anfetjnlicße Softs Sße»
Qterblut oerfügen, ßa=
ben fid) in aufopfent--
ber ©eife, auf 2ltt«
regung bes Sirettors Ansicht der Feste Geroldseck, auf
bes grentbenoerfeßrs- Unten: Szene aus dem Burgspiel ,
oereins Remter unb
unter ber artiftifdien Leitung bes Bcgiffeurs am 3»nsbrucfer
Stabttßeater S>r. Blacfat), bereitgefutibeit, bas uom C&öttinger
UnioerfitätsleftorBubolf ßoretta gcbicf)tcte oaterlänbifd)c Burgen»
fpiel „£>err ©altßer ooit ber Bogeltucibc", au bem Jpeina 6d)ioier
eittel)übfd)c, paffeitbeBluft! fompoitierte, im Burghof jeben^ioeiten
Sountag jur ‘äluffüßrung au bringen. 91 n bie 150 Sßcrfonen —
Blättner, grauen, ftittber — unb über 30 "^ferbe bringen auf
biefe©eife neues ßebett
in bie alte gefte, unb
eine 6cf)ar oott 3 U =
f cfjauem ftrömt oon nal)
unb fern regelmäßig
ßerbet, biefes 6piel au
betounbem, ftd) an bef«
fen in ben gegentoär«
tigen Sagen ber beut«
f eßen Bot b oppelt toeiße«
ooüent, nationalem unb
patriotifeßem (E>eift au
erbauen.
®er Burghof, um«
ringt oon romantif d)en
Baftionen, überragt
oon Blauem unb 3t» s
tten, im Wintergrünb
gefrönt oon fdpteebe«
beeften Bergen, bietet
eine gerabcau ibeale
greilidjtbüßne unb ei»
nen bequemen ßufdjau»
erraum. (öefpielt toirb
oortrefflid), obiool)I nur
ber Sräger ber Sitel»
rolle — ber fdjott er«
toäßnte betannte 2)r.
der die Burgspiele veranstaltet werden fAöu?nieIcr
.Herr Walther von der Vogelweide“ ^S'eren feilet fl.vb
Amateure, oott betten
mattere jeßt fogar aunt erftett Blale überhaupt „Sljeater fpielett".
9lbcr faft alle bieten feßr anerfennenstoerte ßeiftungen, unb aüe
oerbienett ehrliches ßob. Bortrefflid) unb feßr toirfuttgsooll
fpiclen ittsbefonbere Boftbircftor gabuttt als Bater bes Burg«
ßernt, bie fd)öttc Burgfrau (grau Btlbi ©eitfeßan) unb bas
feßeinbar febr talcntooüe gräuleitt SUtttta 6appl als 3nngarb.
9lttd) bie Busftattung läßt nichts au müttfcßeit übrig.
Seite 742
® i e Qö o cb c
Kummet S2
< 2öte Zünftler
ftdf) felBft Öarftellen
3)on ftranj ©eroactf
(TXer Zünftler ift fid) felbft
^) bas bequemfte SDtobell.
Sr ift immer *ur Stelle,
immer gebulbig, immer citt--
oerftauben unb immer in«
tereffant. Slu&erbem beait*
f prucf)t er fein «ponorar.
törilnbe genug, bäft Äiinftler
ficf) felbft mit Vorliebe bar-
ftellcn. 93efonbcrs nad)bem
ein fo erlaubter < 2lt)nc rote
SRembranbt itt ausgiebigftem
'üJtafce oorangegattgen unb
Derlei S>epflogenl)cit oom
nafjeltegeitben Sorrourf ber
SelbftgefäUigfeitunb allauper-
icnlidjer Siteltett befreit i)at.
Sind) nufere mobernen
Waler. oott üiebermann unb
Oben. „Selbstbildnis“
von Max Beckmann
Mit Genehmigung des Graph. Ka¬
binetts J. B. Neumann, Berlin W
Links: „Selbstporträt mit
Frau“ von Oskar Kokoschka
Mit Erlaubnis von Paul Cassirer,
Berlin W.
(Sorintf) bis $u £>ecfel unb
gelismüller, freuen oor bem
•©lief in ben Spiegel feines-
roegs aurüd, roenn fie bas
Cöelüfte erfaßt, ein befonbers
eigenartiges 93ilbnis au fd)af=
fen. Sie rtnb oielmetjr über«
geugt, bas auf biefem Söegc
am trefffid)erften guftanbe
■$u bringen. ftünftlerifdje
Obriinbe bilrfen bemnad) ge-
roifj als ausfdjlaggebenb an¬
genommen roerben. ‘Slud)
ift jeher erufte unb f)od)ftre*
bettbe Zünftler fid) felbft ein
•ißroblenu So ober fo fudjt
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Original ftom
PRINCETON UNIVERSITY
9himmer 32
© \ * ® D Ac
Seite 743
Selbstbildnis“ von Willi Jaeckel
Stilleben mit Selbstbildnis“ von Max Pechstein
Links: „Selbst¬
bildnis mit Dä¬
monen“ von Karl
Hofer
(Hofer-Ausstellung
in der Berliner Aka¬
demie der Künste)
Mit Genehmigung der
Galerie t lechtheim
in Berlin
Digitized b'
■V Google
Original fram
PRINCETON UNiVERSITY
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Gck igle
Original from
PRINCETON UNIVERS1TY
iWIWTiwii
Die furchtbare
Eisenbahn¬
katastrophe
in Kreiensen
Am 31. Juli 4 Uhr
14 Minuten mor¬
gensereignete sich
in Kreiensen, dem
Haupteisen¬
bahnknotenpunkt
im braunschweigi¬
schen Kreis Gan¬
dersheim, ein ent¬
setzliches Un¬
glück, bei dem
46 Fahrgäste ihr
Leben einbüssten
und eine grosse
Anzahl Personen
schwer verletzt
wurde. Die Kata¬
strophe wurde da¬
durch herbeige¬
führt, daß der
D-Zug Hamburg-
München mit
voller Gewalt auf
den in Kreiensen
haltenden Vorzug
auffuhr. Unsere
Bilder von der
Trümmerstätte zei*
gen die Wirkung
des Unglücks in
der ganzen Furcht¬
barkeit f-hot. Rum
f-
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PRINCETON UNIVERSITY
Beite 746
$) t c OB o cfr e
9?ummer 32
Die Kartoffelnot: Ein 1 ransport Kartoffeln, der unter
Polizeischutz auf dem Markt eintrifft, wird von den
Frauen gestürmt Phot Atlantic
Links\ Das wertbeständige Theaterbillett. Das Steg¬
litzer Schloßpark -1 heater macht den Anfang mit einer
neuen Preisberechnung für die Eintrittskarten, Danach
kostet der billigste Platz zwei Eier, der teuerste ein
Pfund Butter Phot Atlantic
DEUTSCHLANDS NOT:
Der Lebensmittelmangel
in Be rlin
Im Oval: Wie wenig man heute
für eine Million Mark kaufen
kann. Die Aufnahme stellt die un¬
geheuerlichen Preise für Lebens¬
mittel dar Fhot. Atlantic
*
Mitte: Anstehen nach Kartoffeln
in der Markthalle. Wie im Kriege
müssen sich die Menschen an-
stcllen, um Kartoffeln oder Mar¬
garine zu erhalten Phot. Runge
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Kummer 32
®ie ® ocb c
6cite 747
Von links : Halli v. Sittmann, Ilse Dearneborg, Anita Rocamora,
Therese Schubert
Das auch in Berlin bestens bekannte Schubert-Quartett tritt eine
Kammersängerin Marie
Gutheil-Schoder (Wie¬
ner Staatsoper) wurde
zum Professor ernannt
Hhot Hetzer
Eine Vermählung in
der Berliner Bühnen¬
welt : Emil Jannings
und Gussy Holl nach
der in Charlottenburg
vollzogenen standes¬
amtlichen Trauung.
Rechts: Generaldirek¬
tor Davidson
Emil Jannings, einer der ge¬
feiertsten deutschen Schau¬
spieler, hat sich durch seine
Bühnenrollen („Wehrhahn"
im „Biberpelz", „Adam" im
„Zerbrochenen Krug", „der
alte Glasbläser Huhn" in
„Pippa tanzt", „Lechat" in
„Geschäft ist Geschäft“)
einen großen Namen ge¬
macht Noch weitergreifend
waren seine Erfolge als Film¬
darsteller (als „Heinrich der
VIII.**, „König Pharao", „Dan¬
ton* ' und ,,Peter der Grosse**.)
Gussy Holl hat als Vortrags¬
künstlerin einen eigenen pa
rodistischen Stil geschaffen.
Auch auf dem Theater in der
Rolle der „Oeffentlichcn
Meinung** („Orpheus in der
Unterwelt") erwies sich ihr
starkes Talent
AUS DEM
THEATER- UND
MUSIKLEBEN
Auslandsreise nach Italien, Polen und Russland an Fhot. Craudens
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PRINCETON UNIVERSITY
Seite 748
S) \ e ^ocjte
Kummer 32
Geh. Konsistorialral
Dr. Ferd. Rahlwes, Berlin
DIE REDNER AUF DER
RELIGIÖSEN KUNDGEBUNG
GEGEN DAS FRANZÖSISCHE
Rabbiner
Dr. Baeck, Berlin
VORGEHEN AN RUHR.
RHEIN UND SAAR IN BERLIN
AM 29. JULI 1922
Warrcn G. Harding
37. Präsident der Vereinigten
Staaten (4. März 1921—25)
starb im Alter von 59 Jahren
/-hot. Becker & Maaß
Dr. Eugenie Schwarzwald
bekannte Wiener Wohltäterin, die es ermöglichte, daß von
einem österreichischen Komitee das Kurhaus Lobenstein in
Thüringen angekauit wurde, wo deutsche geistige Arbeiter
gegen geringes Entgelt Aufnahme finden sollen
EIN FREUNDESGRUSS AUS ÖSTERREICH
Wilhelm Severin
Vorsitzender des Reichsbundes deut~
scher Feldeise nbahner-Kriegsteilnehmer
der in Regensburg seinen Haupt*
vertretertag abhielt
Die feierliche
Grundstein¬
legung füi die
deutsche Kirche
in Malmö
(Schweden]
thot Öhm
Von links. Bürger¬
meister Urodift, Vor¬
sitzender der neuen
deutschen Kircben-
gemeinde Herr Jaep-
E elt, Pfarrer der
ünftifen deutschen
Kirche Herr bpel-
meyer, Hauptpfarrer
Lampe von der deut¬
schen Kirche in
Kopenhagen
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Go», igle
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PRINCETON UNtVERSITY
Kummer 32
Das neue Stadthaus in Stockholm, das kürzlich eingeweiht und seiner
Bestimmung übergeben wurde. (Fhot. Rosenberg).
Im Oval : Der Spielteufel in den Bädern. Beim Baccaratspiel in dem
Ostseebad Zoppot. (Phot. Rüge)
Links: Eine schwierige Pose. Die amerikanische Tänzerin Evelyn Law
beim Studium eines neuen Tanzes.
Untenc Eine Parade der Dicken. Die schwersten Männer Wiens.
(Phot. Uttenthaller)
BILDER AUS ALLER WELT
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PRINCETON UNIVERSITY
Seite 750
© I e o cfr c
Kummer 82
Der wohnliche Raum von Maler Eugen Schüfitan und Bildhauer Wilhelm Herzog
Ohne plastische Gliederung durch eine starke Schräg zur Decke überleitend In e.ner Ecke ein.Kamm, über dem vor der
leichter! plastischer Schnörkel schwing Die Farbe auf schwerem Gelb, mit gelb- und[rotbraunen .blauen und grünen Tonen, zu einem vollen beruhi-
denden Akkord vereinigt. Über die Wände sind pflanzliche Formen, SträucKer und Bäume verteilt. Obftn ist alles scharf gebunden durch bestimmte
Wagerechte auf der Deckenschrägung.
NEUE RAUMKUNST IN DER GROSSEN BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG
In den ausgestellten drei Räumen, die alle gleich groß sind (5X5 Meter im Quadrat) wird das Problem der Wohnlichkeit, der Feierlichkeit und ^er Festlichkeit
unter Ausnützung neuer architektonischer, malerischer und plastischer Möglichkeiten zu eigenartigen Losungen geführt. Leitung: Architekt Leo Nachtlicht.
Unten: Der feierliche Raum von Maler Willi
Jäckel und Bildhauer Wilhelm Herzog
Die Farben sind ernst, unten von roten Tönen ausgehend, über
Braun, in der Decken'liederung in hellen blauen und grünen
Tönen aufleuchtend. Im oberen Wandteil wird die Gliederung
der Eckpfeiler in der Farbeneinteilung rhythmisch variiert
Unten: Der festliche Raum von Maler Cesar Klein und Bildhauer
Wilhelm Herzog
Der Raum hat eine reich gegliederte Decke. Die Farben sind freudig. Ein helles
Chromgelb ist der Grundton. Scharfe rote, blaugrüne Töne in den fest umgrenzten,
architektonische Formen darstellenden Wandbildern und auf der Deckengliederung
werden unten von einem schwarzen Sockel und rotem bußboden aufgefangen
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P m N C Eio N JJ N [_v ERSJrt
S tummer 32 _ ® I« $0 o & « ___ 6*»* 751
0jmt* bi# &k*n
Äoman oort DCarts Dominifej
10. Fortsetzung. — Nachdruck verboten. — Amerikanisches Copyright by August Scherl G. m. b. H. ( Berlin 1923.
Socß gor mancher Hopf unter ben 3 u ^örern manbte
ficß ber Siplomatentribiine gu, auf ber bie Vertretungen
ber afiatifdjen Nationen ißren ^laß Ratten, als er fort*
fuf)r:
„©enn bies 3^1 heute noeß nießt 00 U erreid)t ift, fo
bebauern mir bas. Unoerftanb unb Vlißtrauen haben
in Verfennung unfern Vbficßten manchmal bie frieb*
lid)e (Entmicflung unferer Arbeiten geftört. Unb" —
hier manbte er fteß gu ben Vertretern ber Kolonien —
„oft toerben eure klugen mit Vangen nad) Sonnen*
aufgaitg geblicft l>aben. öeut fann id) eueß fagen, baß
bie SOiutter, bie eueß aus ißren binnen entlaffen hat,
ftets hilfsbereit f)inter eud) fteßt. ©ie einft bas alte
Vom hinter feinen Hinbern, bie als ver sacrum in bie
JJrembe gogen . .
Seine weiteren Säße gingen unter in bem tofenben
Subei unb ben braufenben Vcifallftiirmen, bie bei biefen
©orten in allen Sprad)en Europas aüs ben Hehlen ber
Holoniften brangen.
5>er Veifallfturm mod)te bem Vebner toohl etroas
überrafd>enb fommen. Um bie Spiße, bie unoerfennbar
barin enthalten mar, abgubreeßen, fchritt er gum Hafter,
ber bie Junfenftation auf ber Tribüne betätigte.
(Ein furger Srucf feiner £>anb auf bie Saften . . .
ein Vab begann ftd) feßnurrenb gu brehen. Vuf sUther»
mellen flog bie Sprengbepefdje über ben See hin.
Von SRenfcßen oerlaffen, unbemannt, lag bort bie
Viefenboje. ©ber in ihre ©ntenne fingen fid) bie 3etcßen
ber Sepefcße. (E^aft arbeiteten ihre Velaismerfe unb
begannen ißrerfeits gu fcfjalten unb 50 mirfen.
Vod) tobte ber 3ubel ber großen SDlaffe. Scßon aber
ridjteten bie Sribitnenbcfudjer, meldje bie Veroegung
bes ^räjibenten aus näcßfter ©äße gef eben unb richtig
gebeutet hatten, ihre Släfer auf bie meite Seefläeße.
3eßt fal) es aud) bie Vlengc. Vufe bes Staunens,
ber Überrafdjung in allen Sprachen. 3ft’s feßon fo meit?
Sel)t es feßon los? ©irb feßon gefallen?
3m Vu mar ber Vlaß uni bie Sribiinen geleert. (Ein
Seil ber SOlaffen ftrömte fo nah i^ie möglich an bas
Seeufer heran. Ster anbere größere eilte bie £>ößen
empor, bie ben See hier umfäumten. ©uf Reifen unb
ipängen fueßten fie bie beften ^ßläße, um fooiel mie
möglich oon biefem bisher nie erfd)auten Scßaufpiel gu
erhafeßen. Viele Saufenbe oon fdjarfen Släfern maren
auf bie Seefläche gerichtet. 3n allen Sprachen (Europas
unb ©fiens feßrien fie einanber gu, mas jeber ba braußen
gu fehen meinte.
Sie Viefenboje, eben nod) bureß fdjarfe Släfer beut*
ließ ftd)tbar, mar oerfeßrounben, fpurlos in bie Siefe
oerf unten.
©ber rot Ieudjtete es aus biefer Siefe. (Einen glühen*
ben Vacßen glaubten oiele bort unten gu feßen, bem
gräßließe Strubel entmießen.
Sann fam bie ©irfung.
Unter Sönnern unb Hrad)en ftieg aus bem See ein
riefiger Seifer in bie £>öße. ©ber ein Seifer, beffen
©affer nid)t mieber in bie Siefe gurücffielen, fonbern
frei in ber Suft foeßten unb gu Sampf oerfprüßten.
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Sd)on mürbe aus bem Seifer ein anberes Sebilbe,
bas an ben ©usbrudj eines Vulfans erinnerte, ©ie
eine gigantifd)e Sampfpinic ftanb es auf ber Secfläd)e,
ein enormer Stamm, beffen ©fte fid) in ©olfenform aus*
breiteten, als ©olfen ben bisher ftaßlblauen §immel gu
bebeefen begannen.
Unb mie fieß bas ©ellenfpiel um einen in bas ©affer
fallenben Stein naeß allen Seiten ausbreitet, fo begann
bie ©irfung biefer fod)enben, fiebenben SDlaffe nad) allen
Seiten hin über bas ©affer gu manbern. 3mmcr
breiter, immer maffiger mürbe ber Sampfftamm, ber
biefen Sampfbaum trug. Sd)on fliegen Ieid)tc ©olfen
aud) in ber ©äße bes Seftabes oom Spiegel auf. Sie
SJtoffen, bie bas Ufer umfäumten, brängten fid) begierig
oor. Saufenbe oon $änben taueßten in bie ©eilen . . .
prüften, fühlten . . . ftellten feft, baß bas Scemaffer
aueß hier am Seftabe feßon marm mürbe.
3 eßt bebeeften bie moifigen ©fte bes gigantifeßen
Sampfbaumes bereits ben halben §immel. Sie Vtaffen
am Seftabe faßen, mie bie fjifcße bes Sees, oon ber £> ße
getrieben, an bie Oberfläd>e tarnen, ©elfe oon uner*
ßörten ©bin eff ungen, bie erft bie Hraft bes Spnotßerms
aus ißren buntlen Scßlammlagern cmporfd)eud)tc, £ed)te
unb Harpfen, mas alles ber See an fyifd)en unb an
anbercin Setier barg, fueßte fieß in oergmcifelter $lud)t
gu retten, fprang unb frod) ftnnlos oor Vngft an bie
Seftabe, fomeit bie Seiber nid)t feßon tot unb gefotten
auf ber Obcrfläd)e trieben.
Unb bann . . . beinahe fo piinftlid), als ob es aueß
auf bem Programm ge ftanb en ßätte, begann ein frifeßer
Süboftminb gu meßen. 3n immer fd)ävfcrem 3 u Ü e
jagten bie Suftmengen über ben See. Sie pacften ben
fanatifeßen Sampfbaum unb gerbraeßen feinen Stamm.
Sie ergriffen feine breiteten fie meiter aus mtb
trugen als fd)mere regenfeßmangere, frud)tbringenbe
©olfen in norbmeftlid)er Vid)tung oon bannen, mo bas
burftenbe junge Sieblungslanb feit ©oeßen feßnfücßtig
auf bas foftbare Vaß martete.
3eßt mar bie gan^e Seeflädje nur noeß eine einzige
gleichmäßige Sampfquelle, unb mie ber Sampf empor*
ftieg, ergriffen ißn giinftige unb bereitroiüige ©inbe, um
ißn einem gemoliten 3 i c ^ gu^ufüßren.
Scßon lenften bie taftmäßigen Hlänge militärifcßer
Sütärfcße bie Vufmerffamfeit ber Vtaffen naiß einer
anberen Vicßtung. Vuf einer großen, freien Jyläcße am
Sübufer begann bie Varabe ber Hompagnietruppen.
Vües, mas aueß nur irgenbmo innerhalb ber meiteu
Sieblungsgebiete oon Streitfräften ber Hompagnie ent*
beßrlid) mar, hatten bie großen Sransportflieger hierßln
gufammengebraeßt. Siefe Varabe mar nid)t nur als
unterßaltfames Scßaufpiel für bie Säfte ber ftner
gebaeßt. Sie follte benen, bie es angtng, aud) geigen,
baß bie (E. S. (L über feßlagfräftige Vtittel oerfügte*
©ar aud) bie 3 aßl biefer Sruppen nid)t imponierenb
groß, fo mußte bod) jebes militärifd) gefcßulte Vuge
feßen, baß bas Vienfcßenmaterial unb bie Vusriiftung
oon einer bisher nie erfd)auten Süte maren.
Sic ftußtruppen eröffneten bie *$arabe. 3ßre Vus*
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PRIINCETON UNIVERSITY
Gcitc 752
Kummer 82
rüftung mar gletcgmägig für bie (Ebene unb bie ^odgalpero
geeignet. Wie bie Regimenter I)tcr im <£>Ieicf)fc^ritt t>or
ben Tribünen mit ben biplvmatifd)en Vertretern (Europas
unb Afiens vorübergogen, modjten fic mogl äugerlid) an
bie»Snfanterie vergangener 3 c i ten erinnern. ^oeg
ber je^ige lommanbierenbe (General Wiilom bem ^rä|t*
benten ber Kompagnie bie einzelnen Vatailione melbete,
fo gätte man gunbert 3agre frltl>er nod) gange Korps mel=
ben müffen. «Denn im Srnftfalle vcrmanbelte ficg jeber
einzelne biefer ausgefud)ten Leute in eine Kampfmafcgine,
von beren ^urcfjtbarfeit ficg nur c * n mc J^ cn
fonnten. (Ein §eer bes vorigen 3agrgunberts ^citte biefen
Gruppen etma gegeniibergeftanben, roie ein £>aufe nadtcr
Kannibalen einer fleinen Rlafdjinengemcgrtruppe.
©ie Artillerie, bie nun folgte, geigte aud) äugerlid)
bie groge Veränberung gegenüber vergangenen 3 e |ten.
©ie Rogre mit igren Lafetten tvurben gier von fleinen
©pnotgermtraftoren gegogep. Aber es hätte nur eines
furjen Kommanbos unb einiger meniger ejaftcr (Griffe
ber Wcbienungsmannfdjaften benötigt, unb jebc biefer
unfegeinbaren 3 u 9 ma fc^inen redte Sdjmingen aus unb
erhob ficg in bie Lüfte, ibr (5>cfcf)iife unter fug, mie mogl
ein Abler ein 3idlein in ben Rängen bavonträgt.
(Es gab meber in ber (Ebene nod) in ben öodjalpcn eine
Gteüung, bie nid)t fd)neüftens von biefer Artillerie be*
fegt toerben fonnte. (Eigentliche tecbnifd>e Gruppen I)attc
bie Kompagnie nicht. 3eber ihrer Solbaten tvar in allen
6ätteln ber Kriegsted)nif gered)t.
Rfögrenb bie Regimenter unb Batterien vorübergogen,
bie Rtufiffapellen ihre Rtärfdje febmetterten, lagen bie
6d)iffe ber Luftflotte, bie fie gebradjt bitten, in tveitem,
aebtunggebietenbem Vogen auf bem anfd)licgcnben Vlacg*
felb. Als ber legte Rtann ber Truppenparabe vorüber*
gegogen mar, ging ein Rucf burd) bie F^ 0 ^* Wie eine
6<gar von Krägen erhoben fid) aüc ^lugf^iffe mit einem
oleicf) 5 citigen Sd)tvung vom Woben unb gogen gunäd)ft
in gefcgloffenen Reiben über bas V<nu& e fclb.
Auf ein neues Kommanbo teilte fid) ber Schmarrn in
ätoei ^rteien, bie fid) voncinanber entfernten. 3n ra*
fenbem giuge fd)offen fic bann mieber gegeneinanber.
So unvcrmeiblicg fd)fen ber 3ufammenftog, bag mand)em
ber 3ufd)auer ber ^ergfd)Icig ftodtc. ^Dod) im legten Rio*
ment ■ miegen bie fd)mergepangerten Luftfreuger elegant
unb ficger bem 3ufammenftog aus unb eröffneten gleid)*
geitig aus allen Rohren ein rolienbes Sdjnellfcuer auf*
einanber. _ _ . YA
Wägrenb nod) bas Sd)eingefed)t in ber Luft tobte,
hatten bie Gruppen in einer eigentümlichen, fcgad)bcett*
artigen Auffteüung bas sparabefelb befegt.
(Ein neues Rlanöverl, T)ie Luftflotte orbnete fidj in
neuen Formationen, äbnlid) ber Truppenaufftellunq auf
bem Felbe. (Ein neues Kommanbo, unb bie Scgiffe gingen
fenfred)t nad) unten. Scgon ftanb neben jebeni Gruppen*
förper ein 6d)iff. _
lieber Kommanbos! 3m Augenbltcf maren bie -i.rup=
pen in ben Kreugern verfebmunben. Sd)on erhob fid) ber
Sd)tvarm mieber unb trug bie Streitfräfte ber Kom=
pagnie in fd)neücm film nad) ihren vcrfd)iebenen Sta*
tionen innerhalb ber meit ausgebegnten Sieblungsge*
3n bas fräftige Veifallflatfdjcn, bas ben gelungenen
RRanövern folgte, ftimmtc aud) Wellington F°E lebhaft
ein. Rtit ben anberen Spreffevertretern gatte er neben
bem Abjutanten Lombalc, ber für biefe §erren ben Cicc*
rone mad)te, bas Sdjaufpiel von bevorjugter Stelle ans
niit angefegen.
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Seine Kollegen ftürgten fegt fdjncllftcns nad) ben Tele*
grapgenfojen. Wellington fio%, ber a conto feiner guten
Wegiegungen alles foeben Scfegene fegon längft als ge*
fegegen berid)tet gatte, blieb rugig bei bem Abjutanten.
„3cg mug geftegen, §err §auptmann, bas, mas id) gier
gefegen gäbe, bleibt um feinen Sd)ritt ginter ben fulmi*
nanten Sd)ilberungen ln meinen Telegrammen gurücf.
3egt märe nur noeg gu unterfliegen, ob aueg ber Kräng
von fegönen «Damen, ben id) unter ben Saften ermägntc,
in Wirflid)feit vorganben ift. Regmen mir aueg gier bie
'iparabe ab."
(Er rid)tete fein ^erfpeftiv auf bie Tribünen, unb
lädjelnb folgte igm Lombalc.
„Ag! ^ §ierl ... T>a gäbe idg gmeifellos niegt ge*
logen . . ."
(Er gog aus feiner Tafcge ein Tücglein unb lieg es
minfen.
„Akts fagen Sie bagu, §err Abjutant?" '
„Og, eine «Dame 3grer Vefanntfcgaft . . . 0g, fclbft*
verftänblid), eine feiten fegöne Vlume in 3grem Kräng..."
3nt gleicgen Augenblicf burd)fugr Wellington F°5 *tti
falter Scgrecf. §inter ?>elen Sarvin, ber alle feine Ve=
trad)tungcn galten, mar eine 0ame aufgeftanben, bie er
bisger nid)t fegen fonnte . . . Florence «Demep.
Langfam lieg er bas Sias von feinen Augen fmfen
unb fd)aute verftoglen naeg feinem Begleiter. Rlit abge*
manbtem Sefid)t, tiefahnenb ftanb Averil Lombale ba.
Fos fud)te nad) Worten. . . . -Was fagen? . . . Was
tun? Stumm fag er ben Kampf ber Sefügle, ber in
jenem tobte.
S)a . . . . Averil Lombale bregte fug um unb manbte
fteg mit einem leiegten Läd)eln gu Fo£. Kampf mar
vorüber. Riit bemunbernsmerter Kraft gatte er bie Se*
malt über ^u Riienenfpiel guriidgemonnen.
„Racg ber Stichprobe gu urteilen, Rlr. F<>S, trifft 3gv
Verid)t aud) in biefer Vegiegung gu."
Weüington F°£ mugte nid)ts anberes gu tun: Sr er«
griff bie $anb bes Abjutanten unb brüdte fic ftarf.
„3gr T>ienft ruft Sic jeigt gu anberer Stelle. 3d) goffe,
mir gaben uns niegt bas legtemal gefegen. Rieinen
gerglid>ftcn T>anf für 3gre befonberen Vemügungen um
mid). Wenn bie (Egicago V^eg bei biefer Selegengeit in
ber fcgnellen Veri^terftattung ben Vogel abfd)iegt, fo
banft fie bas Sgnen."
Rlit febernben Scgritten, ben eben gehörten Kompag*
niemarfd) pfeifenb, ging Wellington fioz ber Tribüne gu,
mägrenb Averil Lombale bie entgegengefegte Rid)tung
einfcglug.
* * *
<3>er öögepunft ber FeftHd)feiten mar iiberfdjritten.
Sine Rcige von raufd)enben Tagen, mägrenb ber
fod)enbe See unaufgörlid) unenblid)e Wolfenmengen
nad) Rorbmcften entfanbte.
T)ie offiziellen Säfte maren abgereift, bie Siebter gu
igren Fernen gurüdgefegrt. <Das fportliebenbe Reife*
publifum benugte bie Selegengeit, §ocggebirstouren gu
unternehmen unb Sd)neefport an ben Rängen ber Ko*
gartberge gu treiben. s
5)ie Riitglicber bes T)ireftoriums ber S. S. S. uno
bie biplomatifcgen Vertreter ber europäifd)en Staaten
meilten nod) in Wierni). 3n ben legten Rtaitagen
traten bie <Direftoren gier gufammen. Ss mar ein be*
fonberer Wunfd) 3fenbranbts gemefen.
3fenbranbt fprad) in biefer Sigung. Sr inupfte an
bie Salgung bes Valfafcgfees an. irbergeugenb mies er
nad), bag bies Unternehmen nur teilmeife Wirfuuj
Original from
PRINCETON UNIVERSITY
Kummer 32
Oie ® o 4 e
haben forme, folange bic politifdje Src^e bie Sdpitel*
gungen im oberen Slitale unmöglich madjc.
Coeorg Sfenbranbt fprad) roeiter.
„0ie 0ämpfe, bie ber Sec jet)t ^ergibt, reid)cn eben
aus, um ein (Gebiet oon 3 ehntaufenb Quabratnteilen
bauernb 3 U befristen, C>an 3 anbers roäre es, rocnn mir
im ganzen Quellgebiet bes 3Ii fcfjmelgen fönntcn. Biele
taufenb Quabratmeilen ßanbes mürben bann für Sieb*
lungen neu gemonnen merben.
3 d) berühre bamit ein 3 f)uen menig angenehmes
Schema. 0 ie SBefxöf^croc bes 3 li^teiecfes. . .
Cin neroöfes 6 ummen ging beim fallen biefer BJorte
burd) bie Berfamntlung. (Einen Bugenblicf mar es ftill.
0 ann fprang ber fran 3 öfifd)c 0 ireftor mit romanifdjer
£ebf)aftigfeit auf.
,, 3 d) begreife nid)t, mie biefe 5 rö 9 c öwobe jeßt aufs
Tapet gebracht merben fann, ba fie bod) bem Sd)iebs*
„BJic fönncn 6 ie es magcn, uns fold)c Btärd)cn auf*
3 utifd)en?"
Über bas Stimmengeroirr erhob fid) bie fdjncibenbe
Stimme bes grausen.
„BMe fönnen Sie ableugnen, mas taufenb klugen
gcfehen hoben?"
lieber trat Stille ein. 30tan martetc auf bie 9iedjt=
fertigung 3 fenbranbts.
„iaufenb klugen I>aben gcfehen, baß ein SOlann oon
Sdjchol in einem OMasroagen nad) bem Haiferpalaft in
^ßefing gefahren mürbe."
3 fcnbranbt h^It einen Bugcnblicf innc. Blit einem
ßiidieln pal) er auf bie Ccfid)tcr, bic gefpannt 3 U ihm
aufblicften.
,,3d) leugne nicht, baß biefer Blann ber tfaifer Sd)i Tfu
mar .... aber . . . ."
§ier oertiefte fid) ber lad)enbc 3 ug um feinen Süiunb.
gericht unter*
liegt, bas in
nä(hfter 3 e ^
feinen Spruch
fällt. SRad)
meinen Snfor*
mationen ift ein
für uns giinfti*
ges (Ergebnis
ju erroarten."
„ßeßteres ift
mir* neu," fag*
te 3 fenbranbt.
„BSäre es roaf)r,
mürbe bie^rage
nod) oiel brin*
gcnbcr fein."
90Ut unoer*
hohlenem (Er*
ftaunen blicftcn
bie Teilnehmer
auf Cbeorg 3 fen*
bratjbt. BMe
mar bas ge*
meint?
„Sie fel>en
„ 0 er Btann
mar tot! ....
^omöbic mar
alles!"
B3ie eine
Bombe mirften
bie BSorte 3 fen=
branbts. deiner
blieb auf feinem
Blaß. Bon al=
len Seiten um*
ftrömten fie ben
Spred>er unb
beftiirmtcn ihn
mit fragen.
„SOteine £>er=
ren," begann
Gfenbranbt nad)
einer flcinen
B>eile. „ 0 ie
3 eid>en 3h^^
Berrounberung
fommen mir
nid)t über*
rafd)enb. Btas
bie 3Belt, mas
mich fragenb
an, meine §er* „Hafen von Swinemünde",
ren. BMe ber
Sd)icbsfprud) aud) ausfallen man, nutmiüig mirb China
biefe ftarfe Bofition nid)t aus bc 1 .Oänben laffen."
„Bber ber feierlid) bcfchroorcrc Vertrag?"
Bon oerfd)iebenen Seiten flang ber (Einmurf.
„0er Sd)iebsgerid)tsoertrag mürbe 3 toifd)en (Europa
unb bem tfaifer Schi Tfu gefchloffen.^
„Unb roeiter?" fd)allte es ihm entgegen.
„(Er mirb feine (Geltung hoben . . . für bes &aifers
9iad)folger!"
(Einen Bugenblicf h^We abfolute Stille. 0ann
famen bie fragen oon allen Seiten.
„Btas? . . . Bkts? . . . Bkts geht uns bes ftaifers
9?ad)folger an, ba er felbft lebt .... in ooller Cefuitb*
heit Ieot?"
„0er Slaifer Sd)i Tfu ift tot. Sd)an Ti ... . Toghon
^hon oon 0 obraja ift Regent!"
0er (Einbrucf ber Btorte auf bic Berfamntlung mar
nicht 3 U befchreiben. (Einige fuhren überrafd)t auf. (Ein
anberer unb nid)t ber fleinfte Teil gab feinem Unmillen,
ja feiner (Entriiftung lebhaften Busbritcf.
gan 3 China ge*
Radierung von Carl Hachez glaubt hot, roes*
halb füllten Sie
es nid)t aud) geglaubt hoben mie alle anbern?"
lieber bie fdjneibenbe Stimme bes ftrait 3 ofcn.
„Unmöglid)! Cine berartige Blasphemie! 0as märe
ber gröbfte Betrug, beit bie 3Belt je gcfehen!"
,,Bt) 3ooe!" fant cs ladjenb aus bem Btunbc bes Cng*
Uinbers. „Cine Slomöbie ber 5BeItgefd)id)te, bie id) beit
geriffenften aller Schaufpieler, ben Celbcn mal)rhaftig
3 utrauc . . . ha h a • . • bas Stiicfdjen märe nid)t übel!"
Cr fcf)lug fid) behaglich Iadjcnb auf feine prallen
Sd)enfel unb brad)te aud) einen Teil ber C>efellfd)aft
3 U 111 2ad)en.
„Bieine öerren!" bie Stimme bes ^räfibenten burd)*
brad) bas Stimmengeroirr. „3d) bitte Sie, roicber Bloß
31 t nehmen. $err 3fenbranbt mirb feine Behauptungen
begrün ben."
0 er ftanb einen Bugcttblicf finnenb ba.
„Begriinben? . . . BBie foll id) bas begrünben? 0en
toten ftaifer fann id) 3hnen nicht oorfiiI)ren. 3d) fann
3hacn nur folgenbes ocrfichern. Bei meiner Cl)re . . .
kleine Ceroöhrsleute 3 U nennen ift unmöglid) . . .
Original from
PRINCETON UNIVERSITY
Seite 754
0 f <? ^ o di c
Kummer 32
SIm 5. SJtai um bie feeßfte Slbenbftunbe ift Reifer
Scßitfu in Scßeßol an feiner Scßußmunbe geftorben. Slm
4. SJtai ernannte er ben H^ r 8°9 non 0obraja, ben
Scßan Zi, zum Regenten. 0er ominöfe Sling bes
0fd)ingis=5thon ift am Ringer ö ß5 ®ü) an 33«
(Glauben 6ie mir . . . ober glauben 6ie mir nid)tl
5ür mich |Yeßen biefe Satfacßen feft."
„JJür mich aud)!" bekräftigte ber (Englänber. „Stur
nod) eine Jrage, SJlr. 3fenbranbt. 3 U welchem 3®^
mürbe biefe göttlicßftc aller Äomöbien in Szene gefegt 4 ?"
„0ie (Erflärur.$ ift einfad), (Eßina ift ferneren inneren
(Erfd)iitterungen ausgefeßt, menn ber £ob bes Äaifers
betannt mirb, beoor eine fräftige Jyauft bie Sügel öcr
Regierung feft in ben Hönben ßot. Stergeffeit Sie meßt,
ber tobbringenbe Schuß tourbe oon ber §anb eines Sic*
publifaners, eines Sübd)inefen, abgefeuert. 0ie §err*
fcf)aft bes Eaifcrs mar $u jung, ber (Einßeitsgebanfe noch
nid)t allgemein genug geroorben. (Ehrgeizige SJtacßthaber
ber früheren $t\t fmb nod) am Seben, itjre Hoffnungen
nicht begraben. Silles beffen ift fief) 6d)an $i bemüht. 3d)
fennc ben SJtann! Sein (Ehrgeiz ift unermeßlich, (fr mar
in jeber S3cziefjung bie redjte Hanb bes oerftorbenen $ai*
fers. SJtein 3ntereffe l>at fid) if)m besßalb befonbers zu*
gemanbt, meil er gerabe unferen Unternehmungen oom
Slaifer als (Gegenpart an ber d)inefifd)en S&eftgrenze ent*
^egengeftellt mar. 3n mancher ^Beziehung ift ber Scßan Zi
oicUeicßt fogar oorausfehauenber unb großzügiger, als cs
ber tote S^aifer gemefen. SOtit (Entfetten mirb einft bie
meiße SBelt feine furd)tbare (Gegnerfcßaft ernennen."
(Georg 3fenbranbt fd)mieg. 3um 3^d)en, baß er nicht
gemillt fei, nod) meitere (Erflärungcti zu geben, nahm er
auf feinem 6tuhl ^laß. SBie in (Erz 9 e 9 °ff cn lehnte er
ruhig in feinem Seffel, unberoegt oon ben oielen fragenb
auf il)n geridjteten SBlicfen.
SBieber ein 0urd)einanbcr oon Sieben unb (Gegenreben.
0ann ber ^räfibent.
„SJteine Herren! SJtag ber Slaifer ober ber Stegent in
(El)ina ßerrfeßen. 3d) für meine ^ßerfon bin geneigt, ben
itbcrrafchcnben, aber gutbegriinbeten SJtitteilungea bes
Herrn Sfenbranbt Oblauben zu fdjenfen. Slber ich tann
nid)t glauben, baß eine neue d)incfifd)e Stegierung nid)t
bie oon ber alten Unterzeichneten Verträge halten follte. —
0er 6prud) bes Sdjiebsgericßts ift beftimmt in furzet
Seit zu ermarten. SSMr müffen ihn abmarten, bis bal)in
bie (Grenzen refpeftieren. 3<ß bitte bie Herren, bie meiner
Meinung fmb, aufzufteßen."
0ie bei meitem größere Slnzaßl ber SInmefenbcn erhob
fid). Sfenbranbt mar überftimmt.
„domarbsl" murmelte ber (Englänber, ber ftßen geblie*
ben mar. „Sluf bie Spanier hätten mir bas englifdje
Söeltreid) nie zufammengebrad)t."
* * *
0er S3afar in SBiernt) geigte unter bem (Einfluß ber
ftcftlicßteiten ein befonbers lebensoolles Söilb. 6eit
SJtenfdjengebenfen litten bie $taufleute, bie hier mit ben
(Erzeugniffen Slfiens hanbelten, nid)t foId)en Umfaß ge*
habt, Saft jeber SBemoßner glaubte, oon hier ein Sin*
benfen mitnehmen zu müffen. 3u buntem Strom zogen
ftrembe unb (Einßeimifd)e burch bie fd)male Stofar gaffe.
S$or einer Sluslage mit feinem, djinefifdjem Porzellan
ftanb &lin (Saroin mit ihrer JJreunbin ftlorence.
„0 ftch, frlorence, ba, bie munberootlen, zarten Sltufter!
Stodj feßöner als bie oon ^afdjgar, bie mir ^ßa in einer
böfen Saune oerbarb."
„Stod) nicht genug, H*Ien? 0u faufft ja, als ob bu
eine Slusftattung taufen müßteft. 0ein armer 0iener
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feud)t bereits unter feiner Saft. £ann bein Skiter fo böfe
merben, baß er . . . bas (Eigentum feines Sieblings z^r*
fdjlägt?"
„Sich, 5f° rc uce, nur bann, menn ber Stame SBeOington
Joj fällt. 0amt t'ann er fehr, fel)r böfe merben."
„Söer ruft hier SBcüington ttang es hinter ihnen,
„Sich . . . bu? . . . Sie? . . ." SOlit einem fleinen
Sd^rei öreljte H e i c n Oxiroin fid) um.
„Sie? . . . H 6 ^ • * • ^enn man ben $ud)S
ruft, fißt er hinter ber Hccfe."
93lit einem freunblid)en Sädjeln begrüßte Jylorence 0e*
mei) ben 3ournaliften.
„(Es bebarf mol)l feiner S3orftellung nicht, meine Oönä-
bige. 33iiß H^itn mirb Shnen oon mir erzählt h Q äen,
mic ftc mir oon Shnen fprad). Sie merben es mir nicht
übel nehmen, menn id) bie (Gelegenheit benuße, einige
SBorte mit S3liß H e l cn zu fprcd)cn. Über bas ^refäre
unferer Sage bürften Sie rnoßl unterrichtet fein."
„Ol), fehr mohl, S3ir. Qaj. SOleinc Sympathien fmb
ganz bei 3hnen beiben., 0od) id) glaube, aus ben paar
SBortcn merben oiele merben. 0u mirft oerzeihen, liebe
Helen, menn id) mid) eine Steile entferne. Slm (Enbe
ber Straße fal>en mir einen fleinen füllen Sßarf. 0ort
fannft bu mid) fpäter mieber treffen."
SJtit flüchtigen Sd)rittcn eilte glorence ihrem
2ief aufatmenb trat fie in bas fühle (Grün. 0ie Stille,
bie in bem parfartigen (Garten l)errfd)te, legte fleh bcrul)i a
genb auf il)r erregtes Herz. 0as Siebesgliicf ber Jyreun-
bin hotte bie alten SBunben ihrer Seele fcßmerzlid) bc»
rührt.
3n einem füllen Scitenmeg fanb fie eine ®anf, auf'
ber fie fid) nieberließ. Seltfame Schauer liefen über ihr
Herz. Kämpfen um bas (Glücf? fragte fie fid) bang. (Ein
leifes auffd)lud)zenbes Stöhnen fam aus ihrer S3ruft.
SSkir’s nid)t aud) ber tiefoermunbete Stolz ber 5l° 3
rence 0emei) gemefen, ber il)r ben leßten SBrief an Sloeril
Sombale biftierte. Sie fud)te in ben oerfteefteften galten
ihres H^zens.
Stein! 0er Spiegel ihrer Seele mar rein. 0ie Siebe
ZU Sloeril mar größer als alles gemefen.
Sie fdjloß bie Slugen unb oerfanf in unruhiges £räu--
men . . . Sßlößlid) mar’s ihr, als fei ein Sdjalten oor
fie getreten. Stocf) zögerte fie, bie Slugcn zu erheben, ba
llang bas SBort „ftlorcnce" an ihr Ohr.
90tit einem leichten Sluffd)rei faunielte fie empor. Sfjrc
Hänbe griffen an bie Schläfen. „Sloeril!"
Halb of)nmärf)tig fanf fie auf bie S3anf gurlicf, bie Sinne
mie zur Slbmchr oon fleh grftreeft.
,,3d) bin*s, giorence."
„Stein! . . . Stein, Sloeril! Saß mid), gel) fort!^
(Ein töblid)er Sd)rcden flcmg aus ihren Söorten.
„Oh, fei nicht fo praufair. ^lorence. Höre mid) an . . ,
SBas tat id), baß bu meine Siebe zurüefmeifeft? . . . 6oH
id) büßen, mas mein Skiter bir antat? fylorence! S3ei
ber (Erinnerung an bie feligen Stunben unferes (Gliicfs ...
mar es S9ai)rl)cit, mas bu in beinern S3rief feßriebft . . .
ober mar es gefränfter Stolz, ber bid) fo feßreiben ließ?
Sprieß, 5i° rence - Slntmorte mir!"
(Er beugte fid) nieber unb berührte ihre Honb. Sie
Zudtte oom $opf bis zu ben ftußfpißcn. Sic fal) il)n an
mit meitgeöffneten Slugen. 0ann fenfte fie bie Siber.
„Sloeril!"
Sie hotte ben Stauten !aum hörbar gefliiftert, unb boeß
tag in biefem fterbenben Houcß aus ben Heießen Sippen
meßr als in bem lauteften Scßrei.
(Fortsetzung folgt.}
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PRIINCETON UNIVERSITY
Hummer 32
© l e <28 o 6) &
6citc 755
„Le bon bock“, Gemälde von Edouard Manet (1873 74)
DAS SCHICKSAL EINES MEISTERWERKE
Das berühmte Gemälde von Manet, einem der Mit¬
begründer des Impressionismus, ist gegenwärtig bei
Agnew in London zum Verkauf ausgestellt, wo es eine
außerordentlich starke Anziehungskraft auf die Kunst¬
freunde ausübt; hat man doch hier ein oftzitiertes und
vielbewundertes Meisterwerk aus jener Zeit vor sich,
die eine neue Art des Sehens und des Malens einleitete.
In den Berliner Kunstfreunden weckt das herrliche
Bild, in dem Frans Hals so diszipliniert ins Moderne
umgewandelt erscheint, wehmütige Erinnerungen, denn
es war bis vor kurzem die Zierde einer der schönsten
Privatgalerien der Reichshauptstadt, der Galerie Eduard
Arnhold. Jeder, der es dort gesehen hat, trug von der
edlen und vergeistigten Malerei Manets einen unaus¬
löschlichen Eindruck mit fort. Welche Gründe den
deutschen Sammler bewogen haben, sich des merk¬
würdigen Bildes zu entäußern, ist nicht bekannt. Tat¬
sache ist, Geheimrat Arnhold hat das Werk nach Parir
verkauft, von wo es bald den Weg nach Amerika fand
Von Amerika kam es kürzlich in die englische Hauptstad
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PRINCETON UNIVERSITY
Getto 756
© i C <50 0 ei) c
Kummer 32
Festnahme eines Kenitenten. im Kreis: Anhalten eines
Radfahrers. Rechts: Verfolgung flüchtiger Verbrecher
In der alten Bischofstadt Meißen ist eine Landcspolizeischule eingerichtet
worden, die gegenwärtig rund 300 Anwärter zählt und den Bedarf an Polizei'
beamten für den Freistaat Sachsen decken soll. Die Ausbildung der An¬
wärter liegt in den Händen besonders bewährter Lehrkräfte.
EINE LANDESPOL IZE I SCHULE
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Original frorn
- • PltlWCETO N4J NIV-E-R SITY
Kummer 32
0 < e
6eite 757
©er ©anbenfrteg in £^tna
Mit 4 photographischen Aufnahmen
U m bem ^Bonbenunmefen in (Ebrna gu
fteuern, bas immer größeren Umfang
annimmt unb namentlich Scbcu unb (Eigen-
tum ber 9teifenben foroie ber gremben be-
brofjt, bot ficb bie Regierung in geling gu
au&erorbentlicben SJlafj-
itabmen entfdjloffen. ©er
frühere Sßräfibent ber
cf)inefifct)en 9tepublif unb
gegeuroärtige ©enera--
liffimus ©r. 6un ?)at
Sen ift beauftragt rnor-
beit, afle SÖtittel angu-
metiben, um beit Räuber-
banben bas §anbmert
gu legen unb toieber ge-
orbnete 3uftänbe gu
fdjdffen. ©er oolfs-
tiimlicbc Sun 'gat Sen
bat ben Oberbefehl über¬
nommen unb ein ganges
§eer regulärer ©rupen
aufgeb oten, um feine
febmierige Aufgabe burd)--
gufübren. (Es ift gang
GeneralFan, ein Unter¬
führer des Generalissi¬
mus Dr. Sun Yat Sen
Ein General wird in der landesüblichen Sänite „zur Front“ getragen
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PRINCETON UNIVERSITY
Reguläre chinesische Truppen auf dem Marsch
Seite 758 ®lc ®0$t Kummer 82
Sogar Maschinengewehre werden gegen die Räuberbanden aufgeboten
wie im Kriege. 3)er Oberfclbf)crr Jjat feine ©eneralc, bie in aufaunebmen unb *u pflegen. §offcntlid) gelingt es ben
ben einzelnen Bbfcfjnitten befehligen. 3)ie Solbaten finb friegs* Gruppen, bie gefährliche •'Bewegung 3 u erftiefen unb bas un»
mä&ig nusgeriiftet unb führen fogar Blafd)inengewef)re mit glücflicfje 2anb oor ben Schreden bes Bürgerkrieges 31 t bewahren,
ftd). Sine Bote ftreu 3 » 6 tation ift beflimmt, bie Berwunbcten Schluß des redaktionellen Teils
Kennen Sie schon die Bedeutung der Haarerweichung beim Rasieren?
Herren mit sprödem Barthaar und reizbarer Haut empfinden das Rasieren oft als Qual. Das Haar springt unter dem Messer aus und hfnferläBt
empfindlich« gerötete Hautstellen. Was ist die Ursache? Eine ungenügende Vorbereitung des Haares durch ungeeignete Rasierseife. Harte
Stangenseifen (Natronseifen) erweichen sprödes Haar im allgemeinen weniger gut, als weiche salbenförmige Kaliseifen. Auf Grund dieser
Erfahrung hat das Laboratorium Leo in Dresden eine neue haarerweidtende überfettete Rasierseife „Leosira“ in öer Tube in den Handel
gebracht die Ärztlich als ideale Rasierseife empfohlen wird. 1. weil sie hygienisch verpackt ist und gegen Infektion schützt (Übertragung
der Bartflechte unmöglich), 2. in kleinen Mengen eine Fülle von dichtem Schaum gibt, 3. das Haar In kurzer Zeit erweicht und reizbare Haut
in keiner Weise angreift, kurz das Rasieren zum Vergnügen macht Sie erhalten Leosua dort, wo Sie Ihr Chlorodont kaufen.
Blendend weiße Zähne durch die erfrischende Zahnpaste
Chlorodont
gegen mißfarbigen Zahnbelag und üblen Mundgeruch.
Laboratorium Leo Dresden u. Berlin
Was darf auf dem Toilettentisch der vornehmen Dame nicht fehlen?
Neben der Pflege der Zähne mit dem herrlich erfrischenden „Chlorodont“ ist die vornehme Dame bestrebt ihrer Haut eine entsprechende!
Pflege angedeihen zu lassen und gleichzeitig sich mit jenem Parfüm zu umgeben, das von alters her als unaufdringlich, erfrischend und
andauernd bekannt ist Unter dem Namen Eau öe Cologne ,,Oolö“ ist in allen Apotheken, Drogerien und Parfümerien ein Kosmetikum
vorrätig, das eine glückliche Vereinigung von hautkrem und Parfüm insofern darstellt, als es sowohl für die Hautpflege als auch als Parfüm
benutzt wird. Es ist kremförmig weiß, fettet -und klebt nicht, macht die Haut wundervoll weich und zart und kann andrerseits unbedenklich
für das Taschentuch verwendet werden. Personen mit empfindlicher Haut. cLie Spiritus, wie er in der käuflichen Eau de Cologne enthalten
ist. nicht vertragen, sollten dieses wundervolle Hautpflegemittel und Parfüm in der praktischen Form der Tube nicht missen.
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Original ffo-m
PRtNCETON UNIVERSITY
hartwig & Vogel-a-g
f>ie7Tracke
f aparte!
Stummer 32
11. gucmft 1R23
JN'Wcct,
ist das Kennwort der vollkommenen Körperpflege
ein regelmäßiger Gebrauch der Nivea-
Präparate wird Dich hiervon überzeugen.
Nivea-Creme schützt Dein* Maut ge- Nivea-Puder beseftiqt tettiaep
gen die Einflüsse der Witterung, macht Glanz und gibt DeinerHaut das
6le geschmeidig, weifl u. sammetweich. ansprechende.stumpfe Agsschfifl
Nivea-Seife Ist Oberaus milde»
Stark schäumend u. wohlriechend.
Original frnm
PRINCETON UN1VERSITY
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© i e
91 ummer 3Z
11 , 9 fitguft 1923
Dcite
| 6)0 || RSiselecke. || fcmj
Silbenrätsel*
a _ a - barz - bra - bran - bus - chou - ^us^-der
^ c d i _ ga d u 0 - - ge I ge"-«- - *>«- han - in -
kra - la - la - le - U - Heb - lin - man - mant - mer -
ta _ ta - tah - te - ten - tber - U - tied - ting -
_ vcl — VO — vus.
91 ns bieten Silben [mb 27 üBöctet }n bilbcn, beten ülnfongs*
unb Cnbbudjftobcn, leitete non unten nod) oben gelefen, emen
ilnnfptud, ergeben. 1 . «mpi)tbie, 2 . Stauenname 3 ■
emeritanifefje gvalbinfcl, 4 . iKouboogcl, 5 . Stabt int 9 H)einlanb,
6 . gigut aus bem „Sommcrna<f)tstraum", 7 . f^mebt^et Staats,
mann bet ©egenmart, 8 . »örfenbenennung, 9 . $anbelsftabt m
China, 10 . Stabt in 3 nittclbeutfd)lanb, 11 . Dlannetname, 12 b -
rühmtes Saumcrt in ffrantfurt a. 9 ) 1 , 13 . Klamennrtuofe
bet ©egenwart, 14 . mobernes ©lucfsfptel, 15 . Serntonum »
Siorbamctita, 16 . ©r a äI)lungsform, 17 . Wonnetname 18 Slufe
in Oftptcajjen, 19 . Stabt in Scf>lc[ien, 20 . Sturort uii 9 ).tttelbeuM-
Ianb, 21 . ©bclftein, 22 . Sprengftoff, 23 . Stabt »n Stalun,
24 . biblifdjc ©eftalt, 25 . Stabt in bet edjwttj, 26 . ©tugmott,
27 . beutfeber ®id)tet bes nötigen 3 af)rf)unbcrts.
■ch am Anfang unb ©nbc bes SBottes = 1 '»udjftabc.
Sie fdjöncn Sünfte.
Soppelt bient cs bet Sanft: roenn in bet es ettlingt,
SBtnn es 3 u fdjöncn Sonnen geftaltet bet btlbenbe Sunftlet.
— Triumph der Parfümerie • Industrie!
„Kitrperduffo“ - „Bllfano“
patenlamllicti öeschülzl
„Biltano“ ist eine neue Erfindung und
von bezaubernder Wirkung. Der
Körper wird mit „Biltano“ befeuchtet,
der Dutt von der Haut aufgesogen und
allmählich, nach und nach wieder ab¬
gegeben; also von lang anhaltender
Wirkung. Jeder unangenehme Geruch
des Körpers, Schweiß. Tabakrauch usw\
wird beseitigt. „Biltano“ paßt sich
dem Geschmack einer jeden Dame
und jedes Herrn an, da von unbe¬
stimmbarem, fiußerst erfrischendem,
unaufdringlichem Wohlgeruch. „Bil-
tano“ erfrischt und kräftigt den Körper
belebt erschlaffte Ncrvenf „Biltano 4
ist bei Sport nnentbehrlich. „Biltano*
kann auch dein Bade- und Wasch¬
wasser zugesetzt werden. Von „Bil¬
tano“ ist jeder, der cs einmal gebraucht
hat entzückt und will es nicht mehr
entbehren. „Biltano“ ist sehr ergiebig
und sparsam im Gebrauch. In allen
einschlägigen Geschälten erhältlich;
wo nicht zu haben, vom alleinigen
Fabrikanten.
Hermann Schellenberg
Parfümeriefabrik
Düsseldorf 222, Florastrafee 11
Berlin 222, Lüneburger Strafee 6.
. . . ^ st ui r r t T c 1 f CM
== EXPORT NACH ALLEN WELTTEILEN =
Kurmittel: 1. Ausser der Lahmannschcn Grundkost
sieben Diättonnen (Zucker-, Korpulenten- vegetarische,
Magen-, Halbtrocken-, Trocken- [Schroth-], Breidiät) und
individuelle Ergänzungen (salzfreie.Rohkost,Entsauerungs-
diät nach Lahmann-Berg usw.l 2. Drei aus ^ ch , nte A ^“I
hirfnnarks für Sommer u. Winter, Sonnenbad. 3. Aktive
und passive Heilgymnastik, Mensendiek, Schönheitskultur,
Krafttraining Zandersaal. 4. Hydrotherapie jeder form,
Daunpf duschen und Kompresse^ Luftperlbäde^ Fango
elektrische Bäder jeder Form. 5. Hohensonne. U ,
Quarz. Blau-Rot-Licht, Radiumbestrahlung, Rontgentiefen-
und Oberflächentherapie. 6. Elektrotherapie jeder ‘ •
Arsonvalisation. Diathermie, Tlicrmopenetration^ Franklin
sation, Kondensatorbett. 7. Inhalatorium mit Sole. Medi¬
kamenten. besonders wechselwarm nach!Bret sehne der,
Kammersystem und Ronkarz. 8. Ausgedehnte Frciluft-
ler rrui. o. -
Wald-Liegehallen. 9. Alle Hilfsmittel der modernen Medizin
in individueller Anwendung, z V c, . ei ? en ?,P^ a n tl n , ?^o:
physikalische, chemische, serologische. Rontgen-Diagno
stik. 10. Psychotherapie jed. Form (a. Entziehungskuren).
AerztUch: Abteilung für Zucker- und Stoffwechsel-
kranke San.-Rat Dr. Beyer. Frauenklinik
Prof Dr Küster-Breslau. Innere, Magen-, Darm-Krank
heiten Facharzt Dr. Lehmann (langjähriger Oberarzt von
Herrn Geheimrat Kutter-Berlin. Innere und Krcislauf-
krankheiten Facharzt Dr. Ambrosius. Innere und Haut¬
krankheiten Facharzt Dr. Frohwetn. Nervenleiden und
Psychotherapie Prof. Dr. Schullz-Jena, Facharzt in Frau
Dr! Reichmann, Facharzt Dr. Berkovitsch Innere Blut
krankheiten und Lichtbehandlung Dr.
Krankheiten u. Atmungsorgane Dr. ErK a “S- 1 hysikalisch
diätische Heilverfahren Dr. Biehn.
Alle Leute, Ule man Irillf,
Loben „Paustians Lustige Snrachzeilschnll
GiuÄiaartiae Metljobe jur Slufftiftfjung unb C^r-
fficitcrunfl Shtcr eugltfdjen unb framöfifdjen16pra*-
icuntnifie. ySutnoruoU, anregenb, leicht nerftanblid).
— SBrobe«'JSiertelialjr nur 45000.— UJlarf lebe
Gpradjc. Sl>robefetten (and) fpanifd» toitcnlos.
0)cbr. Waultian, «Berlaa, Hamburg 80,
Sllfterbamm 7. S^oftfdject 1Ö9 (Hamburg).
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^ M * 1
r Rheumatische Schmerzen , 1
Hexenschuß, Reißen.
1 ln Hpolbeken Flasrbcn zu 35 u. 70 GramnLj
"V
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Original frorn
PRINCETON UN1VERSITY- -
"W
Peter Jessen m Der Ornamen^stich ", Verlag für Kunstwissenschaft, Berlin
0er ©fubenf unb ber Zob * 2Jon IBalfer 23(oem
U nter ben Stuben promenierte ber ©ob.
(Sr jpiirte ©atenbrang in ben Slnochen,
batte, trofc all ber ferneren 9Iot,
feit ben oier ergiebigen ©rntejahren,
bie nun fo lang fdjon verftrichen waren,
leine bcutfdje 3 iinglingsbliite mehr gebroden.
©a ftrömten aus einem ^od^ragenben ©or
Junge ©efellen in SAaren hervor,
auch SDtäbels bajwijchen, helläugige ftinber,
aber bie intereffierten ihn minber —
et ftanb mie gebannt unb prüfte bie SWienen
ber Surfdjen, bie meift ettoas jdjmädjtig erjehienen,
viele bebrillt, mancher unterernährt,
aCe non ©rnft unb Sorgen befchwert —
aber bamit wollte nicht ftimmen
in ihren Bügen ein heimliches ©limtncn,
in ihrem s 2 öejen ein trofeig Sid)ftraffen,
mie Älirren oon ©eifteswaffen —
in ben 3 ügcn, gepubert oom ©rbenftaube,
ein verhohlener £inunelsglaube.
©a befchlofj ber ©ob, ben JaH gu ftubieren
unb einem ber Sünglingc nachäufpa^iercn,
ihm furzet $anö auf bie Sube gu fteigen
unb ihn $u prüfen auf §er$ unb Vieren.
(Sr mäblte ftdj einen langen Äumpan
mit 3 ügen, ernfthaft, gefchloffen unb eigen,
ber halb, gelöft aus bem fchwafcenben Schwarm,
ein Rädchen §efte gellemmt unter’n Srrn,
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einfam ^Introttete feine Sahn
unb an ber 91derftrage Sanb
in einer 9Wtetsfaferne verfchwanb.
©er ©ob ftieg nach* ©reppab ben 3 meien
ftclperte junges ©dichter entgegen,
Surfchen mit 3 ügen, gemein uno verwegen,
aber Krawatten unb §üte pitfein.
©ie $errfchaften hotten fchott um viere
Seierabenb gemacht —
unb ftürjten ftef) nun in bie fficltftabtnadjt.
hellauf lachten bie ©almi4tavaüere:
*©et is’n mieltiger SÖtiefepeter,
’n armet Suber, ’n 3eiftesarbcetcr,
hodt 'n ganzen ©ag in be Univerfität
un lernt, bet ihn Seh’n unb §ören vajeht
un bet Nachts, um nich Jüngers 51 t fterben
un bifclen $inle ^inle ju erben,
fpielt a ins (Safe &um ©anj uff mit 2But,
unb nich mal fehlest,
bis a vor SRiebigleet Umfallen bhut — 1 "
Sprach ein anbrer: „Sefdjieht’n Jana recht,
foH er uff ehrliche Srbeet jeh'n!
benn lann er befteh’n.*
©er Sange fehwieg
unb ftieg unb ftieg.
Schnurrten btei SWäbels an ihm vorbei
mit ©ejuchft unb ©efchrei:
Original frörri
PRINCETON UNIVERSITY
(Seite 760
® i c 3ö o 6 c
Kummer 33/34
„Su, 9Jlieae — bet mär’n freier fot bir - —
„9tee, icf banle fot bet Rieftet,
bei bem langt’s ni4 mol ju’n Srefterfänaps!
3d holt’ mit an meinen 3cps! -
Set Sange fdjmieg
unb ftieg unb ftieg
jum oieiten ©tod. Sie Süte IteMte f^tilL.
ein 3RefPngf4ilb: „spiefede, ©4uhma4ermeifter. -
Stüber ein Seltenen, angeflebt mit Steiftet:
„Cri4 9Rüller, stud. phil. -
Sa flingelte bet Sob unb ftanb foglci4
in bes ©tubenten bi’uftigem 9lei4
bet auf einem fettigen 9loßhaarfofa faß,
ein holb Sot ftorntaffee abmaß
unb ein Spiritusmajcf)ind)en anftodte.
9lun erhob et ß4 langelang unb ßredte
bem Sftentben freunbli4 bie §anb entgegen.
©tets me4felnbe 9Waslen angulegen,
bas toat fo re4t bes Sobes Clement,
biesmal fah et aus mie ein sprioatboaent,
alfo blaß, ©erhungert, netoös,
feelif4 ein biß4cn taptijios,
hoffnungslos, überarbeitet, etbenbütbig,
futj: oolltommen ©ertrauensmürbig.
©turnrn ftagenbe klugen. Ser ©oft begann:
„34 lege autseit eine Vbhanblung an,
bie fidj mit bet Sage, bie Ja nicht feht hoffnungsooll,
unfetet atabemifchen 3ugenb befaffen foll,
unb ihren beraeitigen 9lbP4ten unb Sitten.
Übrigens gana prinat unb leinesmegs als Offfatofus.
Sarf ich ©ie mohl um einige 3nfotmationen bitten? -
„©telje a«r Verfügung - , fagte ber ©tubiofus.
-„©inb ©ie glüdli4?* fragte bet Sob.
©tufcte bet ©tubent, in Staunen unb 9iot:
,,3^ bin ein Seutf4er. -
„914 ja — ©ie oetaeih n -
ein Seutf4er, bas heißt ein Unglüdli4er fein.
§at troßbem bas Seben für ©ie einen Sinn? -
— „©ie miffen bo4, baß 14 ein ©tubiofus bin! -
— „914 fo, - fagte bet Sob mit helmlt4em §ohn,
„©tubent fein, nun ja, bas ift eine Vtifßon.
Slber biefe Vttffion, mas hot bie füt einen ©imt? -
„9hnt eben bie, baß i4 ein Seutf4er bin. -
Sa f4munaelte bet Sob: „Sas ift bo4 leine ©enbung,
bas ift hS4ftens ein ©tunb, fi4 umaubtingen. -
— „Cs ift ebelftes 3iel füt Setnen unb Gingen,
füt btennenbes ©tteben empot aur Voüenbung. -
— „CrHären ©ie mit bas! -
Ser ©tubent fann na4
einen 9lugenblid unb fpra4?
„Sie muffen in mein bef4eibenes 9te©ier
auf bet Steppe bicht hinter mit
emporgeltommen fein. Cntfinnen ©ie ffd)
bes Völlleins, bas ba mit entgegeuftti4?
unb mie fie mi4 höhnten, ©id)t um ©i4t?
bas alles maten Seutf4e — unb miffen cs ni4t,
tonnen es ni4t miffen. -
3ufeßte bet Vcfu4:
„©ollen es ni4t miffen. - — „Sas ift ja bet 5lu4!
©ie moUcn’s ni4t miffen. Srum muß i4 pes lehren,
muß fie ju ihrem Seutf4tum befehren. -
— „Sie la4en ©ie aus. - — „Ob pe la4en ober hoffen —
batauf muß i4 es antommen laffen,
meil fte, ob au4 oerftoeft no4 unb blinb,
meine beutf4en Vrüber unb ©4mcftern Pnb.
©oll bcutf4es ©efen miebet etfteh’n —
ohne bie 9Jtaffe mitb es ni4t geh’n. -
Ser Sob lä4elte mclan4olif4
unb ein bißchen biabolif4
unb fagte: „Sie hoben ©penglet gelefen
unb glauben bo4 no4 ons beutfdje ©efen —?
Sie 9Raffe — ©ie hoffen auf ihr Crma4en —
ift fie ni4t liingft f4on im ©tabium bet „geüa4en - —?
9Ki4 büntt, 3hr $eutf4lanb nähert P4 Won lange
bem bemußten „Untergänge - — -
„©ie itten - , fagte bet 3üngling f4U4t*
„©enn ©ie bas glauben, bann tennen ©ie’s ni4t 4 —
„•Übet go4 unb ^oineat^,
ber blodierte 9thetn, bie oetfpetrte ©ee,
unb bas Interalliierte 9tän!ejpiel
unb bie aroanaig SDUHionen 93o4es anoiel
unb bie 0eutf4e Valuta total auf bem $unb
unb im Jintergrunbe bet ©ölletbunb —
unb ba tarn* 3hr 93atetlanb miebet empor?
Sefter, mie fteUen ©ie P4 bas oor? -
„®at ni4t - , fagte bet ©tubent benommen.
„Cin SSunber tnup fommen,
mitb fommen — ein 9ftann mitb oom §immel fallen,
ein SRuf erbtaufen, ein Sieb etf4aUen,
alle Seutf4en merben einanber etfennen,
metben in ®tubetfchnfu4t entbrennen —
es tagt ein feliges ^luferfteh’n —
Seutf4lanb mitb ni4t untergeh’n. -
„Unb matum ni4t? - Sa fagte bet 93utf4e ftiH:
„Söeil 14 ni4t mill. -
„9lha, alfo bas ift ber große erfüllet:
bet ffiille bes $ertn ©tubiofus 9HüUet! -
Sa ftreefte bet 93utf4 P4 lohcm ©eP4l :
„§err, la4en ©ie nid^t!
3a, ich bin bet ©tubiofus 2RülIer bloß;
aber i4 bin einer oon oielen taufenb —
hinter mit fteht gärenb unb btaufenb
ein 9lntäus, erhaben unb grog:
bie beutf4c 3ugenb! 9io4 ift Pc aerrifien,
mie bas 53oll in taufenb Parteien acrjpliPcn —
pe hot P4 no4 oi4t gcf4out unb etlannt,
aber eines f4on fühlt Pe: bas 9Jatetlanb —
benfen ©ie, an ©aar unb 9thein unb 9luhr
litten unb ftritten Sllabemifet nur?
§ot4en ©ie in bie ftabtifen hinein,
tief in bie ©4a4te beim ©rubenli4tf4 c in —
flauen ©ie, mie bie Cifenbahner,
unfete ttoßigen beutf4cn ©partaner,
ohne mit bet 9Bimpet au auefen
bie Verbannung hinunterf4luden —
ba Pnb, troß allem Verheßungsgef4rei,
überall au4 bie 3ungen babei!
Unb ob pe auf ÜJiars unb auf 9Wosfau po4cn —
beutf4 pnb Pe bo4 — bis in bie Äno4en!
3n allen glüht ein ©ollen, ein heißes,
ein beutfdjes ©oüen — bet gtanamann, bet meiß es! -
Set Sob fah ooH SRefpeft
auf fein ©tubienobjeft
unb fagte mit leifet Führung:
„Vieüei4t hoben ©ie re4t —
oieüei4t mä4ft mit!H4 ein junges beutf4es ©ef4le4tf
au4 in ben SWaßen —
aber eu4 Vfabemifet merben Pe meitet hoffen,
Pe pfeifen auf eure ftührung! -
Ctl4 9Wüflcr fpra4: ^©enn Pe nut mit uns aufammen-
[geh’n,
menn Pe nut in flammen fteh’n —
ein beutf4er ©iöe, eine tettenbe Äraft,
bann pfeif i4 felbet auf unfre 5yührerf4aft —
Sann metben $ammerhanb unb ^ebethanb P4 finben,
^opf unb gäufte merben p4 oerbtnben,
©iffenf4aft mirb ni4t mehr in lüfper Seme
übet bem 3ammer bet 91iebetung f4meben,
ihre f4idfolethellenben ©tetne
metben herniebetmirlen ins Seben,
unb aus biefet ftöhnenben, fteifenben ©egenmatt ©eh'n
mitb ein neues Seutf4Ianb, mitb eine neue 9Wenfc&beit
[erfteh’n! -
Sa grinfte bet Sob, fahl unb f4rill:
„Unb — menn i4 — ni4t miÜ?! -
©taunte ber ©tubent — jpürte ben lauetnben §ohn —
aupadte fein Vlid —
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PRINCETON UNIVERS1TY
$iwrd)ift —? (Sntentefpion —?
ein 3mr wohl gar?
9Borf ber $rembe ben Spatel ins ©enid,
burd) bie 9Masfe bes ©rbenpilgers
ftarrten grauenooll !lar
bic Inöchernen 3ugc bes Slttoerttlgers —
u J*b e ! n ? »i* iöngften ©ages ^ofaunen erllang:
*3<h befehle ©eutfcßlanbs Untergang! 4 '
©er Stubcnt hatte fid) gefaßt
Cr reefte ficf> auf, fo hoch wie fein ©oft:
*3Ib — nun hab’ ich Sie erlannt —
Ungebet’nem «efud)c gefcheh’ nach ©ebühr —*
Unb er ftredte bie ncroige ‘öurfdjenhanb;
„Sitte — ba ift bie ©ur!"
3n Verblüffung unb $aß
ber ©ob ftanb totenblaß
unb Inirfdjte unterbrächt:
ir$err — finb Sie oerrüeft? 4 '
Sber bann redt’ er bie raffenben Tratten
unb (reifste; „Sube — bu bift mir oerfaücn!*
©a lachte ber (SefeH immer heHcr unb ferfet:
*6ie finb nur eines höheren Wittens Vottftreder —
geben Sie ficb meiter leine ttttüh’ —
bei mir — unb bei ©eutfdjlanb tommen Sie oiel gu früh!
ttoß Spengler unb (Slemenceau, troß ©elften unb
[Sriten —
olfo nochmals — barf ich bitten?! 4 '
Weltenßoch oufredte fich ba ber ©ob,
oon fahlen Sichtern umloht,
bie Hleiber fchmolgen, bas Sleifdj tropfte oon Wangen
. [wnb Sippen,
gahnefletfchenb, blidlos ftarrte bas ©erippe.
©er Stubent ftanb unbeweglich babei
unb fagte gelaffen: „3<h gaßle bis brei!*
Sber auf brei warb er munter,
paefte bas Slelett um bie burre Statur,
fchleppts burch §errn ^iejedes leberbuftenben giur
unb warf ben Sefuch bie ©reppe hinunter —
lachte trußiglich hmterbrein: ) '
„©a liegft bu, Älappergebein —
wer will fich fürber unterwinben
mit bem beutfehen Stubenten augubinben?!"
' i.
Oer 1. internationale ßfreefenffug
(fiberlanbflug iRofterbam-Sremen —^openfoogen-tSoffyenburg).
?Gon ©la or a. £). t? ©fd)ubi, refd)äftöfüf)rer.>cm 33i$epräfibenlen be$ Sleroflubä oon ©euiid)!onb
Blick auf den Bremer Flughafen. Ein sechssitziges Junkers-Verkehrsflugzeug
3 um erftenmd nach bem
großen Kriege ift
©entfcfjlanb offtaiett au ei¬
nem internationalen Jlug-
Wettbewerb augelaffen,
nachbem bie internatio¬
nalen Vorfdjriften im
oergangenen 3af)re auf
einer ©agung ber Fede¬
ration Aeronautique
Internationale bahin ge-
änbert worben waren, baß
es Sache ber Seranftalter
fei, gu beftimmeu, ob
©eutfchlanb — bas ber
Federation noch • nicht
angehört — eingelaben
werbe ober nicht. Ser¬
geblich war ber Wiber»
ftanb Belgiens unbftranf»
reichs gegen biefen Se--
fchluß, ber eine ©atfad)e
legalisierte, bie £ollanb
unb 3talien burch be-
ftimmungswibrige 3ulaf=
fung beutfeßer glugaeuge
au ihren Wettbewerben
nefchaffen batten. Sicher¬
lich oh^te barnaIs nie-
manb, baß nun auf bem
nächften glugwettbewerb
©eutfchlanb in einem Um¬
fange wie fein aitberes
Sanb oertreten fein würbe.
3u ben ©ottenburger
Wettbewerben finb insge-
famt 41 giuggeuge ge¬
nannt worben, bcoon
feitens ©eutfchlanb 17.
Suf bie 4 injrage fom»
menben Wettbewerbe —
mit 3ioiIflugaeugen lom-
men 33 beutfehe Snmel-
bungen, 9 fcfjmebifche,
2 norwegifche unb 5 fran«
aöftfehe. Seiber finb einige
beuifche ftlugaeuge nicht
mehr rechtaeitig fertig ge¬
worben, mehrere haben
H. Hemming und Prin¬
zessin zu Löwenstein-
Wertheim (die einzige
Dame, die am Flug teil¬
nahm) auf der englischen
De Havilland-Maschine
Original fro-m
PRINCETON UN1VERSITY
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6eite 762
3) t c 933 o cb e
Kummer 33/34
Links: Am hol¬
ländischen Fok-
ker-C VI-Flugzeug
wird der Motor
angeworfen
Im Kreis: Eine
Zuschauergruppe
auf dem Startplatz
VON DER
ZWISCHEN¬
LANDUNG IN
BREMEN
lärttjpen fcnnenlcr»
nen, bic jetjt nur in
ihufjlanb gebaut
mürben.
©ie$atfad)e, baß
faftnurbeutfcbeBe-
merber an bem
Btettbemcrb mit
6port-5Iugjeugen
teilnebmen, I)f tocr*
blüffenb gemirlt.
©ie fdjmebifcbe
Bestimmung über
unfer Verbot bes
Überflugs unb ber
ßanbunguüDeutfd)-
lanb für bclgifdje
unb frun^öftfebe
glugseuge auf bem
Jluge nach ©oten»
bürg bürfte burd)
ben Umfang ber
Beteiligung
©eutfdjlanbs unb
beffen Seiftungen
mol)l belieben mor-
ben fein.
Unten: Start der
schwedisch. Tum-
meiisa - Maschine
it)r3icl©otcnburg
auf bem Suftmege
nicht erreicht, bas
binbert aber nicht
unfere aablenmä-
feige Überlegen^
beit. ©ic eng-
Iifcbe $ad)prcffe
äufeertc fid) fetjr
gilnftig über bie
beutfebe Beteili¬
gung, im befon-
beren aud) an
ber rubenben
9lußfteHung beut«
fdier giug^euge.
Uber biefesSob ift
man in Jrantreid)
febroerftimmUu-
malibmgegeniiber
eine ungiinflige
Slritif Sranfreid)3
ftebt. „©s ift tö¬
richt," fo fagt ein
feanabfifeberffed)-
fcferiftfteller, „bafe
mir Beutfcfelanb
3 U ben Sparifer
9lusftcllungen
nicht aulaffen,
aber," fo fährt er
fort, „es bot feine
guten ©riinbe,
mir mürben
neben ©eutfefe*
lanb fd)Icd)t ab-
fdmeiben."
©in englifeber
Jacbmann bebau»
ert, bafe Beutfd)-
lanb ber Btilitär-
giugaeug-Bau
ocrboten.Bnbern«
falls mürbe man
b'cbeutfcbenÜJtili-
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Original fro-m
PRINCETON UNIVERSITY
Kummer 33/34
0 i e <20 o cfc c
Seite 763
Die Schuhe
nach dem Tanzrekord
£r\te Sorgen 9lmerifas fotlten mir hoben. ©ann roärc
Ä' uns geholfen, SBas mar es früher für eine SRot,
toenn ginn ©eburtstag ber ©ante ein ©efd)ent fällig mar.
„9Bas foü id) meiner ©ante ßhenfen?" Unlösbares Sßrob--
lern. ©ie ©ante hotte Phon immer alles. So gefjt’s
heute nod) ben qliicflichen unglüdlichen 9lmcrifanem.
3öas für einen SReforbljumbug foüen pe P<h ousbenten?
Sie haben fdjon alles. Sie haben bie prominentefte
©eHerfpillerin ber 5öelt; pe hoben bie grau, bie ihr 93abp
im ©rab unb im ftinbermagen ^uubert Kilometer meit
phob. Sie hoben bie grau mit ben phönften deinen;
pe hoben ben iüuftreftcn 9tiggerbojer; pe hoben bas
SDtäbchen mit ben blaueften klugen. Sie hoben bas
©ippfräulein mit ber
höchften Silben^ahl; pe
haben — oott ©eutfd)--
Ianb — Öas größte Sd)iff
ber 9öclt; pe hoben
ben 9teforb im 9tähma*
fepinetreten. 3cßt hoben
fie — ©ott fei ©aut! —
bie ©cltrctorbftrumpf«
ftriderin, unb oor allem
pnb pe enblicp feit 93to»
naten babei, in einer
großen nationalen ©au*
ertana * 93emegung ben
SBeltreforb im ©auer*
Shimtnt) an bas ©anner
ber Sterne unb Streifen
3u binben. 9111c 3n»
fünfte bes nationalen
©hwi^es, oüe ftopfeei»
lentünftler ber Spreffe
mären tut 3eit ber
braoen Patriotin juge--
manbt, bie mit gepßmol»
lenen gingern unb faum
noch fähig, bie mährenb
ber 9lrbeit ihr einge«
flößte Nahrung 311 fid)
3u nehmen, bennoef) bis
3umpegeubcn(SrIiegen an
bem National» unb Söelt»
reforbftridftrumpf meiter
Eine Dauertänzerin in einer Stadt in Texas, die 27 Stunden
lang ununterbrochen tanzte und lünf Partner „verbrauchte**
Die „Marathon - Tän¬
zer“: Im Verlauf die-
sesWetttanzens brachte
es ein Tanzpaar auf
60 Stunden
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Original from
PRINCETON UNIVERSITY
Seite 764
*3) t e OB o cf) e
Stummer 33/34
Dauer-Wettstricken in einem Club für Handarbeiten
in dem Seebad Atlantic-City. Die Teilnehmerinnen
müssen gefüttert werden, da sie ihre Tätigkeit nicht
unterbrechen dürfen
Im Oval: Moment aus einem „Non stop-MaVathon-
Stricken“
[triefte, — alle Sinne rnciren ihr augemanbt, rnenn nicht
öoef) noch mehr her f)eroifcf)e Stampf um ben 3)auertana e
retorb bie Station in Sltem l)icltc. SJtitStiefcntritten ftrebt
man bem Sieg au. Srciulein Cuntmings 50 Stunben
St)immr); fträuleiu SJtcijer 52 Stunben 11 TUinuten;
Jtciulein Söilliams 65 Stunben, neue Sterne im Sternen«
bannet. Ooipsmobellc ihrer ftüfte follten auf bem &a=
pitol in s Ba[t)ington aufgcftellt toerbeu. Oie Stefte ihrer
Schuhe unb Strümpfe follten als Steliquien oerroahrt
inerben, ebeitfo bie Swangsjacfen, bie man ihren Sßart*
nem enblid) aulegen mußte unb bie 'Barthaare, bie fte
[ich als echte (öentlemcn roähreitb bes Oanaes abrafiert
hatten. Oie Schuhe hin; bie Strümpfe hin. Ob nod)
etmas $>irn übrig geblieben fei, mühte man burd) Bini*
fet'tion feftftellen. - n g
Digitized by
Go», gle
Original frorn
PRINCE TON UNIVE RSITY
Uss
:
m CoiUmenlal ttiotu
Maler Wassilij Kandinskij (1), Reichskunstwart Dr. Edwin Redslob (2), Kultusminister Greil (3)
| Eröffnung der Ausstellung im Weimarer Staatlichen Bauhaus
wM?$/M/////////M/////////M/////M/i/////M/OM///M/////f/M///M
Digitized b'
n Google
Original ftom
PRINCETON UNiVERSITY
Seite 766
0 i e «TO 0 cb e
Stummer 33/34
SCHWEDISCHER FLOTTENBESUCH
IN SWINEMÜNDE
Empfang des schwedischen Schulschiffes „Najaden“
am Bollwerk in Swinemünde
Links: Der Kommandant des deutschen Minensuch¬
bootes „M 60 “ im Gespräch mit einem Offizier der
„Najaden“
Unten : Oie schwedischenBlaujackenmachenRein-Schiff
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Original from
PRINCETON UNIVERSITY
Stummer 33/34
© i c Qö # d> e
Seite 767
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Üriginakfrom -—.—
PRINCETON UNIVERSITY
Seite 768
® i e OB o cfr c
Stummer 33/34
DEUTSCHE NOT
Oben. Kohlen sind zu teuer; man holt sich Holz aus dem Walde.
Verstauen der kostbaren Schätze im Vorortzug Phot. Gross
im Kreis: Eine alte Frau, die einst bessere Tage gesehen hat.
beim „Mittagsmahl“ auf der Treppe eines Berliner Geschäftshauses
Unten: Berl ner Arme werden auf dem Alexanderplatz durch die
Heilsarmee m*t warmer Mittagskost versorgt Phot Henke
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Original from
PRINCETON UNIVERSITY
Kummer 33/34
© f * <2ö o d) c
Gelte 76Ö
im Oval: Hochsprung mit Rückenbeugung
Neue Wege zur körper¬
lichen Volkserziehung
Ausdrucksgymnastik (System Dr. Bode): Gruppenübung auf einer Treppe
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Gck igle
PRI
Original from
ETON UNIVERSITY
Seite 770
© i e <3® o 6 ) e
Kummer 33/34
Kopie der Wirklichkeit. Sie
ist eine ganz neue Well (für
jedes Werk eine andere, ihm
nur eigene), eine Welt, die
durch die schaffende Einbi-
dungskraft des Künstlers er¬
richtet wird, die ihren be¬
sonderen Gesetzen unterliegt,
die nur insofern real ist, als
sie überzeugend wirkt, inso¬
fern phantastisch, als sie das
Produkt der mcnschlicnen
Phantasie bedeutet." ..Phan¬
tastischer Realismus“ so be¬
zeichnet W'achtangow seine
Richtung. „Prinzessin Turan-
dot“ ist die letzte Arbeit
Wachtangows.
Oben im Kreis:
Marco Großkopf,
Intendant des Tilsiter
Stadt-Theaters feierte
sein 25jähr. Bühnen- u.
Dirigenten -Jubiläum
Links: Franz Herterich
wurde als Nachfolger Paulsens ml
der provisorischen Leitung des
Wiener Burgtheaters betraut
Phot b esidenz-Atcl er
Unten: Kalif zückt
den Dolch, um sich
zu erstechen
Prcss-F hoto-News-Service
Der Begründer des in die¬
sem Stück neu geschatfenen
Bühnenstils war E. Wachtan-
gow, ein Schüler Konstantin
Stanislawskys der im Mai
vorigen Jahres gestorben ist.
„Die Bühnenwelt“, sagte
Wachtangow, „ist keine
Das MoskauerKünstlcr-
theater im Berliner
Lessing-Theater
Carlo Gozzis Märchen
„Prinzessin Turandot“
Rechts: Die Weisen
des Diwans
s
1
I iilK
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Original from
PRINCETQN UNlVrr TlÜ
tummer 33/34
$) i e ^ o di e
Seite 771
^cliftnen f fl {eine KunJH Eupigeö p c ei $ o u $ f dj c c i 6 c n flcc „morijc'/
tcftec JUceiö
s macht oiclen SJlenfcfjert Spaß, ein btßcfjen &u aetdjnen
unb luftig tu frißeln, ofjnc gleich auf ^ünftlertum
Anfprud) au ergeben, ©er tagsüber oon berufnen
unb anberen Sorgen eifiillt ift, toirb gelegentlich in einer
folgen fpielerifchen Tätigfett Ablenfung unb (Erholung
finben; unb 511 biefetn 3\x>:d fcfjreiben to.r für unfere
öefer unb $reu be einen luftigen ©ettberoerb aus:
Jcidjnen ift (eine ßunft', fuej ,^itV genannt.
Bebiitg ungen:
1. Bi e nebeuftehenbe Sü^S^ur foH in eine 3 e iä)nung
umgemaubelt merbeu; es ftef)t ganA im Belieben bes (Sinfcnbers,
roas ec aus biefer ftigur mad)t, ob (befielt, (£>cftalt r ßcnöfchaft
ober eine 6flcne. 3ur Ausführung bec 3*icf)nimg lann Blei«
ftift, Tinte ober Botfel benutjt merben, boef) barf fie nur in
fchmarA-meiß f)ergefteUt merben, farbiges 3eid)nen ober ©alen
ift ausgefd)loffen.
2. Breisgelrönt toirb bie befte 3ift*3bee. (Es fommt nicf)t auf
bie ttinftlerifcf)e Bollcnbung ber 3e ; rf)nung an, fonberu auf bie
luftige, oerblüffenbe ober tomifdjc 3bce, bie in ber 3eicf)nung
geftcltet coirb. (Es genügt, fie mit toenigen Strichen ausAufiihren,
aud) unbeholfene unb bileitantifd)e Stilen fmb jugelaffeit,
toenn fie eine gute 3bcc barftcUen. ©au beachte bie gegebenen
Beifpiele, bie aber nicht abgegeichnet merben bürfen.
3. Bie Seicpnung muß aus ber beigegebenen Siff-Sigur (§alb*
freis) Ejergeftellt merben; mer mehr Baum jum 3ci<hnen braucht,
toirb gut tun, ben 3ift jS £orbrurf auf ein größeres Stücf Bapier
Au lieben. 3ebecmann lann beliebig oiele 3itl'Berfuchc ein»
fd)icfen, hoch muß jebe 3citf)nung auf bem nebenftchcnbat Bor«
bruef gemacht fein, ©er alfo mehr als einen „3itt* Acichnen
will, beiorge pd) weitere Bummern biefes Heftes. Kopien uuf
Bonspapier unb bergleicßen finb nicht gültia. Ben (Einfenbungeit
bürfen ©itteilungen, Anfragen ufro. nicht beigefügt merben.
Ber Borbrucf ift in ber angcbeuleten ßinie ausgufchneiben
unb unter Ausfüllung bec Anfcßrift au fenben an:
^rfftlftleitung der „Woche', prcteausfrfjtcibcn,
Berlin 41058, 4rf)cclhau$,
Alle (Einfenbungett muffen bis fpäteftens 15. September b. $8.
hier einlaufen; biefen Bebingungeit ließt cntfprechenbe Sen«
bungen tonnen nicht berüdfid)tigt merben, mit Strafporto
belaftete Salbungen merben nicht angenommen.
4. Bie Bebaltion ber „©od)C" bilbet bas Breisgericht. Bie
für ben Bcrlag ber „©oeße" tätigen Äünftler fmb oon ber
Beteiligung ausgefcßloffen, ebenfo lann bas Breisgericht (Ein»
fenbungen betanntcr SUinftler ausfeheiben. „ 3 ^* foll ein
luftiges Breisausfehreiben für bas Bublifum unb
feine Zünftlerfonfurreng fein.
Bie (Entfcheibungen bes Brcisgeridjts finb enbgültig, jeber
Teilnehmer erflärt fid) burd) bie (Einfeubmtg mit biefen Be¬
engungen einoerftanben.
(Es merben folgenbc roertbeftänbige Breife aus«
gefegt:
igm 1. peetö: l golöcncfi* 10»MIarf»4tütf
igln 2. PcrifiS: 1 filbccncö 5»Jttarf»4ftürf
Otci weitete Ptcife: Jt 1 fllbctnCS 3 » HlflCf * -StUlf
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ein (Soldftuif!
Bicfe (öelbp reife merben Anm Beidjsbanfturs
oom 29. September in Bopiermarf umgerechnet
unb ausgeAahlt.
ferner lomtnen noch Troftprcife in gorm oon Büchern bes
Berlages Auguft Scherl in grage. Über bie Angaßl ber Troft»
preife entfeheibet bas Breisgcricß*.
Bie beften 3üf*3richnungen merben oorausfichtlich in ber
„©oeßc^oom 29. September b. 3$. abgebrudt, in ber gleicßgeitig
bas Breisausfchreiben mit einer neuen 3üf s Aufgabe fortgefefct roirb.
$ier ausfdjneibcn!
iU»inc beo (Jmfenbecs
Ort unb Strafte
§ier audfeftnetben!
Original from
PRtNCETON UNIVERSITY
© i c
Kummer 33/34
Seite 772
<5B o * e
In Atlanta im Staate Georgia in den Vereinigten Staaten
wurde jüngst eine Parade abgehalten, bei der die Teilnehmer
in der einen Hand blau-weiss Gestreifte Sonnenschirme und
in der anderen riesige Nationalflaggen trugen
Ein merkwürdiges Paradebild
Soweit ist cs bei uns gekommen: Eine Berliner Firma verte t
auf der Strasse Hundertmarkscheine, auf der ein Reklame¬
zettel klebt, um sich so Beachtung beim Publikum zu sichern
Phot. Atlantic
Der Hundertmarkschein als Reklamezettel
BILDER AUS
ALLER WELT
Oben: Calvin Coolidge,
der neue Präsident der
Vereinigten Staaten, im
Kreise seiner Familie
im Oval: Der amerika-
n sehe Schwimmer Sul-
livan, der den Kanal
zwischen Dover und
Calais (33 Kilometer)
in 27 Stunden und 23
Minuten durchschwamm
phot. Atlantic
Unten- Das mit zwei Dicsel-Gros>motoren der Deutschen Werke ausgerüstete Tank
sch.H ■„Uran' ist der erste derartige Bau der Deutschen Werke. Das Schiff wurde
auf Reparationskonto für Italien gebaut
Bau eines Dieselmotor-Tankschiffs auf der Werft der Deutschen
Werke in K cl
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PRINCETON UNIVERSITY
Kummer 33/34
g) i c o cfr e
Sette 773
„ff ein Sri'cbe auf bem Salfan"
Jleue Silber au« bem u n 3 u f r i e b e n e n Sulgariett
„Für die Befreiung Mazedoniens“: Die bulgarischen „Irredentisten“ protestieren vor der Hauptkathedrale in Sofia
Continental bhoto
0 lauge bic (Erbe um bic Sonne treift, ift bie Stbfidjt, um
bereu SBiüen ein Skieg geführt morben ift, noef) niemals
in einer für bie Ieitenben Staatsmänner fo befd)ämcuben 'JBeifc
gerabeju oernid)tct toorben, roie ber oon ben gütjrern ber (Entente
immer roieber oerfiinbigte 3roed: ber tperftellung oon 91uf)e unb
grieben auf bem fd)Iad)tburd)uriU)Itcn < 53obett Suropas burcf)
bie Verträge, bie folgen 3 u f tau ^ l)erbeifüf)ren foüten. 53er=
nidjtct ift nad) einem neuen blutigen Skiege ber Vertrag oon
Seores, bis $u feinen Sruubfeften crfdjiUtcrt ber Vertrag oon
53erfailles, Millionen oon 9flenfd)en finb burd) ben Vertrag oon
Srianon unter eine tpcrrfdjaft geraten, unter bie fie fid) nie beugen
loerbcn, unb fd)on beginnt auef) ber Vertrag oonSReutUt) nad) ber
enbgültigeniBefriebiguug ber 3öilufd)e ber gtirtei foftarfe ^3oXfs=
ftröntungen in bem oon if)m betroffenen ^Bulgarien au entfeffeln,
baß oon einem ^rieben auf bem ‘Salfait nid)t bie Shcbe fein fann.
3)as neue ^Bulgarien, bas aus ber iHeoolution gegen ben
fran^ofenfreuublichen iBauernpräfibeu'en Stambolisft) f)eroor=
gegangen ift, ift eine Schöpfung, bic nur mit §ilfe ber maje»
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Seite 774
© I e <20 o <b e
Stummer 33/34
bontfcßen ft^eitstompfer möglich mar. ©aß Tie einen be*
ftimmenben (Einfluß auf bie Regierung gemimten mußten, mar
unoermeiblid). ©as
THiniftcrium 3antoff ßot
amar erllärt, baß es bie
i teunbließen "Begießungen
aur (Entente unb au feinen
Siacßbarn aufrecßterßalteu
t»oUe, aber, bieje Slbftcßt
laßt fteß nießt oerroirt*
ließen. 3n ber Jnuptftabt
bes Canbes ftnben unter
ber Leitung ber fiir bic
politifeßen Bcmegungen
ber griecßifcß.fatßolifcßen
Beoölferungen noeß im*
mer ungeßeuer mießtigen
©eiftlicßfeit leibenfeßaft*
ließe Äunbgebungen unb
feierliche ©ottesbienfte
au bem S^ecte ftatt,
bie bureß ben ^rieben
oon Stcutlli) oon Bub
garien getrennten, jum
ameiten mal oerlorenen
©ebieie Blaaebontensau*
riief^ugeminnen. Slnf
ben Spiataten, bie ben
©em onftr attonsa ii gen,
an benen fteß aUc
Scßicßten ber Beoölfe-
ruug beteiligen, ooran»
getragen merben, lieft
man bie SBorte: „ft ein
Triebe auf bem Ball an
oor ber Befreiung Blaaebontens". Sluf bem Baifan ßaben
alle Kriege mit folcßen Boltsbemegungen angefangen, Bulgarien
märtet nur auf bie ©e*
Iegenßeit, ben Bertrag
oonSteuilli) au zerreißen,
mie bie©ürtei benjrieben
oon Stores aerriffen ßat
©ic e 3eit ift freiließ noeß
nießt getommen. ©emt
bieSJteinungsoerfeßieben»
ßeiten ^mifeßen ben an»
beren Baltanoölfcrn unb
;,mifcßen ben spolen unb
ben Ungarn fmb noeß
nießt fo rneit gebießen,
boß fie 3 U einer fioefe*
rung ber tleinen (Entente
unb aum offenen Slus-
brueß ißres ftonflittes
mit bem fteß in gleießer
$2age mie Bulgarien be«
ftnblicßen Ungarn gefiißrt
ßaben. Slber biefe Blei«
nungsoerfeßiebenßeiten
finb auf ber Ießten 3u»
fammenfunft ber SÖtinifter
3ugoflaoiens, Stu*
mäniens unb ber ©feßeeßo.
flomatei feßon autage
getreten. Überall brennt
im näßen Often bas Jeuer
unter ber Slfeße. Un-
ameifelßaft roirb bic &\i
fommen, in ber es aujlam-
men emporlobert. Mg.
Der Bischof von Mazedonien und die Geistlichkeit von Sofia beim
Gebet für das Andenken der Gefallenen
Demonstrationszug in den Straßen Sofias: Im Zuge wurden t ahnen der mazedonischen Fre.schärljr und bekränzte Bilder
der in den Länderkämpfen Gefallenen mitgelührt, sowie Tafeln mit der Inschrift „Kein Friede auf dem Balkan, ehe
nicht Mazedonien frei ist“
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Original frorn
PRINCETON UNIVERSITY
Shrrnmet 59/34
4M e 48 o A e
L
bt# Ältatt
Äoman oon 3£ans DotniniJo
11. Fortsetzung. —Nachdruck verboten. — Amerikanisches Copyright by August Scherl G. m. b. H., Berlin 1923.
Bttt bcr Berügrung igrer £änbe festen fic fteg umge»
gemanbelt au gaben. 3cbcs Hemmnis fanf auf ben
(örunb, oerfegtuanb in enblofcm 0unfel. (Eine Bor»
l'teüung bes (ölücfs glitt bureg if)re Seele, ein unbe=
fd)reibiicges Sädjein ging über igre 3üge. Rücfgaltlos
gab fte fieg in biefem einen gingegauegten Sort.
„ftlorence!"
Roeril fniete nieber unb fügte bie £>änbe, bie fie igm
miüenlos überlieg.
„Hann Siebe fo graufant fein? . . ."
(Ein Suttfcg fegien fid) in igr au regen, ben fte niefjt
ausbrüefen fonnte. SCRit aager Bemeguttg nagnt fie feinen
Rrm unb legte ign um igren £>als . . . fd)lang igre Rrme
um feinen Racfen. 0a 30g er fte an fteg unb fügte fie
auf ifjren Rtunb.
,RUes ift nerfunfen . . . alles ift oerfdjmunben. Rur
unfere Siebe ift geblieben . . . 0ag id) ign je roieber
fügen mürbe, beinen fügen, reinen Rtunb!"
(Ein Scgauer rann bureg igre (^lieber.
„0as ift er niegt tttcgr . . . ber reine Blunb", fagte
fte mit leifem St lagelaut.
„ftlorettce! £)u! . . ."
Roeril mar aufgefprimgen. Stcudjenb famen bie Sorte
aus feiner Bruft.
„Silift bu ntieg mieber aus beut göcgften £>immel in
bie tieffte §öüe ftüraen?"
(Er ftanb ba . . . in bem gebrodenen Sdjatten bes
Baumes, jeber Straft beraubt . . . oerirrt mie in einer
Süfte.
Slorence gatte bas (fteftegt in ben £>änben oergraben ...
0er Sties fnirfegte unter einem Scgritt.
SCRit jägem Rucf bliefte fte auf.
„0u millft geben? ... 3a, geige . . . gege. (Es ift 3U
fpät, 3U fpät. 3d) bin einem anberen oerfproegeit!"
61c taumelte unb märe au Boben geftiir^t, gätte er fte
niegt in feinen Firmen aufgefangen.
„ftlorence! (Es ift niegt magr. 3cg bitte bieg. (5prid)!"
(Er fegrie es faft. 3itternb lag ftlorencc an feiner Bruft.
3gre 3ägne feglugen aufeinanber. 3gr war, als oerfänfe
fte in einem eiftgen 6tront.
0a füglte er bie Sagrgeit. (Es mar fein leeres Sort,
bas in fein Ogr geflungen.
Regungslos ftanb er, fog mit bebenben Rtemaiiqen
ben Suftftrom ein unb ftarrte in ben meiten Raum. 3 qv --
btoegen, gcrfcgcllt lag alles am Boben.
„0u liebft ign \ . . ben anberen? . . . Rein! 0u
liebft ign niegt . . . Stannft ign nidjt lieben. Unb bod)
miüft bu igm folgen! . . . Unb id)?"
(Er löfte igre Rrme unb brängte fie aurücF.
„Unb icg? . . . 3cg foll jugrunbe gegen ?\*
„Roeril!"
Jylegenb fam es oon igren Sippen. Rüc Rraft fegiett
oon igr gemiegen. 6cgmad) unb gebroden fanf fie auf
ber Banf aufammen.
Unenblicgcs Rtitleib mogte im $craen Roerils. (Er
gätte fte in feine Rrme negmen, fte tröffen, fte gegen
mögen. Unb trogbem bemegte er ftd) nieftt, fprad) er
niegt, mad)te er feinen Berfucg, biefe Qual au füraett.
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0er Stlanq einer Slocfe, ber aus roeiter Jyerne au igm
brang, lieg ign aus feiner (Erftarrung ermaegen. (Er gob
bie Spattb unb fugr igr mit linber Bemegung über bas
Spaar, bie Sange, bas Stinn. Unb als ob biefe £>anb igr
bas Spera aerfpalte, brad) fie in galtlofes 6cglucgaen aus.
(Er fegte fid) au igr, gob tgr tränenüberftrömtes ©eficgt
unb legte es an feine Bruft.
„(Eraägle, frlorcitce!"
Rtit fcgmeralicger Rnftrengung entroanb fte fteg feinen
Rrnien.
„Roeril . . ."
3gre bebenben Sippen fud)ten oergeblid) naeg Sorten.
„Senn icg bir meg tat, JJlorence, oeraeige mir!"
Roeril ocrfud)te igre £anb au negmen, fte burd) bie
Beriigrung au berugigen.
0a plöglid) gob fie ben Stopf. 3gre Rügen blieften
mit totengafter Starrgeit ins Seite, als fügen fte ettpas,
roas • niegt ba mar. 3gte troefenen Sippen begannen
au fpredjcn.
„3cg mar franf . . . . id) gatte nur ben einen Sunfcg
au fterben, um bie Qual au füraen. 3d) gatte bieg oon
mir gemiefen unb fag unb baegte niegts anbercs, als bieg.
0u marft in mir, mie eine Qual .... ein £r cu er . . .
ein Sagnftnn .... (Ein mejifanifd^r Sefcgäftsfreunb
meines Baters befuegte uns. 3cg fannte 0on SRanuel
Oregon feit meiner frügeften 3ugenb. Oft gatte ign
mein Bater als meinen älteften unb treueften Beregrer
geneeft .... 3d) fag in igm nie megr als einen liebe»
oollcn oätcrlidjen ftreunb. (Es mar für# oor meiner
Rbrcife mit Speien Ooaroin .... (Er marb um mieg . . .
(Er fag meine Seelennot unb fegaute ginein in mein
audfenbes ftd) abringenbes Sera, als ob es offen oor feinen
Blicfcn läge. (Er nagm meine £>änbe unb fpraeg liebe»
ooll .... bemütig au mir. Unb boeg lag in feinen
Sorten bcr SiUe unb bie Straft, ntieg au befreien . . . .
mir bas Slitcf au geben, für bas mein §cra noeg Raum
bot. Unb .... icg gab igm meine §anb."
„Unb bu mirft igm folgen .... biefem Btanne? . . . .
Sicbelos?"
Rlles geifie Sünfcgen, alle Seibenfcgaft, (Empörung unb
Stlage fprad) aus Roerils Sorten.
„^lorence! 3cg laffe bieg niegt. Rtein bift bu . . . .
allen aum 0rog. 0ir felbft gum 0rog!"
(Er pregte fte an ftd) unb fügte igre Rügen, igre
6tirn, fiif3te bie 0ränenfpur auf igren Sangen unb oer»
fd)loß bie miberftrebeitbcn Sippen mit glitgenben Stüffen.
Sie oerfud)te ign au berugigen, fieg losaumaegen. Se»
maltfam befreite fie fteg aus feinen Rrrncn, fprang oon
ber Banf empor unb toid) oor igm aurücf.
„Sei gut au mir, Roeril! Sd)oite ntieg. (Es fann niegt
fein ... 0u ntugt nun gegen, oergig tttid)!"
,,3d) bid) oergeffen? ... 3d) gegen, mo icg meig, bu
liebft ntid) . . . liebft mid) ttod)!"
„3a, Roeril! . . . Soge, id) bitte bid). Sas uns ba»
ntals trennte, trennt uns geute aud)."
„Unb meigt bu, rnogin bu mid) fdjicfft? 3cg gege au»
gruttbe ogne bid)! . . . JJ loccn cel -r
Original frnm
PRINCETON UNIVERSITY
Seite 776
$ i e Oft o cb *
Kummer 35/34
©eine klugen rangen mit ißr in ftummer Verzweiflung.
5>a fcf>ritt fte auf ißn zu unb legte bic §änbe auf feine
Scßultern.
„Pueril! 3cß habe bieß lieb ; . . bis in ben Sob."
©ine fcßmerzlicß felige Vlilbe lag auf tßrem ©efießt.
„Wenn meine Siebe bid) bittet, z u gehen, wirft bu
es tun?"
(Ein Vebeit ging burd) bie ©eftalt bes Cannes. Alles
Vlut wieß aus feinem ©efid)t. Staum oerftänblicß, nur
ein raußes {Jlitftern mar fein: „Scb woßl!"
* * *
Staum ßatte Wellington {Jos feinen Flamen genannt,
als ißn ber Wiener in bas Arbeitszimmer (Kamins führte.
(Ein großes, oon angenehmer Mßlc burdjweßtes ©emad).
Scßwere Vorhänge oerßiillten bic ^enfter unb feßufen ein
leid)tes Steimmerlicßt.
An einem fleinen Scßreibtifd) faß {Jrancis ©oroin, oon
£opf bis zu {Juß in blenbcnbcs Weiß getleibet 0as ©e=
ficßt oerfd)loffen unb eijlg fühl.
Vlit einem furzen Äopfnicfen beantwortete er bie adj=
tungsooüe Verbeugung oon {Jos. Aod) ct>e biefer auf
einem Seffel ‘ißlaß genommen hatte, begann er bie Un=
terhaltung.
,,3d) höbe Sie zu einer Unterrcbung gebeten, um 3ßnen
bas münblich z u fügen, was 6ie fieß bei einiger übcr=
legung felbft hatten fagen fönnen."
(Er ßielt einen Augenblicf inne. Seine bürten, grauen
Augen fahen {Jos burchbringenb an.
„S)aß id) meine (Eintoilligung zu einer Vetbinbung
Ztoifchen 3ßnen unb meiner Socßter £>elen nidjt geben
werbe."
{Jos nidte Ieicßt zuftimmenb.
„Seßr woßl, Vir. ©aroin. 3d) habe batiiber feinen
ßtoeifel gehabt."
©aroins Vrauen zueften fragenb empor.
„3)ann barf icß woßl fragen, wesßalb Sie fid) meiner
STocßter $elen in fo unzarter Weife genähert hoben?
£elen ift ein Slinb. Sie haben eine feßwere Scßulb
auf fid) gefaben, als fie $elens 3)anfbarfeit für bie ©r=
rettung aus bem Scßncefturz in einer Weife ... in einer
Weife ausnußten, bie ben Seelenfrieben meines ftinbes
tief ftören muß."
Wellington {Jos fd)Iug beßaglicß ein Vcin über bas
anbere unb leßnte fid) bequem in feinen Seffel zuriief.
„3ßr Vorwurf trifft mieß nicht, Vir. ©aroin. 3unäd)ft
ift §>elen fein Slinb meßr. Sie ift feit einem Saßr ooll»
jährig. 3ßre (Einwilligung za unferer Verbinbung ift
baßer oßne Velang. Wenn $clcns Vatur oiel oon ber
Unbefangenheit unb {Jrößlicßfeit eines 5linbes beßalten
ßat, fo fel)c id) barin ein ©efeßenf ©ottes, für bas icß
ißm oon ganzem §erzen banlbar bin . . . aber 3ßrc
(Einwilligung ... bie brauche id) nicht. Vir. ©aroin."
(Es fd)ien einen Augenblicf, als wolle ©aroin auf»
fpringen, um bem unoerfeßämten ©aft bie $iir zu weifen.
®od) er beßerrfeßte fuß fcßnell. Seine ftaßlßarten Augen
boßrten fteß broßenb in bas gleichmütige ©cfid)t Welling»
tons. (Er feßludte einige Viale. Veoor er reben fonnte,
fprad) {Jos mit unerfd)ütterlid)er Vuße weiter.
,,3d) bin 3ßrer (Einlabung gefolgt, weil id) inicß, wenn
irgenb möglich, mit bem Vater meiner {Jrau gut ftellen
möcßte."
{Jrancis ©aroin leßnte fteß tiefatmenb in feinen Stußl
Zuriief. (Er preßte bie öänbe incinanber unb feßaute zur
£tede empor. Seine 3ü9 c blieben unbewegt, unb boeß
faß man an bem {Jlacfern ber Augen, wie fd)wer ber
Stampf war, ber in ißm tobte.
Wellington {Jos faß mit einem gemiffen Vlitleib auf
ben Vater £>elens.
Armer alter Sterl, baeßte er bei fidß, meine leßten Worte
ßaben bir ben Stnodout gegeben.
{Jrancis ©aroin fpraeß: „Sie wollen alfo, Vir. {Jos,
oßne meine (Einwilligung eine (Eße mit §elen eingeßen?"
„0as ztoeite ganz Qetoiß. Ob aud) bas erftere, hängt
oon 3ßnen ab."
„§aben Sie aueß baritber nad>gebad)t, wie Sie £>elen
ftanbesgemäß ernäßren unb flciben werben? 3d) tasiere,
baß öclens §utbubget 3ßc 3aßresgehalt beträeßtlid) über»
fteigt."
Wellington {Jos suefte bic Ad)feln. Wäßrenb er mit
feinet Antwort zögerte, ging es ißm flar burd) ben Stopf,
aßa, alter {Jreunb! Stein Wiberftanb läßt nad). (Es fällt
bir nur zu fd)wer, bid) offen gefeßlagen z u befennen.
S>ann fpraeß er: „Sten Cusus oon ©aroins Palace
$elen zu bieten, bin icß felbftoerftänblicß nießt in ber
ßage. 0ocß mein (Einfommcn genügt bureßaus, einer
{Jrau ein beßaglid)es, glüdlid>es £>eim zu bieten, bie ißre
Anfprüd)e nid)t allzu ßod) ftellt . . ."
,,©Iüd ift in ber fleinften £>iitte", warf ©aroin ein,
boeß ber $oßn, ber barin liegen füllte, war matt.
„Unfer zufiinftiges £cim wirb im Verglei(ß zu ©aroins
^alacc eine £>ütte fein, gewiß, Vir. ©aroin. Aber es
ftänbe fcßliinm um bie Vlenfd)ßeit, wenn bas ©lüd nur
in ben Sd)löffcrn ber Veid)en zu finben wäre."
{Jrancis ©aroin maeßte eine wegwerfenbe ©ebärbe.
„Verliebte ßcute feßen ben £immel ooller ©eigen. Ster
Staßcnjammer bleibt nid)t aus. 3dj will mein $inb baoor
bewaßren. 3d) möd)te unfere Untcrrrebung bamit be»
enben, Vir. {Jos, baß id) 3ßnen für 3ßre aufopfernbe Sai
bei ber Vettung §elens meinen ßerzli(ßften S)anf aus»
fpredje. 3d) wollte Sie zum Vefißer ber (Eßicago *ipreß
mad)en, um meinen S)anf aueß tatfräftig zum Ausbrucf
Zu bringen. Sie ßaben mein Angebot zuriiefgewiefen.
Wir finb quittI"
„3cß nid)t!"
Wie ein Wirbclwinb war ein weißes (Etwas aus bem
Vebenzimmer ßereingeflattcrt. Vir. ©aroin war plößfidß
unter einer Wolfe oon ßellem Vatift oerfd)wunben.
©in {Jlüftern unb Vaunen, fo zärtlicß, fo innig, brang
an bas Oßr oon {Jos, baß er bie 3ößue aufeittanberbeißen
mußte, un^ feine Vewegung zu unterbrUcfen. ©r faß
ben grauen ^opf ©aroins über §elens blor.be Coden ge=
beugt, faß, wie beffen Arme fein Stinb feft umfd)loffen,
unb oerließ leifc bas Siutmer.
3m Vorraum feßritt er rußelos auf unb ab. Saufenb
3been fd)offen burd) fein §ir.n. ©ine Welt oon {Jcinbcn
witnfeßte er zu ßaben, nur um £elen fd)iißen zu fönnen.
Stnirfd)enb preßten fid) feine 3oßne aufeinanber, feine
{Jäufte ballten fid) gegen anbere nod) unficßtbare {Jäufte.
Alle Strafen bes Rimmels unb ber JpöHe mögen mieß
treffen, wenn id) bteß, mein ßiebling, nid)t eßren unb
feßüßen werbe bis zum Ießten Atemzug.
Unb bann ging es ißm plößlid) wie Vir. ©aroin. Wie
burd) einen Scßleicr faßen feine Augen eine weiße ©e=
ftalt auf fid) zucilcn. 3^ci Iiebeoolle Arme umfd)loffen
feinen §als, unb ein träneniiberftrömtes ©efid)td)eu
leßnte ftd) an feine Vruft.
©in Stammeln ... ein Weinen ... ein Cacßen.
„Wie glüdlid) bin i<ß, Wellington!"
Vad) einer Weile brang bie Stimme ©aroins in ben
füllen Vaum.
„Vir. {Jos, Sie ßaben geftegt. Selens Wille war ftärfer
als ber meine ... ©s fällt einem alten Vlann fd)wer.
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PRtNCETON UN1VERS1TY
Stummer 33/34
0 1 t lüdie
Sette in
fein einziges flinb . . . fein Dilles roegaugeben . . . 3cf>
merbe alt, ißr müßt Scbulb mit mix haben . . . 0et
Sebanfe quält mich, baß £>elen in ben oeränberten Vet=
ßältniffen ißres neuen fiebens hoch gar manches £icb=
geroonnene aus bem Vaterhaus oermiffen mirb . . .
3<h bitte Sie, Wr. $oj, mir au erlauben, 3ßre Stel«
Iung in irgenbeiner Weife au oerbeffern. 0er Sebanfe
ift mir unerträglich, baß . . . Wr. ffoj, Sie bürfen nicht
roeiter ein einfacher SBerid)tcrftatter bleiben ... 3<h
merbe 3ßnen entfpreeßenbe, id) hoffe, Shnen auch a Ul
fagenbe, Vorfcßläge machen. Sie müffen 3ßre ^ofitionen
oerbeffern."
ftrancis Saroin mar bei ben leßtcn Worten auf
Wellington ftoj ftugetreten unb brüefte ihm bie Hänbe.
Wellington $o£
hatte feine oolle
Selbftbchcrrfchung
toiebergemonnen.
„0aß Sie mir
3 ßre §elen nicht
gern geben, meiß ich
. . . miH es 3ßncn
auch nicht oer-
benfen, obmohl Sie
als freier Amerifa-
ner oon ben Vor-
urteilen oon Aang
unb Reichtum un¬
abhängiger fein foH-
ten. Weine ^ofition
gu oerbeffern? . . .
3ch habe frßou l an 9 c
baran gebacht . . .
unb baran ge¬
arbeitet. 3d) fennc
bas alte Wort, baß
man bei ber treffe
alles merben fann,
oorausgefeßt, baß
man nicht babei
bleibt. Unferc
Wünfcße begegnen
fuh alfo. 0ocß bie
Vorfcßläge für eine
Verbefferung über-
laffen Sie bitte mir.
3cf) habe rin <S>cfd)äft im Auge ... ein Sefdjäft? . . .
. . Stein! . . . Wein Sefdjäftsfinn ift alle 3rit feßmad)
genug gemefen, Sott fei’s getlagt.
(Ein Wer! . . . (Eine große Sat habe ich oor. 3ur
Ausführung gehört Selb . . . oiel Selb. So oiel, roie
oieüeicfjt auch Sie nicht haben. Aber bas Wer! roirb
gelingen, unb bas Selb mirb ßunbertfaeße 3lnfen
bringen. Wenn bie 3rit getommen ift . . . halb . . .
feßr halb mirb fie fommen . . . merbe ich 3ßnen meine
Spiänc entmideln, merbe 3ßnen bas Sefdjäft antragen."
grancis Saroin hatte ber langen Vebe ruhig augcßört.
Stun fprad) er: „3ßre Hoffnungen nehmen einen !ül)nen
glug, Wr. 505. Sie geftatten, baß ich Sßrem Se-
fchäftsfmn, ben Sie felbft als fcßroach bcacichneten, fchr
ffeptifcß gegeniiberfteße."
„3d) nehme es 3hnen nicht übel, Wr. Saroin. Sie
haben mich bisher nur als einfachen 3ournaliften fennen-
gelernt. Sie miffen nichts . . . meniger als nichts oon
meinen fonftigen klärten unb . . . Unternehmungen."
„Unternehmungen?"
gragenb unb ameifelnb mar bas eine Wort oon ben
£ippen Saroins gefommen.
„Unternehmungen, Wr. Saroin. Sie merben onbers
oon mir benfen, menn einige Wochen ins ßanb gegangen
finb. 3ch mödjte Sie bitten, Wr. Saroin, meine Ver¬
lobung mit Helen nicht oor bem Auguft öffentlich befannt»
augeben."
Verrounbert unb fragenb bliefte grancis Saroin auf
go$. (Eben erft hatte ber mit Semalt feine Verlobung
burdjgefeßt, hatte ben Wiberftanb bes Vaters gebroden,
unb jeßt bat er felbft, biefe fo müßfam erfämpftc Ver¬
lobung bis aum Auguft noch geheim au halten.
„Warum nicht? — 3<h oerfteße Sie nicht, Wr. goj;."
„3n menigen
Wochen merben Sie
mich um fo beffer
oerftehen. Sic mer=
ben bann, bas hoffe
ich [t<her, bie Ver*
öffentlidjung unfe»
rer Verlobung nidjt
mehr roie jeßt unter
Vebenfen unb 3mei*
fein, fonbern mii
roiöigcm Heraen
oornehmen. Sie
merben an biefem
Sage miffen, Wr.
Saroin, baß ber
Verlobte 3ßrcr
Socßter etroas meßt
ift als ber einfadje
Veridjterftatter, für
ben Sie ißn jeßl
nehmen, für ben bie
Welt ißn oorläufic
nehmen muß."
* *
Seorg Sfenbranbi
befanb fid) in fei¬
ner Station a u
Wierng. Seit jener
Ießten Sißung bes
©ireftoriums ber
(E. 6. (E., feitbem bie
maßgebenben H crren ber (E. S. <L ben Vefdjluß gefaßt
hatten, ben Spruch bes Sd)icbsgerid)tes abaumarten,
bie ftrittige 3lifrage bis baßin in ber Sdjroebe au laffen,
mar ec in gebrüefter Stimmung.
• 0ic (Ercigniffe bes heutigen Soges roarett in ißrer Se«
famtßeit nicht geeignet, einen Stimmungsumfcßmung bei
ißm ßerooraurufen. 3*0^ ber Vormittag ßatte ißm eine
große, faum ermartete greubc gebracht. 7 Sin Selegramm
in oerabrebeter Sprache oon Wellington 505. Scorg
Sfcnbranbt ßatte es Wort für Wort beeßiffriert, ßatte
tiefaufatmenb bie gute Aadjridjt gelefcn, baß ber treue
goi; btc Vermißten, 3oßannes Wittßufcn unb Waria
geobororona, in Urga entbeeft ßabe. 0as Selegramm mar
nur fura« 0ie erfte fnappe Aadjridjt oon ber gliicflidjen
(Entbecfung bes Aufenthaltes ber Vermißten. Akr aber
505 unb feine Art fannte roie Seorg 3fcnbranbt, ber
fonnte noch mandjerlei amifchen ben 3rilen ßerauslefen.
Aun befcßäftigte Sfeubranbt eine ganae Steiße oon
fragen. 3n meffen Semalt maren bie Vcrfcßlcppten?
„Skiläufer 1 *, Gemälde von Alfred Bemert
Groaac Berliner Kunalauatellung 1923
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Original frorri
PRiNCETON UNIVERSITY
(Seite 778
i f QS o (b e
Kummer 33/34
Wie mürben fic gehalten? Würbe es 5°£ gelingen, mit
ignen in Serbinbung gu treten? Würbe es igm glüefen,
fie gu befreien?
0 ie roenigen Worte bes Telegramms Hangen guoer»
fic^tlicf). Sfenbranbt fannte Sd£ <Hs einen ent»
feg [offenen, tatfräftigen Stenn, bem in fritifegen Sagen
aueg Sift unb (Erfindung in roeitgegenbem SO^oße gu Se=
bote ftanben. 6 o burfte er rool)l goffen, bag Wellington
halb meitere gute Sacgricgten fenben mürbe, unb
jenes Telegramm aus Urga märe roogl geeignet geroefen,
bie Stimmung 3fenbranbts gu geben.
$Iber anbere 9tecgrid)ten maren geeignet, fie roieber
ginabgubriitfen. Seit groölf Stunben liefen unaufgörlid)
Öocgroaffermelbungen aus bem oberen Slitale bei feiner
Station ein. Son Stunbe gu Stunbe ftiegen bie 3 U =
fliiffe bes Stroms aus bem d)inefifd)en Sebiete. 0as
gange Quellgebiet bes Jluffes fegien in Sufrugr geraten
gu fein.
0ie Sonne fan! ginter bie Serge. ©ämmerung feglid)
bureg ben Saum, in bem Seorg Sfcnbranbt an feinem
Srbeitstifcge fag. 0er Telegrapgenapparat gu feiner
Seegten begann gu titfen. Seue Reibungen oon ber
Terefftation.
0 ie Vermutung, bie igm fegon in ben Sadjnüttag*
ftunben burd) ben Äopf gegangen mar, mürbe jegt gur
Seroiggeit. 0as mar niegt megr ein gufäUiges Statur»
creignis. Seroig mar im ftrügjagr mit ooriibergegenbem
§od)roaffet gu red)nen. Sber bie Waffermengen, tie
gier non allen Seiten bes Quellgebietes gemelbet mürben,
überftiegen bas normal gu (Erroartenbe in einer geroalü»
gen unb unertlärlidjen Weife.
.(Er oerbartb fiel) bireft mit ber Station oon Teref. 0ort
gatte er ben gemaltigen Staubamm anlegen laffen, um
plöglicg einbred)cnbc Waffermengen fieger auffangen unb
fpeiegern gu fönnen. 0 urd) bie Unfägigfeit eines Sau»
ieiter «5 l>atten bie Arbeiten fid) ftarf oergögert. (Erft in
ben legten Wochen l>atte Seorg 3fenbranbt mit eiferncr
£>anb bagroifegengegriffen, gatte bie tiiegtigften 3 nge»
nieure an biefe Stelle gefegt unb bie Sollenbung bes
riefigen Setonbammes mit allen Mitteln betrieben.
(Erft geftern gatte er bie Sauftelle befud)t. 0er 0amm
mar jegt fertig. Sber bie legten Teile ber gemaltigen,
bergegogen Staumauer maren erft oor 48 Stunben in
bie §oIgformen eingeftampft morben. 0 iefe 3 cit mar oiel
gu turg, um ben Seton fegon ergärten gu laffen. tarnen
jegt plöglid) bie fegroerften §ocgroaffer, pregten bie ge»
[tauten Sicngen mit ooliem 0 rucf auf ben noeg frifegen
Teil ber Stauer, fo mar ein 0amntbrud), eine fdjroere
Stataftropge gu geroärtigen.
(Er fragte burd) ben Apparat unb erftfjrat über bie
Sntroort. 0as Waffer fegon gmei Steter unter bem
frifeggeftampften Teile. Stieg bie ftlut in bem bis»
gerigeit Tempo meiter, mugte fie in fiirgefter fielt bie
frifegen Teile erseidjen, unb bann begann bie fdjmcre
Sefagr.
Seorg Sfenbranbt fprang auf unb lief unrugig im
Saume gin unb ger. (Einen Sugenblicf ermog er ben
Sebanfen, felbft naeg ber Terefftation gu fagren, um ign
bann fofort roieber gu oermerfen. (Etroas anberes . . .
ctmas Srögeres mugte gefd)egen. Wägrcnb er gin unb
ger manberte, fiel fein Slicf auf bie Apparatur, in ber
igm neulieg bas Helium erftarrt mar. 0 a . . . greifbar
oor igm lag bas Stittel, alles gu oerginbern, mas er
befürchtete. Stugtc er es nid)t auf jeben ftall anroenben?
Sang abgefegen oon bem gemaltigen, mit Sidjergeit gu
ermattenden Statcrialfdjabcn — maren nicht aueg
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§unberte oon Stenfd)cnlcben auf bas fd)merfte bebrogt,
roenn bie §ocgmaffer bes 0ammes oon Teref §err
mürben?
0 ie Serantmortung mar fürcgterlicg fegmer. Sugelos
lief er bureg ben Saum.
Was tun? Was maren bie Sten fegen leben, unb mären
es aud) Jpimberte, gegen bie Taufende unb Sbertaufenbc,
bie igr Seben laffen mugten, menn er fein Spiel gu früg
aufbeefte?
0ann mar alle Wirfung feiner moglburcgbacgten spiäne
oerloren.
0as Stittel einmal anroenben, gieg eine oollfommen
oeränberte Sage fegaffen, gieg bie beften Waffen oor-
geitig fegartig merben laffen.
(Einen Susmegl 0as Uebel fam oon ben (ginefifegen
Sergen . . . 0 as Ungeil an ber Quelle oerftopfen...
Sollte bas möglicg fein, ogne bas Segeimnis preisgu-
geben . . ?
Sielleicgt . . ! 8 b£ mar ber eingige, ber auger igm
um bas Stittel mugte. Wäre er gier, märe es feiegt
ausgufügren geroefen. Wen fegt fenben? . . . Wen
einrocigen . . ?
0 er alte Scgmelgmeifter ^ranfe trat ein. 0er gaufte
jegt feit einigen Wocgen unten am Salfafcgfee. (Er
fam, um fieg Snftruftionen gu golen. 0 ie gemaltigen
Waffermengen, bie ber 3 li feit groölf Stunben in ben
See trug, beeinflugten dort bie 0ampfentroitflung. 0er
Site roollte roiffen, ob neues 0pnotgerm in ben See
gegeben merben foüe. (Er melbete, bag bie Sogrgorfte am
fübliegcn Seeufer fegon gum Teil überflutet feien, unb
er flurfjte grimmig auf bie Selben. (Ebenfo feft mie
Sfenbranbt mar er baoon übergeugt, bag biefe plögliegc
fflut nur auf Scgmelgungen im cgineftfcgen 3 ltgebiet
guritefgufitgren fei.
Scgon immer gatte er ignen einen folcgen Streicg gu»
getraut.
(Es mar ja gang befannt, bag aueg bie Selben über
groge 0 pnotgermoorräte oerfügten, menn fie aueg bas
neuefte Präparat 3 fenbranbts noeg niegt befagen. Seit
langem puberten fie auf igren Sergfämmen gerum.
Sisger mar bas aber immer nur in tlcinem Stagftabe
gefegegen unb immer fo, bag bie erfd)molgenen Waffer¬
mengen ben cginefifcgen Strömen gugute tarnen unb bie
Sacgbarn jenfeits ber Srenge nicht meiter bebrogten unb
gefägrbeten.
3 fenbranbt mar noeg im 3 ®cifel, ob bas Ungeil mit
3ibfid)t oerurfad)t ober ob es bureg einen unglüefliegen
3ufall, bureg eine unoorftegtige 0ofterung bes Scgmelg*
pulocrs geroorgerufen morben fei. 0 er alte gwmfe
mar unerfd)iitterlid) baoon übergeugt, bag es ein purer
Scgabernacf ber Selben fei.
3fenbranbt unterbraeg ben Sebeflug bes Segntelg-
meifters.
„Qb ber 0 amm nod) gu retten fein roirb, ift fraglich,
‘iüber bie Stöglid)feit beftegt, ben Segrecfen gu fürgen, bie
3eit ber 5^cgt unb ber Sefagr gu oerfleinern."
Serftänbnislos blidttc ign ber ^llte an.
„Wie follte bas möglicg fein, Sfcnbranbt? 0ie
Selben gaben in igren ^Bergen gepubert. 0as ift mir
abfolut flar . . . unb ba mug es im Saufe ber näd)ftcit
Stunben unb Tage boeg immer nod) fd)limmer unb ge-
fägriidjer merben."
Seorg Stenbranbt ging gur Tür unb feglog fie ab.
0 ann ging er gu bent eilten unb legte igm bie §änbe
auf bie Scgultern.
(Fortsetzung folgt.)
Original from
PRINCETON UN1VERSITY
DIE SCHÖNHEITEN DES LICHTBILDS
„Schloßblick mit Schreiberteich in Wernigerode“, Aufnahme von Dr. Adalbert Defner
Ausstellung im Deutschen Kunstverlag, Berlin
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s
Original fro-m
PRINCETON UNIVERSITY
Ankunft eines Kinder-Sonderzuges
*
Im Oval: Revierzimmer
im Krankenhaus
❖
Unten . DieFreuden des Erntefestes
Phot. Staab, U 'ürzburv
Stummer 33/34
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Original from
PRINCETON UNIVERSITY
Von links: Dr. Kempski. Herzog
Adolf Friedrich, K.ü. R. ßosscha.
von Schubert
Herzog Adolf Friedrich von
Mecklenburg vor dem Her¬
renhause derBosschaschen
Teeplantage auf Java
3nbien unb als Ijcroorragcnber
uolfsroirtfcbaftlicbcr SdjriftiteUer.
3m 3)lai reifte ber £>er$og nad)
Sumatras Ofttiifte unb burd)»
querte bie $nfel non ©eli bis
•Üabang. "Hon öumatra aus er»
lolgt b;e iHiicftetji nad) 3nna, um
miiitel» unb Oftjaua ju bereifen,
)lad) Oftjaua unb ber angrensen«
ben 3nfel Hali roerben nod) bie
iOiolutten aufgefudjt merben,
$>ann fall bie £>cimtel)r erfolgen,
üttit ©rünbltcfeteit merben alle
fragen ftubiert, unb bas 'üBid^ttpe
roirb im 'IHlbe feftgebaltcn roerben.
Überall ift ber JöcrAog, ujie uns
aus 3<roa gefcfjrieben toirb, (ße»
genftanb t)«äÜd)er £>ulbigungen.
Unten: Ein Weizenfeld in
Poerbasari auf Java in
1600 m Höhe
Der Weizenbau wurde in Nieder-
ländisch-Indien durch 2 Deutsche
eingeführt: Kurt Opolski und
seinen landwirtschaftlichen Sach¬
verständigen Dr. Kempski
3nDt|d)e ©tuötenretfe
ÖefS iperjog^ Qlöolf
^riebnet) oon , 37lccf=
lenburg
Verflog ^Ibolf tJricbrid), ber be*
fanntlio) früher 'ilfrifa burdjquert
unb unfere Kolonie 2ogo als
ihr ©ouoerneur geleitet bat, bat
fid) bet feiner neuen Sluslanbreife
bie Aufgabe qeftellt, bie oorbilb«
lidje Cntmidlüng ber tropifebeu
ftulturen in Stieberlänbifd) * ?n«
bien, insbefonbere in 3axm unb
Sumatra, eingebenb $u ftubieren.
Stad) feiner ‘äntunft in iBataoia
im SJlarA 1923 begleitete ibn Cmil
£elf?ericb,ber3)irettorbes Straits«
unbSunba»Si)nbilats in'&atama,
belannt als eifriger prberer bes
$eutfd)tums in SUcberlänbtfd)»
Im Kreis: Der Herzog
von Mecklenburg auf der
deutschen Weizenfarm
Poerbasari
Von links: Erste Reihe: Kurt
Opolski (Besitzer von Poerbasari),
der Herzog, Dr. Kempski (Land-
wirtschaftlicherSachverständiger).
Zweite Reihe: von Schubert, Ad
ministr. Goofers. Pauly
-*
* .
« J
v *
■*1
r*,
. »-
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Original from
PRINCETON UNIVERSITY
(Seite 782
© i e ® (fd) e
Kummer 33/34
e
Fhot. Ztlnik-Maw-F Um
Lya Mara und Ern$t Hafniann in „Fasching“
ros regiert feit Hrge*
beuten in allen Sän.
bem unb 3onen. (Er fcfjUr^t
bie Änoten im ernften unb
heiteren Spiel auf ber 33ühne,
infpiriert heimlich unfere
dichter unb geiftert mit
SRaturnotmenbigteit auch
burd) alle gilmftreifen, oft
fogar bann, menn fie rein
belehrenben 3 ®eden bienen
foüen.
(Er roirlt in ber Stille,
tniipft feine feine gäben
heimlich unb Ieife, faft un.
merfbar, unb macht es ba.
rum gerabe ben gilmleuten
fo ferner, feine Säten im
Sieben fein unb gefällig auf
bas iBilb au übertragen.
(Es gab eine 3*iL
ftanb (Eros au fehr im
'Borbergrunb bes gilrns.
Sas roaren bie turnen Sage
fener „‘Jluftlärungsfilms",
bie roohl am meiften oon ben
tünftlerifch ernftijaft ftrebeu-
ben Stinoleuten bebauert
roerben.
Unb babei ift es eigent«
lieh t>od) fo leicht, gerabe
bie Siebesftimmungcn im
gilm einaufangen. Ser
grühling, bas 9Jtcer, ber
3Jlonbfchcin, bas alles fteht
bem gilmregiffeur in ber
Statur gemiffermaßeit ori«
ginal aur Verfügung, roährenb ber* Sichter erft in SBorten
nachfchaffen unb geftalten muß, min er bas miebergeben, roas
ber gefd)idtte 9Bilb«usfrf)nitt oon felbft oerrät*
9lud) üov ber Sühne hot
ber gilm oieles ooraus.
Sie Sdjmeben mären es mol)l
auerft, bie ben feelifchen
Vorgang burch Staturbilber
erläuterten. 3uSeutfd)Ianb
griff Starl SJtaper biefe
3 bee auf.
Senn Siebe unb Siebes,
glücf burch hos Schicffal
aerftört mirb, aiehen am
§oriaont ©emittermolten
auf, toben Stürme über bie
iüteeresfüfte, entblättern ftch
"Blütenbäume, mährenb um-
gelehrt, menn 3 ®ei fid) io
glüdlicf) befeligter Stunbe
fürs Seben finben, bie
Sonne h*ß über bie fd)öne
blumenbefäte Sanbfchaft
fcheint.
(Eros, im gilm — bas
fpiegclt ftrf) in allen Situ,
ationen — mirb heute gezeigt
am s 33eifpiel bes ftolaen
Königs unb morgen an
bem (Erlebnis ameier fchlidjter
tfinber aus bem 33 olt.
Unb hoch ift es immer bas.
felbe. Sas Streben aroeier
Jperaen aueinanber, bas
nur bann aum mähren
(Slücf führt, menn es aud)
bas Streben ber Seele ift.
Sie Siebe macht alle
gleich blinb, führt 311 Sra-
göbien im §aus bes £attb«
merfers mie in ben ^aläften ber (öroßen. Sie mad)t beit
tlrrnen reich 00 b ben Reichen arm. Sas ift vielleicht bie
größte Sehre, bie niemanb einbritiglidjer prebigett fann als
Phtjt. Muxirm
Henny Forten und Harry Liedtke in „Die Liebe einer Königin“
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PRINCETON UNIVERS1TY
Stummer 33 34
Sic®o cfr c
Seite 783
Asta Nielsen und Grigory Chmara im Film „Der Absturz“
Redxis : Fern Andra und Emilio Ghione»in „Za la vie's Traum“
Fhol. E. Hamm
im Kreis: Diana Karenne und Ossip Runitsch im Turgenjew-Film
„Frühlingsfluten“, Phot. Churitonoff-Ulm
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Original from
PRINCETON UNIVERSITY
flRRFU
S) t c 3g o cfr e
Kummer 33/34
ber gilm, meil er es
beinahe greifbar oor Au¬
gen führt in einer Sprache,
bie tu aller 98elt oer=
ftanben tntrb.
Barum ift bie Siebes»
facne nielleicfjt, rein
•fdjaufpielerifd) betrautet,
bas Seidjtefte, obrool)!
fic — fo parabos cs
Hingen mag — bie
l)öd)ften Anforberungen
[teilt.
Aus bent Siebesfpiel
im SBilb ift fefjon rnand)»
mal (Ernft gemorben.
9Bir haben oicle gliitf»
liehe Jilmehcn, bie im
Seben fortfefcen, tnas
einft im Spiel begann*
Aber cs gibt aud)
eine Äehrfeiie, an bie
man oor einiger 8«t
erinnert tmtrbe, als man
eine unferer beften Sd)au=
fpielerittnen gufammen«
breebett fal), meil fie
roenige Btonate ttad) bem
Berluft bcs eigenen Jtm*
bes für fünf ober äel)tt
SDlinuten „glürflicheBUtt*
ler" fein follte.
(Eros ift manchmal bas Sorgenlittb bes SRegiffeurs, einmal,
toeil bismeilen Antipathien itn Seben ftd) htnbernb ber reft»
lofen Burchbringung
ber Bolle im Atelier in
ben 2öeg fteHen, bann
aber aud), meil bie
ftrenge 3enfur ™ ben
Angelegenheiten, bie bie«
fen lofeften aüer (Söttet
angehen, befonbers ftreng
ift. 3n Uberfec hat
man fogar bie Sänge
eines Muffes auf Bieter
unb ßentimeter feftgelegt.
(Er felbft, ber ja meift
pfeilbemaffnet unbmenig
befleibet auftritt, ift oft
genug ber Schere bes
amtlichen Sbritifers gum
Opfer gefallen. (Es gibt
Janatifer, bie ihn mit
Slurnpf unb Stil oer¬
tilgen rnollen unb bie
fich nicht belehren laffen,
ba§ fie einen groecflofen
Stampf führen, toeil
(Eros au ben 3Jläcf)icn
gehört, bie burch fein
©efefc unb burch feine
Beoolution ju oer»
brängen fmb.
(Es ift eine alte un»
umftöfeliche ASeisheit,
ba& bie Siebe eine
§immelsmacht ift, bie uns mehr ober roeniger alle einmal
in ihren "Bann sroingt. A R.
Fhot. National-Film
Maria Jacobini und Walter Janssen in „Boheme“
Schluß des redaktionellen Teils
CREME
MOUSON
v
Cjr/> e unvergleichliche Wirkung der Creme Mouson beruht auf ihrer
‘^"eigenartigen, unnachahmlichen Zusammensetzung.
Creme Mouson heilt rauhe, rissige Haut fast augenblicklich, fchaffl
jugendliches Aussehen und einen gleichmäßig fchönen, zarten Teint.
Der wohltätige Einfluß der methodifchen Creme Mouson-Haut¬
pflege auf den ganzen Körper ist von zahlreichen Ärzten anerkannt.
Eine angenehme Beigabe bildet die feine dezente, jeden Geruch dei
Transpiration überdeckende Parfümierung.
Creme Mouson reibt sich unsichtbar in die Haut ein und ist dahei
zu jeder Zeit anwendbar.
Creme Mouson-Seife * Creme Mouson-Rasierseife
FABRIKANTEN J.G,.MOUSON£,C2 GEGR.1798 IN FRANKFURT *M.
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PRINCETOM UMIVERSITY 1*=-- -
r ^
©er Äampf 6er ßauäfrau *
eriaf rat im ei d>
U ttfcrc Großmütter pflegten geringfcßäßig gu läcßeln,
inenn Söcßter unb Gntelinnen über bie Saften bes
£ausßalts ftößnten. 0u lieber §immel, toas bebeutetc
ber £>ausßalt in einem $aufe mit SBafferleitung, eleftri»
feßent Sicßt, Gasl>erb, ^onferoen, fo oiel man ßaben
roollte, bem 0elitateßgefcßäft an ber ©traßeneefe für bas
Slbcnbbrot, ber SBafdjanftalt ein paar §äufer rociter —
toas bebcutete ein folcßer £ausßalt gegen früher! 0a
mar es nod) eine Slunft ober ein gelerntes £anbtoerf.
3eßt ift es ein ©piel.
0ie beutfeßen Hausfrauen bes Saßrseßnts 1914—1924
roerben ruieber geringfcßäßig lächeln tonnen, roenn es
einmal bem 0eutfcßlanb ißrer £öd)ter unb (Entelinnen
beffer geßt, fie aber bennod) — benn bas forbert bie
menfrijlicße Statur! — fieß mit ber Saft unb SJüiße ißrer
Slrbeit roießtig mad)en. Unb fte roerben oielleid)t nod)
meßr Stccßt bagu ßaben, benn ißre Sttüßfal ift, toenn nidjt
25on 0r. ©erfrub 23aeumer
mini jterium beef 3nnern
größer, fo gan$ fießer aufreibenber als bie ißrer Groß*
mütter.
§at überhaupt fc^on einmal jemanb gan^ richtig er=
meffen, toelcße neroöf° Qual für bas ganje bcutfcfyc S3olt
biefe fließenbe SJtarf ift? Sille Startern bes Tartarus:
bas bobenlofe gaß, in bas bie 0anaibcn feßöpfen, bie bem
biirftenben Tantalus immer toieber toegfdjnellenben
ftriießte, ber 6tein bes ©ifgpßus, ber ben Sterg ßtnauf=
gerollt toirb, um im leßten Slugenblicf hurtig mit
0onnergepolter" tiidtifd) flu entrollen: bas ftnb bod) alles
gerabe^u aufs §aar treffenbe Stnribilber beffen, mas bas
beutfeße S>oIf im Söettlauf mit ber SDtart ausl)alten muß.
(Es ift einfad) fabelßaft, baß aus biefem erfeßöpften SSolt
nocß einmal mieber bie ©pannfraft, Sntelligenj unb
Gebulb ßerausgepreßt roerben tann, bie für biefe immer
neuen, immer toieber oergeblicßen Sted)ene£empel not=
toenbtg ftnb.
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PRINCETON UNIVERSITY
(Seite 786
0 i e ® o cb t
Kummer 35 36
Unb es muß einmal ausgefproeßen ©erben, baß bie
Hausfrauen biefe Sifppßusarbeit in ißrer oerätocifeltftcn,
aufreibenbften gorni machen mliffeni
(Seroiß, ber SRann, ber im (Sefcßäft jeben Sag neu
fallulicren muß, trägt oieIleid)t eine größere 3$erantroor*
tung. SHbcr im (Scfd)äftsleben redßnet man feßneü, fiißl
unb fad)licß mit ben Satfadjen, unb roas fein muß, muß
bann eben fein. 3n ber §äuslid)feit aber tommen bie
unfacßlid)en 3)icnfd)lid)feiten ba^u. (Es ift nämlid) mert*
toitröig, baß ber Hausherr, ber als (öefcßäftsmann ober
in feinen (Scßaltsfämpfen ben Snbej feßt genau im
Stopf hat, fid) 31t S)aufe bod) immer reicher rounbert,
roenn bas (Selb fo fdjnell 3U (Enbe ift. (Er tonnte feßr
moßl berechnen, baß es nid)t roeiter rcid)t; aber er toun*
bert fid) eben bod). Unb ba es ein unangenehmes
SBunber ift, bas il)tn bas Hausßaltsbud) oor klugen fiil)rt,
fo oerftimmt es il)n aud). 0as ift fef)r ntcnfcßlicß. 3cber,
bem (Selb abgeforbert roirb, oon beffen 33ertoenbung ec
feine bis in alle (Einaelßeiten reidjenbe 33orftellung mit
fid) herumträgt, roirb ben 33ebarf immer inftinftio
unterfd)äßen.
0iefe 9}tenfd)licßfeitcn ftnb bie Sltmofpßäre, in ber bie
Hausfrauen ihren Stampf mit ber Sttarf fämpfen. iXBeit
hinter ihnen liegen bie gefegneten 3<üten, in benen 3aßre
lang bas 33rot basfelbe foftete unb bie einmal aus«
probierte (Einteilung fid) bauernb beroährte. H eu te iff
jeber Sag ooll Abenteuer. StRit ben beften Hausfrauen,
ben fgftemaiifdjeit, forgfamen, getDiffenßaften, bie ficß ben
ganzen fleinen Organismus bes Haushalts liebeuoll $u
überlegen pflegten, fpiclt bie SBillfiir ber greife am
graufamften. Unb bie ieicßtfinnigen, bie nießt burd) alt*
ßergebraeßte (Eßrfurdjt oor bem fleinen (Einmaleins (auf
beffen Slefpefticrung übrigens tooßl bie roirtfd)aftlid)e
33liite ©eutfeßlanbs nießt 311m roenigften berußte!) belaftet
finb, fommen oerßältnismäßig nod) am beften bureß. 0er
Verlauf ber 0ingc gibt bem reeßt, ber aus ber Hanb in
ben 9Jiunb lebt, unb fpottet ber Sugenben, in benen cl)e*
mals ber Stußm ber guten Hausfrau beftanb.
33ei oieleit oerlegt ficß bie ßausßältcrifcße ^Begabung
nun auf bas ODeßeimnis ber „SBertbcftänbigfeit", alltäg*
lid) ausgebrüeft: auf bas S^amftern. Silber bie meiften
0inge, bie ber Haushalt braud)t, finb feine „0auerioarc",
unb roeld)e Hausfrau fann roiffen, roicoiel (Selb fic in
roertbeftänbige Vorräte oerroanbeln barf, unb toieoicl fic
bisponibel beßalten muß? 3n toic oielen Haushaltungen
finb bie (Sasrcd)nungen biefer Sage toic ein 0onnorfdjlag
in alle 33ürausfcßungen gcfd)lagcn! 3lud) bei biefer 3agb
nad) ben 6ad)ioerten fommt bie Hausfrau aus ber 6orgc
nießt heraus, ob fte rießtig falfuliert hat.
i?üßl &eßt ber 2Jiorgen. 2\.egen[eß$ocrc Stacßt
£)at autfgclofcßt beS ÖommcrS leßtc flammen.
©er S5 cc fyt ßat feine ©orc aufgemaeßt —
©u fccbft, mein £)cü 3 , unb froftelft leicßt jufammen.
©u flcßft ein ©anb öcr)infcn ßlntcc bir
23lit blauem ijimmel über Äornfelbfrcltcn
5lnb SBälbergtün unb blumiges' ^vcöicr,
©ureß bas? bie 2ßa)Jcr blanf unb jartltcß gleiten.
0as sHngftlicßc babei ift, baß biefer gan^e Hcjcnfabbatß
ber Sßreisbilbung bod) nur ein Sßcater ift, bas fid) bas
beutfdje SBolf oorfpielt, um fid) nod) über feine Hanger*
armut $u täufeßen. Hinter bem Sanj ber großen 3aßlcn
ooll^ießt ficß ber ^ro^eß ber Verarmung. (San^ unaus*
rocicßlicß, gan# fid)er, 6d)ritt für 6d)ritt.
Unb oon biefem oerborgenen Vorgang erlebt bie Haus*
frau immer bie erften unb fcßmer^Udßftcn SBirfungen.
(Eins nad) bem anberen „fann man fid) nießt meßr
leiften". Unb oor jeben Süß, ber in ber v gctooßntcn 33c*
biirfnisbefriebigung eiitftcßt, tritt bie Hausfrau mit
irgenbeinem Sßlus an SDU'tße, bie auf fic fällt.
Hat fd)on jemanb barauf geachtet, baß bie 3öafcß= unb
^lättercibetricbe, oon benen friißer in ben (Sroßftäbten
in jeber Straße einer toar, ^um großen Seil oerfd)tounben
fmb? 0afiir ßängt bie Sß3äfcßc auf ben 33alfons, aud)
fogenannter „guter" Häufer. 56er ßat fie geioafcßen, roer
roirb fie plätten? 3öer roirb ißre SRiffe unb Söcßer
ftepfen?
0ie (Ernährung bes beutfd)cn Golfes, unb befonbers
ber 6d)id)t, bie noeß (Selb für Stulturbebiirfniffc übrig
beßalten toiU, ift an ber (Srcn^e bes pßpfifcß Stotroenbigen.
Unb baß fie nid)t unter biefe (Sren^e finft, ift 6ieg ber
Hausfrauen. Selber es liegt in ber Statur ber 6ad)C, baß
biefes fämpfenbe 3nrütfroeid)en oor ber Slrmut eine
fd)iner3lid)c unb unbanfbare Aufgabe ift.
0ic bcutfdje Hausfrau ift heute im unbegrenzten Sinne
„SDtäbcßen für alles" im 33oltsßausßalt — fic ftcLlt fid)
jeben Sag oon neuem an jebe fleine 33refd)e, bie oon ber
fteigenben ftlut in ben 0eid) oon SJiiUionen (Ejiften^cn
geriffen roirb. 3ßt felber geßt babei Stüd für Stiicf ber
ted)nifd)en (Erleid)terungcn toieber ocrloren, bie ißr bie
Süohlßabenßeitsperiobe in 0eutfd)lanb noeß nießt einmal
feßr reicßlicß befd)ert ßatte. Unb fic muß bies auf fid)
neßmen oßne oiel geiftige Hilfe unb feelifeße (Erquicfung.
0enn für bie (Erhebung über ben Sllltag feßlt ißr bie 3cit
unb bie Straft, unb oon außen bringt heute in bie Häufer
tuenig Heiterfeit unb Sroft unb oiel 5$crftimmung unb
neue Slngft.
Skßer ift ber ^ampf ber SJiänner um bie Slufrcdjt*
erßaltung ber beutfeßen 56irtfd)aft müßfam unb auf=
reibenb. Slbcr oon bem füllen, ^äßen Stampf ber Jeauen,
ber ißn begleitet, ßeißt es toieber mic in ben 3eitcn oon
Hermann unb 0orotßea:
„Sioan^ig Sftänner oerbunben ertrügen nießt biefe 33c*
fd)ioerbe. // Unb es ift nid)t 3U oiel oerlangt, baß fie fid)
aud) ßeute roieöec oon 0orotßca fagen laffcn:
„Unb fie füllen es nid)t. 0od) [ollen fte banf*
bar es cinfeßen."
^aul ^canf
©ein ©onnenfeljnen iuarb noef) nießt geftidt;
ilnS toaß hu ©icbe^ ;ann)t auf keinen SBi-gen,
Mnk mand^c^ offen, fid) nießt erfüllt,
SSllßt ku noeß nießt 311m Welpen ©autc legen.
i)ab? 3 tut mein Her?! i^or klr liegt ncuc^©ank,
5 lnenk(ieß toclt Ift, ü'enn ku fueßft ka^ ©eben.
3 n jebe bi)t 8u als' Älnk gefankt,
Jlnk jeke §clt ßat Stellet klc 311 geben.
21n bes 1 ^jßcbftcs > ©cßä:>el(e * 25on
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Original fro-m
PRINCETON UNIVERS1TY
9?ummct 35/36
©Je ® »4«
Seite 787
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Original frorn
PR1NCETON UNIVERSITY
Ara Eingang zum Schacht
Beim Anbohren im Quarzstollen
Oben Das Gold berg werk Fich tel-
gold bei Goldkronach im Fichtel¬
gebirge
*olö! ©cld)e ‘iBebeutung hat
nid)t biefee "Bort angefichts
bet heutigen Sßapicrgelbftut ge*
raonnen, ltub roie lebhaft brängt
es ftd) uns auf, menn rate und)
einem feften iütaöftab fuchen, mit
bent mir beit bauernb fehmanten*
bett 5öcrt all nuferes "Bcfi^es uer=
gleidicu tonnen, $>abei fragt fich
raobl mancher, ob bemt bem beut--
fc'oeu Boben biefes Gbclmctall ocr--
fagt geblieben ift. 3)em ift nicht
fo, aber mir muffen 3ahihuubcrte
Seite 788
® i e ® ocje
9? ummer 35 36
Am Schmelzofen: Das gewonnene Gold wird in Barren gegossen
in ber C5cfcf)icf)te aurüdgehen, um au bcn 3*tten au tommen,
in benen bcr beutfehe ©olbbergbau in Glitte ftattb. Bus
bem 15. unb 16. 3ahrhunbert toirb oon ©olbroäfchereien in
ben ©ebirgsflüffen bes fäc^ftfcfjen ©ragebirges berichtet, in bas
14. unb 15. 3af)rhunbert feint ber §öhepuntt bes Bergbaues
bei ©olbtronacf) im gidjtelgebirge; bei ©orbach unb im ©bertal
mürbe nachmeislich um 1250 ©olb gemonnen, unb in bem
lieblichen Berglattbe non ©olbberg, Siömenberg unb Bifolftabt
in Sd)Ieften fomie bei Beichenfteitt am guße ber Subeteit
reicht bie Shtttbe baoon bis in bie 3*tt ber erften germanifchen
SBieberbefteblung fjiuab. 3Ms ins frühe Büttelalter oerliert
fich bie Spur ber thüringifchen ©olbgeminnung, am roeiteften
aber ift fie an ben Statten ber älteften Kultur in ©eutfeh--
Ianb, bem Büttelrhcin au oerfolgen, mo ©olb fchon im 9. 3cthr*
hunbert aus ben Sanben geroafchen mürbe, ja oielleicht fchon
au ben 3*ü cn / als römifche Sruppen noch um Bheitt ftanbetu
3n ben meiften gällen maren es tleine ftöntchett unb gilter»
chen im Sanbe ber glüffe, bie bie Bufmerffamfeit auerft erregten.
Born ©ebirge h*t touren fie oon oermitterten ©olberagätigen
aufammengefchmemmt, unb tonnten leicht aus bem Sanbe
herausgemafdjen merben. Btt Bhein unb ©ber mürbe ©olb
gemafchen, man finbet bie Befte alten Bergbaues biefer *31rt
in ^Thüringen mie in Schlefien. Sehr halb aber manbte man
fich bem ©olbe auf urfpriinglicher fiagerfteitte, bem Bcrggolbe,
au, unb lernte fchnell, es aus bem feften gelsgefteitt graben
unb pochen, ©s maren ftattliche Btengeit oon ©olb, bie im
ßaufe bcr 3aßrhunberte aus biefen beutfehen Bortommen ge»
monnen mürben; au Beichmannsborf im füböftlichen thüringer
2Balbe maren es in 40 3ahren 10 Sonnen, au ftorbach in
einem 3af)re 7 Kilogramm, au Beicheitftein i. Schl. 6 Sülo»
gramm. Sie oerfchminben aber, menn man jte an ber ge»
roaltigen fpäteren görberung ber überfeeifdjen ßänber mißt,
bie a» im 3ahre 1915 mit über 700 Saufenb ftilo einen
3Bttrfel ergäbe, ben ein Btenfcf) mit ausgeftreeftem Brote bei
meitem nicht abreichen tonnte. Bach einer 3*tt ber Blüte ift
ber eigentliche beutfehe ©olbbergbau überall mieber erlofchen,
menn auch noch bis ins ©nbe bes 19. 3ahrhunberts bie Bhein»
Ianbe ausgebeutet mürben. Unb heute? ©a mir geamungen
finb, auch bie unbebeutenben
Schöße unferes Bobens au nutzen,
heute geht man mieber bcn Spuren
ber alten fräntifchen Bergleute
nach, über mit größeren Bütteln
unb tieferem Söiffett. Bus Schleften,
oon ©olbtronad), oon ©orbach,
überall her bringt bie Jtunbe oon
ben Berfuchen einer 2Bieberbelebung
bes Bergbaues, unb heute menbet
.matt ftch nicht nur ben Bortom¬
men au, in benen bas feine ©olb
bem bloßen Buge ftd)tbar ift,
fonbem auch betten, bie es infolge
©ureßtränfung mit toüoiben 2ö*
futtgett in feinfter nicht ftdjtbarer
Bertcilung enthalten, unb aus
benen es nicht gepocht unb ge»
mafchett merben tarnt, fonbem
betten es auf chemifchent SBege ent-
aogen mirb. So möge ber beutfehe
©olbbergbau nach langer Buhe au
einem neuen Sieben ermaßen.
Links: In der Goldwäscherei
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PRfNCETON UNIVERSITY
Kummer 35/36
<2) i c 08 o d> e
Seite 789
Eine originelle Nummer des Festprogramms:
Reiterpolonaise von Schülern der oberen und mittleren Klassen
<Sin t> e u f f d? e $ <5 ch u I f e ff in 3Jt e f i' f o
Mit fünf Dhotoqraühischen Aufnahmen
Sf>or bem Kriege tonn-
ten bie pflanz-
ftätten beutfdjer Bilbung
im ^uslanb mit einem
beträchtlichen 3ufd)u&
non feiten ber beutfehen
91eid)sregierung regnen,
um ifjre mistige Kultur¬
arbeit im fremben Uanbe
erfolgreich burchzufetjen.
9luch in ben erften Saften
nad) bem Kriege l)at bie
beutfdje ^Regierung im¬
mer noch jährlich für ihre
bamaligcn Berhältniffe
fchon beträchtlich hohe
Summen ben beutfehen
Schulen im ^luslanb
als 3ufdju& übermiefen.
Seiibem aber bas finan¬
zielle unb bamil bas all¬
gemeine Slenb besBater«
Icnbes mehr unb mehr
gemachfen ift, haben bie
beutfchJn^lusIanbfdjulen
oon felbft auf bie Bei¬
hilfe bes Reichs oerzichlet.
2öie nun auch eine
beutfehe Schule im ^us-
lanb organifiert fein
mag, fte mirb immer —
felbft bei befefjeibenfter
Der berühmte mexikanische Nationaltanz „Jarabe“, von zwei mexi¬
kanischen Knaben der deutschen Schule getanzt
Bezahlung ber Cehr-
fräfte — ihr 3ahres-
bubget mit einem Btinus
abfd)lie§en, unb ift immer
barauf angemtefen, biefett
Fehlbetrag auf irgenb
eine ^rt zu beeten. Se»
rabe in ben 3ahren feit
1919 finb bie Sinnahmen
ber beutfehen Schule in
Blejito baburch gemin«
bert, bafj eine grofcc An¬
zahl Sluslanbbeutfdjer
mit ihren fchulpflichtigcn
Kinbem für längere Seit
nach Bcutfd)lanb gegan-
gen ift. 3)c gegen tom¬
men oiele neue Sin.
maitbcrcr mit ihren Kin«
bem ins 2anb, Sintoan«
berer, bie nod) nid)t in
ber £age finb, bas mo¬
natliche Schulgelb zu ent«
richten, beren Kinber aber
felbftoerftänblid), um bem
3)eutfd)tum erhalten zu
bleiben, oon ber Sd)ule
aufgenommen merbetu
3öic foU nun bie Sdjule
ihren Fehlbetrag becfcit ?
3um großen Seil natür¬
lich bitrch Sammlungen
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Go», gle
Q rigigaj from . - .
PRINCETON UNIVERSiTY
6eite 790
Kummer 35 30
innerhalb bec Kolonie.
Um nun bie ©eher in
gemiffer SBeife für ihre
©oben ju entfd)äbigen,
tarn bic ©eutfd)e Schule
in StUcgifo vergangenes
3 of)r naef) bem Vorgang
auberer beutfdjer 9Xus»
Ianbfd)ulen auf ben ©e=
bauten, eine 9Xrt 6 d)ul--
feft jugunften ber Schule
felbft au feiern. 60 unir*
ben vor jmei 3 at)ren ju
ber groben Sftesifanifchen
Uuabhängigtcitsfeier
am©eutfd)cu©age einige
©denen aus Schillers 3Tell
in fpanifcher Übertrag
ficren. — Sieben bem
3ntereffe, burd) einScfjuI.
feft möglichft viel ©elb
aufaubringen, t)at aber
eine berartige 33er»
anftaltung noch ben
3mecf, ben ©Item ber
SUnber unb ben ©ön»
nerit ber Schule auf
bem ffeft fo^ufagen
eine fichtbare Siechen»
fd)aft abgelegen über
bas, mas, in getoiffer
£>infid)t roenigftens, in
Theateraufführung:
Szene aus demMärchen
„Dornröschen"
Original frnm
PRINCETON UNIVERSITY
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Gch iglf
Links. Stabübungen
der Zöglinge imFreien
Eine Gruppe vom
mexikan. Volkstanz
gimg vor hohem metf«
lanifchett ^ublitum
unter großem allge--
meinen ©eifall aufge=
führt. Ober ber bra--
matifche 33erein ber
6chule gab mehrere
33Uird)enfpicIe, bereu
©rlös bann irgenb
meinem roohltcitigen
3u)C(f in ©cutfchlaub
äuflojj. Sluf biefc 'Ü3eife
hat fid) in ben lebten
vier 3ohreu eine fd)öne
Ambition an ber beut*
fd)eu Schule in SDiejito
herausgebilbet, bie es
oerfteht, mit geübter
ipanb ein 5eft $u orgaui*
ber Sd)ule gelciftet
ruirb. ©s ift oerftänb»
lid), bafe oiele ©Item,
bie einmal ihre Äinber
im Schulleben hoben
auftreten fchen, aud)
mehr Slnteil an ber
Schule felbft nehmen.
So fr.nn man fagen,
bah rin Sdjuffeftßcben
in bie Kolonie bringt,
bah es — roie bie
Schule überhaupt —
ein einheitliches unb
eiitigeubes 3 utereffc
fdjafft über alle ©egen»
fcit^c hintoeg, bie auch
unter ©eutfehen im
Sluslanb herrfchen.
I
Xitotr
Phot. A. B. C.
Der bekannte Segelflieger Martens, der auf den großen deutschen Herbstsegelflügen in der Rhön einen
Rekord von 12 Kilometer Langstreckenflug aufstellte, im Gespräch mit General Ludendorff
Ein neuer Weltrekord im Segelflug
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PRINCETON UNIVER!
Seite 792
$ i e «2B o d> t
Stummer 35 36
Links : Riesen-Drei¬
decker, der mit 4X400
P.S.-Motoren ausge-
gerüstet ist und mit
seiner enormen Trag¬
fähigkeit zur Zeit das
größte Bombenflug¬
zeug der Welt sein
dürlte
Fhot.
Scnnccke
Unten: Elektrifizie¬
rung der österreichi¬
schen Bundesbahrfen:
Eröffnung der ersten
Teilstreckelnnsbruck-
Telfs der Arlberglinie
Englands
Rüstungen für
den Luftkrieg
Ein Sanitätsflugzeug.
Der Krankenraum mit
großer Einschiebtür
für die Bahren befin¬
det sich in der Spitze
desMittelrumpfes zwi¬
schen den beiden Luft¬
schrauben, während
der Mittelteil des
Kumpfes die Räume
für Aerzte und Schwes¬
tern, Medikamente
usw. enthält
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Gen pgle
Original frorn
PRINCETON UNIVERSITY
Kummer 35/36
0 t e OB o d> e
Seite 793
Original from
PRINCETON UNIVERSITY
Rechts: Praktische
Nothilfe der Ju¬
gend: Schulkin¬
der als Helfer beim
Umzug ihrer
Mädchen - Schule
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Obdachlose über¬
nachten auf den
Stufen zum Alten
Museum in Berlin
Oben rechts: Nach
dem Schlaf auf
harten Steinflie¬
sen: Morgenwä¬
sche am Straßen¬
brunnen
r/Kf
fff 1» *
Seite 794
® \ i <28 o 6 «
Kummer 35 ; 36
Präsidium d, Weltkonvents
Von links. Bischof Raffay, Budapest,
Generalsuperintcndcnt Hoppe,Hildesheim,
Erzbischol Söderblom, Upsala, Landes¬
bischof Ihmcls, Dresden, Bischof Pölchau,
Riga, Präsident der Vereinigt. Luth. Kirche
Knubel, Neuyork, Präsident der Norwcg.
Ljth. Kirche Amerikas Stubb, St. Paul
Fhot, Heinemann
VOM LUTHERISCHEN WELT¬
KONGRESS IN EISENACH
Links: Prof. John A. Mandel
von der „New York University" wurde von
der Landwirtschaftlichen Hochschule in
Berlin zum Ehrendoktor promoviert
Rechts: Freiherr v. Rheinbaben,
der neue Chef der Reichskanzlei
Unten : Der Führer der irischen
Rebellen De Valera im Gefängnis
Das Gefängnis von Montjoy, wo der vor
kurzem verhaftete Irenführer De Valera
untergebracht wurde. (Fhot. Atlantic)
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PRINCETON UNIVERSITY
ftumnuT 35/3(5
© le <30 o c6 e
(reite 7S6
AUS DEM BERLINER THEATERLEBEN
fugen Szenkar
der neue musikalische Leiter der
Großen Volksoper in Berlin
Leo Blech mit seinem Orchester bei der Probe zu den „Meiste.singern“
Zum Amtsantritt Leo Blechs als Generalmusikdirektor des Charlottenburger
Deutschen Opernhauses
Das Bühnenbild der bchlusszene. Recäe und Bühnenbilder: Hermann Krchan
Erstaufführung von Hugo Wofgang Philipps grotesker Tragödie „Der Clown Gottes“ im Theater i. d. Königgrätzerstraße
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PRINCETON UNIVERSITY
Seite 796
0 i c o cf? e
Kummer 35 36
Sport im ncuenRußland: Vor
führung der staatlichen Sport
schule in Moskau: Start zi
einem Übungslauf
Rechts oben : Geh. Baurat
Carl Otto Schrey, Ehren¬
mitglied der Deutschen
Maschinentcchnischcn Gesell¬
schalt, feiert seinen 70. Ge¬
burtstag Phot. Hünsc Herrmann
Links: Eine gefährliche Ge-
schicklichkeitsprobc: Frau
Barret, die englischen
Mädchen Unterricht im
Säbelfechten gibt, halbiert
auf dem Nacken ihres Mannes
eine Kartoffel
Neue deutsche Briefmarken mit
Darstellungen derWartburg und
des Kölner Domes
JOOOO'ttWfi
Links: Pferderennen in Frankfurt
a M.: Moment aus dem Feist-Ca-
binet-Jagdrennen Phot. ZinsU
I
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/
Original ftom
PRINCFT OIM UNIVFRSIBt
Bummer 35/36
i e 3B o cb e
Seite 797
Jlomart oon D€arts Dominikj
12,'Fortsetzung. —- Nachdruck verboten. — Amerikanisches Copyright by August Scherl G m. b. H., Berlin 1923
Sfenbranbt ftanb oor bem alten 6 cf)inel$meiftet unb
begann: „Sören Sie, alter 5 r cunb! ©s gibt ein Mittel,
um bas Unheil au befämpfen. 3cß habe es!...Bber id)
fann es nid)t felbft tun, unb id) meiß feinen anbcren
unb beffercn als 6 ie, ber fid) fd)on fo lange 3 aßrc als
treu unb 3 Uoerläfftg im ©ienftc ber ©efellfcßaft ermicfen
hat. 3d) meiß feinen beffcren als Sie, bem icf) bas
©eßeimnis biefes Slampfmitte's anoertrauen fönnte.
Btein ©eßeimnis ift es! $lein Btenfcß, auch feiner ber
Herren oon ber ©. S. ©. meiß barum. 3ßnen mill id) es
in biefer 6 tunbc ber Bot 3 U treuen Särtben geben. ©f>e
id) 6 ie aber frage, ob 6 ie bereit ftnb, bie ©at gu tun,
mill id) 3 ßnen’ fagen, mas 3 U tun ift . . . meld)e ©e*
fahren bamit oerbunben ftnb. ©s mitg jemanb mit
einem bas er felbft fteuert, bie d)ineftfrf)en
^ätnme abfliegen unb an allen, roenigftens an ben $aupt=
ftellen, mo bie ©eiben gefallen haben, bas ©egengift
ftreuen."
„©egengift? ©egen unfer ©pnotßerm?"
„ 3 a, {Jranfe! gibt ein Mittel, unb id) I>abe es.
Blirb es auf bie "Jluberfteüen geftreut. fo toirb bie
Blirfung bes ©gnotßerms gebunben . . . Bber bie 6 ad)e
ift nid)t oßne ©efaßr. 6 ie müßten nocß jeßt in biefer
Bacßt mit einem 6 d)iff, oon bem alle iten^eießen ber
©. 6 . ©. entfernt ftnb, ben frlug unternehmen . . .
Sie bürfen feine 2id)ter führen . . . Sie muffen feT)r
tief fliegen . . . Sd)on bas ift nicht oßne ©efaßr . , .
©a 3 U foinmt, baß oon gelber Seite . . . oielieidßt auf
Sie gefeßoffen toerbcu toirb . . . lieber legen Sie in
aller Buße . .
,,©a ift nichts 3 U überlegen, $err Sfenbranbt. Blas
follte id) ba ned) überlegen? Sd)on bas freut mein altes
§erj$, baß Sie mir fo oiel Vertrauen feßenfen, mir 3ßt
©eßeimnis fagen. Unb bann nod) bas Vergnügen, bzn
oerbammten ©eiben einen Streif 3 U fpielen . . . ©aß
id) benen ißr §anbtocrf legen fann . . . bas mad)t n^ir
einen §öüenfpaß . . . ba fommt’s mir feinen Bugenblicf
barauf an, meine alten Slnocßen 3 U risfieren."
,,3d) mußte, lieber ftranfe, baß id) mich auf Sie oer«
laffen fann, unb banfe Sßnen oon ganzem ^erjen . . ."
©r fd)iittclte bie £>anb bes alten ©>efäl)rten mit fräfti«
gern ©ruef.
„Beßmen Sie meine Btafcßine! ©ie Beränberungen,
bie an bem ftlugfcßiff 3 U treffen ftnb, tnad)en Sie am
beften felber. Sie merben bas am beften ein ( ^urid)ten
roiffen. 3cß mad)e 31)nen Ü 13 mif djen ben Streutanf
fertig, ©en mollen mir bann jufantmen unter bie Bto-*
feßine ßängeti."
©ine fnappe f)albe Stunbc fpäter fd)cß bie fd)neüe
Blafcßine, oon bem alten Scßmelflmeifter gefteuert, in ben
buttflen Bbenbßimmel unb oerfeßmanb nad) Offen 311 .
©eorg Sfenbranbt l)üt bie Btofcßine unb ben Eliten nie
mieber gefeßen. ©r blieb ooit biefer Stunbe an oer*
fd)ollen. ©s ift aud) niemals befannt gemorben, ob ber
Blte bei ber Scßlcichfaßrt bttrd) bie bunflen Berge gegen
eine Selsfcßroffe rannte ober ob er mit feiner Btofcßine
bas Opfer ri)inefifd)er Slugein mürbe. Niemals aud)
mürben irgeitbtoo irgenbmclri)e Spuren oon ißm gefutu
ben. Bber es muß il)m bod) gelungen fein, ben Auftrag
Sfenbranbts 311m mcitaus größten ©eile aus3ufüßren.
©rft gan§ am ©nbc feiner abenteuerlichen ftaßrt er
3ugrunbe gegangen fein, benn feßon am übcrnäcßften
©age ließ ber plößlid)c 3 uftront aus ben d)ineftfd)en Bcr--
gett nad), unb bereits am ©nbe ber Blocßc ßerrfeßten
mieber normale Blafferoerßältniffe im 3 litale.
3n jener erfteti ftlutnacßt ging es freilich befto ftür=
mifd)er 3U.,
©er Staubamm bei ©eref bot ein milbromantifdjes
Bilb. 93rüllenb unb gurgelnb ftauten ftd) bie SBMIbmajfer
hinter ihm au einem 9tiefenfee. ©ie mächtigen, millionen»
fertigen Scheinmerfer ber Bauleitung beleuchteten bie
brobelnbe 9BafferfIäche oon ben Ufern aus.
9 ln eine fo fdjnelle unb plößlid)e 3nanfprudjnaljmc
jenes großen, eben erft oollenbeten Staubecfcns l^i^
nientattb gebad)t. 9 tod) maren bie jeßt fdjon überfluteten
flächen mit Baugerät, mit Käufern, ja mit gatt3en, rnentt
aud) noch unbemohnten ©örfern befeßt.
©as alles hatten bie milben Blaffer aufgemiif)lt unb
mirbelten es in gigantifeßem Spiel burdjeinanber. §ier
trieben abgeriffene Sd)inbelberfen . . . ba Prähme . . .
bort Sftüftjeug aller Brt. Unb 31t bem, mas hier feßon
gemefen, fam bas, mas bie ^tttten uittermegs mitgenont*
men hatten.
. . . ©an3e Serben oon ertrunfenetn Bieß . . . ©eile
3ertriimmerter Brüden . . . ^erftörtc Beßaufungen . . .
itnb ba3roifcßen in erfeßreefenber Btengc bie ßeießen oon
Btenfdjen. ©ie Blaffer mußten fd)on auf eßineftfeßent
©ebiet furchtbar gehäuft haben.
3cßt ftanb bie Oberflädje biefes ßölüfcßen Blirbels
faum noeß einen Bieter unter ber ©ammfrone. Stieg
bas nod) meiter, fo mußten bie ftliUen über bie Slrone
ßinmeg in breitem Scßmaü 3U ©ale ftüqen . . . Boraus=
gefeßt, baß ber ©antm hielt.
$ier lag bie ©efaßr. ©er ©amnt mar in ben 3uleßt
gefertigten ©eilen nod) nicht feft abgebunben. ©ie Blög=
licßfeit mar oorßanben . . . mar nur aÜ3u groß, baß ber
gefteigerte ©ruef ber aufgeftauten Blaffcrmengen biefc
neuen ©eile aus bem ©amm ßerausbraeß ... unb bann .. ?
Sd)oit auf bie erften Badjrid)ten oon bem bebroßlicßcn
Steigen ber hatte ©eorg 3 fcnbranbt bie Siebter
im unteren Sfitale telegrapßifd) rnarnen laffen. Sobalb
ißn ber alte Sd)mel3meifter oerlaffen, beftieg er felbft
ein fflugfcßiff unb fußr nad) ben ©crefanlagen.
©r fam, faß . . . unb fanb feine fd)limmften Befiirdj=
tuugen übertroffen, ©ie ©ammfrone mar tnenfdjenleer.
©as ßatte bie Bauleitung in ©eref bereits aus eigenem
aitgeorbnet, benn unmöglich tonnten bie frifeßen ©amm*
teile bem enormen Blafferbrucf nod) lange ftanbßatten.
3 eber Bugenblicf fonnte bie Slataftropße, ben ©amm«
brud) bringen.
Schnell gab 3fenbranbt feine B^efeßle. ©r ließ alle
Sirenen talabmärts aufheulen ... er gab nodpnaligen
bringenben telegrapßifcßen Blarm, ben ganzen 3 li‘ftrom*
abroärts bis 311 m Balfafcßfee . . . aber 3fenbranbt faß
noeß weiter. Bur ein BUttel gab es nod), ber broßenben
Hataftropßc 3 uoor 3 itfommen. So fcßnell mie möglich
mußte man bie neuen, nod) meidjen ©eile bes ©arnmes
oon bem Blafferbrucf entlüften, ben Staufee abfenfen.
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* f 91* o eh
Jllumwr 35 36
Stas rnar nur möglicß, menn matt einen Sinfeßnitt
oon gehöriger SSiefe unb Vreite in ben alten, gefunben
SSeil ber Staumauer einfprengte. Start mußte es ge*
fd)eßen, benn ber neue, noeß fd)toacße unb fd)on über*
laftete Seil ber Vtauer ßätte bie Veanfprudjung einer Sg*
plofton nid)t ertragen. Sr märe jtcfjerlicf) fofort in feiner
gangen $Iusbeßnung gu Vrud)e gegangen.
Vur mit ben fd)ärfften Sprengmitteln unb mit großen
Mengen baoon ließ ficß aber bie Sprengung in ben granit*
garten Stantmaffen bes alten Seiles bemertftelligen. Se*
lang fie, fo mürben fd) freiließ feßr gemaltige Waffer*
mengen bureß bie gefprengte ßücfe talabmärts ergießen.
Sie mürben ftcßerlicß bcträcßtlicßen Schaben anricßteit.
Vber biefer Schaben unb biefe Sefaßr blieben immerßin
in überf eßbaren Wmteffungen. Unb ber Spiegel bes
Staufees mußte fid) bann fcßnell fenfen. Star Stand auf
ben fd>mad)en Seil bes Stammes mußte fofort nad)laffcn.
Stas Scßlimmfte mar bann iibermunben, bie feßmerfte
Sefaßr oermieben.
Vad) ben 9lnorbnungen Sfenbranbts lief bas Spreng*
fommanbo über bie Stammfrone nad) ber anberen Verg*
leßne hinüber. 3m mittleren Seil mar bie frifd)e Stelle.
91m 9torbufer, im garten alten Seil, follte bie entlaftenbe
Scßarte ausgefprengt metben.
3m tagßeüen 2id)te ber Stßeinmerfer faß man oom
Ufer aus bie Viannfcßaft über bie Stammfrone eilen.
Sie modjte etma bie VUtte erreießt ßaben, als ein Vliß an
biefer Stelle aufguefte, ein frad)enber Stanner bas Soben
ber Slemente übertönte.
<2ln ber fd)mad}en Stelle bes Stammes mar eine fernere
Sprenglabung egplobiect. (Einen Vtoment ttocß ftanb bie
Vtauer bort gitternb im Strubel. Stann riß fie breit auf,
neigte fid) gu Sale unb braeß in Viefenbrocfen auseinan*
ber.
3n mütenbem, ftoßenbeni Scßmall ftür.den bie ent*
feffelten gluten mie ein eingiger ftarrer SBlocf gu Sale.
Verfcßmuttben mar an biefer Stelle ber Stamm . . .
Verfeßmunben bie 2eute bes Sprengfommanbos auf il)m.
(Ein Scßrei bes Sntfeßetts aus nieten taufenb Sfeßlen.
3fenbranbt felbft ftanb unter ber Wucßt ber 5!ataftropße
mie erftarrt.
Wie mar bas möglicß gemefen? . . . Wie fonnte bas
gefd)cl>en? . . . Star Sprengftoff trug nod) feine
bung. $lud) menn einem ber Sräger eine Stifte entglitt,
fonnte fte boeß nießt egplobieren.
(Ein Verbrechen? . . . Vur ein Verbred)en fonnte es
fein, Von mem . . ? (Es beburfte feiner grage.
3Jttt fd)roeren Stritten manbte er fid) gum Ufer unb
begab ftd) in bas Vureau ber Werfleitung,
„War unter bem Sprengfontmanbo ein Selber?"
(Einer ber gngenieure beantmortete bie grage.
„Samoßll SUltbeg! Sin firgiftfeßer Vorarbeiter . . .
(Einer, ber ftd) burd) befonbere Vnftelligfeit ausgeießnete."
Sin $elb! bad)te 3fenbranbt bei fid) . . . fteßer ein
gelber Sngenieur, ber fid) ßier unter falfdjer flagge als
Werfntann nerbingt ßat.
S>ann manbte er ftd) an ben Stationsleitcr.
,,3d) feßre nad) Wiernt) guriief. Wie Vacßricßten für
mid) bitte bort ßitt! £ier ift Vtcnfd)enßilfe oergeblid).
Vertrauen mir auf Sott."
Vocß einmal marf er einen Vticf auf bas Sal, in bem
bas entfeffclte Sletjtent baßinfdjoß.
Weße alle betten talabmärts, bie unferc Warnung nießt
befolgen!
3n biefer Vacßt flooen bie Selegramme gmifd)eit Wierup
unb Verlin l)in unb ßer.
3n Urga, ber alten ßeiligen ^auptftabt ber Sßalfa«
Viongolen, I>atte Wellington gog mit §ilfe bes getreuen
Vßntcb bie Wittßufens ermittelt. Viele Wod)en ßinburd)
mar 3Ißtneb in ber Sftasfe eines fartifeßen $änblers burd)
bas tnongolifcße 2attb gegogen. £>atte mit großem Sefcßicf
unb nod) größerem Sliidf ßier gefragt unb bort geforfd)t,
bis er enblicß bie Spur ßatte, bie nad) Urga mies.
Stann mar Wellington gog gu ißtn geftoßen. Star fam
als ruffifeßer Seeßänbler mit einer großen §anfcelsfura*
matte aus bem näßen $ljad)ta über bie ruffifeße Srenge.
Vorgüglicß ßatte er es oerftanben, fein äußeres ber Volle,
bie er l)ier fpiclen mußte, angupaffett. Statt Vtanael feiner
ruffifeßen Spracßfenntniffe oerbarg er gefeßidt unter
einem freiließ reeßt I>olpcrigcn Sßineftfd). Solange aber
fein allgu feßarfes Vuge ißn beobad)tete, fein allgu fd)urfes
Oßr ißn ßörte, fonnte er ßier moßl unbeßeHigt feinen
Plänen nad)geßcn.
3n einer ber großen Verbergen ber Stabt, in ber bie
ftaramane Quartier naßnt, ßatte er fein Unterfommen gc*
futtbett. S)aß er ßier ßäufig mit einem fartifeßen §änbler
gufatttmenfam, fiel bet ber SOtannigfaltigfeit unb Unübcr*
ficßtlid^feit afiatifcßer Sfaufmannsgefdßäfte nießt meiter
auf. 1
Ss mar um bie Vbenbbämttterung. Wellington
fjog faß in bem primitio einfachen Vaum, ber ißm in ber
^aramanferet als Unterfunft biente.
Sin Ieifes Hlopfen an ber Sür. S>ie eingelnen Sd)läge
in ber oerabrebeten ffolge. Wellington 5°E f^ßob ben
feßmeren §olgriegel guriief. Star Sarte trat in ben Vaum.
„Vift bu ba, Vßmeb? ... Wie fteßt’s?"
^Sut, ^ert! Suer Rapier ift in ben $änbcn bes alten
meißen $ertn."
„Will er cs tun?"
„3a, £>err ... er mad)te bas oerabrebete 3^^^^ . . ."
„So mirft bu alfo um neun Ußr mit ben Sefangetten
bas §aus nerlaffen. Vift bu ftd)er . . . gang ftd)er, baß
ber Wärter feinen Verrat übt?"
„Sr ßat gefd)morett... bei ben Seelen feiner Vßnen..."
„Sin Sd)u>ur? . . ."
„Sr mirb feinett Scßrour falten, £>err. Wirft bu ißn
aber aueß itn 5lugfd)iff mitneßmen, mie bu oerfproeßen?
Sr füreßtet bie Strafe, menn bie fti uc ß* entbeeft ift."
„3cß roerbc ißn mitneßmen . . . fantt feinen fünf»
ßunbert S)ollar. Sr mag fte in fjricben in ^ja^ta uer»
geßren."
„S>cr Weg oom £aus bis gutn Vrunnen ift furg. Um
neun Ußr merbe icß bort unter bem Sd)ein einer 9tot-
lanbung niebergeßen."
„Wenn bu ba bift, mirb alles gut fein, £err!"
Vßineb oerließ ben Vaum. Wellington mit
feinen S>ebanfen allein. 3tn Seifte faß er bas Sliicf ber
Serettcten ... bie 3fenbranbts, menn er mit
ißnen in Wiernt) lanben mürbe. Vocß einmal überlegte
er alle Sßancen. Ss mußte gelingen.
Ss maren ein paar ßelle freunblicße Väume, in benen
bie Wittßufens bie Sage ißrer Sefangenfcßaft oerbraeßten.
S)er alte §err faß feiner Socßter gegenüber. Sin Scßacß*
brett, bas ißnen bie enblofcn Stunben ißrer $aft fürgte,
ftanb gmifdßen ißnen. Vber feitbem bas Vopter bes far*
ttfeßen $änblers burd) ben beftocßcneit Wärter in ißren
Öänben mar, ftanöen bie Figuren unberüßrt auf ben
Jyelbern.
0ie lange §aft ... bie Ungemißßeit über ißr Scßicffal
ßatten bie bliißenben 5 ar ^ cn ®taria geoboromnas ge-
bleicßt. 3cßt ßatte bie Srregung ber Srmartung bas alte
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Sflumntcr 35/36
0 1 e %oc6 e
Seite 799
9tot auf if>tc langen guriicfgegaubert. 2lu<h Sfyeobor
VMttljufcn hatte bie £etljargie ocrlorcn, bic bisher auf
ifjm lag. (Es roar mehr bic Sorge um Vtaria, fein ein*
giges, fo fcf)r geliebtes Slinb, als bie um if)n felbft, bie
ihn niebergebrüeft f)attc.
3Jtit gebämpfter Stimme . ♦ ♦ faft flüfternb fprachett
fie.
t „0ie ftreunbe, Vtoria, an bie ich guerft gebaut, haben
nidfjts für uns getan... t)ielleicf)t nichts tun fönnen...
0er Slonful... roie oft mar
er in unferem £aufe . . .
nichts . . .
(EoIIin (Eameron ... am
'Jage oor unferer (E>cfangcn=
nähme fud)te er mid) nod)
gu beruhigen . . . rühmte
jlcf) feiner guten Vegiehun*
gen . . . auch er . . .
nichts . . .
0ie betben jungen 0cut*
fcfjcn . . . eine flüdjtige
'Veifebefonntfchaft oon bir
. . . an bie hätte id) guleßt
gebadjt . . . 0ie 9tot geigt,
mo bie magren fjreunbe
ftßen. §err fommt ja
gmeifellos im (Einoerftänb-
nts . . . mit Unterftüßung
feines ftreunbes 3fen-
branbt."
„Slaubft bu, Vater,"
bas leichte 9lot auf Marias
^Bangen oertiefte ficf), . .
baß §err 3fenbranbt bei
feinen oielcn großen 21rbei*
ien nod) 3 c *t *)at, P*h uin
uns gu !ümmern?"
,/2öürbe fonft fein 0iener
mit l)ier fein? ... 3h n felbft
mögen feine Arbeiten feft=
galten, aber er benft aud)
an uns/'
„(Er f)at uns früh genug
gemarnt. .. 0u ließcft bief)
burd) Vtr. (Eameron be*
fdjmicbtigen. 3$ toeiß nicht,
Vater ... xd) fann bein
großes Vertrauen in Vir.
(Eameron nicf)t teilen . . .
fein ganges SBefen . . . fein
überfreunblidjes Venehmen
beuten auf unb ftoßen mid) ab."
„Vcf), Hinb, bas fmb unfontrollierbare Sefüf)ic . . .
3d) fennc il)n feit 3ah ren unb habe nie Einlaß gehabt,
an ihm gu groeifeln."
dr gog bie Uf)r.
„9tod) gmei 6tunben ... roie langfam bie
fd)leicf)en! . . . §eute noch langfamer als fonft."
din Klopfen an ber Siir unterbrad) if)r Sefpräd). Sie
glaubten, es roäre ber VSärter, ber ihnen um biefe 3 ß tt
bie Vbenbmahlgcit gu bringen pflegte.
dollin dameron ftanb oor ihnen.
„Vh, §err dameron! . . . V3o fommen Sie her? . . .
^Bringen Sie dutes?"
3Bittljufen roar aufgefprungen unb reichte bem Ve--
fucher bie §anb.
„Soeben noch tat id) 3h nß n unrcd)t. VMr fpradjen oon
ben fjrcunben, auf beren Veiftanb mir oergcblich h°f=
fen . . . unb barunter roaren auch
„Vuch ich . . . unb roas roaren es fonft noch für
fjreunbe?"
„Oh, alle aus Stofdjgar * • • 0ßt ruffifefje £onfuI . , .
bie Upharts . . . oiele anbere . . . aud) fonft noch . .
dr brad) feine Vebc jäh
ab, unterbriiefte bie tarnen
5os unb Sfenbranbt, bic
ihm fchon auf ber 3 u nge
lagen, dine Spur jenes
Vtißtrauens, bas Vtoria
oorhin geäußert, hatte P<h
ihm mitgeteilt.
„^Bringen Sie gute 9tocf)=
riefjt?"
„9Benn nicht heute, fo
bod) balbl 3d) freue mid).
baß Sie mich unter 3hre
greunbe gählcn . . . 91ud)
3hnen, {Jräulein Vtoria,
meinen 0anf, baß Sie
meiner in ftrcunbfdjaft gc=
bad)t haben."
(Eoflin dameron nahm
auf bem Stuhle VSitthufcns
am Schad)tif<h *ißlaß.
„O h/ ffräulein Vtoria,
3hr Spiel fteht gut. 0er
arme ftönig ... ein 3ug oon
3hrer $anb, unb er muß ftd)
3huen ergeben."
^heobor 3Bittf)ufen *Jte=
berholte feine f^rage.
„^Bringen Sie gute iRad)=
richten, §err dameron?"
„dute SRadjrichten? . . .
$räulein 9}iaria . . ."
Seine ‘iUugen oerfenften
fleh brennenb in biejenigen
SOIarias.
„3d) hoffe, baß es meinen
guten SBegiehungen halb ge=
lingen roirb, 3hrc 5rei s
laffung burchgufeßcn."
„deshalb fmb mir iiber=
haupt gefangen?"
ÜBitthufen unterftüßte unb
jerftärfte bie ffrage feiner Tochter.
„‘©ic tonnte man es roagen, uns bei Stocht unb Siebe!
roie Verbrecher aus unferem §aufe gu holen unb roeg-
gufcßleppen?"
,,3d) erfuhr 3hre Verhaftung Ieiber erft am anberen
Sflorgen . . . konnte nicht fofort feftftellen, rool)in Sie
gebracht roorben roaren. S3iit oieler 3]iühe brad)tc id)
heraus, baß Sie oerbächtigt ftnb, mit dhinas ffeinben
in Verbinbung gu ftehen."
Söitthufen fiel ihm erregt ins SBori ^einben? . . .
Söer finb dhinas fjeinbe? . . . SJiit roem liegt dßina im
^rieg?"
„dhina liegt im 5lrieg . . . freilich nicht im offenen,
fonbern im geheimen Ärieg mit ber d. S. d. 3hr Ver
Zeichnung von Olaf Gulbransson
Dies Werk des großen Münchener Zeichners, das jetzt zur Bekräftigung
des deutschen Willens zum Durchhalten überall in Deutschland
öffentlich verbreitet wird, soll wie ein Symbol wirken: vergeßt nicht,
wie die Franzosen unsere deutschen Brüder und Schwestern an Ruhr
und Rhein quälen und demütigen, vergeßt nicht das Leid, das dadurch
über Deutschland gekommen ist, und lindert die Not, indem ihr zum
Deutschen Volksopfer gebt!
Spenden nimmt der Verlag der „Woche“, Verlag August Scherl G. m. b. H.,
Berlin SW 68, Zimmerstraße 36-41, entgegen
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PRINCETON UNIVERSITY
Seite 800
© i e 30 o cf> e
Shim-met 3J5'30
lege mit bem Sngenicur Sfcnbranbt gat 6ic in bcn fal*
fegen Berbacgt gebraut."
„©esgalb biefe Geroalttat!" SOtarias fleine ftauft fcJ)Iug
fräftig auf ben 3:ifrf) . . . „3cg fann es nicht glauben!
©ie gelben Spione arbeiten nicht fo f<glecgt, bag ge aus
eiitfct flüchtigen Bcifebctanntfcgaft eine Berfcgroörung
machen."
„Unb bod) ift cs fo, Fräulein Biaria . . . bod) Gebulb!
©er ©ag roirb (ommen, an bem Sie, gereinigt oon allem
Berbacgt, in bas alte $aUB in Rafcggar guriieffegren
tonnen."
„Aach Stafcggar?"
Btaria crgob gd) unb roarf mit einer brüsten §anb*
beroegung bie Sd)ad)figuren buregeinanber.
,,9tad) ftafeggar? . . . Aic roieber fegre id) nad) tfafeg*
gar guriief! Bergagt ift mir bie Stabt, Bergagt bas
Sanb, roo folcge Geroalttat gefd)el)en tonnte!"
„Og, nidjt bod), ^räulein 9ttaria! Seien Sie nicht fo
fegroff! . . . Beruhigen Sie fid)! . . . Solle Genug¬
tuung roirb 3gnen getoägrt roerben.
3gr £>eim in tfafeggar roartet auf Sie, fo rote Sie es
oerlaffen I)aben. Als id) 3gte Bergaftung erfuhr, lieg
id) mir Boümacgt geben, über 3gr (Eigentum gu machen,
©ie Scglüffel bes Kaufes ftnb in meiner §>anb. 3n Syrern
Stübd)en ftegt alles, rote Sie es oerlaffen gaben. Aicgts
entfernt . . . nichts gerüeft! ©er groge 9Jianbelbaum
oor Syrern F cn f* cr geht miß aüe 3agrc um biefe &\t in
einem Blütenmeer. Gebenfen Sie ber fegönen Stunben,
bie Sie bort oerbradjt. Serfen Sie nid)t alle erfreulichen
Erinnerungen um eine Unerfreulichfeit oon fleh!
Faft möd)te id) bebauern, roertn Sie, nun roieber frei,
ftatt nad) ^afd>gar gurüefgufegren, bas Sanb oerlaffen.
©ann roärc auch mir 5tafcggar oerleibet. Sie öbe mürbe
es mir oorfommen, menn id) 3gr oerlaffenes Jpaus bort
fef)etr . . . Sie entbehren miigte . . ."
„Sein! 9)taria l)attc recht! Sie roieber fehren mir in
bas alte $aus nad) Stafcggar guriief. Ser gibt uns Ge*
roähr, bag mir nicht jebergeit auf irgenbeinenr ungnnigen
Berbacgt hin neue Seiben erbulben miiffen."
Goüin Gameron big gd) auf bie Sippen. Unocrroanbt
hatte er Siaria mit ben Augen oerfd)lungen.
„Säre es nur bas §aus? . . . Sürbe es auch fo
fein, roenn Sie es mit einem anberen oertaufchten, F*äu»
lein Biaria?"
Gr roarf einen Seitenblidf auf Sittgufen, ber am F cn *
fter ftanb unb in bie Sad)t ginausblicfte. Such Gollin
Gameron erhob ftd) jegt unb trat bid)t an Staria heran.
„9Jtit einem anberen?" fragte ge.
„3a, mit bem meinen!"
Gr hatte ihr bie Sorte ins Ogr geflüftert. 3egt beugte
er gd) oor unb fud)te in ber roadffenben ©ämmerung
ben Ginbrudt feiner Sporte auf ihren 3ü9eu gu lefen.
Einen Augenblicf fal) ihn Btaria oerftänbnislos an.
„Unter Gamerons Sd)ug roäre jeber geborgen."
„3n Sgrent £>aus . . .? 3ch in 3grem §aufe . . .?"
„Als mein Seib!"
Gin jäher Sd)recf guefte über Btarias 3üge. Eine tiefe
Bläffe gog über ihre Stangen. 9Jkcganifch roid) ge oor
Xollin Gameron gurücf.
„Sie! Sir. Gameron!"
„O Fräulein Btaria . . . lagen Sie unfere Starte un«
gcfprod)en fein! . . . 3d) oergag bie Sage, in ber Sie gd)
befinben. Bergeigcn Sie mir! Es roar töricht, oon Siebe
gu fpreegen, roo es gd) um bie Freiheit ganbelt."
Gr trat auf ge gu unb oerfuegte il)re £>anb gu faffen.
„Bergeigcn Sic mir, bitte, oergeigen Sie mir, fyräulcin
Blaria. Sur um ein kleines möd)tc id) Sic bitten. Sagen
Sie mich nid)t ohne jebe Hoffnung oon hier gehen. Sie
roiffen nid)t, roas Sie für mich un ^ mein Seben bcbcutcn.
3 n befferen Klagen roerbe id) roieber gu 3 h n cn fommen ...
Unb roäre es bann nur ftafeggar ... ich mürbe es oer¬
laffen . . . gur fclben Stunbe, gu ber Sie es roünfchtcn."
Sittgufen trat oom Fünfter ^uriief an bie beiben l)eran.
9 flaria brängte geh an ihn, fegob ihren Srm unter bcn
feinen.
„Unb roann benten Sic, Str. Gameron, bag mir biefes
Urga oerlaffen . . . roieber frei fein bürften?"
„Sas an mir liegt, foll gefd)chen, um 3h ncn Frei¬
heit 311 oerfchaffen. 3 d) fomme morgen nach ^ta^ing. Slle
Serbinbungen, bie mir bort aur Verfügung gehen, roerbe
»ch für Sie ausnugen. Senn es bas Glücf roill, bin id)
in roenigen ^agen roieber fym unb hoffe oon 3 hnen
frohen Empfang . . . auch oon 3h n e n > F r äulein Staria."
Gr ergriff ihre §anb unb brüefte einen ^ug barauf.
Satcr unb Sodger roaren roieber allein. Sie fpradjen
über ben unerroarteten Sefuch Gamerons. Sber bas
Gefpräd) fcglid) mühfelig bahin.
Sangfam oergingen bie Siertelftunben. ©er Särter
brachte bie Stahlst. Sie blieb unberührt gehen.
©ie Erregung bes Slommenben nahm ge gan$ befan¬
gen. Sie ftieg aufs hödffte/ ols bie Uhr bie neunte
Stunbe geigte.
Segungslos oerharrten ge beibe.
Gin Klopfen an ber Xür lieg ge auffagren. ©er Särtec
trat ein. ©as Siegt feiner Äerae fiel auf ein oergörtes
Gegcgt.
„Sas ift?"
„. . . Sgmeb ging foeben oorbei ... er roinftc oer-
ftoglen . . . nid)ts! . . . Sidjts! . . . §eute nichts . . ."
Staria fant auf ihren Segel. Serhaltenes Sd)luchgeit
erfegütterte igren Körper, ©er 9Ilte trat auf ge gu unb
legte ben 9lrm um ge.
„Sei gefagt, Staria! . . . Senn nicht l^ute/ bann
morgen! . . . Gib bie Hoffnung nicht auf. ©ie Fxe ur i&*
roerben uns nid)t im Stieg lagen . . ."
So fudge er igr Sroff gugufpreegen unb oerbarg feine
eigene ftarfe Befürd)tung, bag ber ^Ian oon Foj ent«
beeft fein fönne.
Sittgufens Befürchtung roar leibcr nur allgu be¬
grünbet. ©urd) eine eingige Unoorgcgtigleit... ein un¬
nötiges Sagnis h°ita Seüington F°S f° 9 u i oor-
bereiteten Sion in ber legten Stunbe geftört unb bie
eigene Fmgeit ocrloren.
©ie Ungebulb goto if) n aus feinem ffegeren Serfted
oorgeitig in bie 9täge bes Kaufes getrieben, in bem bie
Sittgufens gefangen gegolten rourben.
So gefegag es. 9lls Gollin Gameron bas $aus ocrlieg,
erfannte er Seüington Fo? trog beffen Berfleibung. 3nt
9lugenblicf roar Gameron in ben Sdjatten getreten. Sei-
lington ftos gatte ign niegt erfannt. ©er roar gang mit
ber Ausführung bes Fladgplanes befegäftigt.
©ie 3 e ft oerftrieg barüber. Stagrenb er gier nod)
fpägte, roaren bie §äfcger, bie ign fangen follten, bereite
auf bem Segc.
Gnblid) begab er gd) in bie Verberge ^uriief, um Agmcb
bie legten Befehle gu geben, flurg oor ber STararoanferci
in einer engen bunflert Gmffc fitgltc er fid) oon einem
©ugcnb ftarfer Arme umfdilungen. Gin ©ud) pregte gd)
auf feinen Btunb, bas jeben Scgrci erftiefte . . . feine
Sinne betäubte. 3m Augenblicf roar er gcfcffelt unb oer«
fegrounben.
(Fortsetzung folgt.)
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PRINCETON UNIVERS
Kammer 35 30
*J) i e o d> c
Seite 801
■i!j. ’;!!!; WM
'Mi !li
LAUFSPORT
IN DER ZEITGENÖSSISCHEN KUNST
Stafettenwechsel
Radierung von Erich Büttner
vo/i Bruno Cassircr, Berlin
Mit Genehmig
Wettläufer“, Gemälde von Max Slevogt
1 liiilltlltl
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PRiNCETON UNIVERSITY
Seite 802
©ie *2ß o cb c
Kummet 85/36
Der Millionär von 1913; Der Herr von Tattershusen auf Juchtenhöven fährt zum Rennen
Der Millionär von 1919: Herr Nauke, Damenkorsetts
sofort greifbar und Sohlenleder en gros freibleibend
©er neue proteu^ oöer Öte ©er*
tnanblungen Öe3 < 27ltlltonär3
Mit drei Zeichnungen von Fritz Koch-Gotha
as mar bas noch für eine fd)öne 3 ei t, als bas 2Öort •
Blillionär mar mie ein Schuh durch biden 9tebel!
ging mof)l eine Sage, bah es irgenbmo hinter dem 9tebel fo
etmas gab, aber bah man biefes ©tmas je mürbe $u fehen be=
fornmen, damit rechnete man nicht. ^Millionär — bas mar non
amerifanifdjer gerne umbiinftet ober non fürftlidjem Höhenfcuer
ungemih umleud)tet — „©i, fo h°ä)/ man fteF)t es faurn."
SRillionär mar ein nager Begriff aus hemmungslofcr 9toman*
phantafie. Sebenfalls mar ber SJtiüionär ber Borfriegsseit nom
größten Beig ber Seltenheit, uitb mit feinem Flamen nerbaitb
fleh jede Borfteflung non ©rlefenhcit unb Bornehmheit, bie Bor*
fteüung, menn nid)t gerabe non einem §eiligenfd)ein, fo boef) non
einem grauen 3olhtberl)ut, non unglaublich feinen §anbfchuhen
unb einer aoelig Ieifen Stimme. (Gefahren tarn ber Millionär
non 1913 immer mit fpiegelblanfen felbftgefiihrten 3urfern, mo=
möglid) mit einem Biereräug. Unb an ber betreffenden Stelle
im Vornan hiefj es: „3n elegantem "Bogen fuhr ber Baron au
ber Bampe bes <perrenl)aufes nor; bie perlgrau $art bef)anb=
fd)uhte Einte brachte mit unmertlichem, aber eifernem ©riff bie
fchäumenben Halbblüter l^art nor ber Komtefj jurn Stehen, mcih=
renb bie Rechte ritterlich ben grauen 3othiber sum ©ruh h°&*"
©as mürbe anders, als Krieg unb Benolution bie neuen
§errengefd)led)ter ber Neureich, bie untöniglidjen Kaufherren nom
Kettenhandel, ben ©enifenabel, bie Balutaariftotratie, bie „fofort
©reifbareu" unb „greibleibeitbcn" gefchaffen hatten, ©ie Btillio-
näre mürben jefct fehr häufig unb fehr ftchtbar. 3h r * ©rfchei=
itung gemamt etmas fehr Handgreifliches; ftatt ber grauen
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PRINC
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ETON UNIVERSI
Mummer 35 36
Q) t e locbe
©eite 803
3glmber Schirmmütjen; ftatt ber Tdjmalcn Mriftofratenhänbe
Hanbfdjubnummer 9*/2. 0as Sieblingsfubnoert Pee Millionärs
oon 1919 tourbe bas Muto mit Hupe, ftrach unb Stanl.
(£r oertoccfjfelt gern nur unb mich roie mein unb betn, ift
feiten Vegetarier, aber immer zulunftsfidjer unb guten
Mutes. (Er toeife genau, bafj ber 0recf nad) oben frnnrnt,
toenn ber Tümpel umgerübrt toirb.
Snztoifdjen bat bie 3^it ber Sdjeibemannfchen 0reieinbeit
„greiheit, grieben, Vrot" ben neuen Sßroteus fdjon toicber
oerroanbelt unb jablteicb toerben Iaffen roie 6anb am Meer.
0er Millionär oon beute läuft in allen (baffen, fitjt in allen
0acbfammem unb roirb aus allen Hintertüren geroorfen. (Er
ift eine leere Hülfe, ein 0ing ohne 3nbalt, eine gefprungene
Saite. Mid)ts oon bem Mimbus bes Meunzebnbunbertbrei»
Zehners, nichts oon ber Mnrüdjigteit bes Meunzebnbunbert»
neunjebners; ein 0ing, an ficb toeber gut noch böfe. (Ein
0ing oon ben unbegrenzten etbifeben unb tulturetlen Mög»
liebteiten. Mur toer ficH toanbelt, ift mit ibm oenoanbt. (Er
erfebeint als Mafcbfrau, als bilbenber Äünftler, als (belegen*
beitsarbeiter, als Mrjt ohne Sßrajis, als Strafcenbänbler mit
(bummibofenträgern, als ßiterat, als Obbad)lofenafglift, ah
oierzebnjäbriger ßaufjunge unb als fünfzigjähriger geiftigei
Arbeiter, ber für bie tDiffenfcbaftlidjen Mühen oon fünfoierte)
3abren anbertbalb Millionen erftaunt einftreiefjt unb bann
noch erftaunter bemertt, bafj es nicht für ein ^funb Suppen»
fleifcb reicht. ne.
DerMillionär von 1923: Ein Werk für die Ewigkeit und ein Stiefelabsatz für den Winter
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PRINCETON UNIVERSITY
Seite 804
0 t t 08 o cfr c
Kummer 35/36
auf bic (Öemüter ausiibte.
3hm l)abeu fid) bic 3eiten ge*
manbelt, bie SWenfdjen felbft
bes tleinften Dorfes fmb
anfprutfjsooller geioorben,
lennen oon Stabtbefudjen
l)er Sfyeater unb Äino . ♦ •
oon benen in ber (£>ro&ftabt
gan^ *u fdjiocigen, bie 33ufd)
unb Schumann unb Sarra»
fani mit it)ren pt)antaftifd>eix
^Pantomimen 9ibenb ftic
3ibenb in Söunberlanb oer*
fetjen. Unb bod) ift bent
'ffianber^irtus, auef) menu
feine mobernen 9ttefemoageu
jefct mit ber Sifenbafjn bc*
förbert roerben, ßaftautos
ben ftunbus an Sctapcrf*
haften unb (öligertuIiffeit
burd) bie Straften fdjleppen,
jeber mit eigener £otomobile
unb eigenem 3)t)namo fein
eigenes 52id)t probujiert, bie
alte SRomantit geblieben, bie
nod) immer erregenb roirtt.
Ss ift bas Ungeu)ötjnlid)e,
bas lodt. So locft, baft erft
jiingft nodj ein 0id)ter,
Links : Der ZirkuswageD
als Künstlergarderobe
©te ©aufler
fommen!
^ou £ubu)icj Sfevnmiv
(TNic (Emittier tommen I"
„ 'S J So ging es einft,
rnenn erfter 3ufall bic tun*
terbunten 2Botjntarren auf
ber £anbftrafte gefidjtet batte,
frotjlorfenb im 2>orf oou
3)hmb au 9Jiunb, fo fdjoll
es tnabenlaut burd) bie engen
(Öaffen ber ^leinftabt. 3)enu
jebermann, ob groft, ob flein,
ermartete ftd) ba, mie aud)
(öoetbes Sfjeaterbirettor im
„Sauft" nur au gut meift, ein
Scft. Unb mer fid) beffen nid)t
mel)r erinnern tann, ber
lefe Storms „^ole ^3oppen--
fpäler", oertiefe fief) bei
Kiefens im „9iaritcitenlaben"
nod) einmal in bie tounber--
fant-traurigen Sdjicffalc ber
tleinen Stell: ba toirb itjn
ber ganae3auber umfangen,
ben 2ebctt unb Treiben ber
fabrenbeit teilte einftmals
Unten. Der Herr Direktor
bei einerProbe seiner Frei¬
heitsdressuren zwischen
den Zelten Phot Sennerke
f
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%tmmer 35 30
© I e ® o 4 e
Seite S05
glieder der Truppe
machen sich für
ihr Auftreten fertig
Phot Stnnecke
3ungnidfel, ftcf) für
lange ©odjen folcf)
einem ©anberairfus
minberen langes an«
gefdjloffett utib aus
bem, ums er ba t)eU*
äugig gefel)en unb er¬
lebt, einen bunten Vo¬
rnan gemacht t)at.
•Jluf Reifen begeg--
net man ja biejen feit--
famen Darren mit ben
grünen ftenfterläbeu
unb ben Sreppcfjen,
bie in if)r gebeimnis--
oolles £ellbuntel füh¬
ren, unb bem SDtini»
aturfd)ornftein oft.
Manchmal gleiten fte
in (öüterjiigen, toic
SRöbelroagen auf 2o»
ren geftellt, langfam
au einem oorbei. 3 ll=
toeilen finbet man fic
aber auch in frember
h^X
Atlantic-Fhot.
Naturalien als
Zahlungsmittel
Wertbeständiges
Eintrittsgeld:
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Gelte 806
3) t e ® o4t
Stummer 35 r 36
Gtabt, fo üor ben Soren auf freiem Spion: als SBagenburg
im §>albrunö um bas 3*ft gerürft unb umlungert oon neu¬
gierigen Kinbern, bie auf bie GröffnungsoorfteUung roarten
ober äufdjauen, roie bie Sßferbe geftriegelt merben, ber
Glocon mit feinen ^mn«-
ben übi:, S01arjiella, „bte
fd^ioebenbe 3ungfrau<7
ftd) igre Gpringteifen
Hebt, ber §err Sireltor
Kartoffeln fdjält, 9fla-
bame amSBafcßtrogfttfjt,
biefelbe, bie abenbs
bann in Gamt unb Geibe
an ber Kaffe fifct ....
SMn bie ©ro ßftabt fjeran
toagt jtef) berlei befdjei-
beites 93oIl nic^t 3)ie
bleibt bem großenßirfus
oorbeßalten, ber über
ätoanjig unb meßi
3öagcn oerfiigt unb im¬
merhin irgenbtoie, unb
fei cs auch nur für bas
anfprudjslofere Sßorftabt-
publifum, bieKonlurrenj
ber SBufd) unb Gdjumann
unb Garrafani aushalten
fann. 3)a toirb jtoifchen
^Neubauten ein freier Sßlajj gepachtet, unb toenn bas 3itfus*elt erft
fteht mit feiner giißtigen Gingangsfaff abe, bann hebtfürbie^ntool)»
ner bortein buntes ßeben an: fie fehen oon ihren ftenftern aus, toie
bort Herren in graef unb 39^^ $ot)e Schule reiten, auf farger
©rasttarbe erblüht ein Gtücf SBilbtoeft, unb gtoifchen ben 3clt-
baracfeit unb Karren tollt fattellos auf toilbem Sßottp „Sflaffuba,
bas Kinb ber 9öilbnis", oerfolgt oon Iaffofdjtoingenbcn Goto-
bops. 91uc£ toaepft toopl aus ber Gebe eine Knabenppramibe,
bie auf ben Gchultern eines römifd)en©labiators fcfjaufelt, ober
ber „berühmtefte (Seiltänzer ber 2öelt" überquert einen Sütiffif-
ftppi oon SBafferbottidjen, bertoeilen fief) in ber
SRüdöffttung bes nächften
Söagcits bereits ein paar
Gplphiben in glitterröd-
d)ett ooripanbfpiegeln für
ben SUbettb fdjminfen...
Unb bas alles ift eilt
SBlitf in eine anbete 2öelt,
bie Söelt, in bieQlnbre-
jetos itamettlofer „Jpccr,
ber bie Sftaulfdjcllett
friegt", untertaudjen
tooUte, um SBcrgeffen
ftuöen, toeil ihmoor
ber toirtlichen graute.
©ieSEBelt auch besSobias
SButtljchuh, ben bie ©ich-
terpfjantape Garl §aupt»
manns mobelliert hat.
Unb ein Gtücf oon ber
2Belt SBebefinbs: Sraum
unb Abenteuer, fo lang
man nicht hinter ben Kn-
Mffen ftanb. S)enn
bie oerbergen nur, fo
romantifch auch oieles noch hinter biefen Kuliffen anmutet,
einen 'Beruf unb ein ©efdjäft toie taufenb aitbere Berufe unb
©efd)äfte.
23erid)tigung. 3n 9tr. 32 bec „©oche" rourbc in bem Slrtifel
„9leue SRaumfunft in ber (Großen berliner ÄunftausftcUung" irrtiimlid) ber
93ilbt)auer 38ilt)elm fcerftog genannt C£e muß richtig beißen Oßroalö
£eraog. $ie 6djr iftl eitung.
Schluß des redaktionellen Teils
Szenenprobe im Freien
Kennen Sie schon die Bedeutung der Haarerweichung beim Rasieren?
Herrin mit sprödem BarthaAr und reizbarer Haut empfinden das Rasieren oft als Qual. Das Haar springt unter dem Messer aut und hinterläßt
empfindliche gerötete Hautatellen. Was ist die Ursache? Eine ungenügende Vorbereitung des Haares durch ungeeignete Rasierseife Harte
Stangenseifen (Natronseifen) erweichen sprödes Haar Im allgemeinen weniger gut als weiche salbenförmige Kaliseifen. Auf Grund dieser
Erfahrung hat das Laboratorium Leo in Dresden eine neuo haarerweidienöe überfettete Rasierseife „Leosira" in der Tube in den Handel
gebracht die ärztlich als ideale Rasierseife empfohlen wird, 1. weil sie hygienisch verpackt ist und gegen Infektion schützt (Übertragung
der Bartflechte unmöglich), 2. In kleinen Mengen eine Fülle von dichtem Schaum gibt. 3. das Haar In kurzer Zeit erweicht und reizbare HaiS
io keiner Weise angreift kur* das Rasieren xum Vergnügen macht Sie erhalten Leosira dort, wo Sie Ihr Chlorodont kaufen.
Blendend weiße Zähne durch die erfrischende Zahnpaste
Chlorodont
gegen mißfarbigen Zahnbelag und üblen Mundgeruch.
Laboratorium Leo
Dresden u. Berlin
Was darf auf dem Toilettentisch der vornehmen Dame nicht fehlen?
Neben der Pflege der Zähne mit dem herrlich erfrischenden „Chlorodont” ist die vornehme Dame bestrebt ihrer Haut eine entsprechende
Pflege angedeihen zu lassen und gleichzeitig sich mit Jenem Parfüm zu umgeben, das von alters her als unaufdringlich, erfrischend und
andauernd bekannt ist. Unter dem Namen Eau öe Cologne „Oolö“ ist in allen Apotheken. Drogerien und Parfümerien ein Kosmetikum
vorrätig, das eine glückliche Vereinigung von Hautkrera und Parfüm insofern darstellt, als es sowohl für die Hautpflege als auch als Parfüm
benutzt wird. Es ist kremförmig wei6, fettet und klebt nicht, macht die Haut wundervoll weich und zart und kann andrerseits unbedenklich
für das Taschentuch verwendet werden. Personen mit empfindlicher Haut, die Spiritus, wie er in der käuflichen Eau de Cologne enthalten
ist, nicht vertragen, sollten dieses wundervolle Hautpflegemittel und Parfüm In der praktischen Form der Tuba nicht missen.
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Summt« 37
Sttlitt, den ^5. &ej)tcmb«u 1943
25. 3&?*dMt9
nnrcrruK ar^emti
Allegorische Darstellung des Münzschlages. Titelkupfer aus dem Jahre 1706
[fiütffefjr g u r ©olbmdhrung
Gin #orfd?Iag sur Grricfyfung einer prioaien ©olbnofenbanf ber beufffl)en 3Birffcf?off. Q3on 2Ba(fl)er Junf
De 93orfd)läge gur 3öieberaufrid)tung ber beutfefjen 3Bäf)-
rung muffen erfolglos bleiben, bic oort ber ^ßapiermarf
ihren Ausgang nehmen, Siefc Sßapiermarf übt nämlid)
Iängft nid)t mehr bie ftunftion einer 9Bal)ntng aus. Sie ift
Iebiglid) ein 3ahl l ingsmittcl, bas nur fo lange angenommen
toirb. als man bas Vertrauen hat, burd) if)re Eingabe einen
einfalfulierten Saufdjmert gu befommen. Sabci ift es tljco»
retifd) oöllig gleich, ob biefe T'apiermarf ben millionften ober
ben gchnmillionftcn Seil ber früheren ©olbmarf ausmad)t.
931it biefer hat fic nichts gemein als bie 3 ö bl«ngsmittel*
funftion unb ben tarnen. 9lbcr ftc ift feine Valuta, feine
Währung unb fein C5>elb im rechtlichen Sinne. 5Benn mir uns
baher eine neue Währung fd)affen mollcn, müffen mir uns
gunächft eine neue Valuta unb neues ©clb fchaffen. Ellies,
mas mir heute mertbeftänbig ober ,,©olb"mcrt nennen, ift
eine Sifdon, benn in einer 2Birtfd)aft mit unmertbeftänbiger
Währung gibt cs feine Söertbeftanbigfcit. Sie 5rage ift nun,
ob unb mic fönnen mir gur ©olbmährung guriteffehren.
hierbei mirb erftens gu unterfuchen fein, ob bie ölten
$üter ber Währung nach ben 2Banblungen ber lebten 3af)rc
nod) für biefe Aufgabe gu brauchen finb. ^>iefe ftragc ift gu
oerneinen. Sas ©runbübel unferes Söährungsoerfalls ift ber
Staat, ber ftd) burd) Schaffung einer ©elbinflation an feinen
Bürgern unb an ber 5ß3irtfcf)aft bereichert hat. Sics muß ihm
unmöglich gemacht merben, b. hv ker ftinangminifter muß
baran gehinbert merben, mit feinen ^apiermarfmcchfeln bei
ber iKeid)sbanf gu pumpen unb gufäididjc Äauftraft gu
fdjaffen. Sa bic 9tcid)sbant biefem ©ebaren bcs iHeid>es
feinen ©iberftanb entgegengefeßt hat, fich alfo nom 9teicße
hat mißbrauchen laffen, [o ift fie ebenfalls nicht mehr mert,
bic Hüterin bes mcrtoollftcn ©irtfdjaftsgutes bcs fianbes, ber
5ieid)smährung, gu bleiben. Sic ift überbies für bie Rapier»
marf mitoerantmortlich.
3mcitens: Sic Währung eines ßanbes baftert auf Ver¬
trauen. Sas Seutfchc 91cid) hat feine Währung oerloren, meil
bas 51eid) im 3n- unb 9luslanbe jeben ilrebit oerloren hat.
ÜJlan muß fid) baher, menn man eine neue Währung fchaffen
mill, nach einem Ärebitmürbigcn umfehen, in beffen Ärebit
fich ber 5Bert ber ©äßrung ausbriieft. hierfür foinmen in
Seutfchlanb nur bie prioaten ©irtfehaftsfreife in 93etrad)t,
bie, folange ein 'ffiirtfcßaften nod) möglich ift, bie güfdgfeitcn
unb bic 9Jtittel haben, ‘Jöirtfdjaftsmcrtc, unb gmar ©olbmerte,
gu fd)affen.
Sie praftifd) gu ergreifenben SÖlaßnaljmen ftnb folgcnbe:
Unfere letzte 2öährungsreferoc, ber Iängft nicht mehr forgfam
genug gehütete ©olbbeftanb bes Reiches, unb bie mobilen
©olbmerte ber SBirtfdjaft, in ber §auptfad)c alfo bie Seoifen
oon 3nbuftrte, §anbel, kanten ufm., merben in eine ©olb-
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’RINCETON UNiVERSITY
Seite 808
® i e © o d) e
9htmmer 87
marfbanf Öer beutfegen ©irtfegaft eingebraegt, Me oom Staate
bas ^riüileg ber Ausgabe oon ©olbnoten ergält. Bht biefen
de jure unb aucg praftifeg in ©olb einlösbarcn ©olbnoten
bezaglt bie Banf bie in igren ©inriegtungen aufreegtzuer»
galtene Beicgsbanf (mit ber ein Vertrag gefegtoffen mirb) für
igr ©olb unb ebenfalls bie (Einlieferer non ©eoifen. ©as
Bftienfapital mirb auf etma 100 Blitlionen ©olbmarf z u
bemeffen fein, ©ie Bftien gegen an bie beteiligten, alfo eoen»
tuen aud) auslänbifegen greife über unb bleiben feft in beren
Beptj. ©ic Seitung ber '•Bant liegt in ben ipänben ber gcroor-
ragenbften beutfcf)en ©irtfegaftsfiigrer unb Jinangmänner.
©as Beicg crf)ält non ber Bcicgsbanf einen Slrcbit in neuen
©olbnoten gegen ©olbfcgatjanmeifungen. Bht biefen Boten
fegafft cs pcg fofort greifbare, mertbeftänbige 3aglungsmittel.
©iefe ©olbnoten finb bas erftc, roabrbaft roertbeftänbige
3aglungsmittel, bas mir uns fegaffen tönnen. 9tacg einer fo
langmierigen unb fo gartnäcfigeit ^apicrgclbfrifc, mie mir
fte in ©cutfcblanb in ben lebten oier 3agren erlebt haben,
fann pcg nur ein 3aglungsmittel bas ooüe Bertrauen mieber
ermerben, bas ftd)tbar unb fubftantiell burd) ©olb ober reine
©olbmerte gebccft ift. ©ie neuen ©olbnoten fliegen in bie
©irtfegaft, unb bas Beleg bört gleichzeitig auf, Bapiergelb
ZU brucfen, mozu cs ber ziemlich reichlich zubemeffene ©olb-
trebit befähigt. Braucht ber Staat über biefen ftrebit hinaus
SOtittel zur (Erhaltung ber Staatsgemeinfcgaft unb ber öffent¬
lichen Orbnung, fo muß er fte burd) Steuern (natürlich ©olb«
mertfteuern) ober burd) Bcrfauf bzm. Bcrpfänbitng oon Sub»
ftanz ftfh befchaffen.
©er Busgangspuntt für bie Schaffung einer neuen Wäh¬
rung auf ber oorgefd)lagenen Bafis mufj bager aud) bas Ber¬
trauen fein, ©ic prioaten ©irtfegaftsfreife, insbefonbere bie
grogen 3nbuftriefonzcrne in Bgeinlanb, ©eftfalen unb bie
©ropbanfen fomic ber Überfecganbcl bringen, menn fte fid) zu
meinem Spione betennen, oor aller ©eit ficgtbar zum Bus-
bruef. bag pc auf bie 3ufunft ber beutfegen ©irtfd)aft unb
bes beutfd)en Staates oertrauen. ginbet aber eine folcge
Bertraucnstunbgebung ftatt, fo mirb aud) bas Bertrauen bes
Bitslanbes zu ©eutfdjlanb zuriidtehren, unb es mirb auch
bas auslänbifege Kapital, mas notmenbig erfegeint,
an ber prioaten Botenbanf ber beutfegen ©irtfd)aft beteiligt
merben fönnen, mas mieberum einen bebeutfamen äugen*
politifcgen Scgug für bie neue ©olbmägrung bebeutet. ©ie
©olb« bzm. ©eoifenbepots merben im Buslanbe o e r t e i 11
aufbemagrt merben rnüffen.
©ie Sprioatmirtfd)aft bebarf zur Bufrecgtergaltung igrer
Betriebe ergeblicger Betriebsmittel, ©iefe merben gefegaffen
bureg ©olbmecgfel auf bie neue ©olbmarfbanf, bie natürlich
in einer beftimmten §öge zum ©olb- unb ©eoifenbeftanb
bleiben rnüffen. ©ic ©olbmartbanf barf ©ecgfel unb golb-
pegere ßombarbs geben bis zu ber £öge, bag felbft an ben
Sagen ber fegärfften Bnfpamtung bie ©olbbeefung minbeftens
Vi beträgt, ©ie ©olbmecgfel merben, menn ber Blan in ber
gefcgilberten Bidjtung burcggcfügrt merben lann, alsbalb
aud) im Buslanbe ein oollmcrtiges 3aglungsmittel merben.
©ie Befürchtung, bag bie ©olbnoten, bas ©olb unb bie
©eoifen biefer Bant naeg bem Buslanb abfliegen fönnten
ober eine neue Busfaugung im 3nlanb unb eine neue ©nt*
mertung ber ©ägrung ftattfinben tonnten, begeht nicht, menn
bie ermähnten Borbebingungen gefdjaffen merben tönnen.
3m ©egenteil, es merben ©olb unb ©eoifen ber Bant fofort
reichlich zuftrömen, ba heutzutage jeber Unternehmer in
©eutfcglanb Pcg auslänbijcge 3aglungsmittel über ben augen-
blictlicgcn Bebarf hinaus galten mug, um bei ben garten
Scgroanfitngen ber Bapiermarf Betriebsmittel zu haben unb
bie Subftanz erhalten zu tönnen. ©ir haben gerabe in ben
jüngften tritifegen Sagen ber 3aglungsmittelnot bie (Erfah¬
rung machen fönnen, bag bie Betriebe, bie über bie nötigen
aitslänbifcgen 3aglungsmittel oerfügten, fo gut mie gar feine
Scgmierigfeiten gegabt gaben, ©enn man *in ©eutfcglanb
für ©olbmarf 8, 10 ober 12 Prozent 3iu[en ergält, mirb fein
Bienfd) baran benfen, pcg auslänbifcge 3aglungsmittcl im 3u-
ober Buslanb ober auch ©arenoorräte aufzufpeiegern, bie
niegt nur feine Berzinfung, fonbern Berlufte bringen, ©ie
Unbeftänbigfeit ber ©ährungsoergältnige bringt es mit pcg,
bag geute oielleidjt nur 10 B r °gcnt bes oorganbenen Kapitals
in ben Betrieben arbeiten, ©er Beft mug zum ßwed ber
Subftanzergaltung feft unb brach liegen.
©iefe Überlegungen fügten uns zu bem &ern bes heutigen
©eoifenproblems im allgemeinen, ©ine Stiigung ber B a '
piermarf mit ©eoifen ift ein frucgtlofes Bemügen, meil biefc
©eoifen fofort mieber burd) Btartoerfäufc aus ben oben ge*
fd)ilbertcn ©rünben befdjafft merben rnüffen. ©ie Beicgsbanf
fauft auf biefe ©eife für bas Bcicg ftets nur igre eigenen
©eoifen zurütf unb mirb per Salbo tmmer noeg naeg jeber
Stiigungsaftion ein ©efizit aufzumeifen gaben.
9hm bas Bugcnganbelsbefizit. ©ic Statigif über bie
©in- unb Busfugrmcrte, mie fic bas Statiftifcge 9ieicgsamt
gerausgibt, ift falfcg, meil fpcziell bei ber Busfugr ein Um-
red)nungsmobus ftattfinbet, ber z u falfcgen ©nbergebniffen
führen mug. ©s gegt aber feg, bag trog ber Bugrbefegung
bie Spafpoität ber £anbclsbilanz in ben legten Blonaten ab¬
genommen gat. ©s ift barüber ginaus aber bie Bermutung
berechtigt, bag mir eine aftioe 3 a glungsbilanz
gaben! ©csgalb merben mir aud) bie notmenbigen ©olb--
(©eoifen)merte aufbringen fönnen. ©ir merben bie Busfugr
mit allen Bütteln forcieren rnüffen, auch auf bie ©efagr gin,
bag mir nod) ärmer merben, unb bie ©infugr fomeit als
irgenbmöglicg zu broffcln oerfuegen. ©s mirb aud) fegon aus
mirtfcgaftspftjcgologifcgen ©rünben ganz oon felbft eine
©infegränfung bes Betbraucgs eintreten, bie noeg baburd)
gefördert mirb, bag bie ©elegengeit zum Sparen unb z u
golbzinsbringenber Bnlage burd) bie UmfteÜung auf ©olb-
mägtung mieber gemonnen ift. gitr eine Übergangszeit
fann übrigens ein befonberer ©eoifenfonbs zur Berfügung
gefteüt merben. 9htn liegt es aber ferner aud) in unferer
Btacgt, oieles zu tun, um burd) Brabuttionsfteigerung
bie ßciftungsfägigfeit ber ©irtfegaft zu geben unb oon
biefer Seite aus bie tpanbclsbilanz zu oerbeffern. ©en
Beginn rnüffen mir beim Brbeitsprozep maegen. ©enn auf
ber einen Seite bas Kapital im 3ntereffe ber ©rgaltung bes
Staates eine groge fieiftung ootlbringt, fann man auf ber
anberen Seite biÜigermetfe aucg eine entfpreegenbe Ceiftung
ber Brbeit oerlangen. Bon bem ©olblogn ift bie ©olbleiftung
nicht zu trennen, ©ie ©rfüllung biefer gorberung mirb ge*
mig niegt ogne garte innerpolitifcge Kämpfe abgegen. Bber
mo gegobclt mirb, fliegen auch Spägne. Btan foO and) niegt
oergeffen, bag ber gefamte, oon mir aufgeftellte Blau auf
eine ©ntpolitiperung ber ©ägrung, alfo gerabe auf bas ©e*
genteil oon bem ginausläuft, mas oon gemiffen politifcgen
Barteien jegt bureg bie Bufgebung bes Butonomiegefeges ber
9ieicgsbanf unb ben 9tücftritt bes Beicgsbanfpräpbcnten be-
Zmccft mirb.
Bleiben als legtes Bebcnfcn bie granzofen. Bbcr biefer
©inmanb miberlegt pcg felbft. Btan fagt, bie granzofen
merben bie Banfnoten unb bas ©olb fteglen. 3n bem oben
gefcgilberten Sifftem allein liegt eine ergeblicge ©rfegmerung
für ben ©rfolg folcgen ©icbftagls. Bber menn granfreieg
aucg biefen rabifalen unb meittragenben Santcrungsoorfcglag
©eutfcglanbs zuriiefmeift, ber bas gefamte Beparations»
Problem oor eine oötlig neue ©atfad)e fteUen mug, menn alfo
granfreieg offen befunbet, bag es felbft niegt an beutfege
9ieparationsleiftungen glaubt unb es igm nur an ber reft-
lofen 3 er görung ©eutfcglanbs gelegen ift, bann fönnen mir
mit bem cgrlicgen Berougtfein, alles, aucg bas legte getan zu
gaben, ©eutfcglanb feinem Scgicffal überlagern ©ann ift
jebes biplomatifcge Berganbein nuglos, bann bleibt nur bie
oerzmeifelte Bbmcgr bes geinbes mit ©emalt. ©as bebeutet,
mie man geute gemeingin in ©eutfcglanb zu glauben fegeint,
ben Bolfdjeroismus unb ben Untergang. Bber menn es
granfreid) fo münfegt, ift es eben bas Scgicffal, unb biefes
Scgiifal befcgleunigen alle biejenigen, bie geute niegt ben
Bhit für eine oollfommene innere ©rneucrung ber politifcgen
unb fozialöfonomifd)en Strömungen in ©eutfcglanb auf¬
bringen.
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PR1NCETON UNIVERSITY
„ ijh
stummer 37
< £) t e (£ r fc> e
bebt.. .
3u Der Crrbbebenfata*
ftropfye tri 3apan
(TNas japanifche
3nfelreici)ift non
einer furchtbaren S?ata=
ftrophe heimgefuchtmor--
ben, bie als bas größte
berartige Ungliicf ber
Söeltgefchichte bezeichnet
mirb unb ber gegen«
über alle ähnlichen
'Dtaturereigniffe feit
9ftenfchengebenfen oer-
blaffen: felbft ber
‘Bultanausbritch auf
SRartinique im Sahre
1902, bem bie 6tabt
St. ^ierre unb 30 000
^erfonen junt Opfer
fielen, unb bas erfte
Seben non SJteffina,
bas an 80 000 ßeben
oernichtete. ‘Slußer zahl«
reichen anbern Stabten,
Ortfchaften unb 5)ör^
fern ftnb namentlich
bie §auptftabt Sotio
unb ^ofohama aum
großen Seil aerftört
Die Theaterstraße in
Yokohama. Links:
BlickvomFujijama auf
den Yamanakasee
roorben. ^Bicle bebeu«
tenbe 3Berfe nnb 5a=
brifen, toie bie am guß
bes „heiligen Berges"
ftujijama gelegenen,
ftnb nur noch roiifte
Srümmerftätten. $$on
ber großen Springflut,
bie bas Srbbeben be«
gleitete, ftnb ganze
Sieblungen oom SBoben
in eggefegt roorben. üBie
bie iUtenfchcnleben, bie
bie entfetjliche ftate»
ftrophe forberte, nicht
äu wählen finb, ebenfo
toenig laffen fich bie
ungeheuren Söerte aud)
nur annähernb ab=
fehlen, bie biefes bei=
fpiellofe Ungliicf oer=
fchlungen h Q t* 3m
©egenfaß gu bem U\u
heil non SDlefftna unb
San ftranzisfo, & as
foinohl auf bie politifche
tnie bie roirtfd)aftlicf)e
Stellung 3taliens unb
Slmerilas feinen nen..
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Kummer 37
<5) i c o d) c
Sette 811
grauen
tm ‘Stlbe * 23 on £ubtotg ©ternauj*
Mit vier photographischen Aufnahmen
Frau Prinzessin Adalbert von Bayern. Gemälde von Gustav Schneeli
Ausstellung im Münchner Glaspalast 1923
CD rauen zu malen —
Ö i<h nutß geftchen,
toettn id) Äftnftler
toärc, cs tolirbc mich
am meiften reizen.
Ober ich tann ja er*
freulichertoeifc fagett:
au cf) am meiften rct=
Zeit. ©eitn bic grau
ift, rate jebc neue
Stunftausftellung be=
toeift, immer noef) unb
immer roicber bas
SJtobcll für ipunbertc
oon Malern, ob fie
nun, roie et um ber
greife greihert oou
$abcrmann, barin
Spezialität geroorben
fittb, ober ob fie,
toie ber uitglcid) mo=
bernere unb fd)tocr*
blütigerc Starl £ofer,
in ber Bcbrängttis
bämottifd)er ©efichte,
bie fie zu ^infel unb
Sßalette zmingen, nur
ttorübergehenb eiit=
mal eingraueitiächelit
feftl)alten. ©er immer
iegenbroie erotifd)c
Steiz ber grau, fei cs
nun äinb, S)täbd)cn
ober reifes 2öeib,tnuß
ben SJtann im ftünft*
lerfeffelnjeine^ljan*
taftc befd)äftigeit,uub
bie (Sntfpannung ift
bas Bilb. 3Boz u nod)
fommt, baß bie grau
in ihrem oielfältig
fi)iUernben SÖefett
neben ber Statur in*
tereffanteftes fünft*
Ierifdjes^roblem unb
S)totio ift unb bleibt
unb, roie aud) bie
Statur fdjließlid) z«
jebem fpricfjt, im far¬
bigen Bilbe aud) im
Stid)tfünftlcrbeimBe=
tradjten ocnoaitbtc,
im Unterbetoußtfein
inttnrirgenbioie leicht
erotifefje Sltaitncs--
empfinbungen roedt.
Söcldjer Slrt bic
grau ift, ift für bei=
bes im ©ruttbc gleid)--
gültig, fofem fie nur
nod) für berlei Smp=
finbungen überhaupt
in grage tommt. Söo*
mit nicht beftritten fein foü, baß aud) bas Porträt einer alten
©ante l)öd)fte Steize haben fann — man bentc nur an bie
oninberooUcn Sttutterbilber geuerbaebs unb Sößiftlcrs. Stur
erforbert folcf) ein Porträt atibere (Einfteüung bes Zünftlers,
anbere aud) bes Beobachters. Slber locuit man ftd) bic uicr
Bilber anfteht, beiten biefe 3*ifcu nad)beittlid)cs ©elcit geben,
fo ift es toirtlid) gleid)giiltig, ob bie grau toie bei bent Porträt
bes SJtündjeuers Sd)tteeli eine Sßrin^efftn ober toie bei bem bes
Berliners §ofer eine fimple Buhtitacberiit, bei bem ipabermattns
unoerfennbar eine „©ante ber ©efellfd)aft‘‘, ocrntutlid) aus ber
baprifdjen £od)ariftofratic, ober bei beut 3uIo get)rs bie junge
Bourgeoife. < äfthetifd) s tünftlerifd) ohne Unterfd)ieb, toie gleich*
gültig auch für beit, ber oor ben Bilbern ftcht. SKatt fragt
ja auch bei ben Sflabonncit eines Staffacl unb SJturiflo nicht
nad) ben SJtobellen (bic befanntlich aües anbere eher toareit
als SJtabonnen). Ss fittb eben grauen. Unb bas §errlid)e,
bas faft unbegreiflich iperrlidje ift, baß Statur immer toieber
aus bent Unbefaitnten biefe garten, großäugigen, oon frcmbcnt
©uft umfpieltcit ©efd)öpfc attfblühen läßt, bie bann, zur grau
getoorbett, SJtannesfchidfal fittb unb etoiges Stätfcl.
ßebett . . . bas ift es! Sticht tote garbc auf toter ßeintoatib
unb in totem Stahmett. Uttb grabe bas muß mau £>abermann,
, bettt nun Bieruitbrtcbzigiährigcit, laffett, fo frentb, fo ton*
üctitiouell, fo überholt feine SJtalioeife manchen jeßt and) fdion
berühren mag: feine graueitporträts h a & cn eine ftnttliche ©lut,
bie il)tten unmittelbares Nebelt gibt Sluch bics neue Bilbttts
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Kummet 37
m Münchner Gla:pnlast 1^23
Hugo Freiherr v. Habermann; „Dame
Aussitllun\
Julo Fehr: „Dame mit roter Tasche 1
einer Unbekannten aus bcin SOUinchner ©laspalaft l)aitd)t mieber
ein eigenes, befonberes Parfüm aus, bas umoilltürlid) betört.
Seljr oiel feine Kultur oerrät bas sporträt ber sprinjeffin
SUbalbert oon Sägern oon Sdjneeli: biefer aarte, blonbe grauen*
fopf ift oon tjödjfter Delifateffe,
unb toie fehr bafür aud) bas
gepflegte SDtobeÜ SBebittgung fein
mag, es ins Dgpifdje %u tjeben,
aus einer Gin^elerfMeinung ben
Seittppus ber grau $u geftalten,
fo bah bas Stoben als foldjes
gegenftanbslos toirb, bas fpridjt
für ein grobes fituftlerifd)cs
SBermögeit. &ier ift eine oon
ben grauen, benen unfer §era
jefct fcfjlägt, tote einftmals alle
bergen für SEßinterhalters ftai*
feritt Sugcitie fdjlugen, unb bies
Spmptomatifdje in ijSaartracht,
ö>efid)tsausbrucf, Haltung ber
Schultern, gibt bem pretiöfen
SBilbe einen gatta befonberen
SReia, gibt ihm eine gefiiljls*
mäßige SBebentung, bic gegen*
über ber fiinftlerifdjen beiite nur
au oft uutcrfdjäfct toirb.
C&emalt a- SB. ift £>ofcrs Sput)*
macherin, ein Söilb aus ber bies*
jährigen SBerliiter SJlfabcmie*
SUusfteflung,glänaeitb. Unb bod)
läfjt es etrnas talt. (öetoib ift
es fehr bübfd), toie biefes Stäb*
d)ett bafit^t, bic SBcittc in ben
Hellen Strümpfen iibercinanber*
gefdjlagen, unb mit fdjlattfen
gingertt an bem §>ütd)en auf
ihrem Sdjoh hentmbaftclt. S}lber
cs oerntag nid)t futitlid) au
fcffeltt, es fehlt bent Silbe ber
odeur de femme ... 'Da ift uns
beim bas oierte Silb, gef)rs
tleine Silrgersfrau, ebenfalls
aus bem Stiind)encr (ftlaspalaft, feelifd) erheblich näher. Das
ift eine reiaettbe Sooellc unb allein burch bas feefe Drotteur*
hiitchcn, bas Stabame trägt, ein pitantes Abenteuer. 'Jlud)
hier fpiegelt ftd) in einer einzigen granengeftalt ein Stücf 3eit,
unb bic garbett toeefen St«
■ ittnerungen. Unb fo toettig bas
mit fünftlerifdjer SEBertung unb
Stritit au tun haben mag: ich
habe immer gefunbett, bah ’Bilb»
itiffe, bie uns berlei erzählen,
uns feelifd) mehr bebeuten als
manche oirtuofe Stalerei.
Ausstellung rtkadenue der Künste, Berlin
Professor Karl Hofer; „Putzmacherin“
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PRINCETON UNIVERSITY
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t>pm ^ul}%
Geh. Regierungsrat Fellinger, Vortragender Rat im Preuß. Ministerium für Handel und Gewerbe
wurde zum Kommissar für die Erfassung des Devisenbesitzes ernannt
KAMPF FÜR DIE DEUTSCHE WÄHRUNG
W///////////MMWMW///////M/^^^
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PR1NCETON UMIVERSITY
6ettc 814
0 i e <3® o cb e
Kummer o7
Die Aufstellung der Schützenvereine mit ihren Fahnen vor dem Festhaus. //l0 '- Ctichuthek
Jubelfest in Kufstein: D i e V i e r h u n d e r t j a h r f e i e r der S c h ü t z e n g i 1 d e
Auf dem alten Matthäi-
Fr.edhof in Berlin wur¬
de jüngst das Denkmal
Minna Cauers, der be¬
kannten Führerin der
Frauenbewegung, ent¬
hüllt, das Freunde und
Verehrer ihrem Anden¬
kenerrichtethaben. Das
Werk ist eine Schöpfung
des Bildhauers Kurt
Kroner
Sonderauf nahmen der n U^ocAc.“
EIN DENKMAL FÜR
MINNA CAUER
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PRINCETON UNIVERSITY
Kummer 37
0 i e <2Ö o d) e
(Bette 815
iowcfa
Bubis/
Dukdh
flrem/nab
Errikusa
OuarsntM
Das Achilleion, das frühere Schloß des deutschen Kaisers auf Korfu,
in dem sich der Generalstab der italienischen Besatzungsarmee eingerichtet hat
ZUM GRIECHISCH-ITALIENISCHEN KONFLIKT
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Original frum
PRINCETON UN1VERSITY
General Tellini
italienisches Mitglied der Festsetzungs-
kommission für die griechisch-albanische
Grenze, der mit seinen 4 Begleitern auf
der Straße Janina-Santi Quaranta er
mordet wurde
Übersichtskarte mit den von den Italienern besetzten Inseln Korfu, Paxos und Antipaxos
*jot-
"> -T
ADRiATISCHES
-—— oMazarafa'a
nh'pöros
(Seite 816
®lc®o <b t
Kummer 37
Zum Besten
der
Ruhrkinder
❖
Ueberall in deut-
schenGauen nimmt
man sich derarmen
vertriebenenRuhr«
kinder in werk¬
tätiger Liebe an.
Grosse Organi¬
sationen haben sich
für die praktische
Ruhrhilfe gebildet
und sorgen u. a. da¬
für, daß die bedau¬
ernswerten Klei*
nen in deutschen
Familien Unter¬
kunft finden, so¬
lange fremde Ge¬
waltherrschaft sie
fernhält von ihrer
Heimat
Links: In Verbin¬
dung mit dem her-
kömmlichenSchüt«
zenfest wurde in
Pegau (Sachsen)
eine Ruhrkinder¬
feier veranstaltet,
deren Glanzpunkt
der große Umzug
durch das alte
Städtchen bildete
❖
Unten: Ruhrkinder«
tag inGandersheim
(Braunschweig).
Der Festzug pas¬
siert den schönen
mittelalterlichen
Marktplatz der
Stadt
Phot . J. hisstn
/
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PRINCETON UNIVERSITY
SRummer 37
Während des Kampfes
Unten: Aus dem Sattel geschlagen
Kühlung während
einer Kampfpause
Oben : Ein gutge
zielter Stoß
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PRINCETON UNIVERSITY
Seite 818
© t t 30 o <b e
9lummer 37
Das erste Turmhaus in Dresden
Das Stadtbild Dresdens ist um ein baukünstlerisches
Wahrzeichen reicher geworden: den Neubau der Erne-
mann-Werke A. G. im Striesener Fabrikviertel, Der
Bau ist das gemeinsame Werk der Architekten und
Professoren der Dresdner Technischen Hochschule
Dr. Ing. E. Hoegg und Dr. Ing. R. Müller
Unten: Eine interessante
Fliegeraufnahme: Die Nia¬
garafälle aus der Vogelschau.
Im Hintergrund links die
Grand-Insel, von der aus das
Wasserbett die Form eines
Hufeisens annimmt
Ehrengabe für einen deutschen Mann
Dem von den baszisten abgesetzten hochverdienten
Oberbürgermeister von Bozen, Dr. Perathoner, ist von
den Münchener Bürgern eine Ehrengabe in Form einer
hochwertigen Bronze überreicht worden. Der Entwurf
stammt vom Architekten Willi Erb, München,
PlaV*ik vom Bildhauer Ludwig Sonnleitner, W'ürzbur
Original frorn
’RINCETON UNIVERSI
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Sftummer 37
Gelte 819
Die 3P o d» »
6fm* b$& gk „^übatt
Äomau Don JCarts Do mini io
13 Fortsetzung. — Nachdruck verboten. — Amerikanisches Copyright by August Scherl G. m. b. H. # Berlin 1923.
(Eine briiefenbe Stimmung Iaftete über ^cfing. 6d)on
halb mar ftc auf Die Jreubentage beim Ginauge bes
tt'aifers gefolgt.
Niemals l)atte feit biefen Tagen ein Auge ben £>err*
fdjer mieber erblicft. Die Vufletins ber ‘Sir^te blieben
aud) jeßt nid)t immer giinftig, fprad)en oon Vul)e unb
Gd)onung, bereu ber Soßn bes Simmels nod) bebiirfe.
Der abnorme Sdjnecfall am Tage bes Ginauges mar oon
Aberglaubifdjen als ein böfes Seid)cn gebeutet morben.
Die I)ennetifd)e n?lbfd)liegung bes ftaifers gab oielen au
benfen. Gbenfo, mie bic Veränberungen in ber baupt*
ftäbtifdjen Garnifon. 3mmer neue mongolifdje Vegi*
menter aogen in bie Veftbeua ein unb löften bic alten
d)inefifd)en Vefaßungen ab.
Sie bamals gleid) nad) bem Attentat, fo mürben aud)
jeßt mieber oon neuem cnergifd>e Gebritte gegen alle
republifanifd) Gefinnten unternommen. Vadjrid)ten aus
bem Giiben bes Veid)es, bem alten Serbe ber republi*
lanifd)en Veroegung, eraä^lten oon neuen Verfolgungen.
So;$u? . . . deshalb? fragte ftdß bie große Senge.
So mar bie Gefahr, ber man burd) fold)C Saßnabnten
entgegentreten mollte?
3m ftaiferpalaft batte ber 6d)anti feit ber Viicffebr
bes Slaifcrs feinen ftänbigen Soßnftß genommen. Sic
bie Bulletins fügten, mar ber Slaifer nod) nid)t fo meit
erftarft, um bie 3ügel ber Regierung mieber felbft au
führen.
3n bem alten faiferlidjen Arbeitsaimmer faß ber
Regent. Um il)n fein enger Vat.
Songolifd) mar hier bie Sprache. Gin geübtes Auge
fonnte mol)l aud) aus bem Sd)nitt ber Geficbtcr erfennen,
baß fein Gl)inefc bem Streife angcl)örtc. Vur bie treueften
feiner (betreuen, bie beften ber mongolifeben G>enerale
unb Gtaatsmänner batte ber Gdjanti in biefen Vat be*
rufen.
Damals, als er oon Sd)eI)ol auriieffebrte, ben Ving
bes Dfd)ingis=5U)an am Ringer, ben nal)en Tob bes Stai=
fers oor klugen, ba batte er beffen mongolifd)c Valabine
aufammengerufen. Gr mußte, baß fie ibm nid)t alle blinb*
Iings folgen mürben, baß mand)cr bem Staifcr treu Gr*
gebene in i()m nur ben Vioalen fab-
Sit ben fünften bes genialen Staatsmannes batte er
ftc für ftd) au geminnen gemußt. Sol)l gab il>m ber Ving
an feinem Wiug cr bic Autorität bes Vegcnten, bem fie
ben Geborfatn nid)t oerroeigern fonnten.
Aber TogI)on*$lban rnoüte mehr. Seine Klugheit oer=
bot ibm, biefe Sad)t bebingungslos ausaunußen. Vid)t
ft ummen Geborfatn molite er. Sit 2eib unb Seele mollte
er fie geminnen, unb es gelang ibm. 3mmcr mel)t maren
fte ber Guggeftion unterlegen, baß rtid)t TogI>an*5U)an es
fei, bem fte ge()ord)ten, fonbern ^ubclai=Stf>an, ber Sroang
Ti, ber $err unb ^aifer felber. Vur ber Präger unb
Vollftrecfer ber ^läne unb bes Sillens bes faiferlidjen
Iperrn mar ber Vcgent.
Aud) roenn ber Staifer oon bannen ging, blieben fte alle
bie Wortführer feiner Gebanfcn unb Abftdjtcn, blieben
fie ibm nad) mie oor Vecßenfcbaft fd)ulbig.
Damals batte er ftc aud) mit ben kleinen bes Staifers
^befannt gemad)t. 3n einer Seife, bnß'alles, mas jeßt
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auf feine Attorbnung gefdjal), unmittelbar auf ben 93e--
fehl bes Sfaifers au gefd)el)en fd)iett. Sebent oon ihnen
batte er große Aufgaben übertragen, bie nid)t nur Arbeit,
fonbern aud) Gf)rc unb Sadjt brad)tcn.
Als bann ber Tob bes ftaifers mirflid) eintrat, fonnte
er cs magen, im Ginoerftärtbnis mit ihnen jenen unge*
beuren ^Betrug au unternehmen ... ber $auptftabt . . .
ja ber gattaen Seit ben toten ftaifer als lebenbig ... als
genefen au a<ugen. Daburd) aber batte er fte nod) oiel
fetter an feine eigene ^erfon gefcffclt. Die Sänner, bie
jetat mit il)nt au Vatc faßen, maren il)tn mit £eib unb
Seele ergeben.
„Sie meit ftnb bic Truppenberoegungcn an ber rufft=
fd)cn Greife burd)gefül)rt‘?" manbte ber Vegcnt ftd) an
ben G>eneralftabsd)ef.
„Sic ftnb nod) nicht meit gebießen. Die lltngruppie*
rung nimmt fcl)r oiel faxt in Anfprud), meil fte oer*
fdjleiert burcbgefiißrt merben muß. Sie fonnte fd)tteller
oonftatten geben, roenn id) bie Vollntad)t befänte, bie
Verfeßrsmittel a u befd)lagttal)men. Die Silitärfd)iffe
fönnen bie Soffen nid)t fo fcßnell beroältigen."
Der Gcßanti mehrte ab.
„Unmögüd)! 3e-bc auffäüige Saßnabnte muß unter*
bleiben. Gs genügt, roenn auerft bie Gruppen in Sünnatt
unb ^roangft ausgemed)felt merben. Die aitberen Ve*
megungen fönnen fpäter erfolgen. Die Sagaatnbcftänbe
an ben Seftgrenaen ftnb bod) ooll aufgefüllt?*
„Gs ift gefd)el)en, öerr."
Der G>eneralftabsd)ef fprad) mciter.
„ßeiber ift es nod) nicht gelungen, hinter bas Ge*
beintnis ber $?ompagniefd)iffe au fommcti. Unfere Agen*
ten bradjten uns bic Vad)rid)t, baß ftreuaer mit Streu*
oorrid)tungen ausgeriiftet merben, oon bereit 3*aecf mau
nod) feine Kenntnis bat."
Die Walten auf ber Stirn bes Vegcnten oertieften ftd).
„Der 3ngenicur 3fcnbranbt! ... Gr ift bas öaupt
unferer Gegner. Sie ted)nifri)en Teufeleien fommen oon
il)m! . . . 3eßt ift es au fpät. ßängft hätte er unfd)äblidj
gemacht merben mitffen.
Gebt es einmal oont 3li los, muß Sierttt) bas erfte
3iel fein . . . Vcirt! . . . Siernt) muß früher fallen. Den
Sd)iebsfprud) beantmorten mir fofort mit bem Aufftanb
ber ruffifeben Hirgifcn. Sie meit ift er oorbereitet?"
Der G)eneralftabsd)ef antmortete.
„Gs bebarf nur eines Wunfcn, um ißn auflobern au
laffen. Unfere Gmiffäre l>aben bie Äirgifen feft in ber
öanb. Die 3rrebcnta arbeitet gut. Die Sprengung am
Terrefbamnt acigt, meffett bic firgiftfd)cn Vriibcr fähig
ftnb."
Die ßinfe bes Vegenten ballte ftd) aufammett.
„Die Sd)melaarbeit mar fd)led)t! Sie ift bic Sd)erereicn
nid)t mert, bie mir jeßt baruitt haben . . .
San oerlangt oon uns Gntfdjulbigung unb Sieber*
gutmad)ung. Sir bel)anbeln bie Angelegenheit bila*
torifd). 3d) habe antmorten laffen, baß unfer Ved)t, in
unferem Gebiet au fdtmelaen, unamcifelbaft ift.
Da man uns oon ber Grridjtung bes SÜbammes bei
Tercf offiziell nid)t benad)rid)tigt bat, fonnten mir if)n
als nid)t ejiftierenb bctrad)tcn. Damit entfällt für uns
Original fro-m
PRINCETON UNIVERSITY
Seite 82U
S \ t
Kummer 37
bie BfUd)t, allen Sdjabcn gu erfeßen. Oßne ben Stamm*
brud) märe bie Kataftropße nid)t fo bebeutenb ge*
mcfeit . , ."
, Gin grimmiges £äd)cln ßufd)te über bie 3 üge bes
Sd)anti.
„. . . Unfere Sdjmelgarbeiien merben jeßt in einem
Blaßc fortgefeßt, baß ber BMeberaitfbau bes Stammes nur
mit größten Sdjmicrigfeiten oonftatten gci)en fönnte.
Bbcr oietleid)t mirb bie Compagnie ißn ... er mar
ja nur ein moßliiberlegtes Bbmeßrmittel biefes 3fen=
branbt ... gar nießt mieber aufbauen . . . ba fie il)n
bei einem für fie günftigen Sdjiebsfprud) nießt meßr
braudjt.
Sas Scßiebsgeridjt ... bas mill über unfer altes
Bccßt urteilen! . . . Unb mirb es oergemaltigcn . . .
allen gcfd)id)tlid)en Satfad)cn 3 um ipoßn.
Sicfes £anb merben mir fcftfjalten. Blien Sd)iebs*
fpriidien gum Sroß . . . unb menn bie Götter es molien,
aud) alles £anb uns oereinigen, in bem unfere Söriiber
moßnen . . . Unfere trüber, bie gu uns molien.
Sas man bas 3^1 bes faiferlüßen £>errn . . . bas
follte fein großes B$er! frönen. 3 n feinem tarnen rufe
irf) cud) gur Sat. SHUes, mas fid) bent entgegenftellt, muß
befeitigt merben. Ser Kämpfer im Bteften barf hinter
fid) feine geinbe ßaben."
Ser Gouoerneur oon Sünnan gab feinen Berid)t.
„SJUIe midjtigen Bläße bes Sübens finb mit Regimen*
fern aus bem korben belegt. 3eber Berfucß eines republi*
fanifeßen Bufftanbes mirb fd)citern. Sie gitßrer merben
ftänbig beobad)tet. 2Benn nötig,. fönnen fte fofort er*
griffen merben. Sie Umftcllung ber Junten ift bis
aufs fleinfte oorbereitet. Sie Busrüftung ber §äfen ift
uolienbet."
Ser Regent fragte mciter. Seber mar feiner Aufgabe
nadigefommen. Gs fehlte nid)ts, als ber Sag.
Gin Sußenb Bugenpaarc rußten fragenb auf bem Be*
genten. Ser Sd>anti fprad).
„Sie miffen, baß alle Golfer ber BJelt einen tiefen öaß
gegen bie meißen "Barbaren im £>ergen tragen, baß if)rc
Spmpatßien auf unferer 6 eitc finb.
Überall I)at fid) ber Bteiße ßingefeßt als . . . £>err.
Überall l)at er fid) £anb unb Bcd)tc angemaßt. Überall
erntet er oon ber Arbeit ber anberen.
Unfer Beifpiel l)at gemirft. Unfer fafferlidjer §crr
nmd)te bas £anb oon feinen Blutfaugern frei. Bnbere
merben bem Beifpiele folgen.
Ser 6trcit gmifeßen ben Bbenblänbifcßen unb uns geßt
bie gange Btelt aii. B>as baraus folgt, mirb fid) balb
geigen. 3nt Kampf merben mir nid)t allein fteßen.
Sie fd)toarge SHaffe l>at eine alte Bedjnung mit ben
meißen Barbaren ... in Bmerifa unb in Bfrifa. Sie
merben nid)t bie £>anb bagu bieten, ben Guropäcrn
Kriegsmaterial gu liefern, mie es gmeifcllos bie gange
meiße B3elt tun mill . .
Betreiben Sie 3ßre Lüftungen unb Borbereitungen fo,
baß gum 6. 3uli • • • erfolgen fann, mas min."
Ser Bat mar auseinanber gegangen. Ser Begent faß
allein in feinem 3i m ™er, als ißm Gollin Gameron ge*
melbct mürbe. Ser Sd>anti bliefte auf ein oor ißm
liegenbes Bftenftiicf, bas bie Telegramme Gamerons ent*
ßiclt. ,,3d) ßabe gefeßen, baß Sie bie Bufgabe in ben
Staaten gclöft ßaben."
„Gs ift gegliidt, §oßeit . . . beffer als id) gu ßoffen
magte. Sogar ein Seil ber giißrer ßat fid) bereit finben
laffen, auf meine Borfd)läge eingugeßen. Gs ßat oiel
Blitße gefoftet unb . . . oiel G>clb."
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„Sas ift oßne Bebeutung . ♦ ♦ Ginen Becßenfcßafts*
berießt oerlange id) nid)t oon 3 ßncn ... am 6 . 3 ulil . . .
merben Sie brliben fern? . . ♦ 3d) lege Btert barauf . . .
£aben Sie fonft nod) etmas B5ict)tiges in Dreier Bnge*
legenßeit gu fagen?"
„3a, Gure Jpoßeit! Gs gab Berräter . « . Unfer ^lan
in feiner erften gorm ßatte feinbiieße Blitmiffer . .
„BKeoiel?"
„3cß meiß es nidjrt. Giner ber gefäßrlicßften ♦ . . einer
ber mir perfönlicß eifrig nadjgefteüt ßat . . . ber gmeifel*
los meine Bermittlertutigfeit ausgefpürt ßat . . . ift in
Gßina gefangen."
„Bter ift bas?"
„Gs ift ber greunb Sfenbranbts, ber amerifanifeße
Bertreter ber Gßicago ^reß, BMington go£."
„BMe mürbe er gefangen?"
„Gr tarn in ber Blaste eines rufftfeßen Seeßänblers
oon .Kjad)ta nad) Urga. ©ollte bort eine gamilie be=
freien, bie ber Gouoerneur oon Kafd)gar megen Kon*
fpiration mit ber Kompagnie oerßaftet ßatte. 3cß ßabe
alle Berfonen ber größeren Sicßerßeit ßalber nad) Kara*
forum bringen laffen."
„Gut! £aben fie irgcnbmeldße Geftänbniffe abgelegt?"
„Bein, §oßeit."
„So müffen fie bagu gebraut merben!"
Gollin Gameron erfd)rat bis ins 3nncrfte. Bn eine
fold>e Bknbung ber Singe ßatte er nießt gebaeßt, als er
bie Bngclegcnßeit bem Begenten oortrug. Blit Grauen
unb Gntfetjen baeßte er an bie Btittel ber djineftfeßen
golter. Blaria in ben §änben ber gelben goltertned)tc.
Sein Blut erftarrte.
„^Bollen Gure $oßeit mir bas übertragen?"
„3a • . . Sie miffen am beften, mas gu fragen ifl. . .
jebenfalls, bie Gefangenen merben Karaforum nie
mieber oerlaffen!"
* * *
Ser Streit im Btinengebiet bes algerifcßen Btlas tarn
iiberrafd)enb. Btan ßatte nid)t ermartet, baß bie Gr*
ßößung ber Scßicßten um eine Stunbe täglid) bei ber
feßmargen Beoölterung auf fo!d>cn 3Biberftanb ftoßen
mürbe. 3®ar ßatten fid) bie fd)margen Brbciter bereit
ertlärt, bie eine Stunbe meßr gu oerfaßren, aber nur
gegen hoppelten £oßn. Somit ßatten fuß bie Unter*
neßmer nießt einoerftanben erflären fönnen.
Sic Brbeitsniebcrlegung mar bie Bntmort ber feßmar*
gen Bergleute. Sie Belegung bes Beoiers mit Btilitär
ßatte baran nid)ts tinbern fönnen.
Sic Unterncßmer befanben fieß in einer S^angslage.
Statt, mie bie Begierung oerlangte, erßößte görberung
311 liefern, ftanben bie Sd)äd)te fd)on feit einer BSocße
ftill. Sie frangöfifcße Begierung brängte gu einer Gut*
fdjeibung. Sie mar mit Bücfficßt auf bie oermicfclte Sage
in Bfien oerpflid)tet, bem europäifeßen Staatenbunb be*
triid)tlid)e Biengen afrifanifd)er Grge gu liefern. Sabet
mar ber Breis fo feftgefeßt, baß bie Unterncßmer bei bem
oerlangten hoppelten 2oßn oßne Geminn arbeiten
mußten.
Sie ßatten geßofft, ber B^iberftanb ber Brbeiter mürbe
balb in fid) felbft gufammenbredjen. Bber gmeifcllos
maren frembc Gmiffäre unbefannter öerfunft am Bterf,
bie jebes Bad)geben ber Brbeiterfd)aft oerßinberten.
3eßt mar es fo rneit gefommen, baß fogar bie Berrid)*
tung ber Botftanbsarbeiten oerßinbert mürbe. Sie Unter*
neßmer faßen barin einen beqrünbeten Bnlaß, ein
fd>arfes Borgeßen bes Blilitärs gu oerlangen. 3öoßl ober
übel ßatte bie Begierung nad)geben miijfen.
Original from
PRIINCETON UNIVERSITY
0 1 t o * e
Gelte 821
*rr:r 37
Auf bem 3aur£s*Gd)acht !am es gum crftcn 3 u f Q m«
mcnftoß.
0er Sauptmann Alddjin oon bcn Atoroffofdjüßen ließ
feinen 3ug anlegen.
Aod) einmal eine Aufforberung an bie fdjmargen (Gru¬
benarbeiter, auseinanber gu gehen . . . ben ^latj gu
räumen. 0ie badjten gar nid)t baran, ber Aufforberung
ffolge gu leiften. Gie fühlten ftch in ihrem guten A:i)t
unb rooüten ber ftorberung ber meinen 0irettoren nicht
nadjfommen . . . 0as mar ein gang regulärer unb reeller
2of)nfampf, mie es beren Diele Saufenbe im ßaufe ber
lebten l)unbcrt 3al)re gegeben hatte.
„(Gerechtigfeit! . . . Arbeit! . . . Srotl . . . tfeine
Ausnutzung!" fdjalltc es ber Gruppe aus bcm Raufen
entgegen.
„$euer! . * ."
6d)arf unb abgehnett fiel bas tfommanbo Don ben
Sippen bes Sauptmannes.
#ein Ringer frümmte \\d), fein Gdjuß fruchte. 0ie
(Eingeborenen¬
truppe ftanb, als *
ob bas Äomman-
bo nicht ihr ge¬
golten hätte.
0er Saupt-
mann ftürgte nach
oorn ... bie ge-
fpannte Sd)U§-
roaffe in bec
Sanb, entfd)lof-
fen, bie erften
Meuterer nieber«
gufdjießen. 0a
faf) er bie (Gefich-
ter ber fdjmargen
Golbaten, fah in
bie klugen ber
beiben meißen
Offigiere unb be¬
griff, baß feine
Atodjt l;ier für
heute unb immer
gu (Enbe fei.
9Bon feiner Gruppe oerlaffen ... als Offigier ent¬
ehrt ... mit feiner ffqrriere fertig . . .
(Ein lurger Augenblidf . . . bann ridjtete er bie Gdjuß«
maffe gegen fid) felber. (Ein ftnall. Gterbenb fanf er
nieber. Aur bie beiben meißen Offigiere eilten gu ihm,
bemühten fid) um ben Serfd)cibenben.
Aber ber turge fcharfe ftnall roirfte audj meiter. Auf
bie Gruppe, bie jeßt gu begreifen begann, baß bas Slut,
bas bort in ben Ganb rann, oiel anberes Slut forbern
mürbe. Auf bie ftreifenben (Grubenarbeiter, unter benen
itnoerfcnnbar (Emiffäre tätig maren.
6d)on fprang einer oon benen auf eine umgeftiirgte
Sonne unb hielt eine bonnernbe Anfpracße. 3 um $eil
an bie Arbeiter . . . mehr nod) an bie Golbaten gerichtet.
„Sraoo! . . . Sraoo! . . . 0er meißc Gultan moüte
Sunbertc oon eud) ermorben . . . (Eure fdjroargen trüber
fmb ihm nid)t gefolgt . . . gu uns gehören fie . . . in
unfere Aeihen . . ."
Sahnen mürben gefd)mungen. Aeucs (Gefd)rei erfdjoll
aus bem Raufen. Siele ljunbert Arme ftreeften fid) ben
Golbaten entgegen.
3m Augenblicf {am cs gur Serbrüberung. 0ie ein«
gclncn Golbaten mürben umarmt, auf bie Gdiultern ge¬
hoben. §ilfreic^c Sünbe nahmen ihnen bie fd)mcren (Gc-
mehre, bie läftigen Satronentafchen ab, unb im Au
maren bie ©affen in ber Arbeitermenge fpurlos ocr«
fdjmunbcn ... in bie Sänbc gang anberer Seute über-
gegangen.
(Ein fdjroarger Korporal fdjmang fid) im Augenblicf
gum Befehlshaber ber füfjrerlofen Sruppe auf. 3n einer
furgen Anfprad)c mies er bie Gdjüßen barauf t)in, baß
il)r Blut nid)t ben meißen Ausbeutern unb beren fclbft-
füd)tigcn 3werfen, fonbern ben fdjmargcn Brübern
gehöre. *
0ie flirrenben 5 cn f^rfcf)cibcn bes Scrmaltungsgebäu«
bes lenften bie Aufmerffamfeit ber Stenge oon feinen
©orten ab. 0ürd) bie fjenfterljöhle tonnte man fdjon
cingelne Arbeiter beim ^piünbern beobad)ten.
Unroiberftehlid) rcigte ber Anblicf bcn gangen Raufen.
(Ein paar große Gdjnapsfäffer, aus ben ftantinenräumen
auf ben $of gerollt, ‘ genügten unb taten bas übrige.
(Eine halbe
Gtunbe fpätcr er¬
goß jtd) ein joh»
lenber unb brül«
lenber Saufen
oon Arbeitern,
gemifdjt mit Gol¬
baten, in bas
fleine Bergftäbt«
d)cn. 3m Au mä¬
ren hier bie fämt-
lidjen Säben, fo-
mcit fte nicht
Gcßmargen gehör¬
ten, ausgeraubt.
0ie tfunbe oon
bcn Sorgängen
auf bem 3e<hen*
I)ofe mar bereits
oor ber Anlunft
bes Haufens in
bie Gtabt ge¬
langt. 0er ©ajor
bes Gdjüßen-
bataiüons, bas auf ber £mf) c oor ber Gtabt lagerte, hatte
üerfudjt, bcn Akuterem gmei anbere Äompagnien ent«
gegengufdjicfen, bod) mar, roie oon unfid)tbarcn Sänben
ausgeftreut, bie Gaat bes Aufruhrs auch fchon unter
biefen Sruppcn aufgegangen. Um cs nicht guin Gcßlimm«
ften {ommen gu laffen, gab ber Atajor ben Sefehl/ gur
(Sarnifon gurücfgumarfchicren.
(Er felbft hatte an bie 6piße bes SataiUons
geftellt. (Er gab bas tfommanbo gum Abmarfdj, bod)
niemanb folgte. (Ein paar Offigiere, bie mit gegogener
©affe bie ßcute gu groirtgcn ocrfudjtcn, mürben felbft
nieber gef d) lagen, fobalb fie bie ©affe gebraudjten.
9lnbere roeiße Offigiere, bie ihren Äamcraben gu Silfe
fommen rooüten, erlitten fofort bas gleiche Gdjicffal.
3n biefem Augenblicf gog ber betrunfene Saufe non
ber 3^d)e hw in bie Gtabt ein. ©ie fid) gmei ölflecfe auf
einer ©afferfläche berühren unb im Atoment eins fmb,»
fo fluteten bie beiben Atoffen gufammen. Unter ihren
fjiißen bic gertretenen Ceid)cn ber meißen Offigiere.-
0rei Sage maren bie europäifdjen 3eitungcu mit auf*
regenben Aachrichten aus bcm norbafr»fanifd:cn Aiinen«
gebiet gefüüt. Am oierten Sage melbcte ber offizielle
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Original frorri
PRINCETON UNIVERSITY
(Seite 822
0 i c <33 o 6 e
Rntr~*?r 37
Telegraph, baß cs mit öilfe meiner Gruppen gelungen
fei, ber finge $err zu toerben. Sd)on am erften Sage
f)atte bie fran^öfifrf)e Regierung mit Silfe aller oerfiig*
baren ftlugfdjiffe bie nötige Truppenmaan über bas
Rteer gemorfen. SOtit riidfichtslofer Energie hatte man
bie Aufftanbsbemegung niebergcfd)lagen unb ben Streif
beenbet.
0od) taum Ratten ficf) bie (Gemüter'beruhigt, als neue
Siobspoften aus Afrifa tarnen . . . biesnnl aus bem
Sambefigebiet.
Ster mar um bie nad) ^Millionen oon Sßfcvbcftärfcn
Zählcnben Aafferfräfte ber großen Sambefifälte l)erum
feit einem fjalben 3ahrhunbert eine gemaltigc Snbuftrie
entftanben. 9Rit Silfe ber in unerfd)öpflid)er Stenge zur
Verfügung ftefjcnbcn elettrifdjen Energie mürben bie
reidjen $Bobenfd)äße, bie Grzc unb Gbelcrben t)ier an
Ort unb Stelle burd) europäifdje Spnbifate oerarbeitet.
Ster mar eine ber öauptquellen, aus benen bie Airt*
fdjaft bes alten (Europa neue Kräfte fd)öpfte. öicr, mo
bas tropifd)e Stlima bie 3at)t ber zeigen Vcoölferung
oon oornf>erein niebrighiclt, bilbeten bie Sdjmarzen
naturnotmenbig ben $auptträger ber inbuftricllen fiei*
tung. Ol)ne fte märe bie Ausbeutung ber Rlincn, bie
Verarbeitung ber geförberten Sd)äßc troß aller tedpti*
fd)cit ftortfdjritte unmöglid) gemefen.
3n biefem (Gebiet mar es bisher nie zu Ausftänben ge*
tommen. 0as Rioeau ber bortigpn fd)toarzen Arbeiter*
fd>aft mar bebeutenb niebriger als bas ber norbafrifa*
nifdpnu Sie mar gemol)nt, mibenftanbslos allen Anforbe*
rungen ber meißen §crren zu folgen, modjten biefe aud)
nid)t immer gerecht fein.
3eßt mar aud) l)ier bie fiage bebenflid). Auf eine un*
ert(ärlid)e Aeife maren Junten bes eben in Algier aus*
getretenen Vranbes bis I)ierf)cr geflogen unb hatten ge*
Zünbet.
3cßt meigerten fid) bie Sdjmarzen I)ier ganz plößlidj,
bie größere Arbeitszeit, bie fte bisher ruhig angenommen
I>attcu, meiter zu leiften. Aud) hier mürbe bas AMrfen
fretnber Gmiffärc zweifelsfrei feftgeftellt.
Schon maren bie Unternehmer unter betn 0rucf ber
Regierungen bereit, ben Sbrberungcn nachzugeben, als
bie 0inge eine fd)litnmc Aknbung nahmen. 3n einer
Rad)t maren bie ftabrifen unb Afcrfe im Tfd)otigebict
oon Ausftänbigcn befeßt unb bie meißen Akrfleitcr
maffatriert morben. 0ic Sefahr, baß bas ganze bortige
Snbuftriegebiet ben Akißen oerloreit ging, mar riefen*
groß. Sd)on fal) man bie fiage als hoffnungslos an.
0a zeigte fid) bie 3al)rf)unbertc alte englifdje Slunft,
Slolonialpolitif zu treiben, in heüftem fiid)te. Rüt 3utfer=
brot unb ^eitfd)e, mit oielen Verfpredptngcn itfib (fr*
leid)terungen auf ber einen, mit brutalftcr (Energie auf
ber anberen Seite mürbe bie Orbnung mieberhergeftellt.
0od) maren es mieber bange Aod)eit, bie (Europa fdjmer
bebriietten. 5^ a uunenzcid)cn maren aufge^ueft. (Ein Akt*
tcrleud)ten hatte plößlid) bas Gemölf erhellt. Aber nod)
tonnten es bie menigften oerftehen, ja nur alpten, mas
biefe oorzeitig losgegangenen Signale z u bebeuten
hatten.
(ftmas anberes ganz Uner!lärlid)es ereignete fid) in
biefer 3eit an ben europäifdjen Vörfen. Sangfam, aber
unaufhaltsam fant ber $lurs ber Afticn ber (E. S. G. 0ic
Vörfen schienen bas gemaltigc Unternehmen ber europäi*
fdten Sieblungs*ftompagnie plößlid) mit einem gemiffeu
Rtißtrauen zu betradjtcn.
0as 0irettorium mürbe mit Anfragen beftiirmt. Seine
Slusfünfte ocrmod)ten bie Sad)C nid;t zu Hären, feinen
*_
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begreiflid)en Srunb fiir bas Sinfen ber Rapiere zu
geben.
Gins ftanb feft. 0er Anftoß zu biefer ganzen Vaiffe*
bemegung mar non Atnerifa getontmen. 0as curopäifri)C
Vublifunt mar bann mit Angftoerfäufen gefolgt. Aus
bem Voll brol)te eine fiamine zu merben.
0a fant ein Tag, an bem ber Sturz zum Stiüftanb
tarn unb ber .(fürs fogar einige fünfte gemaitn, unt fid)
oon nun an ganz langfam zu erholen.
Akts mar gefdjehen 4 ? Am Abenb uor biefem Tage
hatte um 10 Uhr eine Sißung bes 0ireftoriums ber
G. S. G. ftattgefunben. 3um allgemeinen Grftaunen ber
meifteit Teilnehmer mar furz uad) ber Gröffnung ber
Sißung G>eorg 3fenbranbt in bas 3tmmer getreten. Gr
folgte einer bringenben Ginlabung bes ^räfibenten
Reinharbt.
Gine fnctppe Stunbe hatte er gefprod)en. Aar im An*
fd)luß baran fofort nad) Afiett z uriief gef ehrt. Als bie
Rtttglicber bes 0ireftoriums nach ber Sißung bas Ge*
bäubc oerließen, zeigten ihre G>efid)ter nichts mehr oon
ber Sorge, bie bis bal)in auf ihnen gelaftet hatte.
3hre ^af)Ircid)en d)iffrierten Telegramme, bie nod) fit
berfelben Rad)t hinausgingen, zeigten, wie anbers bie
fiage jetzt oon ihnen angcfeheit mürbe. 0er Vefucf) 3fen*
branbts mürbe ftrertg geheimgehalten.-
Atittagsglut laftete auf ben Ruinen oon .(laraforum.
Unbarmherzig brannte bie Sonne auf bie taufenbjäf)*
rigen Überrefte ber alten Rtongolenftabt nieber. 3 er 1
fallen maren bie alten ^ktläfte, in Trümmern lagen bie
Säufer. 9iur nod) menige ärmliche Anftebler häuften in
ben Überbleibfein ber einftigen großen $>auptftabt.
Außerbent noch bie Gefangenen Gollin Ganterons.
Als öantals Acllington in Urga auftaud)te, mußte
Gantcron fofort, baß ber Aufenthalt ber At3ittl>ufens ent*
beeft fei, baß fy^eunbe am Akrfe mären, fte zu befreien.
Gin anbercr ftd>crer Ort mußte fiir fte gefunben merbeiv
unb Ganteron oerfiel auf bie alte Thingftätte ber Rton*
golen, auf Slaraforum. öier, in ber Scf>amomüfte, fein
oon allen Stabten, oon allem Verfeljr . . . bes mar er
fid) fidfer . . . mürbe fie fo leid)t niemanb fud)eit unb
finben. . n
Rod) in ber Rächt nad) ber Gefangennahme oon Akt*
lington war eine 'Slaramane aus Urga nad) bem
Sitbmeften aufgebrod)en, mar oicle Tage hiuburd) nad)
bem Sitbmeften gezogen unb hatte bie Gefangenen nad)
Slaraforum gefd)afft.
Seit oielen 3af)tl)unberten mar bic Stabt ein Triint*
merl)aufen. Aber unter ben Ruinen gab es and; weniger
oerfallene, unter ben meniger oerfaileneit einige menige,
bie nod) erhalten unb zur Rot bemol)nbar maren.
Ginen fold>en Vau hatte Gollin Gameron für feine G>e=
fangenen beftimmt. 0ie ®ärter, bie er ihnen mitgab,'
bie mürben fid) aud) nicht befted)en laffen. 0effeu
glaubte er ficher zu fein. Satte er fte zur größeren
Sid)erheit bod) erft nod) ben frfjmerzooiicn Tob jenes
beftochenen Aärters in Urga mit anfehen laffen, beoor
bie Äararoaite aufbrad).
AkIJington gincg mit langen Schritten raftlos in
bem oon einer h°^ e U' Rlauer umgebenen ö°f^ ihres
neuen Gefängniffes im Greife entlang. Gr hätte ben
Aeg aud) mit gefdpoffenen Augen finben fömten, fo
oft mar er i!)n in biefeit letzten Tagen fd)on gelaufen.
Sunbcrtfiinfzig Sd)rittc in beu einen Rid)hmg, menn
er Iinfs herumging . . . huirberteinunbfitnfzig Schritte
in ber anberen Richtung, menn er ben Jtreis an ben
Rtauern unb Aänben rwßts herum lief.
Original from
PRIINCETON UNIVERSITY
Stummer 37
*5) i e OB o d> e
Seite 823
(?\r. Herbert Stiiljn, ber
Berfaffer bcs oiclge=
nannten Buchs „Die Malerei
ber Cisgeit", tritt jefct mit
einem neuen, nid)t minber
mertnollen Buch heroor „'Die
,$unft ber primitioen"
(Delphin-Berlag,Blümchen).
Dies Buch ift bie erfte gc=
fd)ict)tUcf)c^ufammenfaffcnbc
Darftcllung bes ungeheuren
Stoffes ber prähiftorifdjeu
tfunft unb ber Shmft berBa--
turoöltcr.'^usgchenb non ben
mirtfd)aftlid)en Bcbinguu--
gen ber Hölter fommt $>er--
bert Kühn 311 gang neuen
Stilgcfid)tspunltcn, bie niefjt
nur für bie bchanbeltcn
(öebicte, fonbern für bie ge-
famtc SUmftgefd)id)te grunb-
ftürgcnb fein biirften. Der
Unten: Indianerin (Holz,
bemalt). Insel Vancouver,
Nordwestamerika
Har getriebene Dejt gibt
einen tiefen Sinblid in bie
Anfänge ber Sunft bis 311
ben t)od)cntmicfcIten SluI»
turuölfern ber Kreter, ber
Seute non Benin in *2lfrUa,
ber Btej;ifancr unb Peru¬
aner. Debiete, bie bie $lunft=
gefehlte bisher oergeffen
hatte, toerben hier gum
erften Blalc im 3 u tarnen-
hang aufgefchloffcn, unb
ein reiches, forgfältig aus--
gemcihltes Slbbilbuugs--
matcrial geigt bem £efer
unb bem Befchaucr, meld)e
unenblidjc Jiillc feltcnfter
Shmftrocrte bisher faum
beachtet morben ift. Das
"Buch ift eine roefentliche
Bereid)eruug unfercr Shmft»
Iitcratur.
Unten: Frauenfigur (Bron¬
ze). Etruskisch 700—600
vor Christi
Weibliche Tonfigur.
Tatar Patardschik bei
Philippopel. Neolithisch
DIE KUNST
DER
PRIMITIVEN
Unten: Gefangener
(Ton). Calchicomula,
Mexiko
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PRINCETON UNIVERSITY
Gcitc 824
<$> I e ©od)t
Kummer 37
3)iefe Siffcreng Dort einem Gd)ritt gmifchen ben beiben
Weitungen fcf>uf ifjm unaufhörlid)es Vad)benfcn . . .
unb biefes 5)enfen gufammen mit ber förperlidjen Vt*
roegung öes Vunbganges hielt if)n frifd), bemahrte if)n
oor jener troftlofen Grfchlaffung, ber Sl)cobor Wittl)ufen
gu erliegen brotjte.
§eiß unb immer heißer brannt« bie Gönne. Sn einem
feßattigen Winfel bes §>ofes f)atte fidj Wittl)ufen einen
5 elbftul)l hingerüeft, faß bort unb hämmerte oor fief) t)in.
Wellington fto£ fpagierte unb gäf)lte habet.
„ . . . §unbertneununboiergig ... fjunbertfiinfeig . •.
Ijunberteinunbfünfgig . . . $errgottsf)immelbonner*
metter, toie ift benn bas möglid) ... es bleibt bei her
unerflärlidjen Siffereng oon einem Gdjritt. .. Allright
. . . oerfueßen mir es nod) einmal in ber anberen Vid)»
tung."
Vuf bem Iinfen Vbfaß oollführte er eine energifd)e
5M)rtmenbung. Sod) beoor er ben Vtorfdj in ber
anberen Vid)tung micber antrat, blieb er erft furge 3eit
ftehen, 50 g bas Sud) unb trocfnetc ftd) ben ftrömenben
Gcßmciß oon ber Gtirn.
Skmn ging er mieber los unb begann medjanifd) bie
6 cßritte gu gählen.
„ . . . Gins . . . gmei . . . brei . . ."
Gr blieb nid)t lang beim 3ählen. Beine Gehanten
begannen mieber gu arbeiten. 3m Gelbftgefprädje mur*
melten feine Sippen.
„Gefdjieht bir gang redjt, ftoj! Warum bliebft bu
niefjt ruhig in beinern Verftecf? . . . Warum mußteft bu
oorgeitig gu bem ipaufe laufen? . . . Warft bu babeitn
geblieben, hätte hieb ber Gdjuft, ber Gamcron, nicht ge»
fel>en . . . alles märe gegliieft."
Wäbrenb er bie Worte mütenb beroorftieß, !am er auf
feinem Vunbgang gerabc an ber Gtelle ooriiber, an her
• Wittbufen im Gd)atten faß. Gr blieb ftel)en unb troef*
nete fid) oon neuem bie Gtirn.
„Gine fd)auberl>aftc $iße, Öerr Wittbufen . . . Vefferc
Vorbereitung für bie £>öile . • . Wie erträgt 3b«
Socßter bie tropifdje £>iße?"
SÜRit einer matten Vemegung hob Wittbufen ben Stopf.
„Gie bleibt faft be.. gangen Sag in ihrem 3immer.
Gie leibet unb hofft . . ."
„$offt?... §offt fie audj,baßSfenbranbt unsfdjließ*
fid) aud) hier entbeefen unb bem gelben Geftnbcl ent*
reißen mirb?"
„Gie hofft, $err ... mir alle hoffen . . . aud)
anbere 5«unbc bemühen fid) um uns. Vir. Gameron
ift in geling unb mirb alles tun, um unfere grei*
Ioffung . . ."
„Vir. Gameron! . . ."
Gdiarf unb hart mar $Jor bem Viten ins Wort gefallen.
„Vir Gameron! . . . Gie glauben, baß er . . .?"
3äl) brad) ‘Wellington feine Vebe ab. Was batte
cs» für einen 3®ccf, fid) mit Wittbufen über Gameron
311 unterhalten. Vlodjte ber alte Viann bie Hoffnung
hegen . . . eine Hoffnung, bie il)n immerhin aufredjt*
hielt, ben feelifcßen unb bamit aud) ben förperlid)en 3 u*
fammenbrud) gum minbeften auffd)ob.
„9lIfo hoffen mir, £>err Wittbufen! . . . hoffen mir.
Seher Sag fann fcßließlid) bie Befreiung bringen."
Wellington mad)tc fid) mieber auf ben Vlarfd).
Gr marschierte, er fluchte auf bie §ißc, auf bie Gelben,
auf Gollin Gameron, unb er erhielt fid) burch biefe bop*
pelte Vemegung eine gute Glaftigität.
Seßt blieb er ftehen unb bctrad)tete topffchüttelnb ben
£>immel. ©effen ftahlblauer Glang begann einem oer*
mafd)enen Grau gu meinen. Gdfjon feboben fid) Ieid)tc
Gd)leier oor bie Gönne unb milberten bie £>iße.
Wellington $05 marfchiertc meiter. ©ie Vicrtclftunben
oerrannen unb funimten fid) gu einer Gtunbe. 3eßt mar
ber gange §immel nur nod) ein eingiges bunfles Grau.
Gin leichter Suftgug bemegte bie Steige ber wenigen
halboertrocfneten Väume jenfeits ber §ofmauer.
Vor Witthufen mad)te Wellington ftos lieber halt.
„Gehen Gie ben £immel, §err Witthufen?"
©er VUe bliefte empor.
„3cb fel>e . . . Vegenljimmet? . . . Wolfen! . . . Sn
biefer 3 ß tt • • • Wolfen über Slaraforun . . . Wolfen
hier in ber Wiifte, in ber es oft jahrelang nid)t regnet...
bas oerftehe id) nid)t, £>err ffo£."
Wellington Joj ftreefte bie §anb aus unb martete.
Gr martete, unb feine Sippen murmelten: ,,3d) glaube, id)
oerftehe es ... Wolfen über Slaraforum... Wolfen über
ber Gobimiifte . . ."
©ie erften Sropfen maren it)m auf bie öanb gefallen.
„Vcgen, §err Wittl)ufenl . . . ©iefe Sropfen! Gs
regnet in her Wüftc!"
Vecftänbnislos bliefte Wittf)ufen auf bie §anb oon
$o£.
„Vegen . . . Vegen, hier in her Wiifte . . . id) meiß
nid)t, mic es möglid) ift . ♦ . id) meiß nicht, mas es gu
bebeuten hat."
Wellington $05 ftredfte beibe §änbe in bas ftärfer
fallenbe Vaß. G)ann oollfiihrte er einen Suftfprung, her
bem alten Slafdjgaricr Witthufen ein Sädjeln entlocftc.
at 3h n en ber Wüftenbranö fo gugefeßt, baß her
fühle Vegen Gie gu fold>en 5« uJ)cn fP r ängen oer**
anlaßt?"
Wellington ftoj fonnte nicßt fofort antmorten, meif
er burch einen neuen 5« u &cntang ooüfommen in Vn*
fprud) genommen mar.
„£>urra! . . . Vraoo! . . rief er abmcchfelnb ein
über bas anbere mal.
„S)er Vegen! . . ." fagte er enblich, erfdjöpft ftehen*
bleibenb. „. . . Vtann . . . Witthufen! . . . Wiffcn Gic
aud), mo ber Vegcn Ijcrfommt?"
Witthufen bliefte ihn ftumm fragenb an.
„Von Sfenbranbt fomrnt er! . . . 3fenbranbts Werf
ift bas!"
„Sch oerftehe Gic nicht, Scrr $o£."
„. . . Unb id) möchte Shnen oorläufig nicht mehr
fagen . . . Vur bas eine noch, Sfenbranbt ift auf unferer
Gpur!" •
Gtärfcr raufdjte ber Vegen jeßt herab. Bin ftarfer
fträfjniger Sanbrcgcn, mic ihn bie Wüfte hier feit Vien*
fd)engei)enfen faum gefei)cn hatte. Gr grnang bie Vtän*
ner, bas fcf)üßenbe Skid) aufgufud)cn.
Wellington trat als erfter ins ipaus.
Vtaria Witthufen lag auf einem bürftigen Vul)cbett.
Sh^e Gefangennahme ... ber mißgliicfte Vefreiungs*
oerfud) ... ber entfeßlidje Vufenti)alt hier unter ben
gliihenbcn Gtraßlen ber Wüftenfonnc . . . bas alles hatte
ihre Wiberftanbsfraft untergraben. Gtunben oollfom*
mener Vpathie mecßfelten mit Vusbrüd)cn ber Ver*
gmeiflung.
„Gs regnet, ^äulcin ^arta! fühlen Gic nicht bie
munberbare ftrifchc, bie ins 3 i™ m cr bringt?"
Ginen Vugcnblicf fd)icn Vtaria JJeoboromna aus ihrer
Vpathie gu ermad)cn. „3a! . . . Gs regnet?"
Gie manbte ben Stopf unb hörte bas Vaufchen bes
immer ftärfer merbenben Vegcns.
(Fortsetzung folgt.)
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Original fro-m
PRINCETON UNIVERS1TY
Stummer 87
0 i e o d) t
Cseite 82f>
Auf der Hühnerjagd
Originalzeichnung von .Frtfz Koch-Gotha
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Gck gle
Original frörri
PRINCETON UNIVERSITY
Seite 826
© i f o eh e
Kummer 37
Die Kolonie Kinnereth am Genezareth-Scc
© a 3 neue Paläfttna
Von D r. Georg Blumenthal — Mit sechs photographischen Aufnahmen
£7yr 13. 8^
^^/niftentongrefj,
ber in <ftarlsbab
tagte, Ienlte bas
Slugenmert auf bie
Sßeubilbung bes jü--
bifrfjeti ©emeitu
roefensinSpaläftina.
$iefiiebc ber3uben
, ? ,u ihrem ner lotenen
Stammlanb führte
bereits in ben ocr=
gangenen 3ah*>
hunberien $ur Sil=
bung Heiner ©e--
ineinben, bie fid)
aber infolge ber bc
toegten ©efehiebte
bes 3orbanIanbes
nicht entroidteln
tonnten, ©inen grö¬
ßeren „iRücfyug"
(teilten bie aus Spa*
uicn (1492) unb
Portugal (1495)
üertriebenen3uben,
benen anbere aus
Mittel- unb Oft¬
europa folgten. (Sine
umfaffenbe Sloloni-
fation begann aber
erft, als um bas
3ahr 1880 3uben-
ücrfolgungen in
Links: Herzlstraßc
in Tel-Awiw
Digitized!
Gck igle
Original frörri
PRINCETON UN1VERS
9himmcr 37
® tc <2B o * e
6citc 827
>>
Strandlcben am Mittelländischen Meer in Tcl-Awiw. Links
das Strandkasino. Rechts die Badehäuser
im Oval : Das hebräische Gymnasium „Herzlia" in Tel-Awiw
Steiniger unb uer<
‘iRufjlanb unb Oft«
curopa bern £cnb
neue Slräftc au=
führten. Sin poli«
tifrf)es9lntlit} erhielt
bie Beroeguttg burd)
Sinberufung bes
erften 3wnifteit»
tottgreffes int 3ctl)ve
1897 burd) ihren
genialen Organi=
fatorSheoborö^L
3m 3cthr 1917 ocr--
fprach (fitlgaitb
burd) bie fogennntc
s BaIfour*$etlara--
tion bett Slufbatt
einer jübifd)itatio--
italen ^cimftcitte in
spalöftina ju för*
bern unb erhielt
in 6an 9iemo bas
SOianbat über biefes
£attb übertragen.
$>ie jübifdjeit fto«
Iottien, bie fiel) in
bett letjten 40 3nh»
ren cnttDirfclten,
geigen einen 9luf»
föamng, toie er auf
{'einem attbereit (be=
bict in ^aiäftina
attgetroffcti rnirb.
Baumschule der
Lehrfarm Mikwc-
israei
mahrlofter Bobeit
imirbe non bett juit«
gen jiibifdjett Bio»
liieren in frud)t*
bares ßattb oer»
manbelt. (betreibe,
'©ein, Sabaf tour*
bett angebauLOrait»
gen«, Biattbel-*, 3*’
trottengärten enge«
legt,(bartenbau uttb
Bieh*ud)t getrieben,
(Shauffcett unbipäu»
fer gebaut. §eute
fittb über bas gait^e
£anb blühcitbe fto»
loitieu aerftreut,
bereu 3 a fyl ftäitbig
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Original frorn
PRINCETON UNIVERSITY
/
© < e
<2B o cb t
Kummer 37
Seite 823
u)äd)ft. 3)asftübti=
fcf)c Segenftüd ftu
biefer rapiben Ianb»
mirtfcfyaftlidjenSnt»
toicflung bilbet bie
inbeti letzten 3af)ten
aufgebaute ^Billen»
ftabt Sel-SImim, bie
uörblid) dou Saffa
am9Jtitiellänbifcf)eu
iUieer liegt unb fid)
mit StoU „bie erfte
bebr cif d)e Stabt ber
3Belt" nennt 3n«
folge ftarfer Sin»
roanberung fdjtcfjen
hier Käufer toic
$i4e aus ber Srbe,
unb eine Strafe
entfielt neben ber
anbcm. §ebräifd)
ift bie Sprache, bie
jübifdjen Bedungen
unb 3eitfd)riften
toerben ausfd)lie&»
lid) in il)r neröffent»
lirf)t.£ebräifd)iftbic
Unterrid)tsfprad)e
in bcn Sdjulen unb
Jpod)fd)uIen. Sin
totes 93oIf ermadjt
ju neuem ßeben
Schluß des redak¬
tionellen 1 eils
xijuij'it'
<£djtec alte:
Die Perle
der Liköre
E.LKEMPE &t»
AKTIENGESELLSCHAFT
OPPACH VS.
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Original ftom
PRINCETON UNiVERSITY
« ötfrlftt. Äctt 22- t*i2^ * 2£V
Hummet 58 Ucrltit, öcn 22. September 1925
2 5« Jahrgang
O ne Ju pMttrej'eldtir JepWrailt yt lujhiMU'C
^rd,et turnt tour vne tnwes
De vär / Metprefant Jet yahet
IC t/i mrtiJu ite fiuet •'ire !e p.ufiint
Die Schrecken und Leiden des dreißigjährigen Krieges
Aus einer Stichfolge von Jacques Callot
33erf(egenbe Srunnen *
id)ts bitterer als int (Elenb oergangenen Sliides ftd)
erinnern. Uns, bie mir in einem anberen, einem
gliicflid)eren 0eutfd)lanb aufgemaeßfen ftnb — mas
feßlte uns an unferem Reichtum, als baß mir uns fein
mären bemußt gemefen? B 3 ir maren reid), oßne es 3U
miffen. Uns gehörten Hleinobiett, bie mir faum je an-
faf)en; mir befaßen Sd)aßfammern, bie mir taum je öff=
neten.
Blir glaubten 31t barben, inbent mir Überfluß’ ßatten.
(£s mar, mie bie Bifton bes 0 id)ters es faß:
Speicher rneiß id) über jebem §aus,
BoH non Horn, bos fliegt unb neu fid) ßäuft; —
deiner nimmt . . .
Heller unter jebem £of, mo fiegt
Unb im Sanb oerftrömt ber (Sbelroein; —
Heiner trintt . . .
Tonnen puren Solbes, nerftreut im 6taub:
Bolt in Cumpen ftreift es mit bem Saum; —
Heiner fiel)t . . .
Unb mo mir bod) naßmen unb tränten unb faßen, ba
genoffen mir Hoftbarftes unb ßielten es für nießts. B*o=
für ßielt es ber ''Berliner, menn er an bie Oftfee fußr?
üßofiir ßielt es ber 0eutfcßc, baß ißm bie '©eit offen
ftanb? nießts, für eine Selbftoerftänblid)teit. Unb
tjeute? 0 ie Bklt uns oermauert, bie §eimat felber eine
0cßaßtammer, 3U ber mir ben Scßlitffel oerloren ßaben.
Unb bas Scßlimmfte; Selbft bie leßte ^Jrcißeit, bie JJrci-
Digitized hy Google
2$ott Sriebri'd) ftuffong
ßeit bes Seiftes oerengt, oerfd)ränft, oerbumpft; felbft
ber bitterfte junger, ber töblid)fte, ber junger ber
©eifter unb Seelen nid)t meßr 3U ftillen. 0 iefc ftillfte,
unfid)tbarfte beutfeße Sragöbie ift bie tieffte. Sic ift bas
gefäßrlidjfte troß Butterfcßlangcn unb Hartoffelpolo-
naifett, troß öofenböben unb Stiefelfoßlen. (Es mar
uttfer OMaubc: Blas ßiilfe es bem Blenfcßen, mentt er bie
gan3e Btelt gemäntte unb näßnte boeß Scßaben an feiner
Seele?
So mar cs uttfere Suoerfußt, baß nid)ts (Entfdjeiben-
bes oerloren fei, folange mir uns getröften tonnten,
aus bem Seifte alles mieber 3U feßaffen, mas 3 c tt
unb fteinb, 0 ummßeit unb Bosßeit uns 3erftörten. (Es
mar unfere 3uoerfid)t, baß noeß alles mieber 3U geminnen
fei oon .ber Ießten beutfeßen Burg, oon ber Burg bes
Seiftes aus.
Bbcr nun ift aud) bie in Sefaßt. Bun freffen bie
Biäufe ber Neuerung aueß i ß r bas leßtc Horn oom
Spcid)er; nun bebroßt aud) f i c ber mit Bus-
ßungerung; nun merben aud) ißr bie Brunnen ab-
gegraben.
0 a s ift bie furcßtbarc Bebeutung einer fo troefenen
$atfad)e, mie bie allmöd)entlicße, faft alltäglicße $erauf-
feßuitg ber Scßlüffeßjaßl für ben beutfeßen Bucßßanbel.
Blie ben Ießten Bnfpriingen eines gemaltigen Baub-
tiers auf ein mcßrlofes Opfer, fießt man ben Sprüngen
biefer oerßängnisoollen Scßlüffel3aßl 3U. Bon brei Btil*
Xioncn auf fed)$ Büllioncit, auf neun Btillionen, auf 3trölf
Original ffom
PRINCETON UNIVERSiTY
Seite 830
<3) i e <20 o d) e
Kummer 38
-
Blülionert. Unb jcbc Nennung fdjoit micber hinfällig in
bem Slugenblicf, ba fic gefeßießt.
Grabe bic Brunnen bes (^ciftes, bic im Bud) ent»
fpringen, floffcit uns mit einer Bcid)lid)fcit unb ftitlle,
bie uns if)ren beliebigen Gebraud) unb Genuß faft jo
felbftoerftänblid), fo mühelos unb fo billig mad)tcn mie
ben G>enuß unb G>ebraud) bes Gaffers. Gin Beclam*
fatalog roar eine unerfd)öpflid)C Brunnenfammer. Unb
trem mären beren Sd)äße nid)t ^ugänglid) gemefen 4 ? 3 U
allen 6älen bes Kiffens, au allen ©empeln ber Scßönßcit
maren ßier aud) bem sHrmften unb ©iirftigften bic
Sd)liiffcl flu Jpänben. Jyitr ein paar Pfennige befaß man
Sd)äße. gür smei Grofcßen manbeltc man, fo oft man
molitc, mit $auft üom $immel burd) bie Seit ^ur $öllc.
ftiir ein paar Blarf befaß man bas §öd)fte unb ©ieffte,
6d)iller unb Goetße, Hant unb 6d)openßaucr, bie Hlafft*
fer ber Nation unb ber Seit, ©ie bitrftigfte Kneipe
tonnte fid) bie Sanb mit bem gemaltigen Bad)fd)lagc*
mert eines Honoerfationslesifons gieren.
Unb ßeute? ©as fdjmalfte, ungebunbene £>eftd)cn
einer Unioerfalbiicßerei foftet Millionen Blarf; eine
Goctßc=Busgabc magt man fid) faum 311 benfen; ein
Honoerfationslesifon ift ein BliUiarbenmert unb mirb
balb 3U ben ©entmalen einer untergegangenen 3toili*
fation gehören, ba fein Verleger meßr magen fann, es
3U erneuern für eine Nation, bie cs nid)t mel)r beftaßlcn
fann. 3n breiten 6trömen, in ftarfen ftlitffen, in taufenb
Bäd)cn, aus Bliüionen Brunnenquellcn burd)tränftc bis*
ßer bas Saffer bes Sehens, geiftigen, miffenfcßaftlicßen,
fünftlcrifd)en Sehens aus bem 1 eutfd)cn Bud) alles
beutfd)e Scfen, alles geiftige Scfen ber Seit, ©as foU
jeßt gu Gnbe fein, ©as beutfeße Bud) ftirbt; bie
Brunnen oerfiegen. © a s ßeißt es, menn oon einem ©ag
auf ben anberen bie 6cf)Iiiffcl^a^l bes Bud)ßanbels um
BüUioncn in bie §ößc fpringt. © a s ßeißt cs, menn bic
Bereinigung miffenfdjaftlicßer Berleger crflärt, fünftig
feine Biicßer mel)r oerlegen 3U fönnen.
Öerrn Bcurcid) geniert’s nidjt. Gr fauft bic Biidjerci
eines oerßungernben 6d)riftftellers auf. Gr läßt fid)
I)intcr bie 6d)eiben feines gemaltigen Benaiffancebitcßcr*
feßranfs eine fcßmcinslebernc Attrappe mit golbenen 3n*
fd)riften nad) Blaß cinarbeiten. SIber roer ba meiß, morin
bic Größe bes öeutfd)en Samens berußte, mer ba meiß,
mas bie Gßre bcutfd)er Bergangcnßeit mar, unb moraus
aüein eine beutfd)e 3ufunft mieber aufroaeßen fann, ber
meiß aud), ein mic furd)tbares bas ßeißt: Heine neuen
beutfd)cn Büd)cr meßr. ©as bebeutet ctmas gan^
anberes, etmas oiel ^ataftropßaleres als bas Grlicgen
irgenbeiner 3nbuftric, als bas Bbftcrben irgenbeines
nod) fo mid)tigen Sirtfdjafts^mciges. ©as bebeutet bas
Bbfterbcn ber Sehens murmeln felber. Heine neuen
Biid)er — bas ßeißt, unfere Siffenfcßaft foll in einem
luftleeren Baum arbeiten, mo feine Btntung möglid) ift,
mo feine Stimme meßr oon einem Arbeiter 3unt anbern
ßeriiber unb ßinüber bringt, ©as ßeißt: Unfere ©id)tuug
mirb ftumni. ©as ßeißt: Unfere Blufif mirb nid)t meßr
geßört; bie Stimmen unferer Seßrenben tragen nid)t
meßr über ißre 6tuben ßinaus, bic bod) fonft burd) bic
gan^e Seit trugen; unfere Scrnenben merben in naefte
3 cllen cingemauert. ©ie Seit mirb ftumm für uns; mir
merben ftumm für bie Seit. Sic mir fic nid)t meßr auf
uns fönnen mirfen laffen, fo fönnen mir nießt meßr auf
fie mirfen. ©ie fd)minbelnb ßoße 6tufc oon ben fremben
Balutcn 3U ber unferen fteßt mie eine Gefängnismauer
aud) um bie Seit bes beutfeßen Bud)es. S i r fönnen’s
nießt faufen; bie 5 rein ^ e will es nießt faufen; benn
cs ift, aud) am Golb gereeßnet, aueß für ben Buslänber
um ein Bielfad)cs teurer als früßer.
©ie Brunnen oerfiegen. Hein ßpftcrifdjer Särm, feine
tofenben sprotefte, feine ßirnlos fpeftafelnben Hunb=
gebungen auf Blößen unb Gaffen, in 6älen unb Hnei*
pen erßeben fid) bagegen. — Gin großes ftilles Sterben,
©ie Blaffen in ben Gaffen fd)iert’s fo menig, mie ben
£>crrn Beureid) in feinem Hlubfeffel. Bber ber Siffcn*
ben trauriges Borred)t ift bie Grfenntnis, baß es fid)
ßier unb ßier erft um töblid)c Bebroßung ber allerleßten
unb allerfeinften Simpeln alles beutfd)en Scfens ßan*
beit, um bas Berfiegen ber Brunnen beutfd)cn Sehens,
um bas Berfiegen ber Grunbmaffer alles beutfd)en
Sefens.
O e g e n 8 c r.51 o t $ Q] o n
2lun laßt bic Slot in euren ©celen ßämmern,
'-Daß eure Ijcr^cn hart uüe (Jrifen werben,
Mnb ßarrt in '-Demut, bis Sie £age Kammern,
£)a Trcncn cucß Sie Meißen unb S3cfcß&crben.
Slocß [eßreiten fcnr bureß Slacßt unb §inftcrni)Te
ilnb mäßen taftenb uns um 5Beg unb §icl,
Sllef feien aller Sr ben S5ittcrni)Jc
MniJ ^ugebaeßt in Söaßn unb uürrem Cpicl.
SB i (ß e (m £ enne m a n n
Stnb ün)]cn boeß, co' Serben Svofen blühen
£?luo Öorncn, bie un^ (cßmc^licß eingebrüeft,
itnb aueß bie tiefften ?^ale ioerben blühen,
Söcnn ßoeß bic S^littagfonnc in )ic blieft.
5lnb gingen Öcißcl un^ unb Ö'f(ai , »cnfcttcn /
SBir gehn ben SBcg ber ©"reue unb ber ^fließt,
ilnb soipen uno 1 in einen §orn j;u betten,
Oer bic Tijrannitf ade ein @la^ jerbrießt.
Sum glauben toir unb ßarren jener ©tunben,
öa toelfdßer Söaßn 5bie aurrc 0prcu öertoeßt
Slnb au ß ben Ordnen unb ben blutigen Söunbcn
Ser ©cift ber §rcißcit unb be^ 2\ccßt£ erfteßt.
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V
Original fro-m
PRINCETON UNIVERS1TY
Kummer 38
SH e SB o d) e
6citc
lildnis eines alten Juden , üemalde von Kembrandt van Ki
Auf einer Versteigerung im Haag wurde um den Besitz eines Werkes von Rembrandt, das einen alten Juden
darstellt und im Jahre 1654 entstanden ist, ein erbitterter Kampf geführt. Schließlich wurde das wert¬
volle Gemälde, das aus der Petersburger Eremitage stammen soll, von einem Berliner Kunsthändler für
36000 Gulden erworben. Diese Summe entsprach Mitte September einem Markwert von rund einer Billion
Original from
PRINCETON UNfVERSITY
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Seite 832
0 i e ©od)e
‘Kummer 38
S3on S o f t o biß J3
©ie Slufjcicfjti ungen Öce: f a p a n i f cf) c n €rt>bcben«( burefj Öen ©ettfmograpben
Bon Diuöoff 'Berger, Qtfflftent am gcoöätifcfjen Onffttut in PotefÖam
Mit fünf Zeichnungen für die „Woche“ von Paul N e u m a n n
| 3*^9 mn. | Frstc I ^weita ] Äiginn •
jacr crs^ru-Vorlpuf*f JKef£ikKo«4 ^«flcWion- ^ * ar *W«»ten Vorlawffcr
-—,---^ W i ^
-- AAV^V VKV.i
zweites Eintreffen
HauptwelUrv HstuptwelUn-
Abb. 1 Seismogramm vom japanischen Erdbeben
Seismogramm vom Erdbeben in Chile (11. November 1922 morgens). Der Ausschlag der auizeichnenden Schreibspitze
des Seismographen war, wie ersichtlich, fünfmal so stark wie jetzt bei dem Erdbeben in Japan
genannten Vorläufer, gef)cn im fladjen Bogen burch bas Srb--
tnnere Ipuburd). 6ie fchmingen tongitutinal b. f). in Bid)=
tung ihrer Fortpflanzung. 6ie roerbeit als erfte Vorläufer
bezeichnet. Bcrben pc einmal ober toieberf)olt an ber (Erb*
oberflätfie gebrochen, fo entfielen refleltierle BeUett. Auf bem*
felben Bege, aber ettoas langfamer pflanzen ftrf) auch ©raus«
oerfaltoelleu b. h* quer fd)toingenbe Bellen, bie fogenannten
Zweiten Vorläufer fort.
Aus ber 3rit zroifd)en bem (Eintreffen ber erften unb zweiten
Vorläufer tann mi.n bie (Entfernung bes herbes oon ber
6eismometerftation ermitteln. Dlertlid) fpäler treffen §aupt«
mellen ein, bie an ber Oberfläche entlang laufen unb bie
ÜKajimalbemegung bes Gebens ocrurfachen. ©a pd) bie
"Bellen nach allen Dichtungen hin ausbreiten, fo tonunen auch
bie Bellen, bie burd) beit Antipobcnpuuft ber Station imb
ben (öegenpuntt bes herbes gelaufen pnb, auf bec 6tation
an unb roerben hier als fogenannte Antipobemoellen aufge«
Zeicpnet. Aud) bie nach ?afperen ber Station uub einem
meiteren ooUeu Umlauf um bie (Erbe zum Zeiten SDlale an
ber Station anfommenben §auptmellcn merben ootn Seismo«
graphen aufgezeichnet.
Sine fdjentatifche ©arfteüung bes Biechertfchen horizontal«
Seismographen gibt Abbilbung 3. Sr ift ein umgetehrtes
(früher ds ber Telegraph berichten lann, melbet überall,
Q roo ein Seismograph aufgeftellt ift, biejes feinemppnb»
lid)e 3nftnunent jebes Srbbeben, bas ein üanb heimfnd)t.
©ant ber eigenartigen Konftruttion biefer Apparate ift es
möglich, unter "Beobachtung ber ocrfchiebenen burd) bas Beben
entftanbenen Bellen, bie pd) burch bie Srbe unb um pe
herum fortpPanzen, ziemlich genau feftzuftellen, mo pch ber
Ausgangspuntt ber Bemegungen bepnbet.
©er Seismograph gibt ferner genaue Aufzeichnungen, aus
benen mau bie Ipeftigteit ber Srbftöfje berechnen tann. Sehr
intereffant ift beshalb ber Bergleich zmifchen ben beibcit hier
in Abb. 1 miebergegebenen Seismogrammen oon ben Srb=
beben in 3t*pun (September 1923) unb in Shile (11. Do--
oember 1922). Bährenb bes Bebens in Shile zeigte bie
aufzeichneitbe Scpreibfpihe bes Seismographen einen fünfmal
ftävferen Ausfchlag als bei bem in 3apun.
3n Abbilbung 1 bieten mir unjeren Sefern eine Depro*
buftion ber Oft *Beft = Komponente bes Seismogrammes, bas
am Bteupifchcn Ooeobätifchen 3nftitut bei ^otsbam oon bem
Biechertfchen Seismographen aufgezeichnet morben ift.
©ic zweite Abbilbung ^cigt einen Schnitt burch Öen
Srbtörpcr mit ben Begen ber Bellen, ©ie erften Bellen, bie
üom Srbbebetiherb zur Beobad)tnngsftatiou tommen, bie fo=
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PRINCETON UNIVERS1TY
9lummer 38
g) i c 35 o cfr c
6eUe 833
SPenbeL Sine 1000
Kilogramm fd)toere
Sifenmaffe A ftef)t
mit einer Spifce
auf einer Unter--
Iagsplatte B im
labilen (Sleicbge-
roiibt. 93or bcm
Umfallen toirb bie
9)taffc baburd) ge*
fdjütjt, ba& fie bnrrf)
bie Stange C mit
bem ftnieijebel DE
oerbuitben ift, ber
feiuerfeits ant9ifd)e
F befeftigt ift. 9ltn
oberen Snbe bes
ftniebebcfs DE ift
bie Stange G an«
gebracht, bie eine
Scbreibfpifce II
trägt, bie auf be»
ru&tem Rapier
fdjreibt, bas auf
ber fid) bref)enben
Trommel J aufgc«
fpanntift.9er92ilE
bes ftniebebels be*
ftefytauseinerSMatt«
feber, bie in ben
9ifd) F feft einge«
fpannt ift*
ftonunt ein Srb*
beben oon rechts,
fo betoegt ftd) ber
Srbboben unb mit ihm bie Unterlagsplatte B, ber 9ifcb F
unb bie Trommel J nad) Iints feittoärts. 9ie SOlaffe A toirb
nidjt bctoegt, toeil fie ja auf einer Spifce balanciert. 9telatio
au 9ifd) unb Trommel aber, bie mit ber Srbc mitgeben, lippt
jie nad) red)ts unb ^ictjt babei mittels ber Stange C am änic«
I)ebel DE. ,
9iefer §cbel tann nacbgeben, inbem fid) bie 33Iattfeber E
triintmt unb ber Stab D fid) nad) rechts neigt, 9iefe s Be*
toegung toirb bitrd) G auf bie Spifce H übertragen, bie in»
folgcbeffen einen 9lusfcblag auffdjreibt. 9ie getriimmte geber E
fud)t toieber in bie fpannnngsfreie gerabe Stellung aurücf»
aufebrett unb ^ieljt
babei bie SUlaffe A
aUmäbltd) toieber in
bie aufrechte Stel»
lung aurüd. 9a bie
Sftaffe aber fefjr
fd)toer ift, bauert
Das lange 3eit unb
unterbeffeit fmb
fd)oit roieber Srbe,
9ifd) unb Trommel
in ihre alte Stel¬
lung auriidgetebrt
unb neue ^Bellen
oorübergegaugeu,
bei benen ficf) bas
Spiel roieberl)olt
bat.
9ie Übertragung
burd) bie Stange G
ift nicht fo einfach
toie gegeicbnet. Ss
ift noch ein Shtie--
bebel eingefdjaltet,
fobajg bie relatioe
^etoegung oon A
atoeibunbertmal
oergröfcert auf ber
Trommel J aufge»
aeicbnet toirb. Sent»
red)t jur 3*^^=
ebene ift eine amcite
ebenfolcbe §altc»
unb Sd)reiboorrid)=
tung oorbanben,
fobafc man bie Srbbetoegung in ber 9ft--3Bcft*9hcbtung unb
jugleicb in ber 9torb«Siib*9hd)tuug betommt.
9ie feitlicbe iöobenbetoegung beim japanifcben Srbbebeit
betrug in ^otsbarn ettoa 1 mm, beim d)ilenifd)en Srbbeben
ooni SRooentber 1922, beffeu Seismogramm ebenfalls auf
ber Horfeite abgebilbet ift, ettoa 5 mm.
9a bie beiben §erbe nabeau gleid) toeit oon Spotsbam ent¬
fernt finb, ergibt fid), baft bas d)ilenifcbe 33eben oon ben
beiben bas härtere toar. 9ajj bie tataftxopbale 'ffiirfung bes
japanifcben ^Bebens größer toar, ertlärt fid) einfach aus ber
9atfad)e, bafe fein §erb in betoobnten (öegenben liegt
Abb 2. Schnitt durch den Erdkörper mit Darstellung der durch die Erde
und um sie herumlaufenden Erdbebenwellen
Schematische Darstellung
des Seismographen im Ruhezustand
Abb. 3. Der Seismograph während der Erschütterung
(siehe Zeichenerklärung Text)
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Original fram
PR1NCET0N UNIVERSITY
(Sette 834
© i e <2ö o d> c
SJummer 38
Freilichtaufführung von Schi lers „Wilhelm Teil“ durch Schüler des Deutschen Realgymnasiums in Tiflis (Kaukasus)
©eutfcfye -Kulturarbeit tm u d a n t)
H^ähreitb tm ringenben T>eutfd)Ianb Varteihaber unb Va- orgtem, Rumänen, zinnernem unb Tataren, bie Sollen maren
^ lutalauneit ihr Spiel treiben, geht braufieit im fernen alle gut befefct unb mürben mit (Eifer unb großem Verftänb«
internationalen Ofteit beutfehe Kulturarbeit bcharrlid) ihren nis burchgefiihrt — Unter Leitung bes Oberlehrers Vaumhaucr
erfolgreichen ©eg. T>as beutfd)e Stealggmnafium in Tiflis fattb aud) bas erftc 6d)auturnen bes beutfehen Vcalggmnafiums
(Leiter 3)ipl.»3ng. 3aetel) mirb ooit etma 150 6d)ülern unb in Siflis ftatt (Eltern unb ftreunbe ber beutfehen Sache maren
Schülerinnen oer-
fehiebenfter "llatio«
nalitcit befud)t unb
fteüt einen Kultur*
faftor erften Van*
ges bar. 3n ben
lebten 3ahreit hat
bas Vcalgqnma-
fium Vusläitber-
flaffeit eingerichtet,
bie befottbers oon
gcorgifchett Schü¬
lern befuchtmerben.
3n ber Va SUaffe
(unferer UII ent*
fpredjeitb) mürbe in
biefem 3ahrc ©il»
heim $ell gelcfett,
unb bie Schüler be*
funbeten ihre Vor-
liebe für bie beutfehe
Sprache burd) eine
Freilichtaufführung
bes III. Aufzuges
non ©ilhelm £cll.
3nfoIge befonberer
Vcrhältniffe fattb
bie Aufführung im
eitgftcn Nahmen
ftatt 2)ie Schau»
fpieler festen fid)
zufammen aus (£>e-
Eine machtvolle Kundgebung des Deutschtums in Böhmen: Die Jahreshaupt¬
versammlung des „Bundes der Deutschen in Böhmen“ in Karlsbad
zahlreich erfreuen.
Unter ben (Ehren-
gäften bemerfte man
ben (Seneralfonful
Uegationsrat 3)r.
oon ©efenbonf,
VizefonfuI Schrö«
ber unb ben Ver-
treter bes fernes*
fonzcrits §cinrid)
Vuft. ^luch Vertre¬
ter ber georgifd)cn
Surnorganifation
„Spartat" maren
zugegen. (Es mür¬
ben Freiübungen
nach SOtufi! oorge«
führt,Varlauf,©:tt-
fpiele ber SDlcibchen
unbKnaben folgten,
eine Viuftcrriegc
turnte am hohen
Vecf; für bie Schü¬
ler ber oberen
Klaffen fanb ein
'Preifampf ftatt,
Kugelftofjen, §och»
fprung unb 400 m-
£auf. Sumerlicbcr
ertlangen unb be¬
zeugten ben beut¬
fehen Sumergcift
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PRINCETON UN1VERSITY
Generalkapitän F. Primo de Rivera Marqu's de Estella,
der nach erfolgreicher Militärrevolte die Leitung eines Direktoriums übernahm
ITÄRREGIERUNG IN SPAN
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PRINCETON UNIVERSITY
Seite 830
g) i > 38 o e
Kummer 33
Vor dem Russischen Obersten Gerichtshof des Verkehrswesens fand ein groLier KorruptionsprozeU ('egen eine ganze Anzahl
von Eisenbalindirektoren und Beamten statt, die der Verschiebung von Bahnmaterial und der Bestechung angeklagt waren.
Fast alle wurden schuldig befunden und verurteilt, mehrere zum Tode. Unsere Aufnahme zeigt die Bank der Angeklagten.
In der zweiten Reihe der zweite von rechts der zum Tode verurteilte Vizedirektor der Nikolai-Bahn. Continental hhoto
EIN SENSATIONSPROZESS IN SOWJET-RUSSLAND
Zinaida Jurjevskaja Schloß-Atelier
das neue Mitglied der Berliner Staatsoper, als Königin von Schtmacha
in Kimsky-Korsukoifs Oper „Der goldene Hahn"
Vermählung Gabriele Lenbachs Wörschimt
der Tochter Franz von Lenbachs, m t Kurt Neven du Mont, dem Sohn des
Kölner Kommerzienrats, in München
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Original frorri
PRINCETON UNIVERSITY
© % c
o db *
Seite 837
SRummer 38
Zur Neueinstudierung der Operette von Millöcker , t Der Bettelstudent
im Großen Schauspielhaus in Berlin. Bühnenbild des Vorspiels. Entwurf
von Hermann Krehan
Links: Zwei Figurinen für das Vorspiel
'!*
AUS DEM BERLINER BÜHNENLEBEN
❖
Unten: Schlußbild aus dem neuen Manegeschauspiel im Zirkus Busch
„Der Blumen Rache". Phantastische Impressionen nach Freiligraths gleich¬
namiger Ballade von Paula Busch
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Original frorn
PRINCETON UNIVERSITY
Seite 838
© i e ® oie
Kummer 38
Phot. J Staudt
Der Lyriker Maximilian Bern
starb infolge körperlicher Erschöpfung
im 74. Lebenswahr
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Graf Andreas Szeptycky,
ukrainischer Metropolit von Lemberg, wurde
von den Polen in Posen interniert
Phot. Mocsigay
Pastor Schmidt, Tondern,
der einzige deutsche Abgeordnete im
dänischen Reichstag
Original fram
PRiNCETON UNIVERS1TY
Phot. Bassano
Kommerzienrat
W. Dederich,
der die Expedition nach Tibet
(Lhassa) organisierte und finan¬
zierte (vgl. Seite 848)
Links: Prinzessin Viktoria
Margarete von Preußen,
Tochter des Prinzen Friedrich
Leopold, starb im 33. Lebensiahr
Phot. Mörtiner
Phot B. J. C.
Geh. Rat Prof. Dr. Julius
Hirschberg, Berlin,
einer der bekanntesten Augen¬
ärzte unserer Zeit, beging seinen
80. Geburtstag
Oben Mitte: Marschall
Hermes da Fonseca,
der frühere Präsident von Bra¬
silien, starb in Rio de Janeiro
h hot. Bieber
Kummer 38
g) t * gs t> efe c
Geite 839
Vom Kinderfest im Berliner Zoo Ein Skizzenblatt von Fritz Koch-Gotha
Am 9. September veranstaltete der „Berliner .Lokal - Anzeiger“ ein Kinderfest im Berliner Zoologischen Garten, das
e ne Besucherzahl aufwies, wie sie seit Bestehen des volkstümlichen Gartens nicht zu verzeichnen war
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J
Original frorri
PRINCETON UNIVERSITY
(Sette 840
© it OB o d> t
Kummer 38
Filmvorführung auf Ozeandampfern: Die elegante Halle des Hapagdampfers
„Albert BaUin'* wird abends in ein Burdkmollieater verwandelt. Links: An Bord
des „Albert Ball in“. Von links: Dir. Schlesinger (Ufa), F. von ZobeltUz Isitzeud
i rau Dr. Votlbchr zwei bekannte Mitarbeiter unseres Verlages, Kapt. Hefele, Dr. Vollbeuc
Lin Flieger dcnkmal auf der Wasser¬
kuppe in der Rhön: Das Denkmal des
Ringes deutscher Flieger am Tage der Weihe.
(Aufgen. mit Zeiß-Tessar)
BILDER AUS ALLER WELT
Rechts: Ein Dienstbriefkuriosum. Die
Behörden benutzen, da nicht rechtzeitig durch
Überdruck der kleinen Postwertzeichen ge¬
nügend hohe Werte geschaffen worden sind,
bogenweise die alten Marken. Der hier ab-
gebildcte Eilbrief eines Reichseisenbabn-
werkes war, um das Porto von 250000 Mark zu
erreichen, mit einem Paket Marken umhüllt
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Original frorn
PRINCETON UNIVERSITY
9iummct 38
0 t C <23 o d) f
6citc 841
bt#
Aomau oon J£ans Domini Jo
14. Fortsetzung. — Nachdruck verboten. — Amerikanisches Copyright by August Scherl G. m. b. H., Berlin 1923.
Söfaria fattf rutcbei: in ißrc alte Scilnaßmsloftgfeit
3 uritcf. ftoj; überlegte einen 9lugenblicf, mie er ißt bic
ftoßc 9tad)ricßt betbringen fönnc. Sr fürdjtetc, baß ein
all^u jäßet Untfcßmung ber Smpfinbungen il)r Sefaßt
bringen fönntc.
0 ic ffeine firgiftfcf)e Wienerin Marias ßufd)te an il)m
oorbei uitb beugte fid) 3 U ißr.
„Sin gutes Mittel für bic tränte §errin! Sin Mittel
gegen bic ftopffcßmet 3 cn. Sin burcß 3 ießenber fartifrfjcr
Öänbler gab cs mir . . . Ss mirb ber öerrin I>elfcn.
Sr fagte, es muß fo gebraud)t merben, toic es babei ge=
fd)riebcn fteßt."
StRit einer tniibcn §anbbcn>egung mehrte SDiaria bic
Wienerin ab.
93ei ber Nennung bes fartifdjen öäitblers l)atte Wel*
lington fto£ aufgeßoreßt. Sr feßritt an bic 9tußeftättc
ßetan unb naßnt ber ftirgiftn bas ^äctd>en aus ber $>anb.
„Seß! 0eine öerrin ift miibc. 3cß merbc cs ißr
fpäter geben!"
Äaum ßatte bic Wienerin ben 9iaum uerlaffen, fo 3 er=
riß er mit fieberhaften öänben bic Umhüllung, (fine
Subc non ber ißm fo gut betannten ffornt fiel if)m in bic
Öanb. SDiit fd)ncllcn Stiffen Iöfte er ben 3cttel, &cr P c
umhüllte.
„9ln Wellington o&cr &ie, bie es befommen!
öeutc nad)mittag um 5 Uf)r 30 Minuten müßt ißr ben
Snßalt ber $ube in ein Waffergefäß in eurem 3intmer
feßütten."
0er Settel in SRafcßinenfcßrift. Hein Stauten bar=
unter.
Sd)on rnollte Wellington $o£ feiner ftreube } n netten
6 priingeit Suft rnadjen, als fein SMicf auf Sttaria fiel.
Öallo, alter goj! Stießt 3 U ftitrmifcß. Sriitg es ihr
langfant bei.
„C^in ooqiiglicßes Sic 3 ept! . . . (Sin brillantes Stc 3 ept!"
„Was ift’s?"
0 er alte Wittßufcn tnar 3 U ißnett getreten unb ließ
ftd) auf beut Staube non SJtarias Säger tticber. (Sr ergriff
ißre $änbe unb ftrcid)elte fte leifc.
„Was ift, S>ater? 0u feßauft fo froß?"
„ 6 pred)en Sic ineiter, öerr ftoj; * . . 6 ic merben cs
beffer fagen tonnen. 3 d) . . . id) . . . fann nur aßnett
. . . bie froße S 3 otfd)aft ... bie 6 ic fagen tnerben."
,3110 gräulcin Sltaria! . . . öicr ift bas befte SJtittcI
gegen 3ßre Stopffcßnter^en, bas es in ber Welt gibt."
„Sic tennen bas Mittel?"
„3amoßl! . . . Stur 3 U gut, ffräulcin SJtaria . . . (Ss
roirb l)ergeftellt unb oertrieben . . non meinem ftrcuitbe
Seorg 3 fenbranbt!"
Sltaria crßob ftd) halb non ißrem Säger. 3ßre klugen
toanberten ^toifeßen ftoj: unb ißrcitt 'Batet ßin unb ßer.
„Bott 3 fcnbranbt? ... Was iffs", brängte fie. „Sagen
Sic es, öerr ftoj! . . . Was fdjicft uns Seorg 3fctt=
branbt?"
ftos lächelte fpißbübifd).
„0as Mittel, um Sie non 3ßrcn ftopfftfjmcqen
unb . . . uns aus ber Sefangenfcßaft gu befreien . . .
(Sr fclbft ift gefommen." ,
□ igitized by (^QOQ IC
SJtit einem bittet erßob ftd) SJtaria Jcoborotona oo(I=
ftiinbig non ihrem Säger.
„(Sr ift gefommen? . . . Seorg 3fenbranbt ift ba?"
Slüe SJtübigfeit . . . alle (Srfcßlaffung mar non ißr gc=
mid)en. Sic eilte 311 t $iir. 3ßre klugen fueßten for*
feßenb burd) bas fahle Stau. SJtit gierigen ^temjügen
30 g fte bic frifdje ftüßle in ißre S3ruft ein.
„Sein SBote! . . . 0er liegen!" fagte Wittßufen.
Sötaria breßte ftdj um unb feßaute ißren 'Jkiter fragenb
an.
„Wann fomntt er felbft?"
Sin freubiger Oblan# lag in ißren ‘SMugen. Sin leichtes
Slot bebeefte bie blaffen Wangen.
„‘iBalb, Hinb!... 33alb fommt er unb bringt uns ftnü 1
ßeit."
Sin 3rttern ging burd) SOlarias ©eftalt. Wittßufen
naßm fte in feinen $lrnt unb fiißrtc fte 3 U ißrem Säger
3 uritcf.
„ 3 uoicl bes ©uteix! S)htt, .^inb! . . . SOlut!"
W^oIfenbrud)artig ftrömte jeßt ber liegen ßerab. Sd)on
bilbetc ber gan 3 C $of eine einzige Sadjc. 3tnntcr biU
fterer, jeßt nid)t nteßr grau, fonbern faft fd)mar 3 ,
ballten fid) ntafftge Wolfen unb goffen ben fcßroereti
Stur 3 regen auf bas Sanb.
„O Sott, mas für ein Unmetter!"
„Sin Unmetter, bas uns bie Rettung ... bie ftnü*
ßeit bringt."
„ . . . Slann ein ^ölenfd) Sturm unb Wetter fenben,
mie er mill? Winb unb Wetter fd)icfeit? . . . (Erinnern
<5ic ftd), §err Wir fprad)cn auf ber ftaßrt oon
Orcnburg nad) ^ergßana bariiber. Ss mar ber ^unft,
an beut bic fünfte 3 ßres 5 reun ^ cs oerfagten."
„ 0 amals, ^räulein Farial"
„Unb ßcutc?"
„Unb ßcute ift cs . . . oielleicßt anbers."
Sine fur 3 e ^aufe bes 6 d)mcigens. Unterbrod)cn burd)
fd)merc 0 onnerfd)läge unb guefenbe ^Bliße. Snmittcn
ber ftrömenben liegengüffe tarn ein Semitter oon itner=
ßörter Störte 311 m ^lusbrud). Ss gab dJUnuten, in beneit
ein ^Bliß bent anbereit faft unmittelbar folgte, in benen
bas Sollen unb ©rollen nid)t 3 ttr 'Diuße tarn unb jebe
iRebe unmöglid) mar.
3n einer ^aufe bes Kobens ber Slementc fprari)
9)iaria.
„0as SBlatt in bent ^äefeßen trägt feine Unterfdjrift..
feinen kanten . . . finb Sic fo fteßer, baß es oon Sßrem
fjreunbe fommt?"
„Äein 3 ^^^!^ 5 r ^ulcin Sölaria."
„Warum ßat 3ßr 5 reun ^ feinen Planten itidßt baruntcr
gcfd)ricben?"
„Weil es nicht gut . . . nicht flug ift, bett tarnen 3fen*
branbt in bas Sanb ber Selben 31 t tragen . . . 9iid)t gut
für beit Präger ber "Botfd)aft . . . aud) nid)t gut für
bie, an bie bie 93otfd)aft gerießtet mürbe . . ."
Sin neuer 0onnerfd)lag unterbrad) feine 9tebe unb
ließ bas gan 3 e Sebäube bis in bic Srunbfeften er 3 ittern.
Srfcßrecft brängte ftd) SOftaria an ißren "Bater. 0ic flcinc
Stirqiun tarn micber in ben 9taum. 9krftört unb ßiife=
ö Original fren J
PRIINCETON UNIVERSITY
Sette 842;
® I e o 6 e
STCummct SS
fucßenb. ©as Unmctter fd)ien ben Weltuntergang cin-
guleiten.
3 cßt mar es gang bunfel in bem 3 i mm er. 9tur bie
'©li^e marfen burd) bie fleinen, f)od) unter bcr ©ecfc lic=
gcnben Jcnfter it)re jäl)en, bläulichen Sicflc^e.
Wellington Jo£ allein blieb ruhig unb äußerlich me=
nigftens unbcmegt. lieber gog er bie Uhr.
„3n>angig Minuten nad) Jünf."
Sn einer ‘ißaufe groifd)en gmei ©onnctfcßlägen Hangen
bie Worte burd) ben 9iaum.
©er Stegen begann jeßt milber gu fallen, Slus bem
Wolfcnbrucß mürbe ein einfadjer Sanbregen.
Sing bas Unmetter feinem Snbe entgegen? Sollte
ber 91 ufruhr ber Slemente cbenfo jäh gur 9Uil)e fommen,
mie er ausgebrod)en mar?
Seltener mürben bie ©onnerfd)läge, feltcner bie
guefenben 93liße. 9lber bic £>elligfcit im 9taume mürbe
nid)t geringer. 9lud) jefet nod) fiel Sicht burd) bie
Jenfter.
©er £>intmel felbft festen gu leuchten.
Wellington Jos lief bis an bie $oftiir. Sr ftreefte
bie £>änbe in bcn liegen unb gog [ic mit einem 9lufid)rei
guriief. Slochenbes Waffer mar lf)m barauf gefallen unb
hatte ihn oerbrüht.
Sr fel)rte in bas 3innncr ^urücf unb rieb fid) bie
fdjmcrgenbe öanb. Spürte babei, mie bic Wärme aud)
im 3 i™nier gunal)m.
9?ad) ber Sonnenglut bes £ages hatte ber erfte fd)mere
Wolfcnbrud) angenehme Fühlung gebracht. 3eßt be=
ganneit bic Jlutcn gu fteben unb gu fodjen.
Wellington Jog fah au f bic Uhr.
„halb fed)s!"
9)tit fdjncllcm Sriff löftc er bcn 9>erfd)luß ber £ubc,
fd)iittetc ben ganzen Snljalt in ben Stntg, marf aud) bie
Sube nebft ©ecfel hinein. Srat bann mieber gu ben Witt*
l)ufens.
Ss mar jeßt fyU im Spinner. Wie Jener leuchtete ber
Simmel burd).bie Jenfter. Someit bas Firmament burd)
bie fleinen Öffnungen gu überfein mar, fd)ien es in
Slammen gu ftel)en.
9tod) einmal magte Wellington Jot; ben S>ang bis gur
Softiir. Sd)on auf bem Jlur oom 3tnuner bis gum $ofc
fd)lug if)m briiefenbe Sitje entgegen.
©ann ftanb er einen 9lugenblicf an ber geöffneten $ür
unb fal) ... mie aus bem Waffertegcn ein Jeuerregen
gemorben mar.
9tid)t mel)r Waffertropfcn . . . aud) nid)t mcl)r fod)en=
bes Waffcr ... bas !lare Jeuer fiel in 9iegenform oom
Simmel l)erab. Soldjcn 9lnblicf mod)ten bie 93cmol)ner
Pompejis gehabt hüben, als bcr SBefuo ihre Stabt begrub.
Sold)en 9lnblicf bie 93emol)ner oon Sobom unb S>o-
morra, als ihre Stabte im Sd)mcfclregen gugrunbe gingen.
©ie brennenbe hifcc trieb ‘Wellington Jo£ ^uritef. Sr
fd)lug bie fdjmcre 93 ohlentür hinter fid) gu unb eilte über
bcn Jlur toieber in bas 3immer.
Srfrifdjcnbe Stühle umfing ifjn hier. Sr bliefte nad)
bem Sifcf).
Wo er oor turpem nod) bcn Strug gefcl)cn hatte, lag
jeßt ein gemaltiger nraffioer Sisblocf. Sraue 9tebcl um*
mailten ihn, liefen über bic £ifd)plattc, fielen fd)mcr gu
93oben unb mogten burd) bas 3i nune r, um an ben Wän*
bcn langfam eniporguftcigen. 9?ebel, bic eine l)erbe Stätte
burd) ben ganzen 9taum uerbreiteten.
Wellington Jos gcbad)te bes Sagcs, an bem er Seorg
Sfenbranbt oor einem äljnlidjcn ^roftblocf in Wiernp
engetroffen fjatte^Sr bachtc- an bic Srflärung 3fcn=
Digitized by (jOOölC
branbts bantals, baß hier nid)t nur bas Waffcr, fonbern
bie 2uft felbft gefriert, ©aß Weltraumfälte oon biefer
Stelle ausging . . . unb er begann bcn ^ßlan bes
bes j$u begreifen, ©a braußen tobte bie Wut bes ©pno*
tl)erms, ließ Jener oom Simmel fallen unb oernid)tete
alles ßeben, fouicit es in ben Ruinen oorf)anben mar.
Sier brinnen bei if)ncn in biefem flcincn ^Raunte arbeitete
bic 93iad)t bes 9lntibi)notf>erms ber CSlut entgegen unb
fcfjitßte ihr ßeben.
Sr trat an bic Jenftermanb unb berührte fie. Sie mar
brennenb heiß. $on außen t)er brang bic Slut burd)
bic ftarfen dauern, bis fie l)ier burd) bie Jroftfdreier
gebrod)en mürbe.
93lit munberbarer genau abgemeffener S>enauigfeit
ooll^og fid) bas Spiel unb Scgcnfpicl ber 9 äefenträftc
unb ließ in ber brennenben unb oergliibenbcn Ruinen*
(labt l)ier allein einen Ort, an bem bas ßcben bauern
unb ben allgemeinen Untergang übcrftel)en fonnte.
93iit Staunen unb Srauen faben bie Singefd)loffenen
bas furd)tbare Sd)aufpict. 3l)tc Sippen maren längft
oerftummt. 9lud) bem fonft nie um Worte oerlegenen
Jojq fehlte bie Sprad)e.
öätte bas SBlatt mit 3fcnbranbts Worten nidßt oor
ihnen gelegen, fie f)ättcn geglaubt, ber jiingfte Za$ brädje
t)ercin.
Sie faßen unb fat)cn mie gelähmt bas Jurdjtbare fid)
ooll^iel)en.
Wann mürbe cs enben.
llnabläffig fiel bas Jener bis es nad) langer
3 cit fd)mäd)er mürbe.
9iur nod) matt glänzten jeßt bie Jenfteröffnungen.
S>an^ allmäßlid) ging bort ber gelbe Sd)immer in einen
grünlichen über, tiefer mürbe bas Srün unb fpielte ins
^LMau hinüber.
Sine 9 $iertelftunbc . . . unb bann nod) eine.
Sin S>cräufd) fd)rcdftc fie aus il)rer Srftarrung empor.
Sin staffeln an ber 9lußentiir. Sin foltern, als ob
fie in Krümmern ^ufammenftiir^te.
©ann Sd)rittc auf bem Jlur.
©ic ^iir ^ura 3 i mill ^r mürbe aufgeriffen. 9lotgolben
flutete bas £id)t ber 9lbcnbfonne in ben 9taum. 93 or
ißnen ftanb S>corg 3fenbranbt.
„hurra! S^ercttet!" fd)ric Wellington Jo£.
SCRit erhobenen Firmen eilte Sßeobor Witthufen auf
bcn fetter gu.
©od) ber fah fic beibc nicht. Seine klugen maren auf
90taria gerid)tet, bie jeßt mie unter einem inneren 3 u>angc
auf ißn gufeßritt.
3h^e hänbe oerfd)langen fid). 3h^ 33Iicfc oerfenften
fid) fcfunbenlang ineinanber.
„9)Iaria! . . . ;/
„Scorgl . , /'
* . *
*
9)ir. Saroin ftreiftc nad>ben!lich bie 9lfdje oon feiner
3igarre. Sein 93licf glitt über bic 9Ibl)änge bes 9Ratteo*
ftoefs unb bic blaue Jlut bes Stillen Ogcans, um bann
an ber S>eftalt oon Wellington Jo£ l) a ßcn gu bleiben,
beffen profil fid) fd>arf gegen ben agurfarbenen §immcl
abl)ob.
9lnbers als bamals in Wicrnt) blidte Jrancis Saroin
heute auf ben Sournaliften, ber in Iäffiger Haltung auf
ber fdjmalcn 93aluftrabe faß unb oergniigt mit bcn
deinen fd)lcn!ertc, als hätte er eben irgenbeine Gelang*
lofigtcit gum beften gegeben. Sd)on bcr gute Junior,
mit bem J 05 feine Abenteuer in ilrga unb $?araforum
crgäßltc, h^tte bem füßlen Sefchäftsmann gefallen. Sin
PRIiNCETON UNIVERSITY
Kummer 88
^ I e o (b
Seite 843
Mann, ber mit folgern Sleicgmut oon fd)rocrftcn 2cbens»
gefahren fprad), muffte bod) etmas anbercs fein, als Sar*
oin bet betn erften §ören non beffen tarnen gefürd)tet
Tratte.
„Unb niemanb gat auger 3gnen beizeiten bic fegmere
Sefagr ernannt unb entbeeft, bic unfer 2 anb bebrogt?"
„fteine Seele! id) bem Mcifter unferes Weigen
Orbens gier in Srisfo bie nötigen Mitteilungen maegen
molltc, feierten fte gerabe bas goge $eft bes §oUunber*
marfs . .
Saroin fegaute ign fragenb an.
,/3Bas? . . . Was ift bas?"
„9ßas bas ift, Mr. Ooaroin. (Ein $umbug in 9tein=
!ulhtr, ber aber non ber an ftd) guten unb gefunben
Organifation niegt ju trennen ift. 3>er Meifter gatte
gerabe bie 3«emonie beenbet, als icg ign um eine Unter»
rebung bat.
3 cg gäbe feiten ein fo erftauntes Seficgt gef egen, mic
bas non . . . parbon, icg barf 3gnen ben tarnen nid)t
nennen, ba Sie
niegt Mitglieb
ftnb . . . (Ein fo
erftauntes Seficgt
bei einem Manne,
ber bod) fonft als
!luger unb euer*
gifeger Spolitifcr
befannt ift."
Saroin Iacgte.
„Unb meiter?"
„3dj mugte es
bemunbern, rnie
fcgnell unb riegtig
er bann aber bie
6 ad>e anfagte
unb feine Mag*
nagmen traf, 3)a
mar es im^lugen*
bltcf mit all bem
fomif egen 9Sei*
mer! aus."
„Würben 6 ie
ni(gt baraufgin
um brei^egn unb einen galben (Srab gtnauf beförbert?"
„Stopp, Sir! Wenn Sie geut in fed)s Wod)en noeg ftnb,
mas Sie geute ftnb, merben Sic es nid)t in Iegter 2inie
bem Weigen Orben unb feinen $olIunbermännern oer*
banfen. Wer unferen Orben mit ben alten £u=$lus*
£lan* 2 euten oor gunbertfünf^ig 3 ogren oermcd)felt, ber
befinbet ftd) in einem ferneren 3 ^rtum. 3)ie Carole:
„iReingaltung ber roeigen SHaffe" ift biefelbe geblieben,
^lucg oicle oon ben mittelalterlid) anmutenben Se*
bräud)en unb 3 cremonien gaben ftd) noeg ergalten. 9lber
ber (Seift ift ein gan$ anberer gemorben . . . unb anberc
SBegc ocrfolgt er 31 t feinem 3n ben fommenöen
Wocgen mirb er bic {Jeuerprobe beftegen . . ."
Saroin miegte in leifem 93ebcnfen bas meigbufd)ige
£aupt.
„ 3 cg bc^meifle bie 9iid)tigfeit 3 gtcr Mitteilungen niegt,
lieber {J 05 . 0od) möd)tc es mir fd)einen, als ob Sic bie
(Sefagr boeg als 3 U grog anfegen . . ."
Wellington {Joj beutete mit ber £>anb auf bie blaue
Stufte.
„Meine 9lnfid)t ift bie, Mr. (Saroin, bag cs fteg emp*
feglen bürfte, 3 g*e 3 acgt fagrbereit Sag unb 9tad)t gier
benn, bag 3 gte 2 iebe ju §elen nid)t fo grog märe, als
meine . . ."
„Was ift mit $elcn? . . . Was foll ipelen? . . ."
Mit einem Sprunge mar £>clen über ben Marmor»
hoben gin auf bie beiben flugeeilt. {Jo£ glaubte, fte molle
igm um ben §als fallen, füglte fteg aber mit einem energi*
fegen 9\ud nad) oorn gezogen, bag er beinage mit ber
9tofe ben 93 oben berügrte. (Ein fräftiger ft'laps oon §eleits
Heiner öanb bemies igm no<g näger, bag er mit feiner
erften Vermutung im 3 rrtum gemefen mar.
„Wellington! . . . Was bift bu für ein fiircgterlicgcr
Menfcg! . . . £>u figt ba auf ber 93aluftrabe mie in einem
Stlubfeffel, mägrenb es ginter bir fünfzig Meter in bic
Siefe gegt. Unb bu, Spa, fiegft bas mit an?! . .
5)er alte (Saroin fd)mun^elte.
,,3d) gälte Mr. {Jos für oiel 3 U Hug, um gier l>erunter*
3 ufaUen . . . Unb menn er's täte, mürbe es igm magr*
fd)einlicg aud) nid)ts fegaben."
„?al . . Hang es oormurfsooll aus §clens Munb.
„S)u bift gäglid)!
Wie tannft bu fo
etmas fagen. 3 d)
meine, bu foütcft
boeg jegt anbers
über Wellington
benfen."
„Sue id) aud),
meinliebes£inb!
Meine £>ocgacg»
tung ift, bas ge»
ftege id) offen,
immer megr ge*
ftiegen, je länger
id) ign fennc.
3 egt bin icgfd)on
beinagc fo meit,
bag id) aud) bas
groge (Sefd)äft,
bas er mir ba*
mals in 9lusfid)t
ftcllte, nid)t megr
Kunstverlag August Scherl 0. m. b. H., Berlin.
„Pflügender Bauer“, Radierung von Erhardt Erdmann
für eine {Jata
•btorgana gälte."
(Einen Slug für
unten 3 u 3 gter ükjfügung Iie^cfi
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^enugung Ite^en 3:
Gougle
3 U gaben ... (Es fei
„Og, mic freue itg mid) bar über, ^3a!
bid) unb 3 mei für Wellington!"
„§elen! Cbib beinern iBater aud) nod) ben 3 meiten unb
bitte aud) bu ign, bas 31 t tun, um bas icg ign gebeten
gäbe."
„Was mar bas?"
„9Ud)ts für bid), Heine §elen!"
„Og, fegon Segeimniffe oor mir? Slber §elen ift nid)t
neugierig.- *?>a! S)u mirft es tun, um mas Wellington
bieg bat."
,, 3 d) roerbe es tun!"
§elen fiel igrem ^ater um ben £>als.
„ 2 icbfter, befter ^3a! 0 afiir befommft bu nod) 3 mci
Slüffe."
*
3n ber 9lcbaftionsftube bes Jrtsco 93lac! §eralb fag
bas fd>roar 3 gelbc Mifcgblut, ber 9\ebafteur 3ognfon, in
einem oon ben Motten reid)licg angefreffenen ^olfter*
ftugl. 3gm gegenüber ftanb (EoIIin (Eameron, ber es oer*
fd)mägte, fid) ber 3 tocitcn ägnlid) üblen Siggelcgengeit
3 U bebienen.
„Sut, bag Sie fommen, Mr. (Eameron! §ie Arbeit
in ben legten Wod)en mar fiircgteT.pd^. Sic gat oiel
PRI1NCETON UNIVERSITY
SeUTTii
® i c ^ d d) C
9?ummcr 38
Seßmeiß geduftet . . ." (Er fußr fid) mit einem außer*
gemößnlid) fdjmierigcn CEafdjcntud) über bie naffe 6tirn
. . . „Hub (Selb . . . oiel Coelb . . ."
0abei marf 3ttr. Soßnfon eine fdgabßafte ®ricftafcf>e
auf ben £ifd), ber bie abfolute £eere aus allen £öcßern
gäßnte.
„Sdjon gut!"
(Eoüin (Eameron gog ein Sdjccfbudj aus ber £afd)C,
riß ein Formular heraus, füllte es mit einer ßoßen
Summe aus unb legte es t>or fid) ßin.
„Berid)ten Sie! Bber oermciben Sie jebe . . . aud)
bie fleinftc Unricßtigfeit."
Blr. Soßnfon oerrenfte fidj faft bie klugen, um bie
Summe auf bem Sd)ecf gu lefen. 0ocß ocrgeblicß. ÜNit
einem Scufger lernte er fid) in fein Stußlmracf guriicf.
„0as Programm, bas mir bei Syrern leßten Befuri)
auffteüten, ift erfüllt, 9lud) bie früßrer . . . Smitß uon
beit Blortonmerfen, Beffcls neun öafen unb Bauen) finb
gemonnen . . . mar feßr foftfpielig . . . fcl)r foftfpielig."
/ ,‘2öirb 3ßr Bnßang biefen Jyüßrern aud) unter oer*
iinberten limftänben folgen?"
„01) . . . menn Smitß, Beffels unb Bauen) rufen,
bleibt feiner guriicf. 0cneu folgt bas ^3olt burd)s fteuer."
„0ic Waffen?"
„Unferc Säger finb gefüllt . . . fönnen jebergeit auf
bie SBe^irfe oertcilt merben. 0as öafenoolf befiijt fd)on
genügenb Baffen."
„3ft mas oom 'Beißen Orben gu fiirdjten?"
(Ein Cbrinfen uergerrte bas Coeftdjt 3oI)nfons.
„0er Beiße Orben? . . . 0er feiert feine ftefte . . .
Sein Blarf'ift nießt fefter als bas bes öolJunbers, feines
Bappenbaumcs ... (Er rnirb mie afle anberen über*
rumpelt merben."
„0er '$lan für ben 6. 3uli ftel)t feft. (Erftes $\d ift
ifiob £>ill. 0as locft aud) bas meiße Cbefinbel . . . binbet
Blilitär unb ^3oli^ci . . .
0ie $auptmaffe bcmäd)tigt fid) mäßrenbbeffen ber
5ffentlict)en (E>ebäube unb ber glugftation. Sie haben
bie Siftc ber prominenten Seute, bie fofort als (Geißeln
gefangengufeßen fmb."
3oI)nfon niefte guftimmenb.
„Bo Biberftanb geleiftet mirb, fein 3 ö gern unb feine
Schonung!"
„Allright, Sir! . '." 3oI)nfon zögerte einen Bto=
ment. . . . „Bie ift’s mit ben Sd)iffcn unb Jyluggeugen,
Bfr. (Eameron?"
„Sic fennen bie £aftif. 3nuner meiße Coefangcne unter
bie Trupps nehmen! 0ann mirb man nid)t mögen, gu
fd)ießen."
„Allright, Sir!"
„3ft fonft nod) etmas?"
„3a, OTr. (Eameron."
„Bas benn?"
„0as Coelb!"
(Eoüin (Eameron beutete auf ben oor ißnt fiegenbeu
5d)ed unb griff tiad) feinem öut.
„6icr, 9Jtr. Soßnfon! 3d) gel)e nad) Souifiana. Bor
bem Baßltag bin id) nod) einmal I)ier."
Ol)ne (£>ruß oerließ er bas ftimmer. Bod) eße fid) bie
Sür gefcßloffcn ßatte, fd)oß Soßnfon auf ben Sd>ecf gu.
vOiit gierigen klugen überflog er bie Summe. (Eine ge*
miffe (Enttäufd)ung malte fid) auf feinem ©efidit.
Blr. 3ol)nfon ßatte bie fefte Überzeugung, baß fein
B»rfcn beffer gu beloßnen fei. 3unnerl)in fdiob er bas
Rapier befriebigt in bie S13rieftafd}e unb fd)miebete babei
oufunftspläne.
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Gougle
„Bfit bem übrigen gibt es eine l)iibfd)c runbe Summe,
bie langt, um ben SBlacf $eralb gu taufen . . . menn bie;
Affäre oorbei ift."
Bur ber Coebanfe, baß (Eoüin (Eameron an berfelben
Affäre mal)rfd)einlid) oicl, oiel meßr oerbiente als er,
bebriiefte Bk. 3oßnfons fonft fo meites (öemiffen.
. *
0ie Baßlfampagne um ben Cöouoerneurpoften oort
Suifiana mar feit Bod)cn im Coange. 3c näßer ber
Baßltag fam, befto erregter mürbe bie Stimmung, fließt
nur ßier, fonbern in allen Staaten ber Union.
(Eine entfdjcibenbe mußte bei biefer Baßl gum
Bustrüg fommen. (Es ßanbelte fuß biesmal nid)t einfaeß
barum, ob biefer ober jener Stanbibat bas Bmt bes
Cooitoerneurs erßalten füllte. 0ic 5 ra 9 e bie . . .
Biirbe ein fd)marger Bürger ber Union bas ßöcßfte Bmt
eines (Eingelftaates erßalten unb aud) ausiiben fönnen?
Bor breißig 3aßren ßatten Kongreß unb Senat bie
ftarf umfämpfte 3efferfon=BiU burd)gebracßt, bie ben 3en=-
tralparlamenten ber Union bas Beftätigungsred)t für bie-
Obouuerneurspoften ber eingelnen Staaten oerließ. (Es:
mar ein mid)tiger Scßritt auf bem Bege oom ftöberatio*
gum 3entralftaat gemefen. 0ie BiU gab ben 3 c ntraf*
Parlamenten bas Bed)t, Baßlen gu beanftanben, gegen
bie ein mcfentlid)es Staatsintereffe geltenb gemadjt
merben fonnte.
0ie näcßftliegenbe ffrage mar bie: Biirbe ber feßmarge-
Hanbibat 3ofuaß korben bie Stimmcnmeßrßeit erßalten?'
0as ftanb auf bes Keffers Sdjneibe. 0ie 3 a ßl ^cr
meißen unb fdjmargen Stimmbered)tigten bes Staates
mar faft genau gieieß. Jyür Parteien mußte es
barum geßen, ben leigten SÜlann an bie Baßlurne gu
bringen. (Ein ungemößnlid) fdjarfer Baßlfampf mußte
fid) baßer mit Sidjerßeit entmicfeln.
Sd)on jelgt arbeiteten bie Parteien mit $od)brucf. 3unt
erftenmal in ber (öefd)id)tc ber Union mar bie ßofuitg;
Sie rneiß, ßie feßmarg!
^ln fidj märe bas oorausfid)tlid)e (Ergebnis ber Baßl
aus ben 3 a ßlenoerßältniffen ber beiben Waffen in
ßuifiana abgulefen gemefen. '^Ibcr es blieb bie grotle
iöienge bes SJlifcßblutes aller Oorabe. ^lußerbcm bie
^Ingeßörigcn ber gelben 91 affe unb ißre SOUfcßlinge. 0iefe
reeßt bebeutenbe 93lenge bilbete bas Objeft für bie “iBe*
arbeitung oon beiben Seiten. Sie fonnte unter ben
obmaltcnben 'Berßältniffen ben 9lusfd)lag geben.
0ie ^ropaganba ber Beißen unb ber Sdjmargerc
arbeitete mit riefenßaften Summen. Seitbem bie
Hatnpagne begonnen ßatte, mar mand)es half cast nod>
nießt niid)tcrn . . . unb immer nod) nid)t flar baritber
gemorben, ob es meiß ober fdjmarg mäßlen mürbe. 3m
SBemußtfein ißrer plößließen politifeßen Bicßtigfeit geigten
biefe 9)Ufd)linge eine Iacßerlid)e Anmaßung. 9lber bie
Parteien naßmen alles mit in Häuf. 0od) maneßec
Beiße, ber bas unoerfd)ämte 'Betragen faß, gcbad)te
moßl bes Sprid)mortes, baß Cbott bie Beißen unb bic
Sd)margen, aber ber Teufel bas Btifdjblut gcfd)affen
ßabe.
3n 9iero Orleans, ber §>auptftabt bes Staates, tobte
ber Stampf am ßcftigften. Jäglid) bemegten fieß große
3iige ber Parteien burd) bie ipauptftraßc. 9ln ber Spiße
gcmößnlid) als Brunfftücf unb Beuermerbung ein Srupp
Biifcßlinge. (Es gab amüfante baß mand)er ant
Bormittag bei ber einen unb am 9iad)mittag bei ber
anberen Partei prätenbierte.
Fortsetzung^
PRINCETON UNIVERSITY
9hnnmer 38 _ <D i c OB o cb t Seite 845
DAS PHANTASTISCHE IN DER MODERNEN GRAPHIK
Kunstverlag August Scherl ü. rn. b. 11., Berlin,
, ; Der Schatzgräber“, Radierung von Max Schenke
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PR1NCETON UNtVERSITY
Seite 846
® i c ® o A «
Stummer 38
< 23erltner 55ettelmufifa*nten'
Sechs photographische Aufnahmen aus dem Großstadtleben unserer Zeit
tr haben alle einft auf ©affen unb §öfen geftanben unb
in anbud)tigem ©enug gelaufdjt, menn bie ©tragen»
muftfanten cuffpielten. 9XIs mir nod) J^inber maren, bamals
in ber guten, alten 3*it. 9Bir Ratten alle liebe, gute SJtiitter,
unb fte hatten alle biete Portemonnaies, bie fo oerfüljrerifd)
nad) Leber unb nad) ©elb rodjen. Sie maren alle aurücf.
haltenb gegen unfere
S&rfdjmenbungsfudjt,
bie nad) günfern unb
3et)nem trad)tete,unb
fte hatten bod) alle
blante Stupfer- unb
Sticfelftücte für Pettler
unb SJhrfttanten.
Sefottbers frei¬
gebig für bie 9Rufi.
tonten, ©ie gehörten
äu unferen ftänbigen
Lieferanten. SleÜien
fid) aur gemohnten
Stunbe ein unb be¬
tamen ifjren Lohn für
ihre Arbeit. Unbeine
fdjmerc Arbeit mar
cs, oon $of au $of,
oon ©affe ju ©affe
au Riehen mit bem
ferneren Leiertaften
ober mic ber famofe
„ftapeUeitmaun* gar
noch mit bem ganzen
Stummer 33
0 i c ^ o cb e
Seite 847
Schlagzeug behängt. 9tun, cs mar
ihr Peruf, fic mären felbftänbig,
niemattb tat ihnen ctmas, unö
nenn fte einen SBanbergemerbe-
f<f)citt batten, refpettierte fte fogar
bie Polizei. 9öir hob™ He nie als
Bettler angefehen, mettn mir ihnen
ibr „Honorar* aus ber Plutter
Portemonnaie bringen burften, fau«
berlirf) in ßeitungspapicr gemidelt,
bas man bamals nod) nid)t tilo-
meife oertaufte. ©antt tarn auf
bie gute, alte 3 eit unferer ftinber--
jabre eine neue, mit Phonographen
unb Placieren in jeber 5Bol)nung.
©ic £>ausmirte brachten tafeln an,
auf benen bas SJlupsiercn im
£ofe oerboten mürbe, unb ber por¬
tier ber mobcrneit ©rofjftabtf)äufer
oertrieb ben ßeiermann aus bem
parabiefe unierer 3 ugenb. 331 and)
ber großen Pettlerjunft, bie bie 9tachtriegszeit ent-
fteben ließ. Sie gehören nicht mit Harmonium unb
töeige, mit felbftgefertigten Streid)inftrumentcn unb mit
ber ©rehorgel auf bie $auplftraf}en, roo ihnen falfcf)
angebrachtes 9Jlitleib in menigen Stunben Summen
znträgt, bie mand)er Jamilienoater in fd)merfter ©ages»
arbeit nicht oerbient. ©ie (öriinen finb i neu nid)t grün
unb biben eine rafd)e §unb. 9lber zumcileit hoben fte
ciud) Peffcres ^u tun. ©amt tönen hier Shimmgflänge,
bort bas SJargo, gleid) oon jmei SOiauu bem p. t. PublU
tum oorgetragen. Ober einer oerfichert auf feinem
3 nftrumcnt: 5öir fahren jeßt uad) 2 iUiputl unb in-
touiert bann uedifd): „3o meint bas ber Petrus müßte \ d
SUch, her Petrus rneiß nichts. (fr rneiß ja gar nicht,
mic es uns geht. Unb ihm märe es glcid)gültig, ob
mir mch ßiöiput fahren unb bort im ftingerhut
fdjlcfcn, ober ob man uns nad) (Sapettne fd)idt, mo
)ür Jyeonlrcid) ber Pfeffer mäd)ft. C. Rh — .
einer mußte feine ©rehorgel oerfaufen. ©0 er mit
feinem Saften nid)t erfd)eiueu burfte, faub er 3ntritt
als „armer tteifenber". 60 gab er feinen ehrlidieu
Peruf auf unb mürbe SBcttlcr. 9iun ift jene neue
3 eit uns aud) fd)on eine gute, alte gerooibeu —
bie gute, alte 3 ^it oor zehn 3 of)ren. Sttpfer-- unb
9 iidelftüde finb oerfdjmunben, liebe, alte gütige
SDhittcr, mir hoben gelernt, ©aufenbmarlfdjeiitc
bünbelmcife ausjugeben, unb finb bod) teilte
Perfdjmenbcr. Silber* unb (fmlbntarl, bie iu
eurer §>anb zum 3 ail bcrmittel mürben, finb
abgelöft burd) (£>elbfd)citie mit Phllioncnbeträgeu,
bie für uns nid)ts mehr bebeuten. 9lber ihr, SOliittcr,
aus oergaitgcncr 3 f d, merbet nie ganz oerlernen,
biefen 9 hefeufummeu einen 9 icipett 31 t geigen, bie
ein Permögeu maren, bas ihr in euren beften 3e'iten
nicht einmal 31 t erträumen magtet. 3 hr left faffitttgs--
loo: ba l)ot men 150 SJiillionen bei einem Pettler
gefuitbcn. 3 hr fcht unb fd)iittclt ben alten, miibcu
Sopf, baß beit Straßcumufitanteu oon heute 3<d)n-
tav.fcubcr unb größere Sdicine zuftiegen. SJiitglieber
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PRINCETON UNIVERS1TY
Seite 848
9 ! c *50 o dh c
Kummer 38
Ein tibetanisches Rasthaus
©er -Sperrfeuer be$ verbotenen £anbe$
€ f n 33 e f tt di beim £> a 1 a t £ ain <1 in £ b a f a
CV^>ur feiten gelingt es einem europciifehen
< l SReifenben, in0ibeteinzubriugen,betin
biefes fonberbare, auf bem Hochplateau
ber inuerafiatifchen (öebirge gelegene
Üanb fdjlie&t fid) hermetifd) gegen
bie Umwelt ab. Buch din=
geborene anberer ücinber, toic
b B. 3nber, Buthanefen unb
Bepalefen biirfen nicht nad)
Sibet hinein. Bur bie (£iit--
geboreneit bes Staates
Siftim am Himalaja, bie
tibetanifchen Urfprungs
finb unb erft in neuerer
Reit in bas Staub Sittim
einwanberten, werben von
beit Sibetaitcrit als Stanbs=
Ieute anertaunt unb fön»
neu baher tiad) Belieben
im Staube umhetreifen.
0iefe $Röglid)teit hot fid)
e ; n eitglifd)er Jorfdjer, ber
Stanboner Univerfitäts»
lehrer 0r. 9BiUiam Sülc
Coovern, zunutze gemad)t.
(£r hielt fid) einige Rett
in Sittim auf, lernte, vor»
bereitet bitrd) Kenntnis bes
(Shinefifcheu unb 3opanifchcn,
bie Staitbesfprad)e, tuad)te fid) mit
beit Staubesfttteu bis ins tleiuftc
vertraut itub wanberte, von einigen
eingeborenen Sittimefen begleitet, als
geioöhnlid)er Staftenfuli nach Sibet. 0ic
Hcmt mit 3obtinttur unb Btaluujifaft braun
gefärbt bie verrrterifch hellblauen klugen
Der Dalai Lama von Tibet
mit Ritroucnfaft gebeizt unb mit Ceim bc»
fchmiert, mit einer buntlen Brille ntas»
tiert, fdunutjig unb oerlauft rnie ein
ed)ter Sibetanerfuli, tarn er glüeflid)
in S^hafa an. 0iefe Stabt (aud)
Siboffa gefdiriebeit) ift als Sit)
bes 0alai Stama bie eigentliche
Hauptftabt bes Staubes. 0a*
neben gibt es noch eine
zweite Befibettz, Schigatfe,
in ber ebenfalls ein wich¬
tiger Stama (S^rieftcr) unb
Bbt eines bebeutenben
ftlofters herrfcht, ber ooit
vielen Sibetanem fogar
als ber eigentliche ftir»
djenfiirft angefehen wirb.
0a aber ber 0alai Stama
auch bie politifche Btacht
ausiibt, ift er ber Herr-
fdjer bes Staubes, etwa
wie früher bie ^cipfte in
Born bie höchfte tirdjliche
Beacht unb gleichzeitig bie
Herrfchaft über beitRird)Cit*
ftaat ausübten.
0er englifche Sorfcher, ber
fid) in Styafa feiner Berfleibung
entlebigte, waubte fid) an einen
fortfd)rittfreunblid)enBtinifter, beit
bie Onntft bes Sdjicffal^ vom ein*
fadien Bauernjungen zum Bertrauten
bes 0alai Stama hotte emporfteigm Iaffeit.
Hub biefer Staatsjetretcir ober tibetanifch
Shi.pc (wörtlid) „Statosfufj") vermittelte ihm
mehrere Bubienzen beim 0alai Stantr- 0r. 3Jtc
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PR1NCETON UNIV
wcd citV
Kummer 38
(Die *2ß o cb c
Seite 849
Teulelstanz
der Lamapricster
in einem embeten menfcf)lid)en Söcfen wicbergcboren
Tie ^riefter bes $offtaates ftclicn feft, mer biefes Talai
£ama geworbene $Befen ift; mand)mal gibt ber fter*
benbe Talai i?ama funb, baß er in biefer ober jener
gamilie ober in einer beftinnnten ^rooin^ bes Raubes
wieberaufcrftchcu wirb — bas erleid)tcrt bann bie 3öat)L
(Sin 3nbrl)iinbcrt lang finb bie Talai Hainas mit
großer Sdinelligfeit „wicbergcboren" worben ober mit
anberen Porten: fobalb bie Sinaben, bie flum Talai
Cama erwählt würben, fid) bem iltanuesaltcr näherten,
fürchtete bie ^riefteruingebuug ihren (Einfluß 311 ucr--
liercn unb befeitigte bie nngliidlidjen <poI)epricftcr.
(Srft ber je^xge Talai £ama, ber im ©egenfat} au feinen
Vorgängern nicht einer oornehmen JyrtwWe bes Sanbes,
fonbern einfadieu Vanern entflammt, hat es uerftanben,
am Sieben unb an ber Jperrfchaft 31 t bleiben. 9111er
Tibetanische Jugend vor dem Kurbclkastcn
Rechts: Masken für den Teufelstanz
(Tonern befdjreibt ben Talai lfama r.ls
einen mittelgroßen, in einfache JJtöndjs^
trad)t gefleibeten Sftann, beffcit ganzes
5Öefen große geiftige Vuhc unb Über*
legenheit ansbriidt. Ter Talai ßanta lebt
ehelos unb genießt weber ©ein nod) Ta--
baf — Vorfchriften, bie awar ber ganzen
Vricftertafte in Tibet auferlegt finb, aber
burchuus nicht immer fo ftreug gehalten
werben, (fr betrachtet fid), wie es and)
ber ©laubc bes Raubes lehrt, als „Veiit--
faniattou" bie ©iebcrfleifchwerbintg bes
Cöottes Vubbha unb glaubt feft an feine
göttlid)e Seubuug. Das binbert ihn aber
nid)t, politifd) tlug unb gefd)idt bas L'anb
jiu leiten. Ta ber Talai l'ama bie VJieber-
erftehung eines ©ottes ift, fo taun er
aud) nicht im gewöhulidieu Sinne fterben;
feine Seele wirb halb nad) feinem Tobe
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Original frörri
PRINCETON UNIVERSITY
Seite 850
i c 'JBod)?
Kummer 38
bings übt er audj
bie nötige Sorfid)t
aus, er ift mit
einer ftarfen fieib.
mache umgeben unb
nimmt nie SRafjrang
au fid), bie fein£of--
ftnat nicht in feiner,
©egenmart nortjer
gefoftet t)at.
0er politifd)e©e--
gcnfpieler ift bie
ftirebenpartei, ber
aunäcbft alle mid>
tigeren- Sßrieftcr=
unb ^löfteräbte an-
geboren unb bie
englanbfeinblid)
unbd)incfenfreunb--
Iid) ftnb. x
9lucb ber eng*
Iifcbe Jorfcber ® r *
SOtc ©ooern bclam
auerftbenjrcmben--
bag ber Stöncbe au
fühlen; gerabe als
er in Cbafa cintraf,
Das Justizgebäude in Lhasa
©efebrei unb eini-
genSteinmürfen be«
menben. 0er eng.
lifcbcgorfcbcrfcbeint
bie Scd)c übrigens
aiemlicb fühl ge--
nommen au haben,
beim er mifdjtc Heb
unbemerkt in feiner
$hiIi*Serfleibung
unter bie SJienge,
bie uor feinem tpaufe
bcinonftrierte. unb
marf, um bie Sache
gana ed)tau machen,
einige Steine gegen
fein eigenes Softer.
0abei traf er ein
ftenfter, toobei bas
in S*bofc febr loft»
bare ©las in Stüde
ging. 9lad)bem bie
Aufregung besten*
jabrsfeftes oorbei
mar, betam er bie
(Erlaubnis, fid) frei
in öbofa *u be»
mar bort bie geier
bcs tibetauifd)en 9ieujabrsfeftes. 0ie öffentliche ©emalt mar
für biefe brei üöoeben lange geier an bie Siöncbe übergegangen,
unb es gab einige frembenfeinbliche 0emonftrationen oor feiner
38ol)uung, bis fich bie Soltsftimmung beruhigte. Siel trug
auch baau ber Schuh bei, ben ber fortfdjrittliche Sbape Sfarong
ihm angebeiben lieg, unb ba biefer Staatsfefretär bie Gruppen
in ber ©emalt hotte, lieg es ber Spöbel oon übofa bei feinblicbem
megen unb ein»
gebenbe gorfebungen über bas 3öefen bea 0alai Öamatums
unb über Sitten unb ©ebräuebe bes Raubes anauftellm. (Er
burfte fogar photographieren unb einen gilrn aufnebmen, ber
bemnöchft oorausfiebtneb auch in 0eutfcbIanb gezeigt merbeu
mirb. Slud) bie bi*t beigegebenen Silber finb oon 0r. 30lc
©ooern perfönlid) in Sibet gemad)*. M. P.
Schluß des redaktionellen Teils
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Original fram
PRINCETON UNiVERSITY
Hummer 39
|
1
1
Hcrliit, ^eit 29. Sreptember 1923
2~u 3atyraana
©elbfd^eine u n b © d) e t n g e 1 b
6ircif(id)fcr aus ber 2Bcffgefd>id)<e beet papiergelbeö * 55on Dberregierungtfrat ©r.«3ng. ^lifolaue
i < 21'bbilbungen a u $ ben 6ammlun§en b e $ 23 c r f a | | e r $
ilflos, rote ein Sdjiff ohne Steuer in rafenber Strö*
mung, treibt £)eutfd)lanb auf ber unheimlich an=
fd)roellenbcn ^apiergelbflut bem — Snbe gu. 9Bas
9Bunber, roenn bie unglitcflid)en SDiitreifenben, ba bem
feljenben ^uge fid) fein rettenber 5 e ^P un ^ bietet, aller=
l)anb gutgemeinte SRettungsoorfchläge rnadjen, um lic
tolle Jyahrt gu bremfen. ‘Sftir biirfen nid)t glauben, bie
erften gu fein, bie an bem Ungliicf ber ^sapiergelbroirt=
fdjaft leiben. Sd)on feit taufenb 3at)ren oollgiehen fid)
in ber $Beltgefd)id)tc äl)nlid)e Vorgänge, roenn fie aud)
noch nie ein folches SHusmafc angenommen t>aben. $lls
Inflation begegnet man ben Vorgang, roenn ^apiergelb
in Mengen ausgegeben roirb, bie gu ber oorl)anbcncn
0ecfung begro. gum 5ircbite bes ausgebenben Staates in
einem fd)reienben SOiiftoerhältnis ftel)en. S)ie ftolge oiefer
Überausgabe ift bann ein Slnfdfroellen aller greife, bas
roieberum einen SOiehrbcbarf an 3 0 ^ un 9 5m ^icln erfor»
bert, unb ber einmal ins ijxoüen gebrachte Stein raft,
roenn fein $alt gebo ten roirb. bem Slbgrunbc 51t.
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bereits oor taufenb 3af)ren rourbe in Sl)ina Rapier*
gelb oerroenbet. 3)ie reifenben Üaufleute brad)ten Ooelb
ober ßanbesprobufte in bie öffentlichen hänfen unb
Öagerf)äufer, bie bafiir erteilten Quittungen rourben,
ba fie C&egenroert eines roirflidjen ®efitges roaren, gern
genommen. Söalb erfannte ber Staat, baß auf oiefe
‘JBeife Ooelb gu oerbienen roar, unb er oerbot biefe Quit=
tungsausgabe, um eigenes ^apiergelb in Umlauf gu
bringen. 0ie (Einlöf ung ber Sdjeine erfolgte jebod) nid)t
jebergeit, fonbern in 3 e itabfc^nitten oon je brei 3al)ren.
S)ie ©eefung betrug guerft etroa brei Siebentel bes
Wertes. S)ie (Einridjtung, bie guerft eine Wohltat für
bie ^eoölferung roar, rourbe jebod) burd) bie Unoorf’.d)*
tigfeit ber Regierung halb ins Gegenteil oerroanbelt:
(Ef)c bie erften Sd)eine eingelöft roaren, rourbe eine neue
SReilje ausgegeben. 33alb traten aud) bie erften Jäl*
fd)ungen auf, bie mit ber road)fenben ^apiergelbflut
immer häufiger rourben, obroof)! bie £obesftrafe für ben
Jälfdjer unb I)ol)e ^Belohnungen für ben (Entbeefee iu
Original from
PRIiNCETON UNIVERSITY
Seite 852
0 i e % o cj) e
Nummer 39
Nus fid) t geftellt mürben. Nacß I)unbert Sauren mar bas
^apiergelb auf ein 3 e h n *el feines Ncnnmertes gefunden.
0ie Staatsfinan^cn maren in ber traurigften Nerfaffung.
Sroßbem fußr man fort, ^apiergelb aus^ugeben. Obgleich
man ben neuen Noten ßoeßtönenbe tarnen, mie (ftolb*
unb Silberfcßaßanmcifungcn gab, meigerte fid) bas ^ubli*
tum, fie anauneßmen. £>anbel unb Nerfeßr erftarben, bie
Neoölferung tonnte faum nod) ißr Scben friften, nur bic
dauern Ratten nod) ein einigermaf 3 en erträgliches Nus*
tommen. SBaXb brad) bas gefd)roäd)te eßinefifeße Staats*
locfcn unter bem (Einfall ber Nlongolen aufammen. 0en
Ntongolenßerrfdjern blieb jeboeß aud) nießts anberes
übrig, als gunäd)ft bie Napiermäßrung bciaubeßalten.
„Speer f pißen bilben einen fd)led)ten öerrfcßerfiß, unD
eine ftänbige Roft entmerteten ^apiergelbes ift nid)t nal)r=
ßaft", fagt ber ipiftorifer. Unter ben Neoolten ber aur
Nerameiflung getriebenen (Eßincfen ging bie Nlongolen-
ßerrfdjaft in bic Nriidje, unb erft ber träftigen nunmehr
aur §crrfd)aft gclangenben Nling*0i)naftie gelang es,
bureß ineife fyinanamaßregeln bas Satib toieber in bie
£>öf)c au bringen.
3n anbercr Nid)tung cntmicfelte fid) bas Napiergelb*
toefen in 3apan. 3 ur 3eit ber größten Scßmäd)e ber
3 entralrcgicrung, oor etma breil)unbert 3 aßren, bilb^ie
fid) in ben faft unabhängigen Serritorialfürftentümern
eine eigene ©äßrung. 0 er oöllig unaureid)enbe Vorrat
an Nletallgelb unb ber überbanbneßmenbe Sueus )et
tleinen giften ^mangen gut Nermcnbung oon (E>elö=
erfaß. 3 n fur^er Seit mürbe bas gefamte ginanamefen
bes Sanbes berart oerfd)led)tert, baß bic 3 cn *ralrcgie*
rung furaerßanb bas ^apiergelb uerbot, leiber erfolglos.
(Ein erneutes Nnfcßmellen ber ^apicrgelbflut mar bic
golge. Nlan tanntc nur nod) Spapiergelb, 3 um ^0eil auf
Nietall*, 5 . 0. auf Neismäßrung lautenb, (frolb* unb Sil*
bermünaen betam man überhaupt nid)t mehr au (E>efid)t
(Es follen in ber Nlitte oorigen 3 af)rßunberts etma fünf*
aeßnßunbert Sorten spapiergelb im Umlauf gemefen fein.
0icfen ßaarffräubenben 3 u ftänben mürbe ein (Enbe be*
reitet, als im oorigen Saßrßunbert eine ftarfe faiferlidje
3entral=Negierung bas Sanb aur Coroßmacßtftellung erhob
unb babei aud) Orbnung in bas oermal)rlofte Oöelb*
mefen brad)tc. (Eine unferer Nbbilbungen aeigt einen
japanifdjen Sdjein. 0as ftarte, faft unaerreißbare Rar*
tonpapier hat biefe etma 200 3 aßre alte Note ooraüglidj
erhalten.
3n (Europa ftcl)t Sd)mcben unter ben Spapiergelb aus*
gebenben Staaten obenan. 0er abgebilbete Sßanfaettel
über 100 Silbcr=Salcr aus bem 3aßrc 1696 trägt als
erfte Unterfrfjrift ben tarnen Spalmftrucßs, bes ungliicf*
ließen erften 0 ireftors, ber Qoelb für eigene 3 u>ecfe aus
ber Nanf ßerausaog unb bafiir aunt Sobe oerurteilt,
fpäterl)in jebod) begnabigt mürbe. Schmeben hat faft eile
möglichen formen bes Spapiergelbes in Nnmenbung ge*
brad)t: einfad)e (Einaal)lungsquittungen, bann oorge*
bruefte fyormulare, in benen bic ‘Weitergabe oon öanb
au öanb fcßriftlid) befeßeinigt merben mußte, Heine 3 cttel
mit aufgefd)riebenem ©ert, fogenannte Nlünaaeidjen,
oerainslid)c Obligationen unb feßließlid) Sd)eine, bie in
bantted)nifd)cr Neaießung unferm heutigen spapiergclb
gleichen. 3cmeils entfpred)enb ber Not ber 3eit fanben
Überausgaben unb große (Entmertungen ftatt; fünfmal
mußte im Saufe ber Saßrßunbcrtc tonoertiert merben.
0 ic franaöfifeße Rapiergelbmirtfchaft mirb gemöhnlicb
mit bem ©orte Nffignat oerbunben, obgieid) feßon fiebatg
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3aßre früher Sam ein Sftanfinftitut mit Notenausgabe
grünbete unb burcf) einen maßnfmnigen Spefulations*
taumel granfreid) ins iverberben riß. 0 ie miberfmnigften
Cbefeße, ©ertßerabfeßungen, Verbot oon Nietallgelb, SBe*
fd)lagnahme oon Sd)tnucffad)en unb Su£u$gegenftänben
unter Nnbroßung oon Sobcsftrafe tonnten ben Nuin
nid)t aufhalten. 0as hiuberte nicht, baß man beim Nus*
brueß bet Neoolution mit bemfelben Seicßtfinri aur Rapier*
gclbausgabe fd)ritt. Nlan gab bie berüchtigten Nffignaten
aus, bie £>ppothefen auf befd)lagnahmte Nationalgüter
barftellen füllten, unb aroar fo aügellos, baß bie Negierung
jebe Überfid)t unb jebe $errfd)aft über bas (fteiömcfen
ocrlor. 0 er Rurs fanf auf etma fünf sproaent; man
oerfueßte eine Ronoerfion, inbem man an ihre Stelle ein
anberes spapicrgelb, bie fogenannten Nlanbate, feßte, bic
nun mirflid) burd) befcßlagnahmte Siiter gebeett merben
füllten. 0as Unternehmen mar ^toccflos; nad)bem fid)
bie Nlanbate einige 3 ß it im Rurfc über ben Nffignaren
gehalten hatten, ftüraten fie gleichfalls ins ©ertlofc ab.
(Erft Napoleon, ber bie überall a u f ainmcn 9 era ubten
Silberfcßäße in Ntünaen untfd)lagen ließ, gelang es,
mieber Orbnung ins franaöfifeße Ntünamefcn au bringen.
3n (Englanb gaben auerft bie Solbfd)miebe Noten her*
aus, bis bie madpenben (E>elbbebiirfniffe bes Staates aur
Oöriinbung ber Nanf oon (Englanb führten, fyeft, mle
bic Nanf ftehen nod) heute bie Cöriinbungsleitfäße ihres
erften 0 ireftors ^atterfon: 3 cber Rrebit, ber leinen
©ert lauter fid) ßat, ift eine fyälfcßung; alle Cöegenftänbc
haben nur einen Nergleid)smert a um Nargelbe; jeoer
Rrebit, ber nid)t burd) Nietall gebeett ift, führt au Ner*
lüften. Nuf biefen (ftrunbfäßen unb burd) oorficßtige
^apiergelbausgabe ßat bie 33ant oon (Englanb troß man*
d)er Sd)mierigfeiten ftets ihre Neftimmung erfüllt: bas
fid)erfte Selbinftitut unb Niidgrab bes Staates au fein.
0 ie öfterrcicßifcße Napiergelbmirtfd>aft mar ein Nas*
fluß ber ftänbigen Rriegsnöte um bas 3 al)r 1800. Nlit
aäßer Nusbauer unternommene Nefferungsoer fudjc
mürben burd) bie Rriegc immer mieber aunid)te gemad)t,
bis ber Staat im 3aßre 1811 mit £>erabfeßung bes Na=
piergelbes auf ein fünftel feines ©Wertes burd) enien
Staatsbantrott bie öage retten mollte. ßeiber oergebens.
0ie Srunblagen für eine Nettung fehlten. (Erft bic fieg*
reid)en Jelbaüge gegen Napoleon ermöglid)ten es, bureß
fluge fyinanamaßnahmen bas Sclbmefen bes ßanbes all*
mäßlid) au fanieren, bis fcßlicßlid) ber ©elttrieg bic leiber
allau betannten Nerhältniffe herbeiführte.
Norbamerita erlebte größere ^apiergelbflutmellen aur
3 eit ber Rolonial* unb Nürgertriegc. ,,©ir haben meßr
unter biefer Urfad)e gelitten, als unter irgenbeinem an»
beren Unglüct; es ßat meßr Nlenfd)en getötet unb meßr
llnred)t angeftiftet als bie ©laffen unferer freinbe", fagt
ein amerifanifd)er Sd)riftfteller, unb menn aud) mitunter
(Entmertungen bis unter ein ^roaent auftraten — Ler
Neid)tum bes Sanbes unb bie nationalbemußte Sehens*
traft feiner Nemoßner ßat fcßließlid) au bem uns betann*
ten enblid)en Siege bes Rönigs 0ollar gefüßrt.
Preußen hatte im Saßre 1805 mit ber ^apiergclbaus*
gäbe begonnen. 0 urd) ben Rrieg mit Jyranfreid) gingen
bie Noten bis auf fed)S 'ilroacnt ißres ©ertes herunter.
3n ber 3utunft befeßräntte fid) bas Sanb auf feßr fpar*
fame %lapiergelbausgaben, bie fd)ließlid) naeß 1870 burd)
bas Napiergelb bes Neidjes erfeßt mürben, oon bem moßl
nicmanb anneßmen tonnte, baß es einmal unter ben
aeßnmillionften Seil feines ©ertes ßeruntergeßen mürbe.
Original fram
PRINCETON UNIVERSITY
9hunmer 89
3) i e gg o d) e
Seite 853
”< <i*no2H()itiuVJe>^^ü i»;
Senat Crcdityf-tofl* miifbo'n'JnJc fcof.
<s«octeoi«MlUoeofliN* i91- «eftte«
irircr iJYynt, frfci «wr*o «f o| «W» twi« Coo^hUo«,
tr *4 C . Trorc » fab C4 ^ m.tb Cvx ' ctr *
« Sigacwr . 5 Jfc«l c<V fllW«i» 0 |rf »*)© «Kt<( Ctx
Schwedischer Kredit¬
zettel über 100 Tale:
Silber (1666)
100 Käsch-
Note aus
der Zeit
der Ming-
Dynastie
(China)
Japanische
10 Yen-Note
(200 Jahre alt)
Cinqcante Ii\re$ Tournoi:
fion Oulomve |4r Arrcft <!o 2 . 5q>’<. »t. S re i
yrcmtt mj er au Verteilt #i > u*
ix inine trancs.
i sur les Do m ajif.es f\ a tio na u \ Xp&iJ
Tvuiueh en F/jkccs ei' Ar$
'tue Sejttmin mit fept etns v
Ic f-Ynilion.
Signi p* Ir S.’ Bourgeois.
Dc/erv/ai^i .
Controllc p.‘ leS. r Durevrfl.
O rauet.
ct'th' Ic 16 Niv<W Ihn ,>"" </<• tu Wki’UBI.iqi.k.
Law’sche Note über 15 Pfund
(Frankreich 1720)
Assignat über 2000 Francs
(Frankreich 1795)
Zehn- '-<4/
Dollar¬
note aus
dem Bürgerkriege
(1864 Verein. Staaten)
Preußischer 5-Talerschein (1805)
Unten : Eine Pfundnote der Bank
von England (1786)
Wiener Bankozettel zu 100
Gulden von 1800
Rechts: Nordamerika: 12 Sh-
Note von 1776
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PRINCETON
6eite 854
$ i c 3Ö o cb c
9htmmer 89
Landung italienischer Truppen vor Korfu und Aufstellung der Geschütze kleinen Kalibers
0 i e 3foliener auf S o r f u
3 cf)n Siunben Sähet
trennten 93riitbifi
ober Tarent oon ber
3nfel £orfu, bein ^er=
li)ra ber Sitten, ber
Sßerle ber 3ufehoett bes
iötittelmeers, bem am
bicf)teften bcoölferten
(öebiet (&riedjetthttbs.
Slm 31. Sluguft burd)«
furchte ein italienifches
(öcfchtoaber unter bent
Stommanbo bes Slbnti--
rals Solari biefe SJteeres--
flcidje, um bie ^toet 3n=
fanterieregimenter, bas
9Jlatrofeuregimeitt, bie
beiben SelbartiUeric»
batterien uub ben au bie=
fett Sruppeti gchörettben
Sroft ttad) ber 3nfel ber
^häufen au bringen, 3)ic
Truppen foUten 3talicn
bas ^fattb für bie Stfül*
lung feiner Siihneforbe»
rungett ftchern. SMeSluf*
Admiral Simonetti,
der italienische Gouverneur von Korfu, in seinem Arbeitzimmer
forberung aur Übergabe
tuurbe burd) ben äreu--
aer „^remuba* unter
bem Befehl bes Kapitäns
Sofd)iniüberbrad)t ®ic»
fcs Schiff ift ber fdjneUfte
Streuner ber italienifchett
9Jtarine; aber cs ift an
ihm feine italienifchc
Schraube, beim esftammt
aus ber bcutfchen^rhgs»
beute. Sin ehemals
beutfd)er ftreuaer hat
bie erften Sdjüffe auf
bie 3nfel abgegeben, oon
beffett gelfcnftranb bie
9Jtartnorprad)t bes faifer=
Iirfjen SJlc^iUeion ittsiUlecr
ragt. Slm Tage, att bem
biefe Seilen erfd)einen,
genau oier 2Bod)cn ttad)
ber üatibuttg, oerlaffett
bie italiettifchcn Truppen
bas ßanb, nachbctn ihre
ungeftörte Slnirefenheit
faft einen neuen euro*
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Original frorn
PRINCETON UNIVERSITY
(Seite 855
ü)iitmmer 39
© i e o dj c
päifd)en tfonßift ßer*
beigefübrt tjätte unb
ben ’Cölferbunbum ben
lebten Oteft feines 9ln«
fefjens gebracht f)at.
6ie fjoben mäßrenb
biefer nier ©oeßen auf
ber fdjönen 3nfel ein
geruhiges ßeben ge¬
führt. Denn bie $Be»
üölfecung bat unter
ber 33efaßung nid)t m
leiben gehabt, fonbern
oortrefflidje (6efd)äftc
burd) bie (Sinßeimfung
non fiireffeinen ge.
madjt, bie ber Drachme,
bem fdjmierigften ^a=
piergelb ber ©eit, bas
ber Storßote halbiert
ftatt es au medjfeln, nod)
immer überlegen ßnb.
Die 93emol)ner ftor«-
fus finb nämlich aum
größten Seil treue An¬
hänger bes Königs fton»
ftantin. Seinem '©ilb.
nis begegnet man in
allen ©irtsfjiiufern ber
Stabt unb in uielen
SpriüattDoßnungen.
Das SDtinifterium (öo-
natas, bas bie SDlinifter
besnerftorbeneitKönigs Einmarsch d&r Truppen in die Stadt Korfu. Unten: Lager der Italiener nahe bei der Festung
graufam hinricpten ließ,
ift ihnen in tieffter Seele oerßaßt, unb ßo gönnen ifjm bie Sruppen juerft mit falter 3urütfbaltung, benn es fd)ien ihnen
Demütigung, bie es erleibet. freilich mollen auch fie freie mie ben beforgten iöerbünbeten 3taliens, baß bie s Befeßung
(Griechen bleiben, unb besßalb begrüßten ße bie italienifdjen ähnlich mie bie Ägyptens, bie ja aud) urfpriinglid) als Sßfanb
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Original frorri
NCETON UNIVERSI1
Sette 806
© i e $6 o cft c
Kummet 39
Korfu mit der italienischen Besetzungsllotte von oben gesehen
Von dem italienischen Luftschiff „F 6“, das der Besetzungsflotte voranging, wurde obenstehende Aufnahme gemacht. Das Luftschiff stand in radio-
teiegraphischer Verbindung mit dem Flottenkommando
gebaut mar, fcßließlid) 311 c 9hmegion führen mürbe. Es mar
ihnen nod) ein ©ortommnis in Erinnerung geblieben, bas im
Kriege, als bie 3 nfcl non frangöftfeben, englifeben unb italie»
nifdjen Gruppen befeßt mar, große Aufregung unb lautes E>e=
Iäd)ter erregt bat. Tantals, als bie englifeben unb fran^ö--
ftfdjen ©ruppen ftorfu bereits oerlaffen butten, bie italienifd)en
aber, als bie lebten ftcb £ur Räumung nod) nicht bequemen moüten,
ftanb ein italienifcbcr ©tajor mit einem ftorfioten im Scftungsbof,
unb beibc erfreuten ftcb am ^Inblicf eines babaiftifcben£abns, beit
ein italienifcber 6 oIbat mit treibe auf bie 3Jtauer gezeichnet
batte, ©er ©rieche fragt ben ©tajor mit mißtrauifd)em “©lief,
mann benn bie 3 taliener ftorfu oerlaffen mürben, ©er ©tajor
ontmortetc: „Quande queste galle cantera“ (3öantt biefer
§abn trüben mirb). ©iefes 2 öort
lief mie ein Sauffeuer bureb bie
ganze 3 nfel. SUIs bie italieuifcben
©ruppen nun einige ©age fpäter
bie 3 nfel oerlaffen butten, tönte
ihnen bei ihrem 9lbmarfd) aus aQen
Käufern unb auf allen Straßen
ein lautes unb böbnifd)es ftiteriti
entgegen, ftein SDtitglieb ber zal)I=
reid)en italienifdjen Kolonie tonnte
ftd) irgenbmo c.uf ber 3 nfel feben
Iaffen, ohne mit einem boshaften
ftiferift begrüßt zu merben.
©er 6 onberbcrid)terftatter bes
(öiornalc b’ 3 talia erinnert in feinem
©rief oom 4. September, als er
mol)I nod) im füllen bie Hoffnung
hegte, baß bie 3 nfel, bie ben ft anal
oon Otranto bef)errfd)t, italienifcß
merben mürbe, an biefe (öefeßiebte unb fagt, baß bie auf
ftorfu anfäfftgen 3 taliener ihre ©egeifterung über bie ©e»
feßuitg ber 3 nfel in ihren iperzen oerfcblicßen, meil fie füreb»
ten, baß and) bie biesmalige ©efeßung nur eine neue
Seite flüchtiger unb eitler SRationalliteratur füllen merbe
unb baß ihnen bann mieber bas ftiteriti ber ftorfioten in
Die oergeblid) zugebaltenen Obren gefebriett merben mirb.
©iefe gurd)t mirb heute zur ©ktbrbeit merben. ©enn bie 3 *it
ift noch nidjt reif für bie Sinnesion biefes 3nfeltIeinobs, bas
oier 3 abrbunberte lang unter oettegianifeber £>errfd)aft ftanb
unb ber mid)tigfte Stüßpuntt ber ©ermaltung bes großen ©e=
bietes mar, auf bejfen 3 nfeln unb in beffen 6 täbten überall
im ganzen SDtittelmeer unb in ber Beoante ber Börne oon San
©tarco auf feiner Säule ftanb ober
in bie fteinigen ftelfen unb in bie
©lauern gemeißelt mar.
•Saft alle Straßen ftorfus tragen
nod) heute italienifcßc Flamen. ©er=
Zicßtet hat am menigften ©tuffolini
barauf, bie unumfd)räntte tperrfcßaft
über bie ‘Slbria ftcb babureb zu
fiebern, baß 3talien in ben ©efiß
ber 3nfel gelangt, bie ben ftanal
oon Otranto fperren tann. ©arurn
merben bie italienifcßen ©ruppen,
rnenn ftc heute oon ben alten Öl*
bäumen ber ©bäateninfel ^Ibfcßieb
nehmen, bas forfioUfcbe ftiteriti mit
ein „a rivederci" beantmorten, benn
fte leben ber feften Ueberzeugung,
baß fte eines ©ages roieberfehren
metDen ... Dr. C. Mühling.
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m*tr
w
Das ameiikanische Luitschiff Z. R. I bei einem Probeflug über der Luftschiffwerft Lakehurst. — Wide Worldihoto
Auf der Luftschiffwerft Lakehurst baut die amerikanische Regierung jetzt Luftschiffe, für die der berühmte deutsche Typ des
Schütte-Lanz-Luftschiffs S.fL. II. vom Jahre 1913 in Form und Anlage maßgebend ist. Das oben abgebildete neue Luftschiff hat
etwa die Größe der letzten im Kriege erbauten deutschen Kriegsluftschiffe. — Auch in Friedrichshafen am Bodensee werden
durch deutsche Techniker für das amerikanische Marinedepartement Luftschiffe gebaut. Das erste, Z. R. lll — ein Luftkreuzer
von riesigem Ausmaß — wird im November über brankreich, die Azoren und die Bermuda-Inseln nach Lakehurst fliegen
EIN TRIUMPH DEUTSCHER TECHNIK IN AMERIKA
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*
Getto 858
© i e <333 o 6) c
Kummet 39
Am Schaduf (Brunnen) arbeitende Fellachen, im Hinter¬
grund ein mit Dyrrha (ägypt. Hirse) bestelltes Feld
Die Pyram.den von Gizeh bei Sonnenuntergang zur
Zeit der Nil-Überflutung.
Unten: Auf Baumstämmen schwimmende Nubierknaben
dicht unterhalb des ersten Nilkatarakts
KRONPRINZ RUPPRECHT
VON BAYERN IN ÄGYPTEN
Cer frühere Kronprinz von Bayern hat auf mehreren ausgedehnten
Studienreisen durch den Orient eine Fülle interessanter Eindrücke
gewonnen, die er jetzt in einem umfangreichen Werke „Reiscerinne¬
rungen aus dem Südosten Europas und dem Orient" eingehend schildert.
Mit Genehmigung des Verlags Josef Kosol und Friedrich Pustet, K.-G.,
München, bringen wir einige der zah'reichcn photographischen Aufnah¬
men, die als wertvolle illustrative Ergänzung dem Werke cingefügt sind
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Kummer 39
© f e OB o cöc
Seite 859
Minister K. Menning, Geschäftsträger der Republik Estland in Berlin
AUS DER DIPLOMATISCHEN WELT
Auf na fi me de. ,,Woche 11
Vom V. Internationalen ärztlichen Fortbildungskursus in Karlsbad, an dem sich über 300 Teilnehmer beteiligten
Die Vortragenden und deren Damen vor der Mühlbrun r .cnkolonade. Vun links: 1. Reihe: Frau Geheimrat Prof. Dr. Mattlics (Königsberg i. Pr.', Frau Prof,
Dr. Loening (Halle a. d. S.). Geheimrat Prof. Dr. Matthes (Königsberg i. Pr.), Frau Prof. Dr. Veil (München), Dr. Edgar Ganz (Karlsbad) Geschäftsführer der
Karlsbader Fortbildungskurse, Frau Prof. Dr. Villela (Rio de Janeiro!, Prof. Dr. Loening (Halle a. d. S.), Prof. Dr. Ehrströ r (Helsingfors). 2. Reihe: Prof.
Dr. Moral (Rostock i. M.), Dr. Max Hirsch (Charlottcnburg), Generalsekretär der Baineologischen Gesellschaft. Prof. Dr. G. Singer (Wien), Obcrmedizinal-
rat Prof. Dr. Rostoski (Dresden), Prof. Ür. Villela (Rio de Janeiro), Prof. Dr. Schlayer (Berlin), Prof. Dr. Hegler (Hamburg), Geheimrat Prof Dr. bk Strauß
(Berlin), Prof. Dr. Noeggerath (Freiburg i. Br.), Privatdozent Dr. Nils Koppang (Kristiania). 3. Reihe: Kurdirektor Gitschner (Karlsbad), Prof Dr Hcimann
(Breslau), Prof. Dr. K. Spiro (Basel), Prof. Dr. Veil (München), Prot. Dr. Wateff (Sofia), Privatdozent Dr. Kampe (Karlsbad), Prof. Dr. Walko (Prag)
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6citc 860
1 e 91W d) 8
Kummer 39
VON RHEIN
UND RUHR
Links: Begräbnis des sie¬
benjährigen Hans Hermes,
des einzigen Kindes eines
Hafenarbeiters in Düssel¬
dorf. Das Kind wurde
beim Spielen durch einen
französischen Soldaten
erschossen
Mitte links: Ruhrkinder im
Prinzeß - Irene - Kinderheim
in Albersdorf in Holstein
Phot. Meyer
Mitte rechts: Städtische und
Staatsbeamte im Zuchthaus
zu Werden, wo sie als Gei¬
seln festgehalten werden
Ruhrkinder aus Altenessen in Rosengarten bei Ketschdorf Rückkehr von 400 erholungsbedürftigen Ruhr- und Berliner
im Riesengebirge als Gäste des Kameraden-Vereins ehe- Kindern aus den früheren Ostseeprovinzen, wo sie die Berliner
maliger 154er in Jauer. Phot. H. Dietze. Fürsorgestelle d. Baltisch. Roten Kreuzes untergebracht hatte
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PRINCETON UNiVERSITY
Ohunmcr 39
0 i e OB o((e
6eitc 861
Von den politischen Ereignissen in Spanien:
Begeisterter Empfang des von San Sebastian zurückkehrenden
Königs durch die Truppen auf dem Bahnhof in Madrid
^ Phot. Meurisse
Rechts.- Manuel Teixeira Gomes, der neue Präsident der
Republik Portugal, tritt im nächsten Monat sein Amt an
Unten: Gäste aus dem asiatischen Rußland auf der „All
russischen Ausstellung für Landwirtschaft und Heimindus’rie‘
in Moskau: Eine tartaris. he Musikkapelle
LJ
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r-
Seite 862
© i e 5 Bo d) e
Kummer 39
Ion links: Liselotte Dcnera, Nora Gregor, Ernst Karchow, Kilty Aschenbach, fcnimy
Förster, Magnus Stifter
Hugo von Hofir annsthals Lustspiel „Der Unbestechliche“ im
L?ssing-Theater
im Oval : Ralph Arthur Roberts als Vetter Eduard in Fred Bob's
Schwank „Mein Vetter Eduard" im Komöd.enhaus
Unten: Hella Kürty ( ) als Charlie in Walter W. Goetzes gleich¬
namiger Operette im Theater i. d Kommandantenstraße. Hmt. Schneider
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PRINCETON UNIVERSITY
Stimmet 39
0 i e OB o cft e
Seite 863
Aus der neuen Revue im Ber¬
liner Admiralspalast-Theater
„Drunter und drüber“
Texte von Hermann Haller,Ri-
deamusund Willi Wolff, Musik
von Walter Kollo. Dekorative
Ausstattung; Emil Pirchan
Oben: Teepuppen. Die Tee¬
puppe: Marie Escher
m dei Mitte: Im dunkelsten
Berlin. Molly Wesselly und
Harry Lamberts-Paulscn
/ hot. Schloß-Atelier
Unten links: Theo Modes,
Leiter des St. Gallener Stadt¬
theaters, wurde zum Direktor
der Grazer Bühnen ernannt
Phot. Schmidt 1
Unten rechts. Direktor Ernst
Bach, Franz Arnold und Hugo
Hirsch, die Verfasser der im
Oktober im Berliner Theater
zur Uraufführung kommenden
Operette „Dolly“, während
ihres Aufenthalts im bayeri¬
schen Gebirge
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PR1NCET0N UNIVERSITY '
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PRINCETON UNIVERS1TY
Shimmcr 39
0 i e *30 t> eft *
(Beite 865
Äomatv oon Dia ns Domimfo
15. Fortsetzung. — Nachdruck verboten. — Amerikanisches Copyright by August Scherl G. m. b. H., Berlin 1923.
Sieben unb Sterfammlungen mud)fen allmählich ins
llngemeffene. Serien non Siebnern auf ben öffentlichen
flößen iöften fid) ab.
3)ie 3*itungen füllten ihre Spalten nur nodj mit
SBahlnachridjten. Srotfbem bic Gdjmargen in 3 ofual)
Sterben einen SOiann oon untabcliger Gefinnung unb
Vergangenheit aufgeftellt hotten, tourbc feine S>crfon
non ber meinen treffe nieberen Sianges in unerhörter
SBeife burd) ben Scßmuß gegogen. 0ic befferen meinen
3 eitungen begannen bereits mit ber Sefferfon =SöiII gu
arbeiten. Sie miefen barauf hin, baß bas 3 e n tral=
Parlament niemals bie Söeftiitigung eines fcfjmargen
Gmuoerneurs ausfpreeßen mürbe, unb furi)ten auf biefe
SBciie (Entmutigung in bie Steifen ber Cbegner 311 tragen.
3n ben Vcrfammlungslofalen maren bie (Gemüter
fd)on fef)r heftig aufeinanöer geprallt, unb es mar babei
nidjt nur mit geiftigen Steffen gefämpft morben. Sluf
ber Straße hotten fid) bie Verfammlungsbebatten häufig
in einer SBeife meiter cntroicfelt, baß bic "Iteligei ein*
greifen mußte. 0abei maren Stermunbctc unb Zote
auf bem ^laßc geblieben. Vergeblid) oerfud)te man
non SBaffjington aus bie Bei benfehaften au bämpfen.
6 al) man bod), mie bic öffentliche Meinung in allen
(Staaten ber Union in lebhafterer SBeife Partei ergriff.
3nt großen Saale ber Gitg $all non Stern Orleans
fprad) 3ofuah 93orben. 0ic Sterfammlung mar in erfter
Binie einberufen, um bie nod) feßmanfenben §alfcaft*
•mähler gu bearbeiten. 0 er riefige Staum mar bis auf
ben leßten ‘ißlaß gefüllt.
Sin einer beoorgugten Stelle innerhalb bes Komitees
faß Gollin Gamcron. 0ie glängenbe Siebe 3ofual)
Sterbens, bie häufig oon lebhaften VeifaUsbegeigungen
unterbrod)en mürbe, ging mirfungslos an feinem Ohr
noriiber, bas burd) bie oiclen Sieben biefcs Stel)lfampfes
fchon abgeftumpft mar.
Seine (frebanfen meilten in .(Taraforum. Steoor er,
bem Befehl bes Siegenten folgenb, nad) ben Staaten
flog, mar er nad) ber Siuinenftabt gegangen, um ba
reinen $ifd) gu mad)en. 3 cnes leßtc 3 ufammentreffen
mit SJiaria SBittfjufen in ilrga hatte if)n berart aus bem
(E)leid)gemid)t gcbrad)t, baß er fo ober fo eine Gntfcßei*
bung ergingen molltc. Gr fal) nur nod) gmei SBege.
33iit SJiaria 31 t leben ober ohne fie gugrunbe gu gehen.
Gr aiar innerlid) bereit, feine gange Vergangenheit ab»
gumerfen, an ber Seite SJtarias ein neues Beben gu bc=
ginnen, Güiicfte ihm bas . . . ließ fid) Sftaria bagu bereit
finben, bann molltc er aud) bem 3ournaliften bas Beben
fdjenfen.
3n biefer Stimmung mar er nad) 5Taraforum gc=
Tommen . . . unb fanb einen 5Tird)hof in ber SBüfte.
S)tit gefträubtem £>aar fal) er bas feßaurige Vilb einer
unerflärlid)en STataftropße.
hartgebrannt bie Stefte ber alten ßeßmmaucrn. 3ebes
ho lg . . . jeber Vaurn nerafdjt . . . jebes Beben crlo»
fd)cn. hier unb ba fließ fein fyuß auf ben Siegen gegen
meißgegliihte Knochen. Slud) innerhalb ber Sftauertrüm*
liier nur oerbrannte Knochenrefte.
Von feinen (befangenen feine Spur! SBaven fie mit»
oerbrannt? Ober maren fie entfommen, benor bie STa*
taftrophe eintrat?
ftataftropße? . . . SBas mar bas für ein furchtbares
Greignis gemefen? ... Gs lebte niemanb, ber ihm
hätte Slusfunft geben Tonnen. Gine fjeuersbrunft üon
ungeheuerer (bemalt mußte gemittet hoben.
SIber mas mar benn Vrennbares ba? 0as menige holg
fonnte eine berartige §ißc nie cntmicfeln.
3rgenbmie mußte es non außen gefommen fein. Gin
Grbbeben mit feurigem Slusbrucß? . . . Stein! . . . 0as
hätte bie Sluinen utnftürgen . . . anbere Spuren hinter*
laffen müffen.
SBie fonnte es fonft gefeßehen fein? Gin STaturcreig*
nis? STaurn benfbar!
SJtenfd)enmerf? . . . Seit bem Slnblicf jener Stuinert
lebte ein Verbad)t in ihm. Gr fonnte ihn nid)t begrün»
ben unb mürbe ihn bod) nid)t mieber los. 0 er mar
nodj ftärfer gemorben, als GoHin Ganteron in ftrisco
non 3ohnfon erfuhr, baß bort fein alter Unterfd)lupf,
bie Opiumhößle, auf eine gang rätfelßaftp SBeife ein
Staub ber flammen gemorben fei.
STaum ein Sftenfcß auf ber gelben Seite mar fo hinter
bic G^eßcimniffc 3fenbranbts gefommen mie er. fyaßte
er alles gufammen, fo brängte ftch ihm immer mieber
ber Schluß auf: ein SBerf Sfenbranbts mußte bic Stata»
ftrophe gemefen fein.
Gr fämpfte bagegen. Gr fträubte ftdj gegen bie immer
gmingenber merbenbe Grfenntnis. G>ut, baß ber SBaßl*
tag nahe mar unb bamit bic Gntfd)eibung. Viel länger
hätten feine Sternen biefe Spannung nid)t ertragen.
Gine Stimme, fo feßneibenb unb fd)arf, mie er fe nur
einmal gehört, riß ihn aus feinem Sinnen. Gr ftüßte
bie hänbe auf ben $ifd), an bem er faß, unb ftarrte auf
bie Tribünen. 0 ann fanf er guriief unb legte bic $anb
auf bie Slugen. Stod) einmal ließ er fie falicn unb
fd)aute auf.
Gs mar fein 3®eifel. 0a ftanb er, ber 3ournaIift ftoj:,
ben er tot geglaubt, bem er ben Zob gemünfeßt hotte,
©er'ftreunb 3 fcnbranbts. Sluf ber Stebnertribiinc flanb
er unb fprad) als erfter 0 isfuffionsrebncr gegen 3 nfual)
Vorben.
Gollin Ganieron hörte nid)t auf bie flugen, flingenben
SBorte, mit benen SiMington ^og jeßt bem Skbner bes
!Xages in bic Vorabc fuhr. Gr fal) nur bie oerfjaßtc
Gieftalt feines 5°möcs.
Seine Gebanfen überftürgten fid). SBie fam hier»
her? ... SBo mar Sftaria? . . . SBer hotte bic G>e=
fangenen befreit unb gerettet?
S3tit hoßnergerrten SJHenen ftarrte er auf bie feften,
gefunben 3öge feines (Gegners. 3n biefer Sefunbe mürbe
fein "Verbad)t gur G^emißheit.
Gr fenftc ben 5Topf, als höbe ihn ein fdjmerer Sd)lag
getroffen. 0ie Vlänc bes Stegenten ... bic fd)marge
Sad)e . . . Sflaria . . . alles, mofür er gefämpft hotte,
fd)icn ihm bebrol)t . . . nerlorcn.
0ann ftraffte er fid). Gine maßlofe SBut tobte in ihm.
SJtit furgem Slugenblinfcn rief er ben fyüßrer bes fdimac»
gen Sd)ußtrupps gu fid). Gin paar leife geflüfterte SBorre.
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PRINCETON UNIVERSITY
Seite 860
0 1 < 38 o cj> e
Kummer 39
3f)re Wirfung aeigte pd) baib. 33ei ber nädpten phar-
feit Wenbung, bie Wellington 5°£ gebrauchte, brad) ber
(Gegenfturm los. Sohlenbe unb fd)reienbe ^roteftrufe
erphotlen oon allen Seiten. Sine Maffe Schmaraer ballte
pd) plötpid) um bie Nebnertribüne aufammen. Ss mar
flar: Man roollte ben Nebner mit (Gemalt oon bet Sri-
büne reipen.
Nod) fprad) Wellington ffoj unbeirrt meiter, obphon
feine Worte faum noch non ben SRädjften gehört mürben.
Sin Srinfglas, bas bidp an feinem köpf norbeiflog, gab
bas Signal aum allgemeinen Eingriff.
0er Nebner mar in höchfter (Gefahr. 0a brad) plötpid)
aus einer anberen Scfc ein ^eil ... ein meiper Stop-
trupp burd). Nodj ehe bie Sdjmaracn an ihn h^on-
tonnten, mar Wellington non fehnigen, träftigen
(Geftalten umringt, bie alle bas Maeidjen bes Weipen
Orbens trugen.
Minutenlang prepten bie Parteien gegenetnanber.
Non beiben Seiten flogen müfte Schimpfreben. Wer
mürbe mit Sätlichfeiten beginnen?
Sollin Sameron hotte pd) f>alb bemupt non ber Strö¬
mung mitreipen laffen. Nur menige Schritte trennten
ihn non feinem (Gegner. 0ie §änbe ber beiben Männer
maren in ber btängenben unb mogenben Maffe feft*
geprept. 0as Nuge Wellington $os’ aeigte feine Über-
rafchung. Sr l)ielt ben Wutblicfen Sollin Samerons
mit Iädjelnbem (Gleichmut ftanb. 3n biefem Moment
gelang es ber Nerfammlungsleitung, rechts unb linfs
Saaltüren au öffnen unb bie feinblichen Parteien lang-
fam auseinanberaubrängen.
Stauin fühlte Wellington bie $änbe frei, als er
Sollin Sameron hödpt oergniiglid) auminlte.
„Nuf Wieberfehen ein anbermat, Mr. Sameron. 0te
(Gelegenheit mar biesmal nicht günftig, um Shnen oon
ftaraforum unb feinen Säften au eraäl)Ien. Sh^e a^eifel-
los berechtigte Neugierbe mirb baib befriebigt merben ..."
Schon mürbe bie Sntfernung auüphen t>en (Gegnern
gröper, aber Wellington gbj oerfügte über genügenbe
Stimmfraft.
. . Men ^Beteiligten geht es auperorbentlich
mohl . . . 0 ie Rechnung mirb beglichen merben . . .
Wir mipen alle, mas mir Shuen fchulbig pnb . . ."
Sinen ^ugenblicf mar Sollin Sameron in parier Ner-
fudjung, eine STugel in ben lachenben Munb au fehiefen.
Sr beamang pdp. Seine Sippen blieben gefdpoffen. Mit
einem SBlicf ooll $ap unb Nadpudp manbte er pd) ab.
*
Nom ^ßamir bis aum Nltai unb meftmärts bis aum
Uralgebirge brach es faft gleichaeitig los. 0 ie alten
Herren bes ßanbes, bie ^irgifen, rüttelten an ihrem 3 o<h-
Nerbrängt oon ben alten Stätten ihrer Kultur, oer*
brängt oon bem ßanbe unb ben Weiben ihrer Vorfahren,
hatten pe, feit bas Sieblungsmerf beftanb, teils ben
Sieblern als Unfreie gebient, teils maren pe in unau-
gängliche, unmirilidje (Gegenben entmid)en, mo pe ein
freies, aber erbärmlid)es 0 afein führten.
Nom Often mar ber Nuf au ihnen gebrungen. Sei«
fchenb unb oerfprechenb. 3n jahrelanger Arbeit hotte
bie geheime Srrebenta bie Saat reifen laffen.
3 eip ftürmten pe los . . . beraufdp oom 0 range, ihr
(Gefdptf a u beffern . . . ihre alte Freiheit mieberauge-
minnen . . . 0 ie JJremben au oerjagen. £offenb auch
auf bie ftarte §anb im Often.
0 er erfte Eingriff ging gegen bie ted)nifd)en Anlagen.
£>ier mürben Kanäle aerftört unb Schleufen geöffnet . . .
bort Staubämme gefprengt . . . bort Nrücfen unter-
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miniert unb Wege ungangbar gemacht. Ss fing als eine
planmäpige Sabotage an.
Mer als bie erften Nachrichten tarnen, bap aud)
0pnothermlager ber Compagnie aum Nrennen gebraut
maren, ha mupte man, bap es mehr als Sabotage ♦ . .
bap es Nufruhr . . . Sfrieg mar.
0ie Siebter griffen au ihren Nerteibigungsmitteln.
0ie ^oliaeitruppen maren Sag unb Nacht mobil. Wo
pe Ipufamen, fchafften pe Orbnung. Sobalb pe ben
Nücfen fehrten, ging es mieber tos.
3m jahrelangen Nerfehr mit ben Sieblern hotten bie
^irgifen oicl gelernt. Unter ben ted>nifchen Arbeitern
maren anftetlige Stirgifen in Menge. 0ie fannten bte
Einlagen unb ihre Nebeutung nur aHau gut. Wupten
nicht nur, mie man biefe richtig au bebienen höbe, fonbent
aud), mie man pe am beften ruinieren fönne.
Unb es blieb nicht bei biefen 3erftörungsatten ein*
aelner. Ss tarn aur regelrechten Nanbenbilbung in ben
(Grenagebieten. 0ie Nusrüftung unb Organifation mar
babei berartig, bap bie frembe Unterpüpung auper
allem 3 ®eifel mar.
Sogar ftlugaeuge panben ben Nanben aut 9Ser*
fügung. Non ben (Grenagebirgen het ftiepen pe a uc
Nachtaeit rneit in bas Sieblungsgebiet oor, richteten hto
allerlei Sd)aben an unb maren bei Morgengrauen mieber
oerphmunben.
Äura nad) Sonnenaufgang tarn ber oom Naron
oon ßoemen geführte Stompagmetreuaer in bas obere
Nmutal. £>ier befanben pd) gemaltige Stauanlagen, bie
bas überreichlich oon ben Nlpen tommenbe WaPer auf¬
fingen unb in einem gropartigen '^andlfpftem über bas
Sieblurtgslanb im alten Surfmenengebiet oerteilten.
$ier hotte bie S. S. S. oor au>anaig Sohren ihre
Arbeiten begonnen . . . Nidpiger gefagt bie alten
ähnlid)en Arbeiten ber rufpfdjen Negierung in grop-
aügiger unb ted)nifd) oiel oolltommcnerer Weife fortge¬
führt. 0 id)t bepebelt mar bas ßanb h^ r - ßebens»
midpig für bas (Gebeihen ber Sieblung mar bas gute
Junftionieren bes ftanalfpftems unb ber Stauanlage.
Mer fepon mehrmals maren bie Mlagen bas 3^ e ^
feinblicper Angriffe gemefen.
(Georg Sfenbranbt mar feit beginn bes Mfftanbes
Sag unb Nacht untermegs. 0er Streuaer bes £errn
oon ßoemen mar feit Sagen fein ftänbiges Quartier. NIs
bas Schiff jept an ber gropen Sdjleufe oon 5lula ^ut
nieberging, tarn fofort bet Nbjutant bes (Generals
SBülom, ber ^auptmann Meril ßombale an Mrb, um
Napport abauftatten.
Mit gefpanntem 3utereffe laufdpe Sfenbranbt bem
^Bericht bes Offiaiers. Srft in ber oergangenen Nad)t
hatte es hier einen fd)arfen ^arnpf gegeben. Sin über-
rafchenb ftartes (Gefd)maber hotte nach Einbruch ber
0 un!eIheii einen Nngriff auf bie Nnlagen unternommen,
^auptmann ßombale hotte ihn mit gutem (Erfolg abge¬
mehrt. 0 ie Nnlagen maren nur Ieidp befdjäbigt morben.
0er §auptmann mar mit feinem 93eridp an Sfenbranbt
au Snbe.
„Sie hoben recht, $err ^auptmann! Ss hot leinen
3 mecf, hier ftänbig grope Kräfte au binben ... au lauern,
bis ein Angriff erfolgt. Ss ift beffer, bas Übel bei ber
Wurael au foffen.
3hre Meinung, bap bie Eingriffe über bie gelbe Srenae
herfommen, teile id) nicht. Sie mögen bie Unter¬
nehmungen oon bort aus unterftiipen . . . meinetmegen
fogar oeranlaffen. Mer id) holte bie Negierung oon
Sßefing für a u oorpcf)tig, pch eine berarttge SBlöpe au
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PRINCETON UNIVERSITY
Kummer 39
Gelte 867
geben. SBeridjten Gte in biefem Ginne aud) an ben
Generaf. (fr möchte bie ijtcfigcn Grenggebictc burd) eine
fdjnclic Hrcugerflotte grünblid) abfueßen Iaffen. (Es müßte
bod) mit bem Teufel gugehen, menn bie 93urfdjen nidjt
gu finben mären.
S)ie Grengfiif)rung ift tjier freilief) außerorbentlid)
fdjmierig. 9Sir ift fie non ben Arbeiten im (Gebirge her
genau befannt. begleiten 6ie mid) bitte, um bas Terrain
gu ftubieren. Gie biirften bann ber richtige Sianu fein,
um bie Operationen felbftänbig gu leiten. Vielleicht
haben mir Säger»
glücf unb fpüren
eins ber 5 uc hs*
Iödjer auf."
(Eine Viertel*
ftunbe fpäter
ftrid) ber Streuger
in niebrigem
ftluge langfam
über bie Stämme
berGrenggebirge.
3 n ber 3e n * ra le
ftanb$auptmann
ßorobalc neben
Sfenbranbt unb
oerfolgte an ber
§anb ber Starte
unb ber Grflä«
rungen Sfen»
branbts bas un»
ter bem Streuger
langfam f)inglci=
tenbe GeKinbe.
Sctjt teilte fid)
ber f)of)c Gebirgs*
famm. Ser eine
Süden ging
nad; Sorboften,
ber anbere nad)
Often. iperr oon
ßoemen ließ ben
Streuger bem
Sorboftfurs fol«
gen.
„§alt, £err
oon ßoemen! SJo
rooüen Gie f)tn?"
„Ser Grenge
folgen,$err3fen*
branbt."
„Sie Grenge
läuft auf bem
Oftfamm meiter."
„Unmöglich, Sperr Sfenbranbt. §icr bitte, bie Starte!*
„Sann ift bie Starte hier ungenau! Sehmen Gie auf
meine Verantmortung ben Oftfurs.*
3n fefjarfem 9Bin!cl bog ber Streuger auf ben be*
fohlenen Hurs ab. Gebirgsmiifte behnte fid) unter ihnen.
Hein Saum unb Gtraud), gefd)mcigc benn ein 3«td)en
menfd)lid)en ßebens. öbe unb eintönig gog bie oon ben
Gebirgsfämmen umfäumte Ganbroiifte unter ihnen hin.
3eßt ftrid)en fie an bem (Eingänge eines nad) Güben
Iaufenben Geitentales oorbei.
SBährenb ber £>auptmann unb Saron non ßoemen oor®
roärts blidten, fudjte Sfenbranbt bie Salmulbe mit feinem
^erfpeftio ab. Sie Stämme ringsherum maren mit leid)»
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tem ftirncis bebeeft. Sur an einer Gtellc brad) ber fahle
JJels ohne jebc Gpur non Gis unb Gdjnce burd).
SMe mar bas möglich? 9tach ber Gcbirgsbilbung mußte
aud) h^r Gdjnee liegen. Sfenbranbts Sugc ruhte unoer»
roanbt auf ber Gtelle.
Sur Sienfchenhänbc tonnten hier gemirft haben. Sber
mogu? 3 U welchem 3we<f?
Sfenbranbt nahm bas Glas oon ben Sugen unb über*
legte. Sugenfd)einlid) mar hier in Ießter 3 ß it mit Sgno«
therm gefdjmolgen morben. Sou feiten ber Stompagnie
tonnte cs nicht
gefchehen fein.
Von feinblichcr
Geitc? Gs mar
oicl gu menig,
um irgenb»
mcldjen Gehaben
3 ngurid)ten. Gein
Suge überflog bie
traurige SJüfte.
Gin Gebanfe
juefte burch fein
§irn.
Sirgenbs mar
eine Gpur non
©aff er. ßebe«
roefen, bie hier
längere 3eit hau»
fen molltcn, mu߬
ten (ich bas un»
entbehrlidje Saß
mitbringen . . .
ober crfchmelgen.
„SuberGteuer»
borb!* tarn es
fd)arf non feinen
Sippen. Über»
rafdjt fal)en ihn
feine Begleiter
an. Soch mäh®
renb ber Streuger
bas Hommanbo
ausführte, folgte
fein gmeitcr Se»
fef)l:
„§öhenfteuer!*
Sn fteiler 5al)rt
ftrebte bas Gchiff
größere^öhenan,
inbem fein Sturs
es über jene £al»
mulbe hi n füf)rtc.
„Vombe bereit."
ftroljlodcnb fc^rie ßoemen bas Hommanbo in ben
Apparat.
„SSir haben fie, £err Sfenbranbt! Ser Seufel hätte
fie hier fuchen follen!"
Ser geübte ®Iicf bcs alten Gcbiffsführers hatte jeßt
auch erfannt, baß biefe $almulbe einen mit raffinierter
Stunft tafd)ierten Flughafen oerbarg. Sn geriefter ©cife
mar ein Seil ber SSuIbe mit einem Ieidjtcn Geriift über¬
baut unb bie Vcbadjung, um bie Säufcßung noüftänbig
gu madjen, mit einer biinnen Ganbbcde belegt.
„Vombe ab!* '
Sod) ehe ber ßufttorpebo feinem Soljro entglitt,
öffneten jid) mie oon Geifierhänben bemegt meite ßufer
Original from
PRINCETON UNIVERSITY
Die Stadt auf dem Berge“, Radierung von Erika v Roux
Aus dem Kunstverlag von Amtier & Ruthardt, Berlin
(Seite 868
0 t * <3ß o cb *
Aumi
in ber Sanbfläcße. AMc ein Seßroarm aufgefd;euct)tcr
Slräßen fdjoß ein ßalbes 0ußenb fd)ncllcr Heiner Sd)iffe
baraus ßeroor, bie fid) fofort roeit auseinanber sogen
unb ben $lompagniefrcuser eintreiften.
(Eße rocitere Scßiffe folgen tonnten, errcid)tc ber 2uft-
torpebo fein 3icl. Cf in Bliß! 9iocf) beoor ber Bonner
ber Cf^plofion ben Sireuser erreid)te, faf) man oon bort
aus bie furchtbare SBirfung. ASeit aufgeriffen Hoffte
jeßt bie 0ecfe biefes heimlichen Spafcns. Bcrnicßtet mußte
alles fein, roas barunter oerborgen toar.
0ie Snfaffen bes Sireusers I)atten (eine 3cit, fid) roeiter
um bie Srümmerftätte su fiimmern. 0ie Sd)ar ber An¬
greifer, bie fie mic §orniffen umfdjroärmtcn, bean»
fprud)te ii)re oolle Aufmerffamfeit.
Sd)on arbeiteten bie Batterien bcs Sireusers unb
feuerten aus allen Aoßren. Aller A$aßrfd)einlicßfcit nad)
mußte bas $lompagniefd)iff mit ben (fegnern fcßnell fertig
roerben. Seine gute ^anserung bot ihm gegenüber ben
ungepanserten Angreifern einen rocfentlicßen Vorteil.
0iefe feßienen fid) aud) auf einen ernften Slampf nid)t
einlaffcn su toollen. 6 ie fueßten bie (Entfernung smifdjen
fid) unb bem Slrcuser ftänbig sw oergrößern, roobei fic
naeß alter tatarifd)er Slampfesroeife abioed)felnb nad)
red)ts unb linfs entflogen unb fliehenb feuerten.
Sfenbranbt erfanntc bas Atanöoer. 3n forcierter
JJaßrt fud)te er ißnen ben A3eg su ocrlegen. 0as 93ia*
nöoer, rücffid)tslos ausgeführt, toar für bas Sriebrocrf
ber Motoren su ftarf.
(Eine ASelle braeß. (Es toäre an fid) nid)t fd)limm gc-
toefen, ba ber Sireuser genügenb Acferoen hatte. Aber
6 plittcr ber breeßenben Atelle gerieten in bie 3cntral-
fteuerung. 6 ie tourbe ungangbar.
Atit einem ftlud) gab §crr oon Socrocn ben Befeß!
Sur Sanbung.
„SBerflucht! 0ie Slcrls ßaben Slücf! 6 ie entroifeßen.
0a sießen fic ab. Sie entfommen über bie ©rense!"
Scßroerfällig feiste ber Sireuser auf bem Bo ben auf,
nid)t roeit oon ben Krümmern bes serftörten $afens.
Aläßrcnb §err oon ßoeioen fofort feine £ed)nifer an
bie Reparatur feßte, oerließen Sfenbranbt unb ßorobale
bas Scßiff. Aiit ißren ©iäfern oerfolgtcn fie bie am
Süboftßorisont taum nod) fid)tbarcn 6 d)iffe.
„Sd)abe, £>err Sfenbranbt, um bie ocrpaßte ©elegen-
ßeit, ben Burfd)en einmal eine grünbliche ßeftion su
geben. 0 as fd)eint ßier bas ipauptneft ber ßuftübcrfälle
SU fein. 0cn Sorpebo eine Aiinute früher aus bcni
Aoßr, unb bie ba ßinten lägen roaßrfcßeinlid) bei ben
anbern ba brüben unter ben Krümmern ber Spalle. 3 d)
toill mir bas fo gefd)ictt gebaute Aeft mal aus ber Aäße
befeßen."
Sfcnbranbt ßattc nur mit ßalbem Oßr sugeßört. Seine
Cocbanfen folgten ben fliicßtigen 5 c iw&en in ber £uft.
6 eine Augen hafteten an ber Steuerborbbatterie bcs
Sireusers. Snfolge ber fd)rägcn Sage bcs 6 cßiffes sagten
aueß bie ©efcßiiße eine anormale überßößung. (Es mußte
möglicß fein, in biefer 6 tellung eine gans außergeroößn*
lid)e 6 cßußioeite s u erreid)en.
Sfcnbranbt hatte feinen (Entfdjluß gefaßt. Oßne fieß
nad) bem Abjutanten umsufeßen, ber auf ben 3 er»
feßoffenen Spafen sufeßritt, eilte er in ben Slreuser surütf
unb ftieg in bie Batterie.
0er Batterieraum toar oerlaffen. Aeben ben ©e-
feßüßen ftanben bie bußfertigen Patronen. Aid)t oßne
Anftrcngung fd)raubte Sfcnbranbt ben 3üuber einer
Sdjrapncllpatronc ab unb entfernte bie ßabung aus bem
©efd)oß. 0 ann griff er nad) einer in ber Aäße fteßen«
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ben ASafferlanne unb füllte bas £>oß!gefcßoß mit bem Aaß.
Seßt ließ er eine 3iwntube ßineinglciten unb fd)raubte
ben 3üuber toieber auf.
6 d)nell roar ein ©cfd)iiß mit ber fo oeränberten
trone geloben. (Ein 0rucf auf ben fteuerfnopf. Slra«
eßenb fußr ber 6d)uß aus bem Aoßr. 2eid)t feßroanfte
ber Sireuser unter bem Aiicfftoß ßin unb ßer.
ASäßreitb bas (Ed)o bes 6cßuffcs nod) oieltönig oon
ben Bcrgroänben suriiefgeroorfen rourbe, ertönte plöß*
Iid) taefenbes Atofd)inengeroeßrfeucr oon ben £>afen«
ruinen ßer. 0er Äanoncnfcßuß ßatte bie Befaßung bes
Sireusers fd)on alarmiert. Sic faßen Sfcnbranbt neben
bem ©efcßiiß fteßen unb glaubten sunäd)ft, er ßättc naeß
bem 5lugl>afen gefd)offen. 0as SAafd)incngeroeßrfeuer
oon bort ließ fie oon neuem ftußen. Sfcnbranbt ftccfte
bie llßr toieber ein, auf ber er bie Sefunbcn feines
6 d)uffes abgelefen ßatte.
Seßt naßm er fein (Eüas, um ben Urfprung bes Ata*
f^inengeroeßrfeuers su erfpäßen. Unb faß mit 6d)redcn,
toie Aoeril Sorobale in meiten Sprüngen über bie Sanb*
flädje ßin auf ben Sireuser sueilte. (Er preßte bie ßippen
Sufammen, faß Aoeril ßorobale sufammensuden.
Saftig eilte er nad) unten. Aber als er bie Borb*
tür öffnete, (am ißni ber Abjutant feßon entgegen. (Er
preßte mit ber ßinfen ben reeßten Arm feft an. (Eine
ftarfc Blutfpur beseidjnete feinen 3Beg. Sein Sefid)t
mar blaß. Sleud)enb ftanb er an ber kreppe. Atit (räf-
tigen Armen ßob ißn Sfcnbranbt ßinein. iBäßrenb er
bie ^iir ßinter ißm sufd)lug, praffelten bie erften Coe*
meßrfugeln gegen ben Sd)iffsrumpf.
„Cöott fei 0an!, $>err §auptmann! 3d> fürd)tete bas
6 cßlimmfte, als id) Sie ftiirsen faß. 0ie sertretene
Biper fließt nod) . . . Slommen Sie! Sie roerben fofort
oerbunben roerben. §offentlid) ift bie Berleßung nid)t
alisu feßroer."
(Er geleitete Aoeril Sorobale su $errn oon Socroen,
ber bem Bcrrounbeten feine öilfe angebeißen ließ unb
ben Arm forgfältig banbagierte.
„Scß bin fein 0oftor oon ^rofeffion, §err §aupt*
mann," fagte er lacßcnb, „aber id) tann Sßuen bod) mit
einiger Sicßerßeit fagen, baß ber Sd)uß ungcfäßrlid) ift."
Sfcnbranbt faß auf bie Ußr.
„Sft ber Atafd)inenfcßaben noeß nießt beßoben?"
„Sofort, Sperr Sfcnbranbt. (Es fann fteß nur nod) um
Almuten ßanbeln."
„Sn s^ci Atinuten müffen mir fertig fein!"
„Alarum?"
„Briefen Sie auf ben $orisont über ben Släntmcn im
Siiboften! . . . Seßen Sie bie sudigen, gelben Sollen?
... 0a braut fid) ein llnroctter sufammen. (Es barf uns
nid)t am Boben unb manöorierunfäßig iiberrafd)en."
0er Slommanbant fd)aute priifenb na^ ber angegebe¬
nen Aid)tung.
„Oßo! ... Sic ßaben recht, §err Sfcnbranbt ... 0a
braut fleh allerlei sufammen . . . 0er faßle SMmmel . . .
bie gelben Adolfen ... bas bebeutet nid)ts Sutes . . ."
(Er eilte sum Barometer.
„Aid)tig! 0as (E>las ift plößlid) um sroei 3cntimeter
gefallen . . . fällt ftd)tbar roeiter . .
„fertig!" (am bie Atelbung oon unteru
„Braoo! §öd)fte 3cit!" fagte £ocroen. „Sos!"
Sangfam rid)tete fid) bas fcßrägliegenbe Sd)iff auf.
0 ie B^°pcller gingen an, unb in glatter ocrließ
es ben ßanbungsort.
„BoDbampf nad) Aorben!" lautete ber Befeßl.
x
Original from
PRINCETON UNIVERSITY
Kummer 39
$ \ e ©od)«
Seite 869
VOLKSBELUSTIGUNGEN IM BILDE
„Rummelplatz”, Radierung von Julius C. Turner
Aus dem Kunstverlag von Amsler & Ruthardt, Berlin
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^Google
Original from
NCETON UNIVERS
Seite 870
0 i e ® od)e
Bummer 30
(Es mar fjolje &\t geroefen, bog ber ftreuaer bie Se*
malt über fein (Element auriiefgemann. Schon jagten
einzelne unregelmäßige Sturmftößc burd) bie ßuft unb
mirbeltcn ben Süftenfanb in ferneren gelben Rolfen
auf. Smmer fdjneller folgten fid) bie Stöße, unb bann
brach ber Orfan los.
Sin Sirbelftunn oon unerhörter Stärfe, gegen ben
fclbft biefer ftarfe ^reu^er nießt bireft anfämpfen fonnte.
Säßrenb bas Schiff in roeitem ‘Bogen über bas iran ; fd)e
£od)Ianb geriffen rourbe, feßte |>err oon ßoemen feine
gan^e Steuerfunft baran, fid) Bieter um Bieter oom
3 cntrunt biefes Taifuns los$uringen, bas gana offen*
bar hart hinten über ben Süboftfämmen jenfeits ber
(Sren^e lag. Sr nahm es gunäd)ft als unoermeiblid) mit
in Stauf, baß fein gutes Schiff babei oertrieben unb felbft
in roeitem Streife herumgemirbelt rourbe.
^IX fein Beftreben roar barauf gerichtet, aus biefer
gefährlid)en Sturmjone hinaus an ben äußeren Banb
bes Taifuns ^u gelangen. (Es roar nicht leicht. Sie
burd)löd)ert fdjien bie ßuft <\u fein. Sieberßolt ftür^te
ber ftarfe Streuner plößlich roie ein Stein in bie 0iefc,
legte mehrere taufenb Bieter in fenfred)tem ftaüc ^uritef,
beoor er roieber £alt in ber aufgeregten Btmofphäre
fanb unb bie oerlorene $öhe roieber ju geroinnen oer*
mochte. Sr märe Iängft auf ben Reifen aerfcßellt, roenn
bie meifterhafte Steuerfunft bes £>crrn oon ßoemen ihn
nid)t immer roieber ber gefährlid)en Bähe bes feften
Bobcns entriffen unb babei Sdjritt für Sdjritt aus bem
fchlimmften Sirbel hinausgebracht hätte.
Bis ertiblid) bie (Srenje ber Sturm^onc erreicht unb
überfeßritten roar, bis ber Streuaer mit ooller Biafdjtnen-
fraft in einer ruhigen unb tragbaren Btmofphäre ben
geraben Sturs nad) Borben oerfolgen fonnte.
0 urd) bie großen §ccffcf)eibcn ber Sabine blieften
bie beiben Biänner jurücf nad) bem Süben
unb Siiboften. 0a ftanb es toic ein riefenhafter
unb unf)eimlid)er 0 rid)tcr oon fahler fdjroefelgelber
Sarbc über ben Bergen. Sie eine gigantifdjc Saug*
pumpe hatte ber roirbelnbe Orfan ben Staub unb
Sanb oieler Quabratmeilen emporgeriffen unb führte
ihn in immer größere $>öl)en. Blies, toas in bieten
Strubel gelangte, ihm nicht redityeitig mit eigener ftarfer
Straft 3 U entfliehen oermochtc, rourbe gepaeft, in bas
3 entrum geriffen, gerrieben unb jerfd)mettert.
ßange bliefte §err oon ßoetoen burd) fein fdjarfes
Sias. Sr glaubte Jeßcn, £rümmerftücfc oon gerriffenen
5 lugmafd)inen inmitten bes §öllenroirbcls au ;el)en.
„Sas mir nicht oermod)tcn, tut bie Batur. Bller Be*
reeßnung nad) ftnb bie Selben mitten im Saifun. 0a
fornrnt fein Jlügel Iebenbig jur Srbe."
3 ‘fenbranbt niefte.
,, 3 d) benfe auch- Unb bamit mirb h°ffentlidj für
lange 3<ut h^r Buhe herrfdjen . . . 33i$ Sßefing neues
Btaterial fehieft . . . ober bis . .
* * *
3n Sierni) hatten Sitthufen unb Blaria nad) ihrer
Befreiung aus ber Buinenftättc STaraforums einen
fieberen 3uflud)tsort gefunben, Buf ber nieberen Be*
ranba, bie bas §aus umgab, faßen Sfenbranbt unb
Blarias Bater.
Bus bem fühlen Sd)atten bes $albbadjcs fah man
meit hinaus in bie frud)tbarc ßanbfd>aft. 0ie Briefen
prangten mie fchmeüenbe $eppid)c oon Samt. 0ie Se=
treibefclbcr träufelten ftd) fd>on im Sinbe mie flutenbe
Saffermogen, ließen bie §alme emporfd)ießen unb mud)*
fen ber Sonne entgegen. 0ic Bäume ftanben hier noch
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im Bliitenfchnce, trugen bort fd)on fdjmeren ftrudjt*
anfaß.
„Sin gefegnetes 3ahr!" fagte Sitthufen. „Ser mie
ich biefes Surfeftan nod) oor einem halben Blenfd)en*
alter gefannt hat, mirb es immer mieber mit Staunen
fehen, mie Btenfdjengeift unb Blenfchenhanb bie Sanb*
müften in ein fruchtbares, bidjtbefiebeltes ßanb ocr*
manbelt haben. Sollte bas Barabies hier roirflid) ber
Srisapfel amifeßen (Europa unb bem gelben Bcidjc
merben?"
3fenbranbt auefte bie Bdjfeln. Sr hatte bie Sorte
Sitthufens nur halb oernommen. Sein Buge hing
noch an ber 0ür, hinter ber Blarias Seftalt foeben oer*
fd)munben mar. 0ie Srcigniffe ber Ießten Sod)en hatten
bie £craen ber beiben rafeßer unb feftcr miteinanber
oerbunben, als jebes roerbenbe Sort es fonft mof)l oer*
moeßt hätte.
Sährenb bie in ihrer ßchmhüttc Singefdjloffenen in
Staraforum bantals unter Bangen unb 3ugen bas Snbe
ber fd)recflid>en Stunben ermarteten, hatte 3fenbranbt
hoch oben in ben ßiiften faft in ber gleichen Stimmung
fein Serf ooübrad)t. Ss mar ihm jitmute geroefen
mie einem Brat, ber einem Patienten gleicß 3 eitig feßme*
res Sift unb Segengift oerabreießen muß.
konnte nid)t ein ungliicflid)er 3ufaH bie Sefangenen
bes rettenben Büttels nod) im Ießten Blomcnt berauben?
. . . Sürbe »beffen Sirfung bie Slut bes 5 cu crregens
paralpfieren? . . . Sürben bie Ssperimcnte unb Be*
re^nungen, bie er im ßaboratorium angefteüt hatte, fich
beim Berfuch im großen bemähren? . . .
Someit, mie er es bamals aus ber §öhe feines
fd)iffes beobad)ten fonnte, fd)ien alles planmäßig $u
gehen. Bm Bormittag roarf Bl)meb bas Bntibpnoth:rm
in ben Sec oon ^araforum. Biel früher, als Selling*
ton oon feinem Sefängnishofe aus etmas bemerfen
fonnte, fah Seorg 3fenbranbt aus feiner §öl)c bie erften
Solfenbilbungen.
Bis ber bicf)t unb immer bicfjter merbenbe Begen*
fdjleier ihm bie ungefebene ßanbung geftattete, mar er
an ber oerabrebeten Stelle hinter einem 0ünenfamm
niebergegangen. Bad) ^mei Stunben erft mar Bhmeb
hier au ihm geftoßen. 0urdjnäßt . . . burd)mcicht . . .
geblenbet . . . faft ertränft oon ben molfenbrudjartig
nieberftüraenben Saffermaffen hatte ber getreue 0iener
ihn nid)t foglctd) finben fönnen. 0ann fam er unb
brachte bie frohe Botfd)aft, baß bas Blittel ficßer unb
unbemerft in bie §änbc ber Sefangenen gelangt fei.
0 ann fam ber a^cite ... für Sfmibranbt ber f<f)roerfte
0eil ber Bufgabc. Sieber ging fein Schiff in große
$öhen, mährenb er bie nieberftrömenben Saffermaffen
burd)fchnitt unb ftd) oom 3entrum bes Unmetters ent*
fernte. Bod) einmal prüfte er mit bem ‘ißräaifionsmeffer btc
Sntfernung oom Biittelpunft bes Setters. 0ann fuhr
ein Sd)uß aus bem Bohr feines Schiffes. Sjaft arbei*
tete ber 3 e ifyünbcr. Senau in ber Bdjfe bes Bk)lfen*
bruches e^plobierte bas Sefd>oß. Seine ßabung 0pno*
therm ber neueften fd)ärfften Sirfung ging in feinfter
Streuung nad) allen Seiten in ben Begen.
Btit bem Seleffop beobadjtete Sfenbranbt bie Sir*
fung. 0a . . . inmitten ber grauen, bunftigen Begen*
maffen fah fein Buge eine fleine, feßmarac Solfe ent*
ftehen. Bad) einer Seile ein furaer Bliß, für bas un*
bemaffnete Buge fauin fid)tbar. Sr legte bie $anb ans
Oh^ unb aäl)lte. Bicraehn Sefunben! ©er leichte $aH
eines ©onners brang an fein Ohr.
Fortsetzung folgt .
Original from
PRIiNCETON UNIVERSITY
Kummer 39
® i c <20 o cf) c
Seite 871
Srangoftfdfje ©cf)recfen^^errfc^aft tn ©prten
Mit drei photograohischen Aufnahmen
gegen die Fran¬
zosen gerichteten
politischen Organisation
Qn 9tt)ctn unb
SRufjr geht es in
Serien. 9Xucf> bas 2anb
im nahen Often, bas
mir aus ber ©efdjtdjte
fennen, feufjt unter
bem 3 od) ber gran»
^ofen. 9Us bie (Eng»
Iänber im 3ah* 1918
©amasfus befetjt Rat¬
ten, oerfuchten fie mit
allen Mitteln ber Sßro»
paganba, bas fprifd)e
Bolf für ftef) 5 U ge»
minnen. Sie hofften,
es mürbe nom SBöIter-
bunb bie englifcfjeOber-
hoheit erbitten. ©och
Srjrien brauchte feine
Sdjutjmacfjtmefjr. 1919
machte es fid) felbftän«
big, mäljlte einen König
unb begann fid) unter
beffen Regierung juer*
holen. 91ad) etma fedjs
Monaten fteüten bie
granjofen, bieftchfd)on
Syrische Studenten
in ihrer Gefängniszelle
ber Kiifte bemächtigt
hatten, bem König ein
Ultimatum, ihnen einige
Stabte unb bie<Eifenbaf)n
$u übergeben. ©as be*
beutete Krieg. ©od)
tonnten bie Syrier mit
ihrer jungen < 2 lrmce, bie
in 6 SRonaten gefchaffen
morben mar, nichts gegen
Zu 15 Jahren
Zwangsarbeit ver*
urteilte Mitglieder einer
Politische Gefangene während einer Arbeitspause im Gefängnishof auf
der Insel Rouard. In der Mute: Minister des Äußern Dr. Schahbender (1). Dr.
Hakim, Leiter des Postwesens in Syrien (2). Oberbürgermeister Dr. Haidar (3)
bie Übermacht ber mit Sanfs, 9Jlafcf)inengemehren unb giugäcugcn aus«
gcriifteten franjoftfehen Slrmce ausrid)ten. Jtad) einem furzen Kriege, in
bem ber Kriegstninifter 3uffuf SBei) 9lsmc, oiele Offiziere unb Stubenten
ben ipelbentob fanben, jogen bie granjofen in ©amasfus ein. ©amit be«
ganit bie Setbens^eit ber Beoölferung. 32 ^erfonen ('Utinifter, Offiziere,
Stubenten unb Sßartcif (Ihrer) mürben juni Sobe ncrurtcilt, unzählige
mürben eingeferfert; bie 'llrmee mürbe aufgelöft; bie fran^bftfc^c Sprache
mürbe obligatorifch in Schulen unb Bef)örben. (Es lägt fid) nicht micber«
geben, in mie brutaler üßteifc biefe Kulturträger bie grauen auf ber Strafte
beläftigten. Kein SBunber, baft fief) ber aufgefpcicherte £>aft unb bie 3But
fchlteftlich in einer (Empörung ßuft machten. 3m Qlpril oorigen 3ahrcs brach
in ganj Sprien ein Slufftanb aus, ber aber burd) Sanfs unb SJtafchinen»
gemehre unterbrildt mürbe. 3n ©amasfus tobte ber furchtbarftc Straften»
tampf. SDlänner unb grauen, Kinber unb ©reife hatten ju ben 2öaffcit
gegriffen, unb bie fran^öftfehen 2 Rafd)inengcmehre richteten ein furchtbares
Blutbab an. ©ie §auptführer mürben gefangen unb $um ©obe oerurteilt,
einige mürben $u 15» unb 20»jährtgen ©efängnisftrafen begnabigt.
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PRINCETON UNIVERSfTY
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PRINCETON UNIVERS1TY
Kummer 30
© i € ® 06 c
Seite 873
„Welche Verschwendung, mitten in der Woche zu baden!“ — „Besser ist besser!
ob man nicht polizeilich auf Devisen untersucht wird —?“
l)ot man fonft bie teu=
reu “©ücfjer getauft?)
Schillers ©ertc s Banb 7
ober oon Sroers ber
:Roman „9llraune*, ein
alter §utfarton im 93o--
bengeriimpel. Unb fo
fort. 3e unmöglicher,
um fo beffer. ©er, fo
meint ber biebere Satt*
lermeifter Riefte, roirb
barauf fommen, ben
leeren ©urfentopf in
ber Speifetammer auf
©eoifenzuunterfuchen?
9lber ba es, gerücht--
tocife, brenzlich roarb,
oerftaute er ben bis
Jtum iRanb gefüllten
lieber hoch im Stahl*
fafe im Schlafzimmer,
übcrtlebtc bas ©iirchen
mit Tapete itnb ....
ftarb bariibenoeg, ohne
bafc ftrau Riefle leibet*
non benrBcrftcct untfttc.
SPed)! 9lnno 2000 aber
mirb spieftes cinftigcs
fpaus abgeriffen, 9Jtou*
rerhadc zertrümmert
ben Steintopf in ber
ÜBanb, unb iopffchüt.
Weiß man denn,
tclnb ftehen bie Seute
oor einem Raufen merk
Iofcn Spiers.
ftomifd) ift ja auch,
roas fich bei einer ber
erften Razzien zugetra*
gen hoben foü, als fie
erft im ©ange roaren.
Ort: bie93obentammer.
©ie Sipo breht bas
unterfte zu oberft. 3u
ber ©efe ein §utfarton.
©er Spürhunb toim-
mert. ©rinnen piept es
gottserbärmlich. ©iit
rafcher ©riff, eincSJiaus
entfleucht in roirrent
Sprung, unb nieblich
liegen in zerftiicfelten,
zerfreffenen ©eoifen bie
SÖtäufetinberchen, acht
an ber 3ahl» ©er ©ol=
lar aIs©ochenbett! (£s
mar eine herrliche 3eu
tungsnotift. Überhaupt:
luas hot fich letzthin
Ein Hausabbruch
in 100 Jahren
„Wat habta'n gefun¬
den?“ — „’n Schatz!
Jngeweckte Dollar¬
noten von 1923“
Digitiz
»v Google
Original fro
PR1NCE1
Seite 874
© i t OB o d) e
Kummer 39
nicht olles ereignet.
Sa toaren eines
Bormittags bie
Btenfdjen nid)t
frf)Iecf)t iiberrefebt,
alsplöfclid)in ihrem
Biertel ein ganzer
Sßlatj „abgertegelt"
mürbe, jeher ‘jjkf.
fant oon rauher
Sipobanb abge*
taftet, jebcs 9luto
bettopft, jebes ©e»
fd)äftsIofal abge*
fud)t, jeber ©elb=
fd)ran! aufgefuaeft
mürbe. Caftautos
mußten bie Beute
gum ©ittator fcf)Iep=
pen, ßaftautos, man
benfe. 3n ben
Strümpfen, ben fei«
betten, butten fie
bieSeoifen, bieS)a»
mett; im BJeften»
futter bie Herren;
ein 9luto mar batnit
gepolftert; einem anberen, es butte bie Kummer 587 633, mar
alfo tinbifcb jung, plante oor Sdjrccf ber eine Reifen, aber ftattber
£uft entminen bem ^neumatif bie fdjönften ^funbnoten . . .
3a, es l)at ficb aUerbanb augetragen. Sin Sipomann
mollte in einer ©rnnemalboilla feine Iiterarifd)e Bilbung er»
meitern. Blätterte, nur fo aus 3ntereffe, in einer Cujusausgabe
oon ©oetbes „Sauft". „9lm ©olbe f)üngt, nad) ©olbe brengt
boef) alles. 9l<b, mir kirnten!" las er gerabe. Sr las an biefem
Sag nid)t meiter,
mie Betrarca unb
£aura.Betin berBe»
fißer biefes „Sauft"
batte nur ben einen,
ben erften Seit bie»
fes 3ttots negiert.
Sr t)atte gmifd^en
bie Seiten, oer-
mutlicb um bie Bit»
ber au fd)üfcen, ©ul«
bennoten gelegt.
91$, ber 9lrme!
BerBleitteibegar
nicf)t au benten, bie
bamals im boü)-
notpeinli$en Se«
oifetioffeiibarungs«
oerfabren nach aus»
ficfjtslofer iftaaaia
gefebmorett mürben,
©a ftanb a. 33. ein
böcbft oerböebtiger
Sbrentnann mit
beiben Süßen faft
bereits im 3 u cbt«
baus. Sr jebmur
unb fcbtmtr unb febmur, bei feinem 9lugenlicbt fogar unb bei
(einem gefuttbett Btenfdjenoerftanb. Unb bod) fanb man au«
guterleßt ben Sd)aß, gana oerborgen im §crblocb, ein
febmeres Bünbel. Slbcr es marett lauter alte Saufettbmarf«
febeine mit roter Stummer. Ser Btann, ber bei feinem ge*
funben Bieitfcbcnoerftanb gefebmoren butte, butte fte für Se»
oifen gehalten. Ss mar ein Berriidtcr ....
Schluß des redaktionellen Teils
Einquartierung der 2. Esk. Reit.-Regt. 6 in Hohenfelde bei Tempelburg
(Manöver 1923 der 2. Division)
Ein Manöverbild aus unserer Zeit
RIPHONOLA
FLÜGEL U. PIANOS öUtin
drei 'Brücken 'zur
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LUDWIG HUPFELD A? G<
BERLIN W. IEIPZIGER.STR. IIO
vkßNS
r 00*U//f
g!e
Original früm
PRINCETON UN!VERSITY
Hummer 40 Berlin, den 6. Oktober Vt2il ' 25. 3<tbt-a<tng
Mit Genehmigung der Photographischen Gesellschaft Chatlottenbutg
„Fichte als Redner an die deutsche Nation" von Arthur Kampf
Wandgemälde in der Aula der Berliner Universität
Si'djfe unb He 31 o f unfercr 3 e i f
23on £)r. Dtfo :Soefih, 3fiiniftcr für 2Öiffenfd)aff, ^unfT unb SSoIfebitbung
reußens Srniebrigung oor ^unbert 3a^ren unb
©eutfcßlanbs tiefer JaU, ben mir erleben — mir
fommen nid)t los non bem Vergleich, unb es ift gut, baß
mir nirfjt non ißm lostommen. SBenn unferc &\t nur
bie Stuße fänbe, fief) gan^ in bie Saßre 8 U nerfenfen, bie
bamals in Preußens fcßlimmfter Stat unfere reinften unb
größten Männer ent^ünbeten für ben ^eiligen S)icnft
am Volfe unb am Vatcrlanbe, menn nur ftärfer unb
nachhaltiger auch h cu * c noc h bie Stimme $id)tes un * cr
uns laut mürbe, ber bamals ben Schlaffen bas furcht»
bare SBort non bem Sturm prebigte, ber bas S)iirre mit
fief) fortreißt, ber aber ben £offenben unb Sehnenbcn
3urief: „ftiirdjte bid) nid)t, glaube nur!"
ftießte ner^meifelte nicht. Sr faß bie Morgenröte ber
neuen SB 3 elt fchon angebrochen, „oergolbet fchon bie
Spißcn ber Vergc unb norgebilbet ben Sag, ber ba
fommen foll".
$)iefer 3ufunftsglaube ^ar flacher Opti*
mismus; ftidjte mar überzeugt, baß fein Menfd) unb
fein SBunber unb feines non aüen im Sebiete ber Mög»
licßfeit Iiegenben Sreigniffen bem Volte helfen tonnten,
fonbern baß ein jeber fid) helfen miiffe, falls überhaupt
geholfen merben fönne. 3 )arum forbertc er bie mann=
hafte Kühnheit, bas Übel feft ins Sluge 3U faffen unb es
ruhig, falt unb frei 3U burchbringen. Sr fal) bie
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Selbftfucfjt im SBoIfe bis 31t ihrem ßöd)ften Srabc ent»
micfelt, er fal) bie hinter auslänbifd)en tönenben SBortcn
fleh oerbergenbe Schlaffheit, bas ^Betragen ohne SBürbe,
er erfannte, baß feine Station, bie in Slbßängigfeit herab»
gef unten ift, burd) bie gcmößnlidjen Mittel [ich aus
fehmerer Stat erheben fann.
Unb bod) glaubte er an bie 3 ufunft, benn er fanntc
jenes große ßebcnsgefeß, nach bem eine gefunfene
Station fich 3U einem neuen ßeben aufrid)ten fann.
SBäre ftid)te heute unter uns, er mürbe unfer gegen»
märtiges 3eitalter mit allen feinen moralifchen Übeln
gan3 burchfehauen unb fd)onungslos jebem Stanbe unb
jebem Sefchlecßt unb jebem ßebensalter bas mahre Vilb
feiner felbft 3cigen. Slber allen §offnungslofen mürbe
er 3urufcn: „3ßt kleingläubigen, marum feib ihr fo
furchtfam?"
®enn mir haben bie Sitter unb SBerte, bie $id)tc
bamals faunt ahnenb erhoffte: eine große Sefd)id)tc, ein
beutfeßes Stcid), ein größeres Srbc ber Vergangenheit.
SBir haben bamit aud) eine größere VerantmortIid)feit
oor ber beutfeßen 3ufunft unb oor ber SBeltgcfd)id)tc.
3 )arum gilt uns noch nicßr als feinen 3 c ^9 c noffen fein
furd)tbares Maßnmort: „Ss hängt oon eud) ab, ob ißr
bas Snbe fein mollt ober ber Slnfang unb ber Sntmicf»
lungspunft einer neuen, ßcrrlidjen ^eitl"
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PRIiNCETON UNIVERSITY
Seite 876
0 i e 5Ö o 6 c
Kummer 40
SBem ober folltc moßl biefee SBort fd)mercr in
bte Seele fallen als benen, bie mit $icßte als bas größte
unb midjtigftc Mittel, bie beutfeße Nation 311 erhalten,
eine bis in bie SBurzeln ber Lebensregung burd)grcifenbe
©rzießung anfeßenl
Sin junges ©efd)lecßt fall erlogen rnerben, bas
förperlid), geiftig unb feelifcß in bie Stot ber 3 <wt ßinein*
gcfcßleubcrt, in bem Taumel furdjtbarfter ©efeßeßniffe
l)in unb ßcr gcmirbelt mirb, bas, in bem allgemeinen
Sufammenbrud) fefter Lebensformen, fid) l)iiteingeriffcn
ficl)t in bie 3 beologic eines alle Möglicßfeiten in Staat
unb ©efcllfdjaft bisfutierenben ^arteilebens, in bie
entfittlid)enben SBirtungen eines fid) gerfeßenben Söirt*
fdjaftslebcns, in frühreife ©enußfuri)t unb in einen ßoff*
nungslofcn Materialismus, ein junges unb neues Sc*
fd)lecßt, aus beffen 3unerlid)fcit troß allebem bas neue
Leben erblühen muß, bas uns allein retten mirb.
©er ©rzießer muß barutn troß allebem an unfere
3 ugenb glauben, ol)nc in ben SBaßn 31t oerfallen, baß
bie Sugenb aus fid) allein bie neue Volfßcit geftaltcn
tonne, freilid) aud) oßne ben SBaßn, baß er ober ber
Staat ober bie Mctßobc ober bie Organifation Leben
fdjaffen tonne.
©er ©rzießer muß mieber zum ©rzießer im maßrften
Sinne bcs Portes rnerben: er muß laufeßen tonnen auf
bie ^ulsfdjlägc, bie uns bas tiefftc Leben ber Sugcnb
beuten, er muß Icfen tonnen im Slugc bes Stinbcs, bas
ißm, menn er 31t flauen oerfteßt, alles fünbet, mas in
ber Stinbesfeclc oorgeßt; er muß jebe, aud) bie geringfte
SBacßstumsmöglicßfeit unb jebe, aud) bie unfeßeinbarfte,
SBadjstumsßcmmung flaren Vlicfs erfennen; er muß bas
Skis cmporlcitcn, er muß es befd)nciben, er muß es
ftarf unb mettcrl)art machen; er muß ben Stab löfcn,
an ben bas feßmadje Stämmd)en gebunben mar; er muß
cs bem Sturm unb SBetter ausfeßen unb muß fid) freuen
fönnen an ber Straft bes eigenen Lebens, bas bas Stinb
Zum Jüngling unb zur Jungfrau empormad)fen läßt,
aud) bann, menn biefes eigene Leben ganz anbers ift als
bas Leben bes ©rzießers fclbft. Sr muß eben bas Sieffte
unb §crrlicßfte im Stinbe zur ©ntfaltung bringen, bie
Seele, uon ©ott ißm gegeben. 3 U biefer ©iefe ber
3nncrlid)fcit unfere Jugenb micbcr ßinzufüßren, il)r
ben 3 u 9^ n 9 a u ben reinften Quellen il)rer Straft zu er»
fri)ließcn, fic zu lel)rcn, baß oon biefer Snnerlicßfeit alles
lebt, mas mert ift, baß cs lebt, unb baß alles anbere,
mas beute begeßreusmert erfeßeint, fd)al unb mcrtlos ift,
bas ift bie große erzießerifd)e Aufgabe, bie uns allen
gefteilt ift. Sittlid)e ©rzießung im Sinne ftießtes, aus
tiefftcr Jnnerlid)feit zur Sd)Iid)tl)eit, Selbfaudjt, SBaßr*
I)aftigteit unb ©ßrfurdjt! Unb biefe fittlicße ©rzießung
muß meitergreifen; fic muß ©rzießung fein zur ©emein*
fdiaft, ©rzießung zur Volfßeit im Sinne einer unauf*
löslichen Sd)icffalsgemeinfd)aft aller, bie mir burd) ein
graufatnes ©cfd)icf z u eherner ©emeinfeßaft zufammen*
gefd)mcißt fein folltcn, ©rzießung zum Staat, gum
Staatsgefiil)l, zur Staatsgefmnung unb zum Staats*
mollen!
So mirb bie rettenbe ©rzießung, fo mie fie ftießte oor
l)unbert 3 aßrcn ber beutfd)cn Station prebigte, Stational*
erzießung im maßrfte# Sinne ip Portes fein muffen.
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Sie mirb mieber Volt, Staat unb ©efellfdjaft als bie
große Stulturfijntßefe aufzeigen, fic mirb aller Sinne
mieber bafitr öffnen, baß feines ber Lebensgebiete
unferes Golfes in ber Vereinzelung zerfalle unb fid)
Zerfeße. Sie mirb bas aber nur bann fönnen, menn fie
Staat, Volt unb ©cfellfd)aft mit bem Sluge ber ©migfeit
betrad)tet; benn $id)tc l)at uns gelehrt, baß nur ber
©laube, ber fein eigenes Leben als ein emiges Leben
erfaßt, bas Vanb ift, bas zunäd)ft feine Station unb oct=
mittels il)rer bas ganze Menfd)engefd)led)t innigft mit
ißm felbft oerfnüpft unb il)rer aller Vebürfniffe eins
fiil)rt in fein ermeitertes §crz.
©a$ allein ift unfere Stcttung, baß mir unfere Sugenb
an bas ©roige binben unb fte bamit zugleid) mit Staat,
Volt, Menfcßßeit oerbinben. ©as allein ift bie Stcttung:
„SBieberßcrftelluug bes Volfsgeiftes burd) eine nationale
(Erziehung."
Unb mir bürfen l)offen; benn troß aller Stot ßaben
mir es lcirf)ter als bas 3 e italtcr ftußtes: mir befißen
ben Steid)tum an 3been, bie jenes 3 eitalter erft feßaffen
mußte, mir fönnen uns auf unfere großen beutfd)en Sr*
Ziefjer beftnnen. SBo unfer Söort zu feßrnad) unb unfer
§erz z^ matt ift, ba rnerben biefe ©roßen zu unferer
3 ugenb fpred)en. Unb alles, mas in ber ©iefe ber
jugcnblid)en Seele ißrer SBefcnßeit innerlid) oermanbt
ift, mirb lebenbig rnerben unb emporbliißen.
Unb bas ift bas ©roßc, baß bie oon allen Seiten oicl*
ummorbene unb oielumfd)meid)elte 3 ugenb biefe Vcr*
manbtfd)aft fpiirt, baß ber beutfeße Söealismus bie
3ugenb geminnt, naeßbent mir uns lange oon ißm abge*
manbt ßatten.
Söir märten auf einen neuen ^ießte* ©enn bas miffen
mir: im oollen Sinne mirb erft ber päbagogifd)e ©enius
bie maßre Stationalerzicßung unb bamit bie SBieber*
ßerfteüung bcs Volfsgeiftes oollenben. 3 nbes, ber päba*
gogifeße ©enius ift feltener als ber bid)terifd)e unb ber
fünftlerifd)e. (£r muß aus ber 5 :iefe unferes Volfstumes
ermad)fen. ©r muß alle innere Stot früher erlebt ßaben
als mir. ©r muß ben leßten Sinn unferes Lebens oer=
ftanben ßaben als tiberminber unb Vollenber. Unb bod)
muß er in ber Straft ber Liebe, in Urfpriinglid)feit unb
Staioität ber 3 ugenb oermanbt fein, bamit er bas bunfle,
feßlummernbe ©^eßeimc ber beutfd)cn Seele empfinbe
unb alle SBacßstumsfeime z u m SBad)fen bringt. Sluf
biefen ©enius märten, ßeißt ißm ben SBcg bereiten. Stur
bie Seßnfucßt eines Voltes mirb ißn aus bem Mutter*
fd)oß ber beutfd)en ©rbe ßeraufrufen. Silier Sturm unb
©rang ber Schulreform, ber uns bebrängt, fagt es, baß
mir biefen ©enius nodj nid)t beftßen. Sille Vetriebfam*
feit ber Sd)uloermaltung bemeift es, baß ber Staat nur
in 5 ormcn fcßöpferifd) fein fann. ©ie maßre Sd)ul*
refornt mirb in ber Stille großen perfönlicßen Lebens
geboren rnerben.
©iefer Sdjranfen unb ©renzen fid) bemußt fein, ßeißt
nießt, bie £>änbe in ben Sd)oß legen; benn große Vor*
bercitungsarbeit ift zu leiften. Vorbereiter fein, SBcge
baßnen, ©äler ausfiillen unb Verge abtragen, ift oolle
Lebensarbeit. Unb eins oerbinbet jeben maßren ©r*
Zießer mit bem päbagogifd)en ©enius, ber SBunfcß unb
ber SBiUe, in ©ßrfurd;t ber 3ugcnb zu binnen.
PRIINCETON UNfVERSITY
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PRINCETON UNIVERS1TY
6eite 878
® i e OB o cfc e
Kummer 40
Oskar Graf: Radierungen zu Goethes Ballade „Der Totentanz"
Cf* *«01 ü* ttoracicr, jfe (Mfifl
1 ©Stuft ■tfc-rc. Pr*
£teb be£ 2obe$ * 33on ©r. ^rang @eroae£
e entt bie fchmargen gähnen nieber! ©er ©ob geht um in
beutfeheu ßattben . . . Glicht biefer unb jenerj ift’s, ber
ba ftirbt. SUn ©eutfchlanbs
eigenes ßeben greift bie
tnöcherne §aitb I ©a um¬
flort ftrf) all unfer ©eitlen.
Unb tiefe Schatten fallen in
uttfere §erg*it. ©otentang!
©otentang I ©iefe SBiflon
roerbeit mir nicht los. Sie
Hämmert fid) an uns. Sie
ocrfolgt uns bis in beit
©raum utiferer Mächte . . .
Unb mir beuten gurüd:
toie beutfd)e SUinftler, oon
gleicher 3bce befeffcn unb
gefdjüttelt, beit ©ob als
iperrit bes ßebeits gcfd)ilbert
unb gleid)fam gefeiert hoben:
©iirer in manchen (Eiitgcl«
blättern; £olbein in feinem
berühmten Splitts; bann
jener unbetannte üfteifter in
beit Sresten ber ßiibetfcr
Vtacientirchc; unb fo oiele
anbere noch; ols ber ßetjten
einer Vlfreb SRcthel, ber bem
©ob unb betn Vkthnftnn fo
tief ins Vuge gefd)aut l)at.
3huett allen tuar beutfehes
ßeib gu Üttenfd)l)eitslcib ge-
toorbeit unb biefes rnieber
gu perfönlidjem ßeib. Unb
bas ßeib untrbe frud)tbar
in ihnen unb loaitbeltc fid)
in Äunft. 0 muubcrfaiite
©abe, bie bas ßeib oertlärt;
3ft fie heute geftorbcnV
©ies toärc erft ganzer ©ob.
©od) nein, noch regt fic fid).
9tod) ioagtfd)öpferifd)e^hon--
tafie, aud) in ititfcreit ©agett
ber tiefftcu'Dliebcrgefd)lagen»
heit, fid) an bas ©henta aller
©hemen heran: an ©efid)te
bes ©obes als Vegleiterfchei-
itungen bes ßebeits. Viel¬
leicht toerbeit noch manche
hr im
Oskar Graf: Kadierung zu Goethes Ballade „Der Totentanz"
Zünftler halb fo bitten. ftiir heute fittb mir in ber Sage, aus
gmei lürglich oeröffeittlid)ten Sgtlen groben geigen gu tönnen, in
benett Zünftler bie ©obes*
majeftät erfcheinen laffen:
Vmtinius £afeniaitit in ben
gmölf <polgfd)nitten feines
„(Eros ©haitatos" unbOslar
©raf in ben Vabierungen
gu ©oethes ©otcntangbal-
labe. §afentattn, ein oiel-
gemanberter junger Ver=
iiner,fehrtnobern, intgithleit
uttb im formen, manbelt
bieVahneit ureigettfterphan»
taftifdjer Singebungen, auf
©ogas, SUiitgers unb Vu-
bens Spuren. 3hu hat es
gepaeft, mie ©ob uttb ßiebe
einanber umfd)lingeit unb
umarmen; mie eine höchfte
ßebensbrunft unb gähefte
©obesfehauer gufamnteit»
Hingen. Vuf Sd)ritt unb
©ritt offenbarte ihm bas
Iranthaft gefteigerte Otaufd)*
unb Vaffleben nad) bem
Kriege (Einbrürfe foldjer iUrt,
bie er mit (tarier oerfiitn-
bilblidjenberJ^raft gu padenb
tomponierten §olgfd)iiitten
oerarbeitet hat. So hat er
früher bereits „£>immcl uttb
£ölle auf ber ßanbftrahe*'
u. a. fpmbolifch unb phait»
taftifd) geftaltet: gerabe ba*
ritt ein ed)ter ©raphiter,
ba& philofophifdje 3bec unb
phantafiemähige ©cftaltung
einanber gegeitfeitig befruch*
ten. ©er peffimiftifd) -*bia*
bolifche 3ug in feinem „(Eros
©hanatos" berührt mand)e
Saite utiferes mobentften
Stitpfiitbens unb bringt fie
gunt SUingeit.
Ostar ©raf, ber feit
langem beftens betannte
VUinchtier Vabierer, bemegt
I
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PRINCETON UN1VERSITY
Stummer 40
® i e 5ß o ch c
(Bette 879
Oskar Graf: Radierungen zu Goethes Ballade „Der Totentanz“
ftd) in rninber ausfd)meifenben ODleifen. (£r l)at fid) t>on uorn»
herein burd) ben $c£t ber ©octf)efd)cn ‘öallabe, bic er 'Bers
für "Eers mit feinen "Silbern oerflid)t, eine gebunbeite "Dtarfd)*
route auferlegt. 3)od) läfet biefe il)m mal)rlid) gettügenb grei®
heit au eigener (trfinbung unb ju allerljanb pf)antaftiftf)en 91 ra»
besfeit. (£s flappert auf feinen ^Blättern faft fiitnlid)--hörbar,
non tän^erifd) gefd)ioungenen unb fpinnioebig ocrtraselten
Sotcngebeinen. Unb bie magifdjc Spuf^eit ber ^Mitternacht
mebt um bies alles gefpenftifdjc 6d)leiec. 9lud) magt ftd) burd)
all ben (öraus unb Sd)reden bod) ein Heines giaderfcheindjett
non Junior heroor, grotest genug geartet, um nicht als (£nt=
gleifung enipfuuben ju rnerben. Üub bas ift immerhin ein
gelinber Sroft; ein milbiges Üidjtlcin, bas fid) nid)t uerfd)eud)en
laffen roiU. 9Btr ftttb bantbar bafiir, gerabe in unferen
fd)meren "Bebriidungeit. Unb meint mir flum Sd)lufj bas 6d)red=
gerippe am gu&e bes Turmes äcrfd)ellen fel)en, in taufenb
6tiide auseinanberberftenb, fo mollcn mir erft red)t gerabe
btefes als "Borausfidjt faffen unb bie Stunbe auch uttferer
(trlöfung oon ber Turmuhr ber Seiten balbigft er®
märten, meil ber Sob hoch ftets mieber 2eben gebiert.
©ie fieben (Brai’fdjen 'iRabierungen finb bem neuen SSerfe ent»
nommen: „©ocilje: Sotentanft unb &od)aeitlieb, ein rabiertco v ttud)
mit 28 Stabierungen oon Osfar ©raf. Selbftoerlag SJiiludjen,
©eorgenftrafce 30". ©ie beiben $>oläfd>nittc oon $lrminius £>afe>
mann [mb groben auo bem neuerfdjienenen 'itfert „(Eros 51)<matos,
Üotentanv Ciebe unb lob. $olafd)nltlc oon Arminius >>afe»
mann, Verlag Otidjarb 6eiti, Berlin W. f , 3)taa&cnftra&e."
Arminius Hasemann: „Der Tod als Veriührer" (Holzschnitt)
Arminius Hasemann: „Der Geiger“ (Holzschnitt)
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PRINCETON UNIVERSiTY
1
n einem ungeheuren bieberbrueß nod) !ann Keim au neuer (Erhebung fein.
Silber ben bieberbrueß befcßöniqen, heißt biefen Keim erftiefen. b$ir
<%J Silber ben bieberbrueß befeßönigen, heißt biefen Keim erftiefen,
müffen bie ganae (öröße unferer bieberlage erfennen, menn §offnung fein
foli, uns je aus ihr au erheben.
3)arum ift cs C&ift bes 6 elbftbetruges, menn uns jeßt, nach &em bieberbrud)
bes bMberftanbes gegen bie franjöjifcßen bäuber an Der bußr, gefagt mirb,
bies fei feine Kapitulation unb mtr hatten uns biefer bieberlage nicht 3 U
fd)ämen, benn bie <Eßre 3)eutfd)lanbs gehe aus biefem Kampf unoerfeßrt ßeroor.
3)as ift Cbift ber fchlimmften £ügc, ber £üge oor uns felbcr, bie ben in ber
bieberlage felbft feßlummernben Keim fittlicßen bufftanbes töten muß, roenn
mir es nid)t ausfpeien. (Es ift nid)t roahr, baß mir uns biefes bieberbrudjs
nicht gu feßeimen hätten; benn er ift bieberlage aus unferer 6 cßulb. 6 cßulb
ber begierenben unb ber Regierten, 6 d)ulb ber Trägheit unferer bergen,
Scßulb "ber $albßeit. (Es ift nid)t maßr, baß bie (Ef)re 2 )eutfd)lanbs aus bem
abgebrod)enen Kampfe unoerfehrt h erüor 9 e h e > c5 ift n ^uc Gdjanbe auf ben
beutfeßen tarnen gefallen.
(Es mar ber bbgeorbnete Strefemann, ber einft oor oerfammeltem
Reichstag beutfeße Gcßulb an beutfdjer bieberlage befannte mit ben glüßenben
$utten=3Borten (Eonrab ftetbinanb btepers:
„biieß reut — id) ftreu mir bfeße auf bas Jpaupt —
. i)aß id) nid)t fefter noch an 6ieg geglaubt."
btöge nie ber Sag fommen, an bem ber beicßsfanaler 6 trefemann
im biicfblicf auf bie bebingungslofe Kapitulation oor ^oincare fid) mit bem»
felben befenntnis peinigen, fid) mit berfelben beuc an bie bruft fd)lagcn müßte.
bebingungslofe Kapitulation, Vergebens fueßt man fid) unb uns es au
oerßeßlen. (Es gibt feinen anberen bamen für bas, mas gefd)aß. bidjts ift
erreid)t; alles ift aufgegeben; felbft um bie leßten armfeligften (Eßrenoorbeßalte
nid)t einmal ber berfueß eines leßten bingens. (Ein neueftes, allcrncueftes
„biemals" einer beutfd)en baeßfriegsregierung ßört man fd)mad) burd) ben
£ärm bes 3 ufammenbrud)s tönen. 3Ber ßört ßin? bJem erßebt es ben bUtt‘?
3öem ftärft es bas §era? 3öem meeft es eine leßte 3 Uüer f l ^t? bon feinem
ber 3 *ele, bie unfer bMberftanb fid) gefeßt ßatte, mar feit b$od)en aueß nur
noeß bie bebe, bießts oon allem, mas aur bebingung für ben bbbrueß bes
bMberftanbes gefeßt mar, ßatte noeß irgenb etmas 311 tun mit bem, morum
er begonnen mar. bber aud) biefe bebingungeit, bie nichts meßr mit ben
3ielcn bes Kampfes au tun hatten, finb reftlos preisgegeben morben. dagegen
ift jebc übermütige fforberung bes fteinbes erfüllt, jebes eßrlofe bnfinnen
ßingenommcn. (Es ift bas (Gegenteil oon einer eßrenoollen Übergabe.
3)er ftcinb ßößnt es uns ins (E>efid)t. Unb mir follten es uns befd)önigcn
laffen? bMr follten jemanb ©anf miffen für fo unmaßren Sroft? £ieber bod)
3)anf bem £>oßn $errn Sßoincares, ber es aus fcßminbelnbem 6 iegeriibermut
ableßnt, irgenbmie £>ilfeleiftung für ein fo!d)es befd)önigungsinanöoer unferer
neuen Offi^iöfen au leiften. (Er gibt uns hier — aum erften= unb einaigenmal —
btaßrßeit. bus §aß; meil fte fo bitter ift.
(Erfüllen mir uns ganj mit biefer Bitternis. btenn es nod) branei für uns
gibt, ift f i e es. (Ermeffen mir bie triefe unferes bieberbrueßs bis in ißren tiefften
ferunb. bur oon bort aus f a n n, aber oon bort aus muß aud) neuer
beutfeßer bufftanb fein, bufftanb aller beutfdßen §eraen, bufftanb aller
beutfeßen Gebanfen. bber mir müffen ltnferen bieberbrud) befennen, um
unferen bufftanb molleti au fönnen. 3 m ©unfel bes bieberbrueßs müffen
bie fjeuer beutfd)en £ebensmillens ßößer lobern, im 6 d)atten ber bieberlage
merben bie flammen unferes paffes ßellcr brennen. F. H.
MANNii ANKRP-'
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PRINCETON UNIVERSiTY
Regierungspräsident Dr. Gustav von Kahr wurde zum Generalstaatskommissar für Bayern ernannt
Nach der Ernennung des Regierungspräsidenten Dr. v. Kahr zum bayerischen Staatskommissar wutde von der Reichs¬
regierung der Ausnahmezustand über ganz Deutschland verhängt
BAYERN
DER
AUSNAHMEZUSTAND IN
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Original frorri
PRINCETON UN1VERSITY
Seite 882
0 i t -OB o d) e
Stummer 40
Ein Verbindungsraum des Fernsprechamts in Tokio. Die Zerstörung des Amtes verhinderte den telephonischen Verkehr der
Teilnehmer, wodurch die Verwirrung und der Schrecken während der Erdbebenstöße noch vergrößert wurden. Phot. Wide World
AUS DEM MODERNEN JAPAN
Die Stadt Angora, der Sitz der Nationalversammlung, in der die Ausrufung der Türkei als Republik unter dem Präsi¬
denten Mustafa Kemal Pascha beschlossen wurde. Phot. Wide World
ZUR AUSRUFUNG DER TÜRKISCHEN REPUBLIK
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Original frorn
PR1NCET0N UNIVERSITY
9iummcr 40
^ ie o cf) t
Seite 883
Aus der Schreckenskammer: Bestandaufnahme der Papiergeldmauern
❖
Unten: Die Geldscheinstapel in der Geldauflieferungsstellc
GOLD¬
EBBE
UND
PAPIER¬
FLUT
Bilder aus der
Reichsbank
Geldtransportwagen, die durch Hebezeug aus den Kraftwagen in die
Tresors der Rcichsbank geschafft werden
¥
Unten: Mit Scheinen gefüllte Geldtransportwagen in den Tresors
Aufnahmen für die Woche“
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PRINCETON UNIVERSITY
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Seite 884
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I fttt BS
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SRumntsr 40
BILDER AUS
ALLER WELT
Verhör in der Narkose
Amerikanische Zeitungen be¬
richten von einer merkwürdigen
Medizin, Skopolamin genannt,
die die erstaunliche Eigenschaft
haben soll, die Menschen, denen
sie eingeflößt wird, zu zwingen,
die Wahrheit zu sagen. Der Ent¬
decker dieser Wirkung des Sco-
polamins Dr. House behauptet,
daß sein Mittel auf das Hirn
und auf die Sprechwerkzeuge
des Behandelten in der Weise
einwirke, daß er bei vollem Be¬
wußtsein sprichtund Fragen be¬
antwortet, obwohl er nichts da¬
von merkt. Zwei Insassen eines
amerikanischen Gefängnisses,
denen das Mittel eingefiößt
wurde, bekannten nicht nur die
Verbrechen, deren man sie be- -
schuldigte, sondern auch solche,
wegen deren man sie garnicht
angeklagt hatte. Freilich hat
Herr Dr. House auch seine Geg¬
ner in Amerika, die ihn einen
Charlatan nennen. Jedenfalls
würde das Mittel — darin müssen
wir der „Tribuna Illustrata“ bei¬
stimmen, die das nebenstehende
Bild eines Versuchs des Dr.
House veröffentlicht —, eine
vollkommene soziale Revolution
herbeiführen, welche die furcht¬
barsten Folgen haben würde,
denn cs wäre entsetzlich, wenn
man jeden Menschen zwingen
könnte, die Wahrheit zu sagen.
Die Litfaßsäule im Zeichen der Zeit: Öffent¬
lich bekanntgegebene Milliardenbelohnungen
Im Oval: Kriegerdenkmal in Bad Reichen¬
hall, das zu Ehren der 200 gefallenen Söhne
der Gebirgsheimat enthüllt wurde
Rechts: Ein amerikanisches „Vogelhospital“,
dessen Leiterin ihren Patienten, die ihre
Stimme verloren haben, die — Flötentöne
beibringt
V
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Go», gle
Original frorn
PRINCETON UNIVERSUM
Kummer 40
© l e o cf) c
6eite 885
Beleuchtung der Kartoffel¬
felder durch Scheinwerfer
von einer Mühle aus
DER FELDZUG
GEGEN DIE
KARTOFFEL¬
DIEBE
Im Oval: Verhaftung
jugendlicher Kartoffel¬
räuber
Unten rechts: Beschlag¬
nahmte Geräte und
Säcke
Aufnahmen der „ Woche“
Unten: Berittene Schutz¬
polizisten bewachen die
Kartoffelfelder
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Original frorn
PRINCETON UNIVERSITY
(Seite 886
$ i e 00 o cb c
Kummer 40
3cid)nen fjt feine &uit|U HuJHße* pceissauöfc^ceiftcn öet „Wotffc"
ußerorbentlich gaf)Irei(f) ftnb bie
^ Sinfenbitttgen gemefen, btc auf
uttfer 3^ = ^teisausfd)reiben ein-
gegangen ftnb. §unbert unb aber
huitbert SBriefe liefen ein, bie bas
Kennroort „ 3 iff"an ber Stirn trugen.
‘Slber unoerjagt hat ftd) bie Schrift 3
leitung ber ,,©od)e" burd) bie an=
ftiinnenben 3iff s hinbitrchgefämpft,
hat geprüft unb fortiert. fielen Sin-
fenbern ift bas gleiche eingefallen,
barttnt fallen ftd) alle Kiiitftler, bie
aus bem §albireis ben ©od einer
^Bauersfrau, ben unteren ©anb einer
SBriicfe, bas ftenfter eines ©urg=
oerließes, einen £>ut, einen £>ctm.
£m 7. preis: Orei Silbcrmarf.
S. Böttcher, ©remen.
einen Schaufelpferbbaudj, einen spilj,
ein Seftglas machten, bamit tröffen,
baß fte als miiröige ©titglieber in bie
„3if!=(&emeinbe" aufgenommen ftnb.
3 )ie 3ei(^ttungen, bie nad) bem ein-
ftimmigen Urteil ber Preisrichter bie
beften marett, ftnb ^ier abgebilbet;
es fei nochmals gefagt, baß nicht bie
gute3eid)nung, fonbem bie ffhlagenbe
3bee preisgefrönt tairb, bei ber bie
aorgefeßriebene 3i^-'ßtnie reff-
los unb ohne Scmaltfamfeit
oermenbet roirb.
3 )as große 3ntereffe, bas bie 3itt s
Aufgabe gefunben hat, ift ein ©e-
toeis, baß mir mit uttferer ©bftd)t,
einige ©ugenblide oom forgenoollen
©lltag jum ßarntlofen Spaß ab^u-
lenfen, bas ©ichtige getroffen haben,
©ir battfen allen Sinfenbern, unter
benen ftd) mandjc befanben, bie fünf,
äeßn unb gar nod) mehr 3^ = ®in-
fenbungeit machten. Um allen benen,
bie biesntal feinen Preis befomntcit
fonnten, eine neue (Gelegenheit 311
erfolgreichem ©ad)bcnfen 31t geben,
oeröffentlichen mir auf ber nädfften
Seite ein 3mcites preisausffhreiben
gleicher ©rt
1. preis: 3cf) n (Bolömocf.
3oßann ©öbrntann, Cattau.
©on ben Sinfcnbungen für ben
erften ©etlbemerb mttrbm bie fol=
genben mit greifen ausge3eid)net:
1. p r e i s: 3 c h n (G 0 1 b nt a r f:
3 ohantt ©öhrmann, §anau.
2 . preis: ftünf Silbertnarf:
Hermann Klippert, Seifersborf
bei Sorau, ©.= 2 .
3)rei greife 00tt je brei
Silbermarf:
S. ©öttchcr, ‘©reuten. — Paul
(Großmann, Senfteuberg. —
©las Scßolbad), Seip^iger §eil=
ftätte bei ©borf i. ©ogtl.
©ier Sroffpreifc, beffeßenb in
,§u fer cl l t e
2. preis: {fünf Silbermarf.
§crmann Klippert,
Seifersborf bei Sorau, 9t.--2.
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1
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J£in 7. Preis: Orcl Silbermarf.
©las Scholbarf), ßetpäiger §eilftättc
bei ©borf i. ©ogtL
i6tn 7. preis: -Drei Silbermarf.
Paul (Großmann,
Senftcnberg.
je einem ©ud)e bes ©erlages SUuguft
Scherl (G. m. b. £>., erhielten:
stud. arch. ^aitl Sprege, Karls¬
ruhe i. ©., 3. 3t. ©iga. —
3 rene $ranfe=©ood), Sera,
©euß. — ©iüi ©iffher, ©erlitt.
— §>ans Heinrich 3 ^Pfcn,
Hamburg.
©ußerbetn merben bie3eid)nungen
oon oier Sinfenbern abgebrudt, bie
eine anerfenttenbe (Ermahnung mofjl
oerbienten:
2 )ora Köhler, 2cip3ig. — frrau
0. Reiber, ftranffurt a. ©t. —
©erner ©teper, ©lanfenefe bei
Altona, (Elbe. — Slara oon
Schmaitebad), Stralfunb.
3 )ie (Gelbpretfe, ebenfo mie bie
©iicher-Sroftpreife mttrbeit ben (Ge=
minnertt burch bie poff iiberfanbt.
v
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Original fro-m
PRINCETON UNIVERS1TY
Aummer 40
5 ) i e <353 o cfr e
toctte 887
Heues
preis*
ausfcfjtci&cn
ie mir oer»
fprochen Ijc-
bett, geben roir in
ber heutigen Aunt»
tner eine neue
Aufgabe" unb gleich*
zeitig einen Auszug
ber 3öcttbcroerbs»
Bebingungen, um
beren genaue Be»
a$tung mir bitten.
Bedingungen:
1. ©ie unten»
ftefjenbe 3ift-5igut
(ein ungleichmcißi»
ges ^Bierecf) foO in
eine 3^icf)nung um»
geroanbelt roerben;
es fteljt ganj im
Belieben bes ©infenbers, roas er aus biefer gigur macht, ©e»
fid)t, ©eftalt, 2anbfd)aft ober eine Saeite. Ausführung ber
Seidjnung nur in fd)roara*rociß.
2. Breisgefrönt roirb bie befte 3*^-3bee. ©s fomrnt ntcf)t
auf bie tünftlerifd)e BoUenbung an, fonbern auf bie luftige,
oerbliiffenbe 3ei<hnung. ©s genügt, fte mit roenigen Strichen
ausjufüt)ren, auch unbeholfene unb bilettantifche Stilen ftnb
gugelaffen, toenn fie eine gute 3bee barftetlen.
3. ©ie geidjitung muß aus ber beigegebenen 3iH-5igur her»
gefteüt roerben; roer mehr Baum jum 3^ich n ^ braucht, toirb
gut tun, beit auf ein größeres 6tüd Rapier
ftu Heben. 3ebcrmann fann beliebig oiele 3ift st Be*fud)e ein»
fdjirfen, bod) muß Jebe 3eichnung auf beni nebenftehenben Bor«
brurf gemacht fein. 5Ber alfo mehr als einen „3Hl* zeichnen
toill, beforge ftd) rocitere Hummern biefes §eftes.
©er Borbrucf ift in [ber angebeuteten ßhtie ausgufchneiben
unb unter Ausfüllung ber Anfcßrift ju fenben an:
tfdjriftleitung Öer „ttJochc", prcisausfchtci&cn,
Berlin tfHJdS, tftfjetlhaus,
Alle ©infenbungen miiffeit bis fpeiteftens 10. BoPcmber
hier cinlaufcn; biefen Bebingungen nicht entfprechenbe Seit«
bungen fönnen nicht berücfftchtigt roerben, mit Strafporto
belüftete Senbuitgen roerben tiid)t angenommen.
4. ©ie Bebattion ber „A3od)e" bilbet bas Preisgericht, bas
©infenbungen b$fcmnter SHinftler ausfeheiben fann. „3iff*
foll ein IuiHges preisausfdjrcibeit für bas Pub»
iifum unbyteine Ättitftler fonfurrenj fein.
3cber©eilnehmer
erflärt fich burch
bie ©infenbung mit
biefen Be bitigungen
einoerftanben.
©ie ©ntfeheibun»
gen bes Preis»
geridjts ftnb etib»
gültig.
©s roerben fol»
genbe roertbe»
ft än bi ge Preife
ausgefeßt:
lEitt 1. Preis:
10 (Solömnc!
£iti 2. Preis:
5 Sübetmatf
Drei tocticrc
preife Don
jc3Stlbctmatf
©iefe ©elb»
preife roerben
üim Beicßsbantfurs oom 24. DJoPembcr ln Bapter-
marf umgerechnet unb ausgejahlt.
ferner fommen nodj ©roftpreife in gönn oon Büchern bes
Berlages Auguft Scherl in Jrage. Über bie Anzahl ber ©roft»
preife entfeheibet bas Preisgericht.
. ..-.$ier ausfdjneiben! -..
SRcmte bes (ftnfeubetö
Ott unb 6tra&e
DesienUank im voraus
©lara oon Sd)roanba<h, Stralfunb
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PRINCETON UNIVERSITY
Seite 888
3) i e t> d) t
Kummer 40
,Wanderer M 5/15 P. S. (Modell 3 S)
Ein neuer offener Benz-10 30 P. S.-Sportwagen
9/24 P. S. ,,Adler‘‘-Sport-Viersitzer
28 95 P. S. Mercedes-Sport-Phaeton
Links: 6 20 P. S.
Brennabor-Wagen
Unten: Elektrischer
S. B. - Selbstfahrer
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PR1NCETON UN1VERSITY
Stummer 40
® i t qp o & t
Seite 88b
^k (spur ta# ingt* ^ühatt
Aoman oon DCarts Dominito
16 "Fortsetzung. — Nachdruck verboten. — Amerikanisches Copyright by August Scherl G. m. b. H., Berlin 1923.
lieber richtete Sfcnbranbt bas Sias auf bic Stelle.
Sah, tüte jene bunfle SBolfe immer geller mürbe, bis fie
oerfdfmanb.
SBeinaf)e hätte er in btefem ^lugcnblicf ben Swtd
feines £>ierfeins oergeffen. 0aß alles fo genau nad)
feinen Ermattungen unb Borausberedjnungen oerlief,
erfüllte ihn mit ftarfer greube. Er nal)m ein mit 3ot)lcn
bebeeftes Säfeldjen gur i^anb. SJ3rüfenb überflog er bie
beiben einander gegenüberftetjenben 3ahlenreif)en. Bod)
einen Blicf auf ben Entfernungsmeffer.
Ein Sd)uß nad) bemfelben 3iel grrid)tet fuhr aus bem
Bol>r. Ein gmeiter, ein britter . . . eine lange Beilje
meiterer Schliffe folgten im fdjndlften Sempo. Eine
rollenbe Kanonabe auf bas 3entrutn bes Unmetters.
BMeber rid)tete er jeßt fein Sias. Sieffdjmarg lag es
bort über Karaforutn. 0a, ein guefenber, greller Blitj,
ber ben fd)marken Borl)ang gerriß. Bod) el>e ber erlofd),
ein gmeiter . . . ein britter . . . unb oiele anbere.
Saghellen Schimmer ftrahlten fte meit hinaus. Sau*
fenb feurige Sd)langen fd)ienen ftd) in bem biifteren
Ecmölf gu minben. 0ann fd)lug ber erfte Bonner
bröhnenb an fein Ol>r, um nicht mcl)r gu oerftummen.
Ein Konglomerat oon Seroittern tobte über Karaforunt.
tiefer ließ er jeßt bas Sdjiff gehen, lieber fprach
feine "Batterie. 0a lief ber fal)lmcißc Sd>ein ber Bliße
in Bot über. Ein feuriger Trichter ftanb über Karo*
!orum. Blit bem Slafe fal) er fd)melenbc Branbmolfen
aus ber Buinenftabt auffteigen. Söas bort brennen
fonnte . . . Blcnfdjen . . . aud) Blenfd)en, bas muf 3 te
mol)l gu Bf che merbeit.
Bebelnber 0ampf marfierte bie Srenge, mo geuer
unb Gaffer fid) trafen. B$o bie beiben Elemente um bie
£>errfd)aft rangen. Blit ber greube bes Bleiftcrs, ber
bie Kräfte entfeffeln unb bänbigen fann, fah er auf bas
granbiofe Sd)aufpiel. Sein B$erf! —
0ie Spannung, bie il>n erfüllte, mid). Seine Seban*
!en, bis jeßt auf fein B3erf fongentriert, begannen gu
manbern. Bud) bort unten inmitten be5 feurigen Be*
gens, in ber £>ütte ber Sefangenen, lämpften jene Kräfte
. . . fämpften um bas Seben ber Eingefd)loffcnen.
~Sd)mere Sorge fiel auf fein £>erg. B3iirbe bic Bedj*
nung auch h^ r ftimmen? BSürben ^cuersglut unb
SBeltraumfälte, nad) feinem Blanc unb nad) feiner Bed)*
nung gegeneinanbergefeht, fid) an biefer Steüe oer*
gehren, oI)ne bas Seben ber Scfangencn gu oernichten?
Blit eifiger ipanb umfrallte bie Sorge fein öerg. Enblos
lang fchien ihm ber Kampf ber Elemente. Smtner mieber
bliefte er auf ben 3 c i9 cr ber Ul)r, ber ihm allgu träge
oon ber Stelle gu rüden fd)ien.
Bis entlief) bie &\t oerfloß. Blatter unb immer
fd)mäd)er mürbe ber ‘Kampf ber Baturgemalten. 3eßt
hatten fte ftd> in roilbem Bingen aufgegehrt. Ber*
fdjmurcben mar ber 0antpf, gemid>en bic Slitt. Sd)on
brad) bie Sonne burd) bie gerflattcrnbcn Sdjmabcn.
Er riß fein Sias ans Buge unb fal) bie Stelle, mo
Karaforum geftanben, in hellem Stange oor ftd) liegen.
Bollbcnnpf ooraus! Buf äußerfte gal)tt ftelitc er ben
£>cbel. B3ährenb bas Sdjiff mit rafenber Semalt burd)
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ben Bther feßoß, hing fein Buge an jener Stelle. Scßt
ging bie Blafdjine nieber. Blit einem Sprung mar er
aus ber Kabine. Klopfcnbcn £>crgens eilte er an Bhmebs
Seite ber ipiitte gu. Unter feinem Sriff brad) bic oer*
fohlte Bußentür in Sritmmern gufamtnen. 0ann brattg
er in bas innere.
3n ber Sür erblidte er fte, bie brei . . . lebenb.
0a ftanb Blaria, bleid), aber leud)tcnben Buges. Bur
fie fal) er. BMe oon unftd)tbarer Semalt getrieben maren
fie aufcinaitbcr gugefd)ritten.
Bis oon ihren Sippen ber leife Buf „Scorg" erflang,
hatte er fte im übcrfd>mang feiner Scfiihlc an ftd) reißen
mollen. 0od) mit aller Kraft feiner Seele h a ^ e cr bte
Begung unterbrüeft. Bod) burftc er’s nicht. Bod) ge*
hörte fein ganges 0cnfen unb Sun bem großen Bterfe.
Bod) erfüllte bic große Bufgabe, Sdjiißer unb Better ber
bebrol)ten Sieblung, ber meißett Baffe unb ihrer Kultur
gu fein, fein ganges 3d), gab ihn nid)t frei, bis bie Ent*
fd)cibung gefallen.
Sie hatten ftd) bantals bie £>änbe gereicht unb in öent
ftiirmenben ^uls^lag, ber gu ihren $erg<cn überftrömte,
hatte ftd) offenbart, mas ber Btunb nod) ocrfd)toieg . . .
jet^t nod) ocrfd)meigcn mußte.
3n B3iernt) hotte ftd) BMttf)ufcn alsbalb mit feinen alten
Scfd)äftsfrcunben in Kafchgar in Berbinbung gefeßt,
um ftd) fein Beftßtum unb feine B^arenoorrätc gu fidjern.
Sie maren immer nod) oon ben El)incfcn befd)Iagnal)mt,
unb cs beftanb rnenig Hoffnung, fie frei gu befomnten.
3eßt, nad)betn bie Sefangcnen bem Brut ber d)ineft=
fd>en Btachtl)aber entronnen maren, beeilte man fid), bas
gemalttätige illegale Bcrfahren in ein gefeßmäßiges gu
oermanbeln. Ein regelred)ter B^ogcß megen Sanbesoer*
rates mürbe gegen BMtthufen cingcleitet. Bis cr beenbet,
fonnten 3ah^ oergehen.
0ie Sorge um feinen Bcftß unb um bie 3ufunft Bla*
rias trübte ben Blicf 9öittl)ufens. So maren ihm bic
feinen gäben entgangen, bie ftd) gmifdjen 3fenbranbt
unb Blaria moben. Bin Enbe eines arbeitsreid)en Sehens
fah er ftd) als Bettler, unb ber Sebanfe an bie 3u*unft
ließ il)n bic greubc über bic Bettung aus ber Sefangen*
fd)aft manchmal oergeffen. Bud) jeßt hatte cr mieber
einmal feinen Sorgen Suft gemacht unb halb im Sd)crg
unb halb im Ernft für Blarias 3ufunft ein menig roftges
Brognoftifutn gegeben. 0a hatten bie beiben cinauber
läd)elnb in bie Bugen gefehen, bis ein 3ucfen um Blarias
Sippen fpiclte, bis ein Ieid)ter Sd)leier fid) oor ihre
Bugen legte. Klopfenbcn §ergcns mar fie aufgefprungen
unb in bas §aus geeilt. B3ie gebannt hing ber Blicf
3fenbranbts an ber $ür, burch ^i^ fie gefchritten mar.
„0aß id) oon Blr. Eameron fo furchtbar getäufcht
morbett bin, fann id) immer nod) nid)t oerminben", fuhr
SJBitthufen fort. „T9ärc er nicht gemefen, mürbe id) mein
$aus in Kafchgar fchlcunigft liquibiert unb mid) mit bent
Erlös red)tgeitig in Sicherheit gebrad)t haben. 3 U fpät
muß id) einfehen, baß bas gange lächerlid)e Bcrfahren
gegen mich nur auf bie 3ntrigen biefes Blenfdjen gu*
ritcfgufül)ren ift.
3d) fenne ihn nun fd;on feit oielen 3al)ren unb habe
Original from
PRINCETON UNfVERSITY ^
(Seite 890
o d) c
Stummet 40
if)tx ftets für einen (Gentleman gehalten. 3cf) fannte feine
S>efcßid)tc, unb fo ein gemiffes Vtttleib mit feinem ßarten
(£>efd;icf ließ ben Verfeßr mit ißm enger merben. Sr ßat
in ben erften Sauren unferer Vcfanntfdjaft ßäufig non
feinem ^rogeß um bie englifcf)e ßorbfefjaft ergabt. 6eine
Verbitterung mar mir bureßaus oerftänblid), unb id)
ntad)te ißm feinen §cßl aus meinen Spmpatßien. ©aß
er aber in feinem $aß gegen bie meiße Skiffe fo meit
geßen fönnte, als SIgent ber d)inefifd)en Regierung tätig
gu fein, ßättc id) niemals für möglid) geilten/'
,,©ie Snglänber maren bureßaus im Stecßt, als fie bie
Srbfdjaft Sombales bem reinraffigen (Erben gufpradjen."
(Eine getniffe Scßärfe lag in ber (Ertoiberung 3fcn=
branbts, unb in ber gleichen Sonart fußr er fort: „(Es
mar falfd) unb leießtfinnig geßanbelt, menn früher unfere
^ropßcten aücr SBclt bie S>lcid)berecßtigung oerfprad)en.
Überall auf ber (Erbe rufen jeßt bie fd)toargen, braunen,
bie gelben Stoffen naeß $reißcit. Jyreißeit für alle färben
bes Speftrums . . . SBeße uns, menn mir ißnen ent»
gegenfoinmen! Um unfere $crrfd)aft unb um unfer
©afein märe es halb gef d)eßen. 6ie mögen Kultur unb
Religion non uns anneßmen. Sroßbem bleiben fte, mas
fie finb: ber befeßrte Sßinefe — Sßinefe, ber befeßrte
Sdjmarge — Slfrifaner.
Vetracßten Sie bie Verßältniffe in Slmerifa. Sic futb
jeßt fomeit gebießen, baß es fieß für bie Meißen um Sein
unb Sttcßtfein ßanbelt. ©ie emigen Slompromiffe ßaben
aufgeßört. ©ie (Ereigniffe ber näcßften &\t merben gei»
gen, mer meießen muß.
Slueß bie Semifcßtraffigen geßören nießt gu uns. ©as
ßat fd)on oor 150 Saßrcn ber Sraf Sobineau flar er»
fannt, als er fagte, baß infolge ber Stoffenmifcßung nid)t
nur bie Vorzüge, fonbern aueß bie fyeßler an Stärfe ein*
büßen. ©ie Sd)mierigfeit, bas Sange in (Einflang gu
bringen, ergeugt Slnard)ie, unb je meßr biefc Slnard)ie
gunimmt, befto meßr büßt bie befte, reießfte, gliicflid)fte
ßufußr an SBert ein.
SBenn alfo bie SJMfcßungen innerßalb einer gemiffen
Srcnge für bie SJtoffe ber SJlenfdjßeit günftig fmb, fie
ßeben unb ocrebcln, fo gcfdjießt bies bod) nur auf Soften
biefer SJlenfcßßeit fefbft, ba fie fie in ißren ebclften (Eie*
menten ßerabbriiefen, entfräften, erniebrigen, entgipfeln.
©arum ift es unfere oorneßmfte Aufgabe, unfere Stoffe
rcingußalten. Stur bie reine meiße Stoffe fann bie Sluf*
gäbe erfüllen, bie fie gu erfüllen ßat."
„Sie ßaben rcd)t, £>erc Sfenbranbt. Unb bod) fann
id) mieß bes Sebanfens nießt ermeßren, baß einftmals
bie 3eit fommen mirb, mo ber Slaubc an bas Soan»
gelium oon ber liberlegenßeit ber meißen Stoffe fd)minbet,
mo mir anberen, fräftigeren Stoffen meießen müffen. Stießt
immer mirb (Europa bie Vurg ber meißen Stoffe bleiben,
©ie emige 5lleinftaatcrci oergeßrt gu uiel oon ißren
Kräften.
3d) fenne Sßina feit einem SJtenfdjenalter. ©er Sluf*
fd)mung ber leßtcn Saßrgeßnte mirb anßaltcn. ©ie bureß»
aus fonferoatioe Sefmnung ber (Eßinefen ßinbert ißn
nid)t, fie beförbert ißn. Sroßbem (Eßina als Jnbuftrie»
ftaat nod) jung ift, ift cs an mirtfcßaftlid)er Organifaticn
feßon feßr meit entmicfclt. Sogiale ff ra Q en e^iftieren faft
nid)t. Sroß feiner ungeßeuren Slusbeßnung ift oon
einem (Enbc bes Stcicßes bis gum anberen bei ber ein*
geborenen Stoffe ein unb basfelbc Verftänbnis für bie
Kultur oerbreitet, bie es befißt. Vcrgleidjc id) feine
3aßrtaufcnbe alte 3toilifation mit ber europäifd)en, fo
tommt mir bie Ießterc oor mie eines jener auf 3 C ^
auftaueßenben Silanbc, mclcße bie Semalt unterfeeifdjer
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Vulfanc über ben 9)teercsfpicgcl emporgeßoben ßat. ©er
gerftörenben (Einmirfung ber Strömungen preisgegeben
unb oon ben Kräften, bie fie guerft geßalten, oerlaffen,
geben fie eines Sages nad), unb ißre krümmer oerfmfen
mieber in ben ficgreid)en fluten . .
„Silles ift im fließen, alles in ber (Entmicflung, Jperr
SBittßufen. (Einmal mirb bie Viirbe bes meißen Vtannes
oen feinen Sd)ultern genommen merben unb ein ftär*
ferer . . . oielleicßt ein Scßmarger . . . oielleicßt ein
Selber mirb fie auf fid) neßmen. Slber ber Sag liegt
in grauer fterne. Stod) finb bie Kräfte ber meißen Stoffe
nießt oerbraueßt. ©ie Sefaßren, bie ißr broßen, merben
ein Jungbrunnen für fie fein.
Sroße Säten, größer als bie SBelt aßnt, ßarren ißrer,
unb ber Stommanboftab mirb fefter in ißrer £anb rußen
als je.
2Bas Sic in Staraforum faßen ♦ . . mar nießt mein
SBerf . . . nießt in erfter Sinie ... es mar bas Siefultat
ber S^eiftesarbeit oielcr meißer Sntedigengen oor mir unb
mit mir. Vnbere merben baran meiterarbeiten, anbere
merben neue ßeiftungen oon nod) oiel größerer Srag*
meite oollbringen. Unb fie merben in ber |>anb bes
meißen Cannes bleiben, ber fie ausmirfen läßt gum
SRußen ber SOtenfdjßeit, gur Stärfung unb Srßaltung oet
meißen Vaffe! ©er in bie Spur bes ©frfjingis ^ßan treten
mirb, ift nod) nid)t gefommenl
©oeß laffen mir bas, fommen mir gum 3u>ed meines
ßeutigen Vefudjes gurücf. 3d) möd)te Sie mieberßolt
bitten, 3Bierni) gu oerlaffen unb meiter im ©eften, jenfeits
bes Urals, einen 3 u flucßtsort gu fud)en. ©ie (Ereigniffe
ber leßten Sage ßaben gegeigt, baß ber Slufentßalt in
Surfeftan mit Sefaßren oerfniipft ift. (Es fönnte fein,
baß ber .^irgifenaufftanb oom Sliöreiecf aus neu gefeßürt
unb geftärft mirb. ©ie naße Sage 2Bierngs gur Srenge
biirfte bebenfließ fein."
„Sd)on mieber ben 3Banberftab ergreifen?"
Viaria fpraeß es. Ungeßört mar fie aus bem §aus
getreten unb ftanb jeßt fragenb oor ißm. Sie mar in
ein bunfles, ßod) ßinauf feßließenbes §ausgcmanb ge*
fleibet, bas ißre feßlanfe, ebenmäßige ©eftalt oortreff*
lid) ßeroortreten ließ. Sine mübe Vnmut lag über ißrem
bleicßen Seftcßt, oerßaltene Srauer flang aus ißren
^Borten.
Sin Vucf ging buriß 3fcnbranbts Körper, ^lls er fie
fo oor fteß fteßen faß, ßätte er fie in feine ^rme
neßmen, fie an fieß preffen mögen, ©as Vlut feßoß ißm
jad) in bas Seficßt. Sülit Semalt beßerrfeßte er fieß, gmang
fieß gu einem Säd)eln.
„©er ©anberftab ift nic^t oonnöten, 9ftaria fjeobo-
romna. Viein fylugfcßiff bringt Sie naeß Orenburg."
. . . Orenburg . . . Sein geiftiges 9luge faß in
fcßnellcn Viibern nod) einmal bie Sgenen ißres erften
3ufammentreffens.
„Von Orenburg bringt Sie bas ^ßoftfcßiff fußer nadj
Obeffa ober Vtosfau."
ÜBittßufen fiel ißm ins 9Bort: „Vun, bann mag bie
Steife aueß nod) ein paar taufenb Kilometer meiter
geßen. ©ann faßren mir meiter naeß ©eutfcßlanb, ber
§eimat unferer Vßnen. 3cß ßabe noeß Sutßaben bort
ausgaifteßen, bie uns einen längeren Vufentßalt geftatten.
Sinmal mirb ja boeß ber Sag fommen, mo ßier mieber
Stuße unb ^rieben ßerrfeßen, mo mir ungefäßrbet gurücf*
feßren merben."
„Sr mirb fommen . . . halb!"
„Sie fagen bas mit folcßer 3 u ^ß r r ic ^t Sf^n*’
branbt?"
Original frnm
PRIiNCETON UNIVERSITY
Kummer 40
© t t ^ o (fe «
Gelte 891
„Valb . . . halb fommt ber Sag!"
©eorg 3fenbranbt fagte es lächelnd. Aber es ©ar ein
rätselhaftes ßädjeln, bas nur ben Viunb bewegte. 3n
ben Augen darüber ftand etwas anderes, grau, eisfalt,
unbewegt.
(Er roaubte ftch 3 U Vtaria unb reichte ihr bie $anb.
„So fei es bann f)eut ein Abfdjieb für 3^re SHeife.
(Eine ©ebirgstour gu unferen Schmefyftellen hält mich
eine 3 ^ttlang non l)ier fern. Sch ©erbe, beoor 6 ie
AMernp oerlaffen, nid)t ^uriicffefjren fönnen. ßeben 6 ie
©cd)l, Vtaria fyeoborowna. AKr fef)en uns halb
wieder . . . halb."
(Einen furzen Vto-
ment ruhten ihre
Sölicfe ineinanber,
ihre Ringer um-
fdjloffen [ich 3 ^
feftem ©ruef. ©ann
©ar er fjinausge*
feßritten.-
Vor einem mit
planen bebeeften
Sifd) faß ©eneral
Vitlow, neben ißm
ber ruffifdje Oberft
Popoff. AMe 3 ©ei
Gdjadjfpteler beweg-
ten fie fleine, bunte
Aabelfähncßen auf
ben harten bin unb
ber. 3 b* lebhafter
©isput bewies, baß
fie fid) über bie enb-
gültige Stellung ber
fyäbncben feines*
roegs einig ©aren.
Seitbem bie ßage
an ber djinefifdjen
©ren 3 e fid) 3 U 3 U-
fpißen begann, b a ^ c
bas Hauptquartier
in Petersburg ben
Oberft mit einigen
anberen Offizieren
bem ©eneralftabe
ber (E. 6 . (L Grup¬
pen attachiert. $ür
ben Kriegsfall un-
terftanben bie fämt-
lid)cn militärifchen
Streitfräfte ber
(E. S. <E. ohne Aus¬
nahme bem oereinigten europäifeben Oberfommanbo.
©er früher fo lange 3 eit h^nbur^ als Sbeologie ab=
getane ©ebanfe ber bereinigten Staaten oon (Europa ©ar
unter bem ©ruef ber Ateltgefcßehniffe ©enigftens 3 U
einem Seil oerwirflidjt ©orben. 3roctt ©ar fein Staats*
gebilbe im Sinne ber amerifanifd)en Union 3 uftanbe-
gefommen. Aber bie Solidarität ber curopäifcßen Völ*
fer fanb bei ooller Währung ber nationalen Selbftän*
bigfeiten unb (Eigenarten ©enigftens baburd) Ausbrucf,
baß bei fragen ber großen ASeltpolitif nid)t jeber ein*
gelne fleine Staat, fonbern (Europa als gefcßloffenes
©an 3 es auftrat unb handelte.
Hinter ben Kuliffen ©ar freilich rin fteter Kampf um
bie Stellung bes primus inter pares. Außlanb glaubte
in erfter ßinie Anfprudh barauf gu hoben, ©abei fam
ihm 3 uftatten, baß ber Sd)©erpunft ber militärifd)en An¬
gelegenheiten in Petersburg lag, ba Vußlanb mit Aücf-
fidjt auf fein großes ©ebiet unb beffen hifiorifd) prooi-
bcntielie Sage gegen Often bie numerifch größte H cerc5 *
macht unterhielt.
Sdjon unter bem Kommanbo bes ©enerals (Effingham
©ar bas Verhältnis 3 um Petersburger H QU P tc l uar ^ cc
nicht reibungslos ge©efen. ©er temperamentoolle
Vülo© ©ar faft ftänbig auf Kriegsfuß mit bem Ober-
fommanbo. ©effen Anordnungen erfolgten ftets unter
bem ©ejidjtspunft,
unbedingt bie ftbi-
rifdjen ©rensen 3 U
feßüßen, ©ährend
Vülo© in erfter
Sinte barauf be¬
dacht ©ar, die tur*
feftanifeße ©ren 3 e
3 U fuhern.
$iir Rußland
©aren die gewalti¬
gen ©ruben- unb
3 nbuftrieanlagen
im ©ebirgsftoef des
Altai oon größter
A$id)tigfeit. 3h*c
Vernichtung durch
etwa plößlid) oor*
ftoßende Suftftreit-
fräfte der ©eiben
©ar daher mit
allen Mitteln 3 U
uerhindern. ©ie
ftarfen Kriegsge-
fd)©aber Rußlands
©aren deshalb nad)
den Anordnungen
des Petersburger
Oberfommanbos
ausfcßließlid) gur
Sidjerung der fibi-
rifdjen Sübgren 3 e
angefeßt und nur
die fd)©äd)eren ©e-
fdjwaber der anbe¬
ren europäifeßen
Staaten 31 er Ver¬
teidigung ber tur-
feftanifd)en ©ren-
3 en beftimmt.
©egen biefe
Kräfteoerteilung fämpfte Vülo© feßon feit langem.
Smmer ©ieber oerfudjte er es burd) 3 ufeßen, baß bie
Hauptfräfte auf bie turfeftanifdjc ßinie fon 3 entriert
©urben.
©ie ©ebirg& 3 Üge bes Sian=Scßan, Alantau und Sar-
bagatai boten an fid) eine gewaltige, faum iiberfeßreit*
bare Sdjußmauer. Sebod) nur folange, als es gelang,
die drei ©ureßgangspforten ab 3 uriegeln. ©er Übergang
oon Kafcßgarien nad) ^erghana ©ar oerhältmsmäßig
Ieicßt bureß Sprengung ber Kunftbauten an ber (Gebirgs¬
bahn Kafd)gar—Ofd) 3 U fperren. Viel größere Sd)©ie*
rigfeiten bot bie bfungarifd)e Pforte, jenes Sor, burd)
bas fuß feßon einmal im Vtittelalter bie mongolifd)en
Sdjwärme über (Europa ergoffen h°ücn. ©er gefäßr-
Geh. Rat Dr. Adolf v. Hamack, Gemälde von Fritz Rhein
Ausstellung Berliner Akademie der Künste 1923
Das Bildnis ist kürzlich in der Berliner Staatsbibliothek aufgehängt worden
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PRfNCETON UNIVERSITY
©eite 892
© i c o cfr e
Ajjmmer 40
ließfte ^unft aber blieb bie d^incjxfdjc Angriffsbaftion,
bas Slibreiecf.
(Sin großartig angelegtes Vaßnncß, bas oon Sßami
aus ftraßlenfönnig zur Srenze führte, gab hier ben
(Selben Selegenßeit, ißren Aacßfcßub fcßnellftens burd)
bie offenen ‘ißäffe zu leiten.
©er Stirgifenaufftanb im 6ieblungsgebiete I>atte
(Europa notgebrungen ben Einlaß gegeben, feine Streit*
fräfte im Often zu oerftärfen. Akißrenb bie ruffifeßen
Abteilungen in Sibirien in oolle Vercitfcßaft gebrad)t
mürben, fammelten fid) jenfeits bes Urals Seile ber oer*
einigten mefteuropäifdjen Heere.
Aber bie immer noeß biocrgiereitben (Einflüffe ber oer»
fdjiebenen europäifeßen Kabinette ließen grünblicße unb
umfaffenbe SAaßnaßmen, mie bie Lage jie erforbert hätte,
nidjt zu. (Ein überrafeßenbet Angriff oon eßinefifeßer
Seite nad) ASeftenßin hätte mit ben oorßanbenen Mitteln
fließt lange aufgeßalten roerben fönnen. Viilom oer»
langte baßer immer toieber, baß toenigftens bas Sros
ber ruffifeßen Luftflotte zur Verteidigung ber turfefta*
nifeßen Sren$e angefeßt mürbe.
Seßt, nad) einem leßten langen Stampf mit bem Oberft
rßopoff faf) er bas Vergeblicße feiner Vemiißungen ein.
„9Aeine Meinung oon Sßnen, Herr Oberft, ift oiel zu
I)od), als baß id) annehmen fönnte, Sie billigten bie
^länc bes Hauptquartiers. Sßre (Gegenargumente
trugen fo menig ben Stempel ber Überzeugung, baß es
eines befferen Vemeifes für bie Aicßtigfeit meiner An*
fußt nießt bebarf. Atenn nießt in furzer 3eit erßeblicße
Verftärfungen aus AJefteuropa anfommen, fteße id) f>iec
auf einem oerlorenen offen. Snabe Sott ben Sieblern
unb ißrem Lanb!"
„Sie feßen zu feßmarz, Herr (General", ermiberte ber
Oberft, inbem er feine Verlegenheit nur fcßlecßt oerbarg.
„3ft es bod) noeß ganz ungemiß, ob unb mann bie (Ge*
mittermolfe zur (Entiabujig fommt. Übrigens finb, mie
mir oor furzem gemelbet mürbe, ftarfe beutfeße Srup*
penmaffen oom Ural her im Anfliegen, ©arunter oiel
Spezialtruppen für ben (Gebirgsfrieg."
„Aatürlicß! ©eutfd)e Solbaten allzeit oornemegl"
brummte Viilom oor fieß l)in.
„Sidjern Sie ßauptfäd)Iid) bas Slital, Herr (General.
Sur bas Srtpfcßtal fönnen Sie im Folie ber Aot auf
ru]Tifd>e Verftärfungen rechnen."
,,©as Slital! Sehr feßön, Heer Oberft", entgegnete
Vülom in bitterem, farfaftifdjem Oon. ,,3d) fönnte es,
menn id) mehr Fiugfcßiffe hätte. So merbe id) ooraus*
fid)tlich bas Siebenftromlanb preisgeben müffen."
Sein Abfutant trat ein unb überbraeßte ihm eine
Äarte. „Seorg Sfenbranbt" las er. Sing hinaus, um
ihn zu empfangen.
©er ftreefte ihm bie Hund entgegen unb begrüßte ihn.
„Smmer noeß bie gefurd)te Stirn, Herr Seneral?"
„Aian oerliert bie Luft, Herr Sfenbranbt, menn man
immer mieber gegen Unoernunft unb (Eigennuß anrennt."
„kommen Sie mit mir, Herr Seneral! 3u einem
fleinen Sang ins Freie. Viellehßt feßen Sie banad)
etmas freunblid)er aus."
„Sern, Herr Sfenbranbt. Oroß ber fomnterlidjen
Alarme fann es mir braußen aud) faum heißer merben
als hier brinnen über ber Starte."
Sie oerließen bie Stabt unb jkßlugcn ben A$eg z u
einer fleinen Anßöße ein, oon ber man nad) allen Seiten
einen freien Vlicf hatte. Akitßin fid)tbar beßnte fid) bic
in ooller Früßlingsprad)t fteßenbe Lanbfd)aft oor ißnen
aus. Aid)t umfonft galt bas Siebenftromlanb als bic
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Aioiera Akftfibiriens. Lange rußten bie Vlicfe ber
beiben auf bem gottgefegneten 5t c ^ cn @r&e Dor it)uen.
„AMeber mar mein Stampf umfonft, Herr Sfenbranbt,
biefcs ^arabies oor bem Untergang zu bemaßren. ©er
Auffe roiU feine Vernunft anneßmen. Solange es geßt,
merbe id) es zu oerteibigen fud)en. Ab:: icß meiß be*
ftimmt, baß icß eines Soges bas ganze Sebiet bis zum
See ßin räumen muß. Vei Seiet mill id) ben Selben
ein Sßermopylae errießten. ©enn icß glaube nießt, baß
id) es länger als eine A$ocße halten fann. 3ft bann
nießt genügend europäifeße Hilfe ba, bann merben bie
gelben Horben über bie Leicßen ber Verteibiger ßinmeg*
ftürmen. ©ie Vemoßner müßten fd)on jeßt zur Aäumung
oeranlaßt merben. Aian möd)te oerzmeifeln, menn man
baran benft, baß bie ruffifd)en Luftftreitfräfte uns bas
alles erfparen fönnten. Vermögen Sie nid)t noeß einen
leßten Scßritt zu tun?"
Sr bliefte auf unb faß, baß Sfenbranbt ißm faum
Zugeßört ßaben tonnte, ©effen Auge hing mie melt*
oerloren an ben fernen grauen Stämmen bes Sebirges.
Atinuten oerftrießen. ©ann fielen bie Aknte oon
3fenbranbts Lippen.
„Aein, Herr Seneral! Aein! Aicßts mirb oon bem
gefeßeßen, mas Sie befürd)tenl"
„Sie fagen? . . . Herr 3fenbranbt! . . . Akts? . . .
Atas follte es oerßinbern? Hoben Sie anbere, beffere
Aad)rid)ten aus bem Houptquartier als icß?"
„Aein, Herr Seneral! SCRit eigener Straft, oßne Hilf*
ber anbern merben mir bas Lanb feßüßen unb ben fteinb
abmeßren."
Seorg Sfenbranbt fprad) nießt meiter, als müffe er
ftd) beftnnen. ©en Seneral brängte es zu fragen. Aber
ein Vlicf auf bie 3üge bes 3ngenieurs ließ bie ftntQe
oerftummen. ©a begann biefer mieber zu fpred)en. 5 a ft
befeßlsmäfjig flangcn feine Aborte.
„Sie merben, H ß rr Seneral, alles, mas an fdfnellen
Flugzeugen zu 3ßrer Verfügung fteßt, oßne Aiidfficßt auf
bie Labefäßigfett ßier in 9Bierni) fonzentrieren unb zu
fleinen Sefcßmabern zufammenftellen. An bem Oage,
an bem es gilt ... id) merbe ißn beftimmen . . .
merben Sie oon einem Orenburger Scßiff ber Stompagnie
bie Labungen für biefe Sefeßroaber empfangen, ©ie
Sefdjmaber merben bie Srenzc überfliegen. 3ebes S>e*
fd)maber befommt oor bem Abflug fein beftimmtes
3iel . . . unb bas 3^1 toirb fein . . . A^affer ... ob
Sec ... ob Fluß . . . Aktffer überall bort, mo gelbe
Streitfräfte in größeren Aiengen marfd)icren ober oer*
fammelt ftnb . . ."
„A3affer? . . . Atollen Sie bampfen? . . . ©pnotßerm*
bampf?" . . .
Sfenbranbt iiberßörte bie F^oge.
„Kämpfe fmb nur anzuneßmen, menn es zur Sr*
reid)ung bes 3i e les unoermeiblid) ift."
,,©as bürften nießt oiele fein, bie gegen bic Heber*
mad)t ißr 3^1 erreid)en."
,,3d) redßtte z c ^ n Prozent", fam es falt oon ben
Lippen Sfenbranbts. ,,©as mirb genügen."
„Unb bann? . . . Akts mirb bann gefeßeßen?" brängte
ber Seneral, in bem er an Sfenbranbt herantrat.
„(Es mirb gefd)eßen . . ."
(Einen Augenblicf ftanb Seorg Sfenbranbt mieber mie
geiftesabmefenb. ©ann neigte er feinen Aiunb zu bem
bßr bes Senerals unb fprad) zu ißm . . . fliifternb, als
fiirdjte er, ber ASinb fönnc bie Laute an menfd;lid)e
Oßren tragen.
Fortsetzung folgt .
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Flimmer 40
® i c ® 0 (^c
Seite 893
DER MODERNE VERKEHR IN DER RADIERUNG
„Bahnhofshalle”, Radierung von Julius C Turner
Mit Genehmigung der Kunstvi rlagsgesellschaft m. b. H. Wohlgemuth & Lissner, Berlin.
Wie in der zeitgenössischen Malerei wird auch in der modernen Graphik das Thema des großstädtischen Ver¬
kehrs immer von neuem behandelt. Turner macht aus der nächtlichen Bahnhofshalle mit dem einfahrenden
Zug eine Apotheose gleißenden Lichts. Mit außerordentlichem Geschick ist hier die technische Öde des Motivs
ins Malerisch-poetische umgedichtet.
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Seite 894
© i e SB o <b e
Flimmer 49
poftaltfc^e freuten * Betonungen non ^rtt} Äoc^Öottja
© ie Sßoft ift bas
Iuftigfte 3u*
ftitut, „wo wir ha«
ben." 3»tmer be=
reitet fic bcm Sßub*
Iitum' eine lieber»
rafdjung ober nedt
fid) mit ifjnt. 9tech*
lieft bu barauf, bafc
ber Brief, ben bu
heute in ben haften
geworfen haft, ntor»
gen im benachbarten
Stabtoiertcl att--
tomntt, bann bift
bu fdjön hinein»
gefallen; er wirb erft
am iibcrnckhftcn
Sagebcftellt. 3)enfft
bu, bafj er fdjonmit
bercrftenBefteüung
ausgetragen toirb,
fo bift bu im 3n>
tum, es gefd)iel)t crft
bet ber ^weiten Be»
fteHung. Sfi3iU irgcub
ein bes Raubes»
braunes Untuu»
biqer ins Boftamt
g:l)ett uuboer[prid)t
Es war einmal eine Sehenswürdigkeit: ein Brief aus Sowjetrußland mit
10000 Rubeln frankiert
„in fünf Blinuten"
äitrücf au fein, fo
mettc fofort mit ihm,
bafj cs fo fij; nicht
gehen wirb. 3)u
gaoinnft fidt)cr. Gut»
toeberfmb oon allen
Sdjaltern ameibrit«
tel nicht geöffnet,
ober ttachbem ftch
ber (Eilige als letz¬
ter in bie Schlange
bei einem geöffnet n
geftclit unb eine
Stunbe gewartet
hat, Happt bie C&Ias»
fcheibe herunter,
unb bieBefeftigung
wirb noch burd)
bie bekannte Sßapp=
tafel oerftärit „ge»
fdjloffen". ©an«
berft bu gar in ein
Boftamt mit bem
lühnen Borfafc,
harten einaufam
fen, weil bu in utt«
erhörter Berfd)wen*
bungfucht ein paar
"Briefe fchreibeit
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PRINCETON UNIVERSiTY
Kummer 40
© I e o c& f
Sette 895
toiUft, fo roirft bu halb
eines iBefferett belehrt,
©ie SDtarfen ftnb ent«
toeber ausnertauft, ober
bie neuen mit ben er«
höhten greifen fittb
noch nidjt ba. Sie rner«
ben and) morgen nid)t
ba fein uttb über¬
morgen nicht, benn na«
türlid) merben unter«
beffett toleber bie ©e=
biit)ren oeroierfadjt
ober ö^rfedjsfadjt ober
fonft multipliziert,
lohnt fid) gar nicht, bie
nur für ein paar ©ago
gültigen SBcrte zu brut«
ton. 3a, toas mod)t
benn nun eigentlich bie
$oft? SRuit, ba ft*
ein SBerieI)rsinftitut ift,
beförbert fte eine 'Sin-
Zahl ^ofttarlen, ^Briefe
ins 9luslanb unb amt«
liehe Schreiben. 3un.
Zmei en erhöht fte bie
©crife, toas fie un=
unterbrochen bcfchäf-
tigt, zum britten be»
Immer langsam voran: „DasTelegramm liegt ja noch hier!"— „Nur keene
(Jffregung! Ich nehm’s heut abend mit — is ja in meine Jejend —“
rät fte mit beittfd)er
©riinblicbfeit bas ^lus*
fehett neuer harten,
unb es gelingt ihr
meiftens, merltoürbige
©effitts h^auszulno«
beltt. Sic brauchte fid)
gar nicht einmal biefc
ilübe zu geben, bettn
bie 'Bilbchen merben
gar balb hoch über«
bntdt,fo ba& feinSJtenfd)
erlcnneti tarnt, ob fte
hübfd) toaren ober nicht.
Unb zuttt Sd)Itt6 ton«
troüiert fte, ob nicht
in irgettbeiner Sett»
bung Kapital itts 9lus«
Iattb oerfchobeit toirb.
©a& ber „‘Slbbau" ihrer
(£ittrid)tungen auch 3<üt
erforbert, foll gar nicht
mal in ^Betracht gc=
Zogen toerbett. Sooiel
fteht feft, ba§ lein Siutta«
part bent Sßublitum
fo üicl Uberrafdjungen
bietet toic bie Reichs«
poft., *
Dr. M. Pollaczek.
Bei einem Wertpaket müssen die Siegel jede Prüfung aushalten können, bevor es als vorschriftsmäßig angenommen wird
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PR1NCETON UNIVERSITY
(Seite 896
© t e o d) c
Kummer 40
©te Sauberfraft
ber Quarzlampe
Mit fünf Auf nah men
C\n ben Staatsbibliotfjefen ftubet
(-O man eine ganze ©tzafjl non
pergementurfunben eigener Brt.
3n grauer Vorzeit mären ftc ein--
mal gefd)riebcn worben. Später
hat man bann, mahrfd)cinlid) um
Zu fpareu, ben erften Sejt mit
Bimsftcin abgericben unb bas SJ3er=
gaiuent mit neuer Schrift uer*
feben. Bisweilen ift and) biefer
Sejt fpätcr abermals entfernt unb
bitrrf) einen anbern erfeßt worben,
©iefe Pergamente nennt man
palimpfefte. S)ie©iffeitfd)aftbringt
Im Oval: Der photographische Ap¬
parat zur Entzifferung von Urkun¬
den durch ultraviolette Strahlen
tf)nen ein befonberes 3utereffe entgegen unb bemüht fid), nid)t
nur ben lebten, fonbern aud) bic norl)er gefd)ricbenen Se£te
Zu entziffern, 2>as ift natiirlid) außerorbentlid) febwierig. Sie
Beleuchtungs* unb Pbotograpbietecbnif ^aben aber f)ier ©ege
erfd)loffeit, biebas (£in=
bringen in bie (öef)eim=
itiffe crleidjtcrn, mcl=
fad) überhaupt erft
möglid) machen. Sitrd)
9lbbetfung mit far*
bigen (frläfcrit l)at man
es in ber £>anb, bie
Iefete Setunbär* refp.
Scrtiärfd)rift für eine
pl)otograpl)ifd)e < 2Iuf=
nabmc abzublenbett.
"Bei Belid)tung mit
giitorefzeuzlidjt treten
bann bie urfpriing*
lidjen, fpäter entfernten
Sd)riftzcid)en für bas
pl)otograpl)ifd)c 91uge
Ziemlid) Har zutage,
wäbrenb bei ber ge*
möl)nlid)en Photo*
grapfjie biefe 3^^cn
ganz ober faft ganz
pap/vW' tirr !>4
T trrrpCm rffyd mülomn n? ptJrficrtWn
r.fbcr ihy» rnrii fyc airrpTuT, ft
factjurii-csLpcrrrd*&
feu>6Cftu£nf Äc. c innfTunr
tvn iiniimiiT >ifli i^m iÜjT^i 11 1 in
U3rof niMfii .vicytT fc^fcrtsnt
pfioy (uay ardtnem. *<Jno ylACurr-
Al'öU •’UMi flOUUjT orr/o UHCndl JI1
«muij pmrrfcrr cTo fetritrpnc
mi mtnfn rrrv
nn. ■ djrrfyonh d5 ofrmr
cu/hxiirru/.i
Ttme fL+cittc rflr Crrmp on'tö
(orf AfACrrtionbi .
TfrT' OtUnJnr {orf ♦HP
Links. Aufnahme einer Urkunde
nach altem Verfahren. — Rechts.
Fluoreszenzaufnahme mit zwei¬
facher Abdeckung der Se¬
kundärschrift
uerloren gehen. Unfere
9lbbilbungen zeigen basfeht
beutlid). Bielfad) ift es aber
notwenbig für bas Stubium
ber §anbfd)riften, ooit ber
Photographie abzuf eljen unb
bie Pergamente bireft zu
unterfueben. §ier ift bas fo=
genannte ultraoiolette 2id)t
ein oorzüglic^er Jpelfer. (Es
mirb in eigenartiger ©eife
burd) einen finnreidjen^lppa*
rat erzeugt, ben mir auf
nebenft. 9lbb. fef)cn. Bon einer Quarzlampe erzeugtes 2id)t wirb
burd) einen Sd)Iii} auf ein Prisma geworfen, bas nur auf
einer ©anb ein breites Speftrum erzeugt. 3u biefern Spettrum
bepnbet fid) ein unfid)tbarer Seil. 5)as ift bie Stelle, wo bic
ultraoioletten Strahlen
liegen. Bringt man Per*
gamente ber gebuchten
9lrt bortbin, fo be=
ginnen fie zu fluorcs*
Zieren, wäbrenb bic bar*
auf bcfinblid)cn Schrift*
Züge bunfel bleiben,
aUerbiitgs in Schah
tierungen, bie eine eige*
ne Bebanblung jeber
Schriftermöglichen. Jlir
bie Qlltertumsforfchung
ift biefe Srftnbung oon
größter ©iebtigteit. ®ie
Staatsbibliothct ift mit
foId)etn Apparat aus*
geftattet. C. J.M.
Links: Gewöhnliche
Aufnahme. — Rechts:
Fluoreszenzaufnahme
ohne Abdeckung der
Sekundärschrift
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PRINCETON UNIVERSITY
Kummer 40
® i c ^ o cS e
Seite 897
£tn Sropenfeft
auf @ec
Mit fünf Aufnahmen
/^letjört fabelt wohl bie meiften
vly üJieitfdjeit — bie ^iüiliflcr«
ten" natürlich — fcf)on ooit bet
„Äquatortaufe". 9lbcr tuet fie ein¬
mal mitgemaefjt f)at, bem ift fie eine
uitoergefjlid)e (Erinnerung. Sie be«
beutet beit (Eintritt in eine attberc
SBelt, bebeutet, ba§ ber9farblänber
jetjt eigentlid) anfängt, mit bem
Kopf nach unten 3 u wanbslit. SOtait
tomrnt itacf) ber unteren ober oberen
$>älfte ber (Erbtugei, je nad) bem.
9ftait ift fein eigener 9lntipobe ge¬
worben.
0er Sropeitbut, bie wei&e Klei«
bung finb benutsgefudjt. Sie berr-
Iicbften Siibfrüd)te, riefengrobe
Ananas, unbenf bar lange "Bananen,
(Granatäpfel ooit Bleloneitgröfie,
Bfirftcbe, wie Bälle fo grob, liegen
überall umber, auf allen Sifdjen,
in beit Salons, bangen in ganzen
Biiitbeln, r.ud) Giften ooit beit
‘Dkeliitgs bes Schiffes unb werben,
wenn fie bis aunt Slbcitb nid)t
oerfpeift finb, ins "Uteer geworfen,
weil am nädtften SJfargen wieber
frifdjc aufgelegt, aufgebängt wer¬
ben. 3n ber Sat: ber (Eintritt in
eine neue, fd)öttere, üppigere 3Belt.
Unb biefer (Eintritt wirb gefeiert.
Sas ift bie Äquatortaufe. Söie
Kinbcr freuen ficb bie Baffagiere
barauf. Sie es ttoeb itidjt feinten,
ftttb ooüer 9tcugicr. Unb für bie
SOtatrofcn bebeutet bas Jeft eine (Er-
bolung unb ‘Dlblenfung oont täg¬
lichen Sic nft. Unb wenn bann gar ein
„‘Diener" unter ihnen ift, ber pm
erftett 9Jtalc beit Äquator treust,
baittt ift bie JJreube hoppelt groß.
Senn bas fd)önfte ift, wenn je-
maitb feine erfte Saufe erhält:
eine Saufe ooüer Süden unb
Überrafcbuitgcn. Sie „fteierlub-
feiteii" beginnen fcboit am Borabcitb;
Unten. Neptunmitscinem Gefolge-
Lustige Äquatortaufe: Ein Neu¬
ling, der eingeseift und rasiert
wird und dann ins Wasser purzelt
mettigftens war cs fo auf bem
Santpfer „9lImatt^ora" ber „9iot)al
ifiail-ßinie". Dieptuit mit feinen
©affertrabanten fteütc ftd) fdjoit
beim Sitter bes Borabenbs beit
(Säften oor. (Er ntarfd)ierte an ber
Spitze feiner Sdjaar, bie bie Ste*
warbs erfettte, elettrifd) erleuchtetes
(Eis feroierte unb fid) angelegeitt-
lief) ertuitbigte, wer morgen 311111
erften ÜJtalc feinen „Btittelftridj"
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Original frorn
PRINCETON UNIVERSITY
Seite 898
© ie 3Ö o eft e
Stummer 40
Phantastischer Maskenball an Bord
freuten mürbe. Golefje S)3aff agiere erleben bann am folgenben Sage
aKcrt)anb Uberrafjungen. 3 um ^eifpicl ein 6d)iffsarat, ber aum
erftenmal ben Äquator treuste. (£in föfilidjes SBilb, als Neptuns
$>aup'trabant ben SMr^t aus einem ftiibcl 6eifetifcfyaitm mit einem
mäkligen 6d)iffspinfel „einfeifte" unb mit einem Sftafiermeffer
„tapetle", als auf ein <$e\d)tn Neptuns ber Geffel in firf) au*
famntenbradj unb ber Slrjt im Söaffer Ianbete. O. T. Sch.
Schluß des redaktionellen Teils
Kennen Sie schon die Bedeutung der Haarerweichune beim Rasieren?
Herren mit sprödem Barthaar und reizbarer Haut empfinden das Rasieren oft als Qual. Das Haar springt unter dem Messer au« und hfnferläSt
empfindliche gerötete Hautstellen. Was ist die Ursache? Eine ungenOgende Vorbereitung des Haares durch ungeeignete Rasierseife. Harte
Stangenseifen (Natronseifen) erweichen sprödes Haar im allgemeinen weniger gut als weiche salbenförmige Kaliseifen. Auf Grund dieser
Erfahrung hat das Laboratorium Leo in Dresden eine neue haarerweldienöe überfettete Rasierseife „Leosira" in öer Tube in den Hardel
gebracht die ärztlich als ideale Rasierseife empfohlen wird, 1. weil sie hygienisch verpackt ist und gegen Infektion schützt (Übertragung
der Bartflechte unmöglich), 2. in kleinen Mengen eine Fülle von dichtem Schaum gibt, 3. das Haar in kurzer Zeit erweicht und reizbar« Haut
in keiner Weise angreift kurz das Rasieren zum Vergnügen macht Sie erhalten Leosira dort, wo Sie Ihr Chlorodont kaufen.
Blendend weiße Zähne durch die erfrischende Zahnpaste
Chlorodont
gegen mißfarbigen Zahnbelag und üblen Mundgeruch.
Laboratorium Leo Dresden u Berlin
Was darf auf dem Toilettentisch der vornehmen Dame nicht fehlen?
Neben der Pflege der Zähne mit dem herrlich erfrischenden „Chlorodont** ist die vornehme Dame bestrebt ihrer Haut eine entsprechend«
Pflege angedeihen zu lassen und gleichzeitig sich mit jenem Parfüm zu umgeben, das von alters her als unaufdringlich, erfrischend und
andauernd bekannt ist. Unter dem Namen Eau öe Coloqne „Golö“ ist in allen Apotheken. Drogerien und Parfümerien ein Kosmetikum
vorrätig, das eine glückliche Vereinigung von Hautkrem und Parfüm insofern darstellt, als es sowohl für die Hautpflege als auch als Parfüm
benutzt wird. Es ist kremförmig weiß, fettet -und klebt nicht, macht die Haut wundervoll weich und zart und kann andrerseits unbedenklich
für das Taschentuch verwendet werden. Personen mit empfindlicher Haut, dje Spiritus, wie er in der käuflichen Eau de Cologne enthalten
ist. nicht vertragen, sollten dieses wundervolle Hautpflegemittel und Parfüm In der praktischen Form der Tube nicht missen.
ougie
unginai Tram
PRINCETON UNIVERSUM
_
Gemäldegalerie Braunschweig. fhot. F Bruckmann, A. G.. München.
„Die Speisung der Armen“, Gemälde vom sogen. Braunschweiger Monogrammisten
25 e r f 1 n e r $otf$fpei'fung
2 Jon ©tabfraf Äufd?, öejernenf best ffäblifdjen 2 fasifd?uffesf für 23oIfetfpeifung 311 Berlin
ie Coltsfpeifung, bic mährenb bes Krieges eine ber
feßmierigften Aufgaben ber Kommunen bilbete unb in
^Berlin bis jum heutigen Sage fortgefüßrt mürbe, ift bureß
ben Aufruf bes preußifeßen 6taatsminifteriums oom 29. Sep*
tember mieber in ben Corbergrunb bes allgemeinen 3ntereffes
getreten. ’3Bic ber Aufruf ausführt, erforbert bie immer
fdjneUcr gunehmenbe Ccrfcßlechterung bes ©rnährungsguftanbes
unfercs Voltes außergcmöhnlidje Maßnahmen. Unter allen
Umftänben muß jebem mirtlid) Darbcnbeit unb Cebürftigen,
ben Aermften bes Golfes unb ben Angehörigen bes gugrunbe
geßenben Sitte Iftan bes — befonbers ber freien Cerufc —
täglich eine marme Saßlgeit gugefiißrt merben. Der Aufruf
menbet fid) an bie ipilfsbereitfcßaft berjenigen Greife ber Ce»
oölterung, beren Corratsfammern noch Qc füllt finb unb bie
imftanbe finb, an bie abgugeben, beren ©efunbljcit unb Arbeits*
traft oom ipunger untergraben mirb. Die ßcitung ber ‘Colts*
fpcifungsattion liegt in ben §änbcn bes preußifchert ßanbmirt«
feßaftsminifters; bie Durchführung ber Coltsfpeifung unb
bie Tragung ber Stoften liegt ben ©emcinben ob. An biefe
merben bie aus ben 6penben einlaufenbcn Sittel oerteilt.
3n Cerlin liegen bie Cerhältnijfe befonbers günftig, ba bic
im Kriege 1916 gefdjaffene Drganifation ber Coltsfpeifung
noch gum größten Teil erhalten ift. Die Coltsfpeifung ocr*
fügt in ©roß=Cerlin nod) über ad)t 51ücßen — bie gum Teil
gefcßloffen finb — unb feeßgig Ausgabestellen, mährenb bis
ipöcßftgaßl ber Äüdjen mährenb bes Krieges gehn unb bic ber
AusgabefteÜen fiebenunbfiebgig betrug. 6ie ift in ber fiage,
mit ben oorhanbenen (Einrichtungen gurgeit ungefähr 70 000
Portionen ausgugeben. Diefc 3aßl tann burch Anglieberung
oon Küchen prioater Organifationen noch oergrößert merben.
©egen bie Cermenbitng fahrbarer fließen befteßen bie gleichen
Cebenfen mie im Kriege. 3ßre ßeiftungsfäßigteit ift oiel
gu gering, unb bei ftarter Cenußung finb Anfammlungen an
ben Sagen unb Unorbnung nid)t gu oermeiben. Die 3aßl
ber ^erfonen, bie biß Coltsfpeifung mäßrenb bes Krieges
Gemißten, [eßmantte ftart. Aus ben 6300 Teilnehmer
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PRINCETON UNIVERSITY
(Seite 900
3M e o cfc e
crftcn 2Bocßc im Sommer 1916 feßwofl pe int trodfenen Srüß»
(ominer 1917, in bem ©erlin weber Kartoffeln nod) ©emüfe
fannte, auf 171 000, um roicber gegen Enbe bes Krieges auf
48 000 ßcrunterzugeßen. 1920 betrug fte im 5rühjaßr 10- bis
12 000, wäßrenb im September 1923 29 000 Portionen, baoon
Zwei drittel zum ooüen greife, ausgegeben tourben.
©ie ©rünbe, bie im Kriege zu ber ftarfen ©enußung ber
©olfsfpeifung führten, finb ganz oerfeßieben oott benen, bie
jeßt ein ftirfcs ©nfcßmeüen ber ©efucßerzaßl erwarten laffen.
©amals bereitete bie ©eforgung oon Sebensmitteln bie
größten Scßwierigfeiten; jai)lreid)e weibliche ©erfonen, bie
ben ganzen Sag über befcßäftigt waren, Ratten feine &\t, um
für pcß unb ißre $amilic ein warmes Effen gu bereiten,
^cutc pnb burd) bie furchtbare Neuerung zahlreiche ©er»
fonen nicht in ber Sage, bie Koften ber Reizung zu erfeßwingen,
gefd)wcige benrt eine billige unb ausreichenbc (Ernährung fid)
Zu feßaffen.
Sieben ber ©olfsfpeifung bcftcht im alten ©erlin noch
ber ©ercin für ©toßlfaßrtsfücßcn — bie frühere Firmen-
fpeifungsanftalt. ©Soßlfahrtsfüchcn gibt es im ganzen oier-
Zehn, bie in ber Sage finb, im $öcßftfalle 10 000 ©ortionen
hcrzuftellcn. 3urzeit werben täglich 8000 ©ortionen gegen
SJtarten ausgegeben, bie oon ben ©Soßlfahrtsfommifpons*
oorfteßern ßauptfäcßlich an laufenb unterftüßte ©erfonen un¬
entgeltlich verteilt werben.
2Bas jeßt oor allem nottut, ift, baß bie ©aben, fei es ©elb,
feien es Sebensmittel, reichlich einlaufen. Scbcnsmittelfpenben
finb an bie Sentralfücße ber ©olfsfpeifung, dorther Str.45,
ZU richten; ©elbfpenben werben in ©erlin bei (amtlichen
ftäbtifeßen Sparfaffen mit ihren 3weigftellen unb bei ben ©iro»
taffen auf Konto „©olfsfpeifung" entgegengenommen.
©teber Staat noch ©emeinbe finb in ber Sage, Sehens»
mitteloorräte, bie im freien ©larfte zurzeit zu haben pnb, in
größerem Umfange für ben ©Sinter einzufaufen, wenn nicht
bie prioate Siebestätigfeit bie nötigen ©elbfummen aufbringt,
©oppeit gibt, wer fcßnell gibtl
*
* 3u bemfcIOen (Stabtrat 93ufcfj
tu uorftelKiibcm Huffatj belianöelt, rotrt» uns
non mafißebetiber 3cite iiorf) ßc^ricbcn:
3nfolgc ber ©bfperrung ©eutfchlanbs oom ©uslanbe mit
feinen ©äßrprobuften jeglüßer ©rt mußten wir wäßrenb ber
Kriegsjahre beftrebt fein, einem 70«SJlillionen*©oltc bie wieß»
tigften ©aßrungsmittel in beftimmt bemeffenen Einzclrationen
Zuzuführen. 3a, bie ©ertretcr burchgreifenber ©ttrtfcßafts-
politif, wie ©ießarb Ealwer u. a., erblicftcn angeftchts ber Orb»
nung ber ©aßrungsinitteloerteilung wäßrenb ber Kriegszeit
in ber ©emeinfcßaftstüd)e unb ztuangsweifen ©taffenfpeifung
ber ftäbtifeßen ©eoölferung bas einzige ©Uttel, bie Ernährung
bes ©olfes pßppolcgifcß wieber auf eine ausreichenbe ©runb»
Iage zu fteflen. Allein es fam nicht bazu, bie ftäbtifche ©e»
oölferung allgemein in ©taffenfpeifeanftalten hineinzuzwingen,
©ic ©olfs- unb ©Uttelftanbstüdjen ber Kriegszeit blieben oicl»
mehr foziale £ilfscinrid)tungen, bie cs jebermann ermöglichten,
fid) oon öffentlicher §anb bewirten zu laffen, ber gelblich
ober aus fonftigen wirtfchaftlichen ©riinben nicht in ber Sage
war, fich ausreießenb zu beföftigen.
©ad) ©ccnbigung bes Krieges, als bie ©renzen bes Slus»
lanbes pcß &ur Einführung oon Sebensmitteln nad) ©eutfeß*
lanb wieber öffneten, atmete alles auf. ©er ©ollar, ber ba-
mals eine oorßerrfeßenbe ©olle in ber ©Mrtpßaftspolitif zu
fpielcn begann, ftanb auf bem Kursnioeau oon 8. Es war
Zeitweife möglich, langentbehrte ©aßrungs-- unb ©enußmittel
wieber zu erfcßwinglicßcn ©reifen z u taufen, ©ie ftreube
bauerte inbes nidjt lange, ©ie ©eparationszaßlungen an ben
{ycinbbunb unb leßten Enbes bie ©efeßu g bes ©uhrgebietes
mit ihren ©egleiterfcheinungen haben urtfere ÜBäßrung nad)
unb nach bem ^Ibgrunbe zugebrängt.
©ie im großen Umfange broßenbe ©rbcitslofigfeit unb bic
immer fortfeßreitenbe ©erfcßlecßterung bes Ernäßrungs»
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©umnter 41
Zuftanbes unferes ©olfes — cs fann als feftfteßenb gelten,
baß weite Kreife ber ©eoölferung, insbefonbere in ben
großen Stäbtcn unb 3nbuftriezcntren, nicht mehr in ber
Sage finb, fich int eigenen £eim eine nahrhafte Koft unb
eine wanne ©taßlzeit zuzuführen — inad)tcn außergewöhn¬
liche ©faßnahmen auf bem ©ebiete ber Ernäl)rungswirtfchaft
erforberlid). ©ic preußifd)e Staatsregierung f>at fich bcsßalb
mit ©eginn ber falten 3af)rcszeit oeranlaßt gefeßen, in einem
Aufruf an bie ©eoölferung um Spcnben unb ©aben zu einer
einßcitlid) organifierten ©otftanbsfpeifung für bie unter ber
Neuerung am feßwerften leibenben ©olfsfcßicßtcn zu bitten,
©fit ber Seitung ber ©otftanbfpeifungsaftion ift ber preu»
ßifeße Staatsfommiffar für ©olfsernäßrung, Sanbwirtfcßafts»
minifter Dr. ©Senborff, betraut worben, ©ie Einrichtung ber
©otftanbfpcifungcn foll, wie bisher, fo auch jefet Aufgabe
ber ©emeinben fein. Sic werben zu biefem 3u)ecfc bic aus
ber Kriegszeit noch beftehenben Einrichtungen wieber auszu¬
bauen unb bort, wo folchc nidjt mehr oorßanben finb, wieber
cinzuridjten hüben, ©fit ©iieffießt auf bic ungünftige finan¬
zielle Sage ber ©emeinben follen alle Quellen, welche für eine
^Beteiligung an ben Koften in {frage tommen, in weiteftgehen-
bem ©faße in $lnfpruch genommen werben. Es bleibt ben
©emeinben überlaffen, ob pe beftehenbe eigene Einrichtungen
hierfür oerwenben unb ausbauen, ober ob pc Organifationcn
ber freiwilligen Siebestätigfeit, ©aftftätten unb fonftige be-
flehenbe Kochgelegenheiten ausnüßen wollen. 3n jebem {falle
foü ben ©emeinben aber bie Einwirfung auf ben ©efchäfts*
betrieb unb bic $lufßd)t über bie Einrichtungen gewahrt
bleiben. ©et)en bezahlten §ilfsfräften ift es erftrebenswert,
ehrenamtlich tätige Jpilfsfräfte, bie insbefonbere feitens ber
{frauenoereine unb fonftigen Organifationen ftets in banfens-
werter ©3eife zur ©erfügung geftellt worben pnb, in weiteft-
gehenbem ©faße heranzuziehen, ©ie Einrichtungen follen fo
getroffen werben, baß genußfertige Speifen als Eintopfgericht
täglich einmal zu mäßigen ©reifen abgegeben werben.
©3äl)renb in ber Kriegszeit für bie ©otftanbfpeifungen in
ber §auptfachc zugeteilte Söaren oerwenbet würben, wirb
heute bie {frage ber freifjänbigen ©efdjaffung eine entfdjeibenbe
©olle fpielcn. Sie erfolgt burch Ginfauf ober burch wohl*
tätige 3uwenbungen. ©abei wirb mit ©ücfpdjt barauf, baß
bie „©iüigfeit" für ben bebürftigften ©eil ber ©eoölferung
— benn nur biefer fomrnt in ffrage — ben £auptzwecf ber
Speifung bilbet, wieber bie Siebestätigfeit im ©orbergrunbe
fteßen miiffcn. 9luf biefe 3öcife ift es bereits in einzelnen
Sanbesteilen möglich gewefen, burch hochherzige 3uwenbungen
©otftanbfpeifungen einzuridjten; es wirb nur ber Anregung
unb ^lufflärung über ben fegensreichen 3wed ber Speifung
bebürfen, um überall in Stabt unb Sanb ©littet bafür zu
erlangen. 3nsbcfonbere ift es ©fließt aller in ©etradjt fom-
menben Stellen, für bie weiteftgehenbe ©erbreitung bes oom
preußifdjen Staatsminifterium ergangenen Aufrufs Sorge zu
tragen unb bie ©eoölferung unter ©enennung ber Sammel-
fteHen zur regen Beteiligung an bem Opfer aufzuforbern.
Staatlidjc ©tittel fteßen leiber zurzeit nicht zur ©erfügung.
©esßalb ift es nießt zu oerfennen, baß an bie ©emeinben unb
an bie Opferfreubigfeit ber ©eoölferung große ^Inforberungen
geftellt werben; biefe follten aber im 3ntereffc ber allgemeinen
©olfswoßlfahrt gern erfüllt werben, ©elbfpenben fönnen
fofort an bie ftaatlicßen Kaffen (©egierungsßauptfaffen unb
Kreisfaffen) auf bas Konto „©olfsfpeifung" eingezaßlt werben,
©ie ©emeinben hüten bei ißren Kaffen ein gleid)es Konto
eingerid)tet. {yerner nimmt bie ©reußifeße Staatsbanf in
Berlin (Konto „©olfsfpeifung") Spenbcn entgegen, ©ic zur
©nnafjme oon Sacßzuwenbungen unb Sebensmittelfpenbcn be¬
rechtigten Stellen werben in jebem ©egierungsbezirf oon ben
©egierungspräfibenten öffentlich befanntgegeben werben.
©iemals ift, wenn es galt, für ein großes 3**1 Opfer gu
bringen, ber ©uf um £>ilfe oergeblicß an bas beutfeße ©off
ergangen; es wirb ißm auch folgen, um bie Sirmften bee
Firmen oor ©ot unb Elenb zu bewahren.
Original fra-m
PR1NCETON UNilVERSITY A
SRummer 41
© i c <3© o d) c
Seite 901
ZEICHNUNGEN
Die neue Ausstellung
VON DÜRERS ZEITGENOSSEN
im Kupferstichkabinett der staatl. Museen, Berlin
Hans Holbein d. J.: Männliches Bildnis Hans Baidung Grien: Weibliches Porträt
Wolf gang Huber: Landschaft. Aquarell aus dem Jahre 1532
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* Original frorn
1NCETON UNIVEF
—*77- . ' ’ -
_
6eite 902
i c 1 o d) e
Kummer 41
© 6 n \) e 1 1 unti 57t a $ ? c
53 o n Äarl ©treefer
3 u m beginn b c v 53 c r (t n c r 2 P t n t c r f p t c (3 e 11
CyOemt es brau&eti perbftelt, beginnt ber (hroftftabtfrüpling, bie
>vs3 „Saifon" aufzublüpen. Slber nad) biefem 3^Qufe«bleib=
Sommer burepbringenben SJtt&Dergniigens ift bas iperbfteln branden
fepöner als bas Slufblüpeti brinnen. Unb bod) — nnb bod): id)
tenne ein paar Stätten in biefem Stemlcbtjrintp, ein paar ©infei
im berbftlid)en ftrüpling ber (öroftftabt, bie für ein ©cilcpeti nn--
zerftörbarc ftreube nnb mcltentrücftcs (£>lücf menigftens uortäufcpciu
©enn eine ©eit bcs Scpeiits, ber I)oIben ©äufepung nut§ es fdjott
fein, in ber ©irtlicpfeit pnbet ftrf) fein Staunt mehr für foldje §err=
liepfeiten; Iaffen mir uns beim an ber SJtasfe, ber ScpÖnpeit nnb
Lucie Höflich als FrauWarren
in „Frau Warrcns Gewerbe“
(Theater am Kurfürsten¬
damm). Aufnahme der .Woche“
Links .-Hella Kürty als Charlie
in der gleichnamigen Operette
(Theater in der Komman¬
dantenstraße). Phot. Schneider
Öeiterfeit ber Äunft genügen,
©iefe Sterne leuepten über bem
bIonben£>aarbcrftätpe©orfd),
rnenn fie in Spams „^qg*
ntalion" als bas S3Iumen»
mäbepen Sliza burep ipre na»
tiirlicpc Slnrnut unb natoe
Scpclmerei bezaubert. Sigent»
liep fann man pier oon einer
SJtaste garniept fpreepen, beim
bas maept ja gerabe bie uit«
erreichte Sonbcrart ber ©orfd)
aus, baft fie unmittelbar bie
Stimme ber Statur fpreepen
läfct unb baburep bie ftärfften
©irfutigen auep als Slünftlerm
erhielt ©unberbar, mie fie
aus bem ungezogenen ftinb
ber ©offe burep afle/brofltgen
Uebergangftabten zum an»
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PRINCETON UNIVERSITY £
Kummer 41
© ic <3B o eft e
6citc 903
fteinbigen, armen uiib fein empfinbenben Btäbdjett
fid) an bem fieberen 9lriabnefabcit meiblicbcit 3ttftintls
hinauffühlt. Blatt hat oielfari) einen Berg leid)
^mifd)en ber 0orfd) unb ber $>öflirf) exogen, Sind)
foldje (Sleid)tüffe hinten, rocii fid) perfönlidje (£igen=
tümlicf)leiten nid)t mic 3cl)lcnmerte gegeiteiitanbcr auf=
rechnen Iaffen. ‘Slhttlid) ift bcibeit bie unoerfälfcf)te
germattifdje Bloitbheit unb bie grafte 9tatürlid)feit
ihres 6piels. 3ahrÄehntcIaitg mar Sucie ftöflid) ber
ßieblittg ber "Berliner 'Ihcaterfreitttbe, unb fie ift es
ttod). 9arutit gab es uns im erften Bugcitblid
einen fleineit Stoß ins §er^ als mir 5 rau ßncie
im Theater am ^urfiirftcnbamm jiingft grau ^Barrens
(bemerbe treiben fatjen. Blatt muh fid) erft baran
gemöhneu; ftatt bes Iid)ten §afcrbloubes rötliches
StrubbcII)aac, ftatt be3 fd)öttcn Ebenmaßes ihrer
3iigc ein (ber Bolle zuliebe) gebunfenes Obefid)t mit
Bad)tfd)atten unter beit Gingen ju fcheit. Bbcr halb
hatte bie §öflid) uns mieber in il)rent Banne, fie
mar aud) als gealterte 5^‘ au SBarren bie ewig-junge
ftünftlcrut, unb namentliri) in beit 9lttsciitattbcr=
fetjungen mit ilirer £od)ter mud)s fie barfteOertfd)
fo meit über übliche Blafte hinaus, bah man bie
Blaste oergaft unb bie grofte ^ünftlerin Sitcie §öf.
lief; tpieber in bem ftral)lenben 3auber ihres Söefens
Margit Suchy als
Lola in der Ope¬
rette „Casinogirls"
(Metropol-Theater)
Im Oval Johanna
Hofer als Porzia im
„Kaufmann von V e*
nedig" (Die Truppe
im Lustspielhaus)
Rechts. CordyMil-
lowitzsch als Laura
in der Operette
,Dcr Bettelstudent'
(Großes Schau¬
spielhaus).
Aufnahmen der „Woche“
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PRINCETON UNIVERSITY
6eite 904
S> i e o cft e
Molly Wessely als Frau des
Königs Tuthankamen in der
Revue „Drunter und drü¬
ber" (Theater im Admirals¬
palast). Phot. Schloß-Atelier
cor uns ftemö. Sticht gaua
äur (Entfaltung ihres 5£e--
feits lam aud) 3oI)anna
§ofcr als Spor^ia im „ftauf*
manu non beliebig", ben
bie Gruppe als (Eröffnungs*
uorftellung gab. 0as lag
aber nur an bei* eigen¬
willigen Berranutheit einer
Elegie, bie ben 6lil bcs au
fici) nortrefflidjeu „'Flauen
Bogels" unmittelbar auf
Shatefpcare übertragen au
tönneu meinte unb and)
eine fo lebeubige 9Jtäbd)en=
geftalt wie Sßorftia burd)
bie 'ßorfdjrift mariouetten-
hafter Bcrfteifung am Slus--
truct beweglichen Gebens
hinberte, namentlich in ben
Svenen mit ben greiern.
dennoch bleibt bie jarte
SInmut unb ber TBohltlang
in ber Stimme biefec
©arfteflerin uuocrgcjjlid;.
Uschi Elleot als Frau des
KönigsTuthankamen in der
Revue „Drunter und drü¬
ber" (Theater im Admirals¬
palast). Phot. Schloß-Atelier
SBas fonft nod) in bem
{leinen Bruchftücf bcs neuen
Spicljchrs, bas wir bisher
erlebt haben, unter ber
Bereinigung uon Schönheit
unb SJtasfe au betrachten
wäre, liegt hauptfächlid) auf
bem gelbe ber Operette,
biefem mehr als je bebau*
ten gelbe,
greilid) liegt in ber
ganzen Stimmung ber 3cit
hierfür eine Gntfd)ulbtgung.
immerhin : ba in ber Ope*
rette fd]on bas gefprochcnc
B3ort niri)t bas 2öefentlid)e
ift, wicoiel weniger nod)
bas gefchriebcnel SOtachen
wir barum einen ^unlt
unb Iaffen bem Bilbe bas
Tl'ort.
Käthe Dorsch als Eliza in
„Pygmalion" (Deutsches
Theater). Aufnahme der m Woche m
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Original frorn
PR1NCETON UNIVERSITY
",
»Hfcsr
Phot. W. Potter
Paßkontrolle in Bonn a. Rh. durch weiße und farbige Franzosen
RKEHRSNOT IM BESETZTEN GEBIET
ren altberühmten Universitätstadt die Franzosen,
em Joch anjTemaUler Fremdherrschaft leidet.
mtj die hngländer aus Bonn abgezogen sind, ha
Vom Ruhrgebiet her ist es die erste vollrheini
■■«ifÄliiÄ
/M////////////////A
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Original frnm
PRINCETON UN1VERSITY
(Seite 906
© \ e © o d) e
Stummer 41
£)te fcf)tt>abt|d)e
3tpetjaf)rfyun&ert*
fetcr in £emeöt>ar
©as $eft, bas bas
Banater Deutfd)tum
oor einigen Sagen in
Semesoar im bant*
baren (öebenfen an bie
(Einmanberung unb bie
Säten ber Borfaßren
beging, mar ein (Er»
eignis. lieber 50 000
Deutfcße marett aus
allen 0egenben (öroß--
Shmtäniens unb ber
angrenzenbeit beut»
fcfyen 6ieblungsgebicie
fyerbeigeftrömt; es mar
bie übermältigeubc
Shmbgebung eines Vol¬
tes, bas beutfef) bleiben
miU troß bet oerfd)ic--
beitftcit Bebrttcfungen
unb Bebtättgniffe. Die
Saat, bie ein Slbam
SDUlUer -- (öuttenbrunn
ausgeftreut l)nttc, ift
überall auf frud)t»
baren Beben gefallen.
Den Ipöfjepunft ber uttoergeß ließen Sage bilbete ein f)ifto=
rifeßer Seftjug, an meldjent 30 000 SOteitfeßen teilgenommen
ßaben. Den 3^9 eröffnetc unb bcfcßlofj ein Stciterbanberium
oon 300 „Bittern". Uniiberfeßbar mar ber Bufmarfd), ber
über eine unb eine fjalbc Stunbe bauerte, unzählbar bie
nielen SftufitfapeUen, unb eine unerroartete Seßensmürbigteit
Im Hintergrund das Hunyadi-Schloss
bie Sd)önßeit ber fteftmageti, bie fumbilblid) bie (Einmanberung
Zur Schau führten, unb bie Dielen ctßnograpßifchen (Sruppen:
all bie Scßmabenmäbcben mit ißrett meißgeftärften ober blumen»
beftidten Strinolinenröcfen, mie fie entmeber in beit §ocßzeits»
ober in bett $tird)meißgrtippen ernft unb mürbig bal)infd)ritten,
gefolgt oott ben bänbergefcßntiidteu Buben. (Ein ßerzftärfenbes
(Erlebnis für ben, ber
Sinn für beutfeße
Sradjten unb alteSitten
ßr.t, bie ftd) hier troß
ber entfigen SJtabja*
rifterungsbeftrebungen
ber lebten Saßrzeßnte
erhalten ßaben.
Derfteftzug miinbete
in beit alteßrmürbigen
Doittplaß ein, auf bem
ftd} bie ßiftorifcßcDoni=
tireße ergebt, bie^ifeßer
oott (Erlacß erbaut ßat.
3itntitten bes großen,
Diererfigeit^laßesftanb
ein Slltar, an bem bas
5ßontifUaIamt zelebriert
mürbe. (Es mar ein
Bilb, bas fid) unoer»
lierbar in bas (&e*
bäditnts einprägte.
Dasfteftmar als Be*
fenntnis zum Deutfd)»
tum non unfcßäßbarer
Bcbeuluttg. F. E. G.
Der Fostzug: Der Hochzeitswagen der Biedermeiergruppe.
Während der Fest¬
messe auf dem Dom¬
platz Phot . Kossack
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PRINCETON UNIVERSITY /
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Original fro
PRINCETON UNI
Seite 907
w$mi :
Kummer 41
Köln gegen die Landesverräter, die gern die rheinische Republik ausrufen möchten, eine Kundgebung statt, an der ungeheure Menschenmassen teilnahmen.
ln der von den Versammelten einstimmig angenommenen Entschließung heißt es u. a.: „Das Rheinland fühlt sich unerschütterlich mit dem deutschen Mutterlande verbunden.
.. w ^ rc ^ allen Versuchen, irgendeine Änderung seiner staatlichen Zugehörigkeit durchzusetzen, leidenschaftlichen Widerstand bis zum letzten entgegenstellen.“
FÜR EINHEIT DES DEUTSCHEN REICHES: TREUSCHWUR DER RHEINLÄNDER IN KÖLN
(Seite 908
© i e <53 o eft e
9htmm?r 41
Die beiden ersten der drei in Klasse B siegreichen N. S. U.-
Wagen. Vorn der Sieger Georg Klöble
lm Kreis: Der in Klasse A siegreiche Alfi-Wagen des Ingenieurs
Heinz Erblich Tachyphot.
Kleinwagen-Rennen auf der Avus im Grunewald
VOM
DEUTSCHEN
SPORTLEBEN
Unten: Herbst¬
wettfahrt desDeut«
sehen Motor-
Jacht-Clubs auf
dem Seddinsee:
Start der Deut-
schen2-Literklasse.
Vorn der Sieger
„Sigrid“ (Direktor
R. C. Krüger)
Phot. Hohmann
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PR1NCETON UNIVERSITY /
Kummer 41
© f e < 3ß o d) e
Seite 909
DIE ERSTEN AUFNAHMEN VOM ERDBEBEN IN JAPAN
Die Trümmer der ehemaligen Fuji-Baumwollspinnerei in Koyama am Fuß des Heiligen Berges
Oben: Der Brand des kaiserlichen Theaters in Tokio
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PRINCETON UNIVERSITY
Seite 910
3) t e 'S? o eft e
Kummer 41
Hofrat'Dr. Josef Nevinny f
Prof, für Pharmakologie und Pharmakognosie
an der Universität Innsbruck
Oben links:
Dr. Emil Georg von Stauss
Direktor der Deutschen Bank, beging das
25 jährige Jubiläum seiner Zugehörigkeit
zur Deutschen Bank
Oben rechts-
Geh. Komm. Rat Georg W. Büxenstein
eine der markantesten Persönlichkeiten im
deutschen Buchdruckgewerbe, leierte sein
50jähriges Berufsjubiläum
Links:
Wirk!. Geh. Rat
Freiherr Heyl zu Herrnsheim
der bekannte Großindustrielle. Politiker und
Kunstfreund, starb im 81. Lebensjahre
Rechts:
Lala Lajpatrai
ein hervorragender Führer der indischen
Nationalbewegung, 18 Monate in englischer
Gefangenschaft, wurde jetzt wegen Tuber¬
kulose entlassen
Ein Gartenfest beim Marquis Masayuki Naruse in »Japan: Der Marquis (1), die Marquise (2), Fritz Kreisler (3),
Frau Kreisler (4J, Michael Raucheisen (5)
DEUTSCHE KÜNSTLER IN OSTASIEN: FRITZ KREISLER UND MICHAEL RAUCH-
EISEN AUF EINER KONZERTREISE DURCH CHINA UND JAPAN
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PRINCETON UNIVERSITY
fr»
SRummer 41 _ $) { « ^Qg o dfr e _ Seite 911
EIN VORLÄUFER DES DRAMATISCHEN EXPRESSIONISMUS
In Szene gesetzt von Leopold Jessner. Oberes Bild: Von links: Agnes Straub, Gerda Müller und Hans Heinrich v. Twardowski.
Unteres Bild: Das Paar vor dem Tisch: Maria Paudler und Max Schreck. Dahinter: Ernst Gronau und Agnes Straub,
HERMANN ESSIGS TRAGÖDIE „ÜBERTEUFEL” (1912) IM STAATL. SCHAUSPIELHAUS. BERLIN
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Stummer 41
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Professor
Dr. H. Driesch
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Goug
le
derinChinaneun
Monate philo¬
sophische Vor¬
träge hielt, mit
den chinesischen
Gelehrten Dr.
Carsun - Chang
und Dr. Chu-Shi-
Jing vor derUni-
versitätinPeking
Original fram
PRINCETON UNIVERSITY
BILDER AUS
ALLER WELT
Links: Die aus ihrer
Kirche widerrechtlich und
gewaltsam vertriebene
Jakobigemeinde in Riga
hält ihren sonntäglichen
Gottesdienst' auf dem
Jakobifriedhof ab
Durch Beschluß des lett-
ländischen Parlaments ist die
uralte, seit der Reformation
von den Evangelischen be¬
nutzte Kirche St. Jakob in Riga
hren Gemeinden entrissen uod
ren Katholiken übergeben
worden. Durch einen Gewalt¬
akt hat sich die Polizei in den
Besitz des Kirchenschlüssels
gesetzt, die Kirche ist gegen-
wärtig gesperrt und militärisch
bewacht. Die beiden auf die
Straße gesetzten evangelischen
Gemeinden — eine lettische und
eine deutsche — sind obdachlos
und müssen ihren Gottesdienst
unter freiem Himmel abhalten.
Unten: Denkmal für die Opfer der
Explosionskatastrophe von Oppau,
ein Werk des Bildhauers Steinei,
München, das jetzt auf dem Fried¬
hof von Oppau errichtet wurde
Kummer 41
^ i e OB o <b e
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Äoman oon JCans Do mini fo t
17. Fortsetzung. — Nachdruck verboten. — Amerikanisches Copyright by August Scherl G. m. b. H., Berlin 1923.
©ägrenb Sfenbranbt fpraeg, trat ein Srauen in bie
klugen bes (Generals. 6ein $ug auefte, als toollc er ^urücf«
roeiegen oor biefem Blannc . . . biefem Unheimlichen.
Sein §era fchlug, roie es in ber fegroerften Sd)lacgt nie
gefcglagen. (Er fühlte, roie ein 3tttcrn non feinen gitgen
nadj oben flieg, roie feine £nie roaitften.
Sein Buge ftarrte auf bie frühlingprangenbc Banb*
fchaft, als fähe er bie fürchterlichen Silber ber Ber*
nichtung, bes Tobes . . . bes rocigen Tobes . . . unb
bann toar es ftiH an feinem Ohr.
9Jtit Seroalt raffte er ficg jufammen. ©ar bas ein
Blenfdj, ber au ihm gefproegen? . . , ©ar es ein
Sott? . . . Sin Teufel? . . .
Sr toarf einen fchrägen SBlicf hinüber au bem anberen.
0er ftanb ftarr. ©ie aus Blartnor gehauen bie bleichen,
fantigen 3üge. 0ie klugen regungslos in bie {ferne
gerichtet. 0ie ftgmalen Sippen feft aufammengepregt.
„Ss toirb gefegegen, rote Sie cs befehlen", fam es
ba oon ben Sippen bes Senerals.
„Bocg heute! Sofort! Saffen Sic bie Befehle hinaus*
gehen! kommen Sie!"
Sie fdjritten ber Stabt au. Srft im Sehen getoann
ber Seneral feine alte Buge toieber. ©as ihm im erften
Bugenblitf fo unfagbar, fo furd)tbar erfegien, bas unb
feine folgen gatte fein Seift jegt ooll erfaßt. Sein
Schritt tourbe fcgneüer, je näher fie ber Stabt tarnen.
3egt brängte es ihn, bas befohlene ©erf au beginnen.
„3a, £err Sfenbranbt, jegt fann ich ja unbeforgt bie
Kräfte hier am 3li oerftärfen, um enblicg bem Banben*
roefen ein Snbe au machen. 0ie Äirgifen tocd)feln hin
unb her, als ob es teine Srenae gäbe. 0as foll jegt
aufhören."
„Sie tonnen bas unbeforgt tun . . . Unterfliegen Sie
bie Sefangenen recht genau! Stellen Sic feft, toieoicl
reguläre cginefifcge Truppen unter biefen irregulären
Banben fmb. 3cg fliege in einer Stunbe nach Oren*
bürg . . . bas geigt offiziell. 3grc Telegramme er*
reichen mich unter meiner alten Segeimabreffe in
Berlin."
* * *
„0er ftaifer ... ber Sogn bes Rimmels . . . tot."
Um bie Biittagftunbe roar es bem cgineftfcgen Bolfe
funbgegeben toorben. Bis in bie entfernteren Teile bes
Banbes gatte ber Telegraph bie 9iad)ricgt oerbreitet. Sin
fchtoüles 3ucfen toar burd) bie Slieber bes 9iiefenreid)es
gegangen. Unb roägrenb nod) bie öeraen ber BiiHioncn
unter bem Sinbrucf ber Sreigniffe ftanben, fam bie
aroeite Botfcgaft: „Sdjatt Ti, Toggon=S!gan, ber Jperaog
oon 0obraja, ift Begent."
T)a regte es fid) ftärfer, lauter imBanbe. Berafcgte Slut
roollte fid) toieber entfachen. Sefeffelte $änbe jerrten
an igren Banben. Sefeffelte 3ungen mollten fpreegen.
Unb bann toar es toieber ftiU roie am Tage juoor.
3n ber Bacgt, bie baaroifegen lag, gatte bie {yauft bes
Scgan Ti fdjon augegriffen. ©as gegen ign roar, be=
fanb fteg in ben §änben feiner $äfcger. 0ie Stimmen
ber fügrcrlofen Scfolgfrfjaft mürben fd)toäd)er, unb bann
oerftummte alles oor ber ©uegt ber neuen Sofuitg.
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„51rieg ben (Europäern!"
©ie ein Steppenfeuer lief cs burd) bie mciten (Ebenen
bes Beicges unb entflammte alle Seifter.
©er gatte bie Baroie ausgegeben? Biemanb mugte
es. 0ie neue Regierung fegmieg. Sd)mieg aueg, als
bie Bertreter ber fremben 9Jläd)tc fie interpellierten.
Unb bann fegalltc es rociter unb fanb fein (Ecgo auf
ber ganaen Srbe . . . ftrieg!?
Ss roar um bie feegfte Blorgenftunbe bcsfclben Tages.
Toggon=$tgan fag im grogen Beratungsaimmer bes Ba^
laftes. 0ic fenfterlofen ©änbe roaren bebeeft mit grogen
unb fleinen harten. 0ie langen, niebeten Tifdje iraren
oerborgen unter ben Stögen oon Spieren unb Bläuen.
0ic fleine Seftalt bes Regenten oerfd)roanb faft in
bem grogen Scffel, in bem fie aufammengefunfen lag.
Sr fegien au fcglafen. 0ie klugen roaren gefcgloffen, bie
Bippen feft aufammengepregt. 0ie ganac Bad)t gatte er
allein in bem Baume augebraegt. Bugelos roar er non
einer $!arte aur anberen gefegritten, immer toieber bie
Stellung ber fleinen Babelfägncgen priifenb unb oer*
gleicgenb, immer toieber 3aglcnfolonnen aufamnten*
fteHenb unb gegeneinanberfegenb.
Bis enblicg bie ©orte ficg oon feinen Sippen löften.
„ ... So mug cs gegen! ... So roirb cs gegen . . •
So geht es!"
0ann gatte er ficg in ben Scffel geroorfen unb oer*
fuegt, in furaern Scglaf Srgolung au finben . . . Um
geben Ugr roaren feine Senerale au igm befohlen.
0ocg oergeblicg fuegte er ben Scglaf. 0ie {flut ber
raftlos arbeitenben Sebanfen lieg ign niegt aur Buge
fommen. 0er 0rucf ber übermenfcglidjen Berantroor*
tung peitfegte feine Heroen immer oon neuem auf. 3n
igm roar bas Beben, bie Btacgt, bie 3ufunft bes grögten
Boltes ber Srbe oerförpert.
Biit galbgefcgloffenen Bibern bliefte er oor ftd) gin.
0er Scglaf roollte bie £>errfcgaft über ign geroinnen.
Bur nod) unbeutlicg fag er bie Bapiere auf ben Tifcgen
. . . roeige ^yiäcgen . . . roeite rocige {fläd)en ...
0a . . . feine £änbe umframpften bie Begnen, fein
Oberförper beugte ficg oor.
Scgneel . . . Sd)nee? . . .
Sr fiel in ben Scffel aurücf unb pregte bie §änbe auf
bie klugen.
©as roar bas bamals’am Tage bes Sinauges be3
ßaifers? Scgroerer Scgnee aus lidgtem {yriiglingstag ...
Öatie er niegt felbft bie Sl°tf cn auf feiner £>anb aergegen
fegen? Bis auf bie eine, bie am 5Ringc bes 0fd)ingis*
Hgan folange gaften bl v ieb . . . unb feinen Slana trübte.
©ar es ein 3ciü)^n bes §imntels? ®ar alles Bceit*
fegenroerf? . . . ©erf biefes einen ba briiben? 0ann ...
9Jtit jägem 9lucf rig er ficg empor, bie klugen roeit
geöffnet. 0as ©eige oor igm getoann fefte Seftalt, es
roaren bie roeigen Bupiere, bie bort auf ben Tifdjcn
lagen. 9kroös fugr er ficg über bie klugen.
Öinroeg mit ber fturegt! > t SOtcnfcgenroerf? . . . 9?cin!
^cin Blenfd) roiirbe jemals fo tief in bie Segeimniffe ber
9tatur einbringen . . . ^ein Bienfeg jemals bie ftolgc
ber 3eiten oeränbern tönnen.
Original fram
PRIiNCETON UNIVERSITY
6eite 914
0 f e o cb e
Kummer 41
V
„3uoicI ßabe id) gearbeitet in ben letzten 3Bod)cn . . .
guniel mar es, mas meine fernen fpannte. Vuße braudje
id) . . . bie Vitße mirb fontmen, menn ber Würfel gc=
fallen ift." Geilte 5 au f t feßlug auf bas ^ctpicr. „üöcg
bamit! . . . 3ur Sat!"
Gr brüefte auf ben Vrongefitopf. Gin Vbjutant trat
ein.
„0ie Generale!"
Gie traten in ben Vaunt. 0tc in fo oiclen Kämpfen
erprobten ^iil^rcr. 0ic 5 cI ^ crr c n ^ cö Ötoßcn Hubclai=
Hßatt. Geine Äampfgenoffcn.
Gie oerneigten ftd) tief.. . oor betn Vingc bes Sfd)in-
gis=Hßan, ber auf ber öanb bes Regenten gleißte. Sog=
I)on=5\^an fetjte fidj. Gdjmeigcnb nannten bie anberen
ißre ^slätje ein.
„llnfer großer $err, ber allmädjtigftc S^aifer ... bic
Stinber feines Veidjes merben bie Huitbc oerneßmen, baß
er gu feinen Vßncit gegangen ift. Vüe Sergen ber Guten
merben trauern unb meinen . . . uitb tlagcn."
Sautlos neigten bie Generale bie §>äupter. 0er Ve*
gent fußr fort:
„0ie menigen Vöfcn, fie biirfen bic Trauer ber Guten
ttießt ftörcit. 3ßre 3unge muß oerftummen. 3ßre £>änbc
muffen banieber geßaltett merben . . . $abt ißr bafiir
geforgt?"
Gein Vlicf glitt priifenb über bic Vcrfatomeltcit.
„Gs ift gefeßeßett!" tarn bie Vittmort.
„Go ftnb unfere Sänbe frei, um bas große Vkrf, bas
ber Hubelai='Hßan begann, gu oollcnben?"
„Gic ftnb es!"
„0as Gd)iebsgerid)t über bas Slibreiecf ßat gegen uns
entfeßieben! . . . £eutc nad)t fallt bie Vad)rid)t gu meinen
Sänbcn. 0aß es fo fomnteit mürbe, mußtet ißr alle.
Gin teures Glich bes Veidjes, ein Sanb unferer Gtain*
litesgcnoffen, umftritten in taufcitb Kämpfen, foll oon
uns gcriffen merben. 5Bit merben bas nießt buloeit!"
Gr maeßte eine ^aufc unb bliefte in bie Vuitbe. Vur
bas JJuttfeln ber klugen oerriet ißm bie Vemeguttg, bie
in allen lebte.
0er Regent fußr fort:
„0ic Vntmort an Guropa, in ber mir bent 6d)iebs=
gerid)t bic Vnerfennuitg oermeigern, liegt bereit. 3öir
fönnten cs barauf anfontmen taffen, ob fie cs magen,
ficß ißre Veute mit Gemalt gu ßolen. 3cß begmcifle es
feßr. 0ie Hompagnietruppen mären gu fd)road). 0ie
Muffen allein benfen nießt baran .. . unb bas vereinigte
Guropa?"
Gin biinnes Sädjeln umfpielte feine Sippen.
„0er große Haifer tat biefe $ragc ftets mit einer
öartbbcmcgung ab. Gr, ber bas feines Sebens
bariit faß, alte oerftreuten Hinber ber gemeinfanten mon=
golifd)ert Butter gu oereinen.
Geine Vläne maren gur Gntfcßeibung reif, als ißn bie
Hügel traf. Vis er auf feinem Gtcrbcbette lag unb um
bie 3ufunft bes Simtnlifcßen SHeicßes bangte, ba fud)te
er itad) einem, ber ftarf genug märe, fein V$etf gu ooll=
bringen. Unb er fprad) mit mir . . . unb er gab mir
ben Ving . . . unb icß fdjmur ißm, bas Vterf gu tun.
0ie 3 ß U ift gefommen! Vtorgcn fällt bie Gntfcßei=
bung in Vmerifa. Gie mirb bas Gigital fein für ben
Stampf aller Waffen gegen bic Meißen. 3Bir fteßen nidjt
allein.
0ie Guropäer ßaben cs gemagt, uns eine ©roßnote
gu fdjicfen, meil trüber oon uns ben um ißre leßten
Scbcnsntöglidjfeitcn fämpfenben Hirgifen gu $ilfc ge=
eilt/mb, 3dj ßabc ißnen geantmortet, baß bas Uitredjt
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auf ißrer Geitc liegt, unb meinerfeits gebroßt, auf bic
Geite ber Unterbriieften gu treten, menn bie graufamen
Verfolgungen nießt fofort aufßören. Vis Vntmort ßat
man geftern über gmeißunbert biefer Jreißeitsfämpfer
an ber Grcnge bes Hulbfdjagebictes crfdjoffen. Vetter
£>oßn gu altem £>oßn!
Unfere Gcbutb ift erfeßöpft! 9Bir merben ntarfeßieren!"
Unbemegt, oßite bas gcriitgfte Vlicnenfpicl ßatten bie
Generale ben Porten bes Regenten gelaufcßt, ßatten jebe
Vegung, jebe Vemeguttg unterbriteft.
0ie leßten VJorte „V$ir marfeßieren" gerbradjen alle
biefe Vanben einer gefiinftelten Vuße.
Saute Vufe ber 3 u fUmmung fd)allteu beut Regenten
entgegen. 3m 9hi mar er umringt.
„0u bift logßon, ber große ©iener bes Haifers . . .
ber Vollbringet feiner ^piäne ... mir folgen bir, moßiit
bu uns füßrft ... mir geßen, moßin bu uns gu geßen
befießlft . . ."
Gin unmerflidjes Säd>eln ging über bic 3“9^
genten. 0er erfte Gcßritt mar gelungen. 0er Ving
an feiner Sinfen regte fid). Gr mürbe am Sage bes
Gieges an bie Vecßte gleiten.
0er Vegent martete füll, bis mieber Vuße im Gaalc
ßerrfeßte. 0ann fprad) er meiter:
„Unfere feßmargen Vunbesgenoffcn merben Hräfte unb
Vlittel unferer geinbe feffeln. Guropa mirb reicßlicß in
Vfrifa gu tun bekommen. 0ic amerifanifdie 3ubuftrie
mirb in ben näd)ften V3ocßen rußen ... bie rufftftße
ein 3iel unferer Suftträftc fein. 0as mingige Guropa
mirb gegen Vften allein fteßen. SBcr fann ba am Giege
gmeifeln?"
0ie ftegesfunfelnben Vugcn ber Generale gaben ißm
Vntmort.
„Vlorgen mirb Guropa eine Votfd)aft übergeben, b ; e
alles Gebiet bis gunt Vral unb Ural für unfer Sanb
ertlärt!"
Ginen Vugenblicf mar es ftiU. 0ie Größe bes planes
ließ bic §örer erftarren. 0aitn brad)cn fie los. Gie
brängten ficß um ißn. Gie tnieten oor ißm. Gie tiißten
fein Geroattb unb feine §änbc.
Vlit gefd)loffenen Vugen ftanb Sogßon--Hßan, beraufeßt
oon bent Gehanten an ben Glang her 3 u ^ un f^ ®cmn
fd)ritt er gunt Sifcß unb griff einen Gtoß her Vapiere.
Gs maren bie Opcrationsbefeßle. Vlit furgen, fnappen
Sßorten gab er jebent feine Vefeßle. 3n gmei gemaltigen
$eeresfäulen foüte bic gelbe Vlacßt bureß bas 3ütal unb
bie bfungarifeße Pforte in bas Gieblerlaitb einbredjeit,
mäßrenb eine brittc nad) Vorben in Gibiricn einfiel,
unt bas rufftfeße 3^buftricgebiet ant Vltai abgufd)nüreit.
0ann gog er fie oor bie Harten, erläuterte ißnen bic
Gtellungen ber Vabclfäßneßen, geigte ißnen alle Gtellun=
gen unb Gd)mäcßcit her Gegner, bis jeher feine Vufgabe
genau ertannt.
0er große ^lan mar in feinen Grunbgügen oott einer
!laffifd)cn Ginfad)ßcit. 0ie tompligiertcit ©etails gu
feiner Vusfüßrung maren bis aufs fleinfte oom General
ftab ausgearbeitet.
„3eßt fentten Gie 3ßrc Aufgaben unb Vefeßle. 0ic
Gtäbe merben bas mcitere oeranlaffen. Übermorgen, am
8. 3uli, fteßen Gie in
♦ * *
3n beit Vlorgenftunbeit bes fcdjftcn 3uli ßatte her
Vktßlfampf in Souiftana begonnen. 3c meiter her Sag
fortfeßritt, befto größer mürbe bie Grrcgung. Vod) nie*
mals feit bem Vefteßeit ber Union ßatte eilte V3aßl bic
Gemüter fo aufgepcitfcßt unb in Gpaitnung oerfeßt.
Original from
PRINCETON UNIVERSITY
Stummer 41
© l « Qö o cb c
Seite 915
Smrner bießter [tauten fid) bie SOlaffen not ben ÜBaf)I=
Totalen. Bon allen Seiten tourben bie neu Bnfommen*
ben oon ben ^Berbern ber beiben Parteien umringt unb
bearbeitet.
3 n ben Sofalen felbft Rauften fid) bie 3 ro ifcßenfäflc
unb ^rotefte. £unbertmal tarn cs oor, baß SBäßler mit
falfcßeit Segitimationen aurüefgemiefen mürben, Bber
©aufenbe oon Btalen mochte bie ©äufdjung gegliicft fein.
(Protest fomifcß maren teilmeife bie Btege, auf benen
bie Cegitimationen ifjre ©efißer gemedjfelt Ratten, ©aß
feßr oielc längft Berftorbene perfönlicß an ber 9Baßl»
urnc erfdienen, mar nocß bas SBenigfte. Biele anberc
lagen ^mar nießt unter ber (Erbe, aber in irgenbmeld)en
Rneipen bemußtlos unter ben ©ifeßen, nadjbem fie oorßer
freimiüig ober aud) nacßßer unfrcimillig ißren Baufdj
mit ißrer ßegitiniation be^aTjlt Ratten.
Bucß 3 aßlreid)e ftällc, in benen bie BJäßler gemaltfant
an ber Busübung ißres Bkißlrecßts aerßinbert maren,
mürben betannt. SBo es nießt gelingen moüte, fid) ber
fremben ßegitimationen für bie eigenen ß^cefe 3 U be»
mäeßtigen, maren
Btäßler fuqer*
ßanb ißrer ftret»
ßeit beraubt
morben.
Bllebicfe©inge
maren in ber
politifeßen Se*
feßießte ber Union
teinesmegs neu.
Bber fie traten
biesmai mit einer
©reiftigfeit unb
in foldjer 3 a ßl
in bie CErfd)ei=*
nung, baß bas
Btaßlcrgebnis
oon oornßerein
bic Bnfedjtung
ber unterliegen»
ben Partei ßer»
ausforbern
mußte. Stur eine
ungeheure Stimmenmeßrßeit für eine ber beiben Parteien
I)ätte biefer mirflid) einen einmanbfreien Sieg bofumen*
tieren tonnen.
Bis bie feeßfte Bbenbftunbe bie ®aßl abfeßloß, mar
gan$ Bem=0rleans auf ben deinen, um fo halb mtc
möglid) etmas oon ben (Ergebniffen bes Btaßlfampfes 3 U
erfahren. 3n bem 3eitungsoiertel ftauten ftd) bie Blaffen.
Söie bic Befultate aus ben einzelnen ©eilen bes Staates
cinliefen, mürben fie in leucßtcnbcn ©arfteüungen fo*
fort 3 ur allgemeinen Kenntnis gebracht.
Bis bie elfte Stunbc ßcrannaßte, unterfeßieben fid) bie
Stimmen^aßlen für ben feßroarjen unb ben meißen Ran*
bibaten nur um menige £>unbertc, bie mecßfelnb halb
auf ber einen, halb auf ber anberen Seite meßr maren.
©er „ßoulfiana Bbocrtifer" ßatte für feine ©arfteüung
bie Bilber fltoeier "Barometer gemäßlt, in benen je eine
meißc be^ießungsmeife feßroar^e Säule ben jcmciligen
Stanb ber Stimmen^aßlen an^eigte. ©er „Bltffiffippt
£eralb" geigte ^mci galoppiercnbe Bennreiter, bic auf
einem Scßimmel be^ießungsmeife Bappen faßen, ©iefc
©arftellung ber mit ooller Rraftentfaltung rennenben
©iere roirfte nod) aufregenber als bic erftgenannte.
Balb lagen bie ^ferbe §als an §als, halb blieb bas
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eine, halb bas anberc etmas 3 uriicf. 3eber Borfprung
mürbe oon ben Bnßängent mit taufcnbftimmigen Bei»
fallsrufcn quittiert, jebes 3 ur ^^^^ cu niit mütenbem
©efeßrei begleitet.
fyinbige Untcrncßmer ßatten fid) fofort als Bucßmadjer
aufgetan unb tonnten riefige (Einnaßmen oer 3 ei(ßnen.
3e näßer bie Stunbe ber (Ent[d)eibung tarn, befto größer
mürben bie (Einfäße, befto größer bie (Erregung über bic
Ungemißßeit bes Busganges.
Bon 11 Ußr 30 Blinuten an ßatte es ben Bnfcßein,
als mürberes ein totes Bennen, fo bießt ftanben bie
beiben Beiter im Bilbe nebeneinanber. ©a, 11 Ußr
45 Blinuten, fiel gan^ unermartet bic (Entfdjeibung. Blit
einem gemaltigen Bucf fd)ob ficß ber Bappe oor bem
Scßimmel bureßs 3iel. Stos 3icl n>ar burd) bie Hälfte
ber gefamten SBaßler^aßl bes Staates gegeben unb in
biefer bilblkßen ©arftellung burd) einen leueßtenben
Bfoftcn marfiert. 9Ber es überfeßritt, mußte bie abfolutc
Blajorität ßaben.
©ie Spannung ber oieltaufenbföpfigen 3 u fä)ciuer»
menge entlub fid)
3 uerft in einem
orfanartigen (E>e*
brüll, ©as leb*
ßaftere Blut ber
Scßmar 3 enmad)tc
fid) in afrifa*
nifeßer Urmalb*
meife ßuft. Sic
tankten, fangen
unb ocrßößnten
bie Segner. ©a*
3 toifcßen mifd)tcn
fid) (Eßorälc unb
laute ©anfgcbetc
oon gläubigen
fdjmaraenSeelen,
©ie Meißen
blieben bic Bnt*
mort auf bie §er*
ausforberung
nießt fcßulbig.Buj
BJorte folgten
6 cßlägc. £>ier im 3 eitungsoiertcl blieb es bei cinfacßen
öanbgemcngen. 3 m £>afcnoicrtel tarn es 3 U rießtigen
Straßenfcßlacßten mit Bermunbeten unb ©oten.
©ie menigen, bie nod) meiter auf bas £id)tfpiel aeßt»
gaben, faßen, mie ber Bappe gleiri) nadj ber (Erreidjung
bes fteßcngeblieben mar, mäßrenb ber Sd)inimel
noeß meiter bis unmittelbar an bas 3 iel ßeran aufrücftc.
Bis in bie fpäte Bacßt ßinein bauerten bie Siegesorgien .
in ber aufgeregten Stabt.
©er Btorgen bes näcßften £ages braeßte bie (Erniicß*
terung. 3 eßt lagen bie genauen offiziellen 3 Qßlenergeb=
niffe oor. ©er Sieg 3ofua Borbens grünbete fid) nur
auf eine äußerft geringe Bteßrßeit. Baßm man bie offen*
funbigen Unregelmäßigfeiten bes Blaßlaftes ba^it, fo
blieb fein 3®eifel, baß ber nod) in ber Bacßt abgegan*
genc "^roteft ber Unterlegenen große Busficßt auf (Erfolg
ßatte. Bei ber aufs äußerfte gereiften Stimmung bes
ganzen ßanbes fonnte bie Begierung, felbft menn fie ge*
mollt ßätte, nid)t baran benfen, biefe Blaßl 311 beftätigen.
BJenn fie troßbem bie B>aßl nid)t fofort faffierte, fo
lag es baran, baß bic Bertrcter ber fcßmaqen Beoül*
ferung in einbringlicßfter, ja broßenber 3Beife auf bie
ernften folgen einer Bicßtbeftätigung ßinmiefen.
Original from
PRIiNCETON UNIVERSITY
Honore Daumier: „Die Satire züchtigt die Börsianer“, 1838
Aus td. Fuchs: Honore Daumier. Holzschoitte 1833—1870. Albert Langen Verlag, München
«eite 916
0 i e o d) e
Kummer 41
0ic (Erregung hielt btc Ntaffen auf ben Straßen. 2Bo
immer 3£ttungstclcgramnte zu lefen maren, mürben fie
oon Scharen Neugieriger umlagert. 3n ben Nußen»
nierteln erneuten fteß bie Schlägereien bes oergangenen
Tages. Nber maren fie geftern fpontan entftanben, fo
geigte fteß jeßt ganz unoerfennbar eine auf beiben Sei*
ten oorßanbene Organifation.
Nocß milber mürben bie Svenen, als in ber 6tunbe
bes (Gefcßäftsfcßluffes Scßrecfensnacßricßten aus Nfrifa
in bie Ntenge planten. 3ßre NMrfung mar am größten
auf bie Scßroarzen.
Nufftanb ber feßroarzen NUnenarbeiter im Naab*
gebiet! .... Nufftanb ber Scßroarzen im Snbuftrie»
gebiet bes 3 am bcjt! .... Neue Nufftänbe im norb*
afrifanifeßen Ntinengebiet!.
0iefe erften lafonifcßen NIarntnad)ricßten mürben
feßned burd) ausführliche Ntelbungcn oeroodftänbigt.
3m fübafrifanifeßen Nanbgebiet mar es guerft los»
gegangen. 0ie feßroarzen (Grubenarbeiter Ratten ftd) um
einer geringfügigen Urfacße miüen zufammengerottet
unb bie an 3ußl icßroäcßeren Nkißett oertrieben ober er»
fdjlagen. 0ie aufftänbifeßen Raufen hatten erft einmal
bie (Grubenanlagen bemoliert. 0ann maren fie in bie
näcßften fleineren 6täbte gezogen. £>icr mar es ißnen
gelungen, bie oerßältnismäßig fd)road>en iPoli^citruppen
ZU oerjagen. 0anacß Ratten fie bort eine roaßre
Schrccfensßerrfcßaft etabliert. Nur bie (Großftäbte maren
bisher oon ißnen oerfeßont geblieben, aber aueß fte
feßtenen bebroßt.
3n Nlaroffo hatte ftd) ber oor furzent ausgetretene
Nranb plößließ mieber entfalt. < 2Bic im Nu hatte bas
Jeuer fleh oon jenen alten fünften aus über bas ganze
norbafrifanifeße NUnengebiet oerbreitet. 3n Niaroffo,
in Tunis, in Nlgier, überall roo bie eutopäifeße 3n=
buftrie mit feßroarzen Arbeitern bie Nobcnfd)äßc för=
berte, Ioberte ber Nufftarub.
3ebe Stunbe brachte neue §iob$poften. Nernid)tung
oon (Gruben, oon Jabrifen .... oon gcmaltigen bort
aufgeftapclten Noßftoffwicngen. Ntaffenbefertionen
feßroarzer Truppen .... Übergang ganzer Negimenter
ZU ben Nufftänbifcßen .... Sd)mere Kämpfe mit ben
meißen Gruppen, bei benen biefe faft aufgericben
mürben.
0ie Jeucr, öie im Norbcn unb 6üben Nfrifas auf»
loberten, feß lugen im 3 am Mi9 c &t c * jufammen. 0ic
großen ftraftroerfe gefprengt!.0ie (Energiequcde
für bas ganze Snbuftricgebiet oerfdjüttet. 0ie rieftgen
Turbinen zerftört, in betten bie flcljn Nftdionen ^ferbe»
ftärfen ber 3 am befifäUe zur Nußarbeit ge^roungen tour*
ben. (Eine gemaltige, ben (Europäern bienftbare Subuftrie
auf unabfeßbare 3^it lahmgelegt. 0ie geringe meißc
Neoölfcrung burd) SNaffacres reftlos aufgerieben.
0em Telegramm folgten ausführlichere Nerid)te. Sie
ließen bie (Größe ber (Gefaßr erft im oollen Umfange er=
fennen.
0er Nericßt über ben Untergang ber großen 3ambcft=
zentrale brachte grauenooüe (Einzelheiten. 0ie Nuf=
rüßrer maren nicht ohne 6ad)funbe oorgegangen. 3u
fehr maren fte in bie Tecßnif ber Meißen eingcroeißt.
Sie hatten bas alte Nttttcl bes 0t)namits gegenüber
Ntofcßincn oerfd)mäßt, biefe Sprengftoffe für bie roeißen
(Gegner referoiert.
0urd) bie eigene (Energie maren bie Nktfd)inen ocr»
nießtet morben. 0ie Nufrüßrcr hatten einfad) bie Ne=
gulatoren feftgebunben unb bie großen mit ben Tur¬
binen geluppelten Stromerzeuger oont Neß abgefd)altet.
Sßrer Saft beraubt, infolge bes Nicßtarbcitens ber Ne»
gulatoren ber ooüen Nktfferzufußr ausgefeßt, maren bie
fünfßunberttaufenbpfcrbigcn Niafcßinenaggregate auf
eine pßantaftifeße Tourenzaßl gefommen unb bann bureß
bie 3entrifugalfraft in taufenb Jeßen gerriffen morben.
(Erft banaeß hatten bie Nufftänbifcßen zum 0i)nam:t
gegriffen. *200 bort oben an ben Jaden bie Nktffer»
ntaffen in Jclsfanälen gefaßt unb abgeleitet mürben,
hatten fte enorme 0t)namitiabungen mit Nufftoßzünbern
ßineingeroorfen. 2Bo immer eines biefer unßeilfeßroan«
geren Nafetc irgcnbmo anftieß, gingen (Ejploftonen oon
zerftörenber (Gemalt los. So mürben bie großen SOta«
feßinenßaden zu Trümmerhaufen, bie in ben Urfels ge*
fprengten 0rucfroafferfanäle burd) unenblicßc (Geröd*
maffen ocrfdjloffen. 0ie Nrbeit oicler Saßre mar ßter m
einer Stunbe ^^rftört.
Nuf bie Straftqueden folgten bie Snbuftriezentren. 3it
fmnlofefter 2Beife mürben hier bie Nrbeitsmöglicßfeiten
unb (Ermerbsqueden für NHdionen auf 3aßrc hinaus
.für immer.für (Europa zerftört.
(Europa ftanb über Nad)t ba roie ein Jabrifbeftßcr,
bem eine mießtige Einlage unoerfteßert bis auf bie Jun-
bantente nicbcrbrennt.
2üo bie Nkißen in fliegenber haft in Siibafrifa einen
bemaffneten ©iberftanb organifterten, mürben fte oon
ben übcrmäd)tigcit moßlausgerüftcten fd)marzen Ntaffen
übermältigt unb niebergemaeßt. (Einzelheiten oon
beftialifcher Sd)eußlid)teit feßlten aueß I)ier nid)k
0ic Nad)rid)tcn aus (Europa gaben menig Troft. Nn^*
feßeinenb ftanb man bort ben (Ercigniffen ratlos gegen¬
über.
2Bo immer auf ber 28elt ber 2Beiße feine iperrfeßaft
aufgerießtet, feßien fte zu manfen. Jür bas in biefer
Jrage befonbers intereffierte Nmerüa mären biefe Nacß*
rießten meßr als ßinreicßenb übel gemefen. 0er Nbenb
bes gleicßen Tages braeßte eine .^unbe, beren Nus*
mitfungen ßier in ben Staaten noeß fcßlimntcr merben
fodten.
0ie Negierung in Nktfßingtoit oerfagte ber 2öaßl oon
3ofua Norben zunt (Gouoerneur bes Staates Souiftana
bie Ncftätigung. Nls (Grunb gab fie an, baß bie ftdjer
naeßgeroiefenen Ungcfeßlüßfciten beim 2öaßloorgangc
fein flares 23ilb über bie mirflicße Nolfsmeinung
ergäben.
2öenn aud) bie Negierung es flugermeife oerntieben
hatte, fteß auf jene fo oiel angefeinbete Nid zu ftüßen,
fo mar es bod) ber meißen Neoölferung fofort flar, baß
bie (Gegenpartei ben Negierungsbefd)eib troßbem auf bie
Nid hinbreßen mürbe. 2Bic befiird)tet, gefeßaß cs. Äaum
mar ber Nefdjcib befannt, als im ganzen (Gebiete ber
Union eine maßlofe Ngitation gegen bie Negierung unb
gegen bie 2Beißett ausbraeß. 3n ben Teilen ber Union,
in betten bie farbige Ncoölterung feßr ftarf mar, fam es
fcßncll zu (Geroalttätigfeiten.
Nod) in ber Nad)t oom fiebenten auf ben adjten 3uli
mürben in 9tem Orleans ade Negierungsgebäube oon
farbigen Kräften befeßt. 3m Ntorgengrauen befanb fteß
bie Stabt in ben Jpänben einer feßned erridjtctcn pro«
oiforifeßen Negierung. 0ie Ießten Jlugfcßiffe, bie Nero
Orleans mit meißen Jliidjtlingcn in ber Nicßtung nad>
Norben ober Norbofteit oerließen, überflogen bie 3onen
fd)merer Kämpfe zmifeßen Meißen unb Jarbigen. —
2lus Nften ßer brang am Ntorgcn bes ad)ten 3uli
eine neue Sd)recfcnsfunbe burd) bie meiße Nklt. (Eßine-
fifcße Truppen hatten an oerfd)iebenen Steden bie
(Grenze überfeßritten. 0as (Enbe (Europas feßien gs-
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PRINCETON UNtVERSITY
Shtmmer 41
S i e o d> «
Seite 017
DEUTSCHE ROMANTIK: WALD, MUSIK, MONDSCHEIN
„Begegnung im Mondschein", Radierung von Ferdinand Staeger
August Scherl ü. m. b. H., Kunstverlag, Berlin
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Original fram
PRfNCETON UNIVERSITY
Seite 918
© i e OB o cß e
Kammer 41
fornmen. ©urd) bic fcßmargen Bufftänbe in ber ganzen
Btelt jeher anberen $ilfe beraubt, ftaub es allein beut
gelben Biefenreicße gegenüber unb mußte unterliegen.
Scßon in ber Bad)t gum ad)ten maren gelbe £uft=
gefeßmaber meit oorgeftoßen. 3ßre bomben Tratten midj*
tige Einlagen bes 6ieblergebietes bis gum Ural l)in ger=
ftört. SBis in bie 3nbuftrieanlagen bes Ural maren fie
oorgebroeßen unb ßatten fcßrocre Bernid)tungen ßinter
|icß guriidgelaffen.
©ie ßuftftreittriifte ber Meißen feßienen gu fdjmacß
unb gu madjtlos gu fein, benn man ßörte menig ober
gar nießts oon fiuftfämpfcn. 93tan mußte rnoßl, baß
bas große rufftfeße £uftgefd)maber bie fübfibirifcße
Srenge oerteibigte. Bber man ßörte fein B3ort oon Bn»
griffen nad) jenem 3^Ie. ©er gelbe Stoß ging glatt nad)
SBeften. 3n ber fiuft feßienen bic (Selben in biefem
Kampfe unmiberfproeßen bic Obcrßanb gu ßaben. 93tit
3agen ermartetc man bie erften Badjridjten oom 3 U=
fammentreffen ber Sanbftreitfräfte.
Bm Bbenö bes ficbcnten 3uli faßen ber (General
Bülom unb Seorg Sfenbranbt in beffen Quartier in
Söiernt).
©er (General gab Berid)t.
„©er Übergang oon Äafcßgar ift für große ©ruppen»
maffen unpafperbar. ©ie Befte bes ©eletbammes fmb
gur Berteibigung ausgebaut, fo gut es in ber furgen
3eit möglicß mar. ©ie 'Berge gu beiben Seiten fmb oon
unferer Artillerie befeßt. (Ein ©urd)brucß burd) bas 3li*
tal ift unmöglicß. 9Benn leine Umgeßung gelingt, ßält
biefc Stellung, bis bie Berftärfungen ßeran finb.
©ie ©fungarifd)e Pforte . . .", ber Seneral maeßte
eine gmeifelnbe Bemegung . ,, „fie fteßt offen! B3as
auf unferer Seite baßinter liegt, ift auf breißunbert
Kilometer geräumt, ©ie Muffen ßaben meber 93lann nod)
Sd)iff abgegeben.
©ie STompagnie-ßuftträfte finb, mie Sie anorbneten,
in Söierni) longentriert. Bbmeßrmaßnaßmen finb an
ben teeßnifeß mistigen Stellen fcßnell organifiert morben,
aber id) überfeßäße ißre Bebcutung nid)t. ©as 2anb ift
gegen ßuftangriffe fo gut mie meßrlos. ©ie ©fungarifdje
Pforte fteßt offen, ©ort ift ber B3eg auf breißunbert
Kilometer frei."
Seorg Sfenbrartbt nidte.
„Sut.. . feßr gut. . . Herr Seneral. Sie fagten brei»
ßunbert Kilometer . . . marum nid)t noeß etmas meiter?"
„Bkil bort bie beften Bufnaßmeftellungen maren!"
. Seorg Sfenbraubt fann einen Bugenblid.
„Sut! (Es mirb aueß fo geßen. ©as Orenburger Scßiff
ift gefommen?"
©er Seneral nidte.
,,©ic Übernaßme feiner fiabung mirb in einer Stunöe
bcenbet fein . . . >perr Seneral! ©iefe Suftflotte ßält fieß
alarmbereit. 3cß oermute, baß in brei Stunben bie 3cit,
ißren Auftrag ausgufüßren, für fie gefommen fein
mirb."
„3cß ftaune über bie Senauigleit Sßrer 9iad)ricßten,
Herr 3fenbranbt!"
Um 3fenbranbts ßippen fpielte ein Sunnes fiäcßeln.
„Solb mirft auf beiben Seiten gut. Segen Sift ßilft
nur Segengift, ©as ift eine alte Siegel."
(Er braeß feine Acbc jäß ab unb manbte ficß ber Bkmb
gu, mo plößlitß ber automatifdje JJunfenfdjrcibcr gu
arbeiten begann. Seine klugen überflogen bie 3 c id)cn
auf bem ßerausquellenben ^apierftreifen.
„HuHoß! ©ie Selben fliegen ab .. . feßon? .. . Unfere
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©ispofitionen änlbern ficß. ©ie Sefcßmaber, bie ißre
Saöung genommen, fliegen fofort naeß ißren 3ielen!"
©er Seneral eilte in bas 9tebengimmer. ©ureß feine
Bbjutanten ließ er bie telcpßonifcßen Befeßle ßinaus»
geben, ©ann fam er gurücf.
Seorg 3fenbranbt ßatte ingmifeßen bie ©epefeße gu
(Enbe entgiffert.
„3n ber 93torgenbämmerung merben bie eßinefifeßen
fianbftreitfräfte bie Srenge iiberfeßreiten. Bn ber fibiri*
fdjen Srenge nur mit fcßmad)en Kräften, ©er öaupt*
ftoß bort erfolgt fpäter."
Seneral Bülom marf einen Blicf auf bie Sparte.
„Blau möd)te oergmeifeln, menn man baran benft,
baß bie rufftfeßen Suftftreitfräfte bort im 9torben un»
befcßäftigt fteßen unb ßier bitter feßlen. B3ie oiel
Sieblerblut unb Sut mirb uns biefe ruffifcße öart»
nädigfeit foften? 3cß mill nod) einen allerleßtcn Ber»
fueß maeßen, auf Srunb biefer leßten Bacßricßten bie
Buffen oon ißrem ^lane abgubringen, obmoßl icß es für
ausftrßtslos ßalte."
Seorg Sfenbranbt ßatte fuß erßoben.
„$err Seneral, icß geße jeßt gu ben Stanbpläßen
unferer ^Jlugfdßiffe. Sobalb bas leßte Sefcßmaber oon
ßier fort ift, fliege icß naeß Borben gum Saifan=Bor.
W\x treffen uns fpäter in Semipalatins! in 3ßrem
Hauptquartier."-
9lm Bbenb bes fiebenten 3uli mar ^ogßon=Aßan in
Äßami angefommen. $r>kx liefen bie Bad)rid)ten oon
allen SteUen feiner ein.
Seorg 3icnbranbt ßatte feinen Binnen bureß bie <Er»
rießtung bes ©ammes oon 2ele! ein feßmeres Hinbernis
entgegengefeßt. B3oßl mar es feinergeit gelungen, ben
©amm burd) bie Hocßmafferfataftropße unb bie oer=
räterifeße Sprengung gum größeren $eil gu gerftören.
Bber aud) bie gemaltigen Befte bes Biefenbaumerfcs
boten ben oorftoßenben cßineftfißen Streitfräften nod)
ein feßmer übcrminblidjes Hmbernis. ®enn bie ^om»
pagniefräfte ißrerfeits eine plößlid)e Sdjmelge in ben
3libergen oerurfad)ten, menn bie plößließ gu 5;ale geßen»
ben Btoffcrmaffen fi^ aud) nur oor ben ©ammruinen
ftauten, mar bas $al für jebe größere ^ruppenmenge
taum paffierbar. ©ie Sebirge bes oberen 3litales maren
baßer fd)on feitBtocßen unter einer berartigen Bemacßung
bureß gelbe ßuftftreitlräfte, baß an ein Sdjmelgen in
größerem Stile nidjt gebaeßt merben fonnte.
©roßbern mar ber s Beg bureß bas untere 3lital außer»
orbentlicß erfdjmert. Bur menn es gelang, bie £om»
pagniefteüungen an ben Bergleßnen gu umgeßen, ben
©amm felbft gu neßmen unb in feine ©rümmer breite
©urd)faßrten eingufprengen, mar bie ^vaffagc für grö=
ßere Hec^csmaffen möglid). Bn biefe Bufgabe ßatte ber
Begent feine beften ©ruppen aus ben mongolifeßen
Banbgebirgen gefeßt. Bon ber Sdjnelligleit, mit ber
ßier ber Borftoß gelang, ßing oiel oom (Erfolg bes
gangen Krieges ab.
Bnfcßeinenb oiel einfad)er geftaltete ficß ber ©urd)»
brueß im 3rtpfd)tal. ©urd) feinen Ba^ricßtenbienft
ßatte ber Begent erfaßren, baß bie roeißen ©ruppen
jenes ©al beinaße bis Semipalatinsf ßin geräumt
ßatten. Bergeblid) ßatte er mit feinem Stabe bie
Sriinbe für biefe Bemegung gu erforfd)en gefud)t. (Er
mußte gur Scnüge, baß er an bem Seneral oon Bülom
einen erfaßrenen, oerfcßlagenen Segner ßatte. ©aß
ßinter biefer unerflärlid)en Btaßnaßme eine £yi n * e
fteden müffe, faß er ein. Bber melcße mar bas —?
Fortsetzung folgt.
Original frorn
PRIiNCETON UNIVERSITY
Stummer 41
0 i e Qö o d> c
Seite 919
ip e t m f e b r
au3
Oftpreußen
Mit 3 Aufnahmen
der „Woche* 1
^\ie meifteit Ber*
^ liitcr Sdnil-
tinber, bic ^ur l£v=
^olung imb 6tär=
futtg aufs L'anb ge--
fd)itft umreit, fiitb
mit bem Beginn
bes öerbftcs l)cint=
gcfetjrt. Aus beit
oftprcufnfdjcn Grei¬
fen Settsburg ltnb
Orteisburg trafen
nor turpem bic
elften, ctum tau«
fenb äinber, ein,
bie oon il)ren (£1--
tern mtb Angehörigen auf beit Bai)itt)öfcn in (£ntpfatig
genommen untrben. Uttb bie kleinen fat)cit itid)t nur
ioot)l uttb munter aus, batten rote Baden uttb umreit
[onnengebrciuitt — fte tauten auch nid)t mit teeren
tpcinbeti: bie ijanbleute bitten ihren jugeitblid)cit
(öäften allerbanb ßebcnsmittel gefpenbet, bic in ber
(örofcftabt hoppelt miUfotnmen umreit, befoitbcrs Rar=
toffelit, aber aud) Sädc ooll iDiebl uttb Obft, Cfier
unb Butter, fogar Icbcitbc (öättfe uttb ipübncr. (£o
tuar bes Qniten fo oict, bah bie Eltern uttb ©c*
fd)toifter oft SCRiil)e batten, all bas „Blttbriitgfel" ju
bergen unb gliidlid) ttad) §aufe jtt fdjaffeiu
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PRINCETON UNIVERSITY
©eite 920
© i e ® o6e
Stummer 41
5)er Äarnpf gegen eine ©et§el ber < 2Henfcl)f)ett
3um heutigen @tanb Der ®rforfcf)ung unb 33efämpfung be£ Ärebfetf. — S3on Profeffor ©r. 25) e r n e r, ipeftelberg
ie in ben lefeten 3Ronaten immer
wieber auftauchenben9tachrid).
ten über eine Häufung ber tfrebs»
erfranfung in gewiffen Seilen (Eng-
lanbs, Slmerifas unb Jranfreichs
haben bas3ntereffe weiter Streife für
bie (Erforfcfjung unb Sefämpfung
biefer furchtbaren Strantljeit oon
neuem belebt Sie lebten beiben
Segennien haben bezüglich unferer
Borfteüung oon ben Urfachen bes
Strebfes erhebliche ^ortfehritte ge-
bracht. (Einerfeits liefe pd) feftfteOen,
bafe bie (Entftehung oon Strebs bei
kleinen Säugetieren, g. B. Sftüufen,
mit benen 9ftaffenoerfud)e möglich
pnb, in fefer beträchtlichem SÖtafee
burch 3ngud)t geförbert werben
lann, mit anberen ©orten: es gibt
eine erhebliche Sispoption gur Strebs»
ertranfung, bie ftrf) nach ähnlichen
©efefeen oererbt roie anbere SJterl»
male bes Körpers. Slnberfeits liefe
fleh geigen, bafe ber unmittelbare
Slusbruch ber Strebserfranfung burch
oerfchiebene äufeerc SRei^e, g. B. lang
bauernbe fd)wad)e Bezahlungen mit
9töntgen= ober Babiumftrahlen, roieberholte Steigung mit be*
ftimmten chemifdjen Subftangen (Seer, ©ailinprobulte u. bergt)
fowie enblich burd) (Einimpfung oon Iofal irritierenben Sßarapten
oeranlafet roerben 'tarnt,
ütenn aud) ber feinere
SJtechanismus aller biefer
Vorgänge noch feines»
toegs geniigenb getlärt
ift, fo erfdjeint hoch bie
(Erfenntnis oon Bebeu«
tung, bafe bie(Ertrantung
gewiffermafeen gtoei ©itr-
Sein hat, bereit eine auf
ber (Eigenart ber Steint»
mifchung beruht, wäh»
rettb bie anbere auf
fd)äblid)en (Einpüffen ber
Umgebung bafiert.
Sei ber menfehlichen
ftrebserfranfung fenttt
man eine gange 2lngahl
oott "Beobachtungen, nach
benen bie beim Sier
erforfefeten urfächlichen
Serhältniffe aud) für ben
SJtenfchen in ähnlicher
S3eife ©eltung bepfeen.
Saburd) ift für bie Ser»
hütuitg ber (Ertranfung
manches getoontten. (Es
ift fel)r roahrfcheinlich,
bafe bie Sbtöntntlinge
trebsreicher Jamtlien
burd) eine <peirat mit
folchett aus frebsarmeit
imftanbe pttb, bie ©efafer
ber erblichen Belaftung
erheblich gu oerminbent
ober gang aufguheben.
Sitberfeits aber hat eine
längere (Einroirfung oon fdjäblichen
Zeigen, bie imftanbe pnb, Strebs gu
ergeugen, mitunter auch nach bem
Sufhören ber Seeinffuffung noch
Spätfolgen, b. h- her ftrebs fann
pd) noch entroideln, toenn bieSRetgung
bereits jahrelang aufgehört hat, mo»
fern pe nur feinergeit genügenb lang
eiuroirfte. Sie hPÖ^nifchen 9Rafe«
nahmen müffen alfo fef)r frühgeitig
beghtnen.
©as bie Sehanblung anbelangt,
fo tonturrieren gegenroärtig in erfter
£inie groei SÜtetljoben: bie operatioe
(Entfernung ber Strebsgefchwülfte unb
bie Strahlettbehanblung. (Erftere ift
natürlich nur fo lange möglich, als
bas ßeibeit nicht gu ausgebehnt ift
ober lebettsroichtige Organe ergriffen
hat, bie bei ber Operation gefront
toerbett müffen. Sie Beftrafjlung hat
in mancher §inpd)t weniger enge
©rengen, weil bei ihr bie Organe
nicht gerftört werben, fonbern erhalten
bleiben; bafilr aber ift bie Strahlen«
behanblung hinpd)tlid) ihres (Erfolges
in hohem SÖtafee abhängig oon ber
Seattionsfähigfeit bes erlrantten ©ewebes, bie Ieiber häupg
nicht günftig ift. Seibe Verfahren oerfagen, wenn ber Strebs
über größere Seile bes Störpers pd) ausgebreitet hat. SieBeftraf)*
lung oor allem mufe auch
auf bie (Emppnblichfeit
ber blutbilbenbenOrgane
9tüdpcht nehmen. Saher
tann bie Strebsforfchung
pd) nicht mit biefen Be»
hanblungsmethoben be¬
gnügen, fonbern mufe
neue Stege fuchen, um
ben Strebs nicht nur
Iofal, fonbern überall im
Störper, wo er pch im ge¬
heimen eingeniftet haben
lönnte, gu oernichten.
Sie gorfdjungen werben
mit fehr grofeerSutenptät
an oielen Stellen burd)=
geführt. 33tan fucht nad)
Verfahren, bie Stampf,
fähigleit bes erfranlten
Organismus gu ftärfen
ober ihm Sbwehrftoffe
aus gefunben Störpcrn,
in benen Seile oon Strebs»
gefchwiilften aufgelöft
würben, guguftthren
(attioe unb pafpoe 3nt-
muniperung). ferner
ftrebt man banach,
d)emifchc Subftangen gu
pnben, bie entweber im
Strebsgewebe befonbers
feft oeranfert werben
ober infolge einer Srt
oon ftMmmrhmQ bes
Strebsgewebes bort
hängen bleiben, für alle
Abb. 1. Radiumbestrahlung bei einem Gesichtskrebs
Abb. 2. Anwendung der Röntgenröhre bei der Bestrahlung eines
Krebses der Magengegend
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i
Kummer 41
3) t e ® oc 6 c
Seite 921
gälle aber für bie Ärebsjcllen giftiger Tmb als für bie normalen
Störper 3 ellen. ©a jcbocf) bie trebsartige ©ucßerung nichts an-
beres ift als eine ©adjstumsentgleifung bes normalen ©ewebes,
fo ift ber Unterfcßieb 3 wifcßen einer frebstrantcn unb einer
gefunben ßörperaeüe oerßältnis»
mäßig gering. 9lus biefetn
©runbc ift bie erwähnte Jor*
fcßung außerorbentlicßfchwierig.
©a überbies bei bem cßronifchen
Verlauf ber (Ertrantung jeber
einzelne 93erfucß amtier wocßen*
ober monatelang bauert unb bie
9tefultate bei ber 93eßanblung
bes SJienfcßen erft nad) 3 aß*en
richtig beroertet roerben tonnen,
muß jeber, ber fid) mit ber *© 0 *
tämpfung bes ftrebfes befchäf*
tigt, mehrere 3aßre feines Cebens
biefer Arbeit wibmen, ehe er
imftanbe ift, 3 U entfcßeiben, ob
er fid) auf bem richtigen ©ege
befinbet.
©ie in ber öffentlicßteit immer
wieber auftaucßenben retlame«
mäßigen 'SHnpreifungen angeb¬
licher Ärebsßeilmittel haben mit
ber ernften 5 orfd)ung nichts ju
tun. (Es gibt eine ganje SReißc
oon Seßanblungsmethoben, bie
ooriibergeßenb einen günftigen
(Einfluß auf bie^rebsertrantung
ausüben, oßne [u feilen 31 t
tonnen. Slnbere 55eßanblungs»
arten haben roieber bei ein 3 eluen Strebstranten glänsenben
(Erfolg, oerfagen aber bei ber weitaus größten SÖteß^aßl ber
übrigen gäüc. ©er gehler befteßt nur barin, baß entweber
ein 3 elne (Erfolge generaliftert ober oorübergeßenbe 93efferungen
mit ©auerßeilungen oerwecßfelt werben. Selbftoerftänblicß tann
ber in allen biefen ©ingen (Erfahrene manchmal noch helfen,
wenn nach ber burcßfcßnittlicßen Slnfcßauung teine Söefferung
ober teine Rettung meßr möglich erfeßeint.
©ie hier oeröffentlichten Aufnahmen mögen einige ber wichtig*
ften teeßnifeßen SÖeßelfe bei ber (Erforfcßung unb Setämpfung bes
Strebfes oeranfehau liehen. *2lbb.4
3 eigt bie 3 nxpfung einer Sftaus
3 ur (Erseugung ber fünftlicßen
Ärebsgefcßwulft. ©as fein 3 er*
riebene unb aufgefeßwemmte
SDtaterial wirb einer ©lasfcßale
entnommen unb mit $ilfe einer
Spriße bem ©ier unter bie §aut
einoerleibt. ©ie anberen Silber
leßren ben Unterfcßieß in ber
'öeßanblungsweife mit Röntgen*
unb Sftabiumftraßlen. 9lus
9lbb. 2 ift bie SInwenbung ber
Röntgenröhre bei ber 33eftraß*
lung eines Ärebfes ber Rtagen«
gegenb erfid)tlid), aus 9lbb. 1 bie
Rabiumbeftraßlung bei einem
©efteßtsfrebs. ©er93eftraßlungs-
apparat für bieRnwenbung bes
Rabiums ift tompli 3 iert 3 U»
fammengefeßt, bas geßt aus ber
Rbb. 3 ßeroor. ©iefe 3 eigt eine
iReiße oon rößreßen» unb platten«
förmigen 93eftraßlungstörpern,
bie mit Rabium gelaben ftnb;
fte werben bureß einen Sßreß«
fortblocf oon ber §aut entfernt
gehalten unb bureß eine SDletaU-
tuppe naeß außen ßin abge-
blenbet, fo baß ißre Strahlen nur in ber gewünfeßten Richtung
frei wirten tönnen. ©er gan 3 e Apparat wirb bureß Jpeftpflafter
an ber 3 U beftraßlenben Stelle fixiert.
©ie Röntgenbeftraßlung ßat ein weiteres SInwenbungsgebiet
als bie Rabiümbeßanblung, leßtere aber ift bort, wo fte über¬
haupt in Setrad)t tommt, ber erfteren überlegen.
Eine Reihe von röhrchen- und plattenförmigen
Bestrahlungskörpern, die mit Radium geladen sind
Abb. 3. Bestrahlungsapparat für die Anwendung des Radiums
Abb. 4. Impfung einer Maus zur Erzeugung der künstlichen Krebsgeschwulst
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PRINCETON UNIVERSITY
© i e ® o$e
9h:mmei 41
6eite 922
Der Palast des Dalai Lama in Lhasa
Saufenb 3a|rc hinter ber Äultur
<£fne $orf<f>ung$reif e burcf) Sfbet. - ^tt fcd)3 Qlufnat>men
er junge englifdje Sorfdjer ©r. VMlIiam 931c ©ooern, her
feeben oon einer erfolgreichen SReife quer burch ©ibet gu=
rltdgetehrt ift (über feine ©rlcbniffe in ßhafO/ ber 6tabt bes
©alai Cama, h^ben mir iu 9tr. 38 ber „5Bod)C" berid)tet),
bat Ceben unb ©emohnheiten biefes merlroürbigen afiatifd)en
Golfes erforfcht. ©ibet felbft ift ein armfeliges Canb mit fpär*
lidjer Vegetation; bürftiges ©ras, SCRoos
unb Bambusblätter finb bie Vahrung
für bas Vieh, ber Vdcrbau befd)räntt
fid) auf ©erfte, anbere ©eireibearten finb
feiten, ber SReis roirb aus ben umliegen.-
ben beffer tultioierten Cänbern eingefiihrt.
©er ©ibetaner ift in ber tultureüen ©nt«
midlung ftarf gurüdgeblicben. ©as Canb
toirb ooit einer mäd)tigen Sßricftcrtafte
bcberrfd)t, bie oon ber Vrbeit ber übrigen
Beoölferung lebt unb fie rootjl auch ftart
ausprefct. ©ie toenigen reichen Jamilien
bes Canbes, bie ben fruchtbaren ©runb
unb Bobcn befißen, finb mit ber Slafte
bes hohen Vrieftertums oon jeher oer«
fippt unb oerfdjmägert unb ftellen aus
ihren SReif)en auch ben 91ad)mud)s für
bie Vbtc ber gabireichen SUöfter, bie als
geiftliche ©ouoerneure bie £>errfd)aft in
ben eingelnen ^tooingen ausüben, ©inem
reichen ©ibetaner fommt es nicht barauf
an, ©aufenbe oon englifchen Sßfunben
für ein ©cmpelfeft gugunften ber Vrie--
fterfchaft ober gum Vntauf oon Öl für
bie ungähligen heiligen Campen eines
©empels gtt ftiften, mäbrenb bas Volt
in briidenber Vrmut lebt. Vur biefe oornehmen gamilien
haben auch eine gehobene ßcbenshaltung, bei ber bie Val)*
rung nach ber für afialifc^e Vegriffe fehr oerfeinerten d)inefi.
fdjen Stiichc hergefteüt toirb. ©as gemeine Volt nährt Wh
oon ©erftenmel)!, Stlöfjen, ^ferbefleifd) unb ©ee. Vis S^eifd)*
lieferant tommt aud) bas 6chaf unb häufiger nod) ber in
©ibet heimifche ?)at ober ©rungodjfe in
Vetracht, ein 3roergrinb mit auffaüenb
langer, molliger, faft bis auf bie ©rbe
reidjenber Vehaarung (ber Berliner 3°° s
Iogifchc ©arten beherbergt einige biefer
9)at's, bie im Voltsnumb oon jeher
„Ceicbeumagen mit ©robbeln" hei&en).
©as Jleifd) mirb nur in fcllenen gäüen
getod)t unb mcift roh gegeffen. 3n ber
Vad)t mirb ber gieifdjoorrat gum ©e--
frieren an bie Vufjenmanb ber §ütte
gehängt, am ©age mirtt bie £ifce nicht
gerabe fonferoierenb auf bas ^Ieifch/ bas
nad)ts mieber gefriert, unb fo geht ber
Vtechfel gmifdjen haut-gout unb ©cfrier«
fleifch meiter, bis ber Vorrat aufgegehrt
ift. gifche unb ©efliigcl merben nicht ge«
geffen, ba fie für unrein gellen, unb ber
5orfd)er lonnte in ben tibetanifchen giufj*
laufen gerabegu unglaubliche 6d)märme
oon großen ^yifcfjen beobachten, mährenb
fich an ben Ufern V3iIboögel aüer Vrt
tummelten.
Vlies tann ber tibctanifchc Bauer ent»
behren, nur feinen ©ee nicht, ber gu»
gleid) ©etränt unb Vahrung ift. ©er
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Original frorn .
PRINCETON UN1VERSITY
Kummer 41
S) 1 1 gg o &«
6cite 923
Instrumente
Rechts: Alter Kopfputz der
tibetanischen Frau
2ec tommt aus Gfjiita unb rotrb ber §anblid)teit megen in
Heilten, siegelartigen klumpen gcl)anbclt. 2>a bie getrod--
neten Seeblätter nid)t oßne meiteres sufammenhalten, fo
roerben fic mit etmas feuchtem ©runjochfenbüttger burd)*
fnetet! SBenn bie tibetanifd^e Seeftunbe nafjt — jebe ©e-
legenßeit mirb übrigens sum Seetrinten benußt — fo mirb
ein 6tüd biefesSee-
Siegels abgebrochen
unb mit SBaffer
aufgefoeßt, baju'
tommt 9Ratron unb
ein großer £lum-
pen ranzige Butter
ober Hammeltalg. .
Srifcßes Jett hat
ber Jorfcßer auf
feiner SReife nie
auftreiben tonnen;
bieSibetaner Iaffen
Butter unb Saig
ablagera, mie roir
9Bein unb Starren,
unb je älter bie
“Butter ift, befto
beffer feßmedt fie.
Ser Sünger fpielt
in bem holsarmen
fianbe eine roid)tige
Atolle. Sas, mas
©runsoeßfen unb
Sßferbe fallen Iaffen,
mirb forgfältig ge-
fammelt unb ge-
trodnet unb als
Brennmaterial be¬
nutzt infolge bes Slmtnoniafs, ben biefe „SlbfäUe*
enthalten, nimmt jegliches ©ffen einen beißenuett 2lm-
moniatgefchmacf an; aber 9Jk ©ooern bemertt, baß er
fid) an biefes fonberbare (öeunirj fehr halb gemöhnte
unb ihm fpäterßitt curopäifches ©ffen juerft fabe oortam.
Sas *iRaud)en ift in Sibet oerboten, unb ber Salai
fiatna felbft tritt bem Sabatgenuß ftreng entgegen,
^luch aufgetlärte Sibetaner, bie ben Sabat außerhalb
ber fiunbesgrenseu fenttett lernten, mögen nur in
größter Slbgefcßloffenheit su Haufe cine^ßfeifc $u rauchen.
9lus ber ©erfte bereitet man in Sibet ein Bier,
„©hang" genannt, unb aus biefem burch Seftillation
eine SHrt 6d)ttaps, auf tibetanifch „‘Slrat" geheißen,
aber nicht mit bem hier betannten 9lrrat ju oer-
mecßfeln. SReligiöfe Jefte, bie in biefem fianbe fehr
häufig finb unb mehrere Sage ober gar BSocßen bauern,
merben bei reid)Iicßem ©etutß oon ©hang unb Brat
gefeiert, mobei fid) bie Sibetaner suerft bem fröhlichen
©efang fehr einbeutiger Boltslieber hingeben unb
fcßließlich finnlos
betrinten. ©inen-
äfthetifeßen Bn-
blirf gemährt ein
©ingeborener in
Sibet feinesmegs,
benn bie Körper-
mafeßung ift gänz¬
lich unbefannt.
Dr. 90k ©ooern
ermähnt, mie un¬
angenehm es für
ihn mar, brei 90k-
nate lang gänzlich
ungemafeßen her.
umsulaufett, meil
er fid) fonft, (er
ging als tibetann
feßer Äuli oer«
fleibet) oerbäeßtio
gemacht hätte. 3ir,
fiaufe bes fiebern
übersieht fieß alfe
Eine ganze Mönchstadt in der Nähe von Lhasa
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PRINCETON UNIVERSITY
Seite 924
Kummer 41
ein echter Tibetaner mit einer Sd)idjt aus Seit unb Sd)muß,
bie gur (Erhaltung ber ©igeumärme in biefent falten ©ebirgs»
Ianbe ftd^cr fefjr nüßlid) ift. Stur ein einiges SJtal fab Dr.
SBc ©ooecn eine Slrt ©aöegclegenheit. ©inige hei&e Quellen
gelten als heilkräftig, unb man batte am Stanb ber Straße
neben ben Quellen flache
©ruben ausgeboben, in ,—
benen einige Tibetaner
fplitternacft im heißen
SBaffer aufmeidjten.
©as Familienleben
ftebt nach ben Eingaben
bes Jorfdjers nicht febr
hoch- Snsbcfonbere in
fittlicher Stegiefjung finb
bie ©rengen nach euro»
päifchen Stegriffen ftarf
oermifcht. ©ine fonber»
bare Sitte b^rrfcht bei
ben grauen. Sie be»
malen fich bas ©efidjt
mit einer Slblocßung aus
Sßflangenfaft, ber eine
fdjeußliche purpurrötliche
Hautfarbe gibt. SJtc
©Ottern hält biefe Sitte Tibetanische Frauen mit einem
für eine golge bes ^ßrie=
ftergölibats, bas man ben Singehörigen ber SJ3riefterfchaft öa»
mit erleidjtern moUte, inbem man bie tibetanifdje grauemaelt
bureb einen garbanftrid) meniger angiehenö mad)te.
SJtöbel ober fonftiger Komfort moberuer SIrt ift in ©ibet
gang unbefannt. Slls Schlafgelegenheit bient eine ©eefe ober
ein Schaffell, auf bas fid) ber ©ibelaner bäuchlings mit hoch-
gezogenen Änien legt. §äuftg zieht fid) ber ©ingeborene gunt
Tibetanische Frauen mit einem seltsamen vierhörnigen Schafbock
Schlaf ooüftänbig aus unb bedt ftch &oitn mit feinen Klei¬
bern toieber gu. ©te ßanbesfitte ber allgemeinen Unfauber-
feit bringt bie mit biefer ©emohnheit ftets oerbunbenen £>aut-
trantheiten unb aud) bas übliche Ungegiefer mit, unb Dr. SDtc
©ooern, ber monatelang in ben tibetanifchen Stafthäufem
mit ben anbem Kulis
fchlief, meiß non ^läufi¬
gen feiten" gu ergählen.
3n gang ©ibet traf
SJk ©ooern nur einen
eingigen SDtann, ber als
mobern.in unferm Sinne
angufprechen ift; es mar
bet Staatsfefretär bes
©alai Santa, ber SCRi*
nifter ©farong, ber ftch
in 3nbien unb ©hina
umgetan hotte unb ein
tüchtiger Kriegsmann ift.
Sttit feiner ©nergie hotte
er auch eine mobern ge»
fleibete unb mit neuen
3nfanteriegemehren aus»
geftattete Gruppe gu»
. ... . c .... fammengefteHt, bie fo»
itsamen vierhornigen Schafbock QQr übcr cinc <w\u\ä z ,
fapelle oerfügt. ©er
Sttinifter, ber gleichgeitig ber erftc Stertraute bes ©alai Santa
ift, mibmet ftch ftänbig ber Slusbilbmtg biefer ©ruppe, bie
ihm allen Slnfdjein nach fehr ergeben ift unb bie er feft in
ber &attb hält, unb es gibt oiele Seute, bie in ihm, menn
einmal ber ©alai Santa ftirbt, ben fommenben §errfcher
oon ©ibet unb zugleich ben ©ringer moberner 3eiten für bas
bisher „©erbotene Scnb" fehen. M. p.
Schluß des redaktionellen Teil
&*** matfM iitdettfcfiift!
i -
„(Sie finb su ott" ift manchem Bonn in mittleren Satiren fefjon gefast worden, alef er fid? um eine neue
©fettung bemarb, „mir brauchen eine junge straft". Unb bod? fünfte er fid) nod) fo leiffungdfähig mie bor
fahren, unb bod) wollte unb muhte er mit feiner Somitie (eben! Slber er machte einen angejahrten/ Per«
brauchten Ginbrud unb smar nicht sutefct bedhalb, meil fein &aar bfinn unb fpärlid) gemorben mar. ©ad
(ann bie Sotge einer 7lad)täffigfeif fein, bie barin befteht, ben beginnenben öaarfd)munb nicht im Anfänge
SU befompfen. JBenn erft bie £aarpapi((en gänstid) abgeftorben finb, ift ed su fpäf. SIber auch bie ©efunbljeit
(ann bei einer Fahlheit bed ffopfed (eiben, meil reicher £aarmud)d einen natürlichen ©d)uh gegen Gr«
fäifungen bietet, öedhatb ift bie Grfinbung bed Porsüglichen fjaarnäbrmifteld ßumagfolan burch ben
berühmten ©toffmechfetforfcber ©eheimraf Prof. ©r. 7t. 3un& mit jreuben su begrüben, ©er Aaaraudfatf,
pmeit er s- 25. burd? fd)mäd)enbe trantheiten, befonberd burch Tteroofiiäf, heroorgerufen mirb, mirb auf«
gehalten, benn öumagfotan fördert ben ßaarmuchd burd? innerliche Grnährung bed £aared mit reinem
fbaareimeif». Tlad? ben einmanbfreien $eftfte((ungen bed ©efjeimrafd 3un& fanb in 8 3od)en unter ber
Ginmirfung biefed Tlährmiffeld nahesu eine 23erboppetung bed £aarmud)fed ftaff. SJhntich günftige
Grfahrungen mit ßumagfotan machten insmifchen über 1000 (Srsfe, barunter bebeutenbe mebisinifche
5orfd)er unb Unioerfitätdprofefforen. ©ie §attinger«2Ber(e für djemifdje unb pharmaseutifche Präparate,
atftiengefettfchaft, Sertin 713 7, Perfenben (oftenlod unb poftfrei aufftärenbe ©djriften über bie TBirfung
bed 4>umagfo(an. öumagfotan in Originalpadungen, audreidjenb für ben Sebarf eined Bonatd,
ift in aileu Slpoftjefen, ©rogerien unb einfehtägigen ©efchäften su haben. Färbern ©ie bedhalb 3bren
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,o gie
PRINCETON UNIVERSfTY
Sfumtner 41
13. Ottobcr 1923
JXri-^boitöIa ale STtiocI oiSet? *Pictuo btcfet 3 S^friarfen.
Z. (Batasfy Bi Co. 3lft*<Sef.
Original fröm
PRtNCETON UNIVERSITY
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13. Oftober 1923
® i e <3ß o 6) t
Stummer 41
© ©
Rätselecke.
© ©
SilbcnrätfeL
a — a — bürg — cha — chi — chry — de — del
— den — di — dow — drosch — du — e —
c — e — eil — er — fei — ge — gi — go — gon
— gün — i — in — ir — jub — ke — ko —
lan — laus — lith — löf — lu — ma — ma
— mer — mu — na — ne — nei — ni — nie —-
now — o — or — phi — pi — po — ra — ri
— ritz — rod — scha — schätz — sc — sek —
sen — so — ten — ti — tis — u — u — ving
— vo — wa
Slus btefen Silben finb 27 ©Örter *u hüben,
beren Anfangs* unb (fnbbudiftnbcn — mort*
uj c i f e gelcfen — einen Spruch ergeben. 1. aus-
lättbifche Jürfchgattung, 2. Slranfheit, 3. berühmte
Sängerin ber ©cgciuoart, 4. geiftlfrf>cr ^Imtsbcjirt,
5. 3ugenbfd}riftftcllcr bes porigen 3öhrh»n^crts,
6. Stifter einer englifd)en iHcligionsfefte, 7. berit*
tencr Solbat, 8. frühere ruffifdje Boltsocrtretung,
9. ©ebraud)sgegcnftanb, 10. Stabt in Btittelbeutfd)--
lanb, 11. Sigur ber römifdjen "Dtythologic ,
12. beutfdjer Bilbhauer bes oorigen 3nh r h un ^erts,
13. Stabt in Sad)fen, 14. aroeitgröfite ber Samoa«
infein, 15. £>errfd)ername, 10. berühmte Stabt bes
gricdjifdjcn Altertums, 17. Straufcenart, 18. Stabt
an ber Saale, 19. oft genannte Borftabt non
ftonftantinopel, 20. Btännername, 21. ffahraeug,
22. Stabt in SRufjlanb, 23. Sicrtlaffe, 24. Blume,
25. fjrauennnamc, 26. £>albcbelftcin, 27. ©einort
an ber SDlofel. — ei am Einfang unb ©nbc bes
©ortes — 1 Buchftabe.
©runboerfd)icbctt.
©enn man bir’s nimmt, fo fagft bu $anf.
Unb reicht man’s mir, fehr gern idj’s trän!,
0od) oft roarb mir ber SKat gegeben,
Stets mög id) halten es im iicben.
6^erjfröflen.
©dd)cr Ion ift ganj auege-
fprodjen männlicf)?
*uo;ufo
*
©cm fnnn man fein £
für ein U ntad)cn?
'U 3 |Dqü(jdjüU)J
Mcograptjic unb Zoologie.
tfrfjölt ein fteiltet n
(Sin italicnifdjcr Crt,
(Sin mcnidjennfmitd) licr
©irb bnburd) er fofort.
Warnung.
SRic 311m Wort mit o ben
mahlet, — Dein an c cä
immer fehlet.
3um ©Inter!
Der (ßlcicfjflang einer Stabt
läfct fief) nur fchmer beweisen,
roenn notgebrungen roir mit
unferen Ächten geilen.
«uflöfungcn ber SRätfel in ber
nötigen Kummer.
3ufammenfetjaufgabc:
93erftedrätfel: Nur das
heisst leben, wenn dein Heute
ein Morgen hat. Ä a p f e I •
r ä t f e I: Heinrich
^poazPoaov
^Q,CCL^X
Cameras o
9 Kim&sa
(Thata-
Papiere
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Die ABC-Schützen werden entlassen
© t e ©cf)ule tft au^!
53 o n OT a ? 3 u n g n f cf e I
A//Y acht photographischen Aufnahmen der „Woche * 1
/feine fonnige §erbftftunbe ift ba. 2>ttmter, burdjgolbeter
9^cbcl legt fid) rote feine (ba^e über bie §ciufer. 0a,
an ber (Ecfe, roo bas SdjuUjaus ift, ftel)t eine alte ftaftanie:
3n ibr bängt’s roie Silber nnb (botb; als hätte ein (Engel
fein äleib barinncn bangen Iaffen, als er bie ftinber beute
morgen flitm erften Sd)itlgang begleitete.-§eü nnb
jubelnb tönt eine (blöde. 3)ie (pd)nle ift ansl
Mütter roarten am $or, aärtlicbe Sangigteit, SBieber»
febensfreube im (befidjt. 3n (bebauten oerfunten totnmen
bie jiiitgften Sd)ultinber, bie tlcinften Lehrlinge ans bem
großen, fteinernen §aufe ber SBeisbeit. £ad)enb, fliegenb,
mit fcbneüen Jttßen laufen fie beit füttern au: 2öie
Nach der ersten Unterrichtstunde: Besorgte
Mütter holen ihre Kinder ab
Links: Improvisiertes Bockspringen
ftüd)Iein unter bcis fdjütjenbe (befieber ber
^ernten. Gin großes (Erlebnis macht ihre
Süße fd)itell uitb ibrcit SOhtttb craäblungsfrob.
Sie haben beute, oont (Sltcrnbaufe Iosgeloft,
im 9Ieid)e ber Sudjflaben uitb nnb
ber begimtenben (belebrfamleit gefeffen. Uitb
nun geben fie roicber an ber SCRutterbanb.
31 )re Grääblungen überftilrjen fid), fie Iad)cn,
fie plaubern roie ooti einem 3öunber: fthtbet
aus CDuft uitb lluberilbrtbeit unb fedjs 3abretu
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Kummer 42
Gelte 929
®le gBocbe ^
Slonb gefträhnt, fdjioarze
Torfen, bie ein leifer §erbft-
roinb in bie reinen Stinber-
ftirnen toeht. Sd)icfertaf|l,
mit toippenben GcfytDcimmdjen
baran, unterm ^Irm. Stanzen
auf bem dürfen. SJtanchmal
ift’s ben ftitibern, als ob’s
aus bem Gebäube ber SUug«
heit nach ihnen riefe. 6ie
bretjen fid) lange um. ftiebcl«
bogen, SBanbtafel unb Cetjrer»
toort haben ihre jungen Seelen
oerhejt. Unb nun nehmen fie
bie anfängliche 3auberei mit
teuften Geelen in ihre Käu¬
fer unb 6tu ben mit.
Ga purzelt eine Slotte 3un-
gen aus bem Schulhoftori
SBilbe, ausgelajferte fterlchen.
Slreitfrof) balgen fie fid), als
fei ein SBefetjI in itjnen groß
geroorben, ein Befehl bes
großen griebrid) an feine
Solbaten, beffen Ge)djid)te
Jugendliches Faustrecht
fid) 53erpflid)tungeu auf. 3h^ 93e*
tragen hat etwas oon SBorfid)t. —
Unb bortroieber einige: bebrillte
barunter. (Ehoas Gelehrtenfjaftes
in ihrem Gebaren. 6ie ujiffen 53c*
fd)eib über bas bücherquiüenbe
Geutfchlanb oon einft, bas jeßt
oergangen ift. SJtathematifche ftor»
mein finb ihre §anbtoert'szeuge.
6ie meinen, baß fie feßon ihr
SBeltbilb haben. Gas mad)t ihren
Gang aufrechter, bas gibt ihren
Sftienen etwas oon Geiftigteit.
6ie ftreiten mol)! auch • 3eber hat
toohl irgenbeine billige abgegriffene
Kupfermünze ber ^arteipolitif, bie
Das Urteil des Paris. Rechts: Der Zopf als Glockenzug
fie mit ftrahlenben klugen unb Uopfeubem §erzen oer--
folgen. Gd)tc 3nngen mit SBilbhcit, grohfinn unb praf)--
Ierifcher Greue. Aufgelegt ju allerhanb Sänfereicn. Gas
finb toelche, bie mit iachenbem üJtunbe einfchlafeu.
Ga tommt toieber eine6d)arl-Gie gehen fd)on
gemeffener, roürbeooUer. SJtan fieht: Sic fangen fdjon
an, fid) felbft ihre Gehanten zu bauen. §ier unb bort
tommt etioas <paIbroüd)figes zum "Borfdjein, oerfteett, fo
nebenher. Slber bas toagt fid) nicht mehr fo ftürmifd)
heroor; fo mit toilben Gebcirben unb roufenben £>änben.
SlUes ift gebämpftcr: Gie 3nrufe, Slnrempe leien, bie
5rechheilen.'— — Ga fommen roieber einige: 5©ie ein
Anflug oon Söürbe Iiegt’s um fie. Ol), fie finb fd)on tief
ins Steid) ber fremben Sprachen geftiegen, bas fieht man
ihnen an. Unb weil man’s ihnen anfief)t, fo legen fie
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PR1NCETON UNIVERS1TY
(Seite 930
© i e <5ö o <fc c
Stummer 42
Die
Straße als Arena:
Ringkampf
(Wenn sich zwei
prügeln, freuen sich-
die andern)
er f)ier unb bort aufirumpfenb fjinmirft unb aufflingeln
läßt. §crren reden fid) in ihnen, bie nicht nur allein unter
ber meifen (bemalt bes Sehrplanes fielen, bie fdjon etmas
mie ein 3i*l haben.
Unb bort tommen einige/bie hoben ein 3^1* 3)te Schule
bat ße mübe gemacht. 3n ben Singen bes einen leuchtet es
toie Sanatif. (Er fpridjt über Probleme. der anbere lächelt.
3n feinem Säcfjeln liegt noch ein finbliches'Sicht. Unb toie ich
um taufenb dinge. SBenn auch aües auf ber Oberfläche
fchmimmt: Sie hoben bie Begeifterung, bie ein 3*^ ®ie
einen etoigen Stern ficht, auf bas ße aufteuem, auch toenn
fie baran augrunbegehen foHten. 3h* Cblühen hot etmas
§eIbenhoftes.
da 1 Slus ber Btäbchenßhule tommt eine Schar: Süße,
tinberhafte Bewegungen. Btan ftcht es ihnen an, baß fie
noch mit 3örtlichteit in ber SBelt
ihrer Sßuppen leben.-
Slber biefe ba. Söie ße ßd)
bas §aar aurüdftreichen,
toie ße in ben Schau»
faßen, ber eine Spiegel»
fcheibe hot, ooriibergehenb
fchnetl einen Blid tynehu
fchiden: die (Eiielfeit bes
SBeibcs iß in ihnen febon
längft ercoacht. Sie tichern
unb erzählen: die Schule
iß für ße aus mit ihren
Becheuftunben unb ihren
Schreibftunben. — — —
Slber bie neue tframatte
bes Seßrers ßattert lange
burch ißre §eimmegeraäh»
lungen. (Einige ßngen ein
Sieb oor ßch hbt, barinnen
ber §erbß lebt mit tollem
Sarbhaudje unb mit "Bäu»
men, bie um ihre Blätter
toie. Blätter um ihre ßer»
beubeit SUnber trauern.
(Einige gehen taubenhaft
toie im danafeßritt. Söie
eine Sobpreifung ber Btäb*
im Oval: Die gol¬
dene Freiheit
(Wie die kleinen
Dinger strahlen,
wenn es nach
Hause geht!)
feine Beben höre: da liegt eine Bomantif briit, eine Slben*
teuerfroßßeit, mie fie in ben biden Bomanen lebt, uon benen
er einen Banb, eifrig aerlefen, unterm Sinn trägt. Ol), bie
beiben toiffen genau Befd)eib, toie toir aus bem Unglüd biefer
Sage herauslommen tonnen. Sie tenuen fd)on lange bie SBege.
SBarum fragt man ße nicht! Sie lefen hoch 3eitnngen, fie
finb in einem Berein, fie rnanbem, ße hoben ihre Sohne.
3eber Lehrer hot oon ihnen feinen Spitznamen, jeber Bücher»
maeßer, beffen Sd)ioarten fie burd)od)feu miiffen, muß ßch eine
begeifterte ober beißeub irouifdje itritit gefallen laßen. Sie
mißen mit allem Beßheib. SBenit ihre 3^it erft anbricht, fo
meinen ße mit blißenben Singen, bann muß es anbers mer--
ben: Sie träumen, fie grübeln unb fdjtmirmeu unb mißen
eßenfeßaft, fo ftrahlts um ihren leußheu, einfältigen ücib.
Unb bortl Slm (btjmnaßum ftelß eine martenb. Slb unb
au geht ße auf unb ab. (Etmas damenhaftes liegt in ihr,
etmas oon füßer Slmnut, mie ße fo in ihrem blauen £Ieib,
bie Biidjer unterm Sinn, immer felig unruhig auf unb nie*
bergeht. da tommt er! £>od)gcredt geht er auf ße an.
3ieht graoitätifd) feine apfelfinengelbe Bttiße. Btadjt eine
ftraße Berbeugung. (bibt ihr aögernb bie §anb. Unb nun
gehen ße beibe, etmas fd)üd)tern auerft, förmlich, ben Schul*
meg nad) $aufe. (Er geßt in ihrem Sltem, unb ße geht in
feinem Sltem. £>eralid)e Schlinge grüßen in ihrer jungen
Seele, durd) bie Bäume mimmeln Sonncnfd)erben in ihre
gliidlid)--fd)amhaften (öefidjter. (Es iß eben feßön, jung au fein.
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PRINCETON UNIVERSITY
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Aufnahme der „ U?orAi
r außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister Abdul Ali Khan Sadighes Saltaneh, der kürz¬
lich dem Reichspräsidenten Ebert sein Beglaubigungsschreiben überreichte
D E R N E U E PERSISCHE GESANDTE IN B E REIN
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PRINCETON UMIVERSITY
Sette 932 _{ t 050 o e _92untmer 42
EHRUNG DER DEUTSCHEN VERGANGENHEIT IN BAYERN
Ansprache des Geistlichen nach der Enthüllung des Denkmals
Enthüllung eines Denkmals für die in Oberschlesien gefallenen Angehörigen des Bundes „Oberland“ in Schliersee
} hot. kcstcr
Vorbeimarsch der sogen. Tradibons-Kompa^nie des früheren Leib-infante* ic-Rc^iments vor dem Kegimcnlsinhabcr, dem früheren Kronprinzen Rupprecht (X)
Zum Gedächtnis an die im Weltkrieg gefallenen Kameraden veranstaltete der Bayerische Zentralverband der Leibregiments-
, Vereinigungen eine Feier, bei der ein Denkmal enthüllt wurde
DER BAYERISCHE „LEIBER-TAG“ IN MÜNCHEN
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TON UNfVERSITY
ÜJhimmcr 42
® i e o cft e
Seite 933
KONSTANTINOPEL WIEDER UNTER DEM HALBMOND
Englische Soldaten grüßen vor ihrer
Abfahrt die türkischen Truppen und
Fahnen
%
im Oval . Abfahrt der letzten Entente-
Truppen aus dem Hafen
Phot. Scmouh Jessari.
Die letzte Zusammenkunft zwischen türkischen und Entente-Offizieren
DIE ABREISE DER E N T E N T E T R U P P E N AUS K 0 N S T A N T IN 0 P E L
Die alliierten Trup*
pen, die während
des griechisch-tür¬
kischen Krieges
verschiedene tür¬
kische Städte be¬
setzt hielten, haben
jetzt Konstanti¬
nopel geräumt;
auch die Oberkom¬
missare sind in ihre
Heimat zurückge¬
kehrt. Die Räu¬
mung hat im gan¬
zen 5 Wochen ge¬
dauert. DieTürken
sind nun, nachdem
ihnen der Lau-
sanner Friedens¬
vertrag so große
Vorteile gebracht,
wieder die Herren
im eigenen Hause
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PRINCETON UNIVERSITY
Seite 934
© i e SB o <$ e
Kummer 42
Generalleutnant v. Tschischwitz
Befehlshaber im Wehrkreis II (Pommern,
Schleswig-Holstein, Westpreußen, Mecklen¬
burg, Eutin, Hamburg, Lübeck)
Generalleutnant v. Horn
Befehlshaber im Wehrkreis III (Brandenburg,
Nieder- und Oberschlesien, Grenzmark
Posenl
Geh. Rat Dr. Ludwig Borchardt
der verdienstvolle Berliner Ägyptologe,
wurde sechzig Jahre alt
M. Rakowski
Chef der russischen Handelsdelegation in
England
Tsao-Kun
früherer Militärgouverneur von Tientsin,
neue Präsident der Republik China
Emil Dralle
bekannter Hamburger Großindustrieller
feierte seinen 70 . Geburtstag
Der neue Mark-Sport-Eindecker (Stahlwerk Mark) auf dem Flugplatz in Staaken
DAS FLUGZEUG DES SPORTS MANNES
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PRINCETON UN1VERS1TY
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PRINCETON UNIVERS1TY
Seite 936
© \ t QB o d) «
Kummer 42
Paul Britlon und Ferdinand Meysel
Zum 25 jährigen Jubiläum der „Stettiner Sänger“
im Reichshallen-Theater
*
Links: „Hampelmänner''.Die Puppe: Lore Sello. Bühnenbild:Paul Leoi
Unten: Bühnenbild von Ernst Stern aus „Zehn kleine Negerlein“
Phot. Zander & Labisch
Zwei Neuheiten im Maler-Kabarett „Die Gondel“
VON DEN BERLINER KLEINKUNST-BÜHNEN
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PRINCETON UNIVERSITY /f
Au/nahmt
der . Woche*
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Stummer 42
Seite 937
Die leichtgeschürzte Muse: Eine neue große Ausstattungs-Revue in Berlin
In Szene gesetzt von James Klein. Oberes Bild: „Kristallballett'*. Unteres Bild: „Im Reiche des Maharadscha“
Aufnahmen der „ Woche “
, DIE WELT OHNE SCHLEIER“, ERSTAUFFÜHRUNG IN DER K.0 MISCHEN OPER
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PRINCETON UNIVERSITY
Seite 938
0 i e OB o cft e
9iummer 42
BILDER AUS ALLER WELT
Oben: Deutsche Bank¬
noten als Reklamezettel
in London
Auf den Straßen der englischen
Hauptstadt werden deutsche
Hunderttausendmarknoten von
den Händlern ausgerufen und
aus der Luft als Reklamezettel
auf die Menge hinabgeworfen.
DieZei tschrift,,Outlook'‘schreibt
dazu: „So steht also das Reich
der starken Deutschen zum Ver¬
kauf, mit all seinem Stolz und
seinen Hoffnungen, dem Blut
des herrlichsten Heeres der
Welt, den Mühen, Träumen
und Plänen von fünf Ge¬
schlechtern nüchtern arbei¬
tender Menschen! So wird das
alte Deutsche Reich begraben T
Vom 2. Turnier des Sport¬
kartells Bad Homburg v.d.
Höhe: Frl. Paula Oppen¬
heimer auf „Zwergkönig“,
Siegerin im Jagdspringen
für Damen. Phot. Zinsei
*
Links: Aus dem neuen
Therapeutikum in Jena.
Im Oval: Gesamtansicht
des Gebäudes. /m Viereck :
Auf der Terrasse. — In
der altberühmten Uni¬
versitätstadt Jena ist das
Therapeutikum eröffnet
worden, das unter der
Leitung Professor Jbra-
himsderUniversitäts«Kin-
derklinik angegliedert ist.
Phot. Pons.
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PRINCETON UNIVERSITY 4
j
Kummer 42
© i e 90 o (b t
Seite 93S
«Roman oon DCarts Dominifo
18. Fortsetzung. — Nachdruck verboten. — Amerikanisches Copyright by August Scherl G. m. b. H., Berlin 1923.
Vur mit galbetn §ergen feglog her Vegent fl<f) her Vnfugt
feiner Seneralftöbler an, bk ben Stanbpunft oertraten,
bag bic Shimpagniefräfte fid) bortgin unb aud) noeg
mciter guriiefgiegen mürben, bis ftarfc europätfdje
Gruppen gu igrer Vufnagme ba mären. 6einc Ve*
forgnis mar fo groß, bag er nod) in legter 6tunbe
groge Seile ber Vorbarmee auf bie bfungarifdje Pforte
birigicrtc. VSeil aber bic Sifenbagnen unb fonftigen
Vcrfegrsmittcl fd)on burd) bie ©ransporte nad) bem
erften ^lane ooü in Vnfprucg genommen maren, mugten
biefe gufäglicgen Streitfräfte in ber $auptfad)e ntar=
fegieren.
3m Saufe bes ad)ten 3uli fanten bic Reibungen ber
gelben ßuftftrcitfräftc nad) ftgatni. Herflug ogne V3i*
berftanb!
©er Regent oernagm es mit Vermunberung. S>erabc
an ber Srenge gatte er beit ftärfften VMberftanb ber
oorgüglicgen Stompagnkfräfte ermartet.
Vombarbeinents ber Sieblungen!
(Er geriet in Unruge. Vlo ftetften bie Compagnie*
fräfte? ©as fampflofc Vorbringen oerftärfte fein Vlig*
trauen immer ntcgr . . .
3öo fonnte bie S^ompagnieflotk fteefen?
©ie näd)ften Reibungen brachten fgm Vntroort. Sine
Vntmort, bie freilid) an ^largeit oiel gu miinfd>en
übrig lieg.
kleine Sxfdjmaber meit verteilt, überall in ber
©fuitgarei! Vus unficgtbaren Sögen fliegen fic, mie ge=
melbet mürbe, gerab.
Vlit einem (Gefügt ber Srleicgtcrung nagm ber Ve*
gent bie Vielbungen auf. ©ic (Entfenöung oieler tleiner
S>efd)maöcr fd)ien barauf gingubcuten, bag fie bie Vuf*
gäbe gatten, beit Vnmarfcg bureg Vombenabmiirfc gu
ftören. ©ie merfmiirbige ©atfad)e, bag biefe Svcfdpmüöer
allen Kämpfen faft ängftlid) ausmidjen, mugte biefe
Vuffaffung beftärfen.
Sr gatte genug ßuftfräfte in ber Veferoe, um biefert
oerftreuten Stompagniegefcgmabern entgegengutreten.
3egt enblidj glaubte ber Scgan ©i ben gegnerifegen
Vlan gu buregfegauen. Seit gcroinnen! ©en Vorntarfdj
in ber ©fungarei crfdjmeren unb an ber JJront bureg
Iangfames 3wrücfgegen oergögern.
©er nädgfte ©ag braegte Vacgrkgten non allen Seiten.
Vad)ricgten, bie mogl geeignet maren, ben Regenten in
feiner Vuffaffung ber ßage gu beftärfen.
©ie Vielbungen oom linfen ^yliigct feiner Kräfte
lauteten nid)t giinftig. ©ie Übergänge in bas JJerggana*
tal maren burd) Sprengungen unb fiinftlicge ipinber*
niffc fo erfd)mert, bag nur bie Vlöglicgfeit geblieben
mar, bie ©ruppen in ©ransportfreugern oorgubringen.
Vur einem ©eil btefer Jtreuger mar es gelungen, ©rup=
pen unoerfegrt gu lanben. ^löglid) maren gier ftarfc
^ampffegiffe ber Compagnie aufgetreten unb gatten ber
gelben Jflotte fd)meren Scgaben gugefügt. Ss fag
gerabc fo aus, als ob bie ßuftftreitfräftc ber Compagnie
hier bemugt Vcrftecf gefpielt gälten, um nad) bem ©urd)=
flug ber leid)tcn gelben ßuftfräftc nad) heften bic-
fdjmeren ^angerfreuger, meld)c bic Gruppen = ftonoois
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begleiteten, mit unoerbraudften Kräften anfallen gu
fönnen. ©ie ßage ber bort gelandeten cginefifcgen
Gruppen mar beforgniserregenb, ba fte fofort in fernere
Kämpfe mit ben gegnerifd)en Gruppen oermicfelt
mürben. Vber fcglieglid) mar ber Stanb ber ©inge im
ftergganatal für bk (Sefamtlage niegt oon groger Ve-
beutung.
©k meitcren fd)led)ten Vadjrid)ten aus bem Slital
gatte ©oggon=$gan beinage ermartet. ©ag ber Sencrai
oon Viilorn gier in ber Sink bes ©elefbammes einen
fd)arfen VMberftanb leiften mürbe, mar für ben alten
Vlongolenfelbgerru eine SeIbftoerftänblid)fcit. ©esgalb
gatte er ja feine Slerntruppen bort angefegt. Vber bic
Stärfe bes ©iberftanbes überrafd)tc ign.
©ie Verid)te, fomcit fie bisger oorlagen, melbcten
ungegeure Verlufte ber Angreifer. Vknn Viilom feiner*
geit Okorg Sfenbranbt gegenüber oon einem ©germo*
pplä gefprod)en gatte, bas er gier erriegten moüe, fo
bemiefen biefe Vielbungcn, mie ernft er feine Vierte
gemeint gatte. Vucg bk ©ruppen, meldjc bie diinefifcge
Öeeresleitung gur Umgegung ber ©eleffteüung angefegt
gatte, tarnen nur Scgritt für Sd)ritt unb unter fegmer*
ften Opfern oormärts. Sin forcieren bes ©urcgbrud)es
an biefer Stelle mürbe in jebem ungegeure Vcr-
lüfte erforbern unb im Srfolg gmcifelgaft bleiben.
©er groge Srfolg mugte im Srtpfcgtale gefuegt roerben.
©ie breite bfungarifege Pforte erlaubte es, oiel ftärfere
Slräfte oorgumerfen. VSaren fie gier erft einmal bis
gum Sieblerlanb bureggebrungen, mo eine freie Sntfak
tung ber fyront möglid) mürbe, bann mar bie Sli“
fteüung ber Segner fo im Viicfen bebrogt, bag fie un=»
galtbar mürbe.
Vus biefer Sefamtlage ergab es fid), ben Vormarfd)
burd) bas 3rtpfd)tal mit größter Sd)nelligfeit unb ftärf--
ften Kräften gu betreiben. Vocg am Vbenb biefes ©ages
ergingen bic Vcfegle nad) allen Seiten unb im ßaufe
ber Vacgt begab fid) ber Vegent mit feinem Stabe oon
^gantt naeg ber bfungarifd)cn Srenge. Sier erreiegten
ign am fragen Vlorgen bes gegnten 3uli bie Vielbungen,
bag feine Spigen ben Sebirgsgug gmifd)en Uft tarneno*
gorst unb Vrfatsf gegen fcgmad)en feinblicgen Vliber*
ftanb genommen gätten. V3o einft eingunbertoiergegn
^ofafen unter bem (General £id)arero ben fteinben
miberftanben unb ein Vollmert gegen bie gelbe fylut er*
rid)teten, ba maren bie fo oiel ftärferen ©ruppen ber
S. S. S. jegt faft fampflos gemugen.
©as ftrategifege Spiel fd)ien gemonnen. V3eit offen
ftanb bas Völfertor, burd) mcld)es fid) feit ©aufenben
oon 3agren bic afiatifd)en Stämme nad) SZBeften er*
goffen gatten.
Vis bie Sonne über bic Vergfämme bes VItai gerauft
fam, ftanb ©oggon=5lgan allein am Ufer bes 3rh)fd),
ben bie Vlongolen .^ara Srtgis nennen. Sinnenb
fegaute er ben gen Vkftcn ftrömenben Tßellen bes jungen
giuffes nad). hinter tgm mar bas ßanb fidfer. ©ie
itngiinftigen Vad)rid)tcn oon ber Siibfront mürben
burd) Vielbungen mettgemaegt, bag bie £uftgcfd)toaöer im
Vücfen teils niebergefämpft, teils oertrieben feien.
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PRIINCETON UN1VERSITY
Seite 940
0 i e o d) e
Kummer 42
Aormärts ging cs mit ber Sonne. (Sr braud)te nur
feinem Sdjatten 3 U folgen, 5taum ßunbert 6 d)ritte oor
tßm lag ber ©ren^graben. (Sr toanbte flcf) um unb
minfte fein ^ßferb ßerbei. Aiit einem Scßmunge faß er
im Sattel.
Aormärts! Aadj ein paar Säßen ßielt er am S>rcn 3 «
graben. 3n biefem Augenblicf laberten linfs unb red)ts
non feinem Atege mäeßtige Scßeiterßaufen auf, bie feine
Obetreuen aus umgeftür^ten S>ren 3 pfäßlcn errietet
Ratten. Aiit einem flogen ßäcßeln quittierte ber Re¬
gent bie £ulbigung.
(Sin Spornftoß! 6 ein Aoß fprang in einem mächtigen
Saß über ben Srabcn. (Sin Aucf in ben 3üQ£ln, bas
$ferb ftanb mie aus (Sr$ gegoffen.
(Sr mar auf crabertem Aoben. Aon allen Seiten um*
braufte ißn ber Subei ber oorüber 3 ießenben Gruppen.
©ogßon=5lßan faß ftarr auf feinem ^3fcrbe. ©ie
feßmar^en Slutaugen meit offen nad) Akften gerichtet,
©er Aing an feiner Sinfen fd)ien 3 U glühen. Seine
Sinne manberten.
Aus ben Gruppen, bie ba neben ißm in mobernftcr
Ausrüftung oormärts lüfteten, mürben bie ftrieger ber
golbenen £>orbe, mie fie ber große ©f<ßingis*$tßan oor
aeßt Saßrßunberten nad) heften geführt Tratte.
(Sr faß fie aorroärtsftiirmen. (Sr faß fie bie meiten
Steppen Aorbcraftcns überfd)memmen. (Sr fat), mie
bie uralten £önigreid)e unter ißten dritten gufanunen»
brad)en. (Sr faß, mie fte ißre Stoffe an ben blauen
Atoffern bes §ellespontes träntten, mie fie bie ©onau
ftromaufmärts 3 ogen, über bas Aalfangebirge gingen
♦ . . unb bis in bas $er 3 (Suropas fließen.
3 ßm nad)!
Seine Sporen ftießen gegen bie feines
^pferbes.
A$ütenb ftiiratc bas eble ©ier oormärts. (Erft nad)
einer ©eile brad)tc er es in feine S>emalt guriief. (Sr
mar erroad)t.
Sein Auge überflog eine Abteilung marfeßierenber
Artiüerie. Sein Auge ßing an ben glißernben Aoßrcn.
©ie Sefcßiiße maren oon cßineftfeßen Slonftrutteuren ge¬
baut. 3ßre Stiftungen maren ooit einer bisher unbe*
fannten Sröße, unb er mußte, baß (Europa bergleid)en
nid)t ßatte. ©ie Artillerie mar feine alte ©affe. ©ic
Aatterien bort neben ißm . . . maren fte nid)t aueß
’fein eigenes ©erf? ©ic mürbe biefe neue ©affe ben
rneißen Segner treffen?
(Sin falter, frifd)er ©inb fußr ißm über bas Antliß.
Sr ßob ben Selm unb babete feine ßeißen Sd)läfen in
bem erquiefenben ßuft^ug.
Aormärts! Aormärts! . . . 3ßnt nad)!
Sr beugte ben Slopf über feine £infc. ©ie rotes
^yeuer erglänzte ber Aing bes ©fcßingis*flßan in ben
Strahlen ber Alorgenfonne. Seine ßippen berührten
bas Ooolb. Sin Sd)aucr rann burd) feinen Körper.
©etteifernb mit ben fluten bes 3 rtgfcß, ftrömten bie
mongolifeßen Atyriaben an feinen Ufern meftmärts.
Aleilc um SCReile gemannen fte, bis bie Ooebirge ^uritdf-
mid)en unb ber ftiuß ftd) gum See meitetc. 3eßt ftröm¬
ten aud) bie Aiaffen auseinanber. ©ie niebere S>e=
birqsfette quer oor ißnen mar bas Ießte Sinbernis.
©ic Sonne mar ßößer gefommen. ©od) ber Üißle
Aiorgenminb ßatte ftd) aud) um bie Alittagsgcit nidjt
gelegt. 3tn Segenteil. Sr mar oon Stuube 311 Stuitbe
fälter gemorben.
3cßt ging eine feltfame Aeränberung bes $tntmels
oor fuß. ©ie Sonne oerfd)toanb hinter einem grauen
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©unftfd)leier. Sin eiftger ßuftftrom aus Aorbmeften
tarn ben Aiarfcßierenben entgegen. ©elf unb fd)mar 3 ,
mie oerbrannt, ßing bas faftige Sulilaub an Räumen
unb Sträud)ern.
©ie ßuft füüte ftd) mit Aebeln, bie fuß ba unb bort
31 t fd)merem, bunllem Semölf 3 ufammcnballten. Aber
bie ©unftmolfen fielen nießt in ©ropfen jur Srbe, fon-
bern mürben oon ben ©inbftößcn halb nad) oben, halb
nad) unten geriffen. Stur 3 auftretenbe ©inbftille ließ
aud) fte mand)mal ftillfteßen, baß fuß bie b^arren
formen mie buntle ftelsmänbe 00 m $immel abßoben.
©ie Stälte naßnt immer rneßr 3 U. ©er A^inb meßte
mit immer ftärferer Eraft. ©ann mar es plößltcß, als
bräd)e bas gan 3 e £>intmelsgemölbe 3 Ufammcn. Srbe unb
$intntel oerfd>manben in einem rafenben Sd)neefturm,
ber fein unermeßließes Aeß meitßin über feine 33eute
rnarf. Aur ßin unb mieber oerntoeßte bas Auge burd)
bas bid)tc ©reiben ber rneißen 5 l°^ n bünne betten
gebuefter Sieftalten 3 U erblicfen, bie ftd) müßfarn bureß
bas Sßaos oormärts fämpften. ©ie Aäbcr ber 5aßr*
3 euge fd)nitten bis an bie Acßfen in ben 33obcn ein, ber
ftd) mit bem Sd)ttee 3 U einem eifigen 5!ot oermifeßte.
^eitfeßenßiebe unb Aufe! 3lüd)e in aßen 3 un 9 cn
Afiens fd)alltcn bureß bie fiuft. ©a 3 mifcßen bas ängft*
ließe Sd)nauben ber ^ferbc unb bas SebriiU ber Slamele.
3 mmcr ßäufiger braeßen ©iere unb SAenfeßen erfd)öpft
jufammen. Akts auf bem Aege liegenblicb, mürbe
riicffidjtslos 3 ur Seite geftoßen. ©ic Hilferufe oerßaßten
ungeßört im Seßeul bes Sturmes.
©a 3 mifd)en bie anfpornenben Aufe ber Offnere.
©^ormiirts! . . . Aormärts! . . . Scnfeits ber Acrge
mittfen bie marnten ©urteftans . • . Aormärtsl
.. . 3enfeits ber Aerge. ift Sommer.
Aber bie Sebirge maren unftd)tbar. $intcr ben
mirbclnben Sd)necfloc!en oerborgen, ©ie Sbcne, bureß
bie fte marfd)iertcn, oon ben immer utäd)tiger nieber-
geßettben Sri)neentaffen halb mit einem bid)ten Seid)en-
tud) bebeeft.
Segen Aüttag ließ bie Semalt bes Sturmes ttaeß. fyür
Augenblicfe braeß bie Sonne burd) bas bunfle Semöl!.
Ss mürbe Aaft gemad)t unb gegeffen.
llberermattet marfen bie ©ruppen ftd) auf bas meiße
Scßneelagcr. ©ie aus bem raußen Aorben bes Sanbes
ftantmenben Aiannfcßaften erßolten fid) oerßältnismäßig
fcßnell. ©ic fiibcßineftfdien Acgintenter in ißrer leießteit
Ausritftung mürben ungleicß ftärfer mitgenommen. 3ßre
erftarrten ffinger oermoeßten fautn bie Aiaß^eit 3 unt
Atunbe 3 U fiißrcn.
Auf einem felftgen Aorgebirge ßielt ber Stab be$
©ogßon-ftßan. Sr fclbft ßattc ftd) in ein fd)neH auf*
gefd)lagcnes Seit 3 urücfgc 3 ogen. ©ie Offi 3 icre ftanben
fröftelnb auf bem fd)neefreicn Seftcin. ©er 5ötalismus
ber Orientalen fam gegen biefes unerßörte Aatur*
ereignis nid)t auf.
Sd)eu, mit leifer Stimme fliifterten fte fteß ißre Ae*
trad)tungen unb Acobad)tungen 3 U. 3^ Senerale aus
bem engften Sefolgc bes Aegentcn faßen unter einer
ntäcßtigen Sid)e, beit Alicf auf bie tief unten liegenbe
Straße gerid)tct.
Ss maren Aatu ftßan unb Ugetai ßßan, bie treueften
Anßönger bes oerftorbenen ^aifers. Sd)on 3 U ßeb 3 eiten
bes Scßi ©fu maren fte Aioalen bes ©ogßon gemefen.
Sie neibeten ißnt bas befonbere Aertraucn bes 5!aifers.
Sie neibeten ißm ben Außm bes großen ^yclb^cirrn, ber
jeben anberen Außm überftraßlte.
Aud; fte maren unter benen gemefen, bie Sd>t ©fu an
Original fram /
PRIINCETON UNIVERSITY *'
©ummcr 42
I e ® o (ft c
Gelte 941
fein Sterbelager rief. ©ur unwillig Ratten ftc es
ertragen, baß ber ©ing unb bic ^ödjftc ©ladjt in bie
Hänbe bes Togßon tarnen. 0ann aber Ratten fie fid)
ben großen Scbanfen bes ßaifers unterworfen, bereit
©oüftreefer Togbon war.
3bre SBIicfe ruhten auf bem $ale. ©erfdjwunben war
iebe Spur oon Srün. SIBcig war bas ßanb bis gurn
fernen Horigont. ©Me ©laulwurfsbaufeu bie Ijin*
geworfenen Seftalten ber Sol-
baten. ©ur bin unb wieber
fdjwelenbe ßagerfeuer, wo es
ben Gruppen gelungen war,
bas mübfam gufammengefudüe
Seftrüpp gu entgiinben. 0üfter
fal)en bie Sencrale auf bas
unbeilbrobenbe ^Bilb. 0as
ftärffte öeer, bas bas Ijinttn*
lifcfje SHeicf) jemals unter ©3af-
fen gehabt l)atte ... bas wie
ein Sturmwetter über ben
heften f)inbraufen follte, um
ben alten Sraum bes Oftens
$u oermirflidjen . . . Sö3iirbc
cs ber großen Aufgabe gerecht
werben tonnen, wenn ihm
hier ein unerwartetes ....
ein unerflärlid)cs Unwetter bic
Schwingen lärmte?
3^r abergläubtfdjer Sinn
fal) in biefem ©Setter ein böfes
©orgeid)en für ben ganzen
Selbgug. Ugctai brach bas
Sdjweigen.
„©Sas ift’s mit bem £ogf)on?
Qlls bie erften fielen,
würbe fein G>efid)t blcidjcr als
ber Schnee. So fal) id) ihn
nie in ben breißig Sauren
unferer gemeinfamen Stümpfe."
Ss bauerte lange, bis ‘©atu
öic Antwort fanb.
^SUud) id) erfd)raf, als id)
bic ©licne Togbons fab. ©Sie
tonnte er wiffen, baß aus
jenen erften noch barmlofen
{ylocfen, bie wir alle für ein
furges, necfifd)cs Spiel ber
©atur b ic ^ en / bies ocr-
nidjtcnbc Unwetter entfielen
würbe?"
„3cf) weiß cs rtid^t. ©ber
td) mußte fofort bes Sdjnce*
falles am Sage bes Sinniges
gebenten . . ."
„©n jenem Sage betrog
Sogbon bie Srbe. Sr entriß ibr ein Opfer, bas üjr
gehörte. 0ie Srbe bat tf) n bamals gewarnt. $cute
nimmt fie ihre ©acbe."
Ugetai fab ibn einen ©ugenblicf übcrlcgenb an.
„3cb beuge mid) oor ber böb^^n ©Seisbcit beincs
grauen Hauptes."
„5urd)t ift in Sogbon! Sr fdßaut bas ©ntliß ber gür-
nenben ©atur. ©kr hätte fonft jemals beit Sogbon im
Selbe im 3elt gcfel)en?"
Sr, ber Sogl)on, rubte im fdjnell crxicf)totcit 3*tte auf
einem niebereu ßaqer. 0ic ©ugen, weit geöffnet, ftarrten
□ igitized by Goosle
gu ber braunen ßeinenbeefe. 0ie ßippen waren feft gu>
fammengepreßt, als hielte ein Siegel ihr (Geheimnis ocr=
fcbloffen. SMuf feiner Stirn perlten Sd)weißtropfen.
©bgefaüen waren ©liene unb Spaltung bes Siegers.
Sefcblagen . . . gefangen . . . oernidjtet fd)ien ber ©lann
gu fein, ber nod) oor wenigen Stunben in ftolgcm
Sprung über ben Srenggraben feßte.
Sin feßwerer ©temgug hob bie ©ruft bes fiiegenben.
Seine §anb warf ben Seppid)
gurücf, ber ihn bcbecftc. SÜUib*
fam richtete er fid) auf. Unb
bann begann er gu wanbern.
3n bem engen Ooeoiert bes
3eltes febritt er raftlos bin unb
her. Sr fühlte fid) ber Stimme
beraubt. ©ur bie ßippen mur-
melten ungebörte ©efeble.
tiefer ungeheure SdptcefaU
... es war ein Sisl)anbfd)ul),
ben Suropa il)m oor bic ftüße
warf . . . unb ben er nid)t
aufaunebmen oermoebte.
©ber wie weit reichten
Sd)nce unb ftroft? ©is in bic
warmen, weichen Steppen bes
Gicblerlanbes? ... Unmöglich!
So weit tonnte bie ©lacht
... bie £unft bes ffeinbes
nicht geben . . . ©ur oorwärts!
. . . ©ur heraus aus biefen
leßtcn ©ergenl 0a . . . jen-
feit ber Steppe ... ba mußte
ber Sommer wieber beginnen.
©So blieben bie ffluggcuge,
bic ihm ©telbung brächten,
wie cs ba uornc ftanb? 0er
Schnecfturm ließ teinen ©oten
burd) . .’ .
ßaufchenb hob er bas Ol)r
. . . ba! . . . Sin Surren oon
^ropellcrflügeln. Sr riß ben
©orbang gurücf unb trat ins
ffreie. ^Srüfenb überflog fein
©uge bas bunftige Himmels¬
gewölbe.
0a . . . 3n böchüer Höbe
ein ©iinftdjen . . . ©Sar’s einer
oon feinen JJIicgern? . . .
©lit taum begäl)mbarcr Un-
gebulb wartete er. Sein ©uge
fiel auf bie Sruppe ber Offi¬
ziere, bie il)n fdjwcigenb an-
ftarrten. Sin argwöbnifdjer
©lief überflog priifenb bie ©c=
fidjter. Sal)en ftc bie ©er-
gweiflung, bie in ihm tobte? . . . Grfannten fie bic
Qualen, bic feine Seele folterten? . . .
Soüten fie fel)cn, baß er bas ßeßte feiner ©lad)t, bie
Herrfdjaft über fid) felbft ocrloren? ©tit einer fd)merg*
haften ©nftrengung oerfueßte er feine ©lienen gur ©uße
gu gwingen.
0er ©uf: „ftlieger oon uns!" brang an fein Ohr unb
wirfte erlöfenb. ©od) wenige ©linuten, in benen alle
©ufmerffamteit ber nabrrfommenben ©lafd)inc galt.
0ann lanbete bas ^Iug^cug. 0er ftliegcr fam, oon
oielen Hünben gewiefen, Ijinaufgceilt. Staub oor ihm.
Original from
PRINCETON UNIVERSITY
„Idyll“, Gemälde von Theodor Baierl
Mflnchner Glaspnlast-Ausstcllung 1923
Seite 942
0 i e ® o cb e
Kummet 42
„Bo tommft bu ßer?"
Ural!"
„SIBie meit reicht ber Schnee?*
,,3315 aum Saifan 9^or! 0fe (Ebern bes Saifan 9Jor
ift noch braun unb meiß. 3c toetier icß na<ß Often tarn,
befto meißer mürbe bas ßanb."
„0as Sieblerlanb . . .?"
/,Siegt grün in feilem, marmem Sonnenferne
Gin 2Miß ^urfte aus ben klugen bes Sogßon.
„Oormärts!"
Beitßin ßallenb . . . bie Offiziere etettrifierenb, brang
ber 9iuf oon feinen Sippen. Gin 9iucf mar burcf) bie ©e*
fialt bes Regenten gegangen, 0 as 4 ilte Siegcrbemußtfein
lom gurücf. 2 )lit einer flogen ©efte manbte er fid) ju
feiner Umgebung.
„Oormärts! 3n ein paar Sagesmärfdjen finb mir im
blüßenben Sieblerlanb. 0a ift Sommer! ... 0a iffs
marin! . . . Schnell oormärts! ... 0a finben mir ben
Gegner unb feßlagen ißnl 3eber Sdjritt bringt uns näßer
an bas fonnige 3id unb an ben Fctnb."
Bie ein Sauffeuer pfiangte bas ^ommanbo fuß fort.
SUuf! . . . Oormärts! fd}aHte es burd) bie raftenben
Kolonnen. £ier fcßneüer, bort iangfamer erhoben fid) bie
lagernben Sruppen. 0ie Formationen fc^Ioffcn ficß ju-
famrnen. 0 ie müben ©lieber festen fid) in üttarfeß. 3 n
unabfeßbarem 3 nge ftrebte bie gelbe |>ecresmacßt oon
neuem gen Beften.
So ging es Stunben ßinbureß'. Sd)on ftanb bie Sonne,
bie an biefem Borgen mit i^nen im Often aufgebrodjen
mar, meit oor ißnen im heften. 0od) il)re Strahlen
fehlten, £aßl unb grau blieb ber |>immei. Unabfeßbar
ftredtc ficf) bas meiße ©efilbe.
0 ie Dämmerung tarn .. . unb ftärter mürbe ber Froft.
Gr preßte ber Suft bie leßte F ßUc ^^ 9 ^eit aus. 9ln ben
bizarren Sfelctten ber im oollen Sommerlaub erfrorenen
93äume bilbete fid> munbcrlicßer 9kußreif. Gin^elne biefe
Sfteiffloden fielen aus ber faft minbftillen Suft.
§in unb mieber gerrig ein meitßin ßallenbes brachen
unb 0onnern bie 9lbcnbftille. 0ann mar irgenbmo ber
fo plößlid) gefrorene 93oben in meilenlangen Spalten
auseinanbergeriffen.
9iur nod) müßfam hielten fid) bie Kolonnen in 93e=
megung. Smmer häufiger mürben bie Stürgenben. $eine
§anb ftreefte fid) $u ißrer §ilfe. 0 a enblid) tarn ber 33efeßl:
„£altl"
©lüdflicf) bie, in beren SRäße SIBalb roueßs. 3 m klugen*
blief fragten bie Stämme unter ben Schlägen ber sHjte.
Um bie lobernben Fe Uß t brängten bie Solbaten ihre er*
ftarrten ©lieber.
^n oielen Stellen gerriß feßon jeßt bie Orbnung. 0ie
fein §o 4 mehr fanben, oerließcn ihre ‘ißläße unb eilten
gu ben märmeoerßeißenben F ßUßrn - ®ic meiften, ohne
fid) um Slusriiftung unb 'Baffen gu fümmern. 0icßt an*
einanber gebrängt ermarteten fie ben borgen.
9iad) enblofer SRacgt oerriet bas ©rau im Often ben
fommenbcit Sag. F°f* niebergebrannt maren bie Feuer,
oerfd)munbcn jeber Balb, fomeit er erreichbar.
0er neue Sag begann mit neuer Qual. Bährenb bie
$unberttaufenbe oom Jpodjfommen bes Sagesgeftirns
Grmärmung erhofften, nahm ber F ß °fi immer mehr gu.
9tur mibcrmillig, ermattet bis auf ben Sob, folgten bie
Sruppen bem Signal gum 9lufbrucß . . . fomeit fie noch
gu folgen oermodjten. 'ükrgeblid) mürbe gar mancher
angerufen . . . nergeblicß gerüttelt . . . 0ie Soten er*
hoben fid) nicht.
9tur langfam fehrte bas Scben in Jene gutücf, bie
Digitizer! by Google
noch bie ©lieber gu regen oermod)ten. Staum tonnten
bie §änbc nod) bie fdjmeren Baffen ßalten.
Scßmerfäüig feßten bie gelichteten, faum georbnetert
Kolonnen fteß in Semegung. Schon nach turger 3dt
oerfagten bie Kräfte oon neuem, ©ei geringen Uneben*
heiten bes Kobens taumelten bie ÜNarfcßierenben, fonn*
ten ficß nicht mehr aufrechthalten unb ftürgten nieber.
Smrncr größer mürben bie Raufen ber 9tacßgügler, bie
nach ber oerfdjeibenben ©lut ber oerlaffenen F ßUCr *
ftätten feßmanften unb ficß bort niebermarfen . . . gur
9tußc . . . bie meiften gur emigen 9tuße.
Um bie SORittagsftunbe mar bie Stätte fo geftiegen, baß
jeber Beitermarfcß gur Unmöglid)feit mürbe. Sd)on feit
Stunben fäumten bie fortgemorfenen Baffen bie breiten
§ecrftraßen. 0ie £änbe ber abgefeffenen ^Berittenen
ocrmod)ten nicht meßr bie 3 ügel gu leiten. Führerlos
gerftreuten ficß bie Siere über bie Gbene.
3cßt löften fid) bie leßtcn 93anbe jeber Orbnung. Gs
beburfte nießt meßr bes $3efeßles, $ol^ aus ben Bälbern
3 U ßolen unb F ßUß t angu^ünben. Snftinftniäßig ftrebten
bie Waffen oon ber faßlen Straße fort ju ben ©eßöljeru
9ln Ort unb Steüe, bort, mo bie erftarrten ^Irmc nod)
einen Stamm ^um Fa^en brauten, ent^ünbeten fie bas
§ol 3 unb brängten ficß in milbem 5fampf ums Seben an
bie rettenbe Bärme.
SogßomSlßan ritt allein auf ber oerlaffenen £eerftraße
oormärts. Sftiemanb folgte ißm meßr. 0 ie tobbringenbe
Spälte ßatte aüe Stanbe ber Sreue unb bes ©eßorfams
gerriffen.
W\t gebeugtem Raupte riit er oormärts. Gr faß nid)t
bie Raufen Sterbenber unb ©eftorbener gu beiben Seiten
ber Straße. Gr faß nid)t bie meggemorfenen Baffen.
Gr faß nießt bie ftecfengebliebenen ©efeßüße . . . aud)
nießt bie brennenben Faß^3 ßU 9 e un ^ bk irrenben Siere.
0er feßneibenbe Binb gmang ißn, bie Sibcr ßalb 51 t
fdjließcn. 0 ic bunfle ©lut feiner klugen mar erlofcßen.
3n ißrem ftarren ©lief lag nid)ts meßr oon ber Gnergie
bes Belteroberers, bes Siegers ... Gs mar ber ©lief
eines Sobgemeißten . . . eines Soten.
Gin Surren in feinem 9tiicfen brachte Stemegung in
bie eifigen 3 üQ e * ^tarrßeit mieß. 0 ie klugen öff*
neten fid). Gin leichter ©dang belebte fie. Sogßon jügelte
fein 9toß unb ßob bie £anb.
3n geftreeften Spiralen fanf bas F^öWiff
nieber. Gs mar berfelbe fißnelle ^reu^er, ber ißm bie
SORelbung aus bem Ural gebracht ßatte. Gr ßatte ißn
naeß rüdmärts gefeßieft mit bem ©efcßl, fcßnellftens alle
oerfiigbaren ©pnotßermmengen in Sransportfcßiffen
ßeran^ubringen. Gs ßatte ißn, als er ben ©efeßl gab,
noeß ein Ieifes Fünften Hoffnung bemegt, mit $ilfe ber
märmenben ’^raft bes 0 pnotßerms ben tücfifcßen Unfall
bes ©egners gu parieren.
3mar mar er ficß über bas Bie nießt flar. 9lber er
Hämmerte ficß an biefe ... bie legte Hoffnung, ©icl-
leicßt, baß ber märmefpenbenbe Stoff, längs ber £>eer*
ftraße ausgeftreut, bie Äälte fo meit paralpfierte, baß ein
Beitermarfcß möglich mar . . . ^Iber mas mußte ber
ü3tongoIenfelbßerr oon ber unangreifbaren ©emalt
feiner ©egner?
0 as Ftogfcßiff ftanb neben ißm. iReubclebt glitt er
oom ^Pferb unb (prang in bas Sd)iff. ^lutomatifcß feßlug
hinter ißm bie Sür ins Sd)loß. 0ie moßlige Bärme, bie
ißn ßier umgab, mollte ißm im erften Moment ben Eltern
rauben. 3 U 9 ro l 3 ©egenfag smifdßen bem tob*
bringenben F ro fl braußen unb ber belebenben Sem*
peratur ßier brinnem (Fortsetzung folgt.)
Original from J
PRIINCETON UNIVERSITY '
■y+r,
Kummer 42
® i e ® odjc
Seite 943
„Dfer Rosen kavalier", Radierung von Martin Claus
August Scherl G. tn. b. H., Kunstverlag, Berlin
Octavian: Mir ist die Ehre widerfahren,
daß ich der hoch- und wohlgeborenen Jungfer Braut
in meines Herrn Vetters Namen,
dessen zu Lerchenau,
die Rose seiner Liebe überreichen darf
Aus „Der Rosenkavalier", Text von Hugo von Hofmannsthal, Musik von Richard StrauO. Verlag Fürstner, Berlin
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Gck gle
Original from,
PRINCETON UNIVERSITY
Geitc 944
C\eute unterfdjeiben toir ätoei Wirten oon Spesen: bie
*ck einen finb üususftütfe oon erlefettem 3 Bert, Gbel--
pel^e, toie 6 ilber=, 33lau* utib Gdjtoarafüdjfe, (Ef)ind)iUa,
£>ermelin, 3öbel, Oiera nnb 93 reitfchtoan 3 . 3hre 6 d)ön«
tjeit ift unbeftritten, aber mir toollen oor adern toarm
uitb metterfeft ange^ogen fein, um allen 93 ertef)rs*
unbilben trogen 31 t tonnen, ©esfjalb brauet unfer
6 d)önf)eitsfinn nid)t au leiben, felbft bas einfache spela«
rnert fanu gefd)matfooll fein. 5 )ie rührige beutfd)e
^eläinbuftrie fefjafft aud) spelatoert für bie fparfame
^Bürgersfrau, bie oor allem ein marmes Äleibungsftüd
haben toill. 0 er ertorene ßiebling ber 3 Jtobe ift bie
turae ‘ißcljjad'e. 6 ie erfeßt S^oftiim unb iDtantel, ift
flott, tleibfam unb, mit einem fefd)en SJtanteltleib ober
einem 91od mit 3Befte ober 3 umper getragen, bie
ibeale 20 'tnterEleibung. 6 d)on roeil toir barin immer
gleichmäßig toarm fmb unb Jyeudjtigfeit unb Spälte
Im Kreis: Eleganter Nachmittags- und Abendhut aus
schwarzer Seide mit Brokatinnenkrempe und farbigen
Straußenfedern. Modell: M. Gerstel
»Ar
; ■ v > ■ w
Kummer 42
Links. Neuartiger Capemantel aus Maulwurf
mit überfallendemRücken; derMantelwird eng
um den Körper drapiert. Dazu Kappe aus Zy»
linderseide mitMaulwurfbesatz. Modelle:M. Gerstel
Unten: Kurze moderne Pelzjacke aus Seal mit
verlängertem Leibchen und Taschenpatten mit
bunten Passementerien. Modell: Aronoff & Cassamo
iMH
<r-
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1 by GOOgl£
Original fram
PRINCETON UNiVERSITY
Nummer 42
3) t t 3Ö o ch c
Seite 945
biefen „^anjer" nic^t fo
leicht burdjbrtngen. Nls
Ntaterial wählt man gern
Sohlen in Srf)war$, (Srau
unb Naturfarben mit einem
abwcidjenbcit Bejafc, fl. B.
in grauen Gölten. 3» Braun
nimmt man oft Nutria,
Bibcrett ober Sibet, aud)
bic langhaarige 3 ^ 9 * liefert in ©rau
ober Sd)war$ einen tjübfehen Bejah,
ber erfdjminglich ift. Selbft für ben
beliebten Niaulwurf, ber heute fchon
toftbar ift, gibt es eine gute Nach*
ahmung. Sie beftcht aus gefdjore»
nem, graugefärbtem Kaninchenfell,
bas heute überhaupt 31 t bem begehr»
teften ^elawert gehört. Nur erfennt
mau es gewöhnlich nicht toieber, weil
eben bie (Silbe ber ßeip^iger 3 nrid)ter
gerabe^u eine Sllciulunft aus ber
„Umwertung aller Bkrte" macht.
Unten links : Kurze graue Fehjacke
mit Pelzgürtel, dazu brauner Filz¬
hut mit grauen Hahncnschlappen
Modelle: M. Gerstel
Unten rechts: Abendmantel aus
grauem Feh mit weiten Ärmeln und
großem Kragen mit Affenfellbesatz
Modell: Adolf Doll, Berlin
Im Oval: Neu¬
artige kurzePelz-
jacke mitVorder-
gürtelausschwan
zem Fohlen, dem
Modenpclz, Be¬
satz aus Blau¬
fuchs u. bunter
Passementerie
an den Taschen
Modell: Aronoff und
Cassarno, Berlin
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Original from
PRINCETON UNIVERS1TY
Kummer 42
©a£ perrätertfc^e ©eftc^t
über bie 9farm hin¬
aus überm eitfdjlidjes
9ftaß befitjt, ben na«
tiirlidjen gunttionen
unb Trieben ber &rea=
tur entziehen fann,
Sitan ift ober Schau«
fpieler feines Selbft,
fo roirb bas ©efidjt
im^efles ber (öcfiiljle
immer ein Spiegel ber
Seele fein. Unb bas
um fo ftärfer, je pri»
mitioer ber Sftenfd)
empfinbet, je roeni»
ger (Erziehung ober
Selbftbifziplin, 93il«
bung ober Kultur ihn
über bie ftumpfe
SCUaffc hinausheben.
3)as gequälte Sier
fcfjrcit; ber gequälte
SJtenfd), ber nie mehr
Sier ift als im Seiben,
fdjreit auch, unb fein
(&eficf)t toirb bie
(Smpfinbungen bes
/TJs gibt nur toenige
\£ Sttenfchen, bie
beit Slusbrucf ihres
©cfid)ts fo ooltfont«
men bef)crrfd)en, baß
man nichts non ihrer
(öemütsbeioegung
mertt. 9)tan fagt, 9ta.
poleon fei ein folcßer
SQtcnfch getoefen. ^ber
aud) er hqt roohl nur
eine iDlaste getragen.
Unb ba fein Sdjidfal
ßch bei SBaterloo er«
füllte, mag in fein fab
tes Sluge roohl auch
bas (örauen getreten
fein, in bas 9luge,
bas ungerührt bas
Srauerfpiel bes ruffi--
fd)en gclbjugs ge.
fehen ....
9tein, 9ftenfd) fein
heißt unterroorfen fein
ben 53ebingungen ber
9tatur, unb roic ßch
niemanb, ber nidjt
Massenbegeisterung
Der kindliche Ausdruck. Gesichter von Kindern aus einer Schule
setzen Gebiet, die Spannung, Neugier und Angst zeigen
Ängstliche Erwartung
Schmerzes oerzerrt fpiegeln — es fei
Denn, er hätte fid), roic gefagt, fo in
Der ©eroalt, baß er ettoa bem Schmerz
beroußt ben SBillen eutgegenfteHte, bas
Schmerzgefühl unter allen Umftänben
ZU unterbriiden. 9Jtan ßnbet biefeit
^Bitten fdjon bei SUnbem, zumal bei
ftnaben. 9)tan benle nur an bie tleinen
Spartaner, bie hoch birefi burch 9Jtiß-
und Erschöpfung. Gefangener englischer Flieger, der im Luft-
kampf abgeschossen wurde
Original from
PRINCETON UNIVER5ITY
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9?ummer 42
© i fe lode
6dtc 947
hanblungett unb (Ent¬
behrungen aller 9lrt
ba ( ^u erlogen rourbett,
ihre roahren (kcfiihle
311 verbergen. ‘jJlu bie
3 nbiaiter, btc felbft
am Vtarterpfahl beit
Schmers nicht geigen
burften, rooUten fic
nicht bie 9litroartfchaft
auf bie einigen 3 anb=
griinbe unb bie ^d)--
tung ihrer Stammes»
angebörigen oerlieren.
Heroismus V 'Vielleicht.
Dod) nennt bequeme
(Ersichcrmoral bas bei
Äiiaben, bie [ich prü»
geht laffen, ohne ihren
Schmers 3« acigen,
auch oerftoeft.
3lber gleichoiel: bie
Statur gab bem Vien-
fchen bas(£>eficf)t, burch
TUimif bie (£mpfinbilli¬
gen unb Cöcfiihlc feines
3 nnern 311 iÜuftrieren,
Spiegel roerben 311
laffen non greube unb
Sd)mer 3 , Vegeiftcrung
unb (kleid)giiltigteit,
9Bärmeunbtfälte,£iebe
unD £>ag, SJtut unb
geigbeit, Vegierbe unb
Slngft, tur 3 : bie gan 3 e
Sfala menfcblicher,
menjd)Iichdicrifcher(öe=
fühle oon bem „himmel»
hoch jauchsenb" bis 311
bem „suDobe betrübt"
ober oöOiger Vcrblö»
bung in (Erfdjeinung
treten 311 laffen. SlUes
anbere ift nur TNasfe,
ift nur Scbaufpielerei,
oft mehr, oft roeniger
gelungen. Unb ba, roo
es üorbeigcliitgt, ebenfo
häßlich roie lächerlich.
(kernig, es ift niiht
gerabe nötig unb
fid)er aud) untlug, fein
§er 3 , roie man roobl
fagt, auf ber fpanb 311
tragen, jebe Verocgung
ber Seele fofort ben
anberen 311 oerraten.
Diftaii 3 gefüf)I ift immer
beffer, als geh 9 leid)
hemmungslos in Slffet-
ten 311 oerfchroenben.
Dasgeheimnisooü oicl*
heutige fächeln ber
Vtoita£ifa ift fqmpatbi»
fchcr als bie offene
Rodung ber birnen*
haften grau. Die ffep»
tifege 3 ur i’ lc fhoItung
bes reifen TRamtcs an¬
gebrachter als bcc un«
oerhiiUte lleberfchroattg
bes unreifen 3 üng.
Iings. Die falte Vlague
bes Diplomaten sroed*
mägiger als bie auf-
bringlidjc (kefdjroägig»
feit bes Vicrphilifters.
Slber roer möd)te nicht
in ben Slugen bes $*iit»
bes, bas man mit einem
(öefdjcnf 311 erfreuen
glaubt, ben frohen 2 Bi-
ber[d)ein ber greube
feheit, roer im Vntlig
einer grau, bie man
liebf, bas Dantes»
lächeln, roer in ben
Stutiben intiigften 3u«
fammenfeins bort bas
füge Vergehen miffen,
roer in Vtoinenten ber
Vegeifterung, roetitt ein
gemein[ames 3 &eal bie
Vtcnfchen eint, bie
SDtaffe ftumpf finbenV
In der Mitte: Stilles Glücks-
g e f ü h 1. Ein junges russisches
Ehepaar
Links: Stolz und Freude.
Augenhlicksaufnahme eines deut¬
schen Kampffliegers nach gefähr¬
lichem, aber erfolgreichem Flug
Rechts : Niedergeschlagen¬
heit. Englischer Flieger neben
den Trümmern seines Flugzeugs
Oben im Kreis: Andacht und
Versunkenheit. Betender
polnischer Jude
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Original from
PRINCETON UNIVERS1TY
Seite 948
® i c ® o cf) e
Kummer 42
ftrau 5 ur SJtabonna. Vid)ts fdjöner als
klugen, bie in Vegeifterung glühen. Vid)ts
trauriger als ein Stinb, um beffen SDhtnb
bie SHngft zueft. Vid)ts fd)rcdlid)er als
ein (£>epd)t, aus beffen nertierten 3hQ cn
bas Verbrcdjcn ftiert. 9tid)ts lieblicher
als unberührte 3ugenb, bie noch träumt.
Spiegel ber Seele oon jeber Srfdjiiltc*
rung in gefaxter Verhaltenheit — bas
Wut und Schmerz. Ge¬
sichtsausdruck eines ge¬
fangenen Scnegalnegers
Vrmc ftinber, aus bereu
ücinen (öcfid)tern bie Vot
beit Vusbrucf oon 3 reu ^ c
roie oon Vngft gleichenoeifc
oerbannt hat! Vrmes (öe*
finbel, bas ftumpf ergeben
fein Slenb trägt unb nicht
einmal mehr Verzweiflung
fenntl Vuffdnoung abclt
felbft bas geioöhnlichftc (£>e=
ficht. 3reube oertläet. Üicbe
foll basSÖlenfdjenantlifc fein.
Vicht ftarre SUtasfe, bie
täufdjt. 3m (öarten Sben
loaubeln Sugel. VMr ftnb
Vtcnfdjen. 5iir Sdjaufpicler
gibt es bie Vühne. 5iir
Vtenfdjen nur bas ßeben.
«yiir falte Teufel Verachtung!
3ür s Dtcnfd)cn bie Siebe 1
Vud) wenn bie Kreatur
fdjreit unb l)ägltd> roirb.
Eitelkeit u. Verlegen¬
heit. Aufnahme einer
rumänischen Zigeunerin
heiligt. Schmerj mad)t bie Stumpfsinn und Verkommenheit. Alter lettischer Bettler (Schluß des redaktionellen Teils)
Z.” AM RHEIM
MOTOQEN-FABRIK AKTIENGESELLSCHAFT MANNHEIM
BENZ &. CIE. RHEINISCHE AUTOMOBIL-
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Original fram
PRINCETON UNiVERSITY
Am Kamin eines Gesellschaftsraumes der „Pittsburgh"
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Zimmerflucht der ersten Kajüte auf dem D „Pittsburgh“
Original from
PRINCETON UNIVER5ITY
Kummer 42
20. Oftober 1923
D) „PITirSBURGin&LBIgig IHIAMIB1LJIRG-NEW YOIRIK
m
D „PITTSBURGH“,
der beliebte u. elegante 16322
Tonnen-Dampfer der White
Star Line, der in diesem
Herbst in den Dienst Hamburg
—New York eingestellt wird.
Oben /in£s:DerKapitän. Oben
rechts: Die eigenartige An¬
ordnung der Rettungsboote
NEW YORK
DieFreiheitstatue amEingang desHafens
vonNewYork. Rechts: Das Treppenhaus
der „Pittsburgh" mit der Auskunftstelle
VI
- i hl firf t* 1
TORONTO
Auch in dem Geschäftsviertel dieser
kanadischen Stadt beherrschen die
Wolkenkratzer das Straßenbild
3
_
!0. Oftober 1923
® { e <3® o d> c
Shtmmet 42
<Q>©
Rätselecke.
©©
Silbcnrätfcl. _
a — ban — chi — chei — daph — del — dorf — e — et —
fa — fe — ga — gat — gat — ge — gi — gon — im — in
— kow — la — land — le — lei — ma — men — mitz —
ne — ne — nou — ranth — ro — rol — sam — see — sold
— sprin — sti — sto — tal — tar — te — tüf — tui — u —
ucht — wa — zers.
$lus bxefen Gilben finb 19 3 Börter 31 t bi Iben, bereif Anfangs»
unb (Enbbud)ftabcn, non oben nad) unten gelcfcn, einen Sprud)_r>ou
Berber ergeben. 1 . 5 ^ 9 ur &cr ölten bentfdjen Ipelbcnfagc,
2. 5)eut[d>er 'Dtaler, 3. Stabt in ber s 2lltmarf, 4. ©efannier
grembenort in Obcrbapern, 5. Ocsinfeftionsmittel, (5. 5 jgur aus
einem iRolierc*^uftfpiel, 7. getonnter Ort naf)c bei JJBien,
8. ©affcrfal)r 3 eug, 9. gutteral, 10. Hird)cnfonntag, 11. (Erjagen*
bes (£>ebid)t oon 5 kbir>it}, 12. üBermäd)tnis, 13. pftpreufcifcfyej^alb'
infei, 14. Sanbestcil auf bem Halfan, 15. (Er 3 &f)lung uou Storni,
16. 3nbuftrieftabt in ^öljmen, 17. 5-igur t*r gricdjifcfyen 'Dlptijo«
logie, 18. Oiftrift im Slongoftaat, 19. Süfjigfeit. (ch am Anfang
bes 2Bortes ein 33ud)ftabe.)
edKrsfragc.
2BcIcfycs Jabrifat fann man mit brei 93ud)ftaben fdjreiben?
•agaaw® = Q — /& — O
©eograpfjie!
(Einer Stabt im Often eine Stabt am 9tf)cirt f)in 3 ugcfiigt,
(Ergibt eine Stabt, bie im fernen, fonnigen Süben liegt.
Auflösungen der Rätsel in Nr. 41.
Silbenrätsel: l. Wapiti, 2. Rachitis. 3. Ivsgiin. 4. Dechanei,
5. Nieritz, 0. lr\ing, 7. Ulan, 8. Duma, 9. Löffel, 10. Eilsen. 11. Diana,
12. Schadow. 13. Osnhatz, 11. l'polu. 15. Nicolaus, l(>. Delphi, 17. Emu,
18. Merseburg, 19. Ejub, 20. Egon, 21. Droschke, 22. Nowgorod, 23. In¬
sekten, 24. Georgine, 25. Maria, 26. Chrysolith, 27. Erden. Wir sind
einzig und allein das, wozu uns die umgebenden Dinge machen. —
Grundverschieden: Maß. — Geographie und Zoo¬
logie: Pavia, Pavian. — Warnung: Vorstand, Verstand. —
Zum Winter: Ofen.
lOHVli MlWHiWnfi
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GUSTAV lOMSf
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lAHOt
PFieoeo iwsst
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iGrüt:
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Friedrichstrafte 208 b
| Auskünfte. Ermittelungen« Beobachtungen
Erstklassiges reelles Bureau.
I
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cur io £
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IDO» ifl Jeuriol
Jeurio ifl der uralte $eucrruf, bedeutet
0 efal>r. — 3 l>re tDäfcf^e leidet meljr durd)
häufiges U)afd)en mit fdjarfen EDafdunilteln
ala durd) den ®cbraud>. üerroenden Sie
dal>er nur f>od)t»ertige 6 eifen, die frei find
von fd)ädlid)en fllfalten. $eurio 6 auet>alt'
feife enthält 80 % $ett, fdjont daljer die
tt)äfd>e und ifl fparfam im fcebroud).
ücrdnigtc6cifcnfabrifcn6TuÖgart
Original from
PRtNCETON UNiVERSITY
Hummc* 43
Berlin, 5cn 27. 0ttob«t 1925
i«s:’:a
25. 3<*l?«rgaits
Kuoferstichkabinctt, Berlin
Ankunft der Komödianten in der Kleinstadt. Stich von Oudry ( 18 . Jahrhundert)
2Blrffdjaff$frffe 5er beuffrfjen Sfjeofer
33on 3nfenbant ©corg Öürfmöitn (C£f?arIottenburg)
05 ^ema ift infofern nid)t gcrabe neu, als bie
Slöirtfcfjaftsfrtfe im beutfdjen 3:l)caterlcben fdjoit
feit einer langen Sfteihe oon 3at)ren im Sange ift unb
üielfacf) ber Segcnftanb auefüf)rlid)er (Erörterungen in
treffe unb Parlament geroefen ift*
SBielleidjt toirb auch fo mancher fageit, baß bie 9iot ber
beutfdjen Sweater eine fo natürliche unb felbftoerftänb*
liehe Segleiterfdjeinung ber allgemeinen beutfehen ®irt=
fd)aftsnot ift, baß, abgefefyen oon ben betroffenen ^Berufs*
freifen, faum ein Einlaß oorliegt, biefer 9tot befonbere
Slufmerffamfeit zu fd)enfen. C5Sctüiß, bie Stillegung oon
ftabriten unb bie (Erbroffelung ganzer (Ertoerbsztocige
ift ettoas, mas, oolfstoirtfcbaftlicf) betrachtet, nod) ganz
anbers ins Cr>etüid)t fällt als ber oerhältnismäßig Iang=
fame, toenn aud) ^tre ^uftöfj^sprojefj, in bem fid;
bie einft f)ocf)angcfcI)ene beutfeße Sheaterfunft heute bc*
finbet. 3lber oerlorengegangcnc Kulturgüter fmb fo
leicht nicht toieber crfd)affbar, toie oerg!eid)Sioeifc unter*
brod)ene Söcrftätigfeit, toenn einmal frcunblid)cre Sdjicf*
falstocnbung toieber £>anbel unb 9Banbel aufs neue in
ftluß bringt, oerhältnismäßig fchnell toieber belebbar ift.
Sd)on aus biefent Srunbc folltc allem Seiftigen unb
Kulturellen heute hoppelt unfere Sorge gehören.
0aß z u bem geiftigen unb fulturellcn Scfidjt 0eutfdj=
lanbs unfere $f)eaterfunft einft mit an erfter Stelle ge=
hörte, fattn ohne Übertreibung gefügt toerben. 9öo toar
bas ßanb, bas rein zahlenmäßig fooiel ernft arbeitenbe
^Bühnen auftoies tote ©eutfd)lanb? STiidßt einmal in
ihrer §cimat fanben — id) nenne nur 3bfen unb Strinb*
berg — bie auslänbifchen Sichter oo^ $cmg eine fo
PRIiNCETON UNIVERSITY
Seite 950
® l c 3S o d) t
Summer 43
liebeooüc unb oollenbete 3nterpretation tüte bet uns.
©eutfdjc Segiefunft uon ben Meiningern bis 311 Ma£
Scinharb roaren weit über ©cutfd)lanbs ehrenden bal)it=
bred)enb für bie Theaterfunft überhaupt. Unb tnettn
beutfdjc Muftffunft, oertreten burd) il)re beften Opern-
fäitger, nod) Ijcutc überaü Weltruf genießt, fo oerbanfen
mir biefen fünftlcrifdjen Sefpeft, oielleicßt betx leßten
Sefpeft, ben mir gur^cit in ber Stelt genießen, ber ernften
beutfd)cit Tßeatcrarbeit, bie, uott einigen großftäbtifd)cn
Smüfiertheatern abgefehen, bas Riinftlcrifchc ftets über
bas rein Sefd)äftlid)e ftcllte unb, geftüßt auf bie Schürf-
niffe eines etßifd) oecaitlagten Golfes, ftd) troßbem am
£eben 3U halten üerftanb.
Man braud)t fid) biefer Momente nur bemußt 31t
merben, um 3U erfennen, baß mit ber latenten SMrt»
fd)afts!rife ber bcutfd)cn Beater ein ()oI)es, bas ganse
£anb angeßenbes Sut gefäl)rbet ift. W\t ftel)t es nun
gegenroärtig mit biefer Rrife?
Unt bie 2 M)rf)eit 3U fagen: bie SRrtfdjaftsfrife ber
beutfd)cn Theater, fd)on feit mehreren Sintern bes Miß-
ocrgtiitgcns am Sterben mittlerer, aber burdjaus roert-
notier Runftftätten im Seid)e erfettnbar, mirb, menn nid)t
alle 3etd)cn trügen, fdjon in aUcrnäd)fter Seit aus betn
latenten Stabium in ein l)od)gefäl)rlid)cs afutes treten.
Muß in bies Stabium treten, meil es immer fd)roicriger,
ja faft mit jeber GpieIrood)e unmöglid)er mirb, in ber
bisher geübten ober menigftens nod) teilroeife geübten
ernften fünftterifeßen Steife im ©cutfd)lanb oon heute
nod) einen Theaterbetricb aufred)t3uerl)altcn.
©ic fd)cinbarcn Heilmittel I)cißen aud) l)icr Sbbau unb
(Einfdjräitfung. ©er Sot gef)ord)enb, nid)t beut eignen
Triebe, gelten bie forgcnbefd)mcrten Theaterleiter immer
mel)r ba3u über, bas Serfonal 31t oerringern unb alle
Ausgaben für ©eforationen auf bas äußerfte cin^u®
fd)ränten. Theater mit größerem ^terfoital fönnen ftd)
ol)nc namhafte 3ufd)iiffc fclbft bei täglid) ausoerfauftem
Haufe nid)t mehr galten.
(Es crfd)eint meßr als fraglid), ob unter ben beseitigen
Serßältniffen Staat unb Kommunen mirflid) in ber Sage
fein merben, biefe 3 u fd)üffe, beren Milliarbei^aßlcn am
(Eitbe ber Saifon ins Sigantifd)e gefeit bürften, mirflid)
bei3ubringcn. ^ebenfalls maren bie großen, fiinftlerifd)
mcrtoollcn Safdpißtßeater nod) nie fo in Sefaßr, ein
Opfer ber allgemeinen ftinaisnot 31t merben, mie jeßt.
©ie felbftänbigen Theater, bas l)cißt bie Theater, bie
fid) aus ißren (Eingängen erhalten miiffcn, fteßen, fomcit
man bie näd)fte 3 u *unft überfeinen fanit, ebenfalls oor
einer faft unmöglichen Aufgabe. 3eßt am Einfang ber
Saifon fielet es uatürlid) nod) oieluerfpred)enb aus. ©a
ftellt man, um ben iit3mifd)cn oorgenomtiieneit Sbbau
bes mcrtoollcn (Enfcmblcs 3U oerbetfen, in größeren
Opernl)äufern einen großen C^>aft nad) beut aitberen her-
aus. ©er Kenner aber meiß, baß biefe Metßobc fuc3c
teilte l)at, meil für bie Hauptfaifon bie großen Zünftler
fid) ja fd)ott längft ins oalutaftarfe Suslaitb oerpflid)tet
I)aben. Steil bie oalutaftarfen fyrembeit, bie, abgefel)cn
oon einer immer Heiner merbenben Sd)id)t reidjer
©cutfd)er, ja allein ben erhöhten Coaftfpielpreifeit auf
bie ©alter geroadpen ftnb, jeßt, nad)bem man aud) im
beutfdjen ^Tf)catiHrfectrieb beitTSteltmarftpreis nal)C3U er=
' Digitized by ^ 009 K
rcid)t, menn nicht iiberfdjritten hat, immer mehr fort-
bleiben merben.
Unb bie fonftigen (Erfparttiffe? Oöeroiß, man fanit aus
ber Sot eine Tugenb mad)en unb 3mecfs (Erfparnis teurer
Ruliffen immer mel)r 3ur Stilbül)ne übergehen. Sur
baß gemiffe Runftgattungen mie bie Oper bas nicht oer-
tragen unb bie menigen Sühnen, bie im glücflid)eit
Sefiß eines ftuitbus jitib, hoch immer ben Sogei ab»
fd)ießen merben.
©as Sd)limntfte aber ift bie Unniöglid)feit, neue ©efo=
rationen unb Roftiime für neue Sterte att3ufd)affen. ©eit
(Erfolg feßen mir. 3 mmcr mieber Scucinftubierungen
alter ausprobierter Sterfe. 3 ttimer meniger frud)tbares
£cbcn, immer fcltener füuftlcrifdjer Unternehmungsgcift.
3n natürlidjer Seaftion ßicroon, immer meniger ^3ro=
buftion lebensfähiger Sül)nenroerfc. Seroiß I)at oielen
unter uns, als mit beut 3 u famiitcnbrud) ©eutfcßlanbs
SMrtfdjaftsnot für lange 3 eit befiegclt mar, fo etmas rote
eine felbftrettcnbc $lud)t in eine befonberc Sflcge oon
Seift unb Runft oorgefd)mebt. ©iefe Sot aber, bie bem
©id)tcr unb Romponiften bas Rapier entminbet uitb ihn
nid)t bem ftanbesgentäßen H un ger, fonbern, menn er
mirflid) nod) an fünftlerifd)cs Sd)affen benft, glattmeg
bem Verhungern preisgibt, hat nid)ts Sefrud)tenbes
mehr.
Slfo fein feftes (Enfemble mehr! Rein ben Sterten
angemeffener Sufroanb an ©cforationen! Reine Mbg=
lid)feit mel)r, als Theaterleiter bid)terifd)cs unb mufi»
falifcßes Sculanb 3U erobern uitb ber Runft um ber
Ruitft roillett 3U bienen. Sud) bie Heran3iel)uitg bes
neuen fd)aufpielerifd)cn Sad)roud)fes ift faft ausgefcßlof»
feil, meil ber unfelige Tarifgebanfe, ber ein Theater mie
eine Sabrif anftel)t, bie Snfängcr am Theater faft cbenfo
befahlt miffeit mill mie alte Mitglieber.
(Es ift unter biefen Umftänbcn ben Theaterleitern
nid)t übernehmen, baß fte immer mehr 3um reinen
Scfd)äftstf)eater übergehen. Ob aber hierin, abgefehcit
oon beut Sdjabctt, ben eine folcße (Entmicflung für bie
bcutfdje Theaterfunft als fold)e bebcutet, bie Rettung
aus ber S 3 irtfd)aftsfrife oon heute liegt, erfeßeint mehr
als fraglid). ©ic Unüberfel)barfeit bes Sagenetats unb
bie Unmöglid)feit, aud) nur für eine Stedje einen (Etat
auf3uftellen, ba3u bie Roßlen- unb Seleucßtungsfrage,
bie ben Tl)caterbefud) immer mel)r einfehränfenbe Teue¬
rung ber Serfehrsmittet bürften Momente fein, bie in
oielen fällen fclbft bas Sefd)äftstl)cater fel)r halb un-
möglich mad)eit merben. Mag fein, baß es befonbers
heute nad) ber mirtfd)aftlid)en (Erbroffelung bes fiinftle-
vifd) intereffierten Mittelftanbcs, ber immer bas Haupt-
fontingent ber ernften Sühnen mar, 3U oielc Theater
gibt. Stenn aber überhaupt bie beutfd)c Theaterfunft
gerettet merben foll, bann muß ftd) ber Coebanfc burd)-
feßen, baß bie öffentliche Finanzierung großer unb ernfter
Sühnen, befonbers ber Operntl)eater, bie ohne roefent-
Iid)c 3afd)itffe überhaupt nicht mehr ejifticrcn fönnen,
troß ober oicIntef)r megen biefer überaus fd)meren 3eit
fclbftoerftänbliche 6ad)e eines Solfes 31t feilt hat, bas
neben allem aitbercit Seib nid)t aud) nod) feinen natiic*
lid)ctt Sitfprud) auf fitnftlerifdje (Erbauung unb (&>
fjebung preisgeben miU. original from J
PRINCETON UNIVERSITY '
AUSSTELLUNG IM BERLINER KÜNSTLERHAUS
Links: „Husar" von Fritz Koch-Gotha
Oben : „Meine Frau" von Franz Eichhorst
Unten links: „Stillebcn" von Paul Plontke
Unten rechts: „Sonate" von Herbert Arnold
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Original from
PRINCETON UNIVERSITY
(Seite 952
3) 1 c <2B o d> e
Kummer 4'i
£|tngö(|goof fei. 2 r t e n
Mit acht Aufnahmen von Wide World
u tiefem 6d)mera allen Kennern unb Berehrein S^arl SDtatj’s zur traurigen 9tad)*
ridjt: 9Jtit ber 3nbianerromantit ift’s in 'ilmerifa oorbei; nod) grünblid)er oorbei als
troß allen Slufwärmungsoerfucben in ©eutfdjlanb mit ber Spinnftubenpoefie. 3öas aud)
gefdbaf) t)ier unb bort, um Bergangenheit gegenwärtig au erhalten, — was juftanbe*
tommt, ift l)öd)ftens ein Stiict SDtufeum, ein geßen Shiriofum, ein Bntiquarsfunb, ein
Siapitel „Bölterfdjau" oon ben ©ünften bes 3 °°I° 9 ifd)cn (bartens umwittert. ©aran
laitn’s nid)ts änbern, büß ber ^SXÖei^e Batcr" in BBafßington fclber bie lebten (Schwarz»
füße ober ©ustaroras empfängt unb offizielle 3 lü i c ipradie mit einem in Oteutjorf auf=
gefirnißten (£l)ingad)goot hält. ©er 6d)Iußatt Der ©ragöbie eines Zolles wirb baburd)
ins Sßoffenf)afte entfteUt.
(Sine ©ragöbie bennod) bleibt bie (öcfdjid)te ber einftigen §erren < 3Imeritas: „Berg,
Stiom, 3öalb, ftifd) unb 3Bilb, / Blies SRoter SOtann, / ©eißer ©Rann tommt, mit ihm
großer Baud); / 9\oter ©Rann gibt ^Beißern ©Rann alles, / ©öeißer SÖlann gibt Botem
©Rann §ölle."
Ein 107 Jahre alter Indianerhäuptling,
der als Schauspieler mit großem Erfolg auftritt
©ie ©raqö=
bie eines 'Bol.
tcs. ©as©ra.
nta oom rcd)t=
Iofeit ©ted)t bes 6tärteren unb uoit ber unfchulbigen
6d)ulb ber 6d)wad)beit — bas uralte ewige £ieb.
£ange ging bie ©lobuftßeit bes (Sowbotjs, bes ©olb»
fueßers unb bes (Erbölmagnaten ungerührt unb un¬
berührt über ihr £anb, biefen einen, großen ©otenarfer
bes (Erfcßlagenen. 3ft cs nicht fo etwas wie ein 6tiicf--
d)en ameritanifeßer ©teroenfcßmäche, wenn man nun
tonferoieren will, was man juoor umgebrad)t hat? 3ft
bas gute, robufte (bewiffcit iiußcher geworben, oon
bes (öebantens Bläffe angelräntelt? „2Benn man hier
nach öen 3ubiancrn fragt", fo erzählt (buftao Jrenffen,
Rechts . Die Schriftstellerin Mary Roberts Rhinehart,
die in den Stamm der Schwarzfußindianer aufgenommen ist und den
Namen Pi-ta-mak-an (Oer schnelle Adler) führt, mit vier Häupt¬
lingen des Stammes
Unten: „Ausstellungsindianer".
Das Zeltlager der Indianertruppe, die von Ort zu Ort zieht, um
Schaustellungen zu geben. Phot. Wide World
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Original fro-m
PRINCETON UNIVERS1TY
9htmmcr 43
f e TO o cb e
Sette 953
Häuptlinge der Pueblo-Indianer
vor dem Kapitol in Washington, wo sie
sich beim Präsidenten, dem „Weißen
Vater“, über die ungerechte Land¬
zuteilung beschwerten
Links: Zwei Indianerhäuptlinge
bei einem Besuch des Rcgierungs-
gebäudes in Idahoc
gefieberten ttopffdpuuctcs, bie uns
(Europäer fo woblocrtraute ©ante*
Biiftc aus bem SRufeum in iUe*
opel als bie Blifte bes großen
Häuptlings „Bote "Boltc" aunt
Vertäuf ausftellt, ober wenn ber
Bmeritafabrer erzählt, roie er im
©orf bes 3 nbianerterritoriums
liiftern und) Abenteuer fpäl)te unb
enblid) beit erfteu rol) bemalten
©otempflocf entbeett au l)aben
glaubte, um fid) bann uont in«
biauifdjeu Bilrgeratcifter — Biir=
germeifter, nid)t Häuptling! —
bariiber auftlärcu 31 t laffen, baß
bie non ihm „eutbedteu" irotefi*
feßen (Eßannawager mehr ober
tniitber gute Matbolifen ftnb, gar
nid)t wiffen, ioas ein Sotentpflocf
ift, rool)l aber einen ©orfbarbicr
haben, ber 00 * feinem Häusdjcn
uad) ameritauifd)er Sitte eineu
roobl ber jiingfte beutfd)c Bcob*
achter biefer ©inge, in feinen
fiiralid) erfd)ieiteuen „"Briefen
aus Bmcrita", „fo antworten fie
unfidjer mtb nicht gern; fie ent»
fd)ulbigen fid) bamit, baß fte
faul waren unb blieben, fid)
betrauten unb logen unb fid)
uid)t anpaffen, nicht awilifiercn
wollten, ©a waren fie im B>ege
unb würben oernid)tct, fo wie
ber SBalb ocrnidjtet würbe, ber
aud) im 2 öegc war."
©ie aber ftenimore Looper
im Herren unb Starl Bloi) im
Sinn tragen, trauern unb fiil)leu
es wie ttäftcruug, wenn erzählt
wirb, baß ber Krämer, ber in
Biagara 5 alls mit „ 3 nbiaucr=
(Eurios" b^ubelt, inmitten fabrit*
mäßig bergeftellter Blotaffius unb
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Original frörri
PRINCETON UNIVERSITY
Seite 954
<5 i e <50 oc^e
Kummer 43
>
i
*
chte Indianer-Squaws beim amerikanischen Präsidenten.
Gruppe von Schwarzfuü-Fraucn im Park des Weißen Hauses
buntangemalteu ^fal)I ftcljen bat, mie feine Sunftbrüber
bei uns gewöhnlich ein SUtcffingbeden ausbängett.
3Bas man in ©afl)ington and) *ur Sd)au ftellen mag,
_ es ift uorbei, uorbei mit bem 9Ioten SLUann. Göltet
bat man mit Sdniaps gemorbet; nevgebens bängt man
jebt Tafeln in ben Kneipen auf mit ber Snfdjrift: „Ss
ift verboten, (Getränte au uertaufen an SÜtinberjäbrige,
'©etnmtenc nnb 3 nöiancr." Trob bes biebtenben 93olI=
blut-Sious, trob ber bramatifdien Sängerin nom Stamm
bei* Sd)ioarafü&e lebter Verfall. 3)et §auptgemerbe.
atoeig ber lebten SDtobifaner nnb 9lparf)en beftetjt beute
barin, fid) für (£>elb photographieren 51 t laffen. ßebte
$errlid)teit fürs ^ßanoptitum, mas man fub jefet in
©afbington in jountaliftifdjcr (öefüblstunfe feroiert.
9 tid)ts binbert, ba& mir uns biefe ganje §crrlid)feit
audi für nuferen joologifcben (harten engagieren —
nidjts als nufere fdjlcdjtc Valuta. F. H.
Der „Weiße
Adler“,
ein Vollblut-Sioux,
der ein ebenso her¬
vorragender Reiter
wie Dichter indiani¬
scher Poesie ist, auf
seinem Pferd „Ro¬
ter Vogel" nach
einem 29 Tage lan¬
gen Ritt auf dem
Michigan-Boule¬
vard in Chikago
Rechts: Ein In¬
dianermädchen
als dramatische
Sängerin
Francis Nikawa
vom Stamme der
Schwur zfuß-Rot-
häute, wird in näch¬
ster Zeit in London
ölfentiieh auftreten
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Original from
PRtNCETON UNIVERSITY
Phot. Wide World
Lloyd George, der frühere englische Ministerpräsident und Mitschuldige am Versailler Vertrag, ist mit Frau
und Tochter in Amerika eingetroffen, um drüben eine Aktion zugunsten Europas einzuleiten, das er durch
die Ruhrpolitik Frankreichs tödlich bedroht sieht
E R
*
S WIEDER GUT
W////////W/////M^
*****
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Original from
PRINCETON UNIVERSITY
Seite 956
© t e <3B a t
Kummer 43
Die Minister Smuts (Südafrika), der
einen Plan zur Gesundung Europas
vorlegte, und Curzon (englischer
Außenminister). Rechts: Die Premier¬
minister Masscy (Neuseeland) und
Bruce (Australien)
Von der britischen Reichs-
Dr. Zcigncr, sächsischer Minister¬
präsident, der im Landtag die Politik
der Reichsregierung bekämpfte. Im
Oval: Generalleutnant Müller, mili¬
tärischer Befehlshaber imWehrkreisIV.
Rechts: Dr. von Pr cg er, bayrischer
Gesandter bei der sächsischen Re¬
gierung, wurde abberufen, weil „die
kommunistische Partei, die erbitterte
Feindin jeder verfassungsmäßigen
Staatsordnung, in der sächsischen
Regierung vertreten sei“
Die Ministerpräsidenten sämtlicher
englischen Dominions nahmen an
dieser Konferenz teil, in der wich
tige Beschlüsse über die zukünftige
Politik des britischen Weltreichs
gefaßt wurden
konferenz in London
Der Konflikt zwischen
Z i vi 1 r e g i c r u n g und M i 1 i t ä r g e w a 11 in Sachsen
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Original frorri
PRINCETON UNIVERSITY
Kummer 43
*5 i t OB o cft e
Seite 957
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Gck gle
Eine Massenkundgebung
Erwerbsloser vor dem Ber¬
liner Rathaus
Aufnahme der „ Woche“
❖
Teuerungsunruhen
in Berlin
Zur Verhütung von Plünde¬
rungen geschlossener Bäcker¬
laden am Schönhauser Tor
Aufnahme der „U'Ve/ie“
Links : Während der Abstim¬
mung über das Ermächtigungs¬
gesetz umstand eine große
Menschenmenge das Reichs¬
tagsgebäude
Ein „großer Tag“
im Reichstag
Original frorn
PRINCETON UNIVERSITY
Seite 958
© { e <38 o d) e
Kummer 4‘i
Geh. Rat Prof. Dr. K. Flügge
der bekannte Hygieniker, starb im
* 76. Lebensjahr
Fritz Holl
bisher in Stuttgart, der neue Leiter
der Berliner Volksbühne
Richard Lert
der neue Generalmusikdirektor
in Mannheim
Direktor Echtermayer
Gärtnerlehranstalt Dahlem, beging
seinen 60. Geburtstag
Graf Hugo Lerchenfeld
der frühere bayr. Gesandte in Berlin,
feierte den 80. Geburtstag Phot. BJ.G.
Von links: Hermann Eck, Jos. Groenen, Otto Wolf, Frau Hafgren, Ernst Lehmann, Werner Wolff, Dr. Paul Kuehn
Erfolgreiches Gastspiel deutscher Künstler in Spanien
Gastmahl zu Ehren der Angora-Abgeordneten und des Generals Schükri Pascha, der nach der Räumung Konstantinopels
durch die Entente an der Spitze der türkischen Truppen in die Stadt einzog
Ehrung der neuen Männer in der Türkei^
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PRINCETON UN1VE
SIUI/IIVIUIC UCf I/Htt.
Dr. Strescmann mit seiner Gattin und seinen Söhnen im Park des Reichskanzlerpalais
Neueste Aufnahme des Reichskanzlers mit seiner Familie
Der „schwarze Herzog“ als Lehrmeister: Mussolini bringt seinem 14jährigen Töchterchen bei, wie man — ans Ruder kommt
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Ö V PRiNCETON UNIVERSITY
«Seite 960
®ie ® odje
Kummer 43
Unten: Frankreichs
Rache an den Sie¬
gern von 1870:
Der französische Minister¬
präsident Poincar6 hat in
einem Erlaß über die deut¬
schen Kriegergräber die Zer¬
störung des Grabdenkmals
für die am 18. August 1870
gefallenen Gardefüsiliere auf
dem Schlachtfeld von St.Privat
ausdrücklich angeordnet und
die Wiederaufstellung des
Grabdenkmals verboten
Die Not der Großstädte.
Links . Heimkehr von Berliner
„Kartoffelbuddlern“, die gegen
Bezahlung mit Kartoffeln bei
den Erntearbeiten auf dem
Lande helfen, um sich für den
Winter mit diesen unentbehr¬
lichen Nahrungsmitteln zu
versorgen
Im Oval: Trachtenfest
beim 600jährigen Stadt¬
jubiläum derStadt Eber¬
mannstadt: Gruppe der
Ehrengäste, des Stadtrates
und der Teilnehmer am
Trachtenfest
Phot. W. und H. Heinz, Müggendorf
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Original frorn
PRINCETON UNIVERSITY
Siunintei 43
© i c OB o d) e
6citc 061
Von links : Herbert Stock, Theodor Scheidl, Leonhard
Kistemann, Karl Jöken, Spielleiter Holy, Else Knepel,
Friedrich Schorr (Falstaff), Margarete Arndt-Ober,
Grete Mancke, Emmy Bettendorf
Verdis „Falstaff 1 * in der Staatsoper
Rechts : Franz Werfels „Schweiger“
im Theater i. d. Königgrätzer Straße
Dagny Servaes und Ernst Deutsch
Unten: Szenenbild aus Carl Hauptmanns Legende
„Der abtrünnige Zar“ in der Volksbühne
Aufnahmen der „Woche“.
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PRINCETON UNiVERSITY
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PRINCETON UNIVERS1TY
® i *
©eite 903
Kummer 43
2$k b&g 3$fit)ingi& ßihatt
Äomati oon DCarts Dominifo
19. Fortsetzung u. Schluß. — Nachdruck verboten. — Amerikanisches Copyright by August Scherl G. m. b. H. f Berlin 1923
0 oggon=$gan fanl in einen Seffel. ©nblid) rang fieg
bie ftrage non feinen Sippen: „3ft ber 93efegl aus*
geführt?"
*©r ift ausgefügrt, §ogeit. 0 ie Skiffe finb auf bem
SBege."
,316 rocit fmb fie?"
„ s $or morgen toerben fte niegt gier fein fönnen."
SCRit einem 6 prung ftanb $oggon=5lgan oor bem
©preegenben. „borgen? §eute noeg müffen fte J)ier fein!"
0 er ^Ingerebete erblagte oor ben mutbligenben klugen
bes Regenten. 9tur ftotternb famen bie 9Borte feiner
‘Slntmort.
„ 3 u lang . . . zu lang ift ber 9öeg ♦ . . $ogeit . . .
0 ie Arbeit ber ©cgiffe, 0 pnotgerm 51 t ftreuen, mug fegon
xoeit hinten an ber Oftgrenze ber 0fungarei beginnen ..
0 ie 3 ägne bes Regenten gruben fug tief in feine
Sippen. 60 roeit... reichte bie §anb bes JJeiu&es ... ?
„ 0 ie Hälfte mug es bort tunl 0 ie anberen ©cgiffe
fofort nach oorn! . . . 93eoor bie Dämmerung fommt,
müffen fte gier feinl . . . ©eben 6 ie telegrapgifcgen
SBefegl. Unfer ©cgiff mit ooller Hraft nadj oorn zum
6 aifan Slor! . . . SMttelgöge!"
Sangfam ftieg bas ©cgiff 00 m 93oben ab. 93om ©tern
bes Jfagrzeuges aus faf) ber Regent auf bie oerlaffene
©trage, SXein lebenbiges 3Bcfen auf igr. 9iur fein
Sßferb, bas treue $ier, ftanb regungslos mit erhobenem
Raupte, bem megziegenben ©cgiffe naegfegauenb. 0 urcg
bje bitten ©egeiben ginburd) oermodite bas Ogr bes
Regenten niegt bas laute, flagenbe 3Biegern ju gören,
©ein 91uge las es aus ben bebenben Sippen bes Bieres,
©ein $luge blieb barauf geheftet, bis es feinen 93liden
entfegmanb . . . 0 ie legte $reuc, bie fieg igm geigte
Söiit ferneren ©egritten bregte er ftef) um unb trat an
ben 93 ug bes ftreugers. 0 er gatte jegt §öge getoonnen
unb fegog in fcgneücr Jagrt oortoärts. 0 as $luge bes
Regenten gaftete am 9lugentgermometer. SOlit büfterem
©eficgt oerfolgte er bas langfame bes 3 eigers.
40 ©rab ... 40 ©rab unter 9tull! ... 60 ftanb
ber 3 c iQ cr ' ul* cr ig n 5)05 crftemal betrachtete . . . Scgt
toar er fegon auf 46 gefunfen.
©egon lag in nebliger fyerne ber Steffel bes ©aifan
SRor. ©prunggaft fiel jegt ber 3 c ^ cr * ^ om langen §in*
ftarren fegmammen bie klugen bes $oggon=Stgan. SJtit
biefem furd)tbaren ©infen bes 3 ^ 9 ^ faul jebe Hoff¬
nung in igm.
©in fegmerer ©tog, ber bas ©cgiff feitxoärts traf,
braegte ign ins 'JBanfen. ©r paefte ben genftergriff unb
giclt fug aufred)t. 0 as ©cgiff lag fdjmer naeg ; £atfborb
über, ©r görte mie bureg 91ebel, roie ber Stommanbaut
ben 93efcgl gab, göger gu fteigen.
0ann bregte bas ©cgiff in neuem jägen ^itcf gang
naeg 93acfborb um.
„SMe Straft riiefmärts!"
0er SBefegl bes Stommanbanten Hang an fein Ogr.
©r bregte fieg um . . . unb rooHte . . . roolltc ben 33e*
fegl miberrufen. ©ein 33licf fiel auf bie angftoergerrten
©eficgter ber 0Olannfd)aften. 3u fpät!
0as ©cgiff gegoregte nidjt megr... toeber bem ©teuer
nod) ben ^ropeüern. 9Bie ein gegen Rapier oorn Wirbel
gegriffen, mürbe es mibcrftanbslos oorroärts gcriffen.
©in neues frembartiges ©eräufd) übertönte bas $ofen
ber ©lemente. ©tarr ftanben bie 3nfaffcn. 3gre £>änbe
umflammerten trampfgaft jeben greifbaren ©titgpunft.
©s flang mie bas ^raffeln oon ©egrot gegen ©tagl.
©s gämmerte auf bas §irn bes 0oggon*Stgan . . .
gämmerte igm bie ©emiggeit bes unabmenbbaren Unter=
ganges ein . . . unb ba gatte cr fieg miebergefunben . ..
SCRit ooller ßlargeit überfag ec ©ntftegen unb ©nbe
ber ^ataftropge. ©ein gefcgulter ©eift begerrfd)te aud)
bie pgpft!alifd)en unb teegnifegen ©runbbebingungen ber
©efegegniffe um ign. SOiit 5!largeit fag er fegt alle $anb=
langen feines ©egners fid) in logifeger golge entmicfcln.
0er gatte bas SDMttel, bas bem 0pnotgerm entgegen*
gefegt mirfte! 0as SCRitteX, bas ebenfo ungegeure ©nergie*
mengen banb, mie bas 0Qnotgerm fie freimad)te. 0er
gatte bann überall im 3^96 bes einbred)enben feeres ge*
ftreut, mo immer nur Gaffer mar.
©0 entftanben jene Kältepole, bie infolge ber 3^fam*
men^iegung ber bariiber lagernben fiuft barometrifdje
SOtinima ergaben, benen bie entferntere £uft oon allen
©eiten ^uftrömen mugte. 0at>ei gab es eine ^usbegnung
ber ^uftrömenben ^Binbe, bie naturnotmenbig mit einer
^bfüglung oerbunben mar.
©0 famen jene ©d)neefäüe juftanbe. ©0 ergab fid)
jener Sölaifdjnce in ^efing. ©0 ber ©cgneefturm bes
oorgeftrigen ^Tages. ©0 bie Äälte.
0as unaufgörlidje gaüen bes Sgermometers, bas jegt
auf 170 ©rab unter 9tuU ftanb, bemies igm überzeugend
bag bas ©(giff einem biefer extremen Kältepole zu*
gcriffen mürbe. 0er groge ©aifan=©ee mugte in ber 0at
nad) ©inftreuung biefes Mittels einen Kältepol oon un=
gegeuerfter ©tärfc ergeben.
0iefet unmiberfteglidje rafenbe fiuftftrom, biefes
^raffeln ber Propeller, bie gegen bie flüffig merbenbe
unb in tropfen nicberfallenbe 2uft anfd)lugen, gaben
ignt bie ©emiggeit. ©s mar fo meitl
Hier ftiirzte bie SJtmofpgäre fclbft oerflilffxgt ^u SBoben.
Hier brang oon allen ©eiten ger bie ßuft mit liefen*
gemalt mie in einen luftleeren Sftaum ein unb rig jeben
Körper, ber fieg in igr befand bis zum Kältepol gin.
BinummimiiuiniwinraMiiiiiiMiiiiiiiMiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiHMiiiiiniiiiiiiiiiiiiiiiHiiHiiiiimiiiiiiiiiiiiiiMiiiiiniiiiiin^
In der nöcß/Ien Nummer der „WocQe" beginnen wir mit dem Abdrude des neuen Romans
„Der Mllliarden-Cüsar" von dem bekannten österreicf)ifcßen Erzäßler Franz Xaver Kappus.
Der ungemein spannungs - und ßandlungsreicße Zeitroman , voll von modernen fcßlagkräfügen
Typen füßrl in die bunte und abenteuerliche Well eines österreießifeßen Börsenkönigs und
fcßildert die Zustände in der Wiener Gefelljcßaft mit seltener Meißerfcßaft und gründlicßfler
Kenntnis. Im Mittelpunkt des bewegten und ßürmifcß forlfcßreitenden Gefcßeßens ßeßl der mit
allen Mitteln gefüßrie Kampf um eine feßöne , vielgeprüfte Frau.
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a m Mitteln
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PRINCETON UNiVERSITY
x
Seite 904
© i e 9P o (i) c
Sttit oollfommener Hlarßeit bes Seiftes crmartete
Sogßon--Hßan bas Snbe.
Slusgcträumt ber bräunt oom befiegten Slbenblanb!. . ♦
Vcrmeßt bie Spur bes ©fcßingis*Hßan!
©ie $änbe an bie JJenftergriffe gcflantmert, ftarrte et
bem Untergange entgegen.
Stodj einmal erßob fid) bas Scßiff. ©ie Sebirgsfäntme
im Often bes Seif an Stör fcßufen ein fomprimiertes Huft*
fiffen, meines bas fraftlofe Jaßrjeug naeß oben fcßleu*
berte. ©ann, über ber enblofen gefrorenen 91 äd)e bes
rieftgen Sees, fenfte es bie Spißc naeß unten . ♦ .
©ann fteüte es ftd) jad) auf ben Hopf unb ftürjte mit
rafenber Sßucßt auf bas Sismaffto bes bis jum Srunb
gefrorenen Sees. Sief brang fein metallener Sporn ein.
Sin fyunfenftront untfprüßte bas einl)auenbe SJtetatl.
©er 3ünber für bie fürchterliche ^adel, bie im fclben
Slugenblid gegen ben £imntcl ftanb. Spritßenb oer«
brannte bas Metall bes Sd)iffsrumpfes im flüfftgen
Sauerftoff . . . Verbrannte bas Schiff mit allem an
unb in ißm in Sefunben ju nid)ts . . .
©ann ging bie Statur ißren Sang rociter, tote es ber
Vteiftcr befohlen ... bis ber Sag fid) neigte . . . unb
bie Stacßt bie fteffeln löfte.
ßinber rourbc ber ^yroft. ©ie SJtad)t bes Sturmes
ließ nad). ©id)te Stebel ftoeßen über bie eisbebedte
Srbe . . . unb fte I)oben fid) . . . unb beßnten fteß . . .
unb fliegen an unb fanbeit milbe Sitbmfnbe unb fielen
nieber in Ieifen, roarmen Sropfen unb meeften bas
tote Hanb.
©er Sd)nee fdjmolj. Von ben Vergen fd)offeit bie
SBaffer. Hradjenb ful)r ber ftroft aus ben gebannten
Stämmen. 3mmer ftärfer rourbe bas Söeßen bes Süb=
minbes, immer größer feine SBärme. VMe im Spiel
jerbradj er bie ©ede bes Saifan--Sees. Söo lebenbige
Söefcn nod) ihr Heben bemaßrt, froßlodten bie herben.
©er SJtorgen tarn unb mit ißm bie Sonne. Sie fanb
ein SBerf getan, in ben Stunben einer Stadji ein SBerf
oollbrad)t, bas ihre Hraft ju leiften nid)t oermag in ben
Sagen eines Vtonbes.
Sin Söerf, getan bureß eines S)tenfd)en Seift!
* * *
©as Steblerlanb mar gerettet! ©as Slbenblanb oor bem
Untergang bemaßrt. ©ie Hunbe oon ber Hataftropße im
$crjen SIftens hatte mit SturmesfcßneUe bie ganje Söelt
burdjeilt. Unfaßbar mar es junäcßft aller SBelt er*
feßienen, baß SOtenfcßenfraft bie Stemente ber Statur in
fo unerhörter SBeife mciftern tonnte.
Slls bann bie SBaßrßeit unjmcifclßaft jutage log, ba
erftarften bie oerjagten §erjen ber meißen SJtcnfcßen.
3ener eiftge, fd)arfe Sturm, ber bort oben in SIftcn
feinen Slnfang nahm, fchien um ben ganjen Srbball ju
fahren. SJtit einem (Ekßlage mar bie an oielen Orten
fo feßmüle, unheilfchtoangere Sltmofpßäre gereinigt. SBo
immer bie £errfcßaft ber Söeißeti ju manfen brohte,
mürbe jxe bureß jenes Sreignis mieber geftüßt unb
gefeftigt.
©cn Slufftänben in Slfrifa fchien plößlid) bie Spiße
abgebrochen, meil ber 3 u fQmmenhang jmifdjen ber
gelben unb fd)marjen Vemegung offen jutage'trat. SBcnn
aud) bie oöllige ©ämpfung ber Unruhen noeß gemiffe
3cit beanfprueßie, fo mar bod) ber für bie SBeißen gün*
ftige Slusgang feßott jeßt mit Sid)erl)eit oofausjufeßen.
Stod) fdjneller unb burdjgreifenber mar bie Söirtung
jener Stacßricßt in ber ameritanifd>en Union, ©ie reoo=
lutionäre Vemegung mar nicht jur oollcn Sntmidlung
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gefommen. Stod) el)e bie befonnenen unb befferen Sie*
mente ber fdjmarjert Veoölferung ftd) oon ben burd)
gelbes Selb gemonnenen Slgcwten unb neuen 5üß rern
ber nieberen SJtaffen mitreißen ließen, tarn bie Stachrid)t
oon ber Hataftropße naeß Slmerifa.
Sroßbem mar bie Vemegung gefährlid) genug, unb erft
nad) fd)toeren unb erbitterten Hämpfen tonnte bie Orb*
nuitg mieberhcrgeftetlt merben. Vefonbers gefährlid)
mürbe fte ba, mo bas plitnbernbe unb raubenbe fdjmarje
Proletariat b-urd) meißes Seftnbel ähnüd)er Qualität in*
bireft unterftüßt mürbe.
3n f^risco mar bie Vemegung junädjft oerhältnismäßig
harmlos oerlaufcn. ©ie Organifation bes meißen Orbens
hatte hier baut utitfangreid)er Vorbeugungsmaßnahmen
fofort mit aller Sd)ärfe unb großem Srfolge eingegriffen.
So mürbe es möglich, bie regulären Sruppen oon bort
nach unb nach fortjunehmen unb in bebrohteren Staaten
ju oerroenbett. Slber ber Schuß ber Stabt lag jeßt faft
ausfdyiicßlid) in ben $änbcn ber freimiüigen meißen
Organifation.
Ss mar in ben erften Sagen bes Sluguft. Sine fdjmüle,
briidenbe §iße lag über 5ri 5C0 - Selbft auf bem hoch¬
gelegenen San Vtatteo oermoeßte bie leichte Seebrife nur
menig Hüf)lung ju bringen.
Sluf ber nteermärts gemanbten Serraffe oon Saroin
Palace faßen 5 ranc i* Sctroin unb £elcn unter einem
leid>tcn ßeiitenjelt. Selens §änbe fpieltcn mit bem
Papierftreifen bes Söellentelegraphen. ©as Sd)lagen
' einer Statibuhr ließ fte aufl)ord>en.
„Vier Uhr, Pa! Vküington muß feßon in grisco fein."
„Sr muß jebc Sflinute fommen!"
„SJlir fd)eint, Pa, beine Ungebulb naeß Söellington ift
größer als meine, ©ie Satfad)e, baß fein Siame jeßt in
aller Vtunbe ift, baß bie 3ritungcn aud) außer ber
Sßicago Preß faft täglich iß^ feßreiben, fdjeini bir
gemaltig ju imponieren."
„Semiß, ©eart)! ©as geftehe icß unumrounben ein.
3cß hätte bas, mas er hier in ben Ießten fdjmeren 3eiten
geleiftet, nicht oon ißm er märtet. 3n ißm ift eben nod)
rneßr als bas üblid)e in jebetn 3ournaliftcn ftedenbe
Stüd oon einem Politüer, ©iplomaten unb Sftilitär oor*
ßanben. 3cß fehe nießt ein, mesßalb er nicht aueß fpäter
nod) eine Stolle in ber politif ber Union fpielcn follte.
Sr ßat ben Hopf ju Srößerent!"
„Stur nicht! Pa . . . nur nicht! . . . 3cß min leinen
Politiker junt 3)tann. ©ie ßöücn alle feine 3eit, an ißre
jjrau unb ißre 5«milie ju benfen."
,,©u bift eigettitüßig, $clen! Söas id) fagte, mar mein
ooiler Srnft. Ss märe fd)abe unb für unfer Hanb ju
I>ebauern, menn SBeüington ffoj feine große Vegabung
nid)t ooü ausmirfen Iaffen fönnte."
„Slber Pa! 3ft bas fo? . . . ©u übertreibft rnoßl ein
bißeßen?"
„Heinesmegs, $elen! Ohne feine fjähigleit, bie fjäben^
bie fuß oom Selben Steicß über bie ganje Srbe fpannten,
ju entbeden, hinter bie Seßcimniffe ber feinblidßen Or-
ganifationen, aueß ber Sd)marjen, ju fommen, märe bie
erfahr überrafdjenb über uns h^rcingebrocßen. Unb
oßne feine Satfraft uttb Sefcßidlid)feit bei ber Organi*
fterung unferes Söibcrftanbes märe ber Hampf rnoßl
nießt fo fd)neü bcenbet morben."
„§ör auf, pa, mit beinen Hobprcifungen. 3d) erröte
für SBellington. Sr mürbe bid) fteßer auslacßen, mcitn
er bieß fo ßörte. ©od) ßalt! Sin Sluto! ... 3d) feße
ein Sluto in ben Part einfaißren.
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PRIINCETON UNIVERSITY
SJhnmnet 43
© 1 1 ü * e
Seite 965
Wellington ift Petrin. 3d) erfenne ihn. Sr mintt mit
bem Safdjentud). 0er bort neben ihm ift fidjer fein
greunb ßorobale, ben er fid) aus Surfeftan eingelaben
hat. Sr rourbe in ben Kämpfen mit ben Sürgifen fdjon
früh oermunbet."
„öombale .. .?" fragte StRr. Saroin. „0er 9lame? ...
3ft bas jener Sombale, ber einft glorene . . .?"
,3c, Sßar
„0ann ift es mohr gut, baß fie eben fort ift. Sin 3u=
fammentreffen f)ier
märe fidler für alle
peinlich gemefen."
„3a, ^al... 0odfj
ba fxnb fie fdf)on."
Sie eilte bem Wa*
gen au. StRit einem
großen Sprung
ftanb Wellington
go£ auf ebener
Srbe. 0ann fing er
fie in feinen Firmen
auf, unb ein halbes
0ußcnb Slüffe be*
kräftigte bie greube
bes Wieberfehens.
„3mmer mieber
mie ein SBraufe*
minb!" fcfjalt $elen,
mährenb fte fid) aus
feinen Firmen los*
machte. „^eraeißen
Sie ißm, 9ftr. £om*
bale!"
Sie reichte bem
Safte bie $anb,
mäßrenb Wellington
gos granefs
Saroin trat unb an*
gelegentlich mit ißm
fpraef).
„WiHtommen in
Saroins Sßalace! 3cß
mill Sie gleich mit
meinem iBater be*
fanntmad)en, ber...
mas ift benn, ^a?"
0ie eben noch fo
heiteren 3üge Sar*
eins geigten plößlicf)
einen tiefen Srnft.
„Sdhlimme 9tocß»
ddjten, $elen! Un»
fere greube mirb
nur turj fein."
„Was ift, Wellington?
Sie eilte au ißrem Verlobten unb brängte ftdf) an ihn.
„Unruhen in ber Stabt, ipelen! 0er ‘ipöbel aller
JJarben . . . h au Ptfäcf)Iicf) ber Sdjmaraen, ift mobil. 3r*
genb jemanb h Q * es oerftanben, bie feßmarae Spiebs
unter SBorfpiegelung politifcher 3^le nod) einmal aurn
Kampfe gegen bie Weißen aufaußeßen. 3n Wirtlicßteit
hanbclt es fich barum, baß einige 0raßtaießer, cl)e fie
ben haften 93oben ber Union neriaffen, fid) nod) bie
Safdjen füllen moüen. Scßmere Stunben . . . oiclleidjt
Sage . . . flehen beoor. Sch net beinern $ater, fich mit
bir fofort für alle gäUe auf eure 3od;t ju begehen*"
„Unb bu?" fragte $elen beforgt.
„ 3 cß... id), $elen... menn’s mo etmas Sntereffantes
3 U fehen gibt, muß id) bodj ber Shicago SJ3reß Sftclbun*
gen fd>iden tonnen."
,,91d), Wellington! Wenn bu nur besßalb ßierbliebft,
märe ich ohne Sorge. Wber leiber mirft bu bas nid)t
tun", ihre Stimme gitterte, fie tämpfte mit unterbriief*
ten tränen. „ 3 ch tocig es genau — gana ficher mirft bu
immer ba fein, mo es am fchlimmften augeßt * . ."
„. . . unb fräftig
mittun! 0 er San$
mirb gleid) begin*
nen. 3 d) tarn nur
hierher, um eud) au
marnen unb bid) au
titffen. llnfer Wa*
gen märtet, um uns
fofort nach her
Stabt auriiefaubrin*
gen. 3 m £afcn*
uiertel mirb es in*
$mifd)en fd)on los*
gegangen fein. 0 er
§auptftoß richtet fid)
gegen 9iob £ill,
bas Wtillionärsoier*
tel ..."
„Stob §iH . . .?"
Sie briiefte er*
fd)rocfen bie $anb
aufs §era. „Oh, bie
arme glorence! iBor
furaem nod) mar fie
hier. Sine Viertel*
ftunbe früher hättet
ihr fie hto getrof*
fen."
„*etfl...l" preßte
gos burch bic 3 ähue
unb marf einen
flüchtigen SBlicf auf
feinen ^Begleiter.
9loeril Sombale
mar erblaßt. Sroß
feiner äußeren Un*
bemegtl)eit mar feine
Aufregung unoer*
tennbar. Sin büftc*
res geucr brannte
in feinen ‘Slugen.
goj hotte ihn
natürlich fofort be*
griffen.
„ 0 u fiehft, §elen, baß mir fofort aurücf müffen."
Sr manbte fich au grancis Saruin.
„Sie merben ficß unoeraüglidh mit §elen auf 3ßre
3ad)t begeben? 0as SBemußtfein, baß Sie mit $?elen
außer Ooefaßr fmb, mürbe mid) fehr beruhigen."
Sr 30 g fie an fid) unb liißte il)r bie tränen oon ben
Wangen.
„Steine ^Ingft, §eten! 0 u ßaft uiid) fooft Untraut
gefcßolten, baß bu jeßt aud) an bas Spricßmort oon
jenem eblen Äraut glauben mußt."
„Wellington! . . . Wellington!"
§elen fah unter tränen Iäd)clnb ihrem SSerlobten^
naeß. 0ann hörte fie ben Wagen anfaljren. 9tocß ein!
Straße im Regen“, Radierung von Lesser Ury
Neuerwerbung des Kupferstichkabinetts der staatl. Museen, Berlin
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PRINCETON UNIVERS1TY
A '* 7 ”
Seite 966 _® i e gg o cfr e__ Aummct 43
Aknfcn ber 3nfaffen, unb bann mar er um eine Akg*
biegung oerfd>munben.
Akihrenb bie £>auptmaffe bes aufgeheijten Röbels flcf>
nod) in med)feloollem Kampfe mit ben meißen Stoß*
trupps beim ^liinbern ber Säben in ben großen ©e*
fcßäftsftr aßen aufhielt, mar eine offenbar befonbers gut
breffierte (Gruppe, bie unter einem außergemöhnlid) ge»
riffencn 3mh r er ftehen fd)ien, bereits ol)ne 3^itoerIuft
unb gang überrafcßenb burcf) unbcmad)te Seitenftraßen
in bas Viertel oon Aob $ill eingebrodjen. ^Bereits
Ratten fte faft ungehinbert, nur mit oereingeltem AMber*
ftanb ber Aemohncr tämpfenb, eine Aeiße reicher
Sßrioatl)äufer ausgerräumt.
(Erft als fie ficf> i>em £>aufe oon 3ol>n 0emei) näher*
ten, meigerten ficf) bie ^orbigen aus ber Aanbe, l)ier
mitgumachen. Aad) furgem, erregtem A$ortmed)fel
trennte fld) bie ©efellfd)aft. 0ie meiften farbigen gogen
meiter, mäl)renb ber Aeft mit bem meißen ©efinbei in
0emeps £aus einbrang.
0as oerfdjloffene Zox mar fdjneU erbrod)en. 3n ber
großen £>alk bes ©rbgefd)offes trat ihnen 3oI)n 0cmei)
entgegen, mährenb eine Heine ©ruppe Gebienter fid)
ängftlich im £intergrunbe oerhielt.
0rof)enb aufgeridjtet ftanb er oor ben ©inbringlin*
gen. (Einen ‘ülugenblicf ftußte ber §aufe.
„(Einen fleinen 3^Pf eiin i9 für bie Aeife!" erfdjoE
es ba aus bem §intergrunbe.
0emep richtete feine klugen auf ben Spredjer.
„Akts? . . . Sie, 9Ar. ©ameron? ... Sie l)ier unter
biefen Stäubern unb ^lünberern . . .?"
(Eoüin (Eameron mar ein paar Sd>ritte oorgetreten
unb ftanb bid)t oor bem £ausl)errn. Aßit einem falten
$ohnläd)ein medbete er fid) an ber grengenlofen Über*
rafdjung 0emcps.
„Sehr mol)l, Air. 0emet)! Aadjbem unfere gemeinfamen
Sransaftionen nicht ben gemünfchten (Erfolg gehabt
haben, fef>e id) mid) genötigt, meinen Seil am ©efdjäfte
gu liquibieren. 0a oon bem banfrotten $auptf)aufe
in Sßcfing nid)ts gu ermarten ift, muß id) mid) an ben
mod) gal)lungsfäl)igen Sogius ... an bas §aus 0eroep
galten ... 0a ich für Scherfs in meiner augenblicf*
liehen Sage feine Aermenöung habe, möchte id) Sie er*
fudjen, bie Aedptung in bar gu begleiten.
Aiit Aürffid)t auf unfere früheren angenehmen Ae*
giehungen bin id) bereit, bie Angelegenheit fulant gu
erlebigen. 3d) münfdje nid)ts, als ben Sdpuurffaftcn
3hrer Tochter ... Aber aud) auf biefen haften mürbe ich
fogar oergid)ten, menn Sie mir ben ^ßreis bafür, ben ich
billig mit gehn Millionen 0ollar tariere, in bar er*
legen . . ."
0cmei) hatte bie h^nifcf^e Suaba (Eollin (Eamerons
gunäd)ft mit beherrfchter Auf)e angehört. (Erft als ber
Aame feines SHnbcs fiel, ftieg eine bunfle Aötc in
fein ©efidjt. 3n bem Augenblicf, in bem (Eollin (£a=
meron feine AJorte mit einer ironifchen Aerbeugung
fchloß, ftürmte er mit geballten Rauften auf ihn los.
(Ein fchallenber Schlag feiner Rechten traf bie Akmge
(Eollin (Eamerons.
3n rafenber ASut hatte (Eameron eine Schußmaffe
gegogen unb gielte auf ben 0aliegenben. 3m leßten
Augenblicf befann er fid) unb fteefte fte mit einem JJl U{ he
mieber gu ficf).
„Aormärts!" rief er feinen Kumpanen gu. „Aehmt,
mas ihr finbetl"
Aiit fd)tiellen Sprüngen eilte er allen ooran bie
kreppe empor, nad) ben 3immern oon ftlorence.
0urd) ben £ärm aufmerffam gemorben, trat fie ihnt
an ber Züx entgegen, fyaffunqslos fah fte auf (Eollin
(Eameron unb bie müften ©eftalten feiner ^Begleitung.
„Aks ift? . . . Akts gel)t h^^ wrt • . . 9Bo ift mein
Aater?"
Skit einem Sd)recfensfchrei fud)te fte an (Eollin (Ea*
meron oorbeigutommen, um nad) unten gu eilen.
„$alt! $iergebiiebenl tyum Aater ift nichts ge*
fd)chen . . . 3^iQcn Sie uns, mo Sie 3f}ren Schmucf oer*
mal)ren. unb alles ift in Orbnung!"
Atit einem lauten Auffcßrei „Aktter!" taumelte Jlorence
guriief.
AMe im Aebel fah fte plößlich .(Eollin (Eameron oon
hinten niebergeriffen merben. Sie fühlte, mie ein Arm
fie untfd)lang. (Eine ihr fo mol)lbefannte Stimme brang
an ihr OI)r.
„3lorence! 3d) bin bei birl . .. hierher! ^amerabenl"
Aom (Erbgefdjoß brang ber ^nall mehrerer Schüffe
nad) oben. bie ^lünberer in ben Aäumen ein
Signal, fd)leunigft bie g ; lud)t gu ergreifen. Auch Eollin
(Eamerons ^Begleiter mären im Augenblicf oerfd)toun*
ben, ol>ne ftch um ben fführer gu fümmem, ber h^lb
betäubt am 93oben lag. 3n ben unteren Aäumem unb
im ©arten entfpann ftd> gmifchen ben flüchtenben 93an*
biten unb bem oorbringenben meißen Stoßtrupp ein
reguläres ^euergefecht. Alle Aufmerffamfeit ber Se«
freier fongentrierte ft^ h^^ n *
0er Särm biefes Kampfes brang auch ^ ö( h oben unb
meefte ©ollin (Eameron aus feiner Aetäubung. ©r öff*
nete bie Augen unb fah um fld). Schnell hotte er bie
Situation erfaßt. (Er fanute bas §aus oon früher heo
gut unb mußte, baß oon ^lorences 3immern ein offener
93alfon birefte Aerbinbung mit bem ©arten hotte.
(Er erhob fieß unb trat burd) bie 2ür in bas benad)*
barte 3l m mer. Alißfd)nell glitt fein Alicf überall prü*
feitb umher. Aielleid)t tonnte er ben Aufbemahrungs*
ort bes Sd)mucfes bod) noch im leßten Augenblicf ent*
beefen. 0a fah er burd) bie holbgeöffnete 3:ür im
britten Aaum hier ©eftalt eines Cannes, ber in feinen
Armen ftlorence 0emei) h^ü*
©r ftußte unb blieb lautlos flehen. 0a ... ein 3tt a
tern ging burch feine ©lieber, ©r ernannte Aoeril
Sombale. 0er Sohn bes Alannes, ber ihm bie 2orb*
feßaft ßombale geraubt.
Aur einen furgen Aioment, unb er hotte bie Auhe
mieöergemonnen. §ob bie Schußmaffe, gielte forgfam
unb brüefte ab.
0a fnalite es hinter il)m. ©r fühlte, mie eine Äugel
feinen Aiicfen ftreifte. 3n rafenber ©ile ftürmte er
meiter. Aod) mel)r Sd)üffe hinter ihm, hoch feine Stugel
traf ihn mehr.
* *
0ie ^ataftrophe, ber bie gr *ßc bfungarifd)e Armee
bes ©eiben Aeicßes gum Opfer fiel, hotte einen fchneüen,
billigen Jrieben mit ©hina herbeigeführt. 0as 3li*
0reiecf mar im unbeftrittenen Aefiße ©uropas. 0as
ungeftörte ©ebeihen bes großen Sieölungsunterneh«
mens ber meißen Aaffe auf 9Aenfd)enalter gefidjert.
Aad)bem bie 0inge in Afien fo georbnet, mar 3fen-
branbt nad) Aerlin guriidberufen morben unb in bas
0irettorium ber ©. S. ©. eingetreten.
Aud) jeßt, nachbem mehrere Atonate oergangen
maren, oerlautete nichts Aäf)eres über feine munber-
baren ©ntbeefungen. Übereinftimmenb hotten fld) na*
tiirlid) bie gelehrten Höpfe jeber Art bahin geäußert^
baß biefe ©ntbeefungen in ihrer Anmenbung einen
Original frorn
PRINCETON UNIVERSITY
SRumnier 43
3> i e ^ o cB c
Seite 967
BRAUNSCHWEIGS SCHÖNHEITEN IM HOLZSCHNITT
Original fro-m
PRINCETON UNI VERSITY
DREI HOLZ¬
SCHNITTE
VON RUDOLF
NICOLAI
Links:
„Güldenstraße“
Rechts: „Dom“
*
Unten: „Alt-
stadtmarkl"
□ igitized fr.
Google
Seite 968
© i e ® oc& e
Stummer 43
oöüigen Wanbel ber Weltmirtfchaft gut Jolge haben
müßten.
Eine allgemeine Weltfonfereng mürbe über bie fdjmic*
rige Jrage entfdjeiben müffen, mie unb mo biefe fo
fdjarf in ben (Sang ber Statur eingreifenben Wittel ar-
beiten burften. ^Bisher mar jebod) non einer Einbe¬
rufung einer folgen konfereng nichts befannt.
^Bereits regten fid) Stimmen, bie Europa befcfyulbig-
ten, bas Wittel für fid) allein unb gut S>erfed)tung
imperialiftifdjer 3been bemalten gu motten. Stur bas
mar befannt gemorben, baß bie Analpfen unb bie ge¬
nauen 33efd)teibungen ber Verfahren an mol)lgefid)erten
unb oerfteeften Orten aufbemal)rt feien.
Am 33ismarcfbamm in Berlin ftanb Wellington Jo£
uor bem ‘ißalaft ber E. S. E. unb martete auf Seorg
Sfenbranbt. 3)ie öerbftfonnc ftanb fdjon tief unb oer-
golbetc bas rote Saub ber Straßenbäume, als ber Er-
martete enblid) aus bem Sebäubc trat.
„£>as I>at ja lange gebauert, Seorg!"
„Ol), entfdjulbige, Jo£. 'Aber bie Sißung mar oon
großer Wid)tigfeit."
„Sd)abet aud) nicht oiel! Es fiel mir, mäbrenb ich
T)ier martete, fo mand)crlei oon bem ein, mas fid) er¬
eignet b°t, feitbem ich bas Iefetcmai f)icr ftanb.
Ein fd)icfialsreid)cr Sommer! Unb oieles oon bem,
mas gefcbal), feitbem mir uns trennten, bleibt noch gu
ergäben . . . Wirb, menn id) es an meinem Stoff meffe,
lange Abenbe am kamin ber Jrau Waria füllen. 3d)
benfe, mir geben ben Weg git beiner Wohnung an
biefem fchönen $crbfttag gu Juß.
©enf bir nur, oorfjin erhielt id) bie Aadjridjt aus
Amerifa, baß cs bort immer nod) unter ber Afchc
glimmt. 3n ben Sübftaaten gibt es immer mieber 3 U “
fammenftöße gmifeben Sdjmargen unb Weißen. £>er Wi-
berftreit fdjeint nicht gut Anf)e fommen gu motten."
„Wirb nie gut Aul)e fommen!" marf Sfenbranbt ein.
„EMe kluft gmifdjen ben Staffen ift gu tief. keine S3rücfe
führt bariiber. Es banbelt fid) um ein fategorifdjes
Entmebcr — Ober. Einer muß meiden!"
„3)u baft redjt, Seorg. Aber bas ift leichter gefagt
als getan. Wan fann boeb nid)t bie fämtlid)en fchmar-
gen ^Bürger ber Union auf Schiffe ocrfrad)ten unb nadb
ihrer §eimat Afrifa guriicffd)iden."
„Natürlich nicht! Aber man muß bie S$eftrebungen
unterftiihen, bie fd)on lange unter ben Sdjmargen ber
Union im Sd)ioangc finb. ©ie fd)marge 3nteHigeng
finbet in ber neuen alten §eimat ein unenblid) oiel
reicheres S3ctätigungsfclb. 3d) bin aud) feft überzeugt,
baß bei bem immer ftärfer mcrbenbeit Staffenbcmußtfein
unb Stolg ber Sd)margen bie Jrage in biefem Sinne
gclöft merben mirb."
„hoffen mir, baß bu red)t bel)ältft! 3d) bin etmas
ffeptifd) unb möchte nicht bie Aotmenbigfeit oon ber
§anb meifen, ber Sache mit etmas §rucf nachgubelfcn."
„Allcrbings. £>ier mirb bie Sdjmierigfeit ber Jrage
eoibent. E)as Sdjicffal ber Jlorcnce $emep unb bes
jungen Discount Sombalc ift tragifd). 3)ie Stad)rid)t oon
bem £obc Aocril Sombale hat mich ticfberiil)rt. 3ch
fchäßte ihn fel)r. Aud) ber Seneral 5MUom betrauert in
il)m einen guten kameraben unb tüd)tigen Offigier. 0u
marft bei feinem £oöe gugegen?"
,,3d) fam leiber gu fpät. 3d) tonnte bem Wörbcr, bem
Sd)uft, bem Eameron nur nod) ein paar kugeln nad)=
fd)iden, oon benen eine aud) Sott fei 5>anf getroffen
bat."
„Wie? 0u erfchoffeft ihn?"
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„Sticht bireft. 3d) oermunbete ihn nur. Er lief mir
fort. Ungefähr eine Woche fpäter gab es eine Staggia
im Ebinefenoiertel, mo fid) oiele ber kompromittierten
oerfteeft bitten. 3)ort fanö man auch Eollin Eameron.
Er lag in ben Ießten 3ügen. £>ie an fich nicht töblidje,
aber fchledjt bebanbeite Wunbe führte fein Enbe herbei."
„Was mürbe aus ben 3)emeps?"
„Sie oergogen alsbalb aus Jrisco unb befinben ftch
feitbem ftänbig auf Steifen. 3)ie arme Jlorence ift nur
noch ein Schatten ihrer felbft. Stach bem tragifchen Enbe
Aoeril fiombales lag fie mochenlang auf ben Sob
banicbcr. Jür fc cn SBatcr mar biefe kranfheit in einer
^Begiebung fogar ein Vorteil. Wan ließ besmegen baoon
ab, ihm megen gemiffer konfpirationen ben ^3rogeß gu
machen. 3d) b Q ^ ÖU f $elens S3itten in biefem
Sinne febr bemüht . . ."
„Unb öa bu, alter ^reunb," ooUenbete Seorg 3fen*
branbt lad)enb, „neuerbings einiges in ben Staaten gu
bebeuten baft, ift bir bas natürlich glängenb gelungen."
„Spotte nur, alter Sunge!" lachte fjoj. „Sin ber
SBiege oon Sluguft SBilbelm fjuchs in S3erlin an ber
‘ißanfe mürbe allerbings nicht gefungen, mas aus
Slrd)ibalb SBellington mal merben fönnte. S)tein teurer
Scbmiegerpapa bebauert täglich, ^6 t<h iürf)t ^ cu
Staaten geboren bin. Sonft märe mir nach feiner
SJteinung ber ^räfibentenftubl fichcr."
£)ie fjreunbe hatten bas $eim Sfenbranbts erreicht,
©urch bas Sartentor fehritten fie ben SIbbang gum
$aufe empor. Unter bem Schotten bes fd)on leicht oer*
gilbenben fiaubes einer alten kaftanie faß Jrau SJtaria
im kreife ihrer Säfte.
^beabor SBittl)ufen . . . 5 ranc ^ Saroin . . . §elen
5oj, geb. Saroin. 3l>r Sepiauber fchallte ben Eintreten-
ben entgegen. 3et )t hatte $elen bie beiben erfpäbt.
Schnellfüßig eilte fie ihnen entgegen.
„Enblid) fommt ihr. Söir batten uns fo auf bie ge-
meinfamc kaffeeftunbe gefreut, unb je^t, mo fie oorüber
ift, fommt ihr erft. 3)aran bift bu ficher fchulb."
Unb bann faßen alle gufammen um ben runben 3:ifcb
im Sdjatten bes alten ^Baumes. Wellington Joj hatte
neben feinem Sd)toiegeroater ^lag genommen.
Sein lebhafter SJlunb mar eine geraume 3^tt faft auf-
fällig oerftummt. S3iechanifch rührte er in feiner $af[c
unb oergaß bas Printen. Enblid) ergriff er fie unb tranf
fie mit einem 3ugc leer.
„A propos, teuerfter 3)lr. Saroin, märe 3hacn mit
einer guten ^afition gebient?"
E)er SJtiHiarbär fab ihn erftaunt an. Seine bufdjigen
Siugenbrauen hoben fid) faft bis gu feinen £aarmurgeln.
Seine Slugcn ruhten fragenb auf ben oollfommen ern-
ften 3ügen feines Sd)miegerfohnes.
„§m! . . . hm! Wie meinen Sie, lieber Wellington?"
„Ob 3hncn mit einer guten Sßofition gebient märe?"
3eßt oerrict Saroin bas leife 3ncfen um Wellingtons
Sippen ben Sd)alf, ber hinter ber Jrage fteefte, unb er
beeilte fid), barauf eingugehen.
„0as märe? . . . SItr. Joj! ... es ift gmar fd)on
lange her, baß i^ eine ^Option ... Sic meinen hoch
mobl eine Aufteilung bei irgenb jemanb . . . bcfleibet
habe. Aad) einer breißigjährigen felbftänbigen Sefdjäfts*
führung mürbe mir bas nicht fo leicht fallen . . .
Sang abgefehen oon ber Jrage bes Salärs... mürbe
bie sperfon meines Ebefs für bie Jragc oon ausfchlag*
gebenber Sebeutung fein."
Wit unterbriieftem £ad)cn folgten bie anberen bem
Wortgefed)! ber beiben.
Original from
PRIiNCETON UNfVERSITY
SJlummer 43
© I c 35 o cf> e
*§m!" machte Wellington So£ unb blies einen fcfjön*
geformten Vaud)ring oon fid). „Sie treffen ben Sßunft
nicht gan$, Vir. ©aroin. 3I)rc (Stellung mürbe meniger
bie eines Vngeftellten als bie eines Partners fein. Ser
©h^f märe idj!"
Vir. ©aroin beugte ftch cor unb machte S°S eine
Verbeugung.
dürfte id) ben §errn <Xf>ef nad) feinen Vebingungen
fragen?"
„Vebingungen, Vir. ©aroin, trifft mieber nicht gan$
bas Vidjtige. 3d) fef>e, meine Jrage mar nicht ganj
präzis. Sie Sad>e ift einfach bie, id> habe ein gutes
unb großes ©efdjäft cor unb fudje ba$u einen fapital*
fräftigen Partner."
„Sehr mol)l!" fagte Srands ©aroin. „Unb 6 ie mollen
mir bie ©hre ermeifen, mich 31 t Syrern Partner 3 U
nehmen?"
„©oentuell, Vir. darein."
„©oentuell?" echote es aus ©aroins Vhmbe.
„3a! Sas heißt nämlid}, idj f>raud)e aiemltdj ciel
Kapital . . . unb ba idj über 3f)rc Vcrmögcnsoert)ält=
niffe nid)t genau unterrichtet bin, fo hängt es bacon ab,
ob 6 ie in ber ßage finb, bas nötige Kapital einau*
fließen."
„Sntereffant!... §öchft intcrcffant!" flüfterte ©aroin.
„Sie machen mich gefpannt ... ein ©cfdjäft ... bei
bem bas Kapital oon grands (darein nid>t ausreidjen
fönnte ... munberooll... f>öd)ft intereffant, Vir. JJoj ...
Um mas hantelt es fid)? Vitte, reben 6 iel"
Wellington 5°S fah einen Vugenblid einem feiner
funftcoll gcblafcnen Vaud)ringe nad>
„(Es hanbelt fid) ... fagen mir mal . . . barum, einen
(Erbteil $u faufenl"
©aroin fuhr mit einem fo Jomifdjctt Vusbrucf bes
Staunens in feinen Seffcl jurücf, baß alles f)eH auf*
lachte.
„Vidjt möglidj, Vir. 3^re 3bee ift großartig!
Unb ba id) meiß, baß Sie fid) mit Stlcinigfeiten nid)t ab*
geben, ccrmute id), baß es ber größte fein mirb . . .
alfo Vften?"
„Vidjt bod), Vir. Sa rein! Sie certennen meine Ve*
f(^eibent)eit. 3 $ meine ben
fleinften.“
„Vuftralien ?... Vteines Wiff ens
gehört ^luftralien öent auftralifdjen
mi*
„ 3 hre $ ra 9 c trifft mieber nidjt
ganj bas Völlige. Vir. ©aroin.
©emtß! Ser auftralifefje (Erbteil
gehört bem auftralifdjen Volt.
3Iber ber größte Seil gehört ihm
ebenfo, mie ifjm bie ßuft bariiber
gehört. (Es hat ihn unb hat ihn
bod) nidjt. 3 nfofem nätnlidj, als
ber größte Seil bacon Wiifte unb
für tnenfdjlidje Sieblungcn un=
geeignet ift."
„3If)l* ©aroin legte ben Singer
an feine Vafe unb faf) Sog be a
munbernb an.
„All right, Vir. So£! Someit
ftimmt 3 ßt Staltüf. 3 dj bin ge»
jpannt auf bas Vähere."
„©ut. Vir. ©aroin l 3cfjmerbe
Shnen meinen ‘plan in aller S^ürjc
ausetnanberfeßen. Sie mtffen,
Digitized by Gouöle
baß oon ben oierhunberttaufenb Quabratmeilen Sluftraliens
3 meil)unberttaufenb ganj Wüfte unb h u nbcrttaufenb
nur fnappes Weibelanb — in biirren 3al)ren aud) ganj
unfruchtbar ftrrb.
Ser O^ean bringt oon allen Setten Vegcn f)mm.
Vber bie Vanbgebirge, bie ben ©rbteil faft mie ein ge*
fdjloffener Strana umgeben, laffen bie mafferfjaltigen
Winbe nicht ins 3 nnere bes ßattbes corbringen. 9 ln
ben ^ußenhängen ein Überfluß oon Vegen, in ber
Vtefenmantte amifchett ben ©ebirgen emige Srodenheit.
^Sie^S^ge ber Vefieblung hnngt bacon ab, ob ftch
bie Viebcrfchläge im ßanbesinnern in genügenber Weife
fteigern laffen. Siefe Srnge bürfte burd) bie $lnmefen*
heit unfercs oerehrten £ausiherrn ihre Vntmort finben.
©r mürbe in unferetn ©efcßäft als ftifler Seil^abcr tätig
fein, ©r mürbe ben ©eift einfd)ießen. Seines Veitrittes
l>abe id) mich bereits oerfichert. Wie benfen Sie nun
über 3h** Vottnerfd)aft, oerehrtefter Vir. ©aroin?"
©aroin faß ftarr. Sie ©rößc bes planes oon Welling¬
ton Sb£ frf)icn ihn 3 U iibermältigen. Sann fam es
enblich oon feinen Sippen.
„Vir. ftos, $elen ift mein 3cuge, baß ich ®ie ftets
für einen ber flügften unb tiidjtigften Äöpfe ber Staaten
gehalten ha&e* Sie mir jeßt oorfchlagen, bringt
meine öochachtung an bie äußerfte ©ren#e.
Sa Vir. Sfenbranbt h^r ftßt unb gegen 3h^^ im
erften Vugenblid fo phantaftifd) tlingenben Vläne feinen
Wiberfpruch erhebt, fage icf): Sopp, Wellington!
©s mirb ein ©efd)äft merben. ©in großes ... ein
fntartes ©ef^äft. WaUftreet mirb ftch neibifd) um bie
Vcfte raufen. Vkts fagen Sie ju meinem Sdfmiegerfohn,
Vir. 3frn;branbt? War cs nicht ber gliicflichfte ©riff,
ben ich i* in» meinem ßeben getan habe?"
„Vber Vir. ©aroin . . ." Wellington So£ hab ben
Singer, „©ine Vebingung ift babei. Sie Siebler müffen
rein meißer Vaffe fein!"
©in leichter 3 U 9 non Verlegenheit hufdjte über ©ar»
eins ©efuht.
„Selbftoerftänbtich!" beeilte er ftd^ bann 3 U fagen.
„Vber mirb audf) geniigenb Vlaterial ba fein? ©s ge*
hören oiele VtiHionen oon Sieblern ba^u, um bas Veu*
lanb 31 t befeßen. Sie ©. S. ©.
3 icht alles nach Vften. 3 eßt,
nad)bent bie gelbe ©cfahr be-
fchmoren, mirb ber Srattg nad)
Often ungeheuer merben."
©eorg 3 fenbranbt, ber bis*
her fd)toeigenö unb Iäd)elnb
augehört h a ttc, nahm jeßt bas
Wort:
„3h^e Veforgnis ift unbe*
griinbet, Vir. ©aroin. Sie
mirtfcfjaftliche ©ntmidlung mirb
auf ©ruttb ber neuen ©ntbedungen
einen berartigen ßauf nehmen,
baß ©uropa einen bebeutenben
Veoölfenntgsüberfchuß abgeb^n
fann. Wir müffen in Surfeftan
oiel Veutanb für bie Vad)fomtnen
uttferer Siebler in Vefcroc hal=
ten, Vuftralicn als meiteres Sieb=
luttgslanb ift uns ermimfd)t,
muß uns miilfonttnen fein, ©s
foll ber Sungbrunnen ber metßen
Vaffe für bie ßufunft ber Welt
merben." © n b e!
Original from
PRIINCETON UNiVERSiTY S
Spät am 31 B e n &
Von Öcfnrfth £e{4.
3n Der £ampc £tchtfref4 etngefangen,
Sftje ich 3U fpäter QlbenDftunDe.
Vor mir liegt cfn Vudj - Doch Öle ©ebonfen,
Va id) lefen toflf, enteilen, f<hn?anfen
Wie Die Breiten ©Ratten in Der CRunDe.
£ängft ift meine pfeife au^gegangen.
UeBer meinem ©cbrefbtifd) quirlt ein VanD
Tlocß oon Sabafä&unft, Der fcf>on erfaltet.
©cfmuernD an Die ©eele greift Da4 ©chtoeigen.
©eitfam ift'4, ai^ ob id) umgeftaitet
Wäre, fremD mir felbft, a(3 ob Die £)anD,
VlätternD in Dem Vucf), toär' nic^t mein eigen.
^EropfelnD Durch Die ©tilfe här' ich h<* mmern
Weiner alten Uhr ©efunDenfchlag.
3lu4 Den ©chränfen fommt ein Änarren h^r
Wie ein leifer ©chritt flingt'^, fcheu unD ^ag.
WechfelnD jiehen träume auf — unD fchtoer
faucht Der Äopf in Dunfel*trübe4 Vämmern.
'Seite 970
© i e 3B o cfc e
9iummet 43
JTeuretc^ tm S'tlm * 23 on ®mtl 3 anntng£
. Mit sieben photograühischen Aufnahmen
ßfs ift l)eute für mid) eine ausgemacfjte $at-
^ fad)e, bafc jeber gilm, aud) ber t)iftorifd)e,
aus unferer 3 C ^ I)eraustoad)fen mu§. Saturn
ift es tm ^rin^ip eine uiel bantbarcrc Aufgabe,
Sqpeti ber Obegemnart au oerförpem als etwa
einen englifdjen Völlig ober einen römifd)en
3ntperatpr. 3)amit foÜ nid)t gefagt fein, ba&
ettoa ber ‘Dtcro, beit icf) im 9iaf)tncn bcs Quo
vadis-ftilms augctiblidlid) in 9iom für ben gilnt
neu fdjaffe, fiinftlerifd) weniger intereffant ober
weniger ergiebig ift als bie gigur bes 6.3.9ftupp,
Familie Neureich. Sie: Lyda Potechina; „Der Stolz des Hauses“:
Lee Parry; Er: Werner Krauss
Oben : Emil Jannings, der Verfasser unseres Artikels, als S. J. Ropp
Links : Lee Parry als Fräulein Neureich
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Original from
PRiNCETON UNIVERSITY
Stummer 43
©ieQß o d) e
Seite 971
Neureich „regiert“
Rechts: Abendessen
bei Neureichs (Regie
Richard Eichberg)
ber im SDtittelpunft
meiner lebten beutfrfjen
Arbeit ftel)t Cs ift bie
C&eftalt bes £>crrn Aeu-
reich, jenes ftjmpathifd)--
unfrjmpntf)ifd)en 3cit=
gen offen, bent man auf
Schritt unb Zntt nid)t
nur bei uns, fonbcrn
in, allen Säubern begeg¬
net, eine ftigur, bie nad)
bem gilm fchrie, bie ins
SUno gehörte eben aus
bem (Srunbc, tücil aud)
bas 5ilmfd)aufpiel Spie-
gelbilb ber Segenmart
fein tnu§.
AlsmirAubofphStratj
mit ber 3&ce tarn, einen
biefer Cmportömmlingc
bargufteüeu,bic ba glaii-
bcn, burd) (Selb alles
gu erreidjeit, mar id) bc-
geiftert, nicht nur, meit
id) barftcllerifd)e Aiög-
Iichfciten fah, fonbcrn
roeil cs mir mcfentlid)
erfdjien, an einem prat-
tifchen SeifpicI gu cr-
meifen, baft biefe An¬
häufung bes SJtammons
buid) Soujunttur unb
gufall nie innere Bc-
Original from
PRINCETON UNIVERSITY
friebigung geroäh¬
ren fann. 3)iefe
Aeureidjs finb tra-
gif che unb fo-
mifche giguren gu»
gleich. Sie halten
ficf) für §errfcher
einer größeren ober
Heineren A3clt unb
mad)en ficf) hoch in
bcn Augen ber toirf-
lieh Reichen fo
Iäd)erlid), ba§ fie es
felbft nid)t merfen.
Cs ift eine fou»
oeräne ^ornif, bie
oon §errn Aeureid?
ausftrahlt, roenn er
gmar beit grö&ten
s Babefd)toamm bc=
fijjt, aber nicht meiß,
mas er bantit an¬
fangen foü. Cs ift
tragitomifd), roenn
er fo bafi^t mit ber
bidften unb feinftcn
gmoanna ber 2ßelt,
ohne gu inerten,
bah man ihm fd)on
anfteht, bafc er oon
bem ©ettufj, ber
bem Kenner biefes
foftbare Slraut fo
mertooUmad)t,auch
nicht einen Ieifeit
§aud) oerfpiirt.
Digitized fr
Coo<
SifßSi
tsamR
Herrn Neureichs Ahnenbild (Werner Krauss)
Rechtsi Frl. Neureich, die Weltdame (LeeParry)
^efte 972
Kummer 43
©icllcid)t, fo bad)te id) mir, mirb §crr Weureid)
fd)ou befd)cibencr, menit er im 5 ilm crfdjredcnb
ernennt, iuic fomifd) es ift, mentt er ftd) überall
breit macht. ©aß er t)iclleid)t einfteht, baß bie
<pöhc bes ©anffoittos allein nod) fein Wed)t gibt,
(Id) gleid)bcrcd)tigt neben ben feinfultioierten, aber
mcitig befihenben Wlitteleuropäcr 51 t [teilen. ©od)
bie 3 citfatire allein mad)t nod) nid)t ben großen
gilm. © 3 it mußten ben öct in jebem
„Weltreich*' tlafft, bitref) ein tragifchcs ©efd)icf,
roenn man fo fagen barf, beutlidjer berocifen.
©as gefchaf) baburch, baß mit biefen SWann, ber
ftd) allmächtig bünft, ohnmächtig machen, mo bie
©3irfung bes (Selbes aufhört unb bie (Sprache ber
Seelen beginnt.
£err Neureich miU ftd) eine ©raut laufen, mie
er ftch $äufcr, gabrifen, ©rillanten unb ©iicher
lauft. Wber er ncrliert ben Soljn unb bie ©raut;
er ocrlicrt batnit and) ben äußeren fpalt. (Sr
erfennt, baß (Selb nur bann glüdlid) macht,
menn man auch ocrftel)t, es ju gebrauchen, ©er
©usllang bes gilms miU ben Weltreichs unferer
©age ein SWahner fein. (Er miU nachmeifen, mie
eine ©erföhnung jmifchcti ben Kulturträgern bes
©otfriegs unb bent Weid)tum unferer ©age h^’
beigeführt mcrbett fann. Wicht etma nach ben
^Prinzipiell einer politifchcn©$cItauffaffung,fonbern
rein meufd)lid), ittbem man nämlich auf taftoolle,
oontehme ©Seife bie ftü^t, bencit jet^t bös mit=
gcfpielt mirb, meil fic oertrauten auf große unb
herrliche 3 bcale. ©er junge Weureich ift in meinem
gütn bereits ©räger biefer 3 &ec, meil mir glauben,
baß, mie fchon fo manchmal, bie Sugenb auch in
biefem gall flarer unb beffer fteht als bie Wlten.
©as, mas mich an ber gigur bes S. 3. Wupp
reifte, mar nicht ber Weureich aus ber luftigen
ßdc, nicht bie Wtöglid)feit bes biüigcn ©Sitzes auf
eine unoermeibliche, mie id) fchon eingangs fagte,
fpmpathifch^unfpmpathifchc gigur; cs mar bas
©erlangen, bie ©ragöbie eines 3 e itQ cuo ff cn /
bemußte unb unbemußte, flar gu geftaltcn.
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Original fra-m
PRINCETON UNiVERSITY
Kummer 43
® t « o * t
Seite 973
3m Ä a m p f gegen b t e 6 m ö r o ^ e t
33on ©r. Äurt J3mmei, ©treftor bc# 3oo(ogffcf)en ©artend ftranffurt a. OT.
ine SDlitliarbe ©olbmarf minbeftens geht nach faebfunbigen
geftftedungen alliäf)rlid^ bem beutfeben Bationaleinfommen
burd) bie uertjeerenbe Täiigfeit ber tierifeben unb pflanalicben
Scf)äblmge an ben ©ütern bes täglichen Bebarfs ocrloren, bie
gefpart merben fönnteit, menn eine planmägige — auch oorbeu-
genbe Befämpfmtg biefec fürchterlichen geinbe bes Blenfcben
in allen teilen bes ßanbes fonfequent burebgefübrt mürbe.
Baoon finbmir Ieiber inBeutfcblanb trog ber fegensreiefjen Tätig«
feit bes ^ßflanaen-
febugbienftes ber
biologifcben
Beicbsanftalt noch
meit entfernt. Mfl
man bafjin ge¬
langen, fo mug
bie Kenntnis ber
mtcf)tigften Scbäb»
Iinge unb bie ©r-
fenntnis berBot-
menbigfeit ihrer
Betämpfung (Ge¬
meingut bes Gol¬
fes merben. Um
bie erforberlicbe
Auftlärunq in
meitefte Stiebten
tragen $u helfen,
haben mir in
granffurt ^um
erftenmalbenBer-
fueb unternom¬
men, ben 3oo*
Iogifcben (Garten bafür nugbar au machen, unb glauben, bantit
einen üBeg gezeigt au haben, bag bie beliebten, bureb bie gegen«
märtigen 3eitoerbäItniffe leiber au febmer in ihrer Stiften* be-
brohlen Tiergärten — neben ihren miffenfd)aftlicben unb oolfs-
bilbenben Aufgaben — auch oolfsmirtfcbaftlicb mistige Arbeit
bureb W*9* ber angemanbten Biologie au Ieiften oermögen.
Ber praftifebe ©rfolg bes erften Arbeitsjahres unferer „Abteilung
für Scbäblingsfunbe" übertraf ade (Ermattungen. Biele Taufenbe
befuebten bie ftänbige Ausftellung unb holten ficb foftenlofen Bat
in ben täglichen Sprecbftunben bes Abteilungsleiters. Unter-
ricbtsanftalten aller Art mürben bureb bie Schau geführt,
fiehrgänge unb Borträge mürben abgehalten unb erfreuten
fleh beften 3ufprucbs. $i* neue Abteilung ift bem 3nfetten-
baufe bes ©artens — bem aeitlidf) erften Beutfcblanbs —
angegliebert
Bie foftenlos augänglid^e Bauerausftellung oeranfebauliebt
in befonberen Abteilungen bie miebtigften tierifeben unb pflana«
Iicben Scbäblinge
ber Borräte, bes
gelbes, bes ©e-
müfes,bcsObftes,
besBSeinbaus unb
bes gorftes nnb
ferner bluifau«
genbe unb frank
beitübertragenöe
Sdjmaroger, ihre
©ntm'dlung, ihre
üebensmeife unb
bie mirffamfte Art
ihrerBefämpfung.
Someit als möglich
mirb ber Sdf)äb»
Iing lebenb in bio-
logifcb eingerich¬
teten Behältern
gegeigt. SeineSnt.
micflungsftabien
merben bureb
gute Präparate
oeranfebauliebt.
Berbeutlicbt mirb bie Betrachtung ber meift fleinen Organismen
bureb gute Bemonftrationstafeln, bie ben betreffenben Schäbiger
in fehr ftarfer Bergrögerung a*t 9 ™. $amit bem Befdjauer
bemugt mirb, bag man geh 9 * 9 ™ biefe geinbe febügen fann,
bag es mirffame, auoprobierte Büttel bagegen gibt unb mo
fie h^trgefteüt merben, finb biefe gleich babei in Scbaugläfern
unb Originalpacfungeit gemeinfam mit ben eo. au ihrer An-
roenbung nötigen Apparaten ausgefteüt. — A3er bie Scbäb¬
lingsfunbe förbert, hilft mit bas Baterlanb mieberaufbauen.
Das Innere des Insektenhauses im Frankfurter Zoologischen Garten mit der neuen
Abteilung für Schädlingskunde
Ein Blick auf die Wand mit den blutsaugenden und Krankheiten übertragenden Schmarotzern des Menschen
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PRINCETON UNIVERSITÄT
Geitf 974
© i e OB o <$ e
Kummer 4.1
Mieterversammlung in der Waschküche: Die Portierfrau hat das Wort
as aJlictcn unb Vermieten
ift offenbar eine rein
menfcf)lid)e ©inridjtung. 3e=
benfaUs ift bis jetjt nod) nicht
toiffenfd)aftlid) ertoiefen, baß
etroa Riffen ©todroerfe oon
‘Jlffenbrotbüuinen an anbere
Kliffen oermieten, ober baß
folcfje mietenben Riffen ftd)
gar gu ‘ülffenräten gufammcn-
fdjließen.
^Illerbings fjat ftd) }a bie
SDtenfdjfjeit aus bem fröhlichen
unb tinblidjen ©ierfjeits-
guftattb in oerfdjiebeiten 3tid)=
tungen falfd) über biefen hin-
ausentroidelt. "Jlbgcfefen ba=
oon, baß ftd) bie 9Jienfd)en
im ©egenfaß gu ben Slffen,
bie frieblid) in gerben auf
Halmen fpielen, feit Urgciten
totfcfjlagen, verfallen bie 3J!cn=
fdjcn außerbem in SOiieter unb
9Sermieter. ©s ift ferner gu
bemerten, baß bie Unter»
ßaltung, bie in ben oon Stier»
ßänbem betooßnten aiffcn»
häufern gu pren ift, neuer»
bings anfängt, oon beftimm»
ten Unterhaltungen, bie in
3)ienfd)enf)äufern ftattfinben,
übertroffen gu merben. ©iefe
Unterhaltungen toetben oon
beftimmten Streifen geführt,
©iefe Streife heißen mit einem
gefeßlidjen Slusbtud SDtieter-
rate.
<£s ift gang !Iar, baß für
bie £>austoirte, bie in biefen
fd)önen 3 e 'ten ratlos ftub,
Stat gefdjaffen roerben mußte,
©eshalb fdjuf man eben ben
SJticterrat. ©en 2Jtieterrat,
bet fich nach neuerem brauch
in beut freunblidjen 9laum
ber 3Bafchtüd)e gu oerfam»
,Mit den Lappen soll ick noch uffwischen? Det is
ja det reene Spitzentuch!“
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Original frorn
PRINCETON UN1VERS1TY
Kummer 43
t* <ro o
'Sette 975
mellt pflegt. £>ier oerfammelt fxef)
ber heutige Sülenfcf), ber Bieter ift.
Bieter fein ift ^cut ein $3eruf.
(£5 ift fd)on beinahe ein £aupt=
benif. ©er SOtietcr t)at oor allem
bie Aufgabe, bem £>ausmirt fein
öaus in Orbnung 311 halten! ©aß
cs nicht jufammenfäHt ober ge=
ftoglen roirbl ©enn neuerbings
ftieglt man Raufer. Suerft bie
tpausllingel, bann bie ©reppen*
läufer, bie ©liihbirnen, bie ©ür-
tlinfen. hierauf bie §austür=
feheiben, bie ©reppengeläitber nnb
SJteffingftangen ber ©reppenläufer,
^öleiroljre unb ßeitungsfabel, (£>ar=
tentiiren unb SBrunnenfdjmengel,
wenn es möglich ift, audj bie ©ad)=
pappe ober ©adföiegel.
Dilles biefes ift natürlich in hohem
SRaße geeignet, bie fo angenehmen
^Beziehungen zwifdjen £>ausmirt unb
Bietern itod) anzieheitber %u ge=
ftalten. ©ie ^Beratungen über (Er*
faß unb <Bermeibung foldjer Sd)ä=
ben bürfeit bei feinem orbentlidjen
SLRieterrat fehlen, ^luch bie ftragc.
Bestrafte Selbsthilfe. — Links : Deutschlands Symbol
mann unb mieoiel unb bei mem bie Kohle
für bie 3 cn ^ a ^ c ^ un 9 8 U befteHen ift, unb ob
biefe nid)t burch Ofenfeuerung z u erfeßen fei,
ift geeignet, bie ^Beziehungen zwifdjen &en
gliebern bes Süfictcrrats märmer z u gcftalten,
mas ja mit s Dtiidfid)t auf bie titriere Jahreszeit,
für bie babei geforgt merben foll, nur lebhaft
Zit begrüßen ift.
©ic freie 3°it bie zwifchen & en ^ticteroer*
fammlungett übrig ift, füllt ber forglidje Bieter
aus mit ben rccf)ncrifd)cn ^erglcit^ungeii ber
3Jtietsbcrcd)uuugen bes Jpausmirts mit ben ein*
fad)eit unb Haren SBeftimtnungen bes SReichsntieten*
gefeßes.
lieber jongliert ber Bieter folangc unb fooiel
mit Nullen, bis er fd)licßiid) einfieht, baß er
felber eine ftull ift. ©ie 3eit, bie ihm nun nod)
übrig bleibt, oermenbet ein guter Bieter auf
Heine ^lusbeffcruugen ber ihm fozufageu gefd)euf=
ten Wohnung. (Er tapeziert bie Simmcr, fpielt
Kammerjäger, ftreicht ftitßböben, littet fjeufter*
fcheibcu, ober er mifd)t bie ©reppett auf, falls ber
portier fid) auf bas Peinlichfeitsbebürfnis Der
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Original frorri
PRINCETON UNIVERSITY
© i c Qö ocbc
Seite 976
Stummer 43
SJtuder ausreidjenb glaubt
oerlaffen $u fönnen. Sr
macf)t fid) eben fo nütj»
lief), tote es einem SJtie»
ter, ber fd)lief$lid) für
feine foftbare Söofjnung
nur Stullen bezopft, $u»
fomrnt. Söefonbers er*
toünfdjt ift aud) bas
Sluflegen oon ©urnrni»
fcfjciben am Stücken»
toafferfjafjn. hierbei emp¬
fiehlt fid), oorper bett
§auptf)af)n abjuftellen,
toeil fonft betn Unter»
inieter bas SBaffer burd)
bie ©ede läuft. Unb bas
fjat meiftens fepr unati=
genehme fjolgett: erftens
bereitet man feinen Iie»
ben SOtitbetoohnern eine
peinliche Ueberrafdjung,
unb jtoeitens foftet es
heutigen ©ages aHerpanb
Selb
Söenn alles bas er»
lebigt ift, ift toieber bie
3 eit für einen neuen
SJtieterrat ober eine neue
SJtietsabredjnung. Selbft»
♦ oerftänblid) toirb ein
orbentlidjer SDtieter jtoi*
fdjenburd) aud) nod) bie
paar Stunben erübrigen,
in benen er bie lumpige
SDtiete oerbient, bie er für
feine ljocf)f)errfdöaftlid)en
Staunte fcfjanbenljalbet in
enbtofen 3roifcf)enräumen
&u jafjlen hat. SBas nod)
fehlt, toirb ein oernünf*
tiger SJtieterrat aufbrin»
gen, inbetn er einfad) bie
Treppenbeleuchtung fpart
unb bas §aus nacfjmit»
tags um oier Uhr fd)liefjt.
SBenn bas alles nod)
nicht ausreidjt, ben §aus*
toirt abjuljalten, fein
§aus gu oerfcfjenlen,
bleibt als letztes SJtittel:
für jebcs ^Betreten bes
Kaufes oon ben Bietern
unb ihren S3efucf)em ein*
fad) (Entree ju ergeben * •.!
(Schluß des redaktionellen Teils)
dÖzei dVege,
Jökren durch C ri - \Shonota -
ÖThgel oder ifiiano ZLum
Genuss und^ur Selbst*
auSubung des -kfavierSpiels
in höchster IdolIcn düng
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LUDWIG HUPFELD A.-G.
BÖHLITZ- EHRENBERG bei LEIPZIG
BERLIN . HAMBURG . LEIPZIG . DRESDEN
KÖLN . WIEN • AMSTERDAM - BARCELONA
Original from
PRIINCETON UNIVERSITY
tot*
21 um tuet %%
^erlitt, öett 5. ilottcmbet 1923 25* 3abrgang
iastii
£Me ßröffnung beS beuffd>en 3\unbfunf$
25on (Staat eff efretdr ©r. #an$ ©rebotp
CYfls es fid) nad) bem Kriege barum banbeite, ben ^ele=
4k grapl)en= unb ^Jcrrtfprecf)betricb auf ben ftricbcns*
»crfd)r umstellen, ergab fid) bie Tatfacße, baß bie t>or=
hanbenen Betriebsmittel ben fid) plößlid) fteigernben
Bertehrsanforberungcn nid)t gemad)fcn mären. S)ie
Telegrapbenoermaltung hatte mährenb bes Krieges alle
entbehrlichen Apparate unb SBauftoffe bem £>eer 3 ur Ber*
fiigung geftellt, unb ber größte Teil bes Materials ging
ieiber mährenb bes überwürzten Bücfzugcs oerloren ober
mar nad) ber Bnfunft in ©eutfchlanb unnachmeisbar
gemorben. (Es tarn tjin^u, baß bie ortsfeften tedjnifdjcn
(Einrid)tungcn not allem im 5ernfpred)bienft mährenb
bes Krieges megen ^erfonalmangels nicht orbnungs*
mäßig inftanb gehalten ober erneuert roerben tonnten.
T)ie Telcgrapbenoermaltung faf) fid) bafyer nad) ber
Staatsunimälzung einer um fo fd)mierigeren Sage gegen*
über, als bie Umfteüung auf ben 5 r i c & cn5 betrieb mit
einer nicht oorf)ergefebenen Befd)leunigung erfolgen
mußte. Staflu maren bie Überfcefabel uns genommen, bie
curopäifd)en Bcrbinbungen meift unterbrochen, bie
innerbeutfehen Telegraphen- unb frernfpredjlinien bau*
fällig unb ftart überlaftet. So mußten neben einer be*
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jcßleunigten BMeberinbetriebfeßung ber früheren Ber»
febrsroege ber beutfd)en ©irtfd)aft zugleid) neue SBege
erfd)Ioffen merben, auf benen fie ihre burch befonbere
politifd)e unb mirtfdjaftliche Sage gefteigerten Bertehrs*
bebürfniffe befriebigen tonnte.
$iir bie Buslanbsoerbinbungen befonbers mit Überfee
tonnte fchneller (Erfaß nur burd) ftunftclegraphie ge«
id)affen merben. T)ic in biefer Bid)tung eingefchlagenen
Bemühungen führten feßon 1919 zur Snbicnftftellung
ber gunfoerbinbung mit ben Bereinigten Staaten unb
fpäter mit (Englanb, §ol!anb, Spanien, Stalien, 3ugo=
flamien, Ungarn, Rumänien, Bußlanb, (Eftlanb, ßettlanb
unb Sd)meben. hiermit mar bie Oörunblage zu einem
fcßnell unb 3Uoerläfftg arbeitenben BMrtfdjaftsbienft
gelegt. (Es lag nahe, zu unterjud)en, ob bas ftunfmcien
auch für ben innerbeutfehen Berfehr eine (Entlaftung
bringen tonnte, unb es mürbe bal)er zumidjft oerfueßs*
rocife ein Suuflinienoerfehr eingerichtet. 3)as Beß um*
faßte 16 Scnbecmpfangftcllcn zum Btechfeloerfehr unb
baneben ctma 80 Orte mit reinen (EmpfangfteUen, bie
oon ber Senbeftelle ftönigsmufterf)aufen aus mirtfcf>aft=
liehe Bachricßten gleicßlautenben Snßalts entgegen*
Original frarn
PRIINCETON UNIVERSITY
Geil* 978
0 i « OB o cb e
Stummer 4 t
nahmen. 0er fiinienfunfoerfefjr flieg oon 500 000 Tele¬
grammen im 3 ai)re 1919 auf etma bas Gedjsfacße tm
3 aßre 1922 unb mürbe tm Saituar o. 3 - burd) ein
befottberes Verfahren 3 U 111 Vlißfunfbicnft ausgebaut, ber
ben Verfeßr feßt halb um bas SBieifacfje fteigerte.
Tte eigenartige VMrtfcßaftelage Teutfcßlanbs forberte
Verfehrsmögltcßfeiten, mit bereit £>ilfe fd)nellftes Ttspo-
nieren möglid) mar* Tas Sleidjspoftmintfterium ging
Deshalb fd)ott 1919 mit Unterftüßung ber 3ubuftric
Daran, bie bral)tIofc Telcpßonte befcf)Ieunigt fort^uent*
toicfeln, unb richtete, fobalb bie Vetriebsficßerhett gemäßr-
Ieiftet mar, mit ber (Eilbienftgefelljchaft, bic es über¬
nommen l)attc, bie VuslanDsnacßricßten 311 befd)affen unb
in Teutfcßlanb 31 t oerbreiten, einen VMrtfcßafts=Vunb=
fprueßbienft ein.
3eber ©ejicher erhielt bic Vtöglidjfeit, bie (Empfangs¬
einrichtung in feinen Gejcßäftsräumen auf^uftellen unb
jo bic gemünfd)ten ^aeßrießten unmittelbar oom (Eil-
bienft aufounct)men. Tiefer Tienft hat es oerflanben,
fid) in ftänbig fteigenbem SOtaße in Teutjd)lanb ein^u-
führen, unb ift in^mifd^en aud) auf eine SReiße europäifd)cr
Räuber ausgebehnt morben.
Tic Teilnehmer an biefem Tienft hatten nun un¬
mittelbar nad) (Empfang ber 9tad)rid)ten nteiftens bas
Vebiirfnis, auf fcßnellftem V>ege Verfügungen brtngenb-
fter Statur 311 treffen. .Tas mürbe ermöglicht burd) ben
jd)ott ermähnten, im 3amtar 1923 >v eingerid)teten Vlit^
funloerfeßr, ber in^mifchen auf etma 300 Orte ausgebehnt
morben ift unb mit fold)er Gefdjmiitbigfeit arbeitet, baf$
bie fiauf^eit eines Telegramms oon ber Vbfenbung bis
3 utn Bufpredjen an ben (Empfänger nur etma 10—15
Vtinuten beträgt Tiefe beiben Tienfte — V>irtjd)afts-
Slunbfprud) unb Vlißfunf — greifen eng ineinanber
unb ergänzen ftch in mertoollfter SBeife.
3 eßt ift ber 3 eitpunft gefontmen, bas fjunfmejen aud)
in Teutfd)lanb für Unterhaltung^mecfe 311 erfcßließen.
Tie öffcntlid)feit l)at ftd) Darüber gemunbert, mesßalb
man in Teutfd)Ianb mit einer gemiffen Vorfi d)t an biefc
neue Aufgabe herangetreten ift. Tas hängt bamit 311 -
jainmen, baß infolge ber (Eigenart bes fjunfmefens neue
(£inrid)tungen leid)t bie oorhanbenen ftarf beeinträd)tigen
unb bie ftörungsfreie Vbmtcflung eines umfangreichen
jyunfoerfeßrs bal)er organifatorifd) mic auch ted)nifd) oiel
fd)mieriger ift, als man felbft in Tedjniferfrcifen an¬
nimmt. Tic bereits oorhanbenen gunfoerbinbuitgen
bringen (Einnahmen für bas
9leicß, bie felbft bei bett
heutigen 3 a ^enbegriffcn eine
Stolle fpielett, unb bie Tele=
graphenocrmaltung barf bei
ber heutigen ftinai^Iage
felbftoerftänblich feinen neuen
Tienft ^ulaffen, mettn nicht
oon oornherein feftfteht, baß
er (Einnahmen für bas. Steid)
bringt, 311111 minbeften aber bie
bisherigen (Einnahmen nicht
fcßmälert. Tiefe Vorbebin»
gungeit mareit 311 erfüllen, be^
oor man barait gehen foitnte,
bie braßtlofe Telephotiie and)
in ben Tienft ber Volts*
bcleßrung unb »Unterhaltung
3 U ftellen. 3 n aitberen ßätibern,
3 . V. in Slmerifa- unb (Etta* 1 I
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lanb, fonnte bie (Entmicflung anbers oerlaufen, meil
bie 3uftäitbe in Verfeßr unb Söirtfcßaft georbnete maren
unb nicht befoitberen Gcßuß beanfprueßtett. Tiefe reichen
ßänber fonnten es ftd) baßer feßon früher leiften, beit
brahtlofen Verfeßr in großem Umfange ber Volfsuittcr»
haltitng bienftbar 31 t machen.
SBic foü nun ber beutfeße Stunbfunf ausjehen? Sluf
bie Vebeutung ber Tatfache, baß bie Sunftelepßonic rote
fein anberes S?ad)rid)tenmittel 3 ur allgemeinen Ver¬
breitung oon Slad)rid)ten, ferner für Unterhaltung unb
Veleßrung meiter Volfsfreife geeignet ift, habe id) in
einem Vortrage in ber Urania im 3aßre 1919 bereits
hingemiejen. 3 d) habe aud) oor etma 3 al)resfrift gelegen!-
lid) einer Vorführung bes SBirtfri)aftsrunb|prud)s oor
ber Sßreffc ein allgemeines Programm herüber entroidelt
unb ausgeführt, baß ein oöllig fd)ranfenlofer Tienft etma
toie in Den Vereinigten 6 taatcn, mo fid) ein großer VMrr*
toarr im ftmtfbienft entmicfelt ßat, nicht 3 mecfmäßig ift.
Tatiiber finb fid) faft alle Telegrapßenuerroaltungcn
einig, unb (Englanb ift Deshalb aud) einen eigenen V>eg
gegangen, ber oiele Vorteile bietet, aber nießt oßne
meiteres oon uns nadjgeaßmt 3 U merben braud)t. (Es
erjd)eirit oor aUent für beutfdje Verßältniffe unermün|d)t,
ben gan 3 en Unterßaltungsbienft ein|d)licßlicß bes Ve-
triebes ber Genbcftationen unb ben Verlauf oon
(Empfangsgerät einer einzigen Gejelifcßäft 3 U übertragen
unb ein Sßrioatmonopol auf einem Gebiet oon uniiber-
{eßbarer Vebeutung 3 U errid)ten, mie cs in (Englanb
gefd)eßen ift. V>ir toollen oielmeßr unter Veriicfrtd)li-
guitg ber (Erfahrungen, bie in Slmerifa unb (Englanb
gcmad)t morben ftnb, planmäßig fo oorgeßen, baß mir
auf ber einen 6 cite bie ftaatlid^e Vuffidjt über ben Tienft
— über biefe Stotmenbigteit tff »tan fid) in faft allen
Siänbern im flaren — ausüben, aber im übrigen ein
freies Gpiel ber Kräfte 3 ulaffen. SBir mollen bie Genbe-
ftellen in Teutfd)lanb oöllig neutral halten unb fie felbft
betreiben, um fie bann ben fuß bilbenöen Unterßaltungs*
gefeUfcßaften gegen Softenerftattung 3 ur Verbreitung
ißres Stad)rid)tcn= ober Unterßaltungftoffes 3 ur Ver¬
fügung 3 U ftellen Gelbftoerftänblid) fomint für Teutfcß-
lanb bei feiner 5 inan 3 lage nur eine £öfung in Vetrad)t,
bie ben Tienft finanziell oöllig trägt unb Darüber hinaus
nod) Dem Sieid), bas ben Tienft einheitlich organifiert unb
ühermad)t, (Einnahmen erfd)ließt. Slußerbem 3 mingt
unfere gan 3 e ßage 3 U einem oorfid)tigen feßrittmeifen
Vorgeßen. Söir beginnen Deshalb mit bent Tienft
3 Utiäd)ft in Verliit unb SRütt
eßen unb merben ißn bann
allmählich auf meiterc Vc=
I 3 irfe ausbeßneit. Tic Gtärfe
Der Vejirfsfntbcr mirb fo bc=
itteffen fein, baß fie mit cin=
fachen (Empfängern ittt Utn=
(reife oon 100—150 $Ulo=
metec fteßer gehört merben.
Tie Steißenfolgc unb bie Ge»
feßminbigfeit, mit ber bic
I Einführung be 3 irfsmeifc ge
1 fd)ießt, mirb 31110 mefeitt*
ließen Teil baoon abhängig
fein, in melcßetn Umfang
UiiterhaltungsgefeUfdßaften ge*
gninbet mertfen, bie Die
Aoften ber Genbefteüen auf¬
bringen unb aud) fouft ben
Tienft fman 3 ieren*
PRI1NCETON UNIVERSITY
RADIO - WOCHE
Im führenden Artikel dieser Nummer behandelt
Staatssekretär im Reidispostministerium Dr.
Bredow die neueste Errungenschaft auf tech¬
nischem Gebiet: die Rundspruchtelephonie für
Unterhaltungszwedcc. Da der amtlichen Frei¬
gabe des Rundspruchs eine epochemachende volks¬
tümliche Bedeutung zukommt, haben wir eine
neue Rubrik, die „Radio-Woche'", geschaffen, die
unsere Leser heute zum ersten Male in der Zeit¬
schrift finden Wir werden ausführlich über alles
Wissenswerte und Neue auf dem Gebiet der
Radiotelephonie berichten und unseren Lesern Ge¬
legenheit geben, aus der Praxis anderer zu lernen
und aus eigener Erfahrung Anregungen zu geben
Redaktion und Verlag der „Woche"
Dhimmcr 44
® i e ® o4e
Gelte 079
Tanz nach Radiomusik
"Ber fctitn an bem 9hmbfunt tcilnc()mcn? ?>ebcr, bei*
bie (Erlaubnis ba^u bei einem 5ernipred)amt einbolt unb
ftd) jelbft (Geräte beidjafft. batf fid) eine (fmpfangsanlage
im eigenen Seim hcrridjten unb bie non ben "Kunbfunt
fendern ausgei)enben 3tad)rid)ten aufnehmen. ©aneben
©erben bie llnterhaltungsgefellfdjaften öffcntlidje "Bor»
fiihrungen mittels 2autfpred)ers oeranitalten, au benen
jebermann gegen flahlung non einem beftimmten (Sin*
trittsgclb ßutritt Ijat.
{yiir bie int eigenen ioeim aufauftcllenbcn (Empfänger finb
ted)ttifd)e unb ’&enutjungsuoridjriftcn erlaffen. (£s biirfen
nur foldje Ooeräte oermanbt ©erben, bie geroiffen ted)=
nifdjen "Borfchriften entfpredjen. hie Anhörung ber
©arbietungen ift eine jährliche <5Sebiil)r bei Eöjung ber
Onenehntigungsurfunbe, bie jeweils fiir ein Csnl) r aus*
geftellt ©irb, 311 entrichten.
Bas bietet ber 9lunbfunt? fraft täglid) ©erben ttad)
einem oorl)er oeröffentliditen Programm ©arbietungen
aller Dlrt erfolgen. "ülufitoorträge erfter Miinftler ©erben
ab©ed)fcltt mit 'Dieben oon Kolititern, Vorträgen non
(belehrten unb Zünftlern. "Belehrung unb Unterhaltung
nicht nur für bie Grmadjfenen, fonbertt aud) fiir bie
3ugcitb ©irb geboten; (frnftes unb Weiteres joll ber
"Diunbfuitf bringen.
Qlud) Dlad)rid)ten oon allgemeinem ’3ntercffe, ©ie Beiter»
oorhenage, Gportmelbungen, Birtfdjaftsmelbungen, prat»
tijdje "Diatfd)läge aller 9lrt, follen oerbreitet ©erben.
"Bian ©irb abmarten müffen, ©eldie "Beteiligung ber
©ienft fittben ©irb, unb ob er in ©eutfd)lanb bei feiner
heutigen Sage ©irtfdjaftlid) burdjgehalten ©erben fann.
Cf ine ©efentlid)e 'Borausfeßung bafiir ift neben genügen»
bei* "Beteiligung, baß bie ('Gebühren fiir bas (Gehörte rcgel*
mäßig eiitgchen, beitn bie auffotnmenben Gummen bc»
ftimmen bie Ooiite bes Ktograntms unb entfefjeiben leßten
(£nbes über bas Gdjicffal bes beutfd)en "DUmbfunfs, ber
nur auf bem ehrlidjen ©runbfüß oon fieiftung uitb
1
1
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Gck 'gle
Original from
PRINCETON UNIVERSITY
Kummer 44
Mittel einfegen unb fidj
bemühen, bie aufeubauenbe
Organifation fo elaftifcl) unb
für fpäterc (Eittroicflungen
fo anpaffuitgsfä^ig u>ic
möglich 51t geftalten, unb
babei bie Sntereffen ber
beteiligten Greife roeitgehenb
betiicffidjiigen. Um (Sin*
feitigfeit unb SBureaufratie
3U oermetben, ift bie '©il*
bung eines Stunbfun!«
ausfehuffes beabfidjtigt,
beffen Aufgabe bie 93 e=
ratung ber Telegraphen*
oertoaltuitg in allen Sftunb*
funtaugclegenheiten unb bie
SBertretung ber Sntereffen
ber Öffentlid)feit bei ber
Durchführung bes Aunb-
funfs fein foll unb in bem
oorausfichtlicf) außer iBehör*
ben unb Abgeorbneten auch
treffe, §>attbel, 3nbuftrie,
Stunft unb AJiffenfchaft oer*
treten fein roerben. 3$or»
bebingungfiirgutesObelingen
ift bas 3 u f ammcn 9 e *) cn aller btefer Streife mit ber
9 teichstelegraphenüermaltung unb 3 ll ^iicfftcllung eigen*
niigiger Seftrebungen im Diettfte ber Allgemeinheit.
Ein fidcles Gefängnis. Zeichnung für die „Woche“ von Walter Trier
Obcgenleiftung aufgebaut unb unterhalten toerben fann.
Die 9 teichsteIegraphenoertDaltung toirb alle ihr ju
Obebote ftehenben gefeglichen unb oenoaltungstedhnifchen
Abendkonzert in der Familie. Zeichnung für die „Woche“ von Fritz Koch-Gotha
Original fro-m
PRINCETON UNfVERSITY
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Kummer 44
3) \ t OB o A f
6etie 981
PHANTASIEN EINES MALERS
Zeichnungen von Professor Adolf Hengeler. München
<7\cr 9RUnd)enec
Atabemiepro-
tefior Abolf denge¬
let, in meiten Grei¬
fen befannt ale
oortrefflidjer Seid}*
ner-dumorift toie
als Aialer, I)at im
SÖlufarionoetlag in
9Ründ)en ein fd)ön
ausgeftattetes
SDlappenroert er-
fdjeinen laffen, in
bem unter bemlitel
„bbantafien non
Abolf dengeler"
eine ÜJlenqe pban-
löftifdj-grotesfer
3eid)nungen au-
fammengetragen
tft, toie fte im V^auf
bcr lebten 3aljre
in iiberfprubelnber
©djaffenelaune ent*
ftanben finb. Aus
ben beiben blät¬
tern, bie mir Ijier
mit Genehmigung
bes Verlages roie-
bergeb$n, fieljt ber
Kunftfreunb, mit
meid) barodec
(&cu>alt bie C&cfidjte
ben RUnftler bebrängeu. ©ie 3*i<hnungen finb fpmpathifdje opiele einer in bie IBerlftatt dengelers hinein, beffen Äunft bort am ftärtften ift, too
mibeforgt arbeiten ben bbnntafie, bie aus ber Sraumroclt breugbels fie frei improoifiert. 3ngleid) geigen bie 3eid)nungen, roie roeit bcr ©raphiter
nachhaltige Anregungen empfangen hat* $as iHeiauolle ift: üJian fieht hier in folchen ©elegenhettsfd)öpfungen ben Sttaler htnter fid) auriidläfet
Digitii
Gov 'gle
Original ftom
5 RIINCETON UNSVERSi
6citc 982
3) X c ® o4«
9himmer 44
„acfyte
< ©elta>unt>er"
A/i7 sechs ühotograohischen
Aufnahmen von Publishers
Photo Service
*
Das Modell des
Denkmals
❖
Unten: Die Riesenprojek¬
tionslampe, mit der der Bild«
hauer eine bildliche Ver¬
größerung seines Entwurfs
auf die Felswand übertrug
ein Slmerifaner, ber gern Superlatioe aufeinanber häuft,
mill es garniert gefallen, bafj es Heben ©unber ber ©eit
geben foll unb nicht ein einiges baoon in Slnierita zu finben
ift. 6o l)at er ftä) benn baran gemacht, bas „©eltmunber“,
toie bie ameritanifche treffe es nennt, in (öcftalt eines ‘Dent«
ntals budjftäblicf) aus ber Crrbe ju ftampfen. Ober, richtiger
gefagt, aus bem Seifen.
(£s ift ein in eine Selstoanb gehauenes Ütelief bes (benerals
ßee, bes Anführers ber tonföberierten Gruppen roährenb bes
amerifanifebeu Bürgerfrieges. ©ie roeit es auf ftunft ‘Slnfprucf)
machen tann, ift eine Gadje für ftch; wenn aber eine mechantfche
ßeiftung ein ©eltmunber barftellen tann, fo haben bie 2lmeri-*
taner oielleid)t nicht fo unrecht mit ihrer Bezeichnung, ©enn
biefes Monument, bas größte, bas bie ©eit je gefehen hat.
Original frnm
PRIMCETON UN1VERSITY
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stummer 44
© I e ® o 4 e
Seite 983
ift in feiner Ron- |
aeption fd)on etrnas
muitberbares. (öut-
font Vorgham ift
ber — foU man
fagen Ritnftler ober
Vrdjiteft? — {eben¬
falls ber SUtontt,
ber beit (öebanteit
fafete, bie ©ranit-
rnaitb oon Stone*
mountain — ein
fteil in bie ipöfje
ragenber Seifen im
gebirgigften Seil
bes Staates C6eor-
gia — an glätten,
mit einer Silber»
fcf)id)t au iiberaie»
i)en, bas SBilb bes
(öenerate £ee bar»
auf au probieren
itnb itad) biefen
Linien in ben (£>ra-
nit tjineinmeigeln
^ l L.( a ^ cn * ... D»e Umrißlinien Unten Da
S)ie anterifamfcbe
treffe ftellt bie
llebermittbung aller Schmierigteiten biejer ßeiftung aud) gar
nidjt unter ben Sdjeffcl. §ier ein Veifpiel: „$>as SWonument
biefes „achten" $öeltmutibers toirb bie größten Roloffe ber
SBelt, mobente tote antite, toie 3u>ew erfdieitten laffen. *2>ie
großen ägpptifchen ^pramibett toerben taum auf einige
ljuubert Su& bis an bie öufe oon 2ees Vferb beratttontmen.
| Sin fechaetjuftödi-
ges £>aus mürbe
oon ber Vtittelfigur
bes Reliefs ooü«
ftänbig oerbectt
rnerben."
$>ie £auptfd)toie-
rigfeit lag natürlich
barin, bie Seid)-
nuttg auf bem Sei¬
fen feftaulcgen. 3u
biefem 3roed mürbe
basSljonmobeü bes
Reliefs photogra¬
phiert unb ein $>ia-
pofitio bergeftellt,
bas in ber nötigen
Vergröberung mit
einer Üaterna tna*
gica auf bie S^l* -
rnaitb übertragen
merbett follte. Ss
ftellte fid) aber balb
heraus, ba& teilte
Üampe ftart genug
Hauptteil des Riesendenkmals mit Sf ben
Seifen au merfen,
mähretib bteje $>iftana ber nädjfte Sßunft mar, an bem mau eine
Rainera überhaupt aufftelleu tonnte. (Experimente brachten fcfjliefe-
lid) eine ^antpe auftanbe, bereit enorme §iheentmicflung aber bas
$)iapofitiö beim erfteit Verfuge fofort fchntola. Vlfo mürbe ein
SBinbmotor amifdjett SJatitpe uub Objeftio eingebaut unb auf biefe
Sßetfe bas ^rojefttonsbilb immer längere intatt gehalten.
* b Google
Original fram
PRINCETON UNIVERSfTY
Sette 984
®it ® o d) c
Kummer 44
Bearbeitung des Felsens
mit pneumatischen Ge¬
steinsbohrern. Links : Die
Markierung der Umrisse.
Für Kopf und Hut General
Lees waren 22 000 Bohr¬
löcher nötig.
bas Aafenlod) non ©enetal
üccs ^ferö oerirrt, bas }o
tief ift, baß felbft feine SJampe
ooit bort nicht Ijcroor*
leud)tetc. (Sr hatte geglaubt,
er befäitbe fid) nod) immer
auf ber Bilbflcichc.
5 >ie gait^c Arbeit mirb
mitibefteits einen 3citraum
non *el)n 3 aßren in An¬
spruch nehmen. $)ie füblidjen
Staaten tragen bie fetje
großen Höften, ba es fid)
ja um eine (Sbruitg ber
fübftaatlichen gelben bcs
Bürgertrieges hanbelt.
_ 3» beit unteren Seil bcs
Reifens, ber nod) rnciter aus-
gcl)öl)It toirb, foll eine Orgel
eingebaut toerben; natürlich
„bie größte ber ©eit". Am
ftitße biefer Orgel foll ein
Amphitheater mit Sifcplcißeit
für 40 000 ©enfehen er-
ridjtet roerben. (Sin breiter
'Boulenarb toirb bie 20 eng-
lifd)c Steilen roeit entfernte
ftauptftabt bes Staates
Georgia, Atlanta, mit bent
'Acls oerbinben.
S)ie 3eichnung auf beit Reifen mußte fclbftoerftänblid) nachts oor fid) gehen,
ba ja bei Sageslid)t bie ^rojettion eines Bilbcs unmöglich ift. $ie
Arbeiter, jeber mit einet eigenen ftarfen Campe oerfehen, toerben oott ber
Gpitjc bes Reifens, in Ceberringen häugenb, an ber 5 c l 5ir, anb beruntergclaffeit
unb zeichnen mit toeißer garbe bie Ciitten bes projettierten Bilbes nad). Sie
toiffen natürlich niemals, au meldjem Seil bes SBilbes fie arbeiten, fonbent müffett
gana medjanifch oorgcheit. Sobalb fie in einen Schattenteil bcs Bilbes gelangen,
toerben fie oollfomnten unfichtbar; namentlich bort, rno bereits in ben Jelfeu
hineingemeißelt ift, beim bie "Bilbhaucr folgen mit ihren Snftrumenten fofort
ben Arbeitern mit ihrem SjMnfel. So toar fl. S B. ein Stemmet) toährenb
ber Arbeit plötzlich oerfchtoutiben unb man mußte erft gar nicht, mas
gefd)el)en mar unb fürchtete feßon einen Abfturj. (Sr hatte fid) aber nur in
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Original frörri
PRINCETON UNIVERSITY
ÜMtPvT mw Zug«
JO
Aufnahme der „Woche"
Aus dem Aufruf des Grafen Kanitz an die deutschen Landwirte: „Berufsgenossen, denkt an die furchtbare, unbeschreib¬
liche Not in den Städten! Denkt daran, daß tätlich wertvolle deutsche Menschenleben buchstäblich verhungern! Denkt
daran, daß ein neues glückliches Deutschland niemals aufzubauen ist, wenn die Städte sterben! Helft mir bei meiner
unsagbar schweren Aufgabe, schnellstens Lebensmittel zu schafkn — einer Aufgabe, die, wenn überhaupt einigermaßen,
dann nur mit eurer freiwilligen und verständnisvollen Mitarbeit zu lösen ist."
Graf Gerhard v. Kanitz, der neue Reichsernährungsminister
HWSnHH^
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PRINCETON UNiVERSITY
r-
6citc 986
3) i e OB o cft e
Kummer 44
DER KOMMUNISTENPUTSCH IN HAMBURG:
Blick auf den Hafen: Der Kreuzer
„Hamburg“ und Torpedoboote, die
zur Unterstützung der Regierungstruppen
bereit gestellt wurden
*
Im Oval : Reichswehr fährt in Last¬
autos zur Kampfstätte
*
Unten: Neugierige an einer Straßen¬
kreuzung
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PRINCETON UNIVERS1TY
6ettc 988
3) i < ® o ct) t
DJummec 4*
NEUE BERLINER PORZELLANPLASTIKEN
Ausstellung der staatl. Porzellanmanufaktur, Berlin
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PRINCETON UN1VERSITY
SRummcr 44
® i e <20 o ch *•
Sette 989
AUS DEM BERLINER THEATERLEBEN
Generalmusikdirektor Kleiber von der Berliner Staatsoper,
der sein erstes Orchesterkonzert für die Abonnenten der
Scherl-Blätter gab
Rechts: Szenenbild aus Swinburnes Trauerspiel „Chastelard“
in den Kammerspielen des Deutschen Theaters (Maria Fein
als Maria Stuart und Walter Janssen als Chastelard)
Aufnahmen der , Woche “
Aufnahme der . Woche"
Von links: Max Schreck, Luue Mannheim, Herr Cronheim, Carl Ebert, Agnes Straub, Walter Werner. Regie: Jürgen Fthling
Neueinstudierung von Lessings „Minna von Barnhclm“ im staat 1. Schauspielhaus
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Original from *
PRINCETON UNIVERSITY
(Sette 990
Der Hapagdampfer „Joledo", dem in Mexiko bereits wiederholt freundliche Empfänge und Ehrungen zuteil geworden sind, erhielt während seines letzten
Aufenthalts in Vera Cruz den Besuch des Präsidenten von Mexiko (1). General Obregon unternahm einen Kundgang durch das Schiff, besichtigte sämt¬
liche Passagiereinrichtungen und ließ sich die technischen Neuerungen wie Kreisel-KompaO-Selbststeuerer eingehend erklären. Nach längerem Aulenthalt
verließ der Präsident den Dampfer unter herzlichen Worten des Dankes und der Anerkennung. Kapitän W. Müller, der Kommandant der „Toledo"
Richard Eversbusch, deutscher Konsul (3)
Der Präsident von Mexiko, General Alonco Obregon, an Bord des Hapagdampfers „Toledo 11
Sitzend von links, hranz Urbig, Geschattsinliaber der Disconto-Gcsellschaft, Wirklicher Geheimer Rat Dr. Havenstcin, Präsident des ReichsbanK-
direktoriums, Maatsminister Dr. Lentze, vormaliger hinanzministcr, der Präsident der Deutschen RcntenSank, Dr. Gustav Roesicke, Mitglied des
Reichstags und des Keichswirtschaftsrats, Vorsitzender des Rcic'.slandbundcs, Geheimer Justizrat Hermann Dietrich, Vorsitzender des Vorstandes des
Generalverbandes der deutschen Raiffeisen-Gcnossenschattcn. Sichend von links: Dr. Cronc-Münzebrock, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der
„Vereinigung der Deutschen Bauernvereine", Kommerzienrat M i 11 i n t on - H e r rm a n n, Direktor der Deutschen Bank, Rciherungsrat Otto Gennes,
Anwalt des Rcichsverbandes der deutschen landwirtschaftlichen Genossenschaften, Dr. Schroedcr, Staatssekretär im Reichsfinanzministerium, Geheimer
Justurat Maximilian Kcmpncr, Vorsitz, des Reichskalirats, Direktor Hans K racincr, Vorsitz, des Wirtschaftspolitischen Ausschusses des Reichs*
Wirtschaftsrats, Dr. Brunswig, Direktor der Deutschen Bank, Herrn. Hill g er, Vorsitz, des Reichslandbundes, Dr. phil., Dr. jur. A. Kayser, Generalsekretär
der Vereinigung der deutschen Bauernvereine, Otto Keinath, Geschäftsführendes Präsid'almit lied des Zcntralverbandes des deutschen Großhandel*
Die Gründerversammlang der neuen deutschen Rentenbank
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PI
Original from . . v
ETON UNIVERSITY
Kummer 44
5) i e 5ß o c& e
6cite 991
Nachdruck verboten. — Amerikanisches Copyright by August Scherl G. m. b. H., Berlin 1923.
i.
Biarco Roffi lieg bie ^Iicfe fr eifert.
RUmäßlicß beruhigte fid) bas Bteer. Runbum trieben
Sd)iffstrümmer, ßüpften mit ben ^Bellen auf unb nicber.
0umpfes Sebraufe flang oon ber ©teile, mo bie
„2iberte"*oerfunfen mar. 0as gurgelte unb raufd)te
eine tiefe Blelobie.
5Bas jeßt? fragte ficß Roffi unb Hämmerte fid) fcftcr
an feine Blanfe. ©ollte er nod) einmal um $ilfe rufen,
nod) einmal fcßreicn, brüllen aus ßeibesfräftcn?
Sr I)olte tief Rtem unb griff meeßanifd) an ben Ret=
tungsgürtel um feinem 2cib. ©er faß feft unb prall.
Unb er blicftc über bas Rtaffer. Stein Rettungsboot mar
gu feßen. Sange mußte er bcmußtlos auf* unb nieber*
getaud)t ßaben, überlegte er.
Ruf bem glitfdjigen §olg richtete er jjcß auf. Stälte
frod) if)m über ben Rüden, mie er ben Oberleib in bie
Suft l)ob. Rafd) ließ er fid) mieber fallen, legte fid) flad)
auf bie flaute, oollfiißrtc 6d)mimmtempi mit ben Beinen.
3rgenbmo fd)riüte eine Sirene.
Sämlings fußr Btarco Rofft ßerum unb riß bie Rügen
auf. Btit ber triefenben Red)ten fußr er fid) übers Sefid)t.
Bei Sott, es mar feine 0äufd)ung: ein Stampfer ßielt
bireften Sturs auf bie Ungliidsftättc. Räßer fam er mit
jeber Sefunbe. Unb bie Btatrofen machten fid) an ben
Rettungsbooten gu fd)affen.
Sin tierifeßer Saut braeß aus bem Btann. RHe Biusfcln
fpannte er an, alle Straft trieb er in bie arbeitenben
Beine.
0a ftoppte er furg.
Stnapp oor ißm fcßaufelte ein menfd)lid)er Körper in
ben ^Bellen.
Rofft rubertc fid) ßerati, griff nad) bem ßeblofen.
Unter bem Rtaffer befam er eine $anb gu füllen, bie
etmas umflammert l)ielt. 9Bie Sifenbänber lagen bie
Ringer um ben fleinen, oieredigen Segenftanb. Sinen
Rugenblid mar aud) bas Seficßt gu feßen: ein grünlid)cs,
Ieid)t ocrquollenes Sefid)t mit großen, offenen, ftarrenben
Rügen.
hoffnungslos — fagte fid) Roffi, immer nod) beftrebt,
nad) bem ^reinben gu fifeßen. RMeber taueßte bas Rntliß
ßeroor. Unb jeßt mar es, als ob bie 3ügc ficß bemegten.
^Bieber beugte fid) Roffi oon feiner Blanfe feitmärts ins
5Baffer. Sud)te, ßafd)te unb friegte nur bie §anb mit
bem glatten Bafctcßen gu faffen. *
Sin Bliß fußr ißm burd) ben Stopf.
Rtas mod)ie bas für ein Sd)aß fein? Rtas mar es,
mas ber Srtrinfcnbc nod) im Sobesfampf frampfßaft
gmifd)en ben ßielt? 0er 3nßalt eines Scbens
oiel!eid)t — ober anberes: Solb, Sbelftcine, ein 0alis*
man-?
Btarco Roffi bad)tc nid)t meiter nad). ftiißltc nur, rote
feine Rcd)tc beut Unbefannten bas 0ing entmanb, mit
einem eingigen Rud, als menn es fo fein müßte. So
rafd) mar ber Sntfcßluß gefommen, fo blinblings aus
bem Blut.
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Unb ber 5 rcni be blieb unficßtbar, mie oerfeßludt oon
ben R3eüen. Räßer tarnen inbeffen bie Retter.
3mifcßen Sd)mimmgürtel unb Rngug flemmte Roffi
bas B a tetd)en. Sab bann 3eicßeit, marf beibe Rrme gum
grauen, rooltenoerßängten §immel.
0ie Btatrofen labten ißn unb bradjten ißn an Borb.
Scßmcr mürbe ißm bas klettern bas $aüreep ßittan. Srft
jeßt bemerttc er, mie fteif feine ©lieber roaren unb mie
bitter ißn fror. Staum tonnte er einen gufammenßängen*
ben Saß ßeroorbringen. 0eutete in feinem burd)näßten
Rngug immer nur über bie Reeling nad) ber Stelle, mo
er ben Unbeiannten feinem Sd)idfal überlaffen ßatte.
Rbcr bie Rettungsboote fanben ißn nießt.
Stma ein ßalbes 0ußenb Berunglüdter lieferten fte
naeß unb naeß ab. 3ammergeftalten maren barunter, bie
nad) bem erften Scßlud R$einbranb in Strümpfe oerfielen.
Ober gu lacßen anfingen mit irrfmnig oergerrtert Se*
fid)tern.
Ruf bem „Biarecßal $Jod)" konnte man bie Singelßeiten
ber Steffelesplofion, ber bie „ßiberte" gum Opfer ge*
fallen mar. Sin ßol!änbifd)cr S rac ßtenbampfer, ber als
erftcr gur Stelle mar, ßatte fie in alle 3Binbe gefunft.
So beftanb bie Hoffnung, baß bie Bießrgaßl ber *ißaffa*
giere unb Btannfcßaften gerettet morben fei.
Rur langfam erßolte fid) Biarco Roffi.
3n ber Sabine, moßin man ißn gefeßafft ßatte, begann
er gu mimmern unb gu fd)lud)gen. Rrgte unb Stemarbs
bemüßten ficß um ißn. 0od) er oermoeßte taum nießr gu
fagen als feinen Ramen: „Seneralbircftor Roffi aus
SBien."
„0ic Reaftion", meinte ber Rrgt unb überließ ißn
feinem Sd)idfal. Btit aUcm Rötigen mar er oerforgt —
nun möge er fd)lafen unb gufeßauen, baß er mieber
gu Straften fomme.
Unb oierunbgmangig Stunbcn Ruße ooübraeßten bas
9Bcrt
0ags barauf fpagierte Roffi mit einer Selbftoerftänb*
ließfeit auf 0ed umßer, als ob gar nießts paffiert märe.
RUe fragen ber ^affagierc meßrte er mit einer §anb=
bemegung ab:
„0as ift ooriiberl 3d) meiß nid)ts meßr — miü nießts
meßr miffen!" Unb er manbte fid) an ben gmeiten Offi*
gier: „Rtann fmb mir in Sßerbourg?" 0abei griff er
ficß mit ber breiten, flcifd)igen §anb an ben faßlen
Scßeitel. Ungebulb gitterte in feinen Porten.
„Biorgen abenb", fagte ber Offigicr.
Riarco Roffi banftc, ftieg bie 0reppe gur Stajüte ßinab
unb fd)loß fid) für ben Reft bes 0ages ein. 0ort faß er
Stunbe um Stunbe unb ßing feinen Sebanfen naeß.
Rtarum tonnte bas Sd)iff nid)t fliegen?
0iid)tig ftampfte ber „Rtared)al Jod)" burd) ben
Ogeait — aber mas bcbcutetc bas gegen feine Reroofi*
tat? Rtas bebeutete iiberßaupt alles gegen bie 3cit, in
ber er Biabelcine nid)t gefeßen ßatte? 3m 3uli ßatte
er fid) nad) Brafilien eingefd)ifft, jeßt ging es in ben
Oftober. R3as fonntc inbeffen baßeirn oorgefallen fein?
, Original from
PRINCETON UNIVERSITY
Seite 992
® ic® o cb e
Hummel 44
Sein '©lief fiel auf bas Heine, oicredige ©afet, bas oor
bem Spiegel auf bem Sims ber Toilette lag. 3 ö gernb
griff er banaeß, mag es in ber £>anb. 'Sollte feßon ben
©inbfaben. löfen, bic £>itUe aus ©acßsleinroanb öffnen.
3m lebten ©ugenblid überlegte er f d)S unb tat bas 0ing
roieber auf feinen ©laß.
Seine Sebanfcn ließen ißm nid)t 3^it, bei bem Segen*
ftanb au oerroeilen. Sie jagten ber 3eit ooraus, ftiirmten
immer roilber in bie 3 u ^ un ft hinein.
(Enblos froeß ber leßte Sag oorbei.
©ie ^um Sprung geballt ftanb ©off feßon auf 0ed,
als bic ßeucßttürme in ferner 0unfelßeit ftd)tbar mürben,
©ießt 3 U ertragen feßien ißm bas ©lanöoer an ben ge=
bueften gorts oorbei, bie gaßrt bureß ben äußeren £afen,
bas umftänblicße ©bfertigungsoerfaßren ber 3 u f aU5a
paffagicre. (Er roerbc fid) fd)on au Reifen roiffen, bebcutete
er ben ©eamten — unb roollte baooncilen. Silber man
ßielt ißn feft: ©rotofolle mürben auf genommen, ftreu$«
unb Querfragen an ißn gerichtet.
(Erft Dterunb^man^tg Stunben fpäter ftanb feine 3bcn*
tität feft. (Ein Scfcßäftsfreunb, ben er oon fionbon ßet
fannte, agnofaierte ißn aueß oor ber ©eßörbe unaroei*
heutig als Seneralbireftor ©larco SHoffi aus ©ien.
hinter ber oorgeßaltenen §anb gab ber (Englänbet noeß
furae (Erflärungen — unb bamit mar et mieber £err
feiner (Entfcßliiffe. ©efpeftooU ^ogetx bic ©eam